Der Gedanke, eine Trachtenhochzeit mit einem politischen Manifest in Verbindung zu bringen, mag bei manchen Menschen Skepsis hervorrufen. Warum sollte gerade eine so private Angelegenheit wie eine Hochzeit im Salzkammergut etwas mit einer politischen Absicht zu tun haben? Befasst man sich jedoch ein wenig mit den Formensprachen der Politik in Österreich, also mit den Mitteln, mit deren Hilfe politisches Wollen argumentiert, inszeniert und symbolisiert wird, so wird man sehr schnell in Lebensbereichen fündig, die im Alltagsverständnis vieler Menschen als „politikfrei“ gelten. Dabei zeigt ein Blick in die Geschichte, dass es kaum Bereiche gibt, die sich dem politischen Interesse entziehen können.
Hochzeiten etwa waren vielfach geradezu ein Symbol für erfolgreiches politisches Handeln und konnten Bündnisse besiegeln, Macht begründen und Herrschaft ausdehnen. Kleidung war über Jahrhunderte hinweg reglementiert und drückte den sozialen „Stand“ ihres Trägers aus. Und auch Feste dienten immer wieder der Zurschaustellung von Macht und als soziales Ventil zur ihrer Absicherung. Aber verschwand diese absolutistische Inszenierung von Politik nicht mit der Verbürgerlichung und Modernisierung unserer Gesellschaft im 20. Jahrhundert? Die Antwort auf diese Frage ist stets im Kontext mit der jeweiligen politischen Herrschaftsform zu finden. Anders als die Demokratie gestehen die verschiedenen autoritären und diktatorischen Herrschaftsformen den Menschen grundsätzlich keine oder nur sehr begrenzte autonome Lebensbereiche zu. Die sozialen und kulturellen Aktivitäten der Menschen können nur noch in den politisch „erlaubten“ Rahmen stattfinden und sich äußern. Auch die politische Geschichte und Kultur Österreichs ist von den autoritären und diktatorischen Eingriffen des Staates in das Privatleben der Menschen geprägt. Hält man sich diese Hintergründe vor Augen, so zeigen die Aufnahmen einer Trachtenhochzeit (siehe Kurzfassung) – aufgenommen in St. Gilgen im Sommer 1936 –, mehr als nur die Wiedergabe eines fröhlichen Brauchtumsfestes.
Als in diesem Sommer 1936 der Holzknecht Johann Ellmauer und die Magd Anna Radauer in der Kirche von St. Gilgen heirateten, fanden sich zu diesem Ereignis Tausend Menschen, unter ihnen die Spitzen des „Ständestaates“ und Prominenz aus Wirtschaft und Kultur, ein. Der Trauzeuge war kein geringerer als der damalige Bundeskanzler Kurt Schuschnigg, und die Arie in der Kirche sang die, nicht zuletzt aus zahlreichen Festspielauftritten berühmte, Opernsängerin Lotte Lehmann (1888–1976). Es war, selbst nach den Maßstäben des an Festen nicht armen Salzkammergutes, eine außergewöhnliche Veranstaltung, die hier stattfand.
Wie kam es dazu, dass sich die Lebenswege eines Holzknechtes und einer Magd mit jenen der Vertreter der politischen und kulturellen Führungsschichten jener Tage überschnitten? Was steckt hinter den Bildern tanzender Paare unter dem Kruckenkreuz? Um diese Fragen beantworten zu können, müssen wir zunächst gedanklichen Abstand vom Salzkammergut und dem Hochzeitsfest nehmen und uns den Fragen politischer Macht und ihrer Inszenierung zuwenden.
Jede Art von Herrschaft bedarf einer Form der Zustimmung, um ihre jeweilige Machtausübung zu rechtfertigen. Nichtdemokratisch legitimierte Herrschaft bedarf zumindest des Anscheins breiterer Zustimmung und Unterstützung, will sie nicht als offensichtliche Willkür und Gewaltherrschaft erscheinen. Die Möglichkeit, diese gewünschte „Zustimmung“ sichtbar zu machen, ist die politische Inszenierung durch Propaganda.
Diese inszenierte Zustimmung der Beherrschten zu ihrer eigenen Entmündigung ist unabdingbar für die Ausübung nichtdemokratischer Herrschaft. Anders als die demokratische politische Vertretung, die aus einem Wahlakt hervorgeht und die ihre Legitimität aus diesem Plebiszit bezieht, kann sich die nichtdemokratische politische Macht auf keinen messbaren Akt der Zustimmung als legitime Basis ihrer Macht berufen. Sie bezieht sie primär aus der Möglichkeit, diese mit den gewaltsamen Mitteln staatlicher Autorität, auch gegen den Willen der Regierten, durchzusetzen. Aber gerade diese permanente Drohung des Einsatzes von Gewalt gegen Teile der eigenen Bevölkerung wirkt dem Aufbau von Legitimität von vornherein entgegen. Daher versuchen Regime, gleich welcher ideologischen Ausrichtung, mittels Inszenierung, Mythen und Symbolen den Anschein von Legitimität zu erwecken und mit ihrer Hilfe gruppenspezifische und kollektive Identitäten aufzubauen. Anders gesagt, der schöne Schein muss als Ersatz für die untaugliche Wirklichkeit herhalten.
Das politische System des „Ständestaates“ (1. Mai 1934 bis 13. März 1938), das aus heutiger Sicht nicht mehr als ein Interregnum zwischen der Ersten demokratischen Republik (1918–1933) und der nationalsozialistischen Herrschaft (1938–1945) darstellt, steht bis heute ein wenig im Schatten des historischen Interesses. Dies liegt nicht zuletzt an den damit verbundenen Erinnerungen an den bis zum offenen Bürgerkrieg gesteigerten Gegensätzen, die für die Erste Republik kennzeichnend waren und deren Konsequenz schließlich in der Errichtung eines autoritären Regimes bestand.
Als sich Anfang des Jahres 1933 die politische Krise durch die gegenseitige Lähmung der beiden Großparteien (Christlichsoziale Partei, Sozialdemokratische Arbeiterpartei Österreichs), nicht zuletzt unter den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise (1929–1932), zuspitzte, nutzte der damalige Bundeskanzler Engelbert Dollfuß (1892–1934, 1932–1934 Bundeskanzler, am 25. Juli 1934 beim NS-Juliputsch ermordet) die Parlamentskrise vom 4. März 1933 („Selbstausschaltung“ des Parlamentes), um gewaltsam ein autoritäres Regime anstelle der parlamentarischen Demokratie zu installieren. Binnen eines Jahres wurden die politischen Weichen der Ersten Republik neu gestellt: Parteienverbote, die Errichtung eines Anhaltelagers in Wöllersdorf, die Wiedereinführung der Todesstrafe, der Abschluss des Konkordats (am 1. Mai 1934 trat das 3. Konkordat in Kraft, eine völkerrechtliche Vereinbarung zwischen Staat und katholischer Kirche) und schließlich die Ankündigung einer ständischen Verfassung – dies alles sollte in einer Politik des Faktenschaffens zu einem Ausweg aus dem politischen Dilemma führen. Der Preis dafür war sehr hoch und führte zu den Bürgerkriegsereignissen des Jahres 1934. Wenngleich militärisch „siegreich“, konnte das seit 1934 offen diktatorische Regime, das primär aus einem Bündnis von autoritärem Katholizismus und dem italienischen Faschismus zuneigenden Heimwehrformationen getragen wurde, nie eine über das eigene politische Lager hinausgehende Legitimität erreichen.
Dementsprechend versuchte man, den mit Gewalt durchgesetzten politischen Systembruch mittels neuer Symbolwelten und einer Rhetorik der Erneuerung des Staates in „christlich-deutschem Geist“ zu legitimieren. Das „fragmentierte Gedächtnis der Ersten Republik“, mit seinen tief verwurzelten Lagerbildungen, sollte beseitigt und durch „eine wahre, sich ihrer historischen und christlichen Wurzeln bewusste Volksgemeinschaft“[2495] ersetzt werden. Aber gerade in diesem Versuch, eine gesellschaftliche Totalität durch die Ausschaltung aller anderen politischen Lager zu erzeugen, lag bereits das Scheitern des „Ständestaates“ begründet. Der Herrschaftsanspruch des Regimes konnte nur mit Gewalt durchgesetzt werden und vergrößerte damit nur noch die Lagerspaltungen in der Gesellschaft und die damit verbundene Gewalttätigkeit. Von Beginn an bis zu seinem Ende blieb der „Ständestaat“ ein nur vages ideologisches Konstrukt, und seine Machteliten in verschiedene Fraktionen und Interessengruppen gespalten.
Die Frage der Charakterisierung des „Ständestaates“ beschäftigt die politische Theorie bis heute. Je nach politischem Standort reicht die Einschätzung von faschistisch (Austrofaschismus), klerikal-faschistisch über konservativ-diktatorisch bis zu autoritärem Staat. Die Heterogenität der Trägerschichten, die vielfachen politischen Anleihen (vor allem beim italienischen Faschismus, teilweise auch bei den nationalsozialistischen Organisationsstrukturen) und die Unschärfe der ideologischen Positionen erschweren eine klare ideologische Zuordnung. Hatte sich in den letzten Jahrzehnten die Bezeichnung „Austrofaschismus“ in der politischen Literatur durchgesetzt, so steht die historische Forschung heute dieser Zuordnung mit größerer Skepsis gegenüber.[2496]
Am besten lässt sich die Programmatik des Regimes, dem Historiker Robert Kriechbaumer folgend, wie folgt charakterisieren:[2497]:
Rechristianisierung der Gesellschaft und der gesellschaftlich-staatlichen Institutionen.
