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Das Bundesland Salzburg (Fläche: ca. 7.200 km²; Einwohner 2003: über 500.000) gliedert sich in sechs politische Bezirke mit 119 Gemeinden[188], in denen es über 100 Museen und Sammlungen gibt, die privat, durch Land, Gemeinden oder durch Vereine, Stifte, Firmen und ähnliche Institutionen getragen werden.
Die Leitungsstruktur ist sehr unterschiedlich. Einige Museen in der Stadt gelten als betriebsähnliche Einrichtungen des Landes, agieren selbstständig mit eigenem Statut und Kuratorium mit beratender Stimme von Stadt und Land und/oder Bund. Etwa 75 fast ausschließlich ehrenamtlich geführte Einrichtungen sind im 1953 gegründeten Arbeitskreis Heimatsammlungen – Forum für Orts-, Regional- und Fachmuseen[189], der seit 1956 dem Salzburger Bildungswerk zugeordnet ist, zusammengeschlossen. Beraten und betreut werden diese Museen zusätzlich vom Referat Salzburger Volkskultur (seit 2017: Referat Volkskultur, kulturelles Erbe und Museen), das auch für die finanzielle Förderung (Grundlage: Salzburger Kulturförderungsgesetz) zuständig ist.
Das Salzburger Bildungswerk (bis 2009, seit Oktober 2009 der Landesverband Salzburger Museen und Sammlungen) und das Referat Salzburger Volkskultur (seit 2017: Referat Volkskultur, kulturelles Erbe und Museen) organisieren jährlich ein bis zwei Tagungen, zum Teil mit Exkursion, sowie ganz- und halbtägige Weiterbildungsveranstaltungen zu ausgewählten Themen der Museumsarbeit. Die Angebote sind für die Mitarbeiter/innen der Salzburger Regionalmuseen[190] frei. Zur Unterstützung der Vereine werden auch Fachleute vermittelt. Ein gemeinsames EDV-Inventarisierungsprogramm ist vorhanden.
Nach der ältesten Museumsgründung, dem Salzburger Museum Carolino Augusteum (SMCA, seit Mai 2007 Salzburg Museum), 1834, wird 1882 das erste Heimatmuseum in Hallein eingerichtet, das als solches heute nicht mehr besteht. Bis 1945 entstehen die Heimatsammlungen in Bad Gastein und Rauris (gegründet 1937). In den 1950er-Jahren kommt es zu drei, in den 1960er-, 1970er- und 1980er-Jahren zu jeweils etwa zwölf Neugründungen. Die 1990er-Jahre sind durch einen Museumsboom gekennzeichnet – es entstehen 15 neue Museen, u. a. Hundsmarktmühle Thalgau-Egg, Tauernstraßenmuseum Eben i. Pg., Nationalparkmuseum Hüttschlag, Stille-Nacht-Museum Hallein, Marmormuseum Adnet, Bergbaumuseum Hütten-Leogang (Umbenennung in Bergbau- und Gotikmuseum Leogang, 2003 Erweiterung der Ausstellungsfläche um einen unterirdischen Zubau), Heimathaus Saalbach-Hinterglemm mit Skimuseum, Salzburger Landesskimuseum Werfenweng, Seelackenmuseum St. Veit i. Pg., Radiomuseum Grödig, Puppenstubenmuseum Hintersee, Museum AgriCultur Schleedorf (wurde 2008 aufgelöst).
Seit dem Jahr 2000 befinden sich mehrere Museumsprojekte im Konzept- bzw. Aufbaustadium, so zum Beispiel Museum für Eiszeit und Klima in Henndorf (EuRegio-Projekt) (nicht realisiert), Torf- und Glasmuseum in Bürmoos (2013 eröffnet), Stadtteilmuseum Liefering (als Kulturwanderweg realisiert), Wehrgeschichtliches Museum in der Stadt Salzburg (realisiert), Norikermuseum in Niedernsill (2010 eröffnet), Anton-Faistauer-Zentrum in Maishofen, Rendl-Haus in St. Georgen bei Salzburg, die Abteilung Keramik im Museum im Einlegerhaus in Obertrum (realisiert).
