Das bereits im Mittelalter mit vielen Bräuchen ausgestattete Roratebeten in den frühen Morgenstunden ist Brauch und religiöse Übung der gläubigen Katholikinnen/Katholiken, das in allen Pfarren begangen wird. Unter die im letzten Jahrhundert so benannten, ausgewählten und stilisierten „Volksbräuche“ hat es nie Eingang gefunden, da es einerseits religiöse Übung ist und andererseits keine spektakulären Schauelemente enthält und sich damit jeder Altertumssuche und Germanisierung verweigerte.
Heute sind Termine zwischen 5 und 7 Uhr früh häufig, sie richten sich oft nach den Zeiten des Arbeitsbeginnes der Teilnehmer/innen und der notwendigen Fahrtstrecke zum Arbeitsplatz. Oft findet danach ein gemeinsames Frühstück im Pfarrsaal statt, nach welchem die Teilnehmer/innen direkt zur Arbeit gehen.
Die aus ländlichen Regionen stammenden Dichter/innen der Romantik wie des Realismus schildern vereinzelt die nächtlichen Kienspan-, Fackel- und Laternenzüge der alpinen Bevölkerung von den Höfen zu den Kirchen. Und wir Heutigen, denen Auto und Freizeit selbstverständlich sind, lassen uns in nostalgische Verzückung fallen. Wir wissen nicht mehr, dass Schlaf- und Nahrungsmangel, schlechte Bekleidung und die Mühsal des oft langen und beschwerlichen Weges durch Nacht und Schnee wohl auch andere Empfindungen mit sich brachten.
Ursprünglich wurden feierliche Votivmessen zu Ehren Mariens (Beatae Mariae Virgine, tempore adventus) an den Werktagen des Adventes gefeiert, die nach den Anfangsworten des Introitus „Rorate coeli“ genannt wurden.
Da die päpstlichen Genehmigungen jeweils einzelne Diözesen betrafen, ergaben sich auch Unterschiede in den Terminen. Teils vom 1. bis zum 16. Dezember, teils vom 17. bis zum 24. Dezember, an allen Werktagen oder auch nur an den heiligen Klöpfeltagen gefeiert, betete man um die Ankunft des Erlösers. Jedenfalls durfte diese Messe nur einmal täglich, in den Morgenstunden, stattfinden.
Im Mittelalter hieß die Messe auch „Missa Aurea“, die goldene Messe. „Rorate coeli“ fand im Liedanfang von „Tauet, Himmel, den Gerechten, Wolken, regnet ihn herab“ seinen Niederschlag ebenso wie im Lied „O Heiland, reiß die Himmel auf (... im Tau herab, o Heiland, fließ ...)“, die im Einheitsgesangsbuch erfasst sind und zum gängigen Repertoire der Pfarren gehören.