Sie haben persönlich sehr intensiv mit Bräuchen und kulturellen Inhalten zu tun. Wie hat sich das ergeben?
Meine Beziehung zu Kultur ist eine vielfältige. Ich wohne seit 32 Jahren in St. Leonhard und es war von Anfang an ein Bestreben, dem Ort eine Identität zu geben, es soll sich ein eigenes Leben auch bezüglich des Brauchtums ergeben. St. Leonhard ist ein Ort, der früher sehr viele Bräuche gehabt hat, die nach und nach auch teilweise verloren gingen. Es war ein Wallfahrtsort für Leute aus dem bäuerlichen Milieu – Leonhard ist Bauernpatron. Es gab auch einen großen bedeutenden Viehmarkt in St. Leonhard.
Verstehen Sie sich eher als Hüter, Bewahrer, Weiterentwickler oder Neubegründer von Bräuchen?
Ich verstehe mich eher als Innovator, da es ja so etwas wie den Adventmarkt vorher nicht gegeben hat. Mir ist es ein Anliegen, dass der Adventmarkt in St. Leonhard seine Eigenständigkeit bekommt und als Brauchtum da ist. Es sind noch mehrere Brauchtumsgruppen in St. Leonhard. Das eine sind die Weihnachtsschützen, wo auch ein Brauch aufgenommen wird, der in diesem Umfeld üblich ist – eine Identität, die mit dem Ort verbunden ist. Die Schützen haben ihre Aktivitäten, die mit dem Brauchtum verbunden sind, zum Beispiel der Leonhardiritt, wo das alte Brauchtum der Leonhard-Verehrung wieder lebendig wird. Der St. Leonharder Kirtag wird auch von den Schützen durchgeführt. Dann gibt es noch die St. Leonharder Trachtenfrauen, die die Tracht pflegen – insofern haben auch die Traditionspräger ihre Aktivitäten entwickelt. Ich habe versucht, solche Elemente zu aktivieren, die dann ins Brauchtum übergehen und ein lebendiger Brauch werden. Damit ist auch die Identität eines Ortes verbunden.
Warum und seit wann gibt es den Adventmarkt in St. Leonhard?
In den 60er-Jahren war das Ende des Viehmarktes, es gab also nichts mehr, was dem Ort Identität gab, deshalb war es mein Bestreben, in diesem Ort wieder Identität zu betonen. Ein Mittel war der Adventmarkt, der seit 1973 stattfindet und eine besondere Bedeutung hat und mehrere Zielsetzungen damit verbunden waren. Zum einen, dass kein Kitsch und kein Ramsch angeboten wird, sondern wirklich qualitätvolle Geschenke für die weihnachtliche Zeit. Zum zweiten, dass das Aufkommen des Adventmarktes einer bestimmten Institution zugutekommen soll und zwar der Lebenshilfe Salzburg. Wir bemühen uns, dass eine Vielfalt an Angebot gezeigt wird. Es gibt sehr viel Kunsthandwerk, auch sehr viele Exponate von den Werkstätten der Lebenshilfe. Ergeben hat sich dieser Markt durch die Kirchengemeinschaft und durch Bekanntschaften im Ort selbst.