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Badearzt in Gastein (Ulrike Kammerhofer-Aggermann) – Langtext

Dr. Benedikt Hönig Edler von Hönigsberg (1813–1877)

Der kaiserliche Rat Dr. Benedikt Hönig Edler von Hönigsberg (1. Juni 1813 Prag – 10. Dezember 1877 Wien)[4439] war

„Direktor des Krankenhauses auf der Wieden in Wien, im Sommer Badearzt in Badgastein (1856–1876), welches bis dahin ein wenig bekanntes Bad von nur auf das Land beschränkter Bedeutung war. Er hat es durch wissenschaftliche Erforschung der Heilmöglichkeiten und zweckmäßiger Ausgestaltung zum Weltbad gemacht und daher in der Folge die Kaiser Wilhelm I. und Franz Joseph I., ferner Bismarck, Moltke, Manteuffel, Roon u. a.[4440] zu seinen Kurgästen zählen können. Mit einigen dieser großen Männer jener Zeit verbanden ihn über das ärztliche hinausgehende freundschaftliche Beziehungen. Um die Förderung des Kurortes war er unter Opferung seiner Freizeit sehr bemüht [...] Die dankbare Gemeinde hat ihn dann auch zum Ehrenbürger ernannt und nach seinem Tode ein Denkmal errichtet, das aber mehrere Jahrzehnte später entfernt wurde, weil er Jude gewesen war. Titel, Orden und Auszeichnungen sind ihm aus Österreich, Deutschland, aber auch aus dem Auslande in reichem Maße zugeflossen [...]“[4441]

So schilderte der, 1873 in Wien geborene Enkel des Badearztes, der Patentanwalt Hofrat Dr. Ferdinand von Arlt, seinen Großvater. Dieser Brief enthält den bisher einzigen Hinweis auf ein von der Gemeinde Badgastein gesetztes Denkmal für Hönigsberg, in Verbindung mit der Ernennung zum Ehrenbürger. In Gastein gibt es heute keine Kenntnis mehr davon.

Die Geschichte von Dr. Benedikt Hönig Edler von Hönigsberg – er nannte sich, wie in vielen Familien üblich, nur nach dem Prädikat – ist von mehreren Aspekten betrachtet heute von Interesse:

  • Erstens zeigt sie das Lebensumfeld und die Lebensbedingungen eines Akademikers im 19. Jahrhundert und ist damit Beispiel für die damals neu aufstrebende „zweite Gesellschaft“ der Akademiker, Großkaufleute und Bankiers, die sich neben der „ersten Gesellschaft“ des Adels Beachtung verschaffen wollte. Zumindest die Akademiker und Beamten unter diesen hatten im „bürgerlichen Zeitalter“ ganz andere Lebensbedingungen und Konventionen als heute.

  • Zweitens ist das Leben Hönigsbergs die Geschichte eines konvertierten Juden (1848), für den trotz aller Gleichheitsgrundsätze (Toleranzpatente von Kaiser Joseph II. von 1771/72) ganz andere Vorgaben galten als für Nichtjuden und die sich gesellschaftlich in einem sehr engen sozialen – wenn auch geografisch oft weit gestreckten – Umkreis bewegten.

  • Drittens lässt sich die Familie Hönig bzw. Hönig von Hönigsberg bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen, gehört sie doch zu den 12 tolerierten Hofjuden in Wien, die als Geldgeber und Heereslieferanten Bedeutung und zunehmend Rechte erlangt hatten. Benedikts Urgroßvater war der erste als Jude Geadelte der habsburgischen Länder und das erste Mitglied einer Österreichischen Landtafel (Niederösterreich). Der Lebensweg von Benedikts Nachfahren führte viele in die Wissenschaft – neben Ärzten, ChemikerInnen, Juristen, Montanwissenschaftlern, GeisteswissenschaftlerInnen findet sich die Enkelin Ilse von Arlt (1876–1960 Wien), die Begründerin der Sozialarbeitsausbildung in Österreich – und in das Beamtentum; einige versuchten sich durch (nutzlose) Anbiederung im Nationalsozialismus zu schützen, andere gingen in die unfreiwillige Emigration.

  • Viertens stellt sich die Frage, warum gerade jüdische Badeärzte nach Gastein gingen, wo ihre Stellung ein von der Welt abgeschiedener „Hungerleider-Beruf“ war. Dennoch gelang es Hönigsberg, den Ruhm Gasteins als internationales Bad zu begründen – denn Hönigsberg war jener Arzt, der Kaiser Wilhelm I. und Kaiser Franz Joseph I. und damit auch andere Prominenz aus Politik und Gesellschaft nach Gastein brachte – und das Gasteiner Wasser zu untersuchen sowie ein erstes wissenschaftliches Gutachten bei Justus von Liebig in Auftrag zu geben.[4442]

  • Fünftens schließlich ist der Fall Benedikt Hönigsberg und seiner Familie – wie viele ähnlich gelagerte Familiengeschichten – Spiegelbild der Zeitläufe und damit ein Stück österreichischer Anpassung und Verdrängung in mehreren Aufzügen.

Die familiäre Herkunft von Benedikt Hönig von Hönigsberg

Über Benedikt Hönigsbergs Verhältnisse wissen wir, dass er einer der 12 von Maria Theresia privilegierten Familien der „Hofjuden“ angehörte, die internationale Handelsverbindungen besaßen. Um 1776 kamen Benedikts Urgroßvater, Israel Hönig, und zwei seiner Brüder als 14. jüdische Familie nach Wien, der erste Wohnsitz war im Stadt-Fischerhaus in der Breunerstraße (1. Wiener Bezirk). Noch 1787 lebten erst 66 tolerierte jüdische Familien in Wien, denen es aber gestattet war, Familienangehörige in ihren Häusern unterzubringen und zu beschäftigen. Auch 1847 waren erst 197 jüdische Familien in Wien. 1848 wurde die besondere, erhöhte Judensteuer in Wien aufgehoben. Schritt für Schritt normalisierten sich damit die Lebensbedingungen für die jüdische Bevölkerung. Die bewegte Geschichte dieser Familie ist weitgehend in der Literatur dargestellt, doch fehlten bisher Kenntnisse über Benedikt und seinen Vater.[4443] Zur Zeit seiner Geburt war seine Familie in verschiedenen Zentren der Habsburgermonarchie angesiedelt (u. a. Wien, Prag, Agram, Graz, etc.), einige Mitglieder – Juden wie Konvertiten – hatten sich bereits für eine österreichische Beamtenlaufbahn entschieden. In der Familie gab es neben den Konvertiten auch Mitglieder, die für eine jüdische Autonomie eintraten, es gab Großkaufleute, Offiziere, Ärzte und Notare. Fast alle Zweige der Familie hatten bereits in der dritten bis vierten Generation einen Briefadel erhalten.

Benedikt stammte aus einer der jüdisch verbliebenen Linien, sein Vater und Großvater waren Beamte der Monarchie, die zwar Bildung, jedoch wenig Geld aufweisen konnten. Unter den vier Geschwistern erhielten zumindest zwei eine höhere Ausbildung (ein Arzt, ein Notar) und eine Schwester eine soziale (über die Ausbildung des vierten Kindes wissen wir nichts). Damit waren offensichtlich die finanziellen Reserven der Familie erschöpft. Dieser Mangel an Kapital war wohl ein wesentlicher Grund für seinen Antritt der Badearztstelle in Wildbad Gastein. Dazu studierte Benedikt in der Zeit nach dem Wiener Kongress, der Gebietsveränderungen gebracht hatte und Österreich vor die Aufgabe stellte, der Monarchie adäquate Verwaltungsstrukturen – etwa im Salzburger Gebiet – erst aufzubauen. Dass in dieses von Seiten der Verwaltung, des Bildungsangebotes und des Gesellschaftslebens noch weitgehend unerschlossene, neue österreichische Gebiet nur Personen ziehen wollten, die damit die Chance für einen gesellschaftlichen Aufstieg verbanden, liegt auf der Hand. Die ersten Berufsjahre Benedikts fielen zudem in die Zeit rund um die 1848er-Revolution, die eine weitere wirtschaftliche Krise erzeugt hatte. Die Wahl eines staatlichen Postens schien damit klug. Benedikts Familiengeschichte soll aber erst als zweiter Teil dieses Beitrages folgen.

Die Hoffnung, über das Museum in Badgastein Spuren des Badearztes zu finden, wurde enttäuscht, dort war nichts jener Unterlagen, die 1955 noch vorhanden waren und rund um die Eröffnung der Eisenbahn dort hinkamen, mehr vorhanden.[4444] So lässt sich sein Leben am besten über Schriften von Mitgliedern der Wiener Medizinischen Schule und aus den Jugenderinnerungen[4445] seiner Tochter rekonstruieren.

Der Lebenslauf des Badearztes

Ludwig Benedikt Johann Nepomuk Hönig Edler von Hönigsberg, der älteste Sohn des Moritz Moises, Kassaoffizier der böhmischen Steuerbehörde, wurde am 1. Juni 1813[4446] in Jungbunzlau bei Prag geboren. Benedikt starb in Wien am 10. Dezember 1877, 64 Jahre alt.

Benedikt erhielt seinen Namen nach seinem Großonkel, einem Sohn des Urgroßvaters Israel, Benedikt Ferdinand (1776–1829), der Tabakgewerke war. Auch seine Berufswahl stand in einer gewissen Familientradition, denn ein weiterer Großonkel, Georg Adam (1766 Prag–1846 Wien, Sohn des Aaron Beer und der Ernestine Baruch von Bartenstein)[4447], war Arzt im Wiener Bürgerspital – eine frühe Karriere, denn 1789 promovierte an der Medizinischen Fakultät in Wien der erste Jude. (Die erste in Wien promovierte Medizinerin war Margarete Hönigsberg, 1903[4448]).

Das jüdische Toleranzpatent vom 2. Juni 1782 von Kaiser Joseph II., als „Menschen- aber nicht Judenfreund“ (Hugo Gold) erlassen, war einerseits Folge von Lessings Schauspielen „Die Juden“ und „Nathan der Weise“ und deren Auswirkungen auf das deutsche Geistesleben und andererseits Ausdruck rein volkswirtschaftlicher Erwägungen. Dennoch wurde der jüdischen Bevölkerung die bürgerliche Gleichstellung noch bis 1848 de facto verwehrt. Die Patente von 1781 und 1782 eröffneten der nichtkatholischen männlichen Bevölkerung den Zugang zu den Universitäten. Frauen wurden in Wien erstmals im Wintersemester 1897/98 zuerst an der Philosophischen und dann 1900/01 an der Medizinischen Fakultät zugelassen.[4449]

Benedikt war in den Jahren 1834–1837 von den Studiengebühren an der Karls-Universität Prag befreit.[4450] Dort promovierte er 1841 mit der Dissertation: „Dissertatio de nonnullis feminarum morbis“, über die „vielzähligen Krankheiten der Frauen“, wie Doris Baumgartner feststellen konnte. Danach strebte er offenbar eine staatliche Karriere an und wurde 1845 Assistent am „Allgemeinen Krankenhaus“ in Wien. Während der Cholera und bei den Unruhen von 1848 erhielt er für seine Tätigkeit in den „Epidemiespitälern“ eine kaiserliche Belobigung. Spätestens mit Jahresbeginn 1848 erhielt er eine Assistentenstelle am Bezirkskrankenhaus „Auf der Wieden“ (4. Wiener Bezirk), als dessen Primararzt er schließlich pensioniert wurde. Hönigsberg wohnte 1848 Auf der Wieden Nr. 302.

