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10.18. Reisen im Mittelalter (Ulrich Müller) - Langtext

10.18.1. Reisen im Mittelalter

10.18.1.1. Reisen zur Zeit der Römer und im Mittelalter

Reisen, aus den verschiedensten Gründen und in unterschiedlichster Weise, gehören zu jenen zentralen Tätigkeiten, die die Menschen fast aller Regionen und Epochen ausübten. Im Mittelalter wurde mehr gereist, als man man heute vielleicht meint: natürlich langsamer und unter schwierigeren Bedingungen, aber durchaus intensiv.

Das Imperium Romanum der Antike, also das Römische Reich, hatte Formen der zivilen und militärischen Verwaltung, des Rechts und der Kommunikation geschaffen, die seinen großen Herrschaftsbereich, der zeitweise vom Zweistromland bis nach England reichte und der den gesamten Mittelmeerraum sowie Westeuropa umfasste, organisatorisch zusammenhielt – für viele Jahrhunderte und mit Nachwirkungen teilweise bis heute. Damals entstanden befestigte Straßen, Unterkunftsstationen und Siedlungen, die das Imperium wie ein Netz durchzogen und für die damalige Zeit schnelle, in jedem Fall aber effiziente Verkehrsbedingungen bewirkten. Diese Infrastruktur war wichtig für Zwecke des Militärs und des Handels, sie ermöglichte es aber zudem allen Teilen der Bevölkerung, welche die notwendigen Mittel und Voraussetzungen dafür besaßen, kleinere und auch große Reisen zu unternehmen. Mit dem Zerfall des Imperiums erbten die Nachfahren Reste dieser effizienten und auf Dauerhaftigkeit angelegten Infrastruktur – viele unserer heutigen Verkehrswege entsprechen im Verlauf noch den alten Römerstraßen und massive Steinbrücken aus römischer Zeit werden an manchen Orten noch heute benützt (so etwa in Rom, aber auch – um ein Beispiel aus dem Salzburgischen zu nennen – die wohl auf jene Zeit zurückgehende „Römerbrücke” bei Vigaun).

Mit dem Untergang des Imperiums gingen in den damaligen Wirren und vor allem durch die Völkerwanderungszeit viele zivilisatorische und kulturelle Errungenschaften der Römer verloren. Erst etwa in der frühen Neuzeit wurde im westlichen Europa der römische Standard ungefähr wieder erreicht, wohingegen die Entwicklung im griechisch-byzantinischen Teil Europas und in den von den Arabern eroberten Gebieten anders verlief.

10.18.1.2. Mit welchen Mitteln ist man gereist?

Im Mittelalter wurde lange Zeit die von den Römern geschaffene Verkehrsinfrastruktur weiter verwendet und erst mit dem Aufstieg des Handels und der darauf angewiesenen Städte wurde das Verkehrssystem intensiv ausgebaut. Die Methoden des Reisens waren, wie in früheren Epochen, weltweit grundsätzlich dieselben. Dampfkraft und Elektrizität – und das bedeutet Eisenbahn – Dampfschiffe, Auto und Flugzeug standen noch nicht zur Verfügung standen. Man reiste also – zum größten Teil – zu Fuß oder mit Hilfe eines Reittiers (Pferd, Esel, Maultier u. a.) oder zu Schiff (auf dem Meer mit Ruder oder Segel); erst allmählich benützten Reisende auch Wagen, die eher zum Transport von Gegenständen und Waren gebraucht wurden. Nur ganz ausnahmsweise reiste eine hohe oder kranke Person auch in einer Sänfte. Die Reisegeschwindigkeiten, die man mit diesen verschiedenen Verkehrstechniken erreichen konnte, lassen sich ungefähr errechnen. Grundlegende Informationen zu dem Thema sind in dem sehr lesenswerten Buch „Reisen im Mittelalter”[3650] zusammengestellt. Auf Englisch ist eine große Enzyklopädie erschienen, die das Thema „Reisen”[3651] aus den verschiedensten Perspektiven zuverlässig und gut verständlich behandelt.

10.18.1.3. Warum wurde gereist?

Die Zwecke, warum im Mittelalter Reisen unternommen wurden, waren natürlich ganz unterschiedlicher Art. Drei große Typen von Reisen lassen sich aber unterscheiden, die man übrigens in vielen Teilen der Welt finden kann:

  • Handelsreisen

  • Reisen für militärische und/oder politische Zwecke

  • Pilgerreisen

Das heißt, die meisten, die damals auf einer Reise unterwegs waren, gehörten zu den Kaufleuten, Soldaten oder Pilgern. Dazu kommen, als Besonderheit des römisch- deutschen Reichs des Mittelalters, die Reisen der deutschen Könige und Kaiser, die abgesehen von ihrer Hausmacht und ihrem Stammsitz über keine zentrale Königs- oder Kaiserresidenz verfügten. Des Weiteren sind diejenigen zu erwähnen, die im Zusammenhang mit ihrem Beruf reisten oder reisen mussten: also die reisenden Lehrer und Studenten (Scholaren, ‚„Vaganten”), die verschiedenen Schausteller und Musiker (die so genannten „Fahrenden”), ferner Boten, Beamte sowie Geistliche mit besonderen Aufträgen. Daneben gab es natürlich Reisen aus einzelnen, individuell-privaten Gründen und wohl auch aus Interesse an fremden Gegenden und Leuten – diese Motivation für eine Reise nahm im Verlauf des Mittelalters offenbar immer mehr zu und führte dann zu den Bildungsreisen der Neuzeit (darunter den so genannten „Kavalierstouren” junger Adliger). Der Typ der später so beliebten Erholungsreise war dagegen im Mittelalter – im Gegensatz zu einzelnen Beispielen in der Antike – wohl unüblich. Mit dem Ende des Mittelalters und dem Beginn der Neuzeit brach dann die Epoche der großen Entdeckungsreisen an, die teils aus Handelsinteressen, teils aus politisch-militärischen Gründen unternommen wurden.

Man kann vermuten, dass damals die meisten Reisenden Männer waren, doch sind durchaus auch Reisen von Frauen bekannt: zumeist als Pilgerinnen, aber auch in der Umgebung und Gefolgschaft von Herrschern und anderen hohen Persönlichkeiten und in eher seltenen Fällen auch in eigener Sache – sowie etwa die hoch geachtete Äbtissin des Klosters Rupertsberg, nämlich Hildegard von Bingen.

Aus dem Mittelalter, und besonders aus dem Spätmittelalter, sind viele Beschreibungen von Reisen erhalten, die teilweise auch mit Abbildungen versehen sind (siehe Kurztext).

10.18.1.4. Kaufleute und Handelsreisen

Handel und damit auch Reisen zu diesem Zweck gab und gibt es immer und überall. Der internationale Handel im Mittelalter war beträchtlich: Zu geschäftlichen Zwecken wurden Waren von Station zu Station, zu den verschiedenen Messen – also im Zwischenhandel – transportiert, häufig aber auch durch Fernkaufleute über weite Entfernungen: Aus dem Norden Europas kamen etwa Pelze, Wolle und Wollstoffe, Tuchwaren, Eisen und andere Metalle, des Weiteren (und sehr gefragt!) Salz und Bernstein, aus dem Süden und Orient kostbare Stoffe, Gewürze, Parfüms, Weihrauch. Zwischen Osteuropa und dem Orient gab auch einen intensiven Handel mit Menschen: Das Wort „Sklave” meint ursprünglich einen „Slawen” und verweist heute noch darauf, aus welchen Regionen diese menschliche „Ware” bevorzugt kam. Die wichtigsten Umschlageplätze für den Nord-Süd-Handel waren die großen Handelsstädte in Italien, also vor allem Venedig und Genua mit ihren mächtigen Handelsflotten und weit verzweigten Stützpunkten, zeitweise auch Amalfi und Pisa.

Beträchtliche Reichtümer konnten durch den Handel mit den gesuchten Waren aus dem islamischen Orient, Indien oder gar dem Fernen Osten verdient werden. Vor allem die verschiedensten Gewürze, Seide und überhaupt Luxuswaren aller Art waren sehr gefragt und wurden hoch bezahlt: Man kann an den Romanen des Mittelalters gut ablesen, dass fast alles, was in Europa, und hier besonders im Westen und nördlich der Alpen, für kostbar, selten und teuer gegolten hatte, aus dem Orient stammte. Der Handel zwischen Europa und dem Orient erfolgte normalerweise auf vielen Zwischenstationen, nämlich etwa: China, Indien, Arabien/Vorderer Orient, Oberitalien. Die Waren wurden teils auf Schiffen, teils durch Karawanen transportiert.

Die Handelsroute, die den Fernen Osten quer durch Zentralasien hindurch mit der Mittelmeerwelt verband, existierte bereits in der Antike und sie erlebte zur Zeit der Mongolenherrschaft (13./14. Jahrhundert) eine besondere Blüte. Denn das riesige Mongolenreich, das sich von Russland bis an den Pazifischen Ozean erstreckte, sorgte für außerordentlich sichere Reise- und Handelswege, und zwar trotz seiner enorm blutigen Anfänge unter Dschingis Khan und dessen Nachfolgern. Der deutsche Reisende Baron Ferdinand von Richthofen (1833–1905) gab diesem Handelsweg den heute geläufigen Namen „Seidenstraße”.

Die Seidenstraße hat die Geschichte Europas mehrfach beeinflusst: Sie ermöglichte nicht nur den Austausch von Waren, sondern immer wieder auch von Nachrichten und Informationen. Auf ihr kamen aber auch aus den südöstlichen Steppen Russlands und Zentralasiens die Erreger der Pest, die durch Ratten auf den Schiffen und Flöhe in Handelswaren transportiert wurden, in den Westen. Diese Seuche, gegen man die damals völlig hilflos war, dezimierte die Bevölkerung im Vorderen Orient und in Europa teilweise um ein Drittel und sogar mehr. Und als die Seidenstraße schließlich später, zusammen mit den Handelswegen nach Indien, blockiert war, motivierte dies Portugiesen und Spanier, auf dem Seeweg nach anderen Handelsrouten zu suchen.