Implementierung einer ständischen Ordnung unter Berufung auf die Katholische Kirche als Antwort auf den die Gesellschaft spaltenden und das Individuum seiner persönlichen Würde entkleidenden Liberalismus, Materialismus und Marxismus.
Betonung des wahren Deutschtums im Österreichertum sowie die Postulierung einer österreichischen Mission im Donauraum im Rahmen des Gesamtdeutschtums als Gegenpol zum die deutsche Kulturnation verzerrenden und entehrenden Nationalsozialismus.
Postulierung der Volksgemeinschaft jenseits der Parteien, die ihre politische Organisation in der Vaterländischen Front findet.
Pochen auf das Führerprinzip.
Über die konkrete Umsetzung des Anspruches auf eine Umformung von Staat und Gesellschaft waren sich selbst die, das Regime tragenden Interessengruppen uneins und so einte sie mehr ihre gemeinsame Gegnerschaft gegen „Marxismus“ und „gottlosen Nationalsozialismus“, denn eine gemeinsame Ideologie. Über diese ideologische Unbestimmtheit versuchte man durch eine umso stärkere Betonung von Herrschaftszeichen und den Einsatz von Propaganda und politischen Inszenierungen hinwegzutäuschen. Das „Kruckenkreuz“ wurde als „christliches Zeichen germanischer Art“[2498] als bewusster Gegensatz zum Hakenkreuz des neuheidnischen Nationalsozialismus zum Staatssymbol erklärt, die politischen Symbole der politischen Gegner unterdrückt und beseitigt. Öffentliche Orte mit einer Vielzahl von neuen, regimekonformen Bezeichnungen (nach Regimeträgern oder christlichen und christlichsozialen Persönlichkeiten benannt) und Denkmälern umgedeutet.
Die Inszenierung des Ständestaates beließ es nicht bei bloßer Symbolik und Zeichensetzung. In ihrem Versuch, die als „Klassenkampf“ gedeuteten Interessengegensätze innerhalb der Gesellschaft zu überwinden und diese „ständisch“, also vormodern, zu organisieren, wurde versucht, ebendiese nach dem Vorbild anderer diktatorischer Regime in „vaterländische“ Organisationen zu gliedern und zu indoktrinieren.
Die wichtigste Organisationsform stellte die so genannte „Vaterländische Front“ (begründet am 20. Mai 1933 von Engelbert Dollfuß) dar. Sie sollte der Massenmobilisierung dienen, der Beitritt in die Vaterländische Front galt somit als Demonstration der Regimekonformität. Entsprechend groß war daher ihr zahlenmäßiger Mitgliederstand. Realpolitisch war sie aber, wie dies der Historiker Ernst Hanisch formulierte, „reich an Mitgliedern, aber arm an tatsächlichem Einfluß“. Daneben gab es zahlreiche weitere Ständestaatsorganisationen wie etwa das „Kraftfahrkorps“, die „Ostmärkischen Sturmscharen“, den „Freiwilligen Arbeitsdienst“ usw. Allen gemeinsam war die Übernahme des „Führerprinzips“ und ihre Vereinnahmung durch die Regime-Propaganda.[2499]
Zu Beginn des Jahres 1936 sah sich Bundeskanzler und „Frontführer“ Kurt Schuschnigg eineinhalb Jahre nachdem er das schwierige politische Erbe seines ermordeten Vorgängers Engelbert Dollfuß übernommen hatte, mit zahlreichen außen- und innenpolitischen Konflikten konfrontiert. Als Gegengewicht gegen die immer aggressivere Politik des nationalsozialistischen Deutschland setzte er in der Außenpolitik den in der Bevölkerung unpopulären, proitalienischen Dollfuß-Kurs einer Anlehnung an das faschistische Italien fort. Der Preis für das Garantieversprechen des „Duce“ Benito Mussolini für die Eigenstaatlichkeit Österreichs war jedoch eine fortgesetzte Einflussnahme in die österreichische Politik. Aber auch diese italienische „Garantie“ wurde durch die im Zuge des 1935 von Italien begonnen Abessinienkrieges (Abessinien = Äthiopien) entstandene „Achse Berlin–Rom“ (25. Oktober 1936: Partnerschaft von Hitler und Mussolini) zunehmend fragwürdiger. Der von Schuschnigg bewusst geförderte Legitimismus (Bewegung mit dem Ziel der Abschaffung der Republik und der Wiedereinsetzung des Hauses Habsburg in seine Herrscherrechte) als Gegenbewegung gegen die nationalsozialistische Bewegung im Inland stieß auf Argwohn und heftigen Widerstand in den Nachfolgestaaten der Habsburgermonarchie und trug zu einer weiteren Isolierung des Landes bei. In Anbetracht dieser zunehmenden Isolierung war die Regierung Schuschnigg gezwungen, ihre außenpolitische Linie zu überdenken, so dass ab März 1936 der so genannte „deutsche Weg“ einer Annäherung an Deutschland, bei Aufrechterhaltung der Eigenstaatlichkeit eingeleitet wurde.[2500]
Innenpolitisch hielt Schuschnigg an der „ständestaatlichen“ Konzeption unverrückbar fest, konnte aber die angestrebten Ziele, wie sie in der ständestaatlichen Verfassung vom 1. Mai 1934 festgelegt waren, nicht mit der politischen und sozialen Realität in Einklang bringen. Trotz der weitgehenden Vereinnahmung breiter Bevölkerungsteile durch die Ständestaatsorganisationen, allen voran die „Vaterländische Front“ als größte Sammelorganisation, fehlte es dem Regime weitgehend an politischer Legitimität und Akzeptanz. Selbst die das Regime tragenden gesellschaftlichen Gruppen verfolgten vielfach unterschiedliche Ziele und standen, wie etwa die Wehrverbände, in einem scharfen Rivalitätsverhältnis.
Die verschwommene Staatsideologie des Ständestaates mit ihren drei Kernelementen:
Errichtung des Staates auf Grundlage der Berufsstände,
Ausschaltung des Klassenkampfes und
Antimarxismus
war in der Realität ein untaugliches Mittel für die dauerhafte Etablierung und Legitimierung des „Ständestaates“. Es zeigte sich, dass die bloße Eliminierung der politischen Parteien noch lange nicht das Verschwinden von Interessengegensätzen bedeutete.
Die halbherzig versuchte Einbindung der Arbeiterschaft (vor allem durch die neu gegründete „Einheitsgewerkschaft“ sowie in der „Sozialen Arbeitsgemeinschaft“ der Vaterländischen Front) und der Nationalsozialisten (durch die Schaffung des „Volkspolitischen Referates“ in der Vaterländischen Front) brachte keine dauerhafte Annäherung im Zweifrontenkampf des Regimes gegen große Teile der eigenen Bevölkerung.
Der vom Ständestaat proklamierte innergesellschaftliche Interessenausgleich scheiterte an den politischen und sozialen Realitäten. Vor allem die einseitig auf Geldwertstabilität ausgelegte Wirtschaftspolitik und die damit verbundene restriktive Haushaltspolitik führten zu einer weiteren Verschlechterung der Lebensbedingungen für große Teile der Bevölkerung. Im Jahr 1936 war jeder vierte Österreicher ohne Beschäftigung, und nur drei von vier Arbeitslosen erhielten eine, ohnehin geringe, Arbeitslosenunterstützung. Der Rest gehörte zu den so genannten „Ausgesteuerten“, also jenen Menschen, die auf die (oft unsichere) Wohlfahrtsunterstützung durch die Gemeinden angewiesenen waren.
Diese hoffnungslose wirtschaftliche und soziale Situation war der Nährboden vor allem für die nationalsozialistische Bewegung, die mit der Hoffnung auf einen „Anschluss“ einen Ausweg aus dieser Situation anbot. Konfrontiert mit dieser außen- und innenpolitischen Konfliktlage, verfuhr das Schuschnigg-Regime in derselben Logik wie zahlreiche Regime davor und danach. Man versuchte durch permanente Inszenierung von Gemeinschaftsereignissen und scheinbaren Regimeerfolgen den Anschein politischer Legitimität zu erwecken – in der Hoffnung, dass dem Schein mit der Zeit auch eine tatsächliche Legitimitätsbasis erwachsen würde.
Vor diesem Hintergrund einer weiter bestehenden politischen Zerrissenheit der Bevölkerung, dem aggressiven Hereinwirken des nationalsozialistischen Deutschland und den ausbleibenden wirtschaftlichen und sozialen Erfolgen versuchten Schuschnigg und die Regimeapologeten mangels Alternativen umso stärker, die kulturelle und ideologische Eigenart des österreichischen Ständestaates in den Vordergrund zu rücken und auf diese Weise die Legitimitätsbasis zu erweitern. Mit der Propagierung des „österreichischen Menschen“ gleichsam als „konservatives Nationalprojekt“[2501] sollte ein Stück Identitätsstiftung auf Grundlage der Verquickung von Katholizismus, österreichischer Geschichte und inneralpinen Traditionen geschaffen werden. Dieses Bild des ländlich-patriarchalisch geprägten, konservativen Menschen wurde in nicht enden wollenden Rollen stets aufs Neue reproduziert. In Ansprachen, „Ständehuldigungen“, Festen, Fotos, Filmen und Wochenschaubeiträgen versuchte man, dieses „bodenständig-bäuerliche“ Österreichertum als Sinnbild der Aufhebung der Interessengegensätze der modernen Industriegesellschaft zu inszenieren.[2502] Der immer wieder ins Bild gesetzte Trachtenanzug mutierte von der Zivilkleidung gleichsam zum Sinnbild der Ständestaatsideologie.
