Ein reiner Sympathieträger ist die Figur des Hans Wurst gewiss nicht. „Bin ich denn ein Hans Wurst”, lautet oft die Aussage eines Menschen, dem Leid, Ärger oder Kränkung widerfahren ist. Wer ist Hans Wurst? Eine historische Figur gewiss nicht, aber sie steht in einem historischen Kontext. Ihre Wurzeln gehen auf das späte 17. Jahrhundert zurück. In seiner etwas grotesken Ausformung finden sich barocke Anspielungen auf gnomenhafte, verwachsene Gestalten.
Der eigentliche Schöpfer der Hans Wurst-Figur, Joseph Anton Stranitzky (1676 –1726), war um 1700 am Hof des Salzburger Fürsterzbischofs und fand im Zwerglgarten bereits die Monatsfigur des Hans Wurst vor. Weiters traf er auf Dulten die Figur des Zielerers: Auffällig gekleidete Menschen, die gestikulierend, spielend und singend die Treffer bei Schießveranstaltungen anzeigten. Gewiss hat Stranitzky auch Sauschneider kennen gelernt, die durch ihre Berufstracht aber noch mehr durch ihre Pfiffigkeit auffielen. Sie waren schließlich eine Art von Nachrichtenkolporteuren und Unterhaltern, wie viele wandernde Berufsgruppen auch, etwa die Störhandwerker. Schließlich wusste sich Stranitzky mit seinen „teutschen Komödianten” gegen die anfangs übermächtigen „welschen” Kollegen durchzusetzen, deren Zugpferd Arlecchino/deutscher Harlekin war, der derb-komische Diener der Commedia dell'Arte, der italienischen Stegreifkomödie, die um 1550 entstanden, von wandernden Berufsschauspielern aufgeführt wurde.[615]
Stranitzky war Theaterdirektor (ab 1712 Kärntnertortheater in Wien), Stückeschreiber und Hauptdarsteller; seine „Haupt- und Staatsaktionen” waren Satiren auf die klassischen Operndramen wie etwa „Die Enthauptung des weltberühmten Wohlredners Ciceronis”, oder „Triumph römischer Tugend und Tapferkeit oder Gordianus der Große”, oder „Die gestürzte Tyrannei in der Person des messinischen Wütrichs Pelifonte”. In einem seiner frühesten Auftrittslieder heißt es:
„Dös Sauschneid'n und Krautschneid'n hab i' nit dalernt,
dös is' von mein' Genius viel z'weit entfernt,
d'rum geh' i auf's Theata und spiel' di Beata
hidi hipsdi heidiho ...”.
Weiters gab Stranitzky in all seinen Stücken stets die Regieanweisung: Hans Wurst tritt auf in der Tracht eines Salzburger Bauern. Der Thomataler Pfarrer Valentin Pfeifenberger wies immer wieder auf dieses Auftrittslied hin und war überzeugt, dass der Hans Wurst Lungauer Wurzeln haben müsse, schließlich habe es Sauschneider vor allem im Lungau gegeben. Schließlich haben die oben erwähnten theatergeschichtlichen Forschungen das bewiesen. Diese starken Indizien veranlassten eine Gruppe Lungauer Kulturinteressierter Anfang der neunziger Jahre, den Hans Wurst wieder in seine Heimat zu holen und zwar in seinem ureigenen Metier: Auf den Brettern des Theaters. Stranitzky spielte ja auch auf einer Pawlatschenbühne in der Teinfaltgasse, nahe dem heutigen Burgtheater; erst nach jahrelangen Kämpfen mit den welschen Komödianten wurde er Prinzipal im Kärntnertortheater.