Aus Venedig, einer Handelszentrale Europas, stammte Marco Polo (1254 –1324): Er war keineswegs der einzige Italiener, der damals den Fernen Osten durch Reisen kennen lernte. Das von Marco Polo diktierte und dann offenbar von einem Schriftsteller namens Rusticiano da Pisa redigierte Buch, ein Mischung von Länderbeschreibung und Reisebericht, wurde im Verlauf der Zeit durch den frühen Buchdruck und auch durch Übersetzungen wahrhaft zu einem Bestseller. Manche allerdings glaubten die dort berichteten Dinge nicht und gaben dem Buch abschätzig den spöttischen Namen „Il Milione”, nämlich: „Die Millionen-Geschichte”, also ein Buch, in dem maßlos übertrieben würde.

Aber noch der aus Genua stammende Christoph Columbus ließ sich von diesem Werk inspirieren: Dessen Absicht war es ja, anstelle des wieder versperrten Landwegs eine Seeroute nach China und Indien in der anderen Richtung, um den Globus herum, zu finden. Dass die Erde keine Scheibe sei, sondern die Form einer Kugel habe, war schon seit langem bekannt. Die von den beiden Majestäten von Spanien unmittelbar nach der Rückeroberung des muslimischen Granada finanzierte Expedition von Columbus führte 1492 zur Entdeckung Amerikas durch die Europäer. Niemand konnte ahnen, dass mit dieser aus Handelsinteressen unternommenen Reise ein neues Kapitel der Weltgeschichte aufgeschlagen worden war.

10.18.1.5. Reisen für militärische und/oder politische Zwecke

In der Weltgeschichte gibt es zahlreiche Kriegszüge über weite Strecken hinweg: etwa in der Antike den Feldzug Alexanders des Großen gegen die Perser, der bis an die Grenzen von Indien führte, die Kriegszüge römischer Feldherren wie etwa diejenigen von Caesar nach Gallien und England – oder im Mittelalter die Kreuzzüge der Europäer nach Palästina und Jerusalem und die entsprechenden Unternehmungen der Araber. Das mittelhochdeutsche Wort „reise” bezeichnete vorwiegend, wenn auch nicht ausschließlich, eine militärische Reiseunternehmung, also einen Kriegszug.

Ein arabisches Heer hatte bereits im Jahr 711 die Straße von Gibraltar überquert und den größten Teil der Iberischen Halbinsel erobert; in den folgenden Jahrhunderten gab es dort eine blühende muslimisch-arabische Kultur und die Araber stießen auf Kriegszügen kurzfristig bis weit nach Frankreich vor, ja es gab sogar für einige Zeit arabische Stützpunkte im Alpengebiet.[3652] Erst 1492 gelang es den christlichen Spaniern, das letzte muslimische Teilreich in Spanien, nämlich Granada, zurückzuerobern. Eine Folge davon war, dass die beiden siegreichen spanischen Majestäten noch im Feldlager „Santa Fe” (d. h. „heiliger Glaube”) vor dem eroberten Granada einem italienischen Seefahrer namens Cristoforo Colombo endlich die Zusage gaben, eine von ihm konzipierte Expedition zur Entdeckung des Seewegs nach Indien und China zu finanzieren.

Die Kreuzzüge der europäischen Christen waren durch eine schwer entwirrbare Mischung von religiösem Sendungsbewusstsein, Eroberungsdrang und wirtschaftlichen Interessen gekennzeichnet. Der erste Kreuzzug (1096–1099), teils auf dem Landweg teils übers Mittelmeer, führte 1099 zur Eroberung von Jerusalem – mit einem berüchtigten Massaker an der dortigen Bevölkerung. Etwa hundert Jahre lang beherrschten die Christen, mit einer Unterbrechung, die für sie heiligste Stadt, und nach zweihundert Jahren wurden sie schließlich durch die ägyptischen Mamelucken-Sultane aus Palästina vertrieben. Speziell im Orient haben die weit zurückliegenden Ereignisse um das spanische Arabien („Al-Andalus”) und der Kreuzzüge bis heute ihre mentalen Spuren hinterlassen und in den modernen Konflikten zwischen Orient und Okzident spielt die mittelalterliche Kreuzzugsideologie immer noch eine Rolle.

Die Kriegszüge nach Palästina und in Spanien sind von vielen Autoren beschrieben worden. Beide Male waren natürlich religiöse Überzeugungen wichtig: Die „Reise übers Meer” nach Palästina war auch eine Pilgerfahrt an die Stätten, an denen Christus gelebt und gewirkt hatte und wo sein Grab gezeigt wurde (und wird). Bei der Rückeroberung Spaniens durch die Christen, die „Reconquista”, war ein anderes „Heiliges Grab” von Bedeutung: nämlich in Santiago di Compostela, wo das Grab des Apostels Jakobus verehrt wurde.

10.18.1.6. Wallfahrten und Pilgerreisen

Reisen zu heiligen Stätten, die aus religiösen Gründen verehrt und besucht werden, kennen viele Religionen: der jüdische Glaube (Jerusalem), der Islam (Mekka, Medina), der Hinduismus (Benares/Varanasi u. a.) oder der Buddhismus. Die Christen verehr(t)en insbesondere Orte, die mit dem Märtyrertod ihrer frühen Glaubenszeugen zusammenhängen, nämlich Jerusalem (Grab Christi), Rom (Grab der Apostel Petrus und Paulus) und Santiago di Compostela (Grab des Apostels Jakobus); daneben gab bzw. gibt es noch zahlreiche weitere, kleinere und größere Pilgerziele, zumeist wegen besonderer Reliquien oder als Ort von Marienwundern.

Unter den christlichen Pilgerzielen nimmt Jerusalem eine besondere Rolle ein. Die Tatsache, dass gleich drei große Weltreligionen diese Stadt verehren, verursacht allerdings nicht enden wollende Konflikte. Denn den Juden ist Jerusalem heilig als Ort des zerstörten Tempels („Klagemauer”), den Christen als Ort von Christi Wirken und Sterben („Heiliges Grab”) und den Muslimen als Ort, von dem Muhammad für kurze Zeit in den Himmel entrückt wurde („Omar-Moschee” = „Felsendom”).

Schriften, in denen die Pilgerfahrten zu diesen drei wichtigen christlichen Zielen beschrieben und Ratschläge für solche Reisen gegeben wurden, gab es im Mittelalter in großer Zahl. Im Laufe der Jahrhunderte waren in Europa wahrhaftig und zusammengenommen Millionen unterwegs auf Pilgerreisen und zu den heiligen Stätten. Für lange Zeit sammelten sich an vielen Orten Europas jedes Jahr Gläubige für die fromme Reise nach Santiago; die Jakobuskirchen im deutschsprachigen Raum erinnern an diese Tatsache (so etwa im Salzburgischen St. Jakob am Thurn). Die einzelnen Pilgerwege vereinigten sich bei den Pyrenäen zum „Jakobus-Weg”, der dann von dort gen Westen nach Santiago führte. Äußeres Kennzeichen der Jakobuspilger war eine auf ihrem Gewand aufgenähte Muschel.

Für die Organisation und Durchführung von Pilgerreisen in die „Terra Sancta”, das „Heilige Land” der Christen, hatte Venedig eine Art Monopol; so gut wie alle Jerusalemreisen des späteren Mittelalters aus den deutschsprachigen Regionen führten über Venedig. Auch diese Reise ist in zahlreichen Schriften beschrieben worden. Einer der unzähligen „Kreuzfahrer” und Jerusalempilger war der Südtiroler Adlige Oswald von Wolkenstein, der im Rahmen einer Deutschlandreise später, 1427/1428, auch durch Salzburg kam.

10.18.1.7. Wie ist man gereist, was war auf einer Reise zu erwarten?

Größere und längere Reisen im Mittelalter waren eine aufwändige Unternehmung. Viele Reisende ordneten vor einer längeren Abwesenheit ihre zurückgelassenen Besitzverhältnisse und – für den Notfall – die Erbschafts-Prozedur. Oswald von Wolkenstein zum Beispiel ließ vor seiner Pilgerreise nach Palästina sozusagen sicherheitshalber sogar ein Grabmonument zuhause vorbereiten (das aber dann für diese Reise nicht benötigt wurde).

Wer über die entsprechenden Mittel verfügte, reiste möglichst zu Pferd und mit einem Gefolge. Die meisten aber, und hier besonders die unzähligen Pilger, waren zu Fuß unterwegs, oft ohne größere Mittel, aber in der Erwartung, dass sie auf ihrer langen Reise Unterkunft und Verpflegung als Almosen erhalten würden, denn eine solche Reise und die Unterstützung eines Pilgers galten als gottgefällige Taten. Die Wege waren teilweise gefährlich: zum einen wegen der Widrigkeiten der Natur wie Sturm, Hitze und Kälte oder Schneefall, aber auch wegen der Reiseroute selbst, die über Gebirge und breite Flüsse (zumeist ohne Brücken) sowie durch unbewohnte Regionen führen konnte; berüchtigt und gefürchtet waren auch die Stürme auf dem Mittelmeer. Zum anderen lauerten Gefahren durch Wegelagerer und Piraten und zumindest oftmals sehr lästig waren die verschiedenen Wegzölle bei Brücken, Fähren und in einzelnen Städten. Insbesondere Pilger wurden nicht selten Opfer rücksichtsloser Geschäftspraktiken. Aus allen diesen Gründen nahmen vorsichtige Reisende möglichst wenig Wertgegenstände oder Geld mit auf die Reise. Viele Adlige und insbesondere Kaufleute verwendeten Empfehlungsschreiben oder Wechselbriefe und hier liegen auch die Anfänge des modernen bargeldlosen Verkehrs.

