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4.15. Blasmusikalische Jugendförderung (Peter Porenta)

4.15.1. Außerschulische musikalische Förderung (Ilona Lindenbauer)

Die Notwendigkeit einer gezielten Förderung der blasmusikalischen Jugend wurde in den Jahren 1963 bis 1966 erkannt. Sie ging mit der organisatorischen Aufwärtsentwicklung des Blasmusikwesens in Salzburg und in Österreich insgesamt einher. Die Musikkapellen des Landes Salzburg nahmen die verschiedenen Formen der Weiterbildung sehr gut an. Bis heute ist im Bereich der Jugendarbeit eine stete Aufwärtsentwicklung zu verzeichnen.

Heute steht die blasmusikalische Jugendförderung in Salzburg auf drei wesentlichen Säulen. Das sind die Prüfungen in drei Stufen (Bronze, Silber, Gold), der Bläserkammermusikwettbewerb „Musizieren in kleinen Gruppen“ und die Jungmusikerseminare, die in den Sommerferien stattfinden. In manchen Bezirken sind sogar sogenannte „Bezirksjugendorchester“ entstanden.

Die gezielte außerschulische musikalische Förderung von Jugendlichen erwächst aus einem gehobenen Kulturverständnis und ist in Österreich mittlerweile traditionell fest verankert. Musizierende Jugendliche bereichern ihr Leben durch das Musizieren selbst. Die Motivation steigt, wenn Gelerntes möglichst gut und erfolgreich präsentiert wird und somit der Zuhörerschaft Freude bringt. In den Musikkapellen sitzen Menschen unterschiedlichster sozialer Herkunft und verschiedensten Standes nebeneinander. Ein Problem allerdings bereitet den Musikkapellen die Abwanderung von Jugendlichen aus den Orten nach dem Ende der Schulpflicht.

4.15.2. Geschichtlicher Rückblick

Die Notwendigkeit einer gezielten Förderung der blasmusikalischen Jugend wurde in den Jahren 1963 bis 1966 erkannt. Sie ging mit der organisatorischen Aufwärtsentwicklung des Blasmusikwesens in Salzburg und Österreich einher. Für Salzburg war es zunächst Prof. Eberhard Stüber, der 1963 und 1964 den Nachwuchs der Blasmusikkapellen betreute, bis 1965 Prof. Peter Porenta zum ersten Landesjugendreferenten[171] des Landes Salzburg gewählt wurde. Das Ziel des jungen Hauptschullehrers war es, Schüler und Jugendliche in die damals noch sehr schwach besetzten Musikkapellen einzugliedern.

1975 übernahm Harald Dengg von Regierungsrat Merhaut die Leitung der Dienststelle für Heimatpflege, in der der Salzburger Blasmusikverband und damit auch das Jugendreferat seine Unterkunft bekam. Schon bald wurde begonnen, gezielte Schwerpunkte in der Jugendarbeit zu setzen. Die Musikkapellen des Landes Salzburg nahmen die verschiedenen Formen der Weiterbildung intensiv und dankbar an. Bis heute ist im Bereich der Jugendarbeit eine stete Aufwärtsentwicklung zu verzeichnen.

4.15.3. Strukturen der blasmusikalischen Jugendförderung

Heute (2003) steht die blasmusikalische Jugendförderung in Salzburg auf drei wesentlichen Säulen:

  1. den Prüfungen zum Erwerb des Jungmusikerleistungsabzeichens in drei Stufen: Bronze – Silber – Gold;

  2. dem Bläserkammermusikwettbewerb „Musizieren in kleinen Gruppen“ mit den entsprechenden Bundes-, Landes- und Regionalbewerben. Der erste wurde 1976 im Landesstudio des ORF in Salzburg abgehalten.

  3. den jährlich in den Sommerferien stattfindenden Jungmusikerseminaren.

