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Ein Handwerker mit weltweitem Ruf. Martin Lechner baut Blechblasinstrumente (Franz Oberascher)[5256]

„Mit 15 Jahren verschwendete ich keinen Gedanken an die Liebe zum Instrumentenbau.“

Martin Lechner, geboren 1952, absolviert in seinem Heimatort Bischofshofen 1970 eine Schlosserlehre. Er spielt Trompete bei der Militärmusikkapelle in Salzburg. Plötzlich stellt er eine entscheidende Weiche: Er übersiedelt nach Geretsried bei München und erlernt den Beruf des Blechblasinstrumentenbauers. Er sammelt als Geselle Erfahrung bei verschiedenen Betrieben in Bayern, vertieft sein Wissen in Maschinenbau, Ventil- und Schallstückbau. In unermüdlicher Arbeit durchforscht er die Geheimnisse seines Handwerks, besonders die Entwicklung von Blasinstrumenten. 1978 gründet er die Firma Lechner in Bischofshofen. Er erwirbt in Windeseile einen hervorragenden Ruf in seinem Fach. Als zweites Standbein bietet er ab 1980 im Musikhaus Lechner in Bischofshofen eine Komplettausstattung für sämtlichen Musikbedarf inklusive Service sowie Beschallungen an. Der Mitarbeiterstab wächst.

„Wir Lechners wollen idealistisch bleiben und Vaters Erbe, die Bauernmusikkapelle Bischofshofen, nach besten Möglichkeiten weiterführen.“

Martin Lechners Vater, der „Goasberg-Sepp“, hat 1951 die Bauernmusikkapelle Bischofshofen gegründet. Bruder Alois wirkt seit 1982 als Kapellmeister in diesem Musikkörper, der die Klangfarben von sieben Lechners trägt. Auch Martins Söhne Christian und Martin spielen darin ihren Part. Die Bauernmusikkapelle bleibt der Familie liebstes Kind. Daran ändere auch das Bestehen der Firma nichts.

„Das Geheimnis des Handwerks liegt in mühsamer Arbeit und häufigem Behandeln des Materials.“

Der Kunsthandwerker Lechner geht auf individuelle Kundenwünsche ein. Er fertigt seine Instrumente einzeln in einem Stück aus Messing- und Goldmessingblechen. Er formt das Blech grob, verlötet die Berührungsstellen, gießt flüssiges Blei in die Form, arbeitet in mühevoller Kleinarbeit an der Oberfläche die richtige Struktur mit Hämmern heraus. Martin Lechner baut Instrumente neu oder um. Er lackiert, versilbert, vernickelt, vergoldet, repariert und berät fachmännisch. Die hochkarätige Handarbeit aus Bischofshofen besticht durch bei der richtigen Umsetzung der Atemtechnik, einer problemloseren Intonation durch Zentriertheit der Töne sowie durch den eleganten Klang und eine verbesserte Ansprache gegenüber Serienherstellung.

„Der Herrgott gibt jedem Menschen eine besondere Gabe. Unsere Berufung heißt, sie mit enormem Fleiß umzusetzen.“

Martin Lechner erfüllt Ende der siebziger Jahre Gottlieb Weißbachers Wunsch, ein Flügelhorn besonderer Bauart. Er erntet wegen „überwältigender Handarbeit“ weitere Bestellungen, lockt Interessierte der Wiener Philharmoniker an und trumpft mit „irrsinnigem Gefühl beim Testen“. Der Durchbruch gelingt. Mundpropaganda wirkt. Aufträge über Aufträge winken. Der Handwerker Lechner arbeitet auf goldenem Boden, entwickelt sich und die Firma weiter. Berliner Philharmoniker fragen an, bestellen, werben für Lechner-Instrumente. Österreichische Blechblasinstrumente aus Bischofshofen treten in den achtziger Jahren einen Siegeszug durch die führenden Orchester der Welt an. Millionen von Zusehern entdecken Lechner-Instrumente bei der Übertragung der Neujahrskonzerte aus Wien.

„Wenn du in meinem Album blätterst und mich mit vielen berühmten Persönlichkeiten siehst, das ist die bedeutendste Auszeichnung für mich.“

Bald hat auch die Blasmusik Lunte gerochen. Ob Kapellen, Private, Unterhaltungsmusiker. Jeder findet bei Martin Lechner sein passendes Instrument. Zufriedene Kunden grüßen aus allen Kontinenten. Bilddokumente bestätigen Freundschaften Lechners mit Walter Scholz, Wolfgang Bauer (ARD-Sieger), Aufnahmen bei Herbert von Karajan, ... In Kapstadt, Tokio, Neuseeland, Los Angeles, ... erklingen Lechner-Instrumente. Eine hohe Auszeichnung wird ihm im Herbst 1996 zuteil. Bundesminister Fahrnleitner überreicht Martin Lechner in Wien den Exportpreis der Österreichischen Wirtschaft.

„Musik soll nicht Streßfaktor sein, sondern unsere Lebensqualität durch besonderen Wohlklang für Seele und Ohr bereichern.“

Martin Lechner hat immer schon die Vorstellung, dem Musiker ein Höchstmaß an Spielkomfort und Klangqualität zu bieten. Gute Instrumente unterstützen die Spielfreude. Handarbeit und besseres Material garantieren lange Lebensdauer der Lechner-Instrumente. Damit aus einem Blechblasinstrument ein Spitzeninstrument wird, ist neben den Fähigkeiten des Instrumentenbauers auch die Kompetenz des an der Entwicklung beteiligten Bläsers gefragt. Denn nur wenn dem Instrumentenbauer echte Musikerkapazitäten zur Seite stehen, können auch kleine Betriebe auf dem internationalen Markt mithalten. Die Söhne Martin jun. und Christian werden diese Firmenphilosophie in der väterlichen Meisterwerkstätte fortsetzen. Sieben Mitarbeiter tragen inzwischen Martin Lechners Handschrift, 15 Leuten bietet er einen krisensicheren Arbeitsplatz.

„Der Musik soll in jeder Sparte der richtige Stellenwert gegeben werden.“

Vorausschauend plant Martin Lechner einen totalen Querschnitt der Musik in die Öffentlichkeit zu rücken. Als Vorsitzender bei der Erstellung des Rahmenprogrammes werde er seine Verbindungen ankurbeln, ein sportliches Weltereignis auch kulturell zu beleuchten: die Nordischen Schi-Weltmeisterschaften im Februar 1999 in der Ramsau und in Bischofshofen.



[5256] Zeitschrift Salzburger Volkskultur, 22. Jg., April 1998, S. 101–103.

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