Die instrumentale Volksmusik erlebt heute in Salzburg eine wohl einzigartige Blüte. Noch nie hat es in unserem Land so viele und so gut ausgebildete Volksmusikanten gegeben wie in unseren Tagen; Volksmusikanten, die ihr Können und ihre Begeisterung für die Volksmusik im Miteinander-Musizieren sichtbar machen und der traditionellen Musik neue Lebendigkeit geben. Über 200 Saiten- und Stubenmusikgruppen und an die 100 Tanzlmusikgruppen umfasst die vom Referat Salzburger Volkskultur geführte Liste der Salzburger Volksmusikensembles derzeit. Und ständig sind weitere im Entstehen. Sie alle gibt es nicht nur, weil junge Musikanten heute eine interessante und schöne Aufgaben darin sehen, sich der eigenen Volksmusik zuzuwenden. Es gibt sie vor allem auch, weil ihnen viele Salzburger mit Freude zuhören, im kleinen Kreis der Stube, in geselliger Gasthausrunde, im Konzertsaal, bei liturgischen Feiern in der Kirche oder bei volksmusikalischen Sendungen in Radio und Fernsehen. Die einst vorrangige Aufgabe der Volksmusikanten, zum Tanz aufzuspielen, ist natürlich auch geblieben, allerdings nur für einen Teil der Gruppen.
Diese Blüte ist nicht von selbst gekommen. Drei Einrichtungen vor allem haben sich die Förderung der traditionellen Volksmusik in den zurückliegenden Jahrzehnten zu einem besonderen Anliegen gemacht: die Salzburger Volkskultur (vormals Salzburger Heimatpflege), das Salzburger Musikschulwerk und das ORF-Landesstudio Salzburg . Entscheidende Impulse, die rasch zu einer spürbaren neuen Entfaltung der Volksmusik führten, sind dabei von den seit 1967 von der Salzburger Heimatpflege durchgeführten „Salzburger Brauchtumswochen” gekommen. Diese Fortbildungswochen für die Bereiche Volksmusik, Volkslied, Volkstanz, Brauch und Tracht sind – nachdem sich der Fortbildungsschwerpunkt immer mehr hin zur instrumentalen Volksmusik verlagerte – zum Ausgangs- und Brennpunkt volksmusikalischer Weiterbildung im Land Salzburg geworden. Das Geheimnis ihres Erfolges liegt sicher darin, dass hier nicht schulische Fortbildungsformen zur Anwendung kamen (und kommen), sondern Musik- und Gemeinschaftserlebnis die Gestaltung des Wochenprogramms bestimmten (und bestimmen).
Die Menschen, denen in den ersten Jahrzehnten nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und dem Ende der NS-Diktatur die Förderung der Salzburger Volkskultur ein besonderes Anliegen war, standen vor keiner leichten Aufgabe. Drei Hindernisse waren es vor allem, die sich ihrem Bemühen, die Jugend für die Volksmusik zu gewinnen, in den Weg stellten:
Die Flut fremdländischer Kultur, die von Amerika herkommend damals unser Land überschwemmte und vor allem die Jugend in ihren Bann zog.
Die Welle volkstümlicher Unterhaltungsmusik nach dem Vorbild der „Oberkrainer”. Diese damals sprunghaft in Mode gekommene, schlagerhaft- seichte Kommerzmusik, die es geschickt verstand, Motive aus der Volksmusik mit klischeehaften, publikumswirksamen Harmonie- und Rhythmuselementen zu verbinden, hat jene große Gruppe an Zuhörern gefangengenommen, die oberflächliche Unterhaltung durch Vertrautes und dennoch Modisches suchten.
Ein in dieser Intensität noch nie da gewesenes Konsumdenken und Streben nach materiellen Werten. In Verbindung mit den neuen faszinierenden technischen Möglichkeiten im Bereich der Tonübertragung und Tonkonservierung und der rasch voran schreitenden Motorisierung schuf es Mühe auf sich zu nehmen, ein Instrument zu erlernen.
Während die zwar wenigen, aber doch noch in allen Gauen vorhandenen Tanzlmusikgruppen, die die Volksmusiktradition früherer Jahrzehnte gekonnt weiterführten, Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre mehr und mehr von den „Oberkrainer-Bands” verdrängt wurden, verstand es der geniale Volksmusikant und Heimatpfleger Tobi Reiser Wege für eine zeitgemäße Volksmusikpflege aufzuzeigen.