Von dort kam er über die Fürsprache seines Studienfreundes Dr. Ignaz Gulz zu seiner Stelle eines Badearztes in Wildbad Gastein.[4451] Salzburger konnten für diese Stelle nicht gefunden werden, da in Salzburg zwar ab 1818 eine „medizinisch-chirurgische Lehranstalt“ bestand, die „Landschaftswundärzte“ ausbildete, nicht aber Allgemeinmediziner. Nach Helmut Wyklicky kamen an dieser Ausbildungsstätte die alten Spannungen zwischen den Medizinern (als akademisch Gebildeten) und den Wundärzten (einem Lehrberuf) verspätet nochmals zum Tragen.[4452]

Die medizinische Ausbildung

Aus der Biografie von Ignaz Gulz erfahren wir, dass als Vorbereitungskurs für jedes höhere Studium – nach dem Lehrplan von 1805 – ein 2-jähriger Obligatkurs an der Philosophischen Fakultät vorgeschrieben war. Daher ist anzunehmen, dass wie Ignaz Gulz auch Ferdinand Arlt und Hönigsberg diesen Kurs in den Studienjahren 1831/32 und 1832/33 absolviert haben und dann, wie für alle drei belegt, ihr Medizinstudium im Studienjahr 1834 (d. i. 1833/34) begannen. Gulz findet sich in mehrfacher Verbindung mit den Familien Arlt und Hönigsberg. In den Jahren 1834 und 1835 scheint er in den Matriken der vom Studiengeld befreiten Studenten der Karls-Universität Prag auf demselben Blatt auf wie Benedikt Hönigsberg.[4453] In den Jahren 1834–1837 waren Benedikt Edler von Hönigsberg (1834–1837, vom 1.–4. Jahrgang seines Studiums), Ignaz Gulz (1834–1835, im 1. und 2. Jahrgang) und Ferdinand Arlt (1834–1839, vom 1.–6. Jahrgang) gleichermaßen von den Studiengebühren befreit und Medizinstudenten. Sie besuchten 1834 gemeinsam die Lehrgänge Anatomie, Mineralogie, Zoologie und Botanik und 1835 Physiologie und Chemie.

Der später berühmte Augenarzt Univ.-Prof. Dr. Ferdinand Ritter von Arlt, der wie Gulz 1839 in Prag promovierte, schildert diese ersten Studienjahre in Prag wie folgt:

„Das Studium der Medizin war auf fünf Jahre vertheilt, und ohngefähr ein Jahr war zur Ablegung der strengen Prüfungen aus der Medizin und Chirurgie nöthig. Vorgetragen wurden: im 1. Jahre Anatomie mit Secirübungen, Mineralogie, im 3. Pharmakologie, allgemeine Pathologie und Therapie, Veterinärkunde, im 4. und 5. Jahre medizinische und chirurgische Klinik sammt spezieller Pathologie und Therapie, Augenheilkunde, gerichtliche Medizin und Staatsarzneikunde. Für Geburtshilfe bestanden sechswöchentliche Kurse, welche meistens während des Rigorosenjahres genommen wurden. – Für Physiologie, allgemeine und spezielle Pathologie, für Pharmakologie und Rezeptirkunde war die lateinische Sprache vorgeschrieben. Das für spezielle Pathologie und Therapie vorgeschriebene Lehrbuch war das von Raimann. Für die meisten Fächer bestanden Semestral-, für die klinischen Jahresprüfungen. Für das Doktorat der Medizin waren 2 Rigorosa vorgeschrieben; wer überdies das Doktorat der Chirurgie erlangen wollte, hatte die chirurgische Klinik nicht durch 2, sondern durch 4 Semester zu besuchen und dann 2 besondere Rigorosa zu bestehen; für Augenheilkunde und für Geburtshilfe konnte man durch je eine strenge Prüfung das Diplom eines Magisters erlangen.“[4454]

Arlt, Gulz und Hönigsberg kamen aus ähnlichen Verhältnissen: Arlts Vater, Josef (verst. 1836), war Bergschmied in Obergraupen 398, Kreis Leitmeritz (NO-Böhmen); der Vater von Gulz, Ignaz, war Handelsmann in Gurschdorf, Pfarre Dornsdorf, Kreis Troppau (böhmisch S-Schlesien an der Grenze zu N-Mähren) und Hönigsbergs Vater – damals noch Moses, nicht Moritz – war „Kassaoffizier bei der k.k. böhm. Steuergefällendirektion bzw. Import-Steuerdirektion“, wohnhaft in Prag Nr. 55 (Kreis Innerböhmen). Alle drei waren gesellschaftliche Aufsteiger und alle drei erhielten wegen ihrer guten Noten und wegen der finanziell schlechten Situation ihrer Familien einen Freiplatz an der Universität. Hönigsberg war befreit seit 16. Dezember 1834 mit Schreiben Ziffer 1320. Die obige Schilderung deckt sich mit den Einträgen in den Matriken. Die dort verzeichneten Kürzel für die Beurteilungen bedeuten: l = lobenswert, I. = erste Klasse mit Vorzug, e = eminent, v = vollkommen gemäß. Bei jeder Note wurden sowohl der Fleiß als auch der Studienfortgang gesondert benotet. Die Studienfächer und Noten Hönigsbergs waren:

  • 1834: Sitten, Anatomie und Botanik: e, bei Mineralogie und Zoologie war der Fleiß: l, der Fortgang I.;

  • 1835: Sitten und Fleiß: e, Physiologie und Chemie: I.;

  • 1836: Sitten, Fleiß, Geburtshilfe: e, Allgemeine Pathologie und Therapie, Pharmakologie, Tierheilkunde: I.;

  • 1837: Sitten, Praktische Chirurgie, Chirurgische Methoden und Spezielle Chirurgie: e, Klinischer und Pharmazeutischer Unterricht und Therapie (? schwer leserlich): I.

Arlt erhielt in den Jahren 1834–1839 zwischen 1837 und 1839 nur die Noten eminent, davor von 1834–1836 vereinzelt auch lobenswert und I.; Gulz 1834/35 vorwiegend die Noten eminent, vereinzelt lobenswert. Die Matriken der Karls-Universität Prag führten in erster Linie befreite Studenten; das heißt, die Studierenden kamen aus kleinen Verhältnissen und waren auf dem Weg zur aufstrebenden „zweiten Gesellschaft“ mittels Intellekt und akademischer Bildung. Der alte, höhere Adel hielt eine reguläre akademische Ausbildung noch nicht für nötig.

Hönigsberg begann das Medizinstudium mit dem 21. Lebensjahr 1834, rechnet man die Philosophischen Vorstudien dazu, dann kam er mit 19 Jahren, 1832, an die Universität Prag.[4455] Da er 1841 über die Frauenkrankheiten promovierte, ist anzunehmen, dass er zwischen 1839 und 1841 eine Gehilfen- oder Assistentenstelle an der Prager Universitätsklinik hatte.[4456]

Das Medizinstudium wie auch die praktische Tätigkeit eines Arztes waren damals anders als heute. Viele Ärzte jenes „Jahrhunderts der Medizin“ ordinierten in vielen unterschiedlichen Fächern und vielfach kostenlos für ihre Studenten und die Stadtarmen. Viele fühlten sich den Armen ihrer eigenen einfachen Herkunft wegen verbunden; gleichzeitig waren die öffentlichen Arztposten mit kostenloser Armenbehandlung verbunden. So schreibt zum Beispiel Gulz, dass er jährlich etwa 3.000 Menschen kostenlos behandelte und Friedrich Jäger von Jaxthal ca. 2.000.[4457] Auch Hönigsberg hatte in Gastein die arme Bevölkerung und die armen Kurgäste kostenlos zu behandeln. Bauern aus der Umgebung, aber auch aus Kärnten wurden auf Bahren über das Gebirge zur Behandlung nach Gastein getragen.

Anlässlich seiner Heirat konvertierte Hönigsberg und wurde in Wien-Margareten am 17. Februar 1848[4458] katholisch getauft. Taufpate war sein Verwandter, der Güterdirektor Johann Baruch (wohnhaft Innere Stadt Nr. 1045), der seinerseits 1847 getauft worden war[4459] Mitglieder der Familie Baruch standen spätestens ab 1752 in familiären sowie Handelsbeziehungen zur Großfamilie Hönig.[4460] Im Jahr 1848 hatte sich Hönigsberg nicht den jüdischen Revolutionären angeschlossen, sondern sich als kaisertreu erwiesen – wozu ihn wohl auch das ärztliche Berufsethos verpflichtete. Die Verfassung vom 4. März 1849 stellte fest, dass die politischen Bürgerrechte nicht an ein Religionsbekenntnis zu knüpfen sind, betont Hugo Gold.[4461] Damit erlangten die Juden volle gesetzliche Gleichberechtigung und erst durch diese Verfassung hätte Hönigsberg auch als Jude den Gasteiner Posten bekommen können. So ist zu fragen, ob er sich für die Heirat, für bessere Berufschancen oder aus Gründen der erfolgten Assimilierung 1848 katholisch taufen ließ.

Die Ehefrau des Badearztes

Im Revolutionsjahr 1848 heiratete Benedikt Hönigsberg[4462] Amalia Karolina Dorothea Schmallwasser (geb. 15. Mai 1813 in Wien), die Tochter des ebenfalls nach Wien zugewanderten evangelischen (AB) Handelsmannes Christian Friedrich Schmallwasser aus Kreuznach in Franken und der Maria Ernst, Tochter eines herrschaftlichen Haushofmeisters der Fürstin Gronaltovic. Schmallwasser war der Sohn des Leibchirurgen des Fürsten von Nassau-Weilburg, Ludwig Schmallwasser, und seiner Frau Ludovica Körber. Schmallwasser war offenbar mit der Prinzessin Henriette von Nassau nach Wien gekommen, da seine früheste Wohn- und Dienstadresse in der Weihburggasse lag. Bei seiner Eheschließung 1812 wohnte er in der Bäckerstraße 799.[4463] Diese Ehe war offenbar durch die Handelsbeziehungen der Familie Hönig zustande gekommen. Das heißt, er wählte auch seine Ehefrau aus dem unteren Bereich der zweiten Wiener Gesellschaft. In jener Zeit waren Beamte und Wissenschaftler zwar weitgehend mittellos, doch sie wurden gesellschaftlich höher als die Handelsleute bewertet. So war für die Braut diese Heirat in jedem Falle ein gesellschaftlicher Aufstieg, für den Bräutigam bedeutete sie eine Chance auf Verbesserung seiner finanziellen Verhältnisse; wobei dieser Überlegung das Alter der Braut widerspricht – eine reiche Bürgerstochter wäre vermutlich früher verheiratet worden. Braut und Bräutigam waren jeweils 35 Jahre alt, besonders für die Braut damals ein hohes Alter. Amalia Karolina wird von ihrer Tochter als besonders sprachbegabt (sie sprach mehrere Fremdsprachen) und gebildet beschrieben – außergewöhnlich jedenfalls für die Tochter eines Handelsbürgers.[4464] Die Mutter der Braut, Maria Ernst (deren Mutter die Theresia, geb. Gentilomo), war offenbar durch die Eltern in adeliger Manier erzogen worden und gab diese Erziehung an die Tochter weiter. Auch diese außergewöhnliche Bildung und Erziehung könnte ein Grund für die verspätete Heirat gewesen sein. War Amalia in einem adeligen Haushalt Gesellschafterin oder Erzieherin? Warteten die Eltern auf einen akademisch gebildeten Schwiegersohn? Waren die finanziellen Verhältnisse Benedikts oder seines Schwiegervaters so schlecht, dass eine Heirat längere Zeit verschoben werden musste? Der Vermutungen sind viele möglich.

