Barbara Frischmuth übersandte am 5. November 2004 in Beantwortung der Fragen von Melanie Lanterdinger ein schriftliches Statement. Barbara Frischmuth lebt als freie Schriftstellerin in Wien und Altaussee.
Im Hinblick auf weibliche Lebensentwürfe halte ich Selbstbestimmung und ein realitätsbezogenes Einschätzen der eigenen Fähigkeiten für notwendig. Es gilt vor allem sich zu fragen, wie man leben möchte. Durch die Gleichstellung, auch wenn sie noch nicht in allen Bereichen wirklich greift, bleibt es frau nicht erspart, sich das gewünschte Modell selbst zu suchen, es notfalls selbst zu entwerfen. Da es keine allgemein verbindlichen Lebensentwürfe mehr gibt, nimmt der Entscheidungsdruck zu. Das ist der Preis für die Emanzipation.
Tracht und Bräuche spielen noch immer eine, wenn auch regional unterschiedliche Rolle. Sie helfen, Menschen in eine Gemeinschaft besser einzubinden, legen den Jahresrhythmus fest und erleichtern den Umgang miteinander, da sie Regeln vorgeben, an die man sich halten kann. Das sind die positiven Seiten. Die negativen wären Ausgrenzung aller nicht Dazugehörigen, Verächtlichmachung der Regeln anderer und Überbetonung des Stallgeruchs, sprich: der eigenen Herkunft.
Sowohl beim Schreiben als auch beim Gärtnern ist genaues Hinsehen, das heißt erhöhte Aufmerksamkeit, gefragt. Aber auch Ausdauer, Geduld und das Erlernen bestimmter Fertigkeiten, will sagen: das Handwerkliche spielt bei beidem eine große Rolle, ist sozusagen Grundvoraussetzung fürs Glücken, auch wenn die Anstrengung letztlich weit über das Handwerkliche hinausgehen muss.