Ideologisch inkonsequent wurde dieses „Österreichertum“ allerdings stets mit dem „deutschen Charakter“ versehen und der Österreicher als der „beste Typ des Deutschtums“ dargestellt. Mit dieser Hereinnahme der Argumentationsfiguren des Deutschnationalismus verwundert es daher nicht, dass dieses ideologische Projekt scheiterte und, mit den Worten von Albert Reiterer, zu einem „reduzierten österreichischen Nationalprojekt“ wurde, das nur noch eine ideologische Einheit zwischen den wesentlichen Strömungen der Machthaber herstellen sollte.[2503]
An diesem Punkt nun beginnen sich die eingangs angesprochenen Lebenswege von Bundeskanzler Schuschnigg und dem Hochzeitspaar aus St. Gilgen anzunähern, auch wenn sie es zu diesem Zeitpunkt – zu Beginn des Jahres 1936 – noch nicht wussten. Denn in diese nun einsetzende Inszenierung passte das Bild von Bundeskanzler Schuschnigg als einem Staatsführer, der sich persönlich um das Schicksal eines armen Paares annahm und ihnen die, ansonsten kaum zu verwirklichende Heirat ermöglichte. Mehrere Denkfiguren der Regimeideologie trafen hier aufeinander. Der besorgte, gütige Staatsführer, der sozial handelnde Ständeführer, der sich der Bewohner einer ländlichen, also noch sozial heilen und gemäß der ständischen Ideologie, Kernschicht des neuen Ständestaates annahm. Die propagandistischen Muster existierten bereits, aber es fehlten noch der besondere Anlass und der geeignete Aufführungsort. Beides wurde bald gefunden.
Der Grund dafür, dass St. Gilgen für eine derartige propagandistische Inszenierung ausgewählt wurde, liegt wohl nicht zuletzt in dem „Mythos“ des Salzkammergutes begründet. Das Salzkammergut übte bereits seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine große Anziehungskraft auf vorwiegend städtische Schichten aus, die ihren Sommerurlaub, die sprichwörtliche Sommerfrische, dort verbrachten. Der landschaftliche Rahmen und ein spezielles Ambiente, durch die vielfach aristokratischen und großbürgerlichen Sommergäste, sorgten für ein Flair des Salzkammergutes, das durch geschickte kulturelle Vermarktungsstrategien – wie etwa in der Operette „Im weißen Rössl“ von Ralph Benatzky und dem darauf basierenden Film – für eine breite Popularisierung genutzt wurde. Dieser durch permanente Inszenierung (in Bildern, Postkarten, Werbemotiven) konstruierte Mythos der Landschaft Salzkammergut als ein „Stück des Paradieses“[2504], wie es in einem Werbetext hieß, machten St. Gilgen und andere Orte des Salzkammergutes zu einer Gegend des „gehobenen“ Sommertourismus mit überregionalem Ruf. Zahlreiche bekannte Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur verbrachten ihren Urlaub in dieser Region. So auch Bundeskanzler Schuschnigg, der dort mehrere Jahre lang Sommerurlaube machte.[2505]
Dieser Ideallandschaft eines scheinbar unbeschwerten Lebens stand eine nüchterne Realität entgegen. Das Salzkammergut war von den Auswirkungen der Wirtschaftskrise ebenso betroffen wie von der, durch die nationalsozialistische Regierung des Deutschen Reiches als politisches und ökonomisches Pressionsmittel verhängten „1.000-Mark-Sperre“.[2506] Die Stagnation der Wirtschaft, hohe Rückgänge im Fremdenverkehr und damit verbundene hohe Arbeitslosigkeit ließen die regierungskritische Stimmung kulminieren. Lageberichte der Gendarmerie meldeten, dass die „Sympathien eines Großteiles der Bevölkerung offensichtlich an der Seite Deutschlands“ stünden.[2507] Auch Bundeskanzler Schuschnigg konnte bei seinen Urlaubsaufenthalten in St. Gilgen vor diesen Realitäten nicht die Augen verschließen. Jeder Versuch, zu einer ökonomischen Verbesserung der Lage beizutragen, musste bei einer Stimulierung des Fremdenverkehrs ansetzen. Es lag daher nahe, einen solchen Versuch mit propagandistischen Absichten zu verbinden.
Wir wissen nicht, wann genau und von wem die Idee für eine inszenierte Trachtenhochzeit erdacht wurde. Doch im Kontext der damaligen Situation ergab sie sich fast zwangsläufig. Die Notwendigkeit, den „Frontführer“ und Bundeskanzler Schuschnigg als sozial engagierten Politiker zu zeigen (wir würden heute sagen, ihn „menschlich ins Bild zu setzen“), den innen- und außenpolitischen Zwängen ein positives Bild gegenüberzustellen, den volksverbundenen Staatsführer inmitten der ländlichen Bevölkerung zu zeigen – all diese Elemente führten Schuschnigg schließlich nach St. Gilgen.
Aus den wenigen noch vorhandenen Quellen über die Veranstaltung lassen sich jedoch nur noch beschränkte Aussagen über die genauere Planung und den Ablauf der Vorbereitungsarbeiten machen. Gerade was die Urheberschaft und die Vorarbeiten anbelangt, steht uns nur noch die offizielle Version zur Verfügung. Diese wird in einem Schreiben von Bundeskanzler Schuschnigg an den „lieben Freund“, den Salzburger Landeshauptmann Franz Rehrl (1922–1938), wiedergegeben: „Schon meine verewigte Gattin hatte die Absicht, in St. Gilgen irgend eine Festlichkeit zu veranstalten, die dem Orte und der ganzen Umgebung zum Vorteil gereichen sollte. Seitens der unter meinem Ehrenschutz stehenden Herma Schuschnigg-Fürsorgeaktion ist nunmehr geplant, einem bedürftigen Brautpaar aus St. Gilgen die Heirat zu ermöglichen. Die Hochzeit soll am 9. August d. J. [Anm.: 1936] in St. Gilgen stattfinden. Seitens der Aktion erhält die Braut das Mobiliar für den neuen Hausstand und auch einen Teil der Wäscheausstattung. Bei diesem Fest sollen alte Hochzeitsbräuche des Salzkammergutes wieder aufleben; aus diesem Grunde ist auch an den Reichsverband der Trachtenvereine das Ersuchen gerichtet worden, dass er sich an dem Feste beteilige. Erwähnen will ich noch, dass meiner Überzeugung nach die Veranstaltung geeignet wäre, den Fremdenverkehrsinteressen des ganzen Salzkammergutes zu dienen. (…)“.[2508]
In seinem, vom Salzburger Landesverkehrsdirektor Hans Hofmann-Montanus entworfenen, Antwortschreiben an den „lieben Freund“ Schuschnigg legte Rehrl großen Wert auf dessen, tatsächlich gar nicht infrage stehende, persönliche Anwesenheit bei der Veranstaltung: „In Erwiderung Deines sehr geschätzten Schreibens vom 16. März 1936 gestatte ich mir, Dir mitzuteilen, daß ich mit besonderer Freude von der Absicht Kenntnis genommen habe, am 9. August 1936 einem durch die Herma von Schuschnigg-Fürsorgeaktion ausgestatteten Brautpaare in St. Gilgen die Hochzeit zu ermöglichen. Der schöne Gedanke, diese Hochzeit nach altem Brauche zu begehen, wird in allen Bevölkerungskreisen den freudigsten Widerhall erwecken und wird sich auch auf den Fremdenverkehr St. Gilgens und des übrigen Salzkammergutes förderlich auswirken. Ich habe das Salzburger Landesverkehrsamt beauftragt, sogleich alle jene Vorbereitungen zu treffen, die notwendig sind, einen würdigen und glanzvollen Festverlauf zu sichern. Die Bedeutung des Festes würde durch Deine Anwesenheit noch besonders behoben werden. Darüber hinaus würde aber Deine Gegenwart den Hochzeitstag dem Brautpaare in unvergeßlicher Weise verschönern. Ich bitte Dich daher, sehr geehrter Herr Bundeskanzler, dieser denkwürdigen und außerordentlich volkstümlichen Veranstaltung Deine Gegenwart und Mitwirkung gewähren zu wollen.“[2509]
Die Betrauung des für die Fremdenverkehrsbelange zuständigen Landesverkehrsdirektors Hans Hofmann-Montanus mit den Veranstaltungsvorbereitungen durch den Salzburger Landeshauptmann entspricht Rehrls bekanntem Blick auf das Ökonomische. Anders als die meisten Funktionsträger des Ständestaates verbindet Rehrl zwar eine Freundschaft mit Schuschnigg, er steht aber dem autoritären Charakter des Regimes mit Skepsis gegenüber. Nachdem er im Zuge des Staatsumbaues im Jahr 1933 seine Funktion als Landeshauptmann nur mit Mühe bewahren konnte und als leidenschaftlicher Verfechter des Föderalismus ist seine Sicht auf das zunehmend zentralistischer agierende Regime zwiespältig.[2510] Wie immer Rehrl auch zu der propagandistischen Absicht stehen mochte, nahm er sogleich den Gedanken der Fremdenverkehrsstimulierung (ohnehin eines seiner ökonomischen Leitmotive) durch die damit verbundene Anwesenheit vieler Funktionsträger und Ehrengäste auf.
