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Pädagogische Werke, Sozial- und Gesellschaftslehren stellten besonders im 19. und frühen 20. Jahrhundert den Menschen als grundsätzlich „gut“ dar. Der Unterschied zum Tier wurde damit besonders betont. So wurde die Lehre von Charles Darwin (1809–1882), der den Menschen als evolutionistische Entwicklung aus dem Tierreich erläuterte, als Affront aufgefasst. Auch heute fällt es schwer, die biologischen Grundlagen des Menschen, abgelöst von ethischen, religiösen und sozialen Errungenschaften sowie unter Ausschluss der kreativen Bestimmtheit des Menschen, die zur Schaffung von Kultur notwendig ist, zu akzeptieren. Dennoch erscheint eine Darstellung der biologischen Grundlagen im Zusammenhang dieser CD-ROM, die sich mit Gesellschafts- und Lebensformen, mit Weltbildern und Kulturmustern beschäftigt, als sinnvoll. Die Vorlesung von Remigius Geiser über die Soziobiologie des Menschen (2003 ff.) ist unter „Mehr zum Thema“ kurz und satirisch zusammengefasst. Sie stellt eine erste Einführung in das Thema dar und soll nicht als Handlungsanleitung verstanden werden!
Erst im Vergleich dessen, was der Mensch als genetische Substanz ererbt und durch menschlichen Kulturwillen daraus an Weltbildern entwickelt hat, wird die Erkenntnis dessen, was Menschsein ausmacht, bewusst. Ebenso wird daraus ersichtlich, was Philosophie, Ethik sowie Soziallehre und Religionen zur Ausbildung eines humanen oder humanitären Verhaltens beigetragen haben und beitragen. Daneben ist anzuführen, dass in den letzten Jahrzehnten die Auffassungen von dem, was angeborene bzw. anerzogene Verhaltensstruktur des Menschen sei, in den Kultur- und Gesellschaftswissenschaften eine deutlich differente zu jener der Naturwissenschaften ist. Siegfried Becker weist darauf hin, ebenso wie auf die Gefahr der politischen Vereinnahmung von Lehren der Soziobiologie für politische Zwecke.
Alle großen Religionen enthalten unter anderem auch eine Soziallehre, deren Zweck es ist, das irdische Zusammenleben der Menschen nach den Grundwerten der jeweiligen Religion zu gestalten. Seit der Antike beschäftigen sich Philosophen mit der Frage einer Gesellschaftslehre bzw. eines Staatswesens (Plato). Seit dem 18. Jahrhundert finden sich diese Grundsätze in verschiedenen Erziehungslehren für die Praxis umgelegt wieder (Rousseau, Pestalozzi). Mit Charles Darwin (1809–1882) bekamen diese Überlegungen eine neue Dimension, denn seither standen den philosophischen, religiösen und ethischen Konzepten genetische Tatsachen gegenüber, die je nach Zeit und Wissenschaftsrichtung unterschiedliche Wertigkeit erhielten.
In den letzten Jahrzehnten erhielt dieser alte Streit, was den Menschen wohl mehr bestimme – Genetik oder Sozialisation und Erziehung – vor den großen Themen und Problemen unserer Zeit sowie zukünftiger Generationen eine neue Brisanz. Im Zusammenhang mit der McDonaldisierung der Gesellschaft, mit Pensionssicherung, Pflegeleistungen, mit Billiglohn-Standorten und Gentechnik-Fragen sowie mit der Frage nach dem Schutz menschlichen Lebens, beteiligen sich vielfach Ethikkommissionen an Entscheidungsprozessen.
Die Frage, woran wir das Menschsein festmachen und festmachen wollen, ist zwar eine Frage, die auf der Basis biologisch-naturwissenschaftlicher Erkenntnisse beruht, in die aber ethische, philosophische und religiöse Erkenntnisse einfließen müssen. Gesellschaftsmodelle sind eine Idealvorstellung. In ihren Zielen lassen sich die Bedürfnisse, Mankos und Ideale einer Gesellschaft erkennen, zugrunde liegt ihnen jeweils der Wert, den der Mensch in der jeweiligen Gesellschaft besitzt.