Öffentliche Unterkunftsmöglichkeiten gab es im frühen Mittelalter so gut wie keine, die Reisenden waren auf Klöster, auf Standesgenossen oder auf Mildtätigkeit angewiesen; je nach Reisezeit und Gegend wurde auch im Freien übernachtet. Später entstanden dann Hospize und Gaststätten an den wichtigen Reiserouten und in den Städten. Immer wieder wurde über betrügerische Wirte, über schlechte, ungezieferreiche und viel zu enge Schlafräume geklagt: Dabei ging man sowieso davon aus, dass man – auch als vornehmer Reisender – sehr oft das Bett mit einer weiteren oder gar mehreren Personen teilen musste. Wie beschwerlich das Leben eines fahrenden Sängers war, der notgedrungen auf Reisen musste, zeigen Strophen von Walther von der Vogelweide

Man kann sich heute normalerweise nur noch schwer die Strapazen und Unannehmlichkeiten vorstellen, die Reisende im Mittelalter auf sich nehmen mussten. Erschöpfung und Krankheit verursachten immer wieder Todesfälle unter den Reisenden, von den Gefahren etwa der malariaverseuchten Gegenden im viel bereisten Italien ganz zu schweigen. Nicht wenige Herrscher und Adlige sowie insbesondere die sie begleitenden Frauen starben während einer Reise; und ein Reichsfürst wie Pfalzgraf Ludwig III. erholte sich von den Strapazen seiner Jerusalemfahrt nie wieder.

Alle diese Widrigkeiten und Gefahren haben aber niemals Menschen vom Reisen abgehalten, auch nicht im europäischen Mittelalter. Im Gegenteil: Für kürzere oder längere Zeit waren damals große Scharen von Leuten aller Stände „unterwegs”, also auf irgendeiner Reise. Der Komfort und die Geschwindigkeit, die eine moderne Durchschnittsreise normalerweise auszeichnen, wären allerdings einem damaligen Reisenden, und hier selbst einem Kaiser, als unvorstellbares Wunder erschienen, realisiert in so märchenhaften Vorstellungen wie den Siebenmeilenstiefeln, dem fliegenden Teppich, dem Zauberring (mit dem man sich an einen anderen Ort „beamen” kann) und dem Tischlein-deck-dich.

10.18.2. Walther von der Vogelweide - ein "fahrender Sänger"

Walther von der Vogelweide, schon nach damaliger Meinung der herausragende Sänger und „Liedermacher” im deutschsprachigen Raum, berichtet in seinen Liedern verschiedentlich, dass er – wie alle fahrenden Musiker des Mittelalters – oft und weit gereist ist.

10.18.2.1. Zur Person Walthers von der Vogelweide

Walther von der Vogelweide wird bis heute als Gipfelpunkt der mittelhochdeutschen Lyrik angesehen. Dazu passt, dass sein umfangreiches Werk (ein Leich, d. h. ein kompliziertes lyrisches Groß-Gedicht; ca. 550 Liedstrophen in über 120 „Tönen”) in sehr vielen Handschriften bis weit ins späte Mittelalter hinein überliefert ist. Den Meistersingern galt er als einer der „Alten Meister”, und sie haben auch einige Melodien Walthers verwendet und dadurch erhalten. Walther ist der erste deutsche Autor, bei dessen Werk erstmals auch eine Melodie direkt mit dem Text überliefert ist, nämlich beim so genannten „Palästinalied” (siehe unten). Insgesamt sind heute etwa 12 Melodien zu Walther-Liedern bekannt oder mit Hilfe der Kontrafaktur-Forschung, also wegen einer späteren Neutextierung durch andere Autoren, erschließbar.

Weder Walthers Geburtsort noch sein Stand sind bekannt; die derzeit einleuchtendste These zur Herkunft stammt von Bernd Thum (1977/1980), der auf das österreichische Waldviertel, nahe dem Kloster Zwettl, verweist. Urkundlich erwähnt ist Walther wenigstens aus einem einzigen Anlass, nämlich in den Reiseabrechnungen des Passauer Bischofs Wolfger von Erla, der auf dem Weg nach Wien (zur Hochzeit Leopolds VI.) zum 12. November 1203 in Zeiselmauer vermerken ließ, dass dem „cantor” Walther von der Vogelweide eine nicht geringe Geldsumme zum Kauf eines Pelzmantels („pro pellicio”) gegeben worden war.

Da Walther in vielen seiner Lieder auf seine persönlichen Verhältnisse anspielt, sind mit vielen Vorbehalten wenigstens Umrisse einer Biographie skizzierbar: aufgewachsen und erzogen im Herzogtum Österreich; bis zum Tod von Herzog Friedrich I. (1198) offenbar Dienstverhältnis am Wiener Herzogshof; anschließend Leben als fahrender, weit herumgekommener Berufssänger mit vielen wechselnden Dienstverhältnissen (unter anderem in der Nähe der damaligen Könige, vor allem aber bei verschiedenen Landesfürsten, insbesondere Landgraf Hermann I. von Thüringen); vergebliche Bemühungen um eine dauernde Rückkehr nach Österreich; schließlich Erhalt eines „Lehens” durch Kaiser Friedrich II. Walthers letzte datierbaren Texte verweisen auf die Zeit um 1228. Der Überlieferung nach (erstmals bezeugt zu Beginn des 14. Jahrhunderts) liegt er im Kreuzgang des Würzburger Kollegiat-Stiftes Neumünster (heute: Lusamgärtlein) begraben.

Seit dem 19. Jahrhundert wurde Walther zum deutschen Nationaldichter des Mittelalters hochstilisiert und immer wieder für politisch-ideologische Zwecke verwendet. Den modernen „Liedermachern” und „Liedermacherinnen” gilt er als einer der Ahnherren ihres Berufsstandes und wird als solcher immer wieder zitiert. Neben deren Neuvertonungen gibt es mittlerweile auch zahlreiche Einspielungen von Walther- Liedern mit alten Melodien (mit unterschiedlicher Authentizität und Qualität).

10.18.2.2. Walther von der Vogelweide auf Reisen

Walther verweist oft auf seine vielen Reisen, die er als ‚Berufssänger ohne festes Engagement' unternehmen musste. Dabei zeigt er einerseits Stolz auf seine Weltkenntnis, zum andern aber klagt er auch über die Beschwernisse eines solchen Lebens und wünscht sich ein beständiges Leben als Herr im eigenen Haus.

In einer einzelnen Strophe beklagt er die schlechte Bewirtung im reichen Kloster Tegernsee:

„Man seit mir ie von Tegersê
 wie wol daz hus mit êren stê,
 dar kêrte ich mêr dan eine mîle von der strâze.
 ich bin ein wunderlîcher man,
 daz ich mich selben niht enkan
 entstân und mich sô vil an frömede liute lâze.
 ich schilte sîn nîht, wan got genâde uns beiden:
 ich nam daz wazzer!
 alsô nazzer
 muost ich von des münches tische scheiden.”

„Man sagte mir von Tegernsee,
 wie dieses Haus so angeseh'n,
 dort kam ich hin, weit ab von meiner Straße.
 Ich bin ein eigenart'ger Mann,
 daß ich mich selber nicht versteh'
 und mich so sehr auf fremde Leute oft verlasse.
 Ich tadle nicht, und Gott sei uns doch gnädig:
 Ich trank dort Wasser!
 So bewirtet mußte ich vom Mönchstisch wieder.”[3653]

In einer anderen Strophe thematisiert Walther, eindrucksvoller als alle anderen, die Nachteile eines dauernden Lebens als Fahrender auf Reise von Hof zu Hof. Er bittet seinen damaligen Herrn, dessen Namen er aber nicht nennt, eindringlich um Hilfe, und er richtet sie auch an den Stauferkaiser Friedrich II. (damals auch König im apulisch- sizilianischen Südreich der Staufer); dieser hat ihm dann tatsächlich ein Lehen zugesprochen, wofür sich Walther in überschwänglichen Worten bedankt:

„‚Sit willekomen, hêr wirt', dem gruoze muoz ich swîgen,
 ‚sît willekomen, hêr gast', so muoz ich sprechen oder nîgen.
 wirt und heim sint zwêne unschamelîche namen,
 gast und herberge muoz man sich vil dicke schamen.
 noch müeze ich geleben, daz ich den gast ouch grüeze,
 sô dáz er mir, dem wirte, danken müeze.
 ‚sît hînabt hie, sît morgen dort', waz gougelfuore ist daz!
 ‚ich bin heim' oder ‚ich wil heim', daz trœstet baz.
 gast und schâch kumt selten âne haz.
 hêr, büezet mir des gastes, dáz iu got des schâches büeze.”

„‚Seid mir willkommen, Herr des Hauses', bei diesem Gruß muß ich verstummen,
 ‚Seid mir willkommen, Herre Gast', das muß ich sagen oder mich verneigen.
 Hausherr und Heim das sind zwei herrliche Begriffe,
 doch Gast und Herberge die sind sehr oft zum Schämen.
 Ich möchte noch erleben, dass ich einen Gast begrüße,
 daß er mir, seinem Hausherrn, danken müsse.
 ‚Seid heute Nacht hier, morgen dort', was für ein Gauklerleben ist das!
 ‚Ich bin zu Hause, ich will heim', das tröstet mehr!
 Ein Gast und Schach, die bringen selten Freundschaft.
 Oh Herr, befreit mich von dem Gast-Dasein wie Gott euch von dem Schach verschone .”

„Von Rôme voget, von Pülle künic, lât iuch erbarmen,
 daz man bî rîcher kunst mich lât alsus armen.
 gerne wolte ich, möhte ez sîn, bî eigenem fiur erwarmen.
 ahî, wie ich danne sunge von den vogellînen,
 von der heide und von den bluomen als ich wîlent sanc!
 swelh schœne wîp mir gebe danne ir habe danc,
 der lieze ich lilien unde rôsen uz ir wengel schînen.
 kume ich spâte und rîte fruo: gast, wê dir, wê!
 sô mac der wirt wol singen von dem grüenen klê.
 die nôt bedenkent, milter künic, daz iuwer nôt zergê.”