Amalia starb 61-jährig am 16. Jänner 1874 in Salzburg – in einem Jahr, in dem ihr Mann noch Badearzt in Gastein war. So ist anzunehmen, dass sie im Herbst bereits krank und nicht mehr transportfähig war; 1873 wütete auch die Cholera in Salzburg. Wo sie diese letzten Lebensmonate verbrachte, ist unklar. Möglicherweise bei Salzburger Bekannten (Triendl, Zeller, Straubinger kämen in Frage)[4465] bzw. auch die Schwester ihres Schwiegersohnes, Marie Sindl, geb. von Arlt, „k.k. Oberlieutenantsgattin, wohnhaft Salzburg, Judengasse 3“, die 1876 die Taufpatin von Maries Tochter Ilse (1876–1960) wurde.[4466] Auch an ein Krankenhaus oder Altersheim wäre zu denken. Ein Gedenkbild zeigt einen virtuellen Grabstein mit der Unterschrift „Am Salzburger Friedhof begraben“. In den Begräbnislisten des Kommunalfriedhofes, der erst 1879 offiziell eröffnet wurde, ist ihr Name nicht enthalten. Mit „Salzburger Friedhof“ könnten aber auch die Friedhöfe von St. Peter oder St. Sebastian gemeint sein.[4467]

Amalia Karolinas hervorragende Erziehung kam ihr einerseits für die Stellung als Frau des Badearztes in Gastein sehr zugute und andererseits erzog sie offensichtlich auch ihre Tochter Maria Elisabeth Amalia nach diesem Vorbilde. Aus dem Vergleich mit anderen Familienmitgliedern lässt sich schließen, dass auch in Benedikts Haus der Ehefrau und der Tochter nach jüdischem Familienvorbild große Rechte und Bildungschancen zukamen und die Ausbildung der Tochter weitgehend jener des Sohnes Robert glich.

Benedikt und Amalia Karolina hatten zwei Kinder: Robert Leopold Benedikt (Dr. jur., k.k. Polizeirat, 1. September 1850 Wien-Döbling–5. September 1902 St. Marein im Mürztal. Er führte zwei Ehen, aus denen vier Sohne nachweisbar sind, darunter, aus zweiter Ehe mit Helene Büttner, der Architekt und Maler Erich Maria Joseph Friedrich (Graz 25. April 1898–14. April 1945, der in Graz bei einem Bombenangriff ums Leben kam), einer der Mitbegründer der Grazer Secession) sowie Maria Elisabeth Amalia (1849 Wien–1923 Wien; genannt Marie), auf die noch näher eingegangen wird.[4468]

Auszeichnungen

Ein Berufskollege, der in seinen Erinnerungen viele seiner Kollegen recht kritisch bis oft sogar ehrenrührig beurteilte, schrieb über den „bekannten Gasteiner Kurarzt Hönigsberg“: Er „war ursprünglich ordinierender Arzt im Krankenhause Wieden, dann Badearzt in Gastein, ein virtuoser Violinspieler. Seine Praxis in Gastein war sehr gut, doch der Aufwand groß. Er hinterließ nichts als viele ‚rote Adler Orden‘ aller Klassen, da ihm Kaiser Wilhelm [...] jedes Jahr eine neue Klasse schenkte.“[4469]

Ein Ärzteverzeichnis von Wien aus dem Jahre 1850 nennt Benedikt Hönigsberg auch als „Dr. der Chirurgie und Augenarzt“ sowie als Begründer der „Wiener Medizinischen Wochenschrift“.[4470]

Die Parte Benedikt Hönigsbergs – er starb am 10. Dezember 1877 – zählt diese Orden auf und an ihnen lässt sich auch die illustre Schar seiner berühmten Kurgäste ablesen, die wohl – zusätzlich zur offiziellen Ordinationsgebühr – Hönigsbergs Dienste durch billige Orden bedankten. Diese Auflistung zeigt, dass eine große Zahl gekrönter Häupter Europas und mit ihnen wohl die „Gesellschaft“ der betreffenden Länder in den Jahren 1856–1877 in Gastein Kuraufenthalte genommen hatte. In dieser Hinsicht ist die Parte nicht nur Quelle für den Ruhm der Person, sondern auch für den ungeheuren Aufschwung, den Gastein in seiner Amtszeit und durch sein Wirken genommen hatte. Nicht zuletzt ist die Parte auch Selbstdarstellung des Verstorbenen und seiner Familie, die damit auch ihr Ansehen dokumentieren, verstärken und öffentlich darlegen wollte.

„[...] Trauernachricht von dem Ableben des Herrn Medicine Doctors Benedict Edlen von Hönigsberg, kaiserlichen Rathes, königlich preußischen geheimen Sanitätsrathes, fürstlich reußischen [Anm.: das meint heute russischen] Medizinalrathes, Ehrenbürgers von Gastein, Ritters des Franz Josef-Ordens, der königlich preußischen rothen Adler- und Kronenorden III. Classe, des königlichen bairischen St. Michaelordens I. Classe, des königlich griechischen Erlöserordens, des kaiserlich ottomanischen Medschidjéordens III. Classe, gewesenen k.k. Primararztes des Wiedener Spitales und k.k. Badearztes in Wildbad-Gastein, Mitglied der k.k. geologischen Reichsanstalt in Wien, der Gesellschaft der Heilkunde in Dresden, der medizinischen Gesellschaften zu Leipzig, Moskau, Jaffa, Odessa, der kaiserlichen Gesellschaft der Aerzte zu Warschau, der balneologischen Gesellschaft in Paris, der medizinischen Academie zu Rio de Janeiro, des Vereins der practischen Aerzte zu Prag, Mitgliedes und gewesenen Geschäftsrathes des Doctoren-Collegiums, Mitglied vieler humanistischer Gesellschaften u.s.w. welcher Montag, 10 Dezember l.[aufenden] Jahres nach langem Leiden im 65. Lebensjahre verschieden ist. Die irdische Hülle des theuren Verblichenen wird Mittwoch, den 12. d.[es] M.[onats] um ¾ 2 Uhr nachmittags, in der Pfarrkirche zu unserer lieben Frau [P. P. Schotten] feierlich eingesegnet und sodann am Central-Friedhofe im eigenen Grabe zu ewigen Ruhe bestattet. Die heil.[ige] Seelenmesse wird Donnerstag den 13. d.[es] M.[onats], um 10 Uhr vormittags, in obgenannter Pfarrkirche gelesen. Wien, den 10. Dezember 1877 [...]“

Als Hinterbliebene sind unterzeichnet:

„Jur. Dr. Robert Edler von Hönigsberg als Sohn [1850–1902], Anna Edle von Hönigsberg, geb. Ciborovius als Schwiegertochter [1. Ehefrau], Wolfgang als Enkel, Marie von Arlt, geb. Edle von Hönigsberg als Tochter [1849–1923; sie und ihr Mann werden hier noch näher erwähnt werden], Med. Dr. Ferdinand Ritter von Arlt als Schwiegersohn, Ferri [Ferdinand 3, 1873–1946], Benno [geb. 1874] und Ilse [1876–1960]; das vierte Kind, Walter, wurde erst 1878 geboren und starb 1950 in Chicago] als Enkel. Jur. Dr. Heinrich Edler von Hönigsberg, Marie Tauber, geb. von Hönigsberg, Louise Tauber, geb. von Hönigsberg, als Geschwister.“[4471]

Ob der bisher in den Genealogien nicht zugeordnete Fritz Hönigsberg (Montantechniker) ein Nachfahre Benedikts bzw. Roberts ist, ist noch nicht geklärt.[4472]

Marie bezeichnet Benedikt als „einen vierten Sohn aus einer Judenfamilie“[4473], was vermuten ließe, dass Benedikt der Jüngste von vier Geschwistern war. Florian Bernd gibt die eruierbaren Daten zu den Geschwistern an und zeigt, dass Benedikt der Älteste war.[4474]

Ein Zeitbild für die Lebenszeit des Benedikt Hönigsberg in Wien geben die Lebenserinnerungen seiner Tochter Marie (Maria Elisabeth Amalia), in der sie den Wandel Wiens und die Aufbruchstimmung der Ringstraßenzeit für die bürgerliche und besonders die jüdische Gesellschaft in ihren Kinder- und Jugendjahren beschreibt. Die Basteien und Glacis der Stadt Wien wurden 1857 geschleift, und die Ringstraße wurde als bahnbrechendes städtebauliches Konzept angelegt. Auf und um die Ringstraße siedelte sich das öffentlich-offizielle Wien mit den Museen und Theatern an und die neue Gesellschaft in den palastartigen Prunkbauten; in den Zinshäusern dahinter wohnte das neue Bürgertum:

„Die Mauern Wiens waren gefallen [...] durch die Kraftäußerung einer vorwärtsstrebenden, frisch aufblühenden Bevölkerung, die das Machtwort zum Niederreißen der Basteien als Befreiung aus jahrhundertelangem Druck empfand. Um die Bedeutung dieser Tat vollends zu würdigen, müssen wir einen Blick in das alte Wien tun: die Wohnungsnot in der Stadt [...] wie man sich ‚fretten‘ musste [...] An Ausschmückung der Wohnräume war nicht zu denken, wo für das Nötige kaum Platz war und das Halbdunkel die Freude am Zimmerschmuck nicht aufkommen ließ [...] [...] Bald schossen Straßen, Paläste, Gärten aus dem Boden und nun regte sich Kunst und Kunstbedürfnis an allen Ecken und Enden [...] Falkes, Buchers und Eitelbergers [Anm. Ka.: Experten – im letzten Aufblühen des Historismus – für Fragen der Hausindustrie, des Kunstgewerbes, der Kunsterziehung und Ästhetik] Schriften hatten begonnen, den Geschmack zu läutern und so erwachte der nun schlummernde und irregeleitete, aber stets vorhanden gewesene Schönheitssinn der Wiener [...]“.[4475]

Marie war kunstinteressiert und begabt, sie verbesserte mit Malereien das Familieneinkommen, stand Hans Makart Modell und nahm als Figurine im so genannten „Makartfestzug“, dem Kaiserjubiläumsfestzug zur Silberhochzeit von Franz Joseph I. und Elisabeth, von 1879 in Wien teil.[4476]

Ein Teil der Wiener Wohnsitze des Badearztes lässt sich rekonstruieren: zur Zeit seiner Konvertierung zum katholischen Glauben im Jahre seiner Heirat 1848 lebte er „Auf der Wieden 302“, dann in der Josefstadt – beides Bezirke außerhalb des Rings, die im 19. Jahrhundert stark besiedelt wurden, da sie nach der Anlage der Ringstraße direkt um die Innenstadt lagen. Die Hochzeit wurde 1848 in der Wiener Piaristenkirche Maria Treu, im 8. Bezirk, der Josefstadt, gefeiert, obwohl die Eltern der Braut am Stephansplatz wohnten, was unüblich erscheint. Das Piaristengymnasium besuchte Hönigsbergs Schwiegersohn Ferdinand Arlt ab 1856, und zu den Piaristen unterhielt Marie noch im Alter gute Kontakte.