1907 in St. Johann im Pongau als Gastwirtssohn geboren, ist Tobi Reiser umgeben von ausgezeichneten Pongauer Tanzlmusikanten aufgewachsen und bald selber zu einem weitum geachteten Musikanten geworden. Aber damit begnügte sich Tobi Reiser nicht. Er machte es sich zur Lebensaufgabe, in einer Zeit, in der echte Volkslieder nur noch vereinzelt zu hören waren, in der bodenständige Volksmusik von modischer Schlagermusik verdrängt wurde und in der kaum noch jemand eine Salzburger Tracht trug, Pionier zu sein im Bemühen, die heimische Volkskultur zu neuem Leben, zu neuer Blüte zu führen. Als Begründer des Salzburger Heimatwerkes, als Begründer des Salzburger Adventsingens und als Leiter zahlreicher Volksmusikgruppen hat er beispielhaft gezeigt, worauf es ankommt, will Volksmusikpflege im ausgehenden 20. Jahrhundert erfolgreich sein.
Volksmusik als Hausmusik (Stubnmusik): Im Zusammenhang mit der Wiederbelebung des Hackbretts in einer neuen chromatischen Form schuf Tobi Reiser eine zwar vertraut klingende aber doch völlig neue volksmusikalische Besetzungsform, sein Tobi-Reiser-Quintett (Hackbrett, Zither, Gitarre, Harfe, Kontrabass). Mit dieser Besetzungsform führte Tobi Reiser die Volksmusik vom Wirtshaus und Tanzboden hinein in die intime Stube. Alpenländische Volksmusik – bisher vorrangig Tanzmusik – wurde damit zu einer neuen Form der Hausmusik. Sie eignete sich ideal für eine Rundfunkübertragung und gelangte dadurch über die Radioapparate nun in Tausende Wohnzimmer, nicht nur in Salzburg. Alpenländische Volksmusik konnte damit bei den Musikhörern viele neue Freunde gewinnen. Das Hackbrettspielen zu erlernen bzw. in einer Stubnmusik zu spielen, wurde für viele junge Leute ein lohnendes Ziel.
Hoher Qualitätsanspruch beim Musizieren: Ein Geheimnis des großen Erfolges der Musik von Tobi Reiser war die hohe Qualität, die er von jeder Besetzungsform forderte, wobei zu Qualität für Tobi Reiser auch bei der Saitenmusik eine rhythmische Gestaltung gehörte, die zum Tanz auffordert. Mit seinem Streben nach hoher Qualität des Musizierens erfüllt er die Anforderungen, die Rundfunkleute von einem Musikensemble erwarteten; sie waren damals bei Volksmusikensembles meist noch keineswegs gegeben.
Musizieren auf der Bühne: Tobi-Reiser-Musik konnte durch die hohe Qualität seines Musizierens auch beim Konzertpublikum und damit auch auf der Bühne bestehen. Das eröffnete der Volksmusik neue Aufgaben und neue Zuhörerschichten. Tobi Reiser begnügte sich nicht mit irgend einer Bühne. Er erwählte sich für seine Konzerte den Marmorsaal des Schlosses Mirabell, Säle der Salzburger Residenz und schließlich die Bühne des Festspielhauses. Dadurch gelangte die Volksmusik zu einer bisher nicht gekannten Wertschätzung. Um sich von der damals überall dominierenden volkstümlichen Unterhaltungsmusik abzugrenzen, war dieser Weg wichtig. Trotzdem war Tobi Reiser der Tanzmusiker im Bereich der traditionellen Volksmusik, der es wie kein anderer verstand, die Tänzer zu begeistern.
Volksmusik für den Rundfunk und Schallplatte: Volksmusik über Rundfunk und Schallplatte möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen, war für Tobi Reiser ein wichtiges Ziel. Tobi Reiser ist es durch seinen Weg und sein Beispiel zweifellos gelungen, neues Interesse für überlieferte, qualitätsvoll gespielte Volksmusik zu wecken. Doch fehlte es damals noch an der notwendigen Hilfestellung, die junge Musiker brauchten, um seinem Beispiel folgen zu können.
Für Regierungsrat Karl Merhaut – er wurde 1965 mit der Leitung des Referates Salzburger Heimatpflege betraut – zählte das Schaffen von Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten für die Bereiche Volkslied, Volksmusik und Volkstanz aber auch für den Bereich Blasmusik zu besonders wichtigen Anliegen. Die 1967 erstmals durchgeführte „Salzburger Brauchtumswoche” wurde für ihn die zentrale volkskulturelle Fortbildungswoche. Als Kursort wählte Karl Merhaut die landwirtschaftliche Fachschule Schloss Winklhof in Oberalm. Schloss Winklhof erwies sich durch die Schönheit des gesamten Gebäudes wie auch seiner Innenräume und die Wirkung des von einer prächtigen alten Linde überschatteten Innenhofes vor allem nach dem Umbau im Jahr 1973 (dabei ist ein herrlicher Festsaal entstanden) als ideale Heimstätte.
