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Bruderschaften und Zünfte im Rupertiwinkel am Beispiel der ehemals salzburgischen Stadt Laufen (Hans Roth) – Langtext

Die Idee der christlichen Brüderlichkeit führte in der Westkirche seit dem frühen Mittelalter zur Bildung von Gebetsgemeinschaften zunächst geistlicher Organisationen, woraus sich weltliche Vereinigungen mit religiöser Zielsetzung entwickelten. Die im Spätmittelalter sich bildenden berufsständigen Strukturen des immer stärker spezialisierten Handwerks stellten sich unter den Schutz eines Heiligen, dessen Vita und Attribut mit den einzelnen Handwerkszweigen in Verbindung gebracht werden konnte und der zum Bruderschaftspatron wurde. In den Bruderschaften als religiöse, handwerkliche und gesellschaftliche Zusammenschlüsse war der Einzelne nicht nur in die Gebetsgemeinschaft eingebunden. Die sich daraus entwickelten Zünfte waren eine Art Standesvertretung innerhalb eines Gemeinwesens und dienten der Selbstdarstellung des Handwerks in der Öffentlichkeit. Diese gemeinschaftliche Präsenz kam zum Ausdruck in den festlich begangenen Jahrtagen, durch die Beteiligung an den Prozessionen und durch die Mitgestaltung kirchlicher Feste, durch den Unterhalt eigener Altäre und Messstiftungen. Die sich aus den religiösen Bruderschaften entwickelten Zünfte verfolgten neben der Organisation des Handwerks auch karitative Ziele und galten vor allem der sozialen Vorsorge für die Angehörigen verstorbener Mitglieder.

Selbstverfasste oder durch die Obrigkeit erlassene Ordnungen regelten das jeweilige Gewerbe: die Ausbildung der Lehrlinge, die Wanderschaft, das zu erbringende Meisterstück und die Begrenzung der Konkurrenz, um damit die Existenzgrundlage des Handwerks zu sichern. Diese Ordnungen, die der Qualitätsüberwachung der hergestellten Waren dienten, beinhalteten auch Strafen bei Verfehlungen der Mitglieder gegenüber den Zunftgewohnheiten, die durch Wachsabgaben, aber auch in Geld zu entrichten waren, weshalb solche Vereinigungen auch die Bezeichnung „Büchse“ führten.

Die Bildung von Handwerkerzünften setzt im Erzstift Salzburg erst nach dem 1481 von Kaiser Friedrich III. erlassenen Ratsbrief ein. Als erste Vereinigung dieser Art schlossen sich 1485 die der Salzburger Maurer und Zimmerleute zusammen, denen weitere folgten, wenngleich sie bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts starken Einschränkungen in ihrer Wirkungsmöglichkeit unterworfen waren. Die nach dem Salzburger Vorbild entstandenen Handwerkervereinigungen in den Städten und Märkten des Erzstifts waren in so genannten Viertelladen zusammengefasst, die zur jeweiligen Hauptlade in der Residenzstadt gehörten. Die Zunftmeister oder deren Vertreter mussten alljährlich zum Jahrtag der Zunft in Salzburg erscheinen, einen bestimmten Betrag dorthin abführen und sich auch bei Streitigkeiten innerhalb der örtlichen Zunft dem Urteil der Hauptlade unterwerfen. Bei jedem Antritt eines neuen Erzbischofs mussten sich die Zünfte ihre Ordnungen neu bestätigen lassen, wodurch der Landesherr Einfluss auf das Handwerk nehmen und dessen Gebräuche den veränderten wirtschaftlichen Verhältnissen anpassen konnte.

Die Bruderschaften der Laufener Schiffleute

Das heutige Schifferschützen-Corps Oberndorf leitet seine Tradition vom ehemals das städtische Leben dominierenden und den geregelten Salzvertrieb auf der Salzach garantierenden Berufsstand der Laufener Schiffleute ab. Wenngleich die Entstehung der Schiffleut-Bruderschaften zeitlich nicht fassbar ist, dürften sie in das frühe 15. Jahrhundert zurückreichen. Ein 1487 in Rom ausgestellter Ablassbrief nennt die St.-Peters-Kirche, die sich im Areal der landesherrlichen Burg, dem heutigen Schloss befand, als religiöser Mittelpunkt der „löblichen Bruderschaft der Schiffer“. Diese hatte für den baulichen Unterhalt des Gotteshauses und für dessen Ausstattung zu sorgen, weshalb sie den Namen „St.-Peters-Büchsen-Bruderschaft“ führte. Ob bereits damals eine lokale Trennung der Mitglieder bestand oder erst später erfolgte, ist nicht mehr festzustellen. Seit dem frühen 16. Jahrhundert wird unterschieden zwischen der „Oberen St.-Peters-Büchsen-Bruderschaft der Schefleut“, wozu auch die Mitglieder des links der Salzach gelegenen Schiffervorortes Obslaufen gehörten, und der „Unteren“ für die rechts der Salzach, in den Vorstädten Altach und Oberndorf lebenden Schiffleute, deren religiösen Mittelpunkt die heute noch bestehende St.-Christophorus-Kapelle in der Altach nahe der ehemaligen Schiffslände bildete.

War das zahlreiche, nach Arbeitsvorgängen differenziert gegliederte Schiffervolk in den beiden Bruderschaften vereinigt, bestanden schon vor 1543 als weitere Bruderschaften die „Sanct-Niclas-Büchse in Oberndorf“, benannt nach der dortigen Kirche St. Nikolaus, der die Erbausfergen und Salzfertiger als Unternehmer angehörten, sowie die „Meisterknecht-Zech“ als Vereinigung jener Schiffer, die die Meistersalz-Hallfahrt anführten.

Um den selbstgewählten oder übertragenen Aufgaben, neben dem Unterhalt der Gotteshäuser, der Uhr zu St. Peter und später des Oberen Stadtturmes, der Uferwege auch den sozialen Verpflichtungen gegenüber notleidenden und arbeitsunfähigen Schiffer nachkommen zu können, hatte nach den landesherrlichen Schiffordnungen von 1581 und 1616 jedes erwerbsfähige Mitglied „nach seinem Stand und Lohn“ etwas und der Seßthaler als Führer der Schiffe und Verantwortlicher für die Salzfracht von jedem Salzschiff, das von Hallein kam 9 Pfennig in die „Obere Pixen“, von jedem Schiff, das von Laufen salzachabwärts fuhr, 10 Pfennig in die „Untere Pixen“ zu legen. Den Bruderschaften standen vier, meist von Jahr zu Jahr wechselnde Schiffer als „Führer“ vor, oft unterstützt von einem städtischen Vertreter, der die Rechnungen kontrollierte.