Zusätzlich dazu werden seit einigen Jahren Jugendreferenten in den einzelnen Kapellen gezielt gefördert und ausgebildet. In manchen Bezirken sind auch sogenannte „Bezirksjugendorchester“ entstanden. Im Laufe der Jahre entwickelten sich auch in Salzburg einige reine Jugendkapellen. Das erste Treffen der österreichischen Jugendkapellen mit einem eigenen Wertungsspiel fand 1973 in Salzburg in der Großen Aula der Universität statt.

Der organisatorische Hintergrund und die Struktur dieser Arbeit ist in den letzten Jahrzehnten gewachsen. An der Spitze steht ein Landesjugendreferent,

4.15.4. Das Salzburger Musikschulwerk (Musikum) und die blasmusikalische Jugendförderung

Das Salzburger Musikschulwerk (seit 2003 Musikum Salzburg) hat für die gesamte blasmusikalische Jugendförderung eine zentrale Stellung. Wurden früher die jungen Blasmusikerinnen und Blasmusiker von den besten Musikern oder dem Kapellmeister einer Musikkapelle ausgebildet, so wurde diese Aufgabe nunmehr fast flächendeckend von hauptberuflichen Musiklehrerinnen und Musiklehrern des Salzburger Musikschulwerkes übernommen.

Das ist einerseits ein großer Qualitätssprung, andererseits muss nun sorgsam darauf geachtet werden, dass der vorher selbstverständliche Kontakt zu den örtlichen Musikkapellen weiterhin in vollem Maße und mit allen Konsequenzen bestehen bleibt. Viele der Lehrkräfte am Salzburger Musikum stammen aus den Salzburger Musikkapellen und sind selbst durch diese Ausbildungsstätte gegangen.

Das Salzburger Musikschulwerk kennt ein dreistufiges Ausbildungssystem: Unterstufe – Mittelstufe – Oberstufe. Jede Stufe wird mit einer Prüfung abgeschlossen. Diese sogenannten Übertrittsprüfungen sind nun im Wesentlichen mit den Jungmusikerleistungsprüfungen gleichgestellt.

4.15.5. Vom Wert der blasmusikalischen Jugendförderung

Bei den vielen Möglichkeiten der Freizeitgestaltung, die Jugendlichen heute angeboten werden, ist es ein Gebot der Stunde, im musikalischen Bereich eine sinnvolle Ergänzung zu bieten. Viele Medien zielen heute schamlos darauf ab, passive Freizeitkonsumenten heranzuziehen. Soziale Kontakte verarmen dabei oder reduzieren sich darauf, Aggressionen an virtuellen Wesen auszulassen. Wir alle, die wir täglich mit Jugendlichen zu tun haben, stehen erschrocken und betroffen vor diesem Phänomen. Fassungslos sehen wir, wie Jugendliche ohne Perspektiven und Interessen aufwachsen müssen. Viele wissen nichts mehr von ihren vielfältigen Fähigkeiten. Im Schulalltag müssen wir zumeist chancenlos diese Realität erleiden.

Die gezielte außerschulische musikalische Förderung von Jugendlichen erwächst aus einem gehobenen Kulturverständnis und ist in Österreich mittlerweile traditionell fest verankert. Musizierende Jugendliche erhöhen ihre Lebensqualität durch das Musizieren entscheidend. Das Vorbereiten von öffentlichen Auftritten und Konzerten vermittelt von selbst, dass die musikalischen Fähigkeiten auch eine zusätzliche soziale Funktion haben, nämlich, der Zuhörerschaft Freude zu bereiten. Die Motivation wird gesteigert, wenn Gelerntes möglichst gut und erfolgreich präsentiert wird. Wichtig ist dabei eine gezielte Literaturauswahl und das stufenweise Heranführen an die großen Werke der Instrumentalliteratur. Die Förderung der einzelnen jugendlichen Musiker/innen steht immer im Spannungsfeld mit dem Eingliedern in eine bestehende Musikkapelle.