2001 wird das Museum Freilichterlebnis 7 Mühlen eröffnet, und nach Umbau sind das Museum im Fürstenstöckl in Ebenau und das Bergbaumuseum in Mühlbach am Hochkönig wieder öffentlich zugänglich, 2001/02 werden in Seeham die musealen Einrichtungen des Teufelsgrabenprojektes[191] realisiert, 2002 das Museum am Kastenturm in Bischofshofen[192] als Archäologiemuseum, der erste Teil des Tauernbahnmuseums in Schwarzach , das Pfarr- und Wallfahrtsmuseum in Mariapfarr sowie ein neuer Teil des Museums in der Fronfeste in Neumarkt a. W. und 2003 das Museum Hüttau-Erze und Mineralien eröffnet. In der Stadt Salzburg nähert sich die seit Jahren diskutierte Neuordnung der Museen der Umsetzung: Zum Rupertinum (Museum der Moderne Salzburg – Rupertinum) kommt das Museum am Mönchsberg (MaM) (Museum der Moderne Salzburg – Mönchsberg) dazu und das SMCA (seit 2007 Salzburg Museum)[193] bereitet seine Neustrukturierung und Umsiedlung in ein neues Gebäude vor.
1946 wird die Dienststelle für Heimatpflege im Amt der Salzburger Landesregierung eingerichtet. 1953 bildet sich der Arbeitskreis Heimatsammlungen mit wissenschaftlicher Unterstützung der damaligen Leiterin des Salzburger Museums Carolino Augusteum, Dr. Friederike Prodinger, und schließt sich 1956 dem neu gegründeten Salzburger Bildungswerk an. 1959 wird die Heimatpflege (1993 umbenannt in Referat Salzburger Volkskultur, seit 2017 Volkskultur, kulturelles Erbe und Museen) mit der Vergabe von Fördermitteln an die Heimatsammlungen beauftragt und 1978 ein Dienstposten für einen Volkskundler/eine Volkskundlerin zur Verfügung gestellt, der/die u. a. die Heimatmuseen zu betreuen hat.
Die Aufgaben des Referates umfassen die Betreuung und Förderung der in einem Dachverband zusammengeschlossenen volkskulturellen Verbände des Landes sowie des externen Arbeitskreises Heimatsammlungen im Salzburger Bildungswerk (seit Oktober 2009 im Landesverband Salzburger Museen und Sammlungen). 1994 wird auf Ansuchen der Salzburger Heimatmuseen eine Servicestelle im Landesverband Salzburger Volkskultur (seit 2011 Forum Salzburger Volkskultur) eingerichtet. Seit 2000 gibt es den Posten eines Museumsreferenten/einer Museumsreferentin im Referat Salzburger Volkskultur (seit 2017 Referat Volkskultur, kulturelles Erbe und Museen), einem Referat der Kulturabteilung des Landes, der/die für die Regionalmuseen zuständig ist.
Ein Museum wird in Art. 2 Abs. 1 der ICOM-Statuten definiert als eine „gemeinnützige ständige Einrichtung, die der Gesellschaft und ihrer Entwicklung dient, der Öffentlichkeit zugänglich ist und materielle Zeugnisse des Menschen und seiner Umwelt für Studien-, Bildungs- und Unterhaltungszwecke sammelt, bewahrt, erforscht, vermittelt und ausstellt.“[195]
Die Säulen der Museumsarbeit sind also:
Sammeln, d. h. eine Sammlung nach einem Sammelkonzept zu besitzen oder nach den Zielen des Museums zu erwerben.
Bewahren, d. h. die Museumsverantwortlichen sind verpflichtet, das Sammlungsgut nach konservatorischen, sicherheitstechnischen Richtlinien aufzubewahren und entsprechend zu dokumentieren[196] (Karteikarten, Inventarbuch, EDV-gestützte Katalogisierung).
Erforschen, d. h. das Museumsgut wissenschaftlich zu bearbeiten oder bearbeiten zu lassen.
Ausstellen, d. h. einen repräsentativen Teil des Bestandes der Öffentlichkeit in anschaulicher Form aufbereitet zugänglich zu machen.
Vermitteln, d. h. möglichst viele unterschiedliche didaktische und pädagogische Methoden einzusetzen, um dem Besucher die Inhalte des Museums verständlich und erlebnisreich nahezubringen.