Die beiden Bruderschaften verfügten schon im 16. Jahrhundert über zwei Gewölbe an der Südseite der Pfarrkirche, die wohl auch als Grablegen dienten und wofür 1571 zwei auf Holz gemalte Epitaphe errichtet wurden, das eine mit der Ansicht der Stadt Laufen mit einer Gruppe der Bruderschaftsmitglieder, darüber neben der Heiligsten Dreifaltigkeit die Patrone St. Peter und St. Rupert, das andere zeigt ein Salzschiff und Jonas mit dem Fisch, darüber St. Christophorus und St. Nikolaus als Patrone der „unteren“ Bruderschaft.

Mit dem von Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau 1608 verfügten Abbruch der St.-Peters-Kirche im Verlauf der Umgestaltung der mittelalterlichen Burg zu einem großangelegten Schlossbau verlor die „obere“ Bruderschaft ihr bisheriges religiöses Zentrum, das künftig die Pfarr- und Stiftskirche mit dem „Schiffleut-Altar“ bildete, wohl der schon seit 1348 nachweisbare St. Rupert-Altar, der schon 1527 als „Ausfergen-Altar“ bezeichnet wird. 1610 erwarb die Bruderschaft bei diesem Altar Betstühle und stellte dort ihre kostbaren Zunftfahnen, die Leuchter und das Zunftkreuz auf. Trotz dieses Wechsels in die Pfarrkirche blieb die traditionelle Bezeichnung „St.-Peters-Büchsen-Bruderschaft“ bestehen. Die vier damals amtierenden Erbausfergengeschlechter, die Gold von Lampoding, Gutrat, Perger von Emslieb und Camerlohrer von Weichingen ließen einen neuen Altar errichten, dessen Altarbild mit der Darstellung des Heiligen Rupert, der den Flusslauf mit einem Salzschiff segnet, 1691 der aus Laufen gebürtige Barockmaler Johann Michael Rottmayr schuf.

Die Schiffleut-Bruderschaft prägte weitgehend das religiöse Leben der Salzachstadt. Inventare des Sakristeibestandes geben einen Hinweis auf den reichen Bestand an bruderschaftseigenem Kirchengerät. Da werden ein vergoldetes Kreuz, das „man ainer Bruederschaft-Zech vortregt“, Kerzenstangen und solche, die mit Engelfiguren versehen waren, erwähnt. Starb ein Mitglied der Bruderschaft oder deren Angehörige, wurde ein Bahrtuch mit den Insignien der Bruderschaft über den Sarg gelegt, ein Requiem gehalten und Geld für das „Aufzinten der Kerzen“ verrechnet. Während im 17. Jahrhundert die jährlichen Ausgaben für gottesdienstliche Verrichtungen, die vier Jahrtage, die Andachten und für die Beteiligung an den Prozessionen bis zu 100 Gulden betrugen, wurde die finanzkräftige Bruderschaft auch um „Hilfsgeld“ nicht nur für städtische, sondern auch für kirchliche Aufgaben herangezogen, so für den Unterhalt einer Kaplanstelle, zum Heiligen Grab, für die Orgel oder zur Aufrichtung des Fronleichnamsaltars auf der Salzachbrücke. Vielleicht ist hier der Ursprung der noch heute üblichen Segnung der Salzach im Rahmen der Oberndorfer Fronleichnamsprozession zu sehen; die Nachrichten vom so genannten „Himmelbrotschutzen“ stammen erst aus dem 19. Jahrhundert. Der Fronleichnamstag galt als „großer Prangertag“, an dem sich die zahlreichen Schiffleute mit bekränzten Kerzen, mit den Fahnen und Zunftkreuzen beteiligten und der mit einem ausgiebigen Mahl für die Funktionsträger endete. Auch bei den allwöchentlichen Donnerstag-Umgängen in der Kirche war die Bruderschaft mit einem „Stängl“, also einer Zunftstange, beteiligt, ebenso bei der alljährlichen Wallfahrt auf den Dürrnberg oder bei den Prozessionen zu Ehren des Heiligen Sebastian oder des Heiligen Josef. Groß gefeiert wurde der alljährliche Gottesdienst am Beginn und Ende der Schifffahrt. Der tägliche nachmittägliche Rosenkranz wurde noch um die Mitte das 19. Jahrhunderts „von niemand fleißiger besucht als von den Schiffern“.

Neben den Einnahmen aus der Schifffahrt verfügte die Bruderschaft über zinsbaren Grundbesitz, über ein eigenes Haus in Obslaufen, das auch der Zusammenkunft der Mitglieder der „oberen“ Bruderschaft diente, und über ein „Mesnerhaus“. Aus diesen Gefällen wurden auch die sozialen Aufgaben der Bruderschaft, der Unterhalt des Schifferspitals, die Unterstützung alter, kranker und verarmter Mitglieder bestritten.

Mit dem Erlöschen der Privilegien der Erbausfergen 1816 und dem Niedergang der Salzachschifffahrt schwanden die Einnahmequellen der Bruderschaften dahin, was zu deren nicht mehr feststellbaren endgültigen Auflösung führte. Dennoch lebt der ehemals das Gemeinwesen prägende Berufsstand der Salzachschiffer fort im Schifferschützen-Corps Oberndorf, das vergangenheitsbewusst dieses Erbe pflegt und in ihren historischen Uniformen, gegliedert nach Neuzeit, Mittelalter und Altmannschaft, bei festlichen Anlässen in Erscheinung tritt. Bei der Fronleichnamsprozession wird alljährlich noch das barocke Zechkreuz der Schiffer mitgetragen und der Brauch des Himmelbrotschutzen vollzogen. Auch das Schifferstechen und die Piratenschlacht zählen zu den Bräuchen, die sich einer großen öffentlichen Resonanz erfreuen. Aber auch aktuelle Schutz- und Hilfsfunktionen in Wasserkatastrophen nimmt das Schifferschützen-Corps wahr.

Vergleichbar mit der Laufener Bruderschaft bestand in der Stadt Tittmoning die „St.-Niclaus-Bruderschaft der Schöffleit“, die wohl schon im 15. Jahrhundert entstanden sein dürfte. Ab 1617 wird alljährlich am Allerheiligen-Tag für Ulrich Vorreiter, „welcher dieselb Bruederschafft gestifft“ hat, eine „Seelmess“ gefeiert. Dieser Bruderschaft gehörten neben den Schiffleuten auch Gastwirte, Handwerker und Bauern, auch von jenseits der Salzach, ebenso Frauen an. Neben den vierteljährlichen Bruderschaftsmessen trat die Bruderschaft bei der Fronleichnamsprozession mit zwei Kerzenstangen, die mit Kränzen umwunden waren, in Erscheinung. 1671 wurde die Schiffleut-Bruderschaft mit der erneuerten St.-Sebastians-Bruderschaft vereinigt und 1685 oberhirtlich bestätigt. Der Pestpatron St. Sebastian dominierte fortan die Bruderschaft und verdrängte die ursprüngliche berufsständige Fraternität.

