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St. Jakob am Thurn liegt auf dem Thurnberg, zehn Kilometer vom südlichen Stadtrand Salzburgs entfernt. Die Siedlungsgeschichte geht bis in die keltische Zeit zurück. Der Namen gebende, heute noch erhaltene und im Kern romanische Wohnturm ist seit dem 13. Jahrhundert der Stammsitz des Rittergeschlechts von Thum bzw. Thurn.
Die von Jakob von Thurn gestiftete Kirche wurde 1324 zu Ehren der Heiligsten Dreifaltigkeit, Unserer Lieben Frau und des Apostels Jakobus d. Ä. geweiht. Durch die Verleihung von Ablässen für die daneben gelegene Kapelle setzte wenig später eine starke Wallfahrtsbewegung ein. In diesem Zusammenhang kam es in St. Jakob am Thurn zur Gründung einer Jakobibruderschaft, welcher die Fürsorge der Wallfahrer übertragen wurde.
Im Jahre 1476 soll es der Überlieferung nach im Zuge der Türkenbedrohung zur Bewaffnung der Jakobibruderschaft und damit zur Gründung der Jakobischützenvereinigung gekommen sein. Die historischen Kostüme der Schützen von St. Jakob am Thurn weisen darauf hin, dass sie mit ihren „Fahnen, Standarten, Trumbeln und Pfeifen“ eine Figuration in Prozessionen (z. B. der Fronleichnamsprozession) darstellten oder sogar ein Spiel aufführten.
Schon 1738 sollen sich die Jakobibrüder in St. Jakob am Thurn mit Prangstutzen und Trachten versehen haben. Offensichtlich formierten sie sich in einem Schützenverein mit Reitern, da dieser keinen religiösen Verboten unterlag (1800 offiziell „Jakobischützen“). Meist marschierte der Fahnenträger zu Fuß an der Spitze des Prozessionszuges, gefolgt von den Jakobireitern und einer weiteren Fahne. Vor dem Himmel gingen dann die restlichen Schützen und Jakobibrüder.
Die Jakobibruderschaft hat, wie alle anderen Bruderschaften im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, mit den Verboten der Aufklärung um 1783 ihr Ende gefunden. Erst 1926 kam es unter Kuno Brandauer (1895–1980) und Josef Fallnhauser zur sogenannten „Wiedergründung“ (eigentlich Neugründung) der Jakobischützen. Man versteht darunter eine Neuformierung unter anderen Bewertungen und Zielsetzungen. Die Tracht, der Jakobischützentanz und die heutige Form des Prangstutzenschießens stammen aus jener Zeit der Neugründung.
Erneute Einschränkungen für den Verein und seine Tätigkeit gab es nach dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland. 1944 verloren die Jakobischützen ihre Eigenständigkeit. Nach 1945 erfolgte eine Wiederbegründung.
Der Verein der Jakobischützen in St. Jakob am Thurn besteht 2003 aus 66 Männern und zwei Frauen (Marketenderinnen), das älteste Mitglied ist 74, das jüngste 15; der Altersdurchschnitt beträgt 41 Jahre. Heute wirkt der Verein bei kirchlichen und regionalen Festen, Brauchtumsveranstaltungen und Schützenfesten mit. Das Hauptfest des Vereins wie des Dorfs ist der „Jakobi-Kirtag“ am 25. Juli. Zu den Vereinsaufgaben zählen auch die Pflege der Kameradschaft und sozial-karitative Tätigkeiten.
Die heutige Tracht besteht aus einem schwarzen Hut mit rotem Federbusch, einem weißen Hemd mit schwarzer Halsbinde, einer weißen Weste, dem roten knielangen Schützenmantel und einer schwarzen Kniebundhose. Die Tracht stellt eine Mischung aus der Rokokokleidung der Bauern wie Schützen und Volkstrachtvorstellungen der 1920er-Jahre dar.
Der Verein besitzt die Fahne von 1926, die eine Nachbildung jener von 1540 sein soll. Sie wird heute als Reiterstandarte verwendet. Weiters gibt es eine Fahne von 1966 und die Landknechtstrommel in einer Form des 16. Jahrhunderts – mit einer Abbildung des heiligen Jakobus, dazu kommen die Blockflöten für die Pfeifer und die Stahlrohrprangstutzen, die zehn bis 15 Kilogramm wiegen.