„Oh Schirmherr Roms, Apuliens König, nehmt euch zu Herzen,
 wie man trotz großer Kunst mich derart arm belässt!
 Ich möchte gern mich, wenn es geht, am eignen Feuer wärmen.
 Ach Gott, wie ich dann von den Vöglein sänge
 und von der Heide und den Blumen, wie ich früher sang!
 Welch schöne Frau mir ihren lieben Dank dann gäb',
 der ließ ich Lilien und auch Rosen auf den Wangen leuchten.
 Komm' ich recht spät und reit' früh weg, weh dir, du Gast!
 Dann singe doch der Hausherr selbst vom grünen Klee.
 Dies Elend seht, freigeb'ger König, und eure Not vergeht.”[3654]

„Ich hân mîn lêhen, al die werlt, ich hân mîn lêhen!
 nu enfürhte ich niht den hornung an die zêhen
 und wil alle bœse hêrren dester minre flêhen.
 der edel künic, der milte künic hât mich berâten,
 daz ich den sumer luft und in dem winter hitze hân.
 mînen nâhgeburen dunke ich verre baz getân,
 si sehent mich niht mêr an in butzen wîs als si wîlent tâten.
 ich bin ze lange arm gewesen âne mînen danc,
 ich was sô volle scheltens, daz mîn atem stanc.
 daz hât der künic gemachet reine und dar zuo mînen sanc.”

„Ich hab mein Lehen, alle Welt, ich hab mein Lehen!
 Nun fürcht ich nicht den Feber an den Zehen
 und will die üblen Herren nicht mehr weiter bitten.
 Der edle König hat mich hochherzig begütert,
 daß ich im Sommer Luft und dann im Winter Wärme hab.
 Doch meinen Nachbarn dünk ich viel zu gut beschenkt,
 sie seh'n mich nicht mehr an als Schreckgestalt wie früher.
 Ich bin zu lange arm gewesen ohne meine Schuld,
 ich hab so viel gescholten, dass mein Atem stank.
 Das hat der König gutgemacht und dazu meinen Sang.”[3655]

10.18.2.3. Das "Palästina-Lied" Walthers von der Vogelweide

Ob Walther jemals an einem Kreuzzug teilgenommen hat, ist nicht bekannt, doch kommt er oftmals auf dieses Thema zu sprechen. In seinem „Palästinalied” präsentiert er sich als (tatsächlicher oder eventuell auch nur als virtueller) Pilger: Er preist Palästina als Land, das durch Jesu Wirken geheiligt sei. In der letzten Strophe betont er, dass das von drei Weltreligionen umkämpfte Land nach seiner Überzeugung als Christ den Christen gehören müsste – diese Strophe hat bis heute eine erschreckende Aktualität:

„Christen, Juden und die ‚Heiden' [d.h. die Muslime]
 nennen das ihr Erbe auch.
 Gott soll es nach Recht entscheiden
 durch die Namen, die drei sind.
 Alle Welt die streitet hier.
 Unser Wollen ist zu Recht.
 Recht ist, daß er es uns gibt.”[3656]

10.18.3. Die Pilgerreise nach Jerusalem

Die Reise „über mer” (= mittelhochdeutsch), nach „outremer” (= altfranzösisch), also nach „Übersee”, nahm einen zentralen Platz im Denken des lateinisch-katholischen Europa ein. Gemeint war damit die anstrengende und gefährliche Kriegs- oder Pilgerfahrt nach Palästina, ins so genannte Heilige Land und insbesondere nach Jerusalem. Seit der Zeit der Staufer entwickelte sich in dieser Hinsicht ein regelrechter Geschäftsbetrieb, wobei für den deutschsprachigen Raum Venedig eine Monopolstellung hatte. Die Schiffe der reichen und orienterfahrenen Republik hatten bereits die Kreuzfahrer des vierten Kreuzzuges 1202 gesammelt nach Palästina transportieren sollen: Was herauskam, das war die Eroberung der großen Handelsrivalin im Osten, nämlich von Byzanz – ein Schandfleck der Kreuzzugsgeschichte.

Die Bezeichnung „über mer”/„outremer” zeigt, dass für die West- und Mitteleuropäer das Mittelmeer das Meer war, an das man als Erstes dachte – so wie später und bis heute mit ‚Übersee' die Reise über den Atlantik gemeint ist, per Schiff oder heute fast immer per Flugzeug.

In Venedig hatten sich regelrechte Reisebüros etabliert, Schiffsbesitzer, die zweimal pro Jahr, im März und im August, zu Passagierreisen nach Palästina aufbrachen, wobei im Reisepreis die Unterkünfte, Schutzmaßnahmen und Besichtigungen enthalten waren – eine frühe Form der „Inclusive Tour” des modernen Tourismus. Unzählige Reiseberichte erzählen von dieser Wallfahrt, der wichtigsten neben denjenigen nach Santiago di Compostela und nach Rom: Denn der Besuch beim Grab des Herrn (Jesus) war eben wichtiger und brachte höhere Ablassguthaben ein als jener bei den Ruhestätten der Apostel Jakobus sowie Petrus und Paulus.

Die offenbar gerne gelesenen (und daher auch zahlreich gedruckten) Reiseberichte spiegeln die feste Struktur dieser kommerziellen Seereisen wider:

  • Anreise nach Venedig, zumeist über Treviso oder über den Brenner-Pass

  • Verhandlungen in Venedig mit dem Schiffspatron

  • vier- bis sechswöchige Seereise nach Palästina mit verschiedenen Aufenthalten (Kreta, Zypern, Rhodos)

  • Ankunft in Jaffa (heute ein Teil von Tel Aviv)

  • Einreiseformalitäten und Ritt nach Jerusalem mit muslimischer Schutztruppe

  • etwa zwei Wochen Aufenthalt in Jerusalem, organisiert von den dortigen Franziskanern, dann Rückreise. – Besonders Wagemutige reisten noch über die Halbinsel Sinai und das dortige Katharinenkloster nach Kairo und dann von Alexandria aus zurück nach Venedig. In Kairo zu besuchen war vor allem das so genannte „Balsamgärtlein” in Heliopolis-Kairo, Ruhestation der Sacra Famiglia bei der Flucht nach Ägypten; das mit einer Mauer umgebene Areal, inmitten von Wohnblöcken gelegen, kann noch heute besichtigt werden.

Für die Standard-Reise benötigte man etwa insgesamt vier bis sechs Monate. Zwei Beispiele dafür:

  • Der Heidelberger Pfalzgraf und Kurfürst Ludwig III., der auf Rat seines reiseerfahrenen Freundes Oswald von Wolkenstein in Venedig für seine Reisegruppe ein eigenes Schiff mietete,[3657] schiffte sich am 22. September 1426 in Venedig ein, war vom 28. November bis 7. Dezember in Jerusalem und kam am 9. Januar 1427 wieder in Venedig an; von den Anstrengungen der Reise schwer gezeichnet reiste er Ende Januar via Salzburg nach Heidelberg, wo er am 19. Februar empfangen wurde.

  • Ein späterer Heidelberger Pfalzgraf, nämlich Ottheinrich, reiste 1521 nach Palästina, offenbar auf einem normalen, großen Pilgerschiff: Abreise aus Venedig am 5. Juni 1521, Ankunft in Jerusalem am 18.Juli, Abreise dort am 3. August, Ankunft in Venedig am 24. Oktober, von dort Rückreise – über Triest – nach Heidelberg.[3658]

10.18.3.1. Reisebeschreibungen

Die Reise nach Palästina war anstrengend und gelegentlich gefährlich – insbesondere wegen der gefürchteten Mittelmeerstürme (vor allem in der Nähe von Kreta), mitunter auch wegen der Seeräuber. In den Reiseberichten ist davon oft die Rede. Des Weiteren wird von den Problemen mit dem Platz berichtet, der den Pilgern auf dem Schiff zur Verfügung stand, sowie der Verpflegung und der Hygiene. Immer wieder wird auch über betrügerische Methoden der Kapitäne geklagt, die ja zugleich die Reiseunternehmer waren.

Besondere Aufmerksamkeit galt natürlich den verschiedenen Winden, von denen das Gelingen und das Tempo der Reise abhing. Manche Reisende erzählen auch von den fremdartig wirkenden Matrosen und ihren Rufen.

Das Meer wurde weitgehend als feindlich und gefährlich empfunden. So heißt es in der Beschreibung der Pilgerfahrt des thüringischen Landgrafen Wilhelm dem Tapferen vom Jahre 1461, die ein Mitglied der eine Hundertschaft großen Reisegruppe, eventuell ein Privatbeamter des Landgrafen, zusammen mit einer ausführlichen Kostenaufstellung anfertigte: „Am Freitag, als es Tag ward, erhub sich der Wind also stark und das Meer war so wüßte und ingestüm, daß wir allda auf dem Meere stille lagen und nicht zur Stadt [Candia = Heraklion, Anm. Ulrich Müller] kommen mochten [...] Da erhoben die Winde auf dem Meere die Barke zu Zeiten so hoch auf und schlugen sie wieder nieder, daß sich Jedermann bedünken ließ, sie würde untergehen.”[3659]

Bei der Beschreibung der Reise, die Herzog Albrecht von Sachsen, wiederum mit großem Gefolge, 1476 unternahm, nimmt der Chronist Hans von Mergental, Beamter des Herzogs, damals Landrentmeister, und Teilnehmer der Reise, kein Blatt vor den Mund:[3660]

Auf der Galeere sei viel Lärm und wenig Platz: „Da liegt einer neben dem anderen, und muß man im Sommer, wo wir gereist sind, große Hitze erleiden. Das Ungeziefer belästigt einen sehr, und es gibt großen Gestank darinnen, und davon könnte jemand krank werden. Auch gibt es übermäßig viele Ratten, die einem in der Nacht übers Gesicht laufen [...] Wenn Schlafenszeit ist und man gerne schliefe, dann reden die anderen neben einem, singen und schreien nach ihrem Gefallen, wodurch den anderen dann der Schlaf vertrieben wird. Diejenigen von uns, die krank wurden, sind zumeist gestorben – Gott sei ihnen gnädig. Ihren Stuhlgang verrichteten sie unten bei uns, was Gestank und Gefahr bewirkte. Wenn wir dann doch einschliefen und der Wind umkehrte, erhob sich bei den Galeerenleuten großes Zetergeschrei [...] Wenn wir tagsüber oben auf der Galeere waren, jeder an seiner Essensstelle, und die Galeere sich auf die Seite legte, dann schrieen sie alle ‚Pando' – das heißt: ‚auf die andere Seite!', und dorthin mußten wir dann. Wenn das Meer zu wüten begann und die Galeere taumelte, dann wurden wir schwindelig im Kopf, warfen einen Teil nieder, und wir gingen und taumelten wie betrunkene Bauern. Das Essen, das uns der Patron gab, war Salat, Fisch oder Kraut oder Griesbrei, und immer Suppe. Das Essen war unerfreulich: Das Fleisch hing in der Sonne, das Brot war steinhart, darin viele Würmer, und das Wasser stank immer wieder. Der Wein war warm, sodaß er vor Wärme rauchte, und er schmeckte schlecht. Wir mußten auch manchmal in der Sonne sitzen. Die Gallioten (= Matrosen) sind zum Teil unehrlich und stehlen [...] Als der Herbst kam, gab es starke Winde, Unwetter, Donner, Blitz und Regen, wogegen wir uns nicht wehren konnten. Auch waren manche unter uns, die in dem Gestank nicht liegen konnten oder wollten [...] In summa: Wir hatten wenig Ruhe und das Wichtigste auf dem Schiff ist die ‚Patientia' (‚Geduld').”