Religiöse Bruderschaften in der Stadt Laufen

Allerseelen- oder Arme-Seelen-Bruderschaft

Diese Vereinigung als Ausdruck gelebter Laienfrömmigkeit dürfte in das frühe 15. Jahrhundert zurückgehen, wenngleich die erste Erwähnung erst aus dem Jahr 1456 mit der Nennung der vier Zechpröpste stammt, während an der Domkirche zu Salzburg eine solche, den Armen Seelen geltende Vereinigung bereits 1402 errichtet wurde. Ein Vertrag von 1479 regelt den Unterhalt des die Bruderschaft betreuenden Kaplans durch den Laufener Pfarrherrn Heinrich Rueger von Pegnitz. Danach hatte der Kaplan den gottesdienstlichen Verrichtungen beizuwohnen und am täglichen Chorgebet teilzunehmen wie die anderen gestifteten Kapläne. Aus den Zinsen von Liegenschaften und ausgeliehenem Geld sowie den vierteljährlichen Beiträgen der Brüder und Schwestern der Bruderschaft wurden die „Seelämpter“ für die verstorbenen Mitglieder gehalten, die Aufwendungen für den Gruftaltar unter der St. Michaels-Kapelle bestritten sowie das Licht in der Totenleuchte des Friedhofes unterhalten. Die Bruderschaft verfügte über ein Bahrtuch, über Kerzenstangen mit Engeln und über ein „all Glaubig Seelen Bruederschaft Creutz“, das in einem Kasten neben dem St.-Johannes-Altar in der Pfarrkirche verwahrt wurde.

Eingebunden in das religiöse Leben der Stadt, beteiligte sich die Bruderschaft an der wöchentlichen Prozession und am Fronleichnamstag, an dem blumengeschmückte Stangen mitgetragen wurden. Spätestens seit 1586 war mit der Allerseelen-Bruderschaft auch die Rosenkranz-Bruderschaft vereinigt, die ebenfalls im frühen 16. Jahrhundert entstanden sein dürfte. Beide Bruderschaften erloschen Anfang des 17. Jahrhunderts. Ihr Vermögen wurde zum Teil für das 1627 errichtete Kollegiatstift Laufen, zum Teil zur Fundation der Corpus-Christi-Bruderschaft verwendet.

Corpus-Christi-Bruderschaft

Nach dem Vorbild der 1613 auf Veranlassung von Erzbischof Markus Sittikus von Hohenems in Salzburg gegründeten Bruderschaft erfolgte 1628 die Gründung einer solchen Fraternität auch in der Stadt Laufen. Die der „stet immerwehrenden Anbettung deß Allerheiligsten Altars-Sacraments“ gewidmete Bruderschaft hatte ihr mit großem Gepränge gefeiertes Hauptfest am Fronleichnamstag und am darauf folgenden Sonntag. Am wöchentlichen Donnerstagsamt mit Umgang beteiligten sich die in Kutten gekleideten männlichen Mitglieder mit Zechkreuz, Fahne und Bruderschaftsstäben. Wie andere Bruderschaften stellte auch diese Fraternität ein verbindendes Glied über alle sozialen Schichten der Stadt hinweg dar. So gehörten ihr Mitglieder der führenden Oberschicht ebenso an wie Handwerker, Schiffer und Taglöhner. Das von 1678 bis 1851 reichende Einschreibbuch der Bruderschaft dokumentiert auf eindrucksvolle Weise die das Alltagsleben bestimmende Kraft solcher Gebetsgemeinschaften, denn durch die in Farbe und Schnitt gleichen Bruderschaftskutten waren die Mitglieder über die sonst bestehenden Standesunterschiede vereint in der Verehrung der Eucharistie.

Das hundertjährige Bestehen der Bruderschaft wurde mit dem ganzen Prunk barocker Schaulust und Frömmigkeitsäußerung vom 9. bis 26. September 1728 gefeiert mit hochrangigen Zelebranten, wortgewaltigen Festpredigern und unter starker Beteiligung der umliegenden Pfarreien. Durch Triumpfbögen mit frommen Emblemen zogen die volkreichen Prozessionen, Andachten und Litaneien wechselten sich ab mit religiös-erbaulichen Komödien, die der „ewiges Leben“ spendenden Eucharistie galten. In den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhundert engten die Reformbestrebungen des Fürsterzbischofs Hieronymus Graf Colloredo die Wirksamkeit auch dieser Bruderschaft stark ein, nicht zuletzt durch starke Dezimierung ihres Vermögens durch die hohen Kontributionen während des Durchzugs der französischen Truppen im Jahr 1801. Dennoch hielt noch um die Mitte des 19. Jahrhunderts die Bruderschaft jeden zweiten Sonntag im Monat vor dem Pfarrgottesdienst eine eigene Prozession ab, der am Nachmittag Litanei und Predigt folgten und wozu die Mitglieder zur Teilnahme verpflichtet waren.

Scapulier-Bruderschaft vom Berge Carmel

Diese das franziskanische Frömmigkeitsideal aufgreifende Bruderschaft wurde 1657 in Laufen errichtet und zählt nach der 1634 zu St. Peter errichteten zu den ältesten im Erzstift Salzburg. Wegen des Tragens eines Gürtels wurde die Bruderschaft auch Gürtelbruderschaft genannt. Das Bruderschaftsleben entsprach dem der anderen Fraternitäten, wozu Fahne, Kutten, Stäbe und Laternen zählten. Die monatlichen Zusammenkünfte fanden am 3. Sonntag statt und wurden gefeiert mit Prozession, Litanei, Predigt. Hauptfest war das Scapulierfest am 3. Sonntag im Juli. Weitere Lob- und Seelämter schlossen sich verschiedenen Festtagen an, ebenso folgte dem vierzigstündigen Gebet an den drei Ostertagen eine Litanei. Welcher Beliebtheit sich die Scapulier-Bruderschaft erfreute, geht daraus hervor, dass sie noch 1868 mit einem Kapital von fast 24.000 Gulden die vermögendste unter den Laufener Bruderschaften war.