Die Initiatoren der Lungauer Hans Wurst-Spiele wollten aber nicht nur ihr Publikum unterhalten, sie wollten auch etwas über die Hintergründe der Figur und deren Heimat erzählen, Aufklärung betreiben. Schließlich kann Hans Wurst auch als Figur der Zeit- und Gesellschaftskritik gesehen werden; in seinen witzigen, grotesken, oft auch zotigen Äußerungen verbergen sich oft kritische Andeutungen gegen die Obrigkeit; seine Schlauheit richtet sich meist gegen die reiche „Herrschaft”. Aus diesem Grunde und der derben Späße wegen ließ Maria Theresia auch die Hanswurstiaden überwachen und verbot 1752 das Extemporieren, das Stehgreifspiel.[616]
1993 wurden die Lungauer Hans Wurst-Spiele aus der Taufe gehoben. In der letzten Juliwoche gab es Vorstellungen in St. Margarethen, Tamsweg, Mauterndorf und St. Michael. Publikum und Medien nahmen die Darbietung begeistert auf. Auf dem Programm standen als Einleitung „Hans Wurst geht auf Reisen”, das Stranitzky 1706 selbst aufgeführt hatte und als Hauptstück „Au weh', mi' druckt die Trud'” von Gottfried Prähauser, der als Stranitzky-Nachfolger das Kärntnertortheater übernommen hatte und Stranitzkys Weg erfolgreich fortsetzte. Der Salzburger Domherr Graf Spaur sah Prähauser 1769 im Wiener Hoftheater in dieser Rolle, wie Ulrike Kammerhofer feststellte, und beschrieb ihn folgendermaßen: „Der Hannswurst, den Prehauser noch vor 36 Jahren auf dem Hoftheater zu Wien spielte, war der Lungauer Schweinschneider in seiner noch jetzt ihm eigenen Tracht, die in einer rothen kurzen Joppe, einem vielfärbigen Wams mit einem grünen Hosenträger und schwarzen Beinkleidern besteht. Obwohlen sich diese Menschen durch etwas abgeschliffenere Sitten, die sie von fremden Ländern in ihr Thal zurückbringen, auszeichnen; so hat doch ihr Beyspiel noch sehr wenig auf den größeren Theil ihrer Landsleute gewirkt."[617]
Pfarrer Valentin Pfeifenberger sprach im Rahmenprogramm über die Lungauer Herkunft des Hans Wurst und der frühere Bühnenbildner am Salzburger Landestheater, Werner Dürnberger, fertigte eine eigene Hans Wurst-Marionette, die er für einige Minuten lebendig werden ließ. Der Hans Wurst wurde von Werner Friedl (Salzburger Landestheater) eindrucksvoll dargestellt; Regie führte Dagobert Glienke vom Wiener Burgtheater. Der Initiator der Spiele und Autor dieser Zeilen wusste, dass den Lungauer Hans Wurst-Spielen ein längeres Leben zugedacht ist. Das Konzept lautet: Heimische Laienschauspieler mit Talent, Spielfreude und Ehrgeiz, ein herausragender, bekannter Profi, der die Truppe mitreißt sowie ein Regisseur mit gediegener Erfahrung.
Nicht unwichtig war dabei der musikalische Rahmen. Wie oben angeführt, war auch der „Zielerer” eine der Vorläuferfiguren des Hans Wurst. Er zeigte mit dem Zielererlöffel die Treffer bei ländlichen Schießveranstaltungen an, wobei er bestimmte Gesten machte und vor allem auf der Schwegelpfeife für die Treffer, beginnend mit dem Einser bis hin zum Fünfer oder Tiefschuss markante Melodien pfiff. Resi Köck, Hochschulprofessorin Professorin für Flöte an der Wiener Akademie für Musik und darstellende Kunst (heute Universität), formte ein Schwegelensemble, dazu eine Landsknechttrommel, das die folgenden Jahre die Lungauer Hans Wurst-Spiele begleitete, aber auch sonstige heimische Brauchveranstaltungen umrahmte.
Die Bühnenkulisse bestand aus leicht transportablen Elementen, die vom Dachboden des Gasthauses Grübl stammten und in den fünfziger Jahren der Theatergruppe Thomatal als Kulissen gedient hatten. Werner Dürnberger gab ihr eine Runderneuerung und schuf einen ansprechenden Innenraum. Allein die Umbauten während des Stückes führten zu Szenenapplaus.
Im zweiten Jahr (1994) folgte ein weiteres Stück aus der Feder von Gottfried Prähauser: „Hans Wurst, der traurige Küchelbäcker”. Wernfried Gappmayer sprach einleitend über die Lungauer Sauschneider, wobei er bei jeder Aufführung einen früheren Sauschneider der jeweiligen Gemeinde auf die Bühne bat und so Zeitzeugen lebendig über das Gewerbe der Sauschneiderei berichten ließ.