4.15.6. Leistung bringen und Freude haben

Musizieren bedeutet auch Leistung zu bringen und Freude am Erreichten zu haben. Viele Studien belegen, dass musizierende Jugendliche besser lernen und es ihnen leichter fällt, soziale Kontakte zu knüpfen. Die Stationen der Jungmusiker/innen im Laufe der Ausbildung und das Prüfungswesen sind ritualisiert. Jugendliche finden einen Halt darin und können sich über das Erklimmen einer neuen Stufe freuen, ohne dass dabei ein Leistungsdruck ausgeübt wird. Wer Jugendliche aus dem Blasmusikbereich bei den alljährlich stattfindenden Jungmusikerseminaren im Sommer kennengelernt hat, weiß, wie erfrischend natürlich und begeistert diese jungen Menschen an ihre Aufgabe herangehen und wie sehr sie an ihrem persönlichen Weiterkommen und ihrer eigenen Ausbildung interessiert sind. Selbstverständlich wenden sie viel Freizeit für ihr Hobby auf. Darum bin ich der festen Überzeugung, dass der Blasmusikverband im Bereich der Jugendarbeit einen sehr wichtigen gesellschaftspolitischen Beitrag für das gesamte Land leistet. Natürlich ist dafür auch eine breite finanzielle Basis aus öffentlichen Mitteln notwendig.

In unseren Blasmusikkapellen sitzen Menschen unterschiedlichster sozialer Herkunft und verschiedensten Standes nebeneinander, gleichberechtigt in ihrem Willen zu musizieren. Der Gemeindearzt bemüht sich genauso um richtige Töne wie die Schülerin oder der Tischlergeselle. So können auch Jugendliche in den Ortsgemeinschaften in bestehende soziale Strukturen hineinwachsen. Ein Problem allerdings bereitet den Musikkapellen die Abwanderung von Jugendlichen aus den Orten nach dem Ende der Schulpflicht.

4.15.7. Zahlen und Fakten

In den Bereich der Jugendarbeit des Blasmusikverbandes fallen alle Jugendlichen bis zum 24. Lebensjahr. Der Prozentsatz der Jugendlichen in den Salzburger Musikkapellen ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen und beträgt 2003 durchschnittlich 40 %. Einzelne Kapellen liegen deutlich darüber. Der Anteil an weiblichen Jugendlichen schwankt jährlich und liegt im Bereich zwischen 30 % und 40 %. Seit Einführung der Jungmusikerleistungsprüfungen im Jahr 1972 haben 7.017 Jugendliche eine solche erfolgreich abgelegt. Der erste Träger eines goldenen Leistungsabzeichens ist Max Bauer von der Trachtenmusikkapelle Altenmarkt, der die Prüfung 1976 mit Auszeichnung bestand. Der Anteil der Übertrittsprüfungen (= am Salzburger Musikschulwerk abgelegte Prüfungen) an den Jungmusikerleistungsabzeichen ist in den letzten Jahren auf einen Wert weit über 70 % gestiegen.

Das erste Jungmusikerseminar fand 1968 in Walserfeld mit bereits 138 Teilnehmern statt. Mittlerweile haben sich als Kursorte die Höhere Bundeslehranstalt für Alpenländische Landwirtschaft in Ursprung/Elixhausen und das Privatgymnasium der Herz Jesu Missionare in Salzburg/Liefering etabliert. Seit 1968 wurden bis Ende 2001 insgesamt 73 solcher Kurswochen abgehalten. Ursprünglich fand eine Seminarwoche in den Sommerferien statt, schon 1976 wurden zwei Wochen abgehalten, im Jahr 1992 musste aufgrund der großen Nachfrage bereits eine dritte Woche angefügt werden und seit 1999 sind es vier Wochen. Seit Einführung der Seminare 1968 bis ins Jahr 2001 besuchten insgesamt 7.359 Jugendliche diese Jungmusikerseminare.



[171] Die Landesjugendreferenten seit Anbeginn: Prof. Eberhard Stüber: 1963–1965; Prof. Peter Porenta sen.: 1965–1994; Mag. Peter Porenta jun.: 1994–2001; Christian Hörbiger: seit 2001; Landesjugendreferentstellvertreter: Robert Scharfetter: 1994–2001; Peter Schwaiger: seit 2001.

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