Benedikts Tochter Marie wurde 1849 im Haus Wien Innere Stadt Nr. 923 (in der Weihburggasse) geboren und im Dom zu St. Stephan getauft, der Sohn Robert Leopold Benedikt wurde 1850 in Wien-Döbling geboren.

Der Vater des Badearztes muss anlässlich seiner Pensionierung zwischen 1865 und 1875 nach Wien gezogen sein, denn Benedikts Mutter starb am 24. Juli 1865 in Prag Nr. 55, während ihr Mann am 21. Februar 1875 in Wien, Schottensteig 1, verstarb.

Der wesentliche Wiener Wohnsitz des Badearztes lag über viele Jahre im Hause Weihburggasse 925, also zentral im 1. Bezirk. (Die Hausnummern stellen Vergabenummern dar, deren heutige Adressen über die Häuservergleichsliste eruierbar sind.) So wanderte er von den Bezirken außerhalb der Ringstraße nach innen, ins Zentrum. Sein Schwiegersohn lebte beim Tode seines Vaters, des Univ.-Prof. Dr. Ferdinand Ritter von Arlt, in dessen Hause in der Bellariastraße. Auch der ältere Arlt hatte – wie gesellschaftliche Aufsteiger seiner Zeit – zuerst in der Florianigasse 2 (Josefstadt) gewohnt und dann im Bereich der Ringstraße einen Wohnsitz bezogen; dort – in der Bellariastraße – hatte er zwei Stockwerke, in denen zwei Wohnungen und die Privatordination untergebracht waren.

Demgegenüber stellte Hönigsbergs Dienstwohnung in Gastein, neben den Wohn- und Schlafräumen aus einem großen Vorraum und einer „fünffenstrigen Stube mit einfachster, ärarischer Einrichtung“ bestehend, eine Verschlechterung dar. Obwohl erst die Schlacht von Königgrätz (1866, Österreich verlor seine Vormachtstellung im Deutschen Bund an die Preußen) und der Börsenkrach von 1873/74 viele Familien – nicht nur jene, die in der Wirtschaft tätig waren – in erhebliche Finanzschwierigkeiten brachten, war die Entscheidung für eine Tätigkeit in staatlicher Anstellung in jedem Fall eine Überlegung der Sicherheit und der Garantie, eine Familie ernähren zu können.

Warum ging Hönigsberg also nach Gastein? Die Rolle des gesellschaftlichen Aufsteigers und die offenbar gute Erziehung und Bildung waren wohl wesentliche Hintergründe für die Karriere als Badearzt in Gastein. Weiters die Rolle als Arzt während Cholera und Revolution im Jahre 1848 in Verbindung mit der Konvertierung und zusätzlich die Tatsache, dass sich Hönigsbergs Familie – mit ihm in der vierten Generation – als staatstreu und loyal in Beamtenposten erwiesen hatte. Daher war offenbar für den Staat erwiesen, dass Hönigsberg keiner der intellektuellen jüdischen Aufrührer und Freiheitskämpfer war, gegen welche sich die staatliche Aufmerksamkeit jener Zeit richtete.

Im Frühjahr 1856 übernahm Hönigsberg über Einladung der k.k. Landesregierung in Linz den erledigten Posten des k.k. Badearztes in Wildbad Gastein (Ortsbezeichnung bis 1996 für Badgastein[4477]). Zu seinen Aufgaben zählte die Verfassung eines jährlichen „Badeberichtes“ in Buchform, die Betreuung des Badespitals sowie der offiziellen Gäste.

Die Anreise nach Gastein

Wie im übernächsten Kapitel angeführt, kam 1864 täglich ein Eilwagen aus Salzburg an und einer fuhr ab, die Fahrzeit zwischen Gastein und Salzburg betrug 13 Stunden. Alle weiteren Reisewünsche mussten durch Mietwagen oder mit eigenem Fahrzeug bewerkstelligt werden. Die Strecke nach Gastein war aber so steil und schlecht ausgebaut, dass, wie Pater Tassilo Lehner für das 17. Jahrhundert schildert, es ratsam war, das eigene Fahrzeug in Lend zu verwahren und mit einer Mietkutsche nach Gastein zu fahren.[4478] Und noch 1832 schildert, wie unten angeführt, Kaiser Franz I. auch die Anreise als beschwerlich. So entwickelte sich auch die jährliche Übersiedlung Hönigsbergs von Wien nach Gastein zu einem kleinen Abenteuer, wie seine Tochter Marie rückblickend auf ihr siebentes Lebensjahr schildert[4479]:

„Im Jahre 1856 wurde mein Vater Dr. Benedikt von Hönigsberg als k.k. Badearzt nach Wildbad Gastein gerufen. Schon seine Abreise und somit der erste Abschied vom Innigstgeliebten war ein großes Ereignis. Im Hofe des alten Postgebäudes von Wien standen die zahlreichen Kutschen und Eilwagen, Chaisen und Postbeförderungskarren, dazwischen geschäftige Beamte, Postillione, Briefträger, ein schwarzgelbes Gewimmel. Unsere ganze Sippschaft fand sich ein. Abfahrt nach Linz: 6 Uhr abends. [...] der Vater war unseren Augen entschwunden in die Nacht hinaus, in die fremde Gegend, die uns teilweise Heimat werden sollte. Das war vor der Erbauung der Westbahn, die später als die Nord- und Südbahn gebaut wurde, daher wir alle Zustände kennen lernten und durchmachten, wie sie vor der Eisenbahnzeit in der übrigen Welt herrschten. Im warmen Mai folgten wir, Mutter und wir zwei Kinder, nach. Wir benützten die Südbahn bis Leoben, von da aber ging es die Strecke per Achse durch die Steiermark. Wir fuhren nicht mit der Eilpost, sondern mit einer sogenannten Chaise mit Relais: Ging die Straße bergan, so konnten wir aussteigen und eine Narzissenwiese begeisterte mich dermaßen, dass der Postillon mich aus dem Pflücken heraus zum Wagen trug, um weiterzukommen. Mein Brüderchen [Robert, damals 6 Jahre] befreundete sich mit jedem Postillon, wenn diese auch wie die Pferde an der nächsten Station gewechselt wurden. Zwei oder dreimal mussten wir übernachten in den primitiven, jetzt zu beliebten Sommerfrischen ausgebauten Ortschaften: Schladming, Gröbming, Rottenmann. Die Tour wurde jedes Jahr anders eingeteilt und in unangenehmer Erinnerung blieb mir nur die eine Hinreise, als wir mit dem Dampfschiff donauaufwärts fuhren, nicht vorwärts kamen und schließlich auf einer Sandbank stecken blieben. Die Reise durch die Steiermark hingegen war in dieser frühen Jahreszeit von äußerster Lieblichkeit.“

Die Reise von Wien nach Gastein war also ein Unterfangen von mehreren Tagen, das beschwerlich war.

Gastein im 19. Jahrhundert

Benedikt Hönigsberg verbrachte die Sommermonate der Jahre 1856–1876 von Mai bis September in Wildbad Gastein, dem heutigen Bad Gastein, als „k.k. Badearzt und Ordinarius des Badespitals“, während er im Winter eine Ordination in Wien betrieb und auch weiterhin Arzt und schließlich Primar im Bezirkskrankenhaus „Auf der Wieden“ (4. Bezirk) war.

Im Vergleich mit dem Beitrag von Alfred Höck und Horst Wierer über die Erbauung der Eisenbahn im Gasteiner Tal zeigt sich, dass Gastein – zur Zeit als Hönigsberg dort Badearzt wurde – ein von der Welt abgeschiedenes Gebiet war, das – obwohl schon seit einigen Jahrhunderten berühmter Badeort – doch noch keinerlei Komfort oder Gesellschaftsleben kannte oder auch nur entfernt dem entsprach, was gegen Ende des 19. Jahrhunderts bei der Bezeichnung „Kur- und Badeort“ mitgedacht wurde. Das Gasteiner Bad ohne jeglichen Komfort und in trostloser Ungastlichkeit schilderte auch Kaiser Franz I. in seinen Reisetagebüchern von 1807 und 1832.[4480]

„In der ersten Zeit war einigen alten Badegästen die Erinnerung an das alte Gastein mit der Straubingerhütte noch lebendig. Senior und Oberhaupt dieser Badeveteranen war der so hoch geachtete Erzherzog Johann, dereinst Reichsverweser [...] älteren schlichten Herrn mit hoher schwarzer Kravatte. [...] Der Erzherzog erzählte, ob im Ernst oder aus Neckerei, er und die anderen Gäste hätten in der Straubingerhütte [Anm.: also vor dem steinernen Neubau, von 1842] mit dem Regenschirm bei der Table-d’hote gesessen und die Beine gehoben, um sich der Mäuse zu erwehren. [...] Erzherzog Johann besaß eine sehr einfache Villa, deren Garten sich längs der Chaussée erstreckte und sich an ein Wäldchen lehnte. Da wohnte er still mit Frau Gräfin Meran und Sohn Franz. Ihr Leben und ihr Gehaben hatte bei aller Würde bürgerlich gemüthlichen Zuschnitt. Mit Ausnahme eines Diners, zu dem die Honoratioren des Ortes zugezogen wurden, lebten sie zurückgezogen aber nicht unzugänglich. Den erzherzoglichen Nimbus besorgte Frau Hochleitner, eine Urgasteinerin, die Witwe des erzgherzoglichen Försters, die in Abwesenheit der Herrschaft den Besitz verwaltete. Wenn sie in alter Gasteiner Tracht, die nichts Weißes duldete, hoher Zylinder mit Goldquasten, Samtmieder, lange Ärmel, Kropfperlen, herablassend erschien, da mußte erst der Respekt erwachen, den die Herrschaften so gar nicht herausforderten, da spielte sie beständig ihr Vertrautsein mit ihnen aus. ‚Kaiserliche Hoheit, han i g’sagt, dös derfst net toan, han i g’sagt. Moanst wohl, Kaiserliche Hoheit, laß ma an Garten rechen?‘.“ (Jugenderinnerungen, S. 3–4)

Soweit die Jugenderinnerungen an die erste Umbruchzeit in Gastein. Aus dieser Zeit stammen auch Aquarelle der Kammermaler Erzherzog Johanns, Thomas Ender und Matthäus Loder, die das Gastein der 1830er-Jahre in Erinnerung halten.[4481]