Museen brauchen in Zeiten steigender Konkurrenz aus anderen Freizeit- und Kulturbereichen mehr denn je eine eigene Identität. Die Museumsbetreiber sollten sich über ihre Ziele im Klaren sein und diese auch schriftlich niederlegen. Die Zielvorstellungen sollten bei der alltäglichen Arbeit im Museumsalltag stets präsent sein und auch den Museumsbesuchern kundgetan werden. Auf diese Weise können Besucher wie Museumsverantwortliche die Einhaltung der gesteckten Ziele überprüfen.
Auch die Notwendigkeit von Sammelkonzepten unter Berücksichtigung von lokal-, regional- oder talschaftspezifischen Schwerpunkten und als Abgrenzung zu bereits bestehenden Museen und Sammlungen scheint gegeben. Das gleiche gilt für Museums- und Ausstellungskonzepte[198] – sie sollten im Überblick eine strukturierte Darstellung des Ist-Zustandes und der geplanten Aktivitäten widerspiegeln. In der Umsetzung, also im Museum bzw. in der Ausstellung selbst, sollte sich die strukturierte Darstellung – von Inhalten – fortsetzen. Der „rote Faden“ durch das Museum muss erkennbar sein. Dabei soll in der Präsentation ein spannungsreiches Miteinander von authentischem Originalobjekt und inszenierter Vermittlung spürbar und erlebbar werden, muss es in der Gestaltung um das Sichtbarmachen von historischen, sozialen, wirtschaftlichen, politischen Zusammenhängen gehen, um das Aufwerfen von Fragen und Antworten, um den Freiraum zum Entdecken, um das Erlebnis Museum.
Museen legten ihr Augenmerk lange Zeit hauptsächlich auf die klassischen Aufgaben des Sammelns und Bewahrens. Das bewirkte zwangsläufig eine Anhäufung von Objekten in den Schauräumen. Will ein Museum lebendig sein, braucht es Raum zur Entfaltung sowohl für das ausgestellte Objekt als auch für den Besucher. Das bedeutet, dass die Dichte an Objekten in den Ausstellungsräumen wesentlich geringer als im Depot bzw. die Depotflächen größer als die Ausstellungsflächen sein sollten.
Das Depot ist nicht nur als bloßer Aufbewahrungsort[200] von Museumsgegenständen zu sehen, sondern als Ort für Forschung und Dokumentation, der der Erhaltung von Kulturgütern dient. Es ist nicht Rumpelkammer, sondern Schatzkammer, denn es beinhaltet meist den umfangreicheren Teil des Sammlungsbestandes eines Museums. Deshalb sollte es zweckmäßig und nach konservatorischen Richtlinien aufgebaut und ausgestattet sein, d. h. es sollte problemlos – ohne über Berge von Gegenständen steigen zu müssen[201] – zugänglich sein, die schnelle Auffindbarkeit von Objekten garantieren (hängt eng mit der Inventarisierung und der Ordnung im Depot zusammen) und über ein geeignetes handliches Aufbewahrungssystem verfügen. Bezüglich Sicherung sollten die gleichen Vorkehrungen getroffen werden wie für die Ausstellungsräume.
Kulturhistorische Museen – wie Regionalmuseen, Freilichtmuseen, Stadtmuseen, Landesmuseen – sind Einrichtungen, die Werden und Entwicklung der lokalen bzw. regionalen Kultur sichtbar machen, authentische dreidimensionale Zeugnisse dieser Entwicklung bewahren und ausstellen und somit die Besonderheit oder Eigenart einer Region stärker bewusst machen. Regionalmuseen ermöglichen einerseits dem einheimischen Besucher das Erfahren der eigenen Geschichte und Kultur und andererseits dem Touristen – gegenüber großen Zentralmuseen (Landesmuseen) – einen inhaltlich fassbaren, begreifbaren Einblick in einen bestimmten Themenbereich (Fach-/Spezial-/Schwerpunktmuseum) oder begrenzten regionalen Raum (Lokal-/Bezirksmuseum).
Museen erfüllen einen gesellschaftspolitischen Auftrag, wenn sie Identifikation[202] bei der Bevölkerung erzeugen und das Bewusstsein für gewachsenes Vergangenes, Gegenwärtiges und in die Zukunft Gerichtetes fördern und vertiefen.
