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Das Ranggeln, ein bäuerliches Kampfspiel, ist eine der ältesten Sportarten in den Alpen. Bei lokalen Festen – meist in Zusammenhang mit kirchlichen Feiertagen – wurden Preise ausgesetzt, um die junge Männer auf einer Wiese ranggelten. Sieger war, wer seinen Gegner auf beide Schultern werfen konnte. Die Regeln wurden über Generationen hinweg mündlich überliefert und waren daher nicht ganz einheitlich.
Schon im 14. Jahrhundert erfolgten die Ringkämpfe nach genau festgelegten Regeln; die Ritter beschäftigten sich neben dem Fechten auch mit einer Ringart, dem „Raufen auf Leben und Tod“, die dem heutigen Ranggeln sehr ähnlich war. Im Vergleich mit Zeichnungen aus dem Fecht- und Ringbuch von Albrecht Dürer (1471–1528) können Übereinstimmungen – z. B. beim Kreuzwurf – festgestellt werden. Beim sogenannten „Hosenrecken“ – einer Variante des Ranggelns – wird der Gegner aufgehoben und über den Kopf des Siegers nach rückwärts geworfen (nach Franz Zillner 1889).
Zwischen 1698 und 1790 gab es eine Fülle von erlassenen Verboten gegen das Raufen, Schlagen, Kämpfen und Gasslgehen. Erst die Beachtung durch die frühen Ethnografen, durch den Heimatschutz und die frühe Vereinsbewegung brachte das Ranggeln von 1900 an wieder zu neuer Blüte.
Mit der Wiederentdeckung der Bräuche im Umkreis der Heimatschutzbewegung und ihrer Vorläufer um 1900 erhielt auch das Ranggeln erneut öffentliche Aufmerksamkeit. Eine Unterbrechung gab es durch den Ersten Weltkrieg. Seit 1919 wurde Zell am See zum Austragungsort „großer Ranggelfeste“. Der Salzburger Bauernbund-Kalender brachte 1925 einen langen Bericht, aus dem hervorgeht, dass das Ranggeln zu dieser Zeit jährlich auf mehreren Bergen im Pinzgau, darunter der Hundstein, durchgeführt wurde.
Die NS-Zeit entdeckte und instrumentalisierte diesen Volksbrauch, der ihr ein recht germanischer Männer- und Heldenbrauch zu sein schien. Die „Arbeitsgemeinschaft für Deutsche Volkskunde“ stilisierte diesen Brauch, der einst an kirchliche Wallfahrten, Prozessionen und besonders an den Jakobitag (25. Juli) gebunden war, zum „Volkstums“-Ereignis.
Seit 1947 unter die Sportarten in Verbänden gegliedert, begann das Jakobiranggeln 1948 mit einer Bergmesse auf dem 2.116 Meter hohen Hundstein, womit an den kirchlich-religiösen Bezug angeknüpft wurde. Ab 1948 durften auch Kinder als „Jugendklasse“ beim Ranggeln mitmachen. Ab 1969 gelang es, eine „Hundsteinplakette“ als Landespreis zu schaffen; das Ranggeln wurde von Filmteams aufgenommen.
Die Regeln des Ranggelns wurden in unserer Gegend über lange Zeit nur mündlich überliefert. Erst als 1947 der Salzburger Rangglerverband gegründet wurde, begann man Rangglerwettbewerbe nach einheitlichen Bestimmungen auszurichten. Heute gibt es vier Rangglerverbände im Alpenraum: Salzburger Rangglerverband und Tiroler Rangglerverband in Österreich, Südtiroler Rangglerverband in Italien und Bayrischer Rangglerverband in Deutschland. Bei allen Rangglerwettbewerben gibt es sechs Jugendklassen und vier allgemeine Leistungsklassen. Dabei ist die 4. Klasse für Anfänger vorgesehen und die 1. Klasse gilt als Meisterklasse.
Der Salzburger Rangglerverband ist die Dachorganisation aller Rangglervereine im Land Salzburg. Seine Aufgabe ist die Vergabe und Durchführung der Rangglerveranstaltungen im Bundesland Salzburg. Hauptaufgabe ist die Förderung und Weiterentwicklung des Ranggelns sowie die Aufwertung des Ranggelns durch volkskulturelle Rahmenprogramme. Seinen wahren Aufschwung erfuhr der Ranggelsport in Salzburg in der zwanzigjährigen Obmannschaft (1958–1978) von Klaus Huber aus Mittersill.
Nachdem die Rangglerverbände von Salzburg (1947), Südtirol (1948), Bayern (1960) und Tirol (1961) gegründet worden waren, konnte die internationale Zusammenarbeit verstärkt werden. Es ist gelungen, gemeinsam einen internationalen Ranggler-Terminkalender zu erstellen, der für alle vier Verbände verbindlich ist. Die Ranggler sollten ihren Sport nicht als Individualisten betreiben, sondern in Vereinen mitwirken – so wurde versucht, in den Heimatgemeinden Rangglervereine zu gründen. Nach Ende einer Saison treffen sich die Funktionäre der vier Rangglerverbände zu einer Länderkonferenz, bei der eventuell aufgetretene Probleme diskutiert werden und eine Vorschau auf die nächste Saison erfolgt.
2001 entschloss sich der Salzburger Rangglerverband zur Mitgliedschaft im Internationalen Keltischen Ringverband sowie zur Teilnahme an den Europameisterschaften in Quimper in Frankreich (Stilarten Gouren und Back-Hold), an der acht Nationen teilnahmen. Vom sensationellen Abschneiden der österreichischen Mannschaft (5. Platz) waren alle überrascht. Bei der Junioreneuropameisterschaft im Keltisch Ringen (Rennes, Frankreich, 2002) lagen die Teilnehmer des Salzburger Rangglerverbands in der Mannschaftswertung vor Frankreich und Spanien.