Gastein hatte zwar schon seit etwa 500 Jahren einen guten Ruf als Heilbad, doch erst zwischen 1840 und 1842 (Kurdirektor Heinrich von Zimburg nennt neben 1936 noch das Jahr 1827 und verwechselt dabei wohl die Erbauung von Straubinger und Villa Meran 1828) wurde „das erste steinerne Haus“ mit dem Umbau des Gasthof Straubinger erbaut – anmerken muss man dazu: das erste eines Gasteiner Bürgers. Schon 1436 (daher die 500-Jahr-Feier im Jahre 1936) soll der nachmalige Kaiser Friedrich III. dort eine Badekur gebraucht haben. Und der Reformer der Medizin, Theophrastus Bombastus Paracelsus, untersuchte als Erster das Gasteiner Wasser. Die 500-Jahr-Festzeitung erwähnt, dass 1818, 1820 und 1831 Franz Grillparzer in Gastein kurte, der seinen Aufenthalt in einem Briefgedicht vom 3. August 1820 beklagte: „[...] Die Langeweile die im Wildbad hier regiert [...] Sogar bei Tisch ist nichts an seiner Stelle [...] Gastein ist nur ein großer Sarg [...]“.[4482] Die Sozialgeschichte Gasteins erarbeitete Juliane Mikoletzky anhand der Kurlisten und Kurtaxordnungen des 19. Jahrhunderts. Heinrich von Zimburg stellte die ältere Geschichte des Badehospizes in Beiträgen im „Badgasteiner Badeblatt“ dar.[4483]

Heinrich vom Zimburg stellte die Geschichte der Gasteiner Badeärzte dar, wobei die Lebensdaten und die Familiengeschichte Benedikt von Hönigsbergs völlig falsch wiedergegeben werden. Das in diesem Artikel gezeigte Portrait Benedikts gilt heute als verschollen. Aus der Artikelserie erfahren wir, dass der erste Österreichische Badearzt in Gastein Dr. Franz Storch (1804–1837) war, der die Verpflichtung hatte, vom 1. April bis 1. Oktober in Gastein anwesend zu sein. Erst der folgende Badearzt, Dr. Josef Kiener (1838–1852), bemühte sich um die Ausgestaltung des Bades, um wissenschaftliche Untersuchungen und Darstellungen des Badeortes. Seine Frau entwickelte das erste gesellschaftliche Leben in Gastein. Der nur ein Jahr auf diesem Posten ordinierende Dr. Carl Snetivy (1853–1854) setzte diese Tradition fort. Das waren die Vorgaben, die Hönigsberg vorfand und die Gesetze dieses Postens, die er fortführte.[4484]

Das Lebensumfeld in Gastein zur Zeit Hönigsbergs

Benedikt Hönigsberg gab mehrere Broschüren über Gastein heraus, die man Reiseführer[4485] nennen könnte. Aus ihnen geht das Lebensumfeld in Gastein hervor. Auch Dr. Carl Snetiwy, der Vorgänger Hönigsbergs, hatte zwei Broschüren verfasst, die von der Mayrischen Buchhandlung inseriert wurden: „Die Heilquellen im Gasteiner Thale“ und „Die Bäder zu Gastein, ihre Heilkräfte und ihre Wirkungsweise“. Diese Führer wurden auch von den Nachfolgern weitergeführt, u. a. von Dr. E. Bunzel (1894 in 7. Auflage herausgegeben). Nach dem Reiseführer von 1864 hatte Wildbad-Gastein damals einen „k.k. Polizei-Commissär“ als „k.k. Badeinspection“, der im Badeschloss wohnte, dann drei Badeärzte, der offizielle davon wohnte im Badeschloss (Hönigsberg), dann Dr. Pröll im Lainerhaus und Dr. Freiherr von Härdtl in der Villa Meran (1828 von Erzherzog Johann von Österreich erbaut). Weiters einen Wundarzt und einen Apotheker, beide wohnten ebenfalls im Lainerhaus.

Das k.k. Posthaus war im Straubingerhaus. Täglich fuhr vom 1. Juni bis 30. September ein Eilwagen um 6.00 Uhr früh nach Salzburg, die Fahrzeit betrug 13(!) Stunden. Eine „Botenfahrpost“ fuhr täglich um 15.00 Uhr ab. Bis spätestens 8 Uhr abends des Vortages musste man Reisende und Postsendungen voranmelden.

Täglich um 7.35 Uhr abends kam der Eilwagen in Gastein an und täglich um 9.50 früh die „Botenfahrpost“, die Briefe und Zeitungen brachte.

Im Schwaigerhaus war während der Saison auch das „Telegraphen-Bureau“ eingerichtet. Sechs Gasthäuser werden genannt mit insgesamt 231 Zimmern mit 64 Bädern, was für jene Zeit bereits einen gewissen Komfort anzeigt – darunter der „Straubinger“ mit 73 Zimmern und 20 Bädern. Unter den 15 Privathäusern mit Zimmervermietung werden auch das „Badeschloss“ mit 30 Zimmern und 9 Bädern genannt und das „Bellevue“ mit 16 Zimmern (ohne Bäder).

Speisen und Getränke sowie „Kaffee, Thee, Chocolade“ wurden in den Gasthäusern nach den jeweiligen Karten angeboten – sowie als Table d’Hôte (Tagesmenüs) im Gasthof Straubinger, täglich um 13 Uhr für 1 Gulden 10 Kreuzer und um 15 Uhr für 2 Gulden pro Person.[4486]

Weiters hatte Gastein eine Leihbibliothek mit Literatur in Deutsch, Englisch und Französisch sowie einen Paketboten am Straubingerplatz – Reisegepäck bis zu 50 Pfund (25 Kilogramm) kostete 15 Kreuzer, eine Schubkarre bis zu 2 Zentner (100 Kilogramm) kostete 40 Kreuzer. Ein „gedeckter Tragsessel“ für einen „Gang in Badangelegenheiten“ kostete bei Tag zwischen 18 und 36 sowie bei Nacht zwischen 26 und 70 Kreuzer, je nach Entfernung der Gasthöfe. Ein offener Tragsessel für einen Tagesausflug ins Gebirge kostete 8 Gulden und 40 Kreuzer.

Ein Lohndiener war für einen Tag um 1 Gulden 20 Kreuzer zu mieten, eine Stunde Dienstleistung kostete dagegen 30 Kreuzer.

In Hofgastein befand sich das Militär-Badhaus mit einem Regimentsarzt und einem k.k. Hauptmann. Hofgastein hatte auch einen „civilen Badearzt“, Dr. Pfeiffer, der bei Hönigsberg häufig und gern gesehener Gast war. Hofgastein war seit der kaiserlichen Bewilligung von 1828 „Filialbadeanstalt“ zu Badgastein; das Wasser wurde in Röhren dorthin transportiert.

Vier Bergführer boten ihre Dienste an, die Begleitung der Wanderung von Gastein auf den Gamskarkogel etwa kostete 2 Gulden 50 Kreuzer oder mit Gepäck 3 Gulden. Von jedem Gulden Lohn waren noch 20 Kreuzer österreichischer Währung an Trinkgeld zu bezahlen. Die Trinkgeldregelung galt auch für Fahrgelegenheiten und Saumpferde. Aus den dabei vermerkten Touren und Ausflugszielen erfahren wir, dass Badgastein bereits ein „englisches Kaffeehaus“ – am Weg nach Hofgastein – und ein „Caffé Windischgrätz“ besaß. Nächst der „Conditorei“, in der Wandelbahn, gab es einen Damensalon mit fünf Zeitungen und einem gratis zu benützenden Klavier. Der Schullehrer und die Leihbibliothek in der Wandelbahn verliehen auch Klaviere in die Häuser. Der Gasthof Straubinger hatte einen „Lesesalon“ mit 22 Zeitungen, Billard und Klavier. In vielen Lokalen lagen die „Badelisten“ auf, die die Kurgäste anführten und der Selbstdarstellung des Ortes wie den Kontaktmöglichkeiten zwischen den Kurgästen dienten.[4487]

Hönigsberg benutzte für sein Klavierzimmer im Badeschloss einen solchen Leihflügel, denn seine Tochter schreibt: „Unser kümmerlicher Flügel (unser schöner war in Wien) erlebte, um was ihn mancher Bösendorfer und Streicher beneiden konnte. Unter den Virtuosen, unter denen er allmählich sein Leben aushauchte, befanden sich z. B.: Der Wiener Virtuose Prossnitz, dessen große Karriere durch ein Überspielen der Hand grausam unterbrochen war, konnte doch à la camera manchen Genuß bereiten. Gleichzeitig war ein alter Fürst Dolgorutcki, ein außerordentlicher Klavierspieler, der aber die leidige Gewohnheit hatte, im Eifer des Spiels eine Art Schnarchen hören zu lassen. Prossnitz, der witzig die Gesellschaft besang, machte ein Epigramm, ...“ (Jugenderinnerungen, S. 15)

Auch aus dieser Passage lässt sich – die über mehrere Generationen feststellbare – hohe Bewertung von guter Bildung in der Großfamilie Hönig feststellen. Benedikt Hönigsberg besaß neben dem „großen Flügel“ in Wien, auch eine Stradivari. Hausmusik gehörte zu den – biedermeierlich-bildungsbürgerlichen – Vergnügungen der Familie.

Das Leben war also auch für die Kurgäste noch sehr spartanisch, doch merkt man bereits in diesen frühen Jahren das Bemühen, auf die Wünsche und Gewohnheiten der Gäste Rücksicht zu nehmen.

Mit der Erbauung der Villa Meran 1828 durch Erzherzog Johann begann ein erstes gesellschaftliches Interesse, Kurgäste – und nicht nur mehr wirklich schwer kranke Menschen – nach Gastein zu ziehen. Erst 1857 war das ursprünglich einstöckige Badeschloss erhöht worden, also im zweiten Dienstjahr von Dr. Hönigsberg – das ist auch der Grund, warum seine erste Wohnung und Ordination 1856 im Gasthof Straubinger war. In den Jahren 1866 (die Häuser Waha/Schärfler) und 1872 (Haus Solitude; gegründet 1839) wurden zwei weitere Steinhäuser erbaut, danach dauerte es bis 1876, da errichtete die „Wiener Beamten-Baugesellschaft“ zwei Kurhäuser, mit denen gleichzeitig ein Bauboom begann. Im Jahre 1864 zählte Gastein 162 Wohnhäuser und 1.197 Fremdenzimmer.

Das Badeschloss war nach einer verheerenden Überschwemmung im Jahre 1789 ab 1790 erbaut worden; den Grund kaufte Erzbischof Hieronymus Colloredo dem Straubinger ab und ließ auch die dadurch so benannte „Fürstenquelle“ fassen und sanieren. Lithografien von Wüllner, 1850 und 1855, zeigen das zweigeschossige erste Badeschloss und von Petzold, 1860, den viergeschossigen Neubau von 1856/57. Zu diesem Zeitpunkt zogen auch der Badeinspektor, der „Schlosszimmerwärter“ und der Badearzt ein. Schon 1869/70 verkaufte das österreichische Finanzärar das Badeschloss samt den Thermalquellen an das Land Salzburg. Dieses verpachtete es 1871 an den Brauereibesitzer Weismayr, der es 1880/81 um einen Speisesaal erweiterte und bis 1912 als Hotel betrieb. Als Salzburg 1886 in finanzielle Schwierigkeiten kam, kaufte Kaiser Franz Joseph I. persönlich das Badeschloss um eine hohe Summe zurück, die Pacht blieb aufrecht. Erst 1912 schenkte der Kaiser das Schloss dem Militär als Kurhaus. Ab 1919 verwalteten die Österreichischen Bundesministerien das Haus, die 1924 die Freitreppe abreißen und in eine Geschäftskolonnade umwandeln ließen. Von 1938–1945 war es Heereskurlazarett der Deutschen Wehrmacht, von 1945–47 Flüchtlingsheim. Von 1950 bis Ende der 1980er-Jahre war es Hotel und steht derzeit – heruntergekommen – zum Verkauf an.[4488]

„Im ersten Sommer wohnten wir im Straubingerhause. Vom Straubingerplatz aus sahen wir zum Schloß hinauf, das auf einem Felsvorsprung stehend, der es als Terrasse umgab, rückwärts von Tannen überragt, gar mächtig heruntersah, besonders für die Kinderphantasie, die beim Rauschen des Wasserfalls Märchen darum spann.“ (Jugenderinnerungen, S. 3)

Die Daten der Gasteiner Attraktionen geben über den Aufschwung Gasteins Auskunft:

  • Die Wasserfallbrücke wurde 1827 erbaut und 1928 erweitert. Die „Gasteiner Ache fällt in 3 Stufen 341 Meter tief. Dabei zerstäubt sie negativ ionisierte Luft, ein wesentliches Kurmittel in Gastein.“ So nennt es das 2003 auf der Brücke angebrachte Schild.