Um in der Gesellschaft noch stärker verankert zu sein, genügt es nicht (mehr), bloß Hort der Aufbewahrung von Kulturgut zu sein und „hübsche“ oder „behübschte“ Geschichte darzustellen. Sollten Museen nicht vielmehr Orte der Auseinandersetzung mit Geschichte sein, die Menschen anregen, über das Dargestellte, Gesammelte nachzudenken und zu diskutieren? Dies kann durch Design und ausgewählte aufbereitete Information in der Ausstellung geschehen, aber auch durch zusätzliche Veranstaltungen.
Museen haben eine Bildungsfunktion, in gleichem Maße kommt ihnen als Erlebnisorte, als Orte der Begegnung und der Kommunikation immer mehr an Bedeutung zu. Ein Großteil der Regionalmuseen ist räumlich stark eingeschränkt. Doch ist ein multifunktionaler Raum innerhalb des Museumsbereiches von großem Nutzen: für Sonderausstellungen, für Dia-Vorträge, für literarische Abende, für Adventveranstaltungen, für Geburtstags- und andere Jubiläumsfeiern, für Workshops und vieles mehr. Wünschenswert ist dabei, dass diese Veranstaltungen mit den Inhalten des Museums in Zusammenhang stehen – aber warum nicht einfach nur so ein Fest im Museum[203] feiern – unter der Voraussetzung, dass die Objekte keinen Schaden nehmen!
Mit Sonderveranstaltungen können neue Besucherkreise angesprochen und als künftiges Museumspublikum gewonnen werden bzw. können diese ihr erworbenes und erlebtes Wissen als Multiplikatoren weitergeben. Sammlungen, die nicht in der Dauerausstellung zu betrachten sind, kann neues Leben eingehaucht werden.
Vermitteln heißt Kommunikation herstellen zwischen Besucher und Objekt, durch Museumsdidaktik, Museumspädagogik, auch durch Öffentlichkeitsarbeit.
Es ist von außerordentlicher Bedeutung, dass der Besucher im Museum emotional angesprochen wird. Dabei sind folgende Grundüberlegungen wichtig: weniger ist mehr; das Wesentliche vom Unwesentlichen trennen; was muss der Besucher wirklich wissen; Besucher sind zu 80 % Laien und keine Fachwissenschafter; alle Sinne ansprechen – Sinn und Sinnlichkeit berücksichtigen; Atmosphäre schaffen; Eigenaktivität wecken und abdecken; Entdeckungsfreude ausnutzen; Schaulust befriedigen (Farbe, Material, Beleuchtung, Hintergrund); Abwechslung schaffen.
Dabei sind unterschiedliche didaktische und pädagogische Methoden einzusetzen, die eine Beziehung zwischen Museum und Besucher unter Berücksichtigung der Eigenart der Museen und Museumsobjekte und der Eigenart der Besucher herstellen sollen.
Der Salzburger Arbeitskreis für Museumspädagogik[204] bemüht sich um eine erlebnisreiche, aktionsorientierte Vermittlung von Inhalten in den Salzburger Museen.
Kulturhistorische Museen (Regionalmuseen, Freilichtmuseen u. Ä.) beherbergen Objekte, die sich durch Originalität, Dreidimensionalität und Authentizität auszeichnen. Die Museumsgegenstände sind Originale mit teilweise bestimmter Funktion und Information, die im Museum aus dem ursprünglichen Kontext gerissen gezeigt werden. Sie sprechen meist nicht von selbst oder nicht deutlich genug und müssen daher zum Sprechen gebracht werden. Dies kann auf unterschiedliche Weise geschehen:
durch die Art der Präsentation, durch die Raumgestaltung (meist für die Einzelbesucher) und
durch zusätzliche Angebote für bestimmte Zielgruppen (meist für Gruppen jeglicher Art).
Beim Anbieten von Information ist auf die „Eigenart“ des Besuchers einzugehen beziehungsweise sollte die angepeilte Zielgruppe analysiert werden.
WER ist der/die Besucher/in? WARUM kommt er/sie? WIE verhält er/sie sich im Museum?