Hans Wurst-Stücke gab es genug, allerdings waren für eine Laiengruppe doch einige Probleme zu überwinden. Der Inhalt der Stücke war meist recht antiquiert und nicht gerade tiefgehend. Bei Stranitzky's Haupt- und Staatsaktionen bestand die Rolle des Hans Wurst ausschließlich aus Extemporationen, also Stehgreifauftritten – ohne ein einziges Wort, ohne geschriebenen Text für den jeweiligen Hauptdarsteller. Schwerwiegender war jedoch der Umstand, dass es stets Stücke mit großen Besetzungen waren, also durchschnittlich mindestens 15 Rollen. Einerseits war die Theatergruppe damit überfordert, andererseits eine radikale Kürzung nicht möglich, ohne den Charakter der Stücke zu verändern. Alternativen waren also gefragt, wobei die Figur des Hans Wurst sichergestellt sein musste.
1995, im dritten Jahr der Spiele, schrieb der Salzburger Autor Walter Müller ein eigenes Stück. „Der Himmel auf Erden”, eine Hanswurstiade in drei Akten. Müller hatte bereits einschlägige Erfahrungen als „Hanswurst-Dramatiker” für den Salzburger Rupertikirtag. Das Salzburger Schauspielerehepaar Christa und Agilo Dangl spielte die Hauptrollen Hanswurst und Hanswurstin und führte auch Regie. Das Stagionetheater zeigte neben den genannten Spielorten mittlerweile zusätzliche Aufführungen in Mariapfarr und Zederhaus. Im Ensemble gab es geringfügige Veränderungen, die Grundstruktur der Spiele blieb jedoch gleich.
1999 wurde das nächste Auftragswerk vergeben. Die beiden Tamsweger Autoren Eberhard Gappmayr und Herwig Hutegger hatten bereits erfolgreich einige Sketches für die Umzüge der Vereinigten Bruderschaft zu St. Leonhard verfasst; für die siebten Lungauer Hans Wurst-Spiele schrieben sie ihren Bühnenerstling „Hans Wurst: Sauschneider oder Aufschneider?” In diesem halbstündigen Einakter kehrt Hans Wurst abgebrannt in seine Heimat zurück, um der Pfarrerköchin Maria seine Aufwartung zu machen, doch diese hatte ihr Herz bereits einem „richtigen” Sauschneider geschenkt. Als Hauptstück wurde Anton Tschechows „Der Bär” (1888) zum Besten gegeben.
2000 stammte das Hauptstück „Hans Wurst, der Pestdoktor von Wien” aus der gemeinsamen Feder von Eberhard Gappmayr und Herwig Hutegger. Hans Wurst droht im pestverseuchten Wien an der Seite des lieben Augustin zu „versandeln”; endlich kommt Hans Wurst's Vater aus dem fernen Zederhaus; er besiegt die Pest in Gestalt einer verführerischen Schönen durch eine Lungauer Geheimtinktur, bestehend aus einem Drittel Enzianschnaps, einem Drittel Vogelbeerbrand und einem Drittel Sauschneiderschweiß. Als Vorspiel gab Thomas Kerschhaggl den Sketch „Hans Wurst, der Träumer”, anschließend folgte das Fasnachtsspiel „Das heiß' Eisen” von Hans Sachs.
2001 schrieben Gappmayr/Hutegger den Einakter „Hans Wurst zwischen Himmel und Hölle”. Hans Wurst hatte in seinem Übereifer auch die Zuchteber der fürsterzbischöflichen Schweine kastriert und musste deshalb unter das Fallbeil. Im Vorhof zwischen Himmel und Hölle können sich Engel und Teufel nicht einigen, wem Hans Wurst folgen soll, also kehrt er wieder auf die Erde, in seinen geliebten Lungau zurück. Als Hauptstück folgte anlässlich des zweihundertsten Geburtstages von Johann Nepomuk Nestroy (1801–1862) „Häuptling Abendwind”. Nach mittlerweile zehn Aufführungen im Lungau (Ramingstein, Thomatal, Ludlalm am Prebersee und Moosham) kamen neue Spielorte dazu; z.B. wurde das Ensemble zu einem Gastspiel im Rahmen des Rupertikirtages auf dem Waagplatz nach Salzburg eingeladen.