Auf Wiener (Bundesebene) wurde die „Herma-Schuschnigg-Fürsorgeaktion“ vom Bundeskanzleramt mit der Ausrichtung der Hochzeit befasst. Dabei handelte es sich um eine Stiftung unter dem Ehrenschutz von Bundeskanzler Kurt Schuschnigg, im Namen seiner verstorbenen Frau, Herma Schuschnigg, mit Sitz in Wien. Sie zählte zu den propagandistischen Versuchen des Ständestaates, die unzureichende Sozialpolitik des Staates mittels privater Spendentätigkeit zu kaschieren. Den Vorsitz führte die Frau von Unterrichtsminister Hans Pernter, Bella Pernter. In enger Verbindung mit dem Bundeskanzleramt und dem Bundesministerium für soziale Verwaltung stehend, versuchte die Stiftung mit Hilfsaktionen wie „Weihnacht der Heimat“ und „Nehmt hungernde Kinder zum Mittagstisch“ Hilfe zu leisten. Zum Großteil durch private Spenden finanziert, standen ihr aber nicht die Mittel zur Verfügung, um nachhaltig soziale Aufgaben übernehmen zu können. Insgesamt diente sie vor allem dem Zweck, den Namen Schuschnigg in der breiten Öffentlichkeit mit sozialer Hilfsbereitschaft in Verbindung zu bringen.[2511]
Wie aus dem Schriftverkehr hervorgeht, spielte der Gedanke einer Trachtenhochzeit von Anfang an eine wichtige Rolle für die Ausgestaltung der Veranstaltung. Offensichtlich um diesen Charakter noch weiter zu unterstreichen, wurde vonseiten der Wiener Veranstaltungsorganisation die Anregung gegeben, anlässlich der St. Gilgener Feierlichkeiten, je eine Salzburger Landestracht an Bundeskanzler Schuschnigg und Unterrichtsminister Hans Pernter als Geschenk des Landes oder des Landeshauptmannes zu überreichen.[2512] Mit dieser Anregung wurde eine zusätzliche ideologische Komponente ins Spiel gebracht, verband sich mit der Frage der Salzburger Landestracht doch zu diesem Zeitpunkt mehr als nur ein Kleidungsstück. Um den hohen emotionalen Stellenwert dieser Frage zu verstehen, müssen wir uns kurz mit der Rolle der Trachtenkleidung vor und im Ständestaat auseinander setzen.
Die von den Initiatoren gewünschte Inszenierung des Festes als so genannte „Trachtenhochzeit“ verband damit zwei wichtige Motivationsstränge, den ökonomischen der Gewerbe- und Fremdenverkehrsförderung und den propagandistischen der Hervorhebung der Tracht als quasi offiziöse Kleidung des ständestaatlichen Österreichs. Die Frage der Tracht und die Heranziehung der Trachtenvereine für die Veranstaltung war zu diesem Zeitpunkt auch eine ideologische, denn wie bereits vorher gezeigt, war die offiziell verbreitete Darstellung des „Österreichertums“ in der Version der offiziösen Propaganda untrennbar mit der Vorstellung eines ländlich geprägten Alpenvolkes verbunden. Beispielhaft für die Darstellung dieser Populärmythologien war etwa die halbamtliche Illustrierte „Die Österreichische Woche“, in deren Bildbeiträgen ein Idealbild des Ständestaates als Land der Bauern, Kirchen und Brauchtumsfeste gezeigt wurde. So heißt es etwa in einem Beitrag im Juli 1936 über Bergbauern: „Schwer ist die Arbeit, doch die Berge im Hintergrund geben ihr einen schönen Zug. Umgeben von Marterln und Kreuzen, umrahmt von den Feiern des Kirchenjahres und der in Tracht gekleideten demütigen Anmut leben die Österreicher ihre selbstzufriedene Bescheidenheit“.[2513]
Die Diskussionen um die Bedeutung der Tracht gehen bereits auf die Jahrhundertwende zurück, als die Bemühungen um die Wiederbelebung der Trachtentraditionen begannen. Diese konzentrierten sich in Salzburg im Landesausschuss und in den heimatkundlichen und Trachtenvereinen. Ursprünglich vorwiegend aus wirtschaftlichen (Gewerbeförderung) und kulturpolitischen (Hebung des Sozialprestiges und Schaffung eines Landesbewusstseins) Gründen betrieben, wurde die Trachtenfrage in der Ersten Republik zunehmend von ideologischen Untertönen begleitet und schließlich vollends beherrscht. Nicht mehr das volkskundliche und ökonomische Interesse standen im Vordergrund, sondern Folklorisierung und Inszenierung der Tracht als Identitätsbild.[2514] Schließlich wurde im Jahr 1935 sogar eine eigens geschaffene Salzburger Landestracht gesetzlich eingeführt.[2515] Drei wesentliche Intentionen wurden mit der Einführung dieses Salzburger Landesanzuges als Uniform des Landesbewusstseins für Beamte, Lehrer und Bürger verfolgt:
die Stärkung eines speziellen Salzburgbewusstseins,
Gewebeförderung zur Überwindung der Folgen der Wirtschaftskrise sowie das wirtschaftliche Autonomiebestreben des Ständestaates
und das spezielle Österreichbewusstsein gegenüber Hitler-Deutschland zu verstärken.
Mit der Einführung des Landesanzuges erhielt die Tracht damit gleichsam die Attribute einer Regime-Uniform für die Funktionsträger des Ständestaates. Gerade diese Vereinnahmung der Tracht führte zu heftiger Ablehnung durch die zu diesem Zeitpunkt bereits stark zum Nationalsozialismus tendierenden Trachtenvereinsfunktionäre, die vor allem das damit verbundene Österreichsymbol abstieß. Dementsprechend war die Einbeziehung der Trachtenvereine in die Vorbereitungen der „St. Gilgener Hochzeit“ alles andere als friktionsfrei.[2516]
Während auf der Landesebene der bereits erwähnte Landesverkehrsdirektor Hofmann-Montanus an der Organisation des Festprogramms arbeitete, wurden auf der Gemeindeebene in St. Gilgen die Auswahl des Brautpaares und die örtliche Organisationsarbeit vorbereitet.
Bis heute ist die Frage, wie die tatsächliche Findung des „St. Gilgener Brautpaares“ vor sich ging, nicht völlig geklärt, da die Zeitzeugen unterschiedliche Erinnerungen daran haben. Es scheint als wäre in der Gemeinde öffentlich zur Meldung von Brautpaaren aufgerufen worden. Die Anzahl der Paare, die sich daraufhin bei der Gemeinde meldeten, ist nicht mehr genau zu ermitteln (am wahrscheinlichsten gilt die Anzahl von vier Paaren).
Nach welchen Kriterien die Vorausscheidung der Bewerbungen stattfand, lässt sich anhand der Unterlagen nicht mehr nachvollziehen. Anfang Juni standen jedenfalls nur noch zwei Paare zur Wahl. Am 3. Juni 1936 erfolgte durch das Bürgermeisteramt eine Einladung zu einer „im Auftrag der Herma-Schuschnigg-Fürsorgeaktion Wien“ durchgeführten „Auslosung des zur Beteilung in Betracht kommenden Brautpaares“.[2517] Eingeladen wurden dazu die Brautpaare „Hans Ellmauer landw. Gehilfe u. Frl. Braut als Brautpaar, wohnhaft in Winkl No 18“ und „Hans Bichler, Hilfsarbeiter u. Frl. Braut, wohnhaft in Laim No 12“. Zur Auslosung eingeladen wurden der Bürgermeisterstellvertreter, ein Gemeinderat, der Pfarrer als Gemeindetagsmitglied, der Obmann des Trachtenvereines „D’Stoaklüftler“ sowie die Ortsführer der beiden paramilitärischen Verbände „Österreichischer Heimatschutz“ und „Ostmärkische Sturmscharen“.
Als Gewinner dieser Auslosung wurden Johann Ellmauer und seine Braut Anna Radauer bekannt gegeben. Johann Ellmauer (1902–1979), im Ortsteil Winkl ansässig, war ursprünglich Knecht in Puchberg und in seiner Freizeit Mitglied des Trachtenvereines „D’Stoaklüftler“. Wie viele andere fand auch er meist nur zeitweise eine Beschäftigung, zumeist als Forstarbeiter. Seine Braut Anna Radauer (1915–2004) arbeitete als Magd und wohnte bei ihren Eltern. Beide lebten in unsicheren Lebensverhältnissen und es stand daher nicht von vornherein fest, dass sie heiraten konnten. Frau Ellmauer erzählte, dass vor allem ihr Vater sich gegen eine Heirat aussprach, da Ellmauer nicht vermögend und stets von Arbeitslosigkeit bedroht war.[2518] Dies änderte sich auch nicht als feststand, dass den beiden die Hochzeit ermöglicht würde und diese mit einem Siedlungshaus verbunden sei. Ihr Vater, anders als ihre Mutter, fürchtete die Möglichkeit von Arbeitslosigkeit, dass die beiden dann kein Geld für Haus und Familie hätten.