Dabei spielen Geschlecht, Herkunft, Bildung, Alter; Begleitung (einzeln, Gruppe, befreundet/unbekannt, Klasse) eine ebenso große Rolle wie positive und negative Interessen, Kenntnisse, Einstellungen, Anschauungen, Erwartungen, Fähigkeiten (Ausdauer, Geduld, Einfühlungsvermögen, Aufnehmen von qualitativen und quantitativen Reizen) sowie das Maß an Neugier und die Bereitschaft/Empfänglichkeit für Neues, Fremdes. Auch die Besuchsmotivation ist zu berücksichtigen: Kommt jemand freiwillig oder wird er durch gewisse Umstände (Schulklasse, Vereinsausflug u. Ä.) zum Museumsbesuch „gedrängt“ bzw. überredet. Das Erstellen zielgruppenspezifischer Angebote ist daher eine wichtige Aufgabe in der Vermittlung.
Die Vermittlung[206] beginnt bereits vor den Museumstoren mit entsprechender Öffentlichkeitsarbeit, Hinweisschildern, Parkmöglichkeiten u. Ä. und setzt sich im Museum fort mit gut sichtbar angebrachten Orientierungshilfen und später in der Schausammlung. Die permanente Ausstellung (Dauerausstellung)[207] soll dem allgemeinen Museumspublikum die Objekte als Träger von Botschaften, als authentische dreidimensionale historische Dokumente näherbringen und sie in einen wirtschafts- und sozialgeschichtlichen Kontext stellen. Eine logische, anschauliche, überschaubare, sorgfältige Anordnung und Inszenierung von Objekten – Wissensvermittlung muss nicht konträr zum Musentempel stehen! – und ein sinnvoller Einsatz von interaktiven Stationen (Selbsttätigsein anregen, etwas in Bewegung setzen können etc.) ist zu gewährleisten, wobei konservatorische Überlegungen zu berücksichtigen sind.
Auf Texte/Beschriftung[208] in Museen sollte vielfach mehr Augenmerk gelegt werden.[209] Arbeitsblätter, Suchspiele, Quiz sind didaktisch aufbereitete Unterlagen für bestimmte Zielgruppen, mit kognitivem Schwerpunkt; enthalten Wissensfragen, Suchaufgaben, Bewertungsfragen, Zusatzinformationen, erläuternde Zusammenhänge und erfordern mehr oder weniger Betreuung.[210] Museumspädagogische Programme[211] (auch für Erwachsene!) sollen eine Verbindung von Führung/Dialog und hohem aktiven praktischen Anteil[212] sein, der möglichst viele Sinne anspricht.
Die zu einem hohen Prozentsatz immer noch ehrenamtlich hervorgebrachten Leistungen in Museen werden sehr oft unterschätzt, da der Stellenwert häufig ausschließlich an den Besucherzahlen gemessen wird. Die vielfältige Museumsarbeit, die – auch in Kleinmuseen – über ein Auf- und Zusperren und gelegentliches Abstauben weit hinausgeht, wird oft übersehen bzw. übergangen. Das Erfassen der Bestände, das wissenschaftliche Bearbeiten von Objekten, das Vermitteln der Geschichte durch entsprechende Gestaltung und persönliche Betreuung von Gruppen, das Publizieren, die Organisation von Ausstellungen und Veranstaltungen, die Reinigung, das Auftreiben von Fördermitteln und überhaupt die finanzielle Gebarung, die Öffentlichkeitsarbeit, das Vorbereiten von Pressetexten, das Organisieren guter Fotos, die Mitarbeiter- und Mitgliederwerbung und vieles mehr sind meist Arbeiten im Hintergrund, die unentdeckt, oft unbedankt bleiben.
Viele Museen arbeiten auf Minimalbasis – personell wie auch finanziell. Im Bundesland Salzburg ist die Mehrzahl der Museen ohne professionelle hauptamtliche Leitung. Dennoch ist die breite Palette der Museumsaufgaben zu erfüllen. Daher muss für Bund, Länder und Gemeinden die Frage der Honorierung von Arbeit in und für Regionalmuseen ein zentraler Bestandteil in der Diskussion um Qualität sein. Für Förder- und Beratungsstellen in Salzburg[213] ist daher das Bereitstellen von und die Unterstützung für Mitarbeiteraus- und -weiterbildung ein wesentlicher Bestandteil zukunftsorientierter Arbeit in den Lokal- und Regionalmuseen.