Sebastiani-Bruderschaft

Zur Abwendung der „grassierenden Infection“ gelobte im Pestjahr 1634 die Laufener Bürgerschaft nicht nur die Errichtung eines neuen Altars in der Stiftskirche zu Ehren der Heiligen Sebastian und Rochus, sondern auch dessen Festtag am 20. Januar gemeinschaftlich mit Amt und Prozession feierlich zu begehen. Aus diesem Versprechen entwickelte sich nicht eine Bruderschaft in kirchenrechtlichem Sinn, sondern ein „Bündnis“, in dem sich in der Folge die bürgerlichen Schützen vereinigten, als deren Patron der Heilige Sebastian gilt. Das Hauptfest begann am Vormittag mit einem Hochamt vor ausgesetztem Sanctissimum, dem am Nachmittag noch eine Andacht mit Predigt und anschließender Prozession folgte, bei welcher die Schützenfahne und eine St.-Sebastian-Figur mitgetragen und zweimal der heilige Segen erteilt wurde. Noch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde für jedes verstorbene Mitglied eine heilige Messe gelesen. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Beteiligung an dieser nachmittäglichen Prozession immer mehr ab und unterblieb zeitweise. Erst Ende der 1990er-Jahre erfuhr sie eine Neubelebung angesichts der mannigfachen Krankheiten, denen auch der heutige Mensch machtlos gegenübersteht. Die Prozession wird gegenwärtig am Sonntag nach dem Sebastiani-Tag vor dem vormittäglichen Pfarrgottesdienst abgehalten und fast ausschließlich von Männern begleitet.

Herz-Mariae-Bruderschaft

Errichtet und oberhirtlich confirmiert am 5. Januar 1846, feierte diese Bruderschaft ihr Hauptfest am Sonntag nach der Oktav Maria Himmelfahrt (15. August) mit Hochamt vor ausgesetztem Allerheiligsten, dem am Nachmittag Predigt, Litanei, Prozession und Andacht folgten. An allen Sonntagen und an den Marientagen beteten die Bruderschaftsmitglieder gemeinsam den Rosenkranz und feierten an jedem ersten Samstag im Monat eine heilige Messe am Bruderschaftsaltar, der sich im linken Seitenschiff der Stiftskirche befand. Die Bruderschaft besteht nicht mehr.

Rosenkranz-Bruderschaft

Die wohl schon im späten Mittelalter in Laufen bestandene Bruderschaft erfuhr eine Erneuerung durch die oberhirtliche Bestätigung vom 13. Dezember 1859. Das Hauptfest wurde am Rosenkranzfest mit Hochamt und nachmittäglicher Predigt mit Rosenkranz und Prozession begangen und monatlich eine heilige Messe für die lebenden und verstorbenen Bruderschaftsmitglieder gefeiert.

Die Zünfte als Vereinigungen von Handwerkern

Waren ursprünglich einzelne Handwerkszweige nur in religiösen Bruderschaften vereinigt, so erfuhren dieselben einen Rechtsstatus durch die vom Landesherrn oder der städtischen Obrigkeit erlassenen Ordnungen, womit die Aufgaben und Pflichten des jeweiligen Berufsstandes genau geregelt wurden. Die früheste erhaltene Ordnung für die Stadt Laufen aus dem Jahr 1427 gilt den „Fassziehern“, also den Transporteuren, denn nur diese waren berechtigt, die auf der Salzach ankommenden Weinfässer von den Schiffen zu entladen und auf Wägen in die Keller der Wirte oder Handelshäuser zu verbringen und umgekehrt. Eine Erneuerung erfuhr diese Ordnung 1596 ohne Begrenzung der damit befassten Personen oder einen Hinweis auf einen zunftähnlichen Zusammenschluss.

Die erzbischöflichen Handwerksordnungen wurden im 15. Jahrhundert nicht für einzelne Städte, sondern für das gesamte Erzstift Salzburg erlassen, wobei sie sich zunächst auf solche Handwerkszweige beschränkten, die vorrangig die Sicherung der Grundnahrungsmittel und Grundbedürfnisse der Bevölkerung zum Ziel hatten.

Die Bäcker-Zunft

Schon 1459 wird die „erber Bruederschafft unser lieben frauen der peckhen und peckhenecht“ zu Laufen erwähnt, ein Hinweis darauf, dass es sich hier um eine religiös motivierte Gemeinschaft der Meister und ihrer Gehilfen handelte. Diese Bruderschaft verfügte über sechs zinsbare Krautäcker vor dem Oberen Tor, was für einen gewissen Wohlstand der Handwerkervereinigung spricht. Wohl wegen Beschwerden aus der Bevölkerung erließ Erzbischof Leonhard von Keutschach um 1500 eine Ordnung für die Laufener Bäcker, die den vom Getreidepreis abhängigen Verkaufspreis für „semlein und Rockhen prot“ regelte. In diesem Zusammenhang wird das „Schupfen“ als landesherrliche Strafe bei zu geringem Brotgewicht erwähnt, worauf die Bäcker entgegneten, dass dergleichen Strafe, wie sie für Laufen verfügt worden sei, „in kayns in e[euer] f[fürstlichen] g[naden] Stetten noch Merckten und in dem gantzen Landt“ üblich sei. Unter Schupfen verstand man einen Käfig, in den man den zu bestrafenden Bäcker setzte und mittels einer galgenartigen Vorrichtung mehrmals in das Wasser tauchte, was wohl an der Schwemme am Oberen Stadtplatz erfolgte.

Zur besseren Überwachung der Brotpreise mussten die Backerzeugnisse gemeinsam auf Brottischen zunächst in der heutigen Daubengasse, ab 1524 im städtischen Brothaus neben dem Rathaus durch den „Brothüter“ feilgeboten werden. Jeder Bäcker hatte seine Erzeugnisse mit einem eigenen Stempel zu kennzeichnen. Zur besseren Kontrolle waren die wöchentlichen Brotpreise im Säulengang (Erdgeschoss) des Rathauses angeschlagen. Von je einem Gulden im Brothaus verkauften Brotes wurden jedem Meister 2 Pfennige zur Zunftkasse abgezogen. Aus diesem „Büchsengeld“, das sich jährlich auf 80 bis 100 Gulden belief, wurde das Jahrtagsmahl der Bäcker bestritten. Freilich verkauf­ten verbotenerweise die Bäcker auch direkt „vom Ofen“ weg ihre Waren, um sich diese Abgabe zu ersparen, was immer wieder zu Abmahnungen und Strafen durch die Zunftmeister führte. Auch die Schiffer führten Brot aus Bayern ein und verkauften es ab Schiff, was ebenfalls beanstandet wurde.