Im Jubiläumsjahr des zehnjährigen Bestehens wurden Stücke bekannter Autoren aufgeführt. Für 2003 ist wieder ein Auftragswerk in Aussicht vorgesehen, wobei ein Autor aus dem Bezirk an die Arbeit gegangen ist. Peter Serapion hat sich in die lange Liste der Blaubart-Bearbeitungen eingetragen: „Hans Wurst, Ritter Blaubarts Knappe”, lautet der Titel des Vorspiels; als Hauptstück folgt Nestroys Einakter „Frühere Verhältnisse”. Die Stückauswahl wird immer um Ostern herum getroffen; die spielbaren historischen Hans Wurst-Stücke sind einigermaßen abgespielt und die Stücksuche bereitet gewisse Probleme. Der Titel der Spiele fordert die Figur des Hans Wurst ein; durch Auftragswerke kann diesem „Muss” mitunter besser Rechnung getragen werden als durch ältere Vorlagen.
1996 gab es eine Welturaufführung: Mitten im Sturm und Drang schrieb Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) als Zwanzigjähriger das Dramolett „Hans Wurst's Hochzeit”, ein recht deftiges Stück, das Regisseur Dagobert Glienke aufgestöbert hatte. Als Hauptstück stand „Hans Wurst, Doktor nolens volens” von Wilhelm Mylius auf dem Programm. Mylius war im neunzehnten Jahrhundert erfolgreicher Komödienautor und pflegte die Hans Wurst-Tradition vor allem im fränkischen Sprachraum. Hans Wurst (Hermann Lischka) versohlt seine Frau (Barbara Macheiner) und diese sinnt auf Rache. Ein reicher Hausherr (Fritz Kohles) sucht einen Wunderdoktor, der seine stumme Tochter wieder „redend” machen soll. Seine Diener schwärmen aus, um diesen Medizinmann zu finden; Hans Wurst's Frau verrät ihnen, dass Hans Wurst dieser Wunderheiler sei, nur werde er dies zunächst leugnen, man müsse ihn nur recht kräftig prügeln, bis er seine „Doktorschaft” zugebe. Es folgt eine heillose Verwirrung, bis das Töchterl zunächst ihre Sprache wieder findet, kurz darauf ihren Geliebten als Mann bekommt und Hans Wurst dem Strick entgeht und somit alles sein gutes Ende findet.
Zum fünfjährigen Bestehen der Spiele, 1997, stand „Das Kälberbrüten”, ein Schwank von Hans Sachs auf dem Spielplan. Fritz Kohles als Bauer, Barbara Macheiner als Bäuerin und Hermann Lischka als Pfarrer stimmten das Publikum auf den Abend ein. Als Hauptstück gab es „Die Braut in der Klemme oder Blaubarts Fünfte” von Ferdinand Kringsteiner. Kringsteiner stand in der Nachfolge Stranitzkys, Prähausers und Kurz- Bernadons und war ein erfolgreicher Autor in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts; mit „Thaddädl” schuf er eine eigenständige Nachfolgefigur des Hans Wurst. Der reiche Fasszieher Pansch (Fritz Kohles) will die arme Annamirl vom Spittelberg (Barbara Macheiner) (der Spittelberg war zu jener Zeit ein Wiener Stadtteil in dem sich zweifelhafte Lokale aller Art befanden) heiraten, zuvor muss die Braut eine Probe bestehen; im „Palast” des Pansch kann sie während dessen Abwesenheit alle Zimmer besichtigen bis auf eine einzige Ausnahme ... Es kommt wie es kommen muss, gerade dieses verbotene Zimmer muss sie „visitieren”, damit ist ihr Schicksal besiegelt und die gute Partie vertan , das happy end folgt dennoch zwangsläufig.
1998 gab es ein „remake”: Als Vorspiel dient Stranitzkys „Hans Wurst geht auf Reisen”; den Bauer Riepl gab Herwig Hutegger, Hias Prodinger spielte den Hans Wurst. Als Hauptstück stand ein Klassiker auf dem Programm: Nestroys „Frühere Verhältnisse”. Robert Wimmer spielte den Muffl, Barbara Macheiner die Pepi Amsel, Georg Wimmer den Herrn von Scheitermann und Britta Kocher dessen Frau. Die erste Begegnung mit Nestroy war aufregend. Die Gefahr, dass mit Nestroy-Stücken den Lungauer Hans Wurst-Spielen ein zu starker „Wiener Einschlag” drohe, ist gering. Nestroy hat in fast all seinen Stücken große Besetzungen, die für das Ensemble nicht zu schaffen wären.