Museen sollen – hält man sich an die ICOM-Definition – zwar nicht auf Gewinn ausgerichtete Institutionen sein, allerdings verlangt eine Hebung der Qualität zunächst Investitionen – sei es nun in der Präsentation selbst (wie Schwerpunktsetzung und zeitgemäße Vermittlung der Inhalte), im Ausbau der Infrastruktur (wie ausreichende Beschilderung, Parkflächen, Sanitäreinrichtungen, Museumsshop, EDV-Ausrüstung und Internet-Auftritt) oder in der Bereitstellung von Werbeunterlagen – und gewisse monetäre Einkünfte aus Eintritten, Veranstaltungen und Mitgliedsbeiträgen, aus Subventionen von Bund, Land und Gemeinden, aber auch durch Sponsoren, Baustein-Aktionen u. Ä.
Für besonders umsichtig, wirtschaftlich und weitblickend geführte Museen wurden mittlerweile auf Bundes- und Länderebene verschiedene Auszeichnungen mit entsprechenden Qualitätskriterien geschaffen: der Österreichische Museumspreis, der Salzburger Museumsschlüssel und der Salzburger Kulturgüterpreis[214], der Spezialpreis für Kommunikation im Museum, das Österreichische Museumsgütesiegel .[215]
Die Zahl der Museen ist in Österreich kontinuierlich gestiegen und gipfelte in den 1980er-Jahren in einem Museumsboom, der immer noch anzuhalten scheint. Viele Initiativen gehen in den vergangenen Jahren nicht nur mehr von leidenschaftlichen Sammlern, sondern auch von Gemeinden und Tourismusverbänden aus. Das Museum wird als Werbefaktor für die Tourismusbranche[216] und somit als Wirtschaftsfaktor[217] für einen Ort oder eine Region entdeckt. Die Fülle gleichartiger Museen, vor allem im heimatkundlich-volkskundlichen Bereich macht eine effiziente Bewerbung heutzutage schwierig. Wodurch unterscheidet sich mein Museum von anderen? Welche Einzigartigkeit kann ich bieten, um Besucher anzuziehen? Wie und mit wem könnte ich kooperieren, um dem Besucher ein attraktives, sich ergänzendes Angebot zu bieten? Diese und ähnliche Fragen tauchen in den letzten Jahren verstärkt auf.
Aus diesem Grund besteht in den Bundesländern zunehmend der Trend, Museumsverbünde[218], Museumsstraßen, Themenwege und -parks zu schaffen, um gemeinsam(e) Projekte und Ideen verfolgen und vermarkten zu können. Dadurch können Schwerpunkte und Angebote der Museen besser aufeinander abgestimmt, individuelle Stärken betont, das Know-how gemeinschaftlich genutzt und einzelne Museumsarbeiten (z. B. Vermittlungsarbeit; Gestaltung; Öffentlichkeitsarbeit) in professionelle Hände gelegt werden. Dabei wird aber auch die Kooperation mit fachfremden Institutionen forciert, werden Vernetzungen mit Tourismusbetrieben, Bauernhöfen und anderen Einrichtungen eingegangen[219].
1946 wurde der Internationale Museumsrat ICOM (International Council of Museums) als eine nichtstaatliche Organisation (NGO), die der UNESCO angeschlossen ist, gegründet. Er ist ein Berufs- und Interessensverband, der sich für die Belange im Museumswesen und für die Professionalisierung in diesem Bereich einsetzt und den internationalen Austausch fördert. Das Generalsekretariat befindet sich in Paris.
ICOM hat Richtlinien zur Definition und zur Führung eines Museums ausgearbeitet und entwickelt diesen Kodex der Berufsethik ständig weiter. ICOM besteht aus 108 nationalen Komitees, 28 internationalen Fachkomitees sowie mehreren regionalen und angegliederten Organisationen. Das Österreichische Nationalkomitee ist bemüht, auf Grundlage der Vorgaben von ICOM die Interessen der ICOM-Mitglieder in Österreich wahrzunehmen, aber auch internationale Museumstrends und -entwicklungen im Inland bekannt zu machen.
Neben ICOM-Österreich ist der 1981 gegründete Österreichische Museumsbund (Museumsbund Österreich, MÖ) als Plattform für die österreichischen Museen und Museumsverantwortlichen zu nennen. Durch die Herausgabe der Zeitschrift „Neues Museum“ und des „Verzeichnisses lieferbarer Publikationen österreichischer Museen“ sowie durch die Abhaltung von Tagungen fördert er die Information seiner Mitglieder.