Erstmals bei dem naturkundlich und auch ethnologisch interessierten Arzt und Botaniker Dr. Leonhart Rauwolf, der in Tübingen studierte und später in Linz lebte, finden sich auch deutlich andere Themen zu einer Pilgerrreise in den Orient:[3661] Rauwolff unternahm 1473/1473, teilweise zusammen mit Hans Ulrich Krafft, dem Handelsbeauftragten der Firma Manlich aus Ausgburg, von Marseille aus eine große Orientreise, bis ins Zweistromland und natürlich auch nach Palästina. In seinem ausführlichen Reisebuch, „Raiss inn die Morgenländer”, beschreibt er einzeln die verschiedenen Winde, nennt ihre italienischen Namen und gibt auch sonst viele interessante Details der Meerfahrt – er erzählt nicht nur von den Gefahren der Reise, sondern er zeigt großes Interesse und Neugierde bezüglich der fremden Welt. So sammelte Rauwolff Pflanzen für ein großes Herbarium, und später wurde sogar eine ganze Pflanzengattung nach ihm benannt, nämlich die „Rauwolf(f)ia”, eine Gruppe der so genannten „Hundsgift-Gewächse”.

10.18.3.2. Ein Lied über die "Fahrt über Meer": Tannhäuser

Zwei deutschsprachige Liederdichter des Mittelalters haben ihre Erlebnisse einer „Fahrt über Meer” je in einem Lied verarbeitet, und zwar mit einem erstaunlichen Realismus: Tannhäuser zu Anfang des 13. Jahrhunderts und Oswald von Wolkenstein zu Beginn des 15. Jahrhundert, und offenbar hat der Wolkensteiner das Lied des Tannhäusers auch gekannt.

Aus Texten Tannhäusers, die vor allem in der Manessischen Liederhandschrift überliefert sind, lässt sich das Folgende entnehmen: Tannhäuser stammte offenbar aus dem fränkisch-bayerischen Raum, ist weit herumgekommen und stand in Beziehungen zu vielen Herren und Fürsten seiner Zeit. Vermutlich nahm er an einem Kreuzzug teil: Dies legt das unten folgende Lied (XIII) nahe, und überdies zeigt ihn die Miniatur in der Manessischen Liederhandschrift als Deutschordensritter. Die zahlreichen historischen Anspielungen lassen vermuten, dass die Gedichte Tannhäusers im 2. Drittel des 13. Jahrhunderts entstanden sind. Warum er später zur Hauptfigur einer so genannten „Dichtersage” (Tannhäuser im Venusberg) wurde, ist nicht eindeutig geklärt.

Das Lied XIII Tannhäusers handelt von den Mühen einer Palästinafahrt. Die Melodie des Lieds ist leider nicht erhalten. Der mittelhochdeutsche Text und eine neuhochdeutsche Übersetzung durch Jürgen Kühnel lauten:[3662]

(I) „Wol im, der nu beissen sol
 ze Pülle uf dem gevilde!
 der birset, dem ist dâ mit wol,
 der siht sô vil von wilde:
 Sumelîche gânt zen brunnen,
 die andern rîtent schowen;
 der fröide ist mir zerunnen.
 das bannet man bî den frowen,
 Des darf man mich niht zîhen.
 ich birse ouch niht mit winden,
 in beisse ouch niht mit valken,
 in mag niht fühse gejagen,
 man siht ouch mich niht volgen
 nâch hirzen unde nâch hinden;
 mich darf ouch nieman zîhen
 von rôsen schappel tragen.
 Man darf ouch mîn niht warten,
 dâ stêt der grüene klê,
 noch suochen in dien garten
 bî wolgetânen kinden:
 ich swebe uf dem sê.”

(II) „Ich bin ein erbeit saelig man,
 der niene kan belîben,
 wan hiute hie, morne anderswan.
 sol ich das iemer trîben,
 Des muos ich dike sorgen,
 swie froelîch ich dâ singe,
 den âbent unde den morgen,
 war mich das wetter bringe,
 Das ich mich sô gefriste
 uf wasser unde uf lande,
 das ich den lîb gefüere
 unz uf die selben stunt.
 ob ich den liuten leide
 in snoedem gewande,
 sô wirt mir diu reise
 mit freise wol kunt.
 Daran solde ich gedenken,
 die wîle ich mich vermag:
 in mag im niht entwenken,
 ich muos dem wirte gelten
 vil gar uf einen tag.”

(III) „Wâ leit ie man sô grôsse nôt
 als ich von boesem trôste?
 Ich was ze Krîde vil nâch tôt,
 wan das mich got erlôste.
 Mich sluogen sturnwinde
 vil nâch zeinem steine 
 in einer naht geswinde -
 mîn fröide diu was kleine.
 Die ruoder mir zerbrâchen - 
 nu merkent, wie mir waere!
 die segel sich zerzarten,
 si flugen uf den sê.
 die marner alle jâhen,
 das si sô grôsse swaere 
 nie halbe naht gewunnen - 
 mir tet ir schrîen wê.
 Das werte sicherlîchen
 unz an den sehsten tag.
 in mahte im niht entwîchen,
 ich muos es alles lîden
 als der niht anders mag.”

(IV) „Die winde, die sô sêre waent
 gegen mir von Barbarîe,
 das si sô rehte unsüesse blaent,
 die andern von Türggîe!
 Die welle unde ouch die ünde
 gent mir grôs ungemüete:
 das sî für meine sünde -
 der reine got mîn hüete. 
 Mîn wasser das ist trüebe,
 mîn piscot der ist herte,
 mîn fleisch ist mir versalzen,
 mir schimelget min win.
 der smak, der von der sutten gât,
 der ist niht guot geverte:
 dâ für naeme ich der rôsen ak,
 unde mehte es wol gesîn!
 Zisern unde bônen
 gent mir niht hôhen muot.
 wil mir der hôhste lônen,
 sô wirt das trinken süesse
 unde ouch diu spîse guot.”

(V) „Ahî, wie saelig ist ein man,
 der für sich mag gerîten!
 wie kume mir der gelouben kan,
 das ich muos winde bîten!
 Der Schrok von Oriende,
 unde der von Tremundâne,
 unde der von Occidende,
 Arsure von dem plâne,
 Der Meister ab den Alben,
 der Krieg us Rômânîe,
 der Levandân unde Ôster,
 die mir genennet sint;
 ein wint von Barbarîe waet,
 der ander von Türggîe,
 von norten kumt; der Mezzot, seht,
 das ist der zwelfte wint.
 Waer ich uf dem sande,
 der namen wisse ich niht:
 durch got ich fuor von lande
 unde niht dur dise frâge,
 swie wê halt mir geschiht.”

(1) „Glücklich der, der jetzt auf den Gefilden
 Apuliens zur Beizjagd gehen kann!
 Wer dort auf die Pirsch zieht, der kommt auf seine Kosten,
 soviel Wild trifft er dort an.
 Da gehen die einen zu den Quellen,
 die anderen reiten spazieren;
 für mich aber existieren solche Freuden nicht mehr.
 Freilich, die Gegenwart höfischer Damen bannt solch freudlosen Zustand,
 aber genau das trifft auf mich nicht zu.
 Und ich gehe auch nicht mit Windhunden auf die Pirsch,
 ich jage weder mit Falken,
 noch darf ich auf die Fuchsjagd ziehen,
 man sieht mich auch nicht,
 wie ich Hirschen und Hinden nachstelle,
 und niemand darf von mir behaupten,
 ich liefe mit einem Kränzlein aus Rosen herum.
 Man kann mich auch dort nicht antreffen,
 wo der grüne Klee steht,
 noch darf man mich in den Gärten suchen,
 bei den hübschen jungen Mädchen:
 ich treibe auf dem Meer.”

(2) „Ich bin ein leidgeprüfter Mann.
 der nirgends eine Bleibe hat,
 heute hier, morgen da.
 Daß das möglicherweise immer so gehen wird,
 ist meine größte Sorge;
 wie fröhlich meine Lieder auch klingen mögen,
 ich sorge mich des Abends und des Morgens,
 wohin das Wetter mich noch verschlagen wird,
 wie ich mein Leben friste,
 zu Wasser und auf dem Lande,
 wie ich mich durchschlage,
 bis meine Stunde gekommen ist.
 Wenn ich den Menschen zuwider bin
 in meinem schäbigen Rock,
 so wird mir mit Schrecken bewußt,
 auf welche Fahrt ich mich eingelassen habe.
 Das eine aber sollte ich nicht vergessen,
 solange ich meiner Sinne mächtig bin:
 ich kann mich ihm nicht entziehen,
 ich muß dem Herrn Rechenschaft ablegen,
 restlos, am letzten Tag.”