2002 war das erste wirkliche Jubiläumsjahr; so schnell gehen zehn Jahre vorüber. Ein besonderes Programm sollte treue Besucher belohnen und neue zufrieden stellen. Das Vorspiel zur Einstimmung stammte zum dritten Mal von Altmeister Hans Sachs. „Hans Wurst stellt sich tot”, eine Bearbeitung der „Liebesprobe”, ein um 1540 geschriebenes Fasnachtsspiel. Die Entscheidung für das Hauptstück fiel schwer, schließlich wurde es „Die Wirtin” von Peter Turrini zu Ungunsten von Carlo Goldonis „Mirandolina” (1753), die Turrinis Vorlage war. Margit Dengg gab eine starke Wirtin Mirandolina, Thomas Kerschhaggl nahm das Publikum als Cavaliere von Rippafrata im Sturm. Das Ensemble hatte keinen Schwachpunkt. Regisseur Dagobert Glienke bewies eine gute Hand.
Gastspiele in Großgmain, Altenmarkt, Berchtesgaden und Salzburg waren zwar ehrenvoll und brachten volle Häuser, konnten jedoch nicht über den Umstand hinwegtäuschen, dass längere Reisen für ein Stagionetheater auch große Belastungen mit sich bringen. Es setzte sich die Überzeugung durch: Die Lungauer Hans Wurst- Spiele gehören in den Lungau und insbesondere die Auftragswerke hatten einen starken Lokalbezug, der für die Besucher bei Gastspielen zum Teil schwer nachvollziehbar war.
Apropos Publikum: Durchschnittlich werden die Aufführungen von gut 100 Zuschauern besucht; auf Burg Mauterndorf, dem üblichen Premierenort, sind zuweilen 220 Besucher. Gut die Hälfte des Publikums kommt aus dem Lungau, wobei für einen Stock von etwa 250 Einheimischen der jährliche Besuch der Spiele zum fixenProgrammpunkt zählt. Etwa vierzig Prozent der Zuschauer sind Gäste des Lungaues: viele Wiener, aber auch Deutsche; gelegentlich verirren sich auch Italiener, Holländer, Belgier oder Engländer in die Aufführungen; sie lassen sich auch durch Hinweise auf allfällige sprachliche Schwierigkeiten vom Besuch nicht abbringen und an ihren Gesten lässt sich durchaus ein gewisses Vergnügen ablesen.
Ohne die Unterstützung und Förderung durch öffentliche und private Stellen ließen sich die Spiele nicht machen. Die Ausgaben- und Einnahmenrechnung sieht jeweils Beträge von rund € 14.000,- vor. Die Hälfte wird durch Eintrittserlöse eingespielt, die andere Hälfte wird wiederum je zur Hälfte von öffentlichen Förderungen (Land Salzburg, Aufführungsgemeinden, Ferienregion Lungau) und von privaten Sponsoren (rund 20 Lungauer Firmen und Betriebe) getragen. Erfreulicherweise stehen die Türen zu den öffentlichen und privaten Förderern relativ weit offen; man spürt sofort, ob man willkommen ist oder freundlich abgewimmelt wird. In Zeiten knapper Budgets ist Kultursponsoring keine Selbstverständlichkeit; für die Spiele heißt das allerdings auch, dass Aufhören verboten ist. Außerordentlich ist auch die positive Einstellung der Medien, allen voran der lokalen und regionalen Zeitungen und auch des ORF-Landesstudios.
Für das Ensemble gibt es nach den Spielen eine schöpferische Pause bis Ostern, die nur durch gelegentliche Treffen und das Schwelgen in Erinnerungen durchbrochen wird. Für den Intendanten geht die Arbeit weiter, Schlussabrechnung, Förderabrechnungen, Dankesbriefe, Ersuchen um weitere Unterstützung, Kontaktieren neuer potentieller Sponsoren, Tantiemen bezahlen, Kostüme begleichen, Stücke suchen, der künftigen (zum Großteil alten) Truppe die neue Saison schmackhaft machen und den Kommunikator spielen. Aber ein Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst ist eine starke Verpflichtung, diese Kleinigkeiten noch einige Jahre auf sich zu nehmen ... und einen Nachfolger aufzubauen. Schließlich hat es Hans Wurst verdient, in seiner alten, neuen Heimat liebevoll in Erinnerung gehalten zu werden.