Erzbischof Max Gandolph Graf Kuenburg (1668–1687) erließ am 22. August 1674 für die Laufener Bäcker eine eigene Handwerksordnung mit 30 Artikeln, die von den folgenden Landesherren immer wieder mit nur geringfügigen Änderungen erneuert wurde. Hierin wird das innere Leben der Zunft genau geregelt: die in der St.-Ursula-Woche jährlich zu feiernde Seelmesse für die verstorbenen Zunftmitglieder, die Beteiligung an den kirchlichen Prozessionen und am Begräbnis der Brüder oder Schwestern der Zunft, die Abhaltung des Jahrtages, die Verwaltung der Handwerkslade (Zunfttruhe mit der Barschaft und den schriftlichen Dokumenten), die Aufdingung von Lehrlingen und die Weiterführung des Handwerks beim Tod des Meisters: „Wenn ein Meister stirbt, kann seine Witwe das Geschäft so weiterführen, als wenn ihr Mann noch lebe“. Die bis dahin selbstständige Zunft musste sich 1702 der Salzburger Hauptlade einverleiben lassen und bestand nunmehr als Viertellade. 1703 gehörten ihr die Bäcker von Berndorf, Seeham, Obertrum und Michaelbeuern an.

Ein einträgliches Geschäft stellte das Backen der Laugenbrezen während der Fastenzeit dar, wodurch das Brotangebot eine willkommene Abwechslung erfuhr. Alljährlich wurden zwei Meister vor versammeltem Rat feierlich zum Brezenbacken verpflichtet, einer in der Stadt Laufen und der andere in der Vorstadt Oberndorf. Um unliebsame Konkurrenz auszuschließen, erwirkte die Zunft beim Magistrat, dass die Wirte und Bierbrauer die Fastenbrezen nicht von den Gäubäckern, sondern nur aus dem Brothaus beziehen durften. Dieses „Prezengebächt“ wurde von Aschermittwoch bis Karfreitag hergestellt.

Die Bäcker, Müller und später noch der Lebzelter verfügten im Kreuzgang der Stiftskirche über zwei Gewölbe vor der St. Michaels-Kapelle, deren Schlusssteine eine Breze, ein Wecken und ein Mühlrad als Zunftwappen aufweisen, aber auch die Gottesmutter Maria als ihre Zunftpatronin ist in einem Gewölbezwickel dargestellt. Dort befanden sich die Grablegen der Meister; nach dem Requiem wurde dort das feierliche Libera mit Pauken und Trompeten abgehalten. Ein Epitaph für die Lebzelterfamilie Hierzegger aus dem späten 18. Jahrhundert erinnert noch an diesen Begräbnisort.

Der einzige Laufener Lebzelter gehörte zur Salzburger Zunftlade und hatte dorthin seine jährliche Abgabe für die Beleuchtung der Salzburger Spitalkirche zu entrichten. Wie die Bäcker beteiligte sich auch das Lebzelterhandwerk an den Prozessionen mit ihren „Prozessionsstangl“, worauf die Figuren des Heiligen Blasius und des Heiligen Ambrosius als Zunftpatrone prangten.

In Laufen wurden zwischen acht und elf Bäckereien betrieben, davon in der Regel fünf in der Stadt, eine in der Altach und drei in Oberndorf, wobei mitunter Bäcker auch Inhaber einer Mühle waren und dadurch über eine größere Gewinnspanne beim Verkauf des Brotes verfügten. Eine Beeinträchtigung des gesamten Handwerks bedeutete die Grenzziehung des Jahres 1816, die die Vororte Altach und Oberndorf von der Stadt Laufen trennte. Die langwierige Aufteilung des gemeinsamen Grundbesitzes endete erst 1837 durch eine vertragliche Vereinbarung. Die Zunftfahne verblieb bei den Laufener Meistern.

Die Müller-Zunft

Die ersten Mühlen in Laufen werden bereits im 8. Jahrhundert genannt und befanden sich an den drei von Gastag und der Kreuzerleiten dem rechten Salzachufer zufließenden Bächen in Oberndorf. Von den zehn Mühlen, die im 16. Jahrhundert in Laufen genannt werden, lagen sechs auf dem Oberndorfer Gebiet, die restlichen vier waren Schiffmühlen am linken Salzachufer: die Ableiten-, Gutrater- und Stiftsmühle an der Ostseite und die Abrainmühle an der Westseite der Halbinsel. Die Bildung einer Müllerzunft erfolgte 1570, damals noch ohne Beteiligung der Bäcker. 1626 und 1674 wurde von den Erzbischöfen zur Regelung des Handwerks und der Mahlpreise eine Mühlenordnung erlassen und 1706 die örtliche Zunft als Viertellade der Salzburger Hauptlade einverleibt, an die jährlich am Sonntag nach Bartholomäus acht Gulden zu entrichten waren. Seit 1707 gehörten der Laufener Lade auch die Mattseer Müller an, die sich wegen der weiten Entfernung 1791 zu verselbstständigen wünschten, was jedoch nicht genehmigt wurde. Unter den Laufener Zünften war die Müller-Lade die größte. Ihr gehörten 1792 79 Müller an: 16 im Haunsberger Bezirk, neun in Anthering, 36 im Mattseer Bereich, drei in Triebenbach, fünf in der Lebenau und zehn im Burgfrieden der Stadt.

Der Zunftjahrtag wurde im September mit zwei Gottesdiensten, einem Lob- und einem Seelamt, mit Libera im „Maister Pöckhen-Gewölb“ vor der St. Michaels-Kapelle, das Mahl im Sturzerbräu begangen. Dieser Festschmaus, für welchen die Zunft 1803 mehr als 44 Gulden verrechnete, endete mit einem Tanz. Altem Gebrauch gemäß erhielten Chorregent, Organist und Kantor Bier und Brot als Deputat. Die Zunft verfügte über eine Fahne, ein Zech-Kreuz mit Leuchtern und über Prangerstangen mit den Zunftheiligen, die bei Prozes­sionen mit Kränzen umwunden waren.

Die häufigen Hochwasser machten vor allem den Schiffmühlen auf der Laufener Salzachseite immer schwer zu schaffen, während beim Brand von Oberndorf 1757 die dortigen Müller ihre Mahlstätten verloren; noch 1777 wird die Steinmühle mit Bäckergerechtsame als Brandstätte bezeichnet und scheint nicht mehr fortgeführt worden zu sein. Die Abrain-Mühle hörte 1865 auf zu klappern und die Stiftsmühle wurde am 30. August 1884 Opfer des Hochwassers und nicht wieder aufgebaut. Die Oberndorfer Mühlen endeten mit der Verlegung des Marktes um 1900.