Volkslied, Volkstanz, Volksmusik, Information über Brauch und Tracht standen auf dem Wochenprogramm. Erfahrene Persönlichkeiten auf dem Gebiet der volkskulturellen Arbeit wie, Tobi Reiser, Adolf und Sepp Dengg, Landa Ruprecht, Kuno Brandauer, Dr. Friederike Prodinger und Dr. Kurt Conrad lud er als Referenten ein. Sie waren gerne bereit, ihn bei seinem Vorhaben zu unterstützen.
Das Miteinander-Singen und -Tanzen, das Musiziererlebnis, das Tobi Reiser vermitteln konnte, das Kennenlernen schöner Salzburger Bräuche bei interessanten Lichtbildervorträgen, die Informationen von Fachleuten über die Salzburger Tracht und das Sich-Auseinandersetzen mit Fragen zeitgemäßer Brauchtums-, Trachten- und Heimatpflege hat die Teilnehmer in Verbindung mit dem Erleben fröhlicher Geselligkeit in den Pausen und am Abend so begeistert, dass die Weiterführung der Woche in den nächsten Jahren keine Frage war.
Während das Musizieren in der ersten Woche gleichwertig neben den vielen anderen Fortbildungsangeboten stand, zeigte sich bereits im 2. Jahr, dass es in diesem Bereich die größte Nachfrage gibt. Karl Merhaut übertrug die Leitung dieses Fortbildungsbereiches Harald Dengg, der hier die besten zur Verfügung stehenden Musikanten zur Mitarbeit gewinnen konnte. Lois Blamberger, Sepp Kufner, Rudi Pietsch, Leiten Toni, Häusler Hias und Elfi Jischa-Brandlhofer zählten zu den ersten Volksmusikreferenten. Mit ihnen eine Woche lang arbeiten zu können, von ihnen zu hören, worauf es in unserer Volksmusik ankommt, wurde für immer mehr junge Musikanten ein Fortbildungsangebot, auf das sie nicht mehr verzichten wollten. Obwohl bei einer Woche 100 Teilnehmer Platz fanden, wurde die Warteliste bald so groß, dass 1978 eine 2. Woche und 1988 eine 3. Woche angeboten werden musste. Als Kursorte kamen Mauterndorf im Lungau und Neukrichen im Oberpinzgau dazu.
Miteinander-Singen und -Tanzen blieben zwar weiterhin wichtige Bereiche im Wochenprogramm, ebenso Gemeinschaftserlebnis vor allem im Abendprogramm und beim Ausflug. Volksmusikalisches Ensemblespiel wurde aber doch bald zu einem so eindeutigen Schwerpunkt der Wochengestaltung, dass man sich Anfang der 90er Jahre entschloss, den Fortbildungswochen den Namen „Salzburger Musizierwochen” zu geben. Folge dieser Schwerpunktbildung war Anfang der 90er Jahre das Entstehen einer eigenen „Salzburger Volkstanzwoche”. Für Leute, denen es besonders ums Singen geht, steht seit dem Jahr 1964 die vom Salzburger Bildungswerk in Zusammenarbeit mit dem Referat Salzburger Volkskultur durchgeführte „Salzburger Singwoche” offen. Sängerinnen und Sänger sind des Weiteren zu den vom Gauverband der Flachgauer Heimatvereine veranstalteten und von Peter Lindenthaler geleiteten „Almsingtagen” eingeladen; für die Jugend gibt es seit 2002 bzw. 2003 die „Salzburger Kinder- und Jugendsingwoche” in Werfenweng (Veranstalter: Chorverband Salzburg und Salzburger Volkskultur) und die „Sing- und Erlebniswoche Oberpinzgau” in Bramberg (Veranstalter: Volksliedwerk, Landesverband der Heimatvereinigungen und Chorverband). Die 2003 erstmals durchgeführte Singwoche „Singen und Wandern in Südtirol” sieht sich als Fortbildungswoche speziell für das Singgruppen-Singen.