Weiters berichtete Frau Ellmauer, dass die Vorbereitungen für das Paar vor allem durch den Trachtenverein und den Bürgermeister getroffen wurden, wobei mit ihr aber so gut wie nicht geredet worden sei, es sei alles mit ihrem zukünftigen Mann abgesprochen worden. So sei ihr etwa zur Auflage gemacht worden, in einem „Lanz-Kostüm“ zu heiraten, obwohl sie lieber ein Dirndl-Kleid getragen hätte. Das Kostüm sei von der „Schuschnigg-Aktion“ bezahlt worden und wurde für sie geschneidert. Auch ihr Mann erhielt einen eigens geschneiderten Salzburger (Landes-)Anzug. Von der „Schuschnigg-Aktion“ habe sie schließlich auch die Möbel für das Schlafzimmer und die Kücheneinrichtung bekommen, die sich bei ihrem Einzug dann schon im Haus befanden.[2519]
Einen ganz besonderen Eindruck auf die Zeitgenossen machte das mit der Hochzeit verbundene Siedlungshaus, das die Ellmauers beziehen konnten. Der Gedanke an ein eigenes Haus war für Menschen mit geringen Einkommen zu dieser Zeit ein nahezu unerreichbarer Traum, denn selbst für genossenschaftlich errichtete Siedlungshäuser mussten hohe Anzahlungen geleistet werden, von den sonstigen Kosten ganz abgesehen. Daher nimmt es nicht Wunder, dass die Ermöglichung des Einzuges in ein eigenes Haus nicht nur Bewunderung, sondern auch Neidgefühle weckte. Dazu trugen vor allem die im Ort bald auftauchenden Gerüchte, sie hätten das Haus vom Bundeskanzler geschenkt bekommen, bei. Diese Gerüchte wollten bis in die Gegenwart nicht verstummen und finden sich sogar in der Ortsgeschichte wieder. Tatsächlich wurde den Ellmauers ein Siedlungshaus der „Salzburger Gemeinnützigen Siedlungsgesellschaft“ als Bestandteil der Ausrichtung ihrer Hochzeit, überlassen, wobei der Großteil der Finanzierung von der „Herma-Schuschnigg-Fürsorgeaktion“ übernommen wurde. Tatsächlich blieb jedoch ein zu leistender Eigenmittelanteil übrig, der von den Ellmauers bis in die 1950er-Jahre abgezahlt wurde.[2520]
Aus propagandistischen Gründen wurde getrachtet, Johann Ellmauer eine dauerhafte Absicherung zu verschaffen, denn der Verlust des Hauses durch Arbeitslosigkeit hätte den Wert der mit hohem Aufwand inszenierten „sozialen Tat“ durch die „Schuschnigg-Aktion“ offensichtlich infrage gestellt. Um dies zu verhindern, erhielt Ellmauer kurz vor der Hochzeit ein Schreiben der Generaldirektion der Österreichischen Bundesforste, in dem ihm mitgeteilt wurde, dass er „über gütige Verwendung des Herrn Bundeskanzlers“ mit sofortiger Wirkung als Saisonarbeiter in St. Gilgen aufgenommen wird.[2521]
Die Organisation des Festes umfasste mittlerweile eine breite Palette von Einladungen und begleitenden Werbemaßnahmen. Als offizielle Einlader fungierte der Bürgermeister von St. Gilgen, Josef Leitner. In Abstimmung mit dem Salzburger Landesverkehrsamt wurden gedruckte Einladungskarten und ein Einladungsschreiben des Bürgermeisters, zusammen mit einem „Ladschreiben der Hochzeitslader der Gemeinde St. Gilgen“, an ausgesuchte Persönlichkeiten versendet. Die offizielle Einladungsliste umfasst 128 Personen und Institutionen, darunter sämtliche Bundesminister, das Konsularische Korps, die Spitzen der Landespolitik und Landesverwaltung, der Salzburger Fürsterzbischof und zahlreiche Vertreter aus Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur, darunter der Regisseur Max Reinhardt und Kammersängerin Lotte Lehmann. Die Einladung so zahlreicher und hochrangiger Vertreter von Politik, Wirtschaft und Kultur zeigt eindeutig die propagandistische Bedeutung, die der Feier zugemessen wurde. Der Auftritt des Bundeskanzlers erfolgte vor einem wohl inszenierten Bühnenpublikum und sollte eine größtmögliche Aufmerksamkeit sichern. Das daneben auch die ökonomischen Interessen nicht aus dem Auge verloren wurden, geht aus dem Begleitschreiben von Landesverkehrsdirektor Hofmann-Montanus für das Verzeichnis der Einladungen hervor, in dem er bemerkt: „Die Zusammenstellung der Liste entspricht den Richtlinien, die für offizielle Einladungen im Lande bestimmt sind. Ausserdem wurde eine Reihe einheimischer Persönlichkeiten eingeladen, um sowohl der Veranstaltung in St. Gilgen als auch den Veranstaltern die notwendige Frequenz und Einnahme zu sichern.“[2522]
Neben diesen offiziellen Einladungen wurde eine umfangreiche Werbetätigkeit entwickelt, um durch Plakate, Postkarten und Zeitungsartikel ein möglichst zahlreiches Publikum nach St. Gilgen zu bringen. So wurde etwa von den Österreichischen Bundesbahnen allen Teilnehmern an der Veranstaltung eine 50-prozentige Fahrpreisermäßigung gewährt.
Bereits im Vorfeld berichteten mehrere Zeitungen von den Vorbereitungen für die Veranstaltung. So wurde in einem Artikel in der „Österreichische Gebirgs- und Volkstrachten-Zeitung“ die „St. Gilgener Hochzeit“ zum Anlass genommen, ausführlich den Ablauf einer so genannten Aberseer Hochzeit zu schildern.[2523] Mehrfach berichtete auch die „Illustrierte Kronen Zeitung“ von den Vorbereitungen und der Auswahl des Brautpaares. In ihrer Ausgabe vom 5. August wurde die geplante Hochzeit in eine Reihe mit den beliebten Kino- und Theaterproduktionen von „Das weiße Rössl“ gestellt und unter dem Titelbild „Große Hochzeit in St. Gilgen“ berichtet:
„Eine große Salzkammerguthochzeit hat man im Film ‚Im weißen Rößl‘ sehen können. Ebenso wie das gleichnamige Theaterstück hat sicherlich auch dieser Film bewirkt, daß das reizvolle St. Wolfgang und das ganze Salzkammergut in der Welt viele Freunde gewann. Nun gibt’s unweit von St. Wolfgang, am anderen Ufer des herrlichen Sees, in St. Gilgen, eine wirkliche Hochzeit, die ein Volksfest für Tausende und Abertausende darstellen wird. Die verewigte Gattin des Kanzlers, Frau Herma Schuschnigg, war die Urheberin des Gedankens, in St. Gilgen ein Fest zu veranstalten, das nicht nur der Bewohnerschaft der wunderschönen Sommerfrische, sondern dem ganzen Salzkammergut Gutes bringen sollte. Als der Plan zur Abhaltung dieses Festes immer deutlichere Züge annahm, beschloß man, die Veranstaltung mit einer großen Hochzeit zu verbinden. Wie schon berichtet wurde, sind zwei arme junge Brautleute namens Johann Ellmauer und die Magd Anna Radauer ausgewählt worden. […] Gemeinsam mit dem Bürgermeister von St. Gilgen Josef Leitner, der Gemeindeverwaltung des Ortes und dem Reichsverband der Trachtenvereine Österreichs ist die Leitung der Herma v. Schuschnigg-Fürsorgeaktion schon eifrig mit den Vorbereitungen zu dem großen Fest beschäftigt. Bundeskanzler Doktor Schuschnigg, der seinen Urlaub in St. Gilgen verbringt, und Unterrichtsminister Dr. Pernter werden als Trauzeugen fungieren. Die Mitwirkung der Trachtenvereine, die im großen Festzug mitmarschieren, sichern dem Ort St. Gilgen für Samstag und Sonntag den Zustrom vieler Tausender. Und so wird der Hochzeitstag nicht nur den Brautleuten, sondern auch der Bevölkerung der Salzkammergutgemeinden wohl unvergeßlich bleiben.“[2524]
Der Zustrom der Tausenden erfolgte tatsächlich, wie aus den Erinnerungen der damals Beteiligten und auch aus den Fotografien des Festes hervorgeht. Sie erlebten ein Hochzeitsfest, dessen Ablauf über zwei Tage hinweg minutiös von den Veranstaltern geplant war. Hunderte von Trachtenvereins- und Brauchtumsgruppenmitgliedern aus Salzburg und aus anderen Bundesländern waren angereist ebenso wie zahlreiche Besucher, die diese Mischung aus Brauchtumsaufführungen, Folklorehochzeit und mondänem Auftritt der Festgäste aus Politik und Society vor dem Hintergrund der Salzkammergutlandschaft erleben wollten. Der erste Festtag, dessen offizieller Programmablauf am Nachmittag begann, stand dabei noch ganz im Zeichen des Brautpaares, vor allem des Umzuges auf dem Kammerwagen mit der Brautausstattung und hatte einen Volksfestcharakter, wie schon aus dem Programm hervorgeht:
[2525]„Samstag 8. August
16 Uhr: Beginn des Hochzeits-Vorabends mit Pöllerschießen, Platzkonzert der St. Gilgener Bürgermusikkapelle bis 17.30 Uhr auf dem Kanzler-Dollfuß-Platz.
17 Uhr: Ankunft der ‚Güterfuhr‘ (Kammerwagen) mit der Brautausstattung in Begleitung des Brautpaares, des Hochzeitsladers und des St. Gilgener Trachtenvereines ‚D’Stoaklüftla‘. Der Zug, der mit der Hochzeitsmusik von Abersee kommt und vom Hotel ‚Exzelsior‘ zu sehen ist, bewegt sich durch die Bundesstraße in den Ort auf den Kanzler-Dollfuß-Platz. Absingen des Brautliedes und Aufführung von heimatlichen Tänzen.
21 Uhr: Seefest mit Musik auf dem See, Feuerwerk, Orts- und Seebeleuchtung, Höhenfeuer, Auffahrt der geschmückten und beleuchteten Boote auf dem See. […] Nach Schluß des Seefestes Polterabend mit Musik und Tanz in allen Gaststätten.