Die Metzger-Zunft

Wenngleich die ersten Nachrichten über die Zunft der Laufener Fleischhauer erst von 1603 stammen, dürfte diese Vereinigung viel früher entstanden sein. Als Viertellade gehörte sie der Salzburger Hauptlade an. Von einer Metzger-Ordnung ist 1609 die Rede, die jedoch auf eine ältere Fassung zurückgeht und die Fleischpreise regelte. Schon die Stadt- und Polizeiordnung von 1531 verfügt die Fleischbeschau, die jeweils von zwei Ratsherren wahrgenommen wurde. Wie in allen größeren Städten des Mittelalters befanden sich auch in Laufen die überdachten Fleischbänke auf der Brücke, was den hygienischen Vorschriften entsprach. Auf der ältesten Ansicht der Stadt von 1569 ist die Hütte auf der Brücke dargestellt. Unter Protest der Metzger wurden die „Metzgerbänke“ 1788/90 in die Fleischbankgasse, heute Untere Schiffmeistergasse, verlegt, wo sich gegenwärtig noch das Schlachthaus befindet.

Der Zunft gehörten 1792 zehn bürgerliche Stadt- und Landfleischhacker an, zwei aus dem Haunsberger Bezirk, einer in der Lebenau und einer in Triebenbach. Am Jahrtagsmahl durften sich die Gäumeister, weil sie keine Beiträge bezahlten, nicht beteiligen. Die Meisteraufnahme kostete zu dieser Zeit 48 Gulden. Von jedem Ochsen, der geschlachtet wurde, legten die Metzger zwölf Kreuzer in die Lade, von jeder Kuh acht Kreuzer, was Jahreseinnahmen von 80 bis 84 Gulden erbrachte, wovon die Ausgaben für gottesdienstliche Verrichtungen und anderes bestritten wurden. Den Metzgerknechten war es verboten, bei einem Wirt oder Bräuer zu schlachten.

Zu den Bräuchen der Metzger zählte der Metzgersprung am Aschermittwoch, später am Faschingssonntag oder Faschingsmontag, wovon 1762 der Schulmeister Strasser in seinem Tagebuch berichtet: „Die Mözger seynd heuer am Montag in Brunnen gesprungen“. Von den Zunftaltertümern hat sich lediglich das barocke Zunftkreuz erhalten, das sich im Besitz der Stadt Laufen befindet. Es wurde auf Kosten der gegenwärtigen Laufener Metzger renoviert und wird bei der Freisprechungsfeier der Metzger-Innung Traunstein–Berchtesgadener Land, sofern Laufener Lehrlinge freigesprochen werden, aufgestellt und damit an die frühere Tradition angeknüpft.

Die Zunft der Bräuer und Wirte

Nachdem Laufen über kein Quellwasser verfügte, befanden sich die Brauereien ursprünglich nur in Oberndorf. Erst als ab 1540 das Wasser in Holzrohren von Oberndorf über die Brücke in die Stadt geführt wurde, entstanden auch auf der Halbinsel Braustätten. Die früheste überlieferte Handwerksordnung stammt von 1595. Als Viertellade wurden die Laufener Stadtbrauer 1668 der Salzburger Hauptlade einverleibt. Die Zahl der Braustätten wechselte häufig, sank und stieg. So bestanden 1532/34 neun, 1598 nur zwei, während von 1708 bis 1812 konstant zwölf Brauereien nachweisbar sind. In der Regel wurde Braunbier hergestellt, vom Märzenbier ist erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die Rede, noch später vom Weißbier. Eine starke Konkurrenz der Laufener Brauer stellte das bayerische Bier dar, dessen Einfuhr zeitweise verboten war, dann auch das Bier der erzbischöflichen Hofbrauhäuser in Teisendorf und Kaltenhausen.

Die Brauer zählten zu den angesehensten Bürgern, waren im Stadtrat vertreten und stellten häufig Bürgermeister. Ihre Wohlhabenheit zeigt sich an der Höhe der Gebühren für die Bürgeraufnahme, die in der Regel zwischen 50 und 60 Gulden lagen. Entsprechend ihrem gesellschaftlichen Ansehen präsentierten sie sich auch bei den öffentlichen Umgängen, vor allem bei der Fronleichnamsprozession. Die „Cränzl-Pindterin“ musste alljährlich die Statue des Heiligen Florian, das Zechkreuz, die Lade, die Zunftstangen und die Fahne mit Rosmarin bekränzen. An diesem Tag rückte die Zunft in voller Pracht aus. Voran gingen die Spielleute, gefolgt von der Zechfahne, die von zwei starken Fassziehern getragen wurde, neben der Fahne die vier Stangltrager mit aufgesteckten brennenden Kerzen. Der feierliche Jahrtag war am „Erchtag nach dem letzten Crantzltag“, also am Dienstag nach der Fronleichnamsoktav. Am 4. Mai hielt die Zunft immer die Florianimesse in der Wallfahrtskirche Maria Bühel, wohin auch die Figur des Zunftheiligen getragen werden musste. Diese Figur wurde in der Barockzeit mit einer teueren Perücke versehen.

Die Zunft strafte auch ihre Mitglieder, wenn sie gegen die Standesehre verstießen, so 1753 einen Bräuknecht, der „mitsambt dem Kerzen-Stangl von der Prozession hinweg und nach Hauß“ lief, einen anderen, der „ohne umbgehabtes Bräutuch“ (Schurz) barfuß oder ohne zugeknöpften Rock auf die Straße ging.

1769 wurden die Wirte mit den Bräuern vereinigt unter dem Titel „Bruderschaft der sammentlichen Herrn Würth und Pierpreuer“. Diese Lade verfügte über Gärten und Krautäcker, die verpachtet wurden, und damit über eine stets fließende Einnahmequelle zur Bestreitung ihrer Aufwendungen. Das barocke Zunftkreuz mit den Emblemen des Handwerks konnte aus Privatbesitz 1999 dem Stiftsschatz der Pfarrkirche Laufen einverleibt werden.

Die Bier- und Weinwirte waren bereits seit 1564 zunftmäßig zusammengefasst und standen merkwürdigerweise unter der Aufsicht des Schiffgerichts. Dass ursprünglich mehr Wein als Bier getrunken wurde, geht daraus hervor, dass 1532/34 in Laufen und den Vorstädten 21 Weinwirtschaften bestanden gegenüber neun Brauereien, die Bier ausschenkten, und fünf Bierwirten. 1812 waren es nur noch drei gegenüber zwölf Braustätten, acht Bierwirten und einer Metschenke.