Im Bundesland Salzburg gibt es zwei Betreuungseinrichtungen für die Salzburger Regionalmuseen, den Arbeitskreis Heimatsammlungen im Salzburger Bildungswerk (seit 2009 Landesverband Salzburger Museen und Sammlungen) und das Referat Salzburger Volkskultur (seit 2017 Referat Volkskultur, kulturelles Erbe und Museen).
[189] Bis 2009, seit Oktober 2009 im Landesverband Salzburger Museen und Sammlungen.
[190] Anm. der Autorin 2017: Der klassische Überbegriff „Heimatmuseen“ wurde aufgrund der Schwerpunktbildungen im letzten Jahrzehnt durch den Begriff „Regionalmuseen“ ersetzt.
[191] Geschichte der Armbrust, Brechelbad (abgebrannt 31. Dezember 2014), Röhrmoosmühle
[192] Seit Februar 2015 geschlossen, neuer Standort als Museum Bischofshofen im Besucherzentrum Geopark Erz der Alpen, http://geopark-erzderalpen.at/bischofshofen/ bzw. http://museumsverein-bischofshofen.at/.
[194] Weiterführende Literatur siehe: [Waidacher 1994].
[195] [BognerD 2002]. Diese Definition ist eine auf der Geschichte des Museums basierende, aus der Sichtweise von Museumsfachleuten entwickelte Definition, die als Handhabe für die Leitung eines Museums dienlich ist. „Die Non-Visitors, das sind ca. 95 % der Bevölkerung, können damit aber nichts anfangen.“ Bogner glaubt, die Identitätskrise der Museen bestehe in der Diskrepanz zwischen dem, was im Kreis der Museumsleute und der Fachgruppe aus der Geschichte gewachsen ist, und dem, was die Bevölkerung vertritt.
[197] [Stellwand] 10/2 (2002), „Einmalig und unverwechselbar“ – Museumsleitbilder als roter Faden in die Zukunft.
[199] [Repp 1998b].
[200] Sei es aus konservatorischen oder sicherheitstechnischen Gründen oder ganz einfach, weil das Objekt nicht in das gegenwärtige inhaltliche Konzept der Ausstellung passt.
[201] Depot sollte nicht mit Deponie gleichgesetzt werden!
[202] [Luidold 2002], S. 104. „Dieses Projekt macht deutlich, dass sich volkskulturelle Vereine für ortsbezogene Themen engagieren, wenn sie sich damit identifizieren können. Dass diese Identifikation tatsächlich stattfinden kann, braucht es neben der ‚zündenden Idee‘ und den finanziellen Mitteln auch die ‚Vermittler‘, die ein gemeinsames Vorhaben vorantreiben.“
[203] Zum Beispiel Museumshoagascht im Seelackenmuseum in St. Veit im Pongau oder Ehrungsfestakte für verdiente Mitarbeiter/innen.
[204] [Bittricher/Krön 2001]. – Vgl. auch [Stellwand] 10/4 (2002), „Besucher“.
[205] [Prasch-Bittricher 1994]. – [Treinen 1988].
[207] Die temporäre Ausstellung (Wechsel-, Wanderausstellung, saisonale Ausstellung) bietet die Chance, Sammlungen/Themen aus dem Depot strukturiert und vertieft darzustellen. Hierbei besteht auch die Chance des Einsatzes neuer Ausstellungstechniken. Eine Sonderform kann „die rollende Ausstellung“ sein (z. B. Museumsbus) – nach dem Motto: Das Museum kommt zu den Besuchern. Diese Art von Ausstellung ist werbewirksam, aber kostenaufwendig (Konzeption, Umsetzung, Wartung, Chauffeur, Organisation der Zielorte).
[208] Wünschenswert ist eine informative, wissenschaftlich einwandfreie, anregende, von Größe und Verständlichkeit her lesbare Hintergrundinformation mittels Raum-/Übersichts-/Bereichstexten (auf Tafeln, Fahnen, Transparentplatten usw.) und sinnvoller Objektbeschriftung (was? wozu? wofür?). Vgl. auch [Kaindl-Ranzinger 2001]. – [Habasta 2001]. – [Vitovec 2001a]. – [Dawid/Schlesinger 2002]. – [Heinje 1991]. – [Ognibeni 1988].