  • Der „Straubinger in Gastein“ wurde 1509 errichtet als „Taferne am Mittereck“. Von 1602–1980 war das Haus im Familienbesitz der Familie Straubinger. Das heutige Gebäude wurde zwischen 1840 und 1842 als „erstes Steingebäude“ in Gastein errichtet (was insofern nicht stimmt, als auch die Kirche ein Steinbau ist, als das Badeschloss und die Villa Meran früher errichtet wurden). 1865 fand dort die Unterzeichnung des „Gasteiner Vertrages“ statt. So stellt es heute eine Gedenktafel am Haus dar. (Abschrift 2. Mai 2003).

  • Das „Badeschloss in Gastein“ wurde zwischen 1781 und 1794 von Erzbischof Hieronymus Colloredo erbaut, kam mit 1816 in staatlich-österreichischen Besitz und wurde im Jahre 1856 aufgestockt und um offizielle, repräsentative Gästezimmer erweitert, die in erster Linie den Staatsgästen zur Verfügung standen.

Die Jugenderinnerungen von Marie zeigen auch, dass der Aufschwung erst langsam in jenen Jahren begann, in denen Hönigsberg in Gastein (1856–1876) lebte und durch seine Tätigkeit viele Anstöße gab. Erst durch die von Hönigsberg angezogene Zielgruppe wurde Gastein zum mondänen internationalen Kurort – und durch die Eröffnung der Eisenbahn im Jahre 1905 dann auch zu einem erreichbaren und expandierenden Tourismuszentrum.

Eine so entlegene ländliche Gemeinde hätte daher einem Badearzt im Winter kaum Beschäftigung bieten können, denn das Tal war im Winter weitgehend von der Welt abgeschlossen. Für die Bevölkerung war der Wundarzt ausreichend.

So wurde die Zweiteilung des Wohnsitzes zur Notwendigkeit. Darüber hinaus war in Gastein auch im Sommer ein gewohntes bürgerliches Leben nur unter Mühen und Verzicht aufrechtzuerhalten, wie die Tochter des Badearztes darstellte. Wer also dort leben wollte, hätte sich über die Tätigkeit als Arzt hinaus einen weiteren Lebensunterhalt suchen müssen.

Es stellt sich also allein aus dem Blick auf das Lebensumfeld die Frage, was einen Wiener Arzt aus einer angesehenen, kulturell interessierten und engagierten Familie zu dieser Wahl veranlasst hatte. Die schlechte Bezahlung, die im Vergleich zum Wiener Wohnsitz äußerst bescheidene Gasteiner Dienstwohnung im Badeschloss und die mit dieser Stellung verbundenen hohen Aufwendungen können nicht der Grund für diese Wahl gewesen sein. Die folgenden Darstellungen werden zeigen, dass dafür sowohl die finanziellen Ausgangsverhältnisse als auch der „Makel der jüdischen Geburt“ verantwortlich waren. Die Alternative wäre in Wien eine weitere – und ebenfalls schlecht bezahlte – Tätigkeit an öffentlichen Krankenhäusern gewesen, mit der Option, durch intensive wissenschaftliche Forschungen in den Kreis der Universitätslehrer aufzusteigen. Für den Gasteiner Posten kamen Hönigsberg dabei wohl die gesellschaftliche Gewandtheit seiner Familie und die durch Generationen bewiesene Staatstreue zugute.

„Ich wüßte nicht, mit welcher anderen Stellung ich Vaters Gasteiner Posten vergleichen könnte, so vielerlei Pflichten ergaben sich. Denn neben der ärztlichen Befähigung, welche Vater durch jahrelange Spitalserfahrung, zusammen mit Skoda, Oppoltzer [Anm.: zwei bedeutende Ärzte der Wiener Medizinischen Schule. Hönigsberg und Arlt gehörten in den ‚Skoda-Kreis‘] u.s.w. erworben hatte, wurden noch andere Anforderungen an ihn gestellt.

Im Sinne des Amtes mußte dafür eine Persönlichkeit gewählt werden, welche humanes Wesen gegen Arme mit Repräsentationsfähigkeit, geselligem Takt und Organisationstalent verband. Behandlung der Armen im Spital, die oft aus Kärnten über die Hohen Tauern auf Bahren getragen wurden oder hauptsächlich aus Bayern zugereist kamen. Ihm lag die Inspektion der Wohnungen ob, er brachte Neuerungen an, neue Einführungen etc. Er hatte mit Badegästen aller Stände, Nationen und Religionen zu tun, mußte z. B. beim Fronleichnamszug als Erster hinter dem Baldachin schreiten. Es war das entsprechend der Weltbedeutung des ganz kleinen Ortes. Das vielleicht Erzählenswerteste aus dieser Zeit sind nicht die Bruchstücke der Ereignisse selbst, welche genugsam aus der Zeitgeschichte bekannt sind – sondern der eigentümliche Gesichtswinkel, unter dem sie uns in Erscheinung traten. Was ein gewöhnliches bürgerliches Leben als schroffen Gegensatz, als Schranke, als Unvereinbahres anzusehen gewohnt ist, das fügte sich auf dem kleinen Schauplatz wie in einem Kaleidoskop, wo nicht ein einzelner Splitter, sondern die Art und der Wechsel der Zusammenstellung interessant ist. Die verschiedenen Stände, Nationen, Religionen und Sitteneinrichtungen fanden sich hier in engem, neutralen Boden zusammen, alle durch das Primitive der Gasteiner Existenz auf gleichen Fuß gestellt. [...] Eben hier war die Möglichkeit gegeben, den Kern der Menschen aus dem Conventionellen herauszuschälen.“ (Jugenderinnerungen, S. 3)

Eine Erziehung und Ausbildung der Kinder über die Grundschule hinaus wäre in „Wildbad Gastein“ unmöglich gewesen oder hätte eine Ausbildung in Internaten zur Folge gehabt. Diese neu aufstrebende „zweite Gesellschaft“ war diese Erziehungsform noch nicht gewöhnt, sie war ihr fremd und zudem hätte ein großer Teil der Mitglieder dieser Gesellschaft eine Internats-Ausbildung nicht finanzieren können. Doch die Kinder profitierten aus dem Umgang mit den Gästen.

Der Badearzt auf der gesellschaftlichen Bühne

Dennoch war das gesellschaftliche Leben, an Wien gemessen, auch insofern reizvoll, als der Kontakt mit den Badegästen den Kreis erweiterte, nicht nur horizontal und quantitativ, sondern wohl auch qualitativ. Neue gesellschaftliche Kreise wurden erschlossen, die über jene der Berufs- und Studienkollegen, über den erweiterten Verwandten- und Freundeskreis und auch über die möglichen HeiratspartnerInnen hinausgingen. Alle Schilderungen jener zweiten Gesellschaft – mit Ausnahme jener wenigen Familien, die an der Spitze der Finanzkraft standen – zeigen, dass die Kontakte und die Heiratsbeziehungen den Herkunfts- und Wirkungskreis üblicherweise nur selten überschritten.[4489] Die Familie Hönigsberg erreichte stets nur das gesellschaftliche Niveau der Wissenschaftler, Staatsbeamten und des neuen Briefadels, nicht aber die Spitze der alten Hoch- bzw. neuen Finanzaristokratie (in diese drang allerdings die Familie Henikstein – der Bruder von Benedikts Urgroßvater, Adam Albert Hönig, war 1786/1807 als Baron und dann Ritter von Henikstein geadelt worden – bereits in der zweiten und dritten Generation ein[4490]).

Das gesellschaftliche Leben beschränkte sich auf die Sommermonate und den Kreis der Badegäste. Theater, Konzerte oder Bälle gab es in Gastein nicht. Wie Franz Hochwarter am Leben des Fotografen Franz Fuchs um 1900[4491] zeigt, bestanden die Geselligkeiten der Einheimischen erst in jenen Jahren aus den Zusammenkünften von Trachtenverein, Theaterverein und Blasmusik. Sogar im Sommer war das Leben einfach, denn Benedikt, ein geübter Musiker, erweiterte im Sommer seine Hausmusik zu Hausmusikabenden mit – teils berühmten – Gästen und gründete ein Quartett, mit dem er Hausmusik für seine Badegäste machte und auch öffentlich im Sommer für die Unterhaltung der Gäste sorgte.

Aus diesem Quartett, so berichtet sein Enkel, soll das spätere Kurorchester entstanden sein. Die Jahre 1873–1876 muss der Enkel Hönigsbergs, Ferry/Ferdinand Arlt mit seiner Mutter Marie noch in Gastein verbracht haben, da diese ihrem Vater den Haushalt führte. So schildert Ferdinand auch die Begabung des Großvaters für das Cello- und Violin-Spiel, seine Hausmusik und das von ihm in Gastein gegründete Streichquartett, „welches kostenlos öffentlich Musik machte und der Vorläufer der später gegründeten Kurkapelle war“.[4492]

Bereits zur Mitte des 17. Jahrhunderts gab es aber zum Vergnügen der Kurgäste in Gastein eine Art „Curmusik“ und eine Art „Liedertafel“ (jedoch ohne diese Bezeichnungen), die die Bergknappen von Böckstein besorgten. Dafür wurden sie von den Gästen nach Belieben belohnt. Abt Placidus Buechauer von Kremsmünster zahlte 1665 für sich und seine Begleiter 10, 15 und 20 Kreuzer für die Knappenmusik. Gleichzeitig beklagte sich der kranke Abt aber auch über die Störungen seiner Nachtruhe durch solche Nachtmusiken im Wirtshaus Straubinger.[4493] Schon damals wurden reichen Kurgästen bei Ankunft bzw. Abreise „Ständchen“ gebracht. Die Turner Musikanten aus „Hof-Gastein“ erhielten dafür vom Abt 1 Gulden.[4494]

In den Erinnerungen der Tochter Marie stellen sich diese Hausmusikabende mit den Kurgästen wie folgt dar:

„Ich war eines Tages in meinem Stübchen mit einer Hausarbeit beschäftigt. Damals mußte man in Gastein mehr oder weniger in jedes Handwerk pfuschen, wollte man seinen städtischen Bedürfnissen nachkommen, als mich gewaltige Töne aus höheren Sphären aus der Prosa rissen. Ich eilte an die Tür des Klavierzimmers, wo ich bereits meinen Bruder durch die Töne angelockt vorfand. Die gewaltigen Harmonien des Beethovenschen D-Dur Trios hielten uns in Bann. Nach dem ersten Satz wagten wir uns hinein. Da saß Papa mit seiner echten Stradivari, zu der Joachim und andere pilgern kamen, unser großer Röver am Cello [Anm.: Heinrich Röver, Cellist, 1827–1875]. Und am Klavier ein Heros: Der Klavierspieler Santis aus Petersburg. Es ist kaum begreiflich, wie ein solcher Künstler nicht der ganzen Welt bekannt war. Das war einer der großen Augenblicke, wo ein jugendliches Gemüt die Welt mit einem Male ganz anders sieht: ein Begreifen, eine Sehnsucht nach den Höhen der Menschheit, ein Erwachen zu allem Großen erfasst die Seele. Es blieb nicht bei dem einen Zusammenspiel. Santis kam häufig mit Papa musizieren und nahm mich eines Tages in die Lehre, doch war mir vor seiner Gottähnlichkeit bange und es tat weh, ihn meine Tonleitern anhören zu lassen [...]