Die 82 cm hohe holzgeschnitzte, teils in Gold, teils farbig gefasste Zunftmonstranz der Laufener Wirte befindet sich heute im Bayerischen Nationalmuseum in München. Über einen vierpassförmigen ornamental verzierten Fuß wölbt sich der Schaft, der ein Gehäuse trägt, das aus einem reich drapierten geschnitzten Vorhang besteht und vollplastisch die Abendmahlszene und darüber Gottvater auf Wolken zeigt.

Die Schuhmacher-Zunft

Die Vereinigung der Laufener Schuhmacher zu einer „Zeche“ reicht in das späte 15. Jahrhundert zurück. Sie besaß neben Grundbesitz auch ein eigenes Begräbnisgewölbe im Kreuzgang an der Südseite der Pfarrkirche, woran noch ein lünettenförmiges Gemälde auf Holz erinnert. Dargestellt sind der Heilige Erhard, Bischof von Regensburg, zwischen den heiligen Zunftpatronen Crispinus und Crispinianus mit Pfriem und Schustermesser als Attribute. Die Jahreszahlen 1402 und 1700 weisen auf die Entstehung und Renovierung des Bildes hin. Seit 1620 gehörte die Zunft als Viertellade zur Salzburger Hauptlade. Als Meisterstück schrieb die Zunftordnung von 1688 ein aus Kuhhaut gefertigtes Paar Wagenstiefel für die Fuhrleute, ein Paar Prälatenstiefel aus Bockshaut, Frauenstiefel aus Ziegenhaut und ein Paar weiße Herrenstiefel vor; weiß und rot gegerbtes Leder war übrigens eine besondere Spezialität der Laufener Gerber.

Die Schuhmacher hielten ihren Jahrtag in der Dreikönigs-Oktav ab, also nach dem 6. Januar, mit einem Seelamt für die verstorbenen Meister und Gesellen. Hernach konnten die Gesellen die Strafgelder, die das Jahr über eingegangen waren, verzehren, während die Meister ihr Mahl selbst bezahlen mussten. Nach der Gewerbestatistik von 1792 zählte die Laufener Viertellade 55 Handwerksmeister, von denen sechs in der Stadt saßen, die anderen verteilten sich auf die umliegenden Ortschaften und das Pfleggericht Teisendorf. Um 1800 musste ein Stadtmeister für die Aufnahme in die Zunft 29 Gulden, ein Gäuschuster 19 Gulden bezahlen.

Durch die Jahrhunderte bestand ein gespanntes Verhältnis zwischen den Schuhmachern und den Sattlern und Riemern, die sich gegenseitiger Beeinträchtigung des Handwerks bezichtigten. Die Sattler erhielten bereits 1513 eine Handwerksordnung, erneuert 1557 und 1630. Als Viertellade feierten sie ihren Jahrtag am Tag des hl. Virgil, am 27. November.

Als einziges Relikt dieser Zunft konnte 1999 ein 30 cm hoher Stiefel aus Zinn aus einer aufgelösten Sammlung im Saarland erworben werden. Der als Tischzeichen oder zum Umtrunk dienende Stiefel weist zwei Meisternamen auf: „Andreas Guggenbichler in Laufen, Jakob Egger von Froschham 1848“, wohl die Stifter dieses Gefäßes.

Die Weber-Zunft

Die Weber und Tuchmacher gehörten mit zu den angesehensten Handwerkszweigen der Stadt, deren Ordnung, die nicht mehr erhalten ist, 1533 errichtet worden sein soll. 1685 wurde eine neue errichtet, die sich an der Salzburger Zunftordnung von 1473 orientierte. In der Regel waren neun Meister mit Lehrlingen und Knappen, wie die Gesellen genannt wurden, tätig. Für die Weber im Pfleggericht Haunsberg bestand eine solche mindestens seit 1558, die 1674 erneut bestätigt und darin verfügt wurde, dass sie ihre Handwerkerversammlungen in der Stadt abzuhalten hatten. Erst um 1700 wurden die Gäuweber der Gerichte Haunsberg und Lebenau mit den Stadtwebern zu einer Viertellade vereinigt. Die Grenzziehung von 1816 änderte die Zusammengehörigkeit und die Oberndorfer Weber bildeten 1817 eine eigene Lade. Dort haben sich auch noch ältere Zunftarchivalien erhalten. Das Zunftkreuz der Laufener Weber wird heute in der Pfarrkirche Leobendorf verwahrt.

Die Tuchmacher oder „Tuchscherer“ hatten schon 1528 eine eigene Lade. Sie widmeten sich der Wolltuchproduktion, die im 14. und 15. Jahrhundert im Inn-Salzach-Gebiet blühte.

Die Schneider-Zunft

In der Regel bestanden in Laufen acht Schneidergerechtsame, die sich auf die Stadt und die Vorstädte Oberndorf, Obslaufen und Altach aufteilten. Die älteste Handwerksordnung stammt von 1582, eine weitere von 1640 und von 1688, die in 33 Artikeln das Innenleben des Handwerks genau regelt. 1701 wurde eine gemeinsame Lade der Schneider aus der Stadt und aus dem Pfleggericht gebildet. Die Landmeister durften nicht für die Stadtbewohner arbeiten und nur bei der Ursula-Dult im Herbst ihre Erzeugnisse feilbieten. Die Schneider feierten ihren Jahrtag am Montag nach dem Fronleichnamssonntag, der mit einem Lobamt in der Stiftskirche begonnen wurde, an dem die Meister mit ihren Frauen und dem ganzen Gesinde teilnehmen mussten, bei Strafe von einem halben Pfund Wachs bei unentschuldigtem Fernbleiben. Aus der Lade waren die Kosten für die Priesterschaft, für Organisten und Schulmeister zu zahlen.

Die Schopper

Der Handwerkszweig der Schiffbauer stand unter der landesherrlichen Aufsicht, die vom Schiffrichter bzw. dem Umgeher wahrgenommen wurde, denen die Aufnahme der Lehrlinge und deren Freisprechung wie überhaupt die Überwachung des für den Salzvertrieb so wichtigen Handwerkszweig oblag. Die Bezeichnung „Schopper“ leitet sich ab vom Abdichten der Fugen zwischen den Blanken, die mit getrocknetem Moos mittels Schöppel und Schöppelhammer erfolgte. Schon 1426 werden die Funktionen der Schopper genau beschrieben: die Herstellung der Schiffe von unterschiedlicher Form und Größe. Durch alle Jahrhunderte blieb die Zahl der Werkstätten auf sechs beschränkt, um Konkurrenz auszuschließen. Eine Handwerksordnung wurde 1688 erlassen. Ihre Lade teilten sie sich mit dem einzigen Tittmoninger Schoppermeister und gehörten wie die Halleiner Schopper zur Salzburger Hauptlade.

