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Jedes politische Gebilde – jeder Staat, Staatenbund, Gliedstaat oder jede Gemeinde – findet nur dann seine Identität, wenn es sich selbst und seine Repräsentanten laufend darstellt. Diese Selbstdarstellung erfolgt sowohl nach innen (z. B. Nationalfeiertag, Landessymbole) als auch nach außen (Pflege internationaler Beziehungen). Ein wesentliches Element dabei sind gegenseitige Besuche der jeweiligen Repräsentanten. Dies dient dazu, Eigenarten und Wesensmerkmale eines Landes in Geschichte und Gegenwart sichtbar zu machen und die Identifikation der Bürger mit ihrer Heimat zu fördern.
Jene Rituale, Regeln, Formen und Gebräuche, die bei staatlich-repräsentativen Anlässen Anwendung finden, werden als „Staatszeremoniell“ bezeichnet. In der Diplomatie spricht man auch von „Protokoll“. Schon antike Gesellschaften kannten ein diplomatisches Zeremoniell. Das Zeremoniell am byzantinischen Kaiserhof gilt heute als Inbegriff für überzogenen Formalismus.
Für die Entwicklung der in den zwischenstaatlichen Beziehungen geltenden Regeln des diplomatischen Verkehrs waren in der Neuzeit zwei Ereignisse maßgebend: die Verhandlungen von Münster und Osnabrück (Westfälischer Friede, 1648) und der Wiener Kongress (1814–1816). Die diplomatischen Regelungen des Wiener Kongresses gelten im Prinzip auch heute noch. Sie wurden 1961 durch das so genannte „Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen“ der UNO nur in Details den modernen Gegebenheiten angepasst.
Das Land Salzburg verzeichnet als attraktive, europäische Region eine überaus rege Besuchsdiplomatie und erfreut sich als internationale Begegnungsstätte hoher Beliebtheit. Als reichsunmittelbares Fürstentum war Salzburg immer auch Ort der Begegnung der weltlichen und kirchlichen Fürsten Europas. Auch nachdem Salzburg zu Österreich gekommen war, boten sich Stadt und Land als Kulisse für kaiserliche und königliche Besuche an (z. B.: 1867, Juni: Treffen Napoleon III. und Kaiser Franz Joseph).
Die Organisation von Besuchsprogrammen bedarf heute einer exakten und detaillierten Vorbereitung. Für die Programmgestaltung gibt es keine schriftlich festgelegten Richtlinien, wohl aber für das Protokoll. Dem Besuchsprogramm soll eine spezifische Salzburger Note inne wohnen, so finden Empfänge in den repräsentativen Bauten der Hauptstadt (z. B. in der fürsterzbischöflichen Residenz) statt. Die Ausflugsprogramme orientieren sich am Gast und den Interessen, die sich mit dem Besuch verbinden. Sowohl Gastgeberland als auch Staatsgast präsentieren sich mit den eigenen Landessymbolen. Ausdruck der Wertschätzung des Gastes sind Fahnen, Nationalhymne, Ordensverleihungen und die Kenntnis der Lebensart des Gastes (Rituale, Sitten, Tabus). Bei Staatsbesuchen muss auch die medienwirksame Inszenierung berücksichtigt werden.
Die Gestaltung von Staatsbesuchen hat auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts trotz moderner Technik noch barocke oder majestätische Züge in sich – vor allem in Salzburg mit seinem historischen Stadtbild. Solche Traditionen haben aber auch Sinn – demonstrieren sie doch die kulturelle Identität eines Landes und seiner Repräsentanten.