Weiters heißt es in diesen Jugenderinnerungen:

„[...] Auch Julie v. Asten [...] hörten wir im vertrauten Kreise. Sie war nur fürs Konzertspiel [Anm.: wegen eines Leidens] verloren. Andere Virtuosen, (Hölzel, Ernst) auch Sänger standen oft am Flügel. Buffo Hölzel mit seiner umfangreichen Donnerstimme gab oft drollige Lieder zum besten [...] Fürst Reuss, Heinrich der XXXVII. [...] kam öfters zu meiner Mutter herein plaudern und ließ sich rufen, wenn es bei uns Gelegenheit zu Instrumentalmusik gab, die er gerne hörte [...]“ (Jugenderinnerungen, S. 15–16)

Das gesellschaftliche Leben der Sommermonate in Gastein gehörte dem Kontakt mit den Badegästen. Die Darstellung von Hönigsbergs Tochter Marie von Arlt zeigt, dass dieser Kontakt ein reger war, der sich auch im Wesentlichen im Privathaushalt abspielte – das Haus wurde also, ganz im Sinne der „Biedermeier-“ wie der „Ringstraßengesellschaft“ im 19. Jahrhundert, zur gesellschaftlichen Bühne. Daraus geht auch die Verpflichtung der staatlichen Kurärzte hervor, ihren Patienten auch als Gastgeber ein Gesellschaftsleben zu bieten. Das stand wiederum in keinem Einklang mit den dafür bezahlten ärarischen Gehältern und der gebotenen Dienstwohnungen. Es war also einerseits gesellschaftlicher Anreiz und Bereicherung sowie andererseits eine große finanzielle sowie familiäre Belastung.

Die 30 Zimmer im Badeschloss standen offiziellen oder für die Habsburgermonarchie bedeutenden Gästen zur Verfügung und durften nur dann, wenn daran kein Bedarf bestand, vom Badearzt an andere Gäste vergeben werden. Dafür erhielt er offenbar Geschenke und die vielen Orden, die in seiner Parte angeführt wurden. Eine Mehrbelastung und ein Eingriff in das Privatleben waren damit in jedem Fall gegeben. Andererseits war jene Gesellschaft damals an ein engeres und viele Personen umfassendes Zusammenleben besser gewohnt als Menschen heute, die in abgeschlossenen Formen traditioneller oder offener (Patchworkfamilien, Singleeltern-Familie etc.) Kleinfamilien aufwachsen.

Improvisation, Einsatz privaten Vermögens sowie guter Wille und Gastlichkeit der Badearzt-Familie musste das aufbieten, was der Staat nicht leisten konnte. Die Position eines Badearztes war also eine ständige Herausforderung, Unmögliches möglich zu machen, den schönen Schein zu wahren und mit nicht Vorhandenem zu glänzen. Eine Anforderung, die ganz jener glich, mit der Offiziere und Beamte der gesamten Habsburgermonarchie ständig konfrontiert waren und die in der Literatur jener Zeit in realistischen und gesellschaftskritischen Darstellungen vorherrschend ist.

Justus Liebig in Gastein

„Kaum waren wir im folgenden Jahr im Schloß eingezogen [1857], als der für meinen Vater beglückendste Gast eintraf – Justus von Liebig. Er kam in Begleitung seiner Frau und Tochter. Seine Blauaugen, sein freundliches Lächeln im feingeschnittenen Gelehrtenantlitz konnte wohl keiner vergessen, der einmal mit ihm gesprochen. Ich war höchstens sechs Jahre alt [geb. 27. März 1849] und sehe ihn heute noch vor mir. Es war noch Frühling und Vater noch etwas weniger beschäftigt als in der Hochsaison und so brachten die beiden Familien so manchen Nachmittag zusammen zu. Mein Vater sprach viel mit ihm über die Gasteiner Quellen, deren Wesen und Beschaffenheit er sich von Anfang an zu ergründen bemühte. Liebig interessierte sich für das Problem und machte in München eingehende Analysen, zusammen mit Jolly [Anm.: bayerische Gelehrtenfamilie] und Pfeiffer [Anm.: siehe Briefwechsel Liebig: Pfeufer?, der Mediziner Karl Pfeufer 1806–1869?]. Er schreibt an Vater, daß die Analyse ein negatives Resultat ergeben habe, doch bezweifle er die Wirksamkeit nach dem günstigen Erfolg an sich selbst nicht – es müße noch ein unbekannter Faktor mitwirken. Heute wissen wir, welcher es ist.“ (Jugenderinnerungen, S. 5)

Marie war jedenfalls von Liebig und seiner Tochter so begeistert, dass sie seiner Tochter Naschereien vom Weihnachtsbaum nach München schickte.

Benedikt Hönigsberg konnte mit seinen Versuchen und Beobachtungen – ebenso wie der berühmte Chemiker Justus von Liebig mit seinen Analysen – keinen Erfolg haben, da die Radioaktivität das Geheimnis des Gasteiner Wassers darstellt. Die Chemikerin Marie Curie (1867–1934) entdeckte die Radioaktivität aber erst 1898 in Paris und erhielt dafür 1903 den Nobelpreis.

Warum Hönigsberg von Liebig die Entdeckung der Heilkraft des Gasteiner Wassers erhoffte, liegt auf der Hand. Justus Liebig (1803 Darmstadt–1873 München; ab 1845 Freiherr von) war ein Aufsehen erregender Chemiker seiner Zeit und wird heute vielfach als der Vater der modernen organischen Chemie bezeichnet. Ab 1824 wurde er auf Alexander von Humboldts Empfehlung Professor für Chemie in Gießen (1825–1858), wo er mehr als zwei Jahrzehnte um den Ausbau des Institutes und des Faches kämpfte. Auf seine Schriften von 1840 hin, „Über den Zustand der Chemie in Preußen“ wie „Über den Zustand der Chemie in Österreich“, wurde Liebig in Preußen ignoriert, aber für eine Professur nach Wien eingeladen, nahm aber 1858 die Professur in München an, die mit einem großen Forschungsinstitut verbunden war. Seine Erfindungen sind so zahlreich, dass sie hier nicht alle erwähnt werden können, dazu gehören: die Elementaranalyse im Fünf-Kugel-Apparat und die Isomerie (Verbindung von zwei gleichen Elementen zu unterschiedlichen Stoffen), die zur Entdeckung vieler neuer Elemente führte (H, C, N, O); der Liebig-Kühler; Kohlensäure-Verflüssiger; Silberspiegel (statt giftiger Amalgam-Spiegel); Fleischextrakt (aus Anlass der 1847/48er Hungersnöte in Europa und des Fleischüberschusses in Südamerika, auch Fleischfuttermehl für die Tiermast); Säuglingsnährmittel; Backpulver; korrosionsbeständige Eisen-Nickel-Legierung; Superphosphat und andere Kunstdünger (Gesetz vom Minimum der Nährstoffe des Ackerbodens = Mineralstoff-Theorie); Chloralhydrat als Schlafmittel; Chloroform als Narkotikum; Pyrogallol als fotochemischer Entwickler; Cyanamit als Sprengstoff. Unter der Fülle der Veröffentlichungen von Liebig stechen die „Annalen der Chemie“ (ab 1832) hervor, die ab 1873 als „Liebigs Chemische Briefe“ für eine breite Öffentlichkeit verfasst wurden.[4495] In der Begeisterung für Liebig studierten auch Hönigsbergs Enkel Ferdinand (1873–1946) und die Urenkelin Irmtraut (1908–1940) Chemie.

Hönigsberg hatte Liebig nach Gastein eingeladen und korrespondierte mit diesem. Dem Briefwechsel Hönigsbergs mit Liebig hat der Gasteiner Kurdirektor Heinrich von Zimburg in den 1930er-Jahren nachgespürt, aber dabei nur wenig Erfolg – weder bei den Nachfahren Liebigs noch an der Universität Gießen – gehabt. Die Suche ergab vier Briefe Hönigsbergs an Justus von Liebig und zwei Briefe Liebigs aus Gastein an seine 11-jährige Tochter Mariechen. Weiters sind dazu zwei Briefe Zimburgs und einer von Ina von Liebig erhalten, die die Recherche aufzeigen.

Im Wesentlichen sagen die Brief nur aus, dass Hönigsberg große Hoffnung in Liebig setzte, sich auch sicher war, dass Liebigs Analysen eine Erklärung ergeben müssten, denn er plante diese Ergebnisse als Aufsatz Liebigs schon in seinen ersten Gasteinführer und in den jährlichen Badebericht ein.

Jolly und Pfeufer [Anm.: Marie schreibt „Pfeiffer“] dürften Mitarbeiter Liebigs gewesen sein. Ansonsten zeigt sich nur der freundschaftliche Kontakt zwischen der Familie Hönigsberg und jener Liebigs, der dennoch von Seiten Hönigsbergs von großer Verehrung getragen ist. Ebenso erfahren wir aus den Briefen, dass eine der beiden Hönigsberg-Schwestern (verheiratete Tauber) in den Jahren 1856 und 1857 auch in Gastein weilte, sei es zur Kur, zum Besuch oder zur Mithilfe im Haushalt.