Während das Jahr über nur Schiffe für den landesherrlichen Salzvertrieb hergestellt werden durften, war es den Schoppern während der Winterszeit erlaubt, sechs Zillen bis zu 34 Meter Länge und drei Meter Breite zu bauen und auf eigene Rechnung zu verkaufen. 1797 wurden 228 Schiffe hergestellt, 1801 noch 117 Schiffe. Als im frühen 19. Jahrhundert der Gegenzug eingestellt wurde und für jede Fahrt neue Schiffe gebaut werden mussten, die am Zielort, in Linz oder Wien, weit unter dem Herstellungspreis als Brennholz verkauft wurden, was übrigens einen großen Holzverbrauch und die Schwendung der Wälder ringsum bedeutete, wuchs 1845 die Zahl der Schoppergesellen und Lehrlinge auf 50 an, 1860 waren es noch 40 Gesellen und Lehrlinge. Damals bestand auch eine Schopperstatt in Oberndorf. Mit der Verlagerung des Frachtverkehrs auf Straße und Schiene endete der Schiffsbau und damit die lange Tradition dieses Handwerks zu beiden Seiten der Salzach. Ihren Jahrtag feierten die Schopper am 3. Februar zu Ehren ihres Patrons St. Blasius.

Das Laufener Handwerk zur Zeit der Zugehörigkeit zum Erzstift Salzburg

Die schon im Spätmittelalter einsetzende Arbeitsteilung und Spezialisierung des Handwerks konnte sich nur in einem städtischen Gemeinwesen in einer solchen Vielfalt entwickeln, wie sie für die Stadt Laufen als Sitz eines weiträumigen Pfleggerichts feststellbar ist. Dazu trugen die zahlreichen Markttage und Dulten bei, an denen vor allem die Landbevölkerung ihren Bedarf an Waren deckte, aber auch die rege Schifffahrt trug zum Vertrieb einheimischer Produkte in entferntere Gegenden bei.

Das Nahrungsgewerbe wurde bereits unter den Zünften aufgeführt, wozu noch die „Melbler“, „Griesler“ und „Kässtecher“ also die Mehl-, Gries- und Käsehändler als Kleingewerbetreibende zu nennen sind. Zum Bekleidungsgewerbe zählen neben den schon erwähnten Zünften noch die Lederer, Weißgerber, Kürschner, Säckler, Färber, Borten- und Hutmacher. Die Metall verarbeitenden Gewerbe sind besonders zahlreich und differenziert in der Stadt vertreten: die Huf-, Messer-, Kupfer-, Nagel- und Zirkelschmiede, Wagner, Schlosser, Gürtler, die Klampferer als Hersteller der kleinen Eisenklammern für den Schiffsbau, dann die Spängler, Siebmacher, Büchsenmacher, Nadler und Zinngießer. Dem Gewerbe der Holzverarbeitung sind zuzurechnen die Tischler, Drechsler und Binder, dem für Gebrauchsartikel die Hafner, Seiler, Sattler, Riemer, Glaser und Seifensieder. Zum Gewerbe aus dem Bereich des Kunsthandwerks zählen die Maler, Bildhauer, Gold- und Silberschmiede und die Instrumentenbauer. Die meisten dieser Gewerbe gehörten einer Viertellade an und waren direkt in der Salzburger Hauptlade des betreffenden Handwerks vereinigt.

Das Ende der Zünfte

Die strengen Zunftgesetze, die vielfach auch eine Erstarrung des Handwerks bedeuteten, ließen schon in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, als sich allenthalben schon frühindustrielle Fertigungsformen durchzusetzen begannen, den Ruf nach einer kartellfreien Wirtschaftsgebarung laut werden. Kaiser Josef II. führte für die Habsburger Länder schon Gewerbereformen durch, die die Stellung der Zünfte stark einengten. In Frankreich brachte die Revolution ab 1789 die Liquidierung der alten Zünfte und somit die Gewerbefreiheit, die auch später in den französisch besetzten Gebieten verwirklicht wurde. Preußen folgte 1810 mit der Einführung der Gewerbefreiheit. Das 1825 von König Max I. Joseph für Bayern erlassene Gewerbegesetz bahnte den Übergang vom Konzessionssystem zur Gewerbefreiheit an. Als Österreich 1859 die Gewerbefreiheit einführte, hatte dies die Vereinheitlichung des Gewerberechts im ganzen Deutschen Reich zur Folge. Das bayerische Gesetz über die Gewerbefreiheit vom 30. Januar 1868 löste alle bisherigen Gewerbevereine, also die ohnehin in ihrer ehemaligen ordnenden Wirksamkeit ausgehöhlten Zünfte auf. Mit Gesetz vom 16. April 1871 wurde die Gewerbefreiheit zum allgemeinen Reichsgesetz erhoben. Da es doch eines Zusammenschlusses der Handwerkszweige bedurfte, wurden als Nachfolger der Zünfte in Bayern 1881 die Innungen als Körperschaften des öffentlichen Rechts geschaffen und vereinigten das jeweilige Gewerbe innerhalb eines oder mehrerer Bezirksämter, heute Landkreise.

Schon wenige Monate nach Auflösung der Zünfte in Bayern folgte am 28. April 1868 eine Entschließung des Staatsministeriums des Inneren an die Unterbehörden, die im Besitz der Zünfte befindlichen „denkwürdigen Kunstgegenstände“, also Zunftkreuze, Figuren, Fahnen, Zunfttruhen und Dokumente, unter Vorbehalt der Eigentumsrechte den öffentlichen Sammlungen und Archiven zu übergeben, was aber nur in wenigen Fällen befolgt wurde. Vieles blieb im Besitz der Kirchen als bisherigem Verwahrungsort und hat deshalb die Zeiten überdauert, vieles verblieb in den Zunftherbergen oder beim letzten Zunftmeister und gelangte als vermeintlicher Privatbesitz später in den Handel. Damit verließen diese Zunftaltertümer den Ort seines Ursprungs und verloren damit ihre Aussagekraft für die bodenständige Handwerkskultur. In Laufen wurden noch nach dem Zweiten Weltkrieg die eisernen Zunfttruhen und das Zunftkreuz der Brauer sowie die Privilegien und Rechnungsbücher der Bäckerzunft von den Nachfahren der letzten Zunftmeister nach auswärts veräußert. Immerhin verfügen die großen Sammlungen wie auch die vielen Heimatmuseen unseres EuRegio-Gebietes über reichhaltige Bestände von Zeugnissen der Handwerkskultur und des Zunftbrauchtums, die einen lebensnahen Einblick in die vergangene „Zunftherrlichkeit“ vermitteln.

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