Einen anderen Charakter spiegelt der darauf folgende, eigentliche Hochzeitstag wider, der ganz im Zeichen der Teilnahme von Bundeskanzler Schuschnigg stand und folgende Programmpunkte umfasste:
[2526]„Hochzeitstag am Sonntag den 9. August
7 Uhr: Pöllerschießen und musikalischer Weckruf. Die ankommenden Trachtenvereine melden sich im Rathause in der Festkanzlei.
8.45 Uhr: Zusammenkunft der Hochzeitsgäste und der Trachtenvereine […] Empfang der Braut, die auf einer Plätte über den See kommt – sodann Auffahrt des
9 Uhr: Hochzeitszuges zum Gasthaus ‚Kendler‘, wo das Frühstück eingenommen wird und die Einladung zur Hochzeit durch den Hochzeitslader erfolgt. Anschließend Aufstellung des Hochzeitszuges […]. Die Trachtenvereine marschieren vor dem Hochzeitszug, sie bilden beim Einzuge in die Kirche beiderseits der Straße Spalier bis zum Kirchentor. (Zur Trauung werden Einlasskarten im Gemeindeamte bis Samstag, den 8. August, 18 Uhr ausgefolgt).
10 Uhr: Trauung durch Hochw. Pfarrer J. Edelmayer. – Aufführung des alten Hochzeitsliedes ‚Tretet hin mit frohem Gemüt‘ (von Führer) und alter Hochzeitsmesse. – Messe und Trauung nach altem, ortsüblichem Brauch. Soli: Frau Kammersängerin Lotte Lehmann. Während der Messe gehen die Kirchenbesucher um den Altar zum Opfergang.
11 Uhr: Auszug aus der Pfarrkirche […] und Einzug in das Gasthaus ‚Kendler‘ zum Hochzeitsmahl. Vor dem Mahl werden drei Ehrentänze aufgeführt. Die Trachtenvereine bilden beim Auszug aus der Kirche nicht mehr Spalier, sondern mischen sich unter die anderen Zuseher.
13 Uhr: Einladung zum ‚Weisat‘ (Abgabe der Hochzeitsgeschenke) durch den Hochzeitslader.
14 Uhr: Beginn der Volksbelustigung auf der Festwiese (in der Brunnleithstraße). Vorführung von Trachtentänzen durch die Trachtenvereine.
15 Uhr: Brautstehlen (durch den Zug auf die Festwiese) und Fortsetzung der Trachtentänze. Anschließend in allen Gaststätten St. Gilgens volkstümliche Unterhaltungen und Tanz."
Aus den Erinnerungen von Teilnehmern, vor allem denen von Frau Ellmauer, der „St. Gilgener Braut“, entsteht das Bild eines, auch noch in der volkstümlichen Inszenierung, nach funktionaler und sozialer Schichtung gegliederten Festes, bei dem die vorgeblich hauptbeteiligten Brautleute genauso wie die anwesende Ortsbevölkerung und die Zuschauer in die Rolle von Statisten für eine ständestaatliche Bühneninszenierung eingefügt wurden.
Einen Eindruck dieser Inszenierung geben die zahlreichen Fotoaufnahmen sowie der eigens für die „Filmwochenschau“ gemachte Wochenschaufilm. Bereits die Ankunft des Bundeskanzlers und des ihn begleitenden Unterrichtsministers, Hans Pernter, erinnert an die Festveranstaltungen der alten Monarchie. Die beiden Politiker wurden in einer offenen Kutsche vorgefahren und von den Festgästen, den aufmarschierten Trachtenvereinen und dem Brautpaar empfangen. Nach der offiziellen Begrüßung erfolgte der Einzug in die Kirche. Wie man anhand der Aufnahmen erkennen kann, war der Anteil an städtisch gekleidetem Publikum hoch. In der Kirche fand schließlich die Trauungszeremonie mit dem Bundeskanzler und dem Unterrichtsminister als Trauzeugen statt. Es ist vor allem diese Szene, die in der medialen Aufbereitung der „St. Gilgener Hochzeit“ im Mittelpunkt steht. Und dies nicht ungewollt: Es ist hier, an diesem sakralen Ort, dass sich die inszenierte Vereinigung von Staatsführung, Regimeeliten und „einfacher“ Bevölkerung, zusammengeführt durch ein scheinbar privates Ereignis, zeigt. Die scheinbare Überschreitung der, in der Realität mehr als deutlich spürbaren sozialen Grenzen zwischen Regime und Bevölkerung, die Überschreitung der Klassengrenzen zwischen Reich und Arm – all das und mehr symbolisiert dieses inszenierte Gemeinschaftsritual. Hier handelt es sich um keine private Hochzeit mehr, sondern um ein politisches Statement. Diese Ins-Bild-Setzung der Ordnung einer ständisch gegliederten Gesellschaft, symbolisiert durch Ort, Kleidung und Anlass, verfeinert durch die Arie einer Kammersängerin und die Darstellung einer gleichsam altpatriarchalisch empfundenen sozialen „Verantwortung“ des Herrschaftsträgers gegenüber den Repräsentanten des „einfachen“ Volkes, zeigt sowohl die vormoderne Gesellschaftsauffassung des Ständestaates als auch ihr Scheitern. Denn bereits mit der Auswahl des einen Paares offenbart sich zugleich die negative Logik dieses Ansatzes von „Sozialpolitik“ als individueller Geste. Die Berücksichtigung des einen Paares bedeutet die Zurückweisung der vielen anderen. Es gibt keinen Anspruch auf Hilfe, keinen normierten Maßstab, sondern nur die Beliebigkeit der symbolischen Geste. Auch den meisten Anwesenden war dieser doppeldeutige Charakter der Inszenierung durchaus bewusst, wie aus den Gesprächen mit Zeitzeugen hervorgeht.
In der Realität des Alltages findet sich diese verheißene Gemeinschaft nicht einmal vor Ort in St. Gilgen. Denn schon nach der Trauungszeremonie scheiden sich die Wege der „besseren“ Gesellschaft in Form der geladenen Festgäste und des Brautpaares und der anderen Zuschauer und Gäste. Bereits die Sitzordnung der Festtafel separiert Festgäste, Brautpaar und deren Verwandtschaft fein säuberlich, wie sich Frau Ellmauer noch gut erinnert.
Die Medienlandschaft in der Zeit des „Ständestaates“ ist, im Vergleich zur Zeit der demokratischen Ersten Republik, eine reduzierte. An lokalen Tageszeitungen erschienen nur noch das „Salzburger Volksblatt“ und die „Salzburger Chronik“. Vergleicht man die Zeitungen, so erscheinen sie in Inhalt und Aufmachung sehr ähnlich – ein Gleichklang, der durch die strenge Pressekontrolle des Regimes erklärlich ist. Entsprechend reiht sich die Medienrezeption der „St. Gilgener Hochzeit“ in die Betonung des „Heimatlichen“, welches die Wochen vor und nach der Veranstaltung beherrschte. Es reihen sich Beiträge zur Salzburger Jagdausstellung, eine Ausstellung von Salzkammerguttrachten in Bad Ischl, zu jenen über die „St. Gilgener Hochzeit“, gefolgt von einer „spontanen Ehrung des Bundeskanzlers durch die St. Gilgener Bevölkerung“.