Für die Salzburger Brauchtums- bzw. Musizierwochen (bisher wurden insgesamt 74 Wochen durchgeführt) können wir heute nach 36 Jahren feststellen, dass sie wie kaum eine andere Fortbildungsform reiche und auch sichtbare Früchte hervorgebracht haben. Dazu gehört nicht nur die große Begeisterung für die Volksmusik, die die bisher rund 6.700 Teilnehmer mitgenommen haben – Begeisterung, die vielfach Jahrzehnte angehalten hat. Viele der heute beispielgebenden Salzburger Volksmusikgruppen haben in einer Brauchtums- oder Musizierwoche ihren Ausgang genommen oder hier das volksmusikalische Fundament erhalten. Und wenn es heute möglich ist, die Referententeams für diese Wochen jedes Jahr aufs Neue zusammenzubringen (je Woche werden ca. 20 Referenten benötigt, bei drei Wochen in einem Sommer sind das 60 Referenten!) so ist das auch ein Ergebnis der hier geleisteten Fortbildungsarbeit. Denn die meisten der heute tätigen Referenten waren vor Jahren selber Teilnehmer einer oder meist mehrerer Musizierwochen, haben sich hier für die Volksmusik begeistern lassen und wertvolle Erfahrung für ihre volksmusikalische Arbeit sammeln können. Nicht wenige von ihnen sind heute als Lehrer im Salzburger Musikschulwerk tätig.
Ing. Josef Wimmer, Volksmusikreferent im Referat Salzburger Volkskultur, hatte seit Mitte der 80er Jahre, also fast 20 Jahre, die Gesamtleitung der Salzburger Brauchtums- bzw. Musizierwochen inne, eine Aufgabe, die die gesamte organisatorische Vorbereitung und Durchführung und insbesondere auch die Erstellung der Referententeams beinhaltete. Er hat damit persönlich wesentlich zum großen Erfolg dieser Fortbildungswochen beigetragen. Mit der Leitung der einzelnen Fortbildungswochen war bzw. ist jeweils ein eigener Musizierwochenleiter betraut. Bisher waren dies: Karl Merhaut, Harald Dengg, Ing. Josef Wimmer, Peter Lindenthaler, Waltraud Listberger, Peter Reiter, Renate Linorthner, Manfred Rieser und Anton Gmachl. Neben den Leitern wirkte eine Vielzahl an Referenten bei den Brauchtums- bzw. Musizierwochen mit.
Die Salzburger Musizierwochen haben nicht nur in vielen jungen Menschen Begeisterung für die Volksmusik wecken können. Sie haben auch ganz entscheidend zur Bewusstseinsbildung beigetragen, dass auch der Volksmusikant einen regelmäßigen mehrjährigen Unterricht und vor allem einen qualifizierten Lehrer braucht. Zuvor war es selbstverständliche Gegebenheit, dass man sich ein Volksmusikinstrument selber mit fallweiser Anleitung durch einen Volksmusikanten erlernte. Lehrer, die bereits in den 50er und 60er Jahren an der Salzburger Musikschule (damals „Salzburger Volksmusikschule”) Volksmusikinstrumente wie Zither oder Hackbrett unterrichteten, gab es nur ganz wenige. Franz Brandlhofer und seine Tochter Elfi Jischa (Zither) und Anny Brunner (Hackbrett und Volksharfe) zählten zu ihnen.
Univ. Prof. Bruno Steinschaden – er wurde 1983 mit der Leitung des Salzburger Musikschulwerkes betraut – war es vorbehalten, die Förderung der Volksmusik zu einem wichtigen grundsätzlichen Anliegen der Musikschule zu machen. Beim Ausbau des Salzburger Musikschulwerkes waren ihm zwei Ziele besonders wichtig:
Durch Qualität gekennzeichneter Musikunterricht soll im ganzen Land für möglichst alle Instrumente angeboten werden und
Musikunterricht mit Qualität macht die Ausbildung an einer Musikhochschule zur Voraussetzung für eine Anstellung als Lehrer am Salzburger Musikschulwerk.
Schneller als man es zunächst für möglich hielt, ist er diesen Zielen näher gekommen. Die Volksmusik stand damit allerdings vor einem großen Problem, denn an den Musikhochschulen gab es zu dieser Zeit für die in der österreichischen Volksmusik wichtigen Instrumente Zither, Hackbrett und diatonische Harmonika keine Ausbildungsmöglichkeit. War die Volksmusik also vom Unterricht in der Musikschule ausgeschlossen oder als Musik „2. Klasse” abqualifiziert? Um das zu verhindern, konnte 1992 auf Initiative des Salzburger Volksliedwerkes und unterstützt durch Direktor Prof. Bruno Steinschaden und Prof. Dr. Albert Hartinger, damals Leiter der Pädagogikabteilung am Mozarteum, an der Hochschule ein dem IGP- Studium gleichwertiger 8-semestriger Ausbildungslehrgang für alpenländische Volksmusik eingerichtet werden. Dieser Lehrgang konnte allerdings nur als „außerordentliches Studium” geführt werden, was nicht nur mit vielen Nachteilen für die Studierenden verbunden war, sondern auch die Volksmusik wieder nicht vom Etikett „Musik 2. Klasse” befreite.