[209] Saalzettel (eventuell zum Sammeln mit Infomappe) sind unterstützend bei der Museumsbetrachtung und bieten Hintergrundinformation. Sie sind außerdem ein geeignetes Medium für fremdsprachige Information! Kataloge, Broschüren, Bücher als weiterführende und informativ vertiefende Vermittlungsmedien werden eher zum Nachschlagen, Nachlesen und Nachdenken als Führer durch die Sammlungen während des Museumsbesuches, meist jedoch erst nach dem Museumsbesuch erworben. Kinder-/Juniorkataloge sollen die Ausstellung kindgerecht mit Suchspielen und anderen gemeinsam (mit den Eltern zum Beispiel) zu lösenden Aufgaben erkunden. Auch wenig aufwendige Erkundungsbögen zu einzelnen Abteilungen/Themen können Denkanstöße bei der Museumsbetrachtung liefern.
[210] Vorteilhaft ist dabei, dass Raum für eigenes Schauen, für Gruppenarbeit und für Eigenaktivität möglich ist und die Auseinandersetzung gefördert wird. Es besteht allerdings die Gefahr, dass sich die Beteiligten auf das Ausfüllen konzentrieren und die Möglichkeit der Eigenaktivität nicht erkennen. Die Führung, häufigste Art der personalen Vermittlung, kann frontal oder gesprächsorientiert verlaufen. Empfehlenswert ist ein Angebot von themenorientierten Schwerpunktführungen. Die Qualität hängt von Wissen, Schulung und Persönlichkeit des Vermittlers (Führers oder Museumspädagogen) bzw. vom Eingehen auf Bedürfnisse, Meinungen, Beobachtungen und Vorwissen der Besucher ab. Um einen Überblick über ein Museum bzw. eine Ausstellung zu bekommen und durch die Frage-Antwort-Möglichkeit bevorzugen viele Museumsbesucher die Führung als Hauptinformationsquelle.
[211] Die Fülle von Themen, Inhalten und Objekten in Museen werden portioniert, gegliedert und unter einem Schwerpunkt mit den Besuchern erarbeitet. Der kreative Teil muss mit dem Gesehenen, Gehörten, Erfahrenen im Museum/in der Ausstellung in engem Zusammenhang stehen. Bloße Bastelarbeiten um des Tuns willen sind hier nicht gemeint!!! Museumspädagogische Projekte können z. B. mit Schulklassen/Lehrlingen erfolgen; Projektablauf wird gemeinsam entwickelt und teils in der Schule/Lehrlingsausbildung, teils im Museum umgesetzt; auch in der Freizeit möglich, z. B. mehrtägige Ferienprogramme: Arbeiten an historischen Originalschauplätzen in Verbindung mit dem örtlichen/regionalen Museum; enger Bezug zu den Museumsexponaten erforderlich! „Packages“: Anbieten von Programmen im Museum in Verbindung mit dem Umland; z. B. Themenführung oder museumspädagogisches Programm mit Exkursion zu historischen Originalschauplätzen oder lebendigen Stätten wie Bauernhöfe, Fabriken oder Ähnliches.
[212] Zeichnen, Malen, Gestalten, Musizieren, Kochen, Rollenspiel u. Ä.
[213] Um die ehrenamtlichen Leiter/innen in doppelter Weise zu unterstützen, berät das Referat Salzburger Volkskultur (seit 2017 Referat Volkskultur, kulturelles Erbe und Museen) bezüglich Fachpersonal und fördert den Zukauf für Projekte und wissenschaftliche Forschung (z. B. Museumsgestalter/innen, Architekt/innen, Designer/innen, Bühnen- und Kostümbildner/innen, Beleuchtungsfachleute, Fachwissenschafter/innen, Museumspädagog/innen usw.). Vgl. auch [Kammerhofer-Aggermann/Weiß 2002], insbes. S. 1 ff. und S. 223 ff. – Siehe auch UNV, 2001 proklamierte die UNO als das Internationale Jahr des Ehrenamts.
[214] Anm. der Redaktion: Der Salzburger Kulturgüterpreis wurde in den Jahren 2001 bis 2004 vergeben.
[215] Vgl. auch [Vitovec 2002a].
[219] Vgl. KärntenCard.