Neben der Tagespresse berichteten vor allem die sehr beliebten überregionalen Illustrierten über das Hochzeitsfest. Es waren diese Illustrierten, neben den Wochenschauen, welche die Bildwelten der 1930er-Jahre erzeugten und die Vorstellungen ihrer Käufer beeinflussten. Es sind daher vor allem diese Illustrierten, welche die bewusst inszenierten (Leit-)Bilder dieser Hochzeit landesweit verbreiteten. Diese Bilder zeigen lachende und tanzende Paare, Trachtenvereine und in Tracht gekleidete Zuschauer vor der Kulisse der Salzkammergutlandschaft. Eine besondere Rolle für die Propagierung des vom Regime gewollten Österreich-Bildes spielte dabei die bereits erwähnte Illustrierte „Die Österreichische Woche“. In ihrer Ausgabe vom August 1936 brachte sie einen ganzseitigen Bildbericht mit vier Aufnahmen der Veranstaltung. Zu dem Begleittext: „Nach uraltem Salzburger Brauch wurde am 9. August in St. Gilgen unter großer Beteiligung eine festliche Bauernhochzeit gefeiert, wobei Bundeskanzler Doktor Schuschnigg und Bundesminister Dr. Pernter als Trauzeugen fungierten“.[2527]
Dazu wurden Aufnahmen von Schuschnigg und Pernter im Trachtenanzug, dem Brautpaar zusammen mit den beiden Trauzeugen in der Kirche und zwei Aufnahmen von den Tanzveranstaltungen auf der Festwiese gezeigt. In ähnlicher Weise berichteten die Illustrierten „Wiener Bilder“ und „Das interessante Blatt“ in Bildbeiträgen von der Veranstaltung. Auch hier erscheint die „St. Gilgener Hochzeit“ als idyllischer Ort, an dem der Bundeskanzler „nach alter Sitte“ beim Verlassen der Kirche eine Abgabe entrichtet und die Tracht alle Standes- und sozialen Unterschiede überwindet, während gleichzeitig „glanzvolle Meistersinger“ für die künstlerische Untermalung sorgen.[2528]
In besonders großer Aufmachung zeigte die Festnummer der anlässlich der Salzburger Festspiele herausgegebenen „Salzburger Illustrierten – Salzburg Illustrated“ die „Hochzeit von St. Gilgen“. Mit 15 Abbildungen illustriert und mit dreisprachigem Text wurde auch den internationalen Festspielgästen „a wedding (...) between two poor countrymen, whos dowry has been contributed by the Herma von Schuschnigg Foundation“ als ein Volksfest dargestellt, an dem „neben den offiziellen Persönlichkeiten die einheimische Bevölkerung, und die Sommergäste von nah und fern teilnahmen“. Konsequent wird auch in dieser, für das Festspielpublikum produzierten Zeitschrift die Szenerie als Mischung aus Trachtenhaubenträgerinnen, Gamsbarthut tragendem Bundeskanzler und Trachtenidylle vorgestellt.[2529]
Neben diesen Printmedien diente auch das Medium Film der Propagandaverbreitung. Vor allem die Filmwochenschau „Österreich in Bild und Ton“ war eines der wichtigsten Propagandamedien des Ständestaates. Noch besser als in den Illustrierten konnte hier durch die Zusammenschnitte der gewünschten Bildfolgen das Bild inszeniert werden. Auch von der „St. Gilgener Hochzeit“ wurde ein Wochenschaubeitrag angefertigt. Es ist gerade dieser Wochenschaubeitrag, der, mehr noch als die restliche Medienberichterstattung, die „St. Gilgener Hochzeit“ zu einer „Schuschnigg-Hochzeit“ werden lässt. Nach einer kurzen Sequenz auf den Ort St. Gilgen zeigen die Aufnahmen die Einfahrt Schuschniggs und Pernters in der Kutsche durch ein Spalier jubelnder Festgäste und daran anschließend die Begrüßung durch das Brautpaar und den Bürgermeister. Auch hier ist wiederum die Szene in der Kirche als erster Höhepunkt gesetzt. Nach dem Auszug aus der Kirche wird Schuschnigg wiederum umgeben von jubelnden Menschen gezeigt, wobei durch die Aufnahmewinkel der Eindruck eines Massenandranges suggeriert wird. Schließlich wird der Bundeskanzler in einer – in Diktaturen immer wiederkehrenden – Sequenz gezeigt: auf dem Balkon stehend, die Bevölkerung unter ihm mit erhobener Hand grüßend. Eine jubelnde, meist in Tracht gekleidete Menge blickt zu ihm empor und jubelt ihm zu. Wenngleich vermutlich ohne Ironie gewählt, so ist der Titel des Filmes „Bundeskanzler und Unterrichtsminister bei einer Bauernhochzeit“ sehr konsequent gewählt, zeigen die Bilder doch fast ausschließlich Bundeskanzler Schuschnigg und reduzieren die Hochzeit auf ein rudimentäres Hintergrundgeschehen.[2530]
Am 30. Jänner 1937 fand unter dem Ehrenschutz von Bundeskanzler Schuschnigg in den Wiener Konzerthaussälen ein Faschingsfest unter dem Titel „Kirtag in St. Gilgen“ statt. Auf den Einladungen war vermerkt: „Damen und Herren: Alpine Tracht oder Sommerkleidung“.[2531] Im Zuge dieses Festes wurde die „St. Gilgener Hochzeit“, wie sie bereits genannt wurde, in den Mittelpunkt gestellt. Die beteiligten Trachten- und Brauchtumsvereine wurden ebenso wieder eingeladen wie Vertreter der Gemeinde St. Gilgen und das Brautpaar selbst. Nichts verdeutlicht wohl besser den Charakter der Inszenierung, ja des „Ständetheaters“, als diese beliebige Reproduzierbarkeit der Trachtenhochzeit. Nicht mehr eine Feier von Menschen mit den darauf bezogenen Gefühlswelten, sondern eine beliebig reproduzierbare Inszenierung, deren Mitspieler gleichsam beliebig an einen anderen Ort verlegt werden konnten, um vor einem neuen Publikum das Fest zu wiederholen. Bezeichnenderweise hatte Frau Ellmauer selbst das Fest in Wien nicht mehr als etwas Besonderes in Erinnerung.
Es sind nicht viele Zeugnisse und Spuren geblieben von dieser „St. Gilgener Hochzeit“. Die meisten der Beteiligten von damals leben heute nicht mehr, der Schriftverkehr existiert nur noch in Bruchstücken. Aber auch diese Bruchstücke ergeben, wenn man sie zusammenfügt und vor dem Hintergrund der damaligen Situation betrachtet, ein Bild, das über das Geschehen einer bloßen Trachtenhochzeit hinausgeht. Es ist wie mit den Fotos dieses Volksfestes: Wir sehen zunächst nur freudige Gesichter in einer heilen Welt. Aber es ist, bei näherem Hinsehen, ein Volkstanz unter dem Kruckenkreuz. In einer Diktatur sind die Lebensbereiche nicht autonom. Ob Brauchtum, Tracht, der Wunsch zu heiraten – alles unterliegt der Möglichkeit des Eingriffes, ohne Aussicht, diese Eingriffe zurückzuweisen. Der Zugriff der Herrschaftsträger ragt bis in den privatesten Bereich hinein und degradiert Menschen zu bloßen Marionetten auf einer für die Propaganda inszenierten Bühne. Im Falle der „St. Gilgener Hochzeit“ war es ein Eingriff mit lächelndem Gesicht, der den Betroffenen sogar die Heirat und ein relativ abgesichertes Leben ermöglichte und den Zusehern ein schönes Volksfest. Aber man sollte nicht übersehen, dass genau diese propagandistische Form einer symbolischen Sozialpolitik auch der Versuch war, eine fehlende Legitimität der Herrschaftsausübung zu kaschieren. Die „St. Gilgener Hochzeit“ war als politisches Manifest gedacht und inszeniert. In einem weiteren Sinn reduzierte man die Menschen damit zu reinen Statisten in einem „Ständetheater“.
Zum Schluss der Arbeit sei an dieser Stelle Herrn Augustin Kloiber vom Archiv für Ortsgeschichte in St. Gilgen sehr herzlich für seine vielfältige Hilfe bei meinen Recherchen gedankt.
Archiv für Ortsgeschichte St. Gilgen (AfOG): Bestand „St. Gilgener Hochzeit“.
Salzburger Landesarchiv (SLA): Rehrl-Akten.
Salzburger Landesinstitut für Volkskunde (SLIVK): Fotosammlung.
Interview von Dr. Ulrike Kammerhofer-Aggermann mit Anna Ellmauer vom 21. September 1999.
Interview des Verfassers mit Anna Ellmauer vom 12. November 2002.
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[2495] Vgl. Kriechbaumer, Robert: Die großen Erzählungen der Politik. Politische Kultur und Parteien in Österreich von der Jahrhundertwende bis 1945. (= Schriftenreihe des Forschungsinstitutes für historisch-politische Studien der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek Salzburg, Bd. 12). Wien 2001, S. 144–145.
[2496] Zu den Fragen der ideologischen Ausrichtung des „Ständestaates“ siehe: Talos, Emmerich; Wolfgang Neugebauer (Hg.): Austrofaschismus. Beiträge über Politik, Ökonomie und Kultur 1934–1938. (= Österreichische Texte zur Gesellschaftskritik, Bd. 18). Wien 1985. – Talos, Emmerich; Walter Manoschek: Austrofaschismus, Halbfaschismus, Ständestaat. Herrschaftssysteme in Österreich und Italien im Vergleich. In: Tabor, Jan (Hg.): Kunst und Diktatur. Architektur, Bildhauerei und Malerei in Österreich, Deutschland, Italien und der Sowjetunion 1922–1956. Band 1. Baden bei Wien 1994, S. 112–123. – Kriechbaumer, Robert: Die großen Erzählungen der Politik. Politische Kultur und Parteien in Österreich von der Jahrhundertwende bis 1945. (= Schriftenreihe des Forschungsinstitutes für historisch-politische Studien der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek Salzburg, Bd. 12). Wien 2001, S. 144–145.
[2497] Kriechbaumer, Robert: Die großen Erzählungen der Politik. Politische Kultur und Parteien in Österreich von der Jahrhundertwende bis 1945. (= Schriftenreihe des Forschungsinstitutes für historisch-politische Studien der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek Salzburg, Bd. 12). Wien 2001 S. 634.
[2498] Vgl. Heilig, Konrad Josef: Österreichs neues Symbol. Geschichte, Entwicklung und Bedeutung des Kruckenkreuzes. Wien 1936, S. 16: zitiert in: Kriechbaumer, Robert: Die großen Erzählungen der Politik. Politische Kultur und Parteien in Österreich von der Jahrhundertwende bis 1945. (= Schriftenreihe des Forschungsinstitutes für historisch-politische Studien der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek Salzburg, Bd. 12). Wien 2001, S. 145.
[2499] Hanisch, Ernst: Die Erste Republik. In: Dopsch, Heinz; Hans Spatzenegger (Hg.): Geschichte Salzburgs. Stadt und Land. Band II. Teil 2: Neuzeit und Zeitgeschichte. Salzburg 1988, S. 1057–1120, bes. S. 1112.
[2500] Vgl. Weissensteiner, Friedrich: Der ungeliebte Staat. Österreich zwischen 1918 und 1938. Wien 1990, S. 270–272.
[2501] Vgl. Reiterer, Albert: Vom Scheitern eines politischen Entwurfes. „Der österreichische Mensch“ – ein konservatives Nationalprojekt der Zwischenkriegszeit. In: Österreich in Geschichte und Literatur. Jg. 30, Heft 1/1986, S. 19–36. – Staudinger, Anton: Austrofaschistische „Österreich“-Ideologie. In: Talos, Emmerich; Wolfgang Neugebauer (Hg.): Austrofaschismus. Beiträge über Politik, Ökonomie und Kultur 1934–1938. (= Österreichische Texte zur Gesellschaftskritik, Bd. 18). Wien 1985, S. 287–316.