(3) „Wo hat je ein Mann so viel gelitten wie ich,
 dessen Hoffnungen bitter enttäuscht wurden?
 Bei Kreta wäre ich beinahe ums Leben gekommen,
 hätte nicht Gott mich da errettet.
 Sturmwinde schleuderten mich
 gegen eine Klippe,
 bei Nacht, ganz unerwartet - 
 meine Freude war nicht sehr groß.
 Die Ruder zerbrachen mir -
 paßt nur auf, wie es mir erging!
 Die Segel zerfetzten
 und flogen aufs Meer.
 Die Matrosen gaben durchweg zu,
 daß sie solches Unwetter
 nicht einmal eine halbe Nacht lang durchstehen könnten - 
 mir tat ihr Schreien weh.
 Und doch hielt es ungelogen
 bis zum sechsten Tag an.
 Ich konnte ihm nicht entkommen,
 ich mußte alles ertragen, wie einer,
 dem keine andere Wahl bleibt.”

(4) „Diese Winde, die mir aus Berberland
 so heftig entgegenblasen!
 Und die anderen, die aus der Türkei,
 daß die so toben müssen!
 Wogen und Wellen
 bereiten mir großes Unbehagen:
 ich nehme es als Buße für meine Sünden - 
 Gott der Gerechte sei mir gnädig!
 Mein Trinkwasser ist brackig,
 mein „biscotto” hart,
 mein Fleisch versalzen -
 der Wein schimmelt mir.
 Der ‚Wohlgeruch', der aus dem Schiffsraum aufsteigt,
 ist kein angenehmer Gesell;
 ich tauschte gerne den ‚Gestank' der Rosen dafür ein -
 wenn das doch nur möglich wäre!
 Kichererbsen und Bohnen
 versetzen mich nicht gerade in höfische Hochstimmung.
 Doch will der Höchste mich belohnen,
 so wird mein Wasser wieder süß
 und meine Speise wieder gut.”

(5) „Wie glücklich ist doch ein Mann,
 der vor sich hin reiten kann!
 Der wird mir kaum glauben können,
 daß ich hier auf Winde warten muß!
 Der Schirokko aus dem Orient
 und der von Tramontana
 und der aus Okzident,
 Arsura aus der Wüste,
 der Mistral von den Alpen,
 der Greco aus der Romania,
 der Levantano und der Austro - 
 die hat man mir genannt;
 ein weiterer Wind weht aus Berberland - 
 ein anderer aus der Türkei,
 und wieder einer aus Norden; schließlich der Mezzodi, seht,
 damit sind es genau zwölf Winde.
 Wäre ich am sicheren Ufer,
 so wüßte ich diese Namen nicht.
 Um Gott zu dienen, habe ich das Land verlassen,
 und nicht um dieser Erfahrung willen,
 so dreckig, wie es mir jetzt geht.”

Die Fahrt über das Mittelmeer ist in diesem Lied Tannhäusers dargestellt als eine Summe von Mühen und Ängsten, mit genau denselben Themen, die sich auch in vielen Beschreibungen der Pilgerreisen finden. Dies alles wird gleichzeitig naturalistisch und symbolisch dargestellt; so ist z. B.: „sutten” (Str. 4, V.13) die Bezeichnung für den untersten Schiffsbauch und für die Hölle (von lat. „sutina”). Denn das desillusionierende Kreuzlied stellt einerseits die beschwerliche Reise eines Kreuzritters übers Meer dar – und zwar ohne die in früheren Kreuzliedern gattungstypische Aussicht auf göttlichen Lohn -, meint damit aber gleichzeitig auch die mühselige Lebensreise. Wolfgang Mohr prägte in diesem Zusammenhang den Begriff „Allegorischer Naturalismus”.[3663]

Zu den Gefahren und Beschwerlichkeiten der Seereise, die mit den Freuden des höfischen Lebens in Apulien kontrastiert werden, gehören die zwölf Winde: Sie werden fachmännisch in der Sprache der italienischen Matrosen aufgezählt und sie bilden den Höhe- und Endpunkt der behandelten Gefahren und Beschwernisse auf der Schiffsreise nach Palästina und Jerusalem. Oswald von Wolkenstein hat die Aufzählung der Mittelmeerwinde in einem eigenen Lied nachgeahmt.

10.18.4. Ein Reisender des Mittelalters: Oswald von Wolkenstein

10.18.4.1. Zur Person

Der Südtiroler Adlige Oswald von Wolkenstein (1376/1377–1445) hat zahlreiche Reisen unternommen, die ihn in viele Teile der damals einem Europäer zugänglichen und bekannten Welt führten. Ungewöhnlich und Aufsehen erregend waren solche Reisen für einen Adligen damals aber nicht; zu etwas Ungewöhnlichem wurden sie erst dadurch, dass Oswald in vielen Liedern von seinen Reisen und den dort zu bestehenden Abenteuern berichtet. Er ist einer der herausragenden Autoren von Reiseliteratur und der erste Sänger, von dem uns „Reiselieder” erhalten sind.

In einer autobiographischen Zwischenbilanz, die er im Alter von 38 Jahren verfasste, stellt er sein bisheriges Leben als eine große Reise dar. In verschiedenen Liedern berichtet er von den ungewöhnlichen Erlebnissen seiner Reisen, die er manchmal sogar mit und/oder für seinen König (Sigismund) unternommen hat. Er teilt Auffälligkeiten mit, wie z.B. die für ihn sichtlich aufregende Tatsache, dass die Frauen im Süden Frankreichs und in Spanien ihre Augen und Lippen kräftig schminken und die Gäste mit einem Kuss begrüßen.

10.18.4.2. Oswalds große Deutschlandreise, Aufenthalt in Salzburg (1427/1428)

Immer wieder befand sich Oswald in politischen und finanziellen Schwierigkeiten. Wohl um solche Probleme zu lösen, unternahm er im Winter 1427/1428 eine große Reise, von Wolkenstein quer durch Deutschland bis nach Köln und Aachen. In einem Lied aus vier großen Strophen, zu dem auch die Melodie erhalten ist, hat er von dieser Deutschlandreise berichtet. Zum eigentlichen Zweck der Reise sagt er allerdings geheimnisvoll, er müsse diesen verschweigen, und man hat in der Germanistik deswegen verschiedene Spekulationen angestellt: Eine wohl begründete Vermutung lautet, Oswald habe Hilfe beim westfälischen Femegericht gesucht.

Die erste Station dieser Reise, von der Oswald ausführlich eine ganze Strophe lang berichtet, war Salzburg: Hier sei es ihm besonders gut ergangen. Er habe bei „ainem wiert, gehaissen Prawn” gewohnt: Damit ist wohl kein Gastwirt namens Braun gemeint, denn mittelhochdeutsch „wirt” bezeichnet den ‚Herrn des Hauses'. Für die schöne Ehefrau dieses offenbar wohlhabenden und einflussreichen Salzburger Herren habe er, „mit eren”, ein Neujahrslied verfasst, und er sei sogar vom damaligen Salzburger Erzbischof Eberhart IV. zu einem üppigen Essen und Trinken eingeladen worden.

Auch in den Folgestrophen erwähnt Oswald interessante touristische Einzelheiten seiner Reise: Geleitschutz bis München, Freuden bei Tanz und Frauen, reichlich Wein, ein Zusammenstoß mit einem eifersüchtigen Ehemann in der Reichsstadt Ulm, zweimalige Einkehr bei Pfalzgraf Ludwig III. in Heidelberg, den er als als ‚Freund' bezeichnet, von dem er als Sänger hoch geehrt wird und mit dem er sogar die Schlafkammer teilen darf, Weiterreise zu Pferd, Schiff und einem Wagen bis nach Aachen, Zusammentreffen mit verschiedenen der höchsten Fürsten Deutschlands.

Pfalzgraf Ludwig war im Frühjahr 1427 von einer anstrengenden Palästinareise zurückgekehrt, von deren Strapazen er sich nicht mehr wirklich erholen sollte. Oswald hatte Ludwig vor Antritt der Reise einige Ratschläge geschrieben.

Das Lied des Oswald von Wolkenstein über seine Deutschlandreise lautet wie folgt:[3664]

I „Von Wolkenstein wolt ich zu Cölen gütter lawn
 und kom gen Salzburg zu ainem wiert, gehaissen Prawn,
 der hett ain also tugenthaffte, schöne fraun,
 frölich mit eren, hoflich ir gemüte.
 In gutter main vil zucht ist mir engagent zwar
 von ir unsträfflich, danck hab die seuberliche klar,
 mit gutem herzen wünsch ich ir vil lieber jar,
 got well ir meren haill durch all sein güte.
 Zwar meiner kunft durch gut vernunft des innen ward 
 ain bischoff gross, erz wierden gnoss, her Eberhart,
 der schickt nach mir; kurzlichen schier ich zu im kart,
 ob seinem tisch dick essens ward ich müde.
 Vil grosser freud, zierlicher geud, wellend ich kum,
 ward mir bekant, der ich da vand ain michel drumm 
 durch mangen tritt; das weis ich mit dem reutter frumm,
 der braitlich frisch besach der welde plüde.”

II „In freim gelait so ward ich aber wegehafft
 gen München bald, ich danck der edlen ritterschafft,
 die mich da lud zu guten frauen schön gezafft.
 nach unserm fug begund wir singen, schallen.
 Von gutter hait vil manger wein ward mir geschanckt
 zu Augspurg, Ulmen, des in mein dienst noch willig danckt.
 zu Ulmen vand ich ainen tanz, köstlich verschranckt
 von freulin klug, die kunden hoflich schallen.
 Ain edelman, der weist heran sein elich kun
 für mich zu sten. ‚nu haiss mir den wilkomen schon!'
 si sprach zu im: ‚ich wol vernim dein krumben don.
 was möcht mir, ach, der beghart wolgevallen?'
 Ser ich engalt, das mein gestalt fürt halbs gesicht. 
 wer ainen wigt nach schawn, der pfligt der witze nicht;
 ain slecht gewand tet mir die schand, als offt geschicht.
 mein mandel sprach: ‚Wes liesstu nicht dein wallen?'”

