Manfred Pirchl, Volkstanzreferent im Pinzgau, technischer Angestellter, gab Marina Wimmer am 20. Juni 2003 in Salzburg ein Interview.
Bei Hochzeiten steht der Tanz auf jeden Fall im Mittelpunkt der Abendgestaltung, der ganze Abend ist mit Musik und Tanz aufgebaut – vom Brauttanz über die Ehrentänze für Verwandte, Freunde und Kollegen bis zum allgemeinen Tanz. Volkstanz bei Hochzeiten gibt es vor allem dann, wenn Mitglieder einer Musik-, Tanz- oder Brauchtumsgruppe heiraten.
Bei anderen Tanzveranstaltungen hängt es davon ab, welche Rolle dem Volkstanz zukommt. Neben den normalen Bällen gibt es vor allem im volkskulturellen Bereich viele Veranstaltungen mit Volkstanz. Dabei werden neben Walzer, Polka und Boarischen meist spezielle Volkstänze aus der jeweiligen Region getanzt. Die Auswahl der Tänze hängt dabei vor allem vom Publikum ab.
Ganz einen großen! Wenn es nicht gelingt, die Kinder für Tanz zu interessieren, oder besser gesagt für Tanz zu begeistern, wird der Volkstanz irgendwann verschwinden. Nur wenn sich Kinder und Jugendliche für Musik und Bewegung begeistern können, bleibt der Volkstanz erhalten. Tänze sollten für Kinder nur spielerisch und mit viel Spaß aufgebaut sein. Als Unterlagen gibt es spezielle Kindertanzbücher, die für jedes Alter passende Tänze beinhalten. Die Kindertänze unterscheiden sich deutlich vom Erwachsenentanz, der als Paartanz mit viel Partnerbeziehung aufgebaut ist. Bei Kindertänzen werden Tanzschritte und Bewegungen spielerisch geübt - zum Beispiel bei Reigen, Kreistänzen, Tanzspielen etc.
Zu den Aktionen und Förderungen: Neben der Arbeit in den Kindergruppen der Vereine gibt es auch Projekte mit Schulen, meistens Volksschulen. In der Hauptschule ist es wesentlich schwieriger, weil man sich in diesem Alter eher vom Tanz distanziert. Zu gewinnen sind die Kinder daher in erster Linie im Volksschulalter und bei richtiger Vorgangsweise sind die Kinder auch mit Begeisterung dabei. Dazu ist oft notwendig, dass ein erfahrener Tanzleiter die Tänze vorstellt, da es heute leider nur wenige Lehrer gibt, die einen Unterricht mit Kindertanz und Bewegungsspielen selbst gestalten können. Meistens ergibt sich eine Zusammenarbeit zwischen Schule und örtlichen Vereinen, einige Projekte gehen auch über die Gemeindegrenzen hinaus. Allerdings ist das Interesse der Schulen relativ gering. Wenn man nicht im Lehrkörper eine Bekanntschaft hat oder durch Eltern eine Verbindung hergestellt werden kann, ist der Zugang schwierig. In kleineren Gemeinden geht es meist leichter als in größeren, weil man sich kennt und daher mehr Zusammengehörigkeitsgefühl vorhanden ist.
Eine große Bedeutung. Es geht in erster Linie um die Jahresgestaltung. Sämtliche kirchlichen und weltlichen Feste verlangen nach volkskulturellen Gruppen im Ort. Die Aufgaben sind in allen Bereichen da: zum Beispiel im gesamten Weihnachtszyklus, wo Musikgruppen, Gesangsgruppen, Anklöpfler und Perchtengruppen vielfältige Aufgaben finden. Aber auch alle anderen Feste, zum Beispiel Fronleichnam, Erntedank, etc., laufen mit Beteiligung sämtlicher Vereine ab. Das dörfliche Miteinander wird dadurch gefördert, der Verein hat die Möglichkeit, sich in der Öffentlichkeit bemerkbar zu machen und wieder andere dafür zu interessieren – es ist immer ein hin und her. Volkskulturelle Vereine sind ein wichtiger Bestandteil in unseren Orten, sie bieten vor allem jungen Menschen Gemeinschaft, Freude, Aufgaben und Entwicklungsmöglichkeiten.