[2502] Zu den, insbesondere visuellen, Inszenierungstechniken des Ständestaates siehe: Kriechbaumer, Robert: Ein vaterländisches Bilderbuch. Propaganda, Selbstinszenierung und Ästhetik der Vaterländischen Front. Wien 2002
[2503] Vgl. Reiterer, Albert: Vom Scheitern eines politischen Entwurfes. „Der österreichische Mensch“ – ein konservatives Nationalprojekt der Zwischenkriegszeit. In: Österreich in Geschichte und Literatur. Jg. 30, Heft 1/1986, S. 19–36, bes. S. 21.
[2504] Lichtblau, Albert: „Ein Stück Paradies …“ Jüdische Sommerfrische in St. Gilgen. In: Kriechbaumer, Robert (Hg.): Der Geschmack der Vergänglichkeit. Jüdische Sommerfrische in Salzburg. (= Schriftenreihe des Forschungsinstitutes für politisch- historische Studien der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek Salzburg, Bd. 14). Wien 2002, S. 281–315.
[2505] So berichtete etwa die Illustrierte „Wiener Bilder“ in ihrer Ausgabe vom 26. Mai 1935: „Bundeskanzler Dr. Kurt von Schuschnigg weilt als Sommergast in St. Gilgen im Salzkammergut. Die ‚Waldvilla’, der Sommersitz des Kanzlers, befindet sich am Ufer des Aber- (St. Wolfgang-)Sees. Der Bundeskanzler versicherte der Gemeinde St. Gilgen seine Gewogenheit und gab der Hoffnung Ausdruck, daß es die Verhältnisse gestatten mögen, daß er recht lang in St. Gilgen weilen könne.“
[2506] Dabei handelte es sich um eine Ausreiseabgabe für deutsche Staatsangehörige beim Grenzübertritt nach Österreich. Die Höhe dieser Abgabe erfüllte den politischen Zweck und brachte den deutschen Tourismus nach Österreich fast völlig zum erliegen.
[2507] Vgl. Quatember, Wolfgang; Ulrike Felber; Susanne Rolinek: Das Salzkammergut. Seine politische Kultur in der Ersten und Zweiten Republik. Grünbach 2000, S. 88.
[2508] Schreiben von Bundeskanzler Schuschnigg an Landeshauptmann Franz Rehrl, 16. März 1936: SLA (Salzburger Landesarchiv): Rehrl-Briefe 1936/0648.
[2509] Schreiben von Landeshauptmann Rehrl an Bundeskanzler Schuschnigg, 24. März 1936: SLA (Salzburger Landesarchiv): Rehrl-Briefe 1936/0648.
[2510] Zu Rehrls Position zum Ständestaat siehe den Sammelband: Huber, Wolfgang (Hg.): Franz Rehrl. Landeshauptmann von Salzburg. Salzburg 1975, bes. S. 24–30 und S. 240–260.
[2511] Der Umfang der Hilfstätigkeit hing vom Spendeneingang „edelgesinnter Gönner“ ab. So weist Bundeskanzler Schuschnigg in einem Spendenersuchen vom 28. November 1936 darauf hin, dass die Aktion „Weihnacht der Heimat“ etwa 14.000 Kinder mit Winterbekleidung ausgestattet habe, und das „zweite Hilfswerk“ der Herma Schuschnigg-Fürsorgeaktion „Nehmt hungernde Kinder zum Mittagstisch“ weit über 100.000 Kindern zugute gekommen sei. Letztere Aktion scheint aber eher einen appellatorischen Charakter gehabt zu haben. (vgl. SLA: Rehrl-Briefe 1936/3925). Nur rund einen Monat später teilt Bella Pernter, anlässlich eines Hilfsersuchens, in einem Schreiben an Landeshauptmann Rehrl diesem mit, dass sie „außerstande [sei], durch die Herma Schuschnigg-Fürsorgeaktion zu helfen, da die uns zur Verfügung gestandenen Mittel bereits durch die Aktion ‚Weihnacht der Heimat‘ vollständig aufgebraucht sind“. (vgl. SLA: Rehrl-Briefe 1937/0337).
[2512] Vgl. Schreiben von Landesverkehrsdirektor Hans Hofmann-Montanus an das Präsidium der Landeshauptmannschaft, 11. Mai 1936: SLA: Rehrl-Briefe 1936/0648.
[2513] „Die Österreichische Woche“ vom 23. Juli 1936, S. 4.
[2514] Vgl. Kammerhofer-Aggermann, Ulrike: Die Salzburger Landeskommission „betreffend Förderung und Hebung der Salzburger Eigenart in Tracht, Sitten und Gebräuchen“ und der Salzburger Landesanzug. In: Kammerhofer-Aggermann, Ulrike; Alma Scope; Walburga Haas (Hg.): Trachten nicht für Jedermann? Heimatideologie und Festspieltourismus dargestellt am Kleidungsverhalten in Salzburg zwischen 1920 und 1938. (= Salzburger Beiträge zur Volkskunde, Bd. 6). Salzburg 1993, S. 25–49.
[2515] Gesetz über die Einführung einer Landestracht für Männer in Salzburg, Landesgesetzblatt für das Land Salzburg, ausgegeben am 14. September 1935 (das Gesetz wurde 1938 nach dem „Anschluss“ außer Kraft gesetzt und 1945 mit der Rechtsüberleitung wieder in Kraft gesetzt. Offiziell wurde das Gesetz erst 1975 aufgehoben).
[2516] Frau Ellmauer erinnerte sich, dass zahlreiche Mitglieder des lokalen Trachtenvereines den Nationalsozialisten nahe standen, aber eine Teilnahme letztlich nicht verweigern konnten. Interview vom 12. November 2002.
[2517] Schreiben des Bürgermeisteramtes St. Gilgen, 3. Juni 1936: Archiv für Ortsgeschichte St. Gilgen (AfOG): Materialien zur St. Gilgener Hochzeit.
[2518] Interview vom 12. November 2002.
[2519] Interview vom 12. November 2002.
[2520] Vgl. das im St. Gilgener Gemeindeamt am 6. August 1936 abgeschlossene Übereinkommen zwischen der „Salzburger Gemeinnützigen Siedlungsgesellschaft“ und Johann Ellmauer sowie den Schriftverkehr der Gesellschaft mit Ellmauer in den Jahren 1936–1955: Archiv für Ortsgeschichte St. Gilgen (AfOG): Materialien zur St. Gilgener Hochzeit.
[2521] Vgl. Schreiben der Generaldirektion der Österreichischen Bundesforste an Hans Ellmauer, 5. August 1936. Das Schreiben trägt die handschriftlichen Glückwünsche „Herzlichen Glückwunsch! Bundeskanzler Schuschnigg“ und „Besten Glückwunsch! Minister Pernter“: Archiv für Ortsgeschichte St. Gilgen (AfOG): Materialien zur St. Gilgener Hochzeit.
[2522] Schreiben des Landesverkehrsamtes an das Präsidium der Landeshauptmannschaft, 1. August 1936: Salzburger Landesarchiv (SLA): Rehrl-Briefe 1936/0648.
[2523] Vgl. „Österreichische Gebirgs- und Volkstrachten-Zeitung“. Nr. 8/1936, S. 68.
[2524] „Illustrierte Kronen Zeitung“. Jg. 37. Ausgabe von Mittwoch, dem 5. August 1936, S. 4.
[2525] Programm der St. Gilgener Hochzeit und der damit verbundenen Festlichkeiten in St. Gilgen am Wolfgangsee, die unter Mitwirkung des Reichsverbandes der Trachtenvereine Österreichs am Samstag, den 8. und Sonntag, den 9. August 1936 abgehalten werden. o.O. 1936, S. 13–15.
[2526] Programm der St. Gilgener Hochzeit und der damit verbundenen Festlichkeiten in St. Gilgen am Wolfgangsee, die unter Mitwirkung des Reichsverbandes der Trachtenvereine Österreichs am Samstag, den 8. und Sonntag, den 9. August 1936 abgehalten werden. o. O. 1936, S. 13–15. – Es ist bezeichnend für die geringe Bedeutung, die dem Hochzeitspaar im Rahmen ihrer eigenen Hochzeit offensichtlich beigemessen wurde, dass selbst im offiziellen Festprogramm der Vorname von Frau Radauer fälschlich mit Maria, anstatt richtigerweise mit Anna angegeben wurde.
[2527] „Österreichische Woche“. Nr. 34 vom 20. August 1936, S. 2.
[2528] „Wiener Bilder“. Nr. 33/1936. – „Das interessante Blatt“. Nr. 33/1936, S. 12.
[2529] „Salzburger Illustrierte – Salzburg Illustrated“. 1/7–1936 (Festnummer), 15.8.1936, S. 16–17.
[2530] Österreich in Bild und Ton, Öbut – 33a/1936. Der Wochenschaubeitrag wurde im Rahmen einer ORF-Sendung über das Salzkammergut ausgestrahlt: „Das verlorene Paradies. Historische Sommerfrische in St. Gilgen“, Österreichbild am 27. September 2003 um 11:15 Uhr. Für die Überlassung der Aufnahme danke ich Herrn Augustin Kloiber sehr herzlich.
[2531] Vgl. Einladung zum „Kirtag in St. Gilgen“ in den Wiener Konzerthaussälen zugunsten der Wohlfahrtsaktion „Nehmt hungernde Kinder zum Mittagstisch“: Salzburger Landesarchiv (SLA): Rehrl-Briefe 1937/0041.