Zahlreiche begabte und vom Wert der Volksmusik überzeugte Studenten waren dennoch bereit, diese Ausbildung zu absolvieren. Ihr Einsatz beim Studium und ihr qualitätsvoller Unterricht danach haben in Verbindung mit der Wertschätzung, die der Rektor Dr. Roland Haas und viele Professoren des Mozarteums der Volksmusik entgegenbringen, den Weg für eine Einbindung des Volksmusik-Lehrgangs in das reguläre IGP-Studium geebnet.
Zu Jahresbeginn 2003 war es dann endlich so weit, dass das angestrebte Ziel einer Gleichstellung mit den übrigen Instrumenten an der Universität Mozarteum Salzburg tatsächlich erreicht werden konnte. Mit der Einbindung des Lehrganges in das IGP- Studium wurde für die Volksmusik viel erreicht. Nicht nur die Sicherstellung der Heranbildung von Musikschullehrern für die in der österreichischen Volksmusik wichtigen Instrumente Zither, Hackbrett und diatonische Harmonika. „Alpenländische Volksmusik” ist nun ein dem übrigen Lehrangebot der Universität Mozarteum Salzburg gleichgestelltes und allen Musikstudenten offenstehendes Unterrichtsfach. Damit hat die Volksmusik insgesamt im Musikschulwesen Österreichs eine entscheidende Aufwertung erfahren.
Die Förderung der Volksmusik ist auch dem derzeitigen Leiter des Salzburger Musikschulwerkes, Direktor Michael Seywald, ein großes persönliches Anliegen. Die vielen kleinen und großen Projekte, die die Fachgruppe Volksmusik im Salzburger Musikschulwerk unter den bisherigen Fachgruppenleitern Anton Gmachl und Anton Mooslechner im Bereich Lehrerfortbildung und Schwerpunktsetzung für die Jahresarbeit im Unterricht bereits durchführen konnte, bestätigen das. Wenn der Direktor des Salzburger Musikschulwerkes, Michael Seywald, im Jahr 2003 feststellt, dass von den 8.300 Musikschülern mehr als die Hälfte ein Blasmusikinstrument erlernen oder sich der Volksmusik zuwenden, zeigt uns das, dass die Volksmusik in der gesamten Musikausbildung keinen unbedeutenden Platz einnimmt, aber auch, wie sehr die Musikschule imstande ist, einen Musikzweig zu fördern und zur Entfaltung zu bringen. Bei aller Freude über das bisher für die Volksmusik erreichte dürfen wir aber nicht übersehen: Volksmusikant wird man letztlich nicht in der Musikschule. Sie schafft die heute unbedingt notwendigen Voraussetzungen. Um dann wirklich Volksmusikant zu werden, braucht es heute wie früher die direkte Begegnung mit erfahrenen Volksmusikanten (in dieser Hinsicht wird den Musizierwochen der Salzburger Volkskultur nach wie vor große Bedeutung zukommen). Und dann ist es notwendig, dort aufzuspielen und sich zu bewähren, wo die Volksmusik daheim ist, in der Geselligkeit und beim Tanz.
Das breite Interesse, das man der Volksmusik heute im Land Salzburg entgegenbringt, verdanken wir zu einem guten Teil auch dem ORF-Landesstudio Salzburg. Durch die großzügige Sendezeit (drei Stunden täglich), durch die ansprechende Gestaltung der Volksmusiksendungen, durch die Übertragung vieler Volksmusikveranstaltungen und die Aufnahme von Volkslied- und Volksmusikgruppen ist Volksmusik zu einem wichtigen Bestandteil des Musikprogramms von „Radio Salzburg” geworden. Traditionelle Volksmusik, die „Radio Salzburg” deutlich abgrenzt von der volkstümlichen Unterhaltungsmusik, bildet heute für viele Salzburger Hörer ein vertrautes, gern gehörtes und geschätztes Klangbild, das für Salzburger Eigenart steht.