Die erhaltenen „Gasteiner Briefe"[4496]

  1. Heinrich von Zimburg (ehemaliger Kurdirektor in Gastein) an Ina Freifrau von Liebig, 8 München 22, Königinstraße 26, offenbar Witwe eines Enkel von Justus, Bad Gastein 8. Mai 1963, in Antwort auf einen Brief Inas vom 30. April 1963: er schreibt, dass er die Briefe Benedikt Hönigsbergs an Liebig in der Universitätsbibliothek Gießen, Justus Liebig-Institut, gefunden habe, nicht aber die Briefe Liebigs an Hönigsberg. „Vor Jahren trat ich mit Nachkommen [Anm.: diese Aussage stammt von Marie] Dr. von Hoenigsbergs in Verbindung und erfuhr, dass die Korrespondenz in einer chemischen Fachzeitschrift [Anm.: durch Ferdinand III. von Arlt] veröffentlicht worden sein soll. Alles Suchen nach diesen Arbeiten war aber vergebens. Professor von Schemitzky, der sehr oft in Giessen balneologische Vorlesungen hält, hat sich bemüht den Namen dieser Zeitschrift herauszufinden, leider war alle Mühe vergeblich. / Justus Freiherr von Liebig, k. bayrischer Universitätsprofessor aus München mit Familie, weilte 1856 (3 Personen) im Hotel Straubinger zur Kur. Vom November 1856 datieren auch zwei Briefe Dr. v. Hoenigsbergs an Liebig. / Am 4. August 1858 traf Justus Freiherr von Liebig, Professor aus München allein bei Straubinger zur Kur ein. Das ist alles, was ich Ihnen vom Aufenthalte Justus’ von Liebig in Gastein sagen kann.“

  2. Ina Liebig an Baron Heinrich von Zimburg, 14. Mai 1963: „[...] Ich bin der überlebende Teil einer mehr als dreissigjährigen, glücklichen Lebensgemeinschaft mit dem jüngsten und letzten Enkel Justus von Liebigs, der mich vor Jahresfrist verlassen hat [...] Der Wissenschaftliche Nachlass Justus von Liebig’s wurde vom Vater meines Mannes der Staatsbibliothek München übergeben [...]“

  3. Justus von Liebig an (Tochter) Mariechen, zu Gast in Frankfurt bei Familie Schmidt, Wildbad Gastein, 10. August 1858 (Original im Besitz von Ina Liebig): „Maxi [Anm.: vermutlich ein Abschreibefehler, soll heißen: Marie] und Robert Hoenigsberg grüßen Dich vielmals und danken für die deinigen; sie waren sehr glücklich durch die Bilderbogen die ich ihnen mitbrachte und durch den kleinen Silberspiegel. […] Wir hatten zu unserer Reise hierher zwei Tage lang schönes Wetter, aber seit 4 Tagen sind alle Berge mit Wolken bedeckt und ein feiner Regen verleidet das Spazierengehen; [...] Ich habe hier manche Bekannte gefunden darunter Herrn Erichson aus Petersburg der sich Deiner freundlich erinnert hat. / In Böckstein sind wir auch gewesen und haben den Herrn Verwalter besucht. Das große Bergwerk ist zum Verkaufe ausgeschrieben. / Denke Dir, die Gräfin Charlotte ist gänzlich hergestellt [...] / Von München habe ich noch keine Nachrichten [...] / Ich bade jeden Tag und bin, so wie Herr Pfeufer und Jolly mit der Wirkung zufrieden [...]“

  4. Justus von Liebig an seine Tochter, vom 21. August 1858 (Original im Besitz von Ina Liebig): Liebig schreibt an seine Tochter über den Regen im Juli und August in Gastein und die für „nächsten Mittwoch“ vorgesehene Abreise. „Ich bin im Jahre 1803 am 12. Mai geboren [...] Wir spielen täglich Whist und Herr Pfeufer und Jolly die Dich grüßen lassen bedauern daß Du nicht bei uns bist. Frau Tauber [Anm.: eine der beiden Schwestern von Hönigsberg] ist nicht hier; Maxie [Anm.: Marie] und Robert lassen Dich schön grüßen. [...]“

  5. Heinrich von Zimburg an Frau Dozent Dr. Hertha von Dechend, Frankfurt a. M., Mylinsstraße 31, vom 4. November 1963: „Liebig weilte über Einladung Dr. v. Hoenigsberg in den Jahren 1856 und 1858 in Badgastein, um neben dem Kurgebrauch das Thermalwasser zu untersuchen, über das Ergebnis dieser Untersuchungen wurde ein Briefwechsel geführt, der nach Angabe eines Enkels oder Urenkels Hoenigsbergs später in einer Chemikerzeitung veröffentlicht worden ist. Der Zeitraum ist unbekannt, dürfte aber zwischen den Achtzigerjahren bis vor Beginn des ersten Weltkrieges liegen. / Ich habe mich bisher erfolglos an das Institut für Geschichte der Medizin und an das Technische Museum gewandt. Nun verweist mich das Technische Museum an Sie, [...], als beste Kennerin Liebigs. / Frau Baronin Ina von Liebig, [...] konnte mir in dieser Angelegenheit auch keine Auskunft geben. / [...] Wenn sie mich auf eine Spur verweisen könnten [...]“ Handschriftlicher Vermerk darauf: „hat nichts gefunden! 1.XII.63.“

  6. Dr. Hönigsberg, Wien, Stadt Nr. 925, am 9. November 1856, an Justus von Liebig (Original: Universität Gießen, Nr. 1): „[...] Meiner Frau, meinen Geschwistern und mir bleibt die Zeit, die Sie mit Ihrer hochverehrten Familie in Gastein und in unserem Kreise verbrachten, unvergeßlich und eine der schönsten Erinnerungen unseres Lebens; [...] Gestern Abend verließen Ihre großen Verehrer, der Graf und die Gräfin Hadik in Begleitung Ihres Herrn Sohnes, [...] Wien. Letzterer mit großer Freude und ungeduldiger Erwartung seiner neuen Thätigkeit; ich habe auch einen jungen Arzt auswählen müßen, der nach Szemlak mitgeht. / Gleich nach unserer Rückkunft nach Wien am 27.8.t. erkrankten mein Robert und meine Frau, befinden sich aber Gott sei Dank, auf dem Wege der Besserung. / Hat Herr Erichsen auf seiner Durchreise Sie nicht besucht? / Voll gespannter Erwartung sieht das ärztliche und Badepublikum den Resultaten Ihrer Chemischen Analysen der Gasteiner Therme entgegen, am allermeisten gewiß ich, der sich an das gütige Wort erinnert, das Sie ihm gegeben: Bei Erzielung irgend eines Resultates mich gleich verständigen zu wollen, und ich gestehe es, es würde mir vom höchsten Belange sein, in meinem Berichte an das hohe Ministerium, den ich in der zweiten Hälfte dieses Monats, bis 20.t abgeben muß, Einiges andeuten zu können. / [...]“ [Zusatz von Hönigsbergs Frau]: „Mein Mann hat schon unsere Verehrung für Sie ausgesprochen so bleibt mir nichts übrig als die freundlichsten Grüße beizufügen. Den Kindern ist Mariechen ganz unvergesslich; auch mit der Bitte, sich unserer manches Mahl freundlich zu erinnern ist mir mein Mann zuvorgekommen, ich erlaube mir sie zu wiederholen [gez.:] Amalie Hönigsberg“

  7. Dr. Hönigsberg, Wien, Stadt, Weibrunngasse [Anm.: Abschreibfehler, tatsächlich Weihburggasse] Nr. 925, den 20.t December 1856 an Liebig (Original: Universität Gießen, Nr. 2): „[...] Aus deren Schreiben ist eine klärende Analyse der Gasteiner Quellen in ihrem Wirken noch nicht in Aussicht [...] Ich beabsichtige nämlich (im Vertrauen) in Bälde eine Art Jahrbuch Gasteins zu ediren, um auf Grundlage eines solchen nach Jahren eine klare Ansicht Gasteins zu ermöglichen: Saisonbericht des Jahres 1856, Metereolog., Geolog., Histor. etc. (von einem Mitgliede der k.k. Akademie). [...] Ich beabsichtige diese Jahrbücher zum Besten des Gasteiner Krankenhauses zu widmen, also auch der Wohlthätigkeit würde durch Ihren geneigten Beistand wesentlich unter die Arme gegriffen. Indem ich schon Anfang Februar alles dem Drucke übermachen will, [...] / Von Hadiks erhalte ich oft Brief, der Graf ist wohl, die Gräfin nervös. Ihr Herr Sohn ist bereits in Organisirungsthätigkeit und einen Arzt habe ich auch bereits dahin entsendet. / In meinem und der Schwester Familienkreise wird in der angenehmsten Erinnerung an hochdieselben und dero werthen Familie noch fortgeschwärmt [...] / [...] So wie viele Empfehlungen von meiner Frau u. Schwester. Meine Kinder wollen durchaus vom Weihnachtsbaum[4497] süße Erinnerungen an Frl. Marie überschicken, und wollen im Hinblick der [Anm.: die] Erlaubnis durch H. Dr. Scherzer überbringen lassen.“ „+++ Anmerkung von Dr. Adolph: ‚Frl. Marie‘ 11 Jahre Alt!“ [diese Altersangabe bezieht sich offenbar auf Liebigs Tochter Marie].

  8. Dr. Hönigsberg, Wien, 11. Februar 1857, an Liebig (Original: Universität Gießen, Nr. 3): Nochmals die Bitte um einen Beitrag für seine Schrift, wie in Brief 2. „[...] Für diesen Fall galt meine Bitte, mit dem Vortrag meine vorgenommene Sammlung wissenschaftlicher Forschungen Gastein berührend schmücken zu wollen, und was jetzt nicht möglich gewesen, bitte ich ergebenst, wenn anders möglich vielleicht bei der Fortsetzung dieser Sammlung Ihrem freundlichen Gedenken anempfohlen seyn zu lassen. [...]“ [Nachsatz, vermutlich der Karolina Amalia Hönigsberg:] „Viele Grüße und Küsse von meiner Familie an dero Frau Gemahlin und Frl. Marie [...]“

  9. Dr. Hönigsberg, Wien, am 6. April 1857, an Liebig (Original: Universität Gießen, Nr. 4): „Genehmigen in der Beilage ein Exemplar meines Berichtes über Gastein Ihnen überreichen zu dürfen. [...] / [...] Von meiner Familie und Schwester viele Empfehlungen. [...]“ Soweit der erhaltene Briefwechsel.

Der Chemiker Kopp aus Heidelberg gehörte ebenfalls zu den Badegästen Hönigsbergs. Hermann Kopp veröffentlichte gemeinsam mit Robert Wilhelm Bunsen „Aus der Molekularwelt“ (3. Auflage. Heidelberg 1886): „Besondere Freundschaft verband uns mit Professor Kopp, dem Heidelberger Chemiker und seiner Frau und kleinem Töchterchen. Ganz unscheinbar in der äußeren Erscheinung war er neben seiner fachlichen Bedeutung ein geistreicher und wohlwollender Mann [...] War es beglückend, liebe vortreffliche Menschen kennen zu lernen, so führte das Licht immer seinen Schatten mit sich, den baldigen Abschied […] Nach elfmonatlicher Trennung mit der Spannung, ob und wie man sich wieder sehen wird. Diese Wiedersehen waren wie Marksteine der Freundschaft.“ (Lebenserinnerungen S. 15)

Kaiser Wilhelm I. in Gastein

„Im Jahre 1863 [Anm.: August] besuchte zum ersten Mal der König von Preußen den Ort. Hoffouriere, Dienerschaft und zuletzt die Grafen Pückler und Marmontel als Zeremonienmeister und Küchenchef. Das alles sahen wir immer sich über eine Rampe zum rückwärtigen Schloßtor bewegen. [Anm.: Wilhelm wohnte in den offiziellen Gästezimmern im Badeschloss] Von der Halle aus sahen die Neugierigen, wir, alle Details der Vorbereitungen. Es war anscheinend alles sehr einfach, das Diner wurde von Straubinger bezogen – aber diese kleinen Fouragewagen enthielten, was nur für die unwahrscheinlichsten Fälle erdenklich war, so z. B.: die Uniformen sämtlicher Staaten, deren Monarchen kommen konnten, ja als einmal Hoftrauer ausbrach, erschien bereits am Morgen der König und das gesamte Gefolge und die Dienerschaft in Trauerkleidung. Nun fuhr der König [...] vor. Den offiziellen Empfang brauche ich nicht schildern, nur sei