III „Gen Haidelwerg rait ich zu meinem herren reich.
 fünf fürsten von der kur vand ich da wirdikleich:
 von Cölen, Mainz und Triel drei bischof hoher zeich,
 Phalzgraf bei Rein, Marggräf Brandburg gemachet.
 Hoch auf den berg schrait ich gen hoff gar an die tür
 zu herzog Ludwig, den ich für alle fürsten spür
 an frümikait, göttlichen milt, do kom ich für,
 gutlichen vein ward ich von im versprachet.
 Schier müsst ich singen, hell erklingen manig liet,
 an allen jamer in sein karner ich geriett.
 dorinn zu ligen unverzigen, sölcher miett
 und eer ward nie den freunden mein erwachet.
 Von mandel, rock recht als ain tock ward ich beklait,
 durch füxs und märder; mein wallgehäder von mir lait,
 hütt underzogen kom geflogen auf mein schait.
 sein rat ich ie musst sweren still verdachet.”

IV „Auff meinen völn und schiffen ich zu Cölen fur,
 von dann gen Aach miet ich ain karren wilder rur,
 neur blitz und blatz wielg er nach ungeleicher schnur,
 des ich emphand durch kumberlich gebosse.
 Mein herr von Cöln und der von Perg, zwen fürsten suss,
 beweissten mir genediklichen iren gruss;
 wes ich all da begert, des ward mir sorgen buss,
 günstlich an schand durch furdernusse grosse.
 Nit mer ich sprach, was mir darnach kuntlichen ward.
 ab nach dem Rein sucht ich gut wein, die widervart
 von Fürstenberg gen Haidelwerg zu meinem bart,
 herzog genannt, Phalzgraff, kurfürsts genosse,
 Der zerung, speis mit gutem fleiss für mich bagärt,
 wellend ich kos, so was ich los mit knecht und pfärd.
 nu bin ich hie und waist noch, wie es sich verdärt,
 e ich zu land kom in meins weibes schosse.”

(1) „Von Wolkenstein brach ich nach Köln auf, guter Laun,
 Und kam nach Salzburg zu einem Wirt mit Namen Praun.
 Der hatte eine tugendhafte schöne Frau,
 Fröhlich in Ehren, höflich im Gemüte.
 Gar hold und fein bot sie mir ihre Dienste dar
 In allen Ehren. Dank sei der Reinen drum fürwahr!
 Von ganzem Herzen wünsch ich ihr manch frohes Jahr:
 Gott soll ihr mehren seine Gnad und Güte!
 Von meiner Kunft durch viel Vernunft auch inne ward 
 Ein Bischof groß, ein Fürstensproß, Herr Eberhard.
 Der rief nach mir und schnell von hier wandt ich die Fahrt:
 An seinem Tisch ward ich vom Essen müde.
 Viel große Freud und frohe Zeit, wohin ich ging,
 Ward mir bekannt; wie ich auch fand manch gutes Ding
 An mancher Tür. Drum lob ich mir des Ritters Wink,
 Der gern und frisch besah der Erde Blüte.”

(2) „Frei im Geleit ward ich erneut nun weggeführt
 Nach München hin, wo all den Rittern Dank gebührt,
 Die mich dort luden zu den Frauen wohlgeziert:
 Nach unserm Fug ließ man die Lieder schallen.
 Aus Gütigkeit ward mancher Wein mir ausgeschenkt
 Zu Augsburg, Ulm, woran mein Herz mit Freude denkt.
 In Ulm war ich auch auf dem Tanz, recht zart verschränkt
 Mit Fräulein klug, die sprachen fein zu allen.
 Ein Edelmann rief sich heran sein Ehgesell,
 Vor mir zu stehn: ‚Nun heiß mir den willkommen schnell!'
 Sie sprach zu ihm: ‚Gar wohl vernimm ich dein Gebell!
 Was soll mir, ach, der Bettelmönch gefallen?'
 So schuf mir Tück mein halber Blick dort im Gesicht.
 Wer einen wägt im Schauen, pflegt der Klugheit nicht!
 Ein schlecht Gewand tat mir die Schand, wie's oft geschicht.
 Mein Mantel sprach: ‚Was läßt du nicht dein Wallen?'”

(3) ”Nach Heidelberg ritt ich zu meinem Herren reich.
 Kurfürsten fand ich fünfe würdig dort zugleich.
 Von Köln, von Mainz und Trier drei Bischöf ehrenreich,
 Den Markgraf Brandenburg, Pfalzgraf bei Rhein.
 Hoch auf dem Berg ging ich zum Hof bis an das Tor
 Zu Herzog Ludwig, den vor allen ich erkor
 An Frömmigkeit und Himmelsgunst. Man ließ mich vor:
 So sprach er dann mit mir, gütlich und fein.
 Da mußt ich singen, ließ erklingen manche Tat.
 Ohn' allen Jammer seine Kammer ich betrat,
 Darin zu liegen ohne Rügen voller Gnad.
 Solch eine Ehr ward keinem Freunde mein.
 Mit Mantel, Rock, wie eine Dock ward ich bekleidt,
 Mit Fuchs und Mardern, meinen Hadern warf ich weit;
 Ein Hut, bezogen, kam geflogen auf mein Scheit.
 Von seiner Lehr doch schwur ich still zu sein.”

(4) „Auf meinem Pferd und Schiff ich Köln betrat;
 Nach Aachen trug mich eines Karrens schlimmes Rad,
 Das stieß an Stock und Stein auf krummem Pfad,
 Und ich ertrug manch schreckliches Gestoße.
 Mein Kölner Herr und der von Berg, zwei Fürsten wert,
 Die haben gnädig mich mit ihrem Gruß geehrt.
 Was ich mir dort erbat, ward alles mir gewährt
 Schadlos und klug durch Fördernisse, große.
 Doch schweig ich hier, was dabei mir noch kundig ward.
 Dort bei dem Rhein sucht ich mir Wein zur Weiterfahrt
 Von Fürstenberg nach Heidelberg zu meinem ‚Bart',
 Herzog genannt, Pfalzgraf, Kurfürstgenosse;
 Der Trank und Speis in edler Weis für mich gewährt',
 Der mich entlohnt', wo ich gewohnt samt Knecht und Pferd.
 Nun bin ich hie und weiß auch, wie ich's machen werd,
 Wenn ich erst fand zu meines Weibes Schoße.”

10.18.4.3. Die Pilgerreise Oswalds von Wolkenstein

Oswald von Wolkenstein hat in seinen früheren Jahren sicher eine Pilgerreise nach Palästina unternommen, wahrscheinlich zwischen 1409/1411:

  • Er ließ vor der Reise ein großes Steinrelief herstellen, das ihn als Kreuzfahrer zeigt und das im Falle eines Falles als ein Denkmal, ein Kenotaph hätte verwendet werden könne. Doch Oswald kehrte wohlbehalten von der Pilgerrreise zurück und die Steinplatte wurde dann als eine Art Votivstein am Dom zu Brixen angebracht, wo der Wolkensteiner auch eine heute nicht mehr erhaltene Kapelle des Heiligen Oswald weihen ließ. Der „Gedenkstein” ist heute noch unversehrt im Hof neben dem Dom zu sehen.

  • Später gibt Oswald seinem Freund, dem Heidelberger Pfalzgrafen Ludwig III., einige auf eigenen Erfahrungen beruhende Ratschläge für eine solche Reise.[3665]

  • Des Weiteren erwähnt Oswald von Wolkenstein in einigen seiner Liedern seine Palästinareise oder spielt darauf an. So sagt er zum Beispiel in einem Weihnachtslied (Kl 35 I) ausdrücklich, er habe den allen Pilgern, und zwar bis heute, in der so genannten Geburtsgrotte zu Bethlehem gezeigten Felsspalt, den der Teufel einer Legende zufolge aus Ärger über Christi Geburt geschlagen habe, mit eigenen Augen gesehen.

Oder: Akustische Reise-Erinnerungen einer Mittelmeer-Reise auf einem venezianischen Schiff verwendet Oswald in Lied Kl 17: Offenbar nach einer gemeinsamen (heimlichen?) Liebesnacht gibt in diesem Lied ein junges Mädchen ihrem Geliebten, der zu einer Pilgerreise nach „Syrien” aufbrechen will, gute Ratschläge für die bevorstehende Seefahrt über das Mittelmeer. In fast manierierter und unrealistischer Weise zählt sie nicht nur mit Kennerschaft die Winde der Windrose und ihre italienischen Namen auf, sondern sie zitiert auch Rufe und Ausdrücke, wie sie auf einem venezianischen Mittelmeerschiff von den Matrosen verwendet wurden. Oswald kann diese sehr realistischen sprachlichen Details eigentlich nur aus eigenem Erleben gekannt haben, nämlich auf Grund seiner Palästinareise; es ist sehr wahrscheinlich, dass er durch ein Lied des Tannhäuser dazu angeregt wurde.

Literatur zu "Reisen im Mittelalter"

[Camusso 1990] Camusso, Lorenzo: Reisebuch Europa 1492. Wege durch die alte Welt. Übersetzung aus dem Italienischen von Friederike Hausmann. München [u. a.] 1990.

[Friedman/Figg 2000] Friedman, John Block; Figg, Kristen Mossler (ed.): Trade, Travel, and Exploration in the Middle Ages. An Encyclopedia. New York [u. a.] 2000. (Das umfassendste neuere Nachschlagewerk zum Thema „Reisen im Mittelalter”).

[Hippler 1987] Hippler, Christiane: Die Reise nach Jerusalem. Untersuchungen zu den Quellen, zum Inhalt und zur literarischen Struktur der Pilgerberichte des Spätmittelalters. Frankfurt am Main 1987.

[Ohler 1986] Ohler, Norbert: Reisen im Mittelalter. München 1986. (Nachdrucke; sehr gut lesbarer und zuverlässiger Überblick).

[Lexikon des Mittelalters 2002] Siehe ferner den Artikel: Reisen, Reisebeschreibungen. In: Lexikon des Mittelalters. 9 Bde. München [u. a.] 2002. (Mit weiteren Literaturhinweisen).

Literatur zu „Walther von der Vogelweide – ein „fahrender Sänger”:

Die abgedruckten mittelhochdeutschen Texte stammen aus:

Neuhochdeutsche Übersetzungen der Lieder gibt es zahlreiche; die neuesten, unter Wahrung der Strophenform (aber ohne Reim) stammen von:

Die Literatur zu Walther von der Vogelweide ist inzwischen geradezu von riesigem Umfang; zusammenfassende neuere Informationen mit Hinweisen auf die wissenschaftliche Literatur finden sich bei:

[Walther 1994] Walther von der Vogelweide: Werke. Gesamtausgabe Bd. 1: Spruchlyrik. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch. Hg., übersetzt und kommentiert von Günther Schweikle. Stuttgart 1994 (Reclams Universal-Bibliothek 819). (Die Texte Walthers werden bis heute nach deren erster wissenschaftlichen Ausgabe gezählt, die der Berliner Professor Karl Lachmann im Jahr 1827 publizierte (abgekürzt: La.)).

[Spechtler 2003] Spechtler, Franz Viktor : Walther von der Vogelweide, Sämtliche Gedichte. Klagenfurt/Celovec 2003.

[Brunner 1996] Brunner, Horst [u. a.]; Neureiter-Lackner, Siegrid (Mitarb.): Walther von der Vogelweide. Epoche – Werk – Wirkung. München 1996.

[ScholzM 1999] Scholz, Manfred Günter: Walther von der Vogelweide. Stuttgart [u. a.] 1999 (Sammlung Metzler 316).

Literatur zu „Die Pilgerreisen nach Jerusalem”

Texte:

Ein wichtiger Text und umfangreiche Literaturangaben finden sich bei:

[Röhricht/Meisner 1880] Röhricht, Reinhold; Meisner, Heinrich (Hg.): Deutsche Pilgerreisen nach dem Heiligen Lande. Berlin 1880. (verschiedene Texte).

[Mergenthal 1586] [Mergenthal, Hans von: Gründliche und warhafftige beschreibung der löblichen und ritterlichen Reise und Meerfart ... nach Hierusalem des ... Herrn Albrechten, Herzogen zu Sachssen ... Dabey ein kurtzer Außzug der Pilgramschafft ... Herzog Wilhelmen zu Sachssen (Hrsg. durch Hieronymus Weller). Leipzig 1586.

[Rauwolff 1971] [Dr. Rauwolff:] Rauwolff, Leonhart: Aigentliche Beschreibung der Raiß inn die Morgenländer [Faksimile des Drucks von 1583]. Einleitung Dietmar Henze. Graz 1971 (Frühe Reisen und Seefahrten in Originalberichten 9).

[Tannhäuser 1973] Lomnitzer, Helmut; Müller, Ulrich (Hg.): Tannhäuser. Die lyrischen Gedichte der Handschriften C und J. Göppingen 1973 (Litterae 13). (Gesamte Text- und Melodieüberlieferung, zusammen mit der älteren Ausgabe von Johannes Siebert (1934) und vollständigen Melodieübertragungen).

[Tannhäuser 1993] Kühnel, Jürgen: Text und Übersetzung von Tannhäusers Lied XIII in: Müller, Ulrich; Weiss, Gerlinde (Hg.): Deutsche Gedichte des Mittelalters. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch. Stuttgart 1993 (Reclams Universalbibliothek 8849).

[Wilhelm der Tapfere 1868] [Wilhelm der Tapfere, Landgraf von Thüringen]: Kohl, Johann Georg (Hg.): Pilgerfahrt des Landgrafen Wilhelm des Tapferen von Thüringen zum Heiligen Lande. Bremen 1868.

[Herz 2002] Herz, Randall (Hg.): Die ‚Reise ins Gelobte Land‘ Hans Tuchers des Älteren (1479–1480). Untersuchungen zur Überlieferung und kritische Edition eines spätmittelalterlichen Reiseberichts. Wiesbaden 2002 (Wissensliteratur im Mittelalter 38).

[Hippler 1987] Hippler, Christiane: Die Reise nach Jerusalem. Untersuchungen zu den Quellen, zum Inhalt und zur literarischen Struktur der Pilgerberichte des Spätmittelalters. Frankfurt am Main 1987.

[KühnelJ 1985] Kühnel, Jürgen: Zu einer Neuausgabe des Tannhäusers. Grundsätzliche Überlegungen und editionspraktische Vorschläge. In: Zeitschrift für deutsche Philologie 104 (1985), Sonderheft, S. 80–102.

[Mohr 1983] Mohr, Wolfgang: Tanhûsers Kreuzlied (1960). In: Mohr, Wolfgang: Gesammelte Aufsätze II. Lyrik. Göppingen 1983 (Göppinger Arbeiten zur Germanistik 300), S. 335 ff.

[MüllerU 2002] Müller, Ulrich: Autobiographische Lieder über Mittelmeer-Reisen. Vom Tannhäuser zu Oswald von Wolkenstein. In: Schulze-Belli, Paola (Hg.): L’uomo e il mare nel Medioevo/Mensch und Meer im Mittelalter. Atti del Convegno. Trieste 11–14 settembre 2002. Trieste 2002. (in corso di pubblicazione).

Literatur zu „Ein Reisender des Mittelalters: Oswald von Wolkenstein”

Hinzuweisen ist ferner auf die seit 1980/1981 erscheinenden

[Jahrbuch der Oswald-von-Wolkenstein-Gesellschaft] Oswald-von-Wolkenstein-Gesellschaft (Hg.): Jahrbuch der Oswald-von-Wolkenstein-Gesellschaft. Wiesbaden.Jahrbücher der Oswald- von-Wolkenstein-Gesellschaft.

[MoserH 1987] [Kl] Moser, Hans (Bearb.): Die Lieder Oswalds von Wolkenstein. Unter Mitwirkung von Walter Weiß und Notburga Wolf, hg. von Karl Kurt Klein. Musikanhang von Walter Salmen. 3. neubearb. und erw. Aufl. von Hans Moser, Norbert Richard Wolf und Notburga Wolf. Tübingen 1987 (Altdeutsche Textbibliothek 55).

[Wolkenstein 1979] Oswald von Wolkenstein: Die Lieder, mittelhochdeutsch – neuhochdeutsch. In Text und Melodien neu übertragen und kommentiert von Klaus J. Schönmetzler. München 1979.

[Wolkenstein 1989] Oswald von Wolkenstein: Sämtliche Lieder und Gedichte. Ins Neuhochdeutsche übersetzt von Wernfried Hofmeister. Göppingen 1989 (Göppinger Arbeiten zur Germanstik 511).

[KühnD 1976] Kühn, Dieter: Kühn, Dieter: Ich Wolkenstein. Frankfurt am Main 1976. (Nachdrucke; eine von Kühn für das Deutsche neugeschaffene Textsorte: Recherchen des Autors, Biographie, Übersetzungen).

[MayrN 1961] Mayr, Norbert: Die Reiselieder und Reisen Oswalds von Wolkenstein. Innsbruck 1961 (Schlern-Schriften 215).

[MüllerU 1968] Müller, Ulrich: „Dichtung“ und „Wahrheit“ in den Liedern Oswalds von Wolkenstein: Die autobiographischen Lieder von den Reisen. Göppingen 1968 (Göppinger Arbeiten zur Germanistik 1).

[MüllerU 1980] Müller, Ulrich (Hg.): Oswald von Wolkenstein. Darmstadt 1980 (Wege der Forschung 526). (Sammlung wichtiger Aufsätze).

[Schwob 2001] Schwob, Anton (Hg.): Die Lebenszeugnisse Oswalds von Wolkenstein. Edition und Kommentar. Bd 2. Unter Mitarbeit von Karin Kranich-Hofbauer, Ute Monika Schwob, Brigitte Spreitzer. Wien [u. a.] 2001.

[Schwob 1976] Schwob, Anton: OOswald von Wolkenstein. Eine Biographie. Bozen 1976. (Nachdrucke; grundlegende wissenschaftliche Biographie).



[3652] Dazu: [Sausgruber 1921]; ferner ausführlich [Dorninger 2003], der ich diesen Hinweise verdanke.

[3653] Text: [Walther 1994], S. 312 (La. 104,23); Übersetzung: [Spechtler 2003], S. 89.

[3654] Text: [Walther 1994], S.124 (La. 28,1); Übersetzung: [Spechtler 2003], S. 33.

[3655] Text: [Walther 1994], S.126 (La. 28,31); Übersetzung: [Spechtler 2003], S. 34.

[3656] Übersetzung: [Spechtler 2003], S. 211 (La. 14,53); ein Tonbeispiel – von dem Salzburger Ensemble für alte Musik „Dulamans Vröudenton“ – findet sich im Kurztext.

[3657] Siehe dazu, mit Text: [Schwob 2001], dort Nr.163.

[3658] Texte bei [Röhricht/Meisner 1880], Nr.XVI, S. 349–401.

[3659] [Wilhelm der Tapfere 1868], S.45f.; zur Reise siehe auch [Röhricht/Meisner 1880], Nr.XVI, S. 481–484.

[3660] Das Folgende nach dem Druck von [Mergenthal 1586], dort Blatt G IIr-IIIr.

[3661] Text seines Reisebrichts in [Rauwolff 1971].

[3662] Text und Übersetzung in: [MüllerU/Weiss 1993], Nr. 74.

[3663] [Mohr 1983], dort S. 345. Wie andere Aufsätze von Wolfgang Mohr so ist auch diese Interpreration sehr lesenswert.

[3664] Text: [MoserH 1987], Kl 41; die Schreibung /ü/ in der Edition habe ich an allen Stellen, wo kein Umlaut gemeint ist, durch /u/ ersetzt. Übersetzung: [Wolkenstein 1979], S. 113–115.

[3665] Siehe dazu, mit Text: [Schwob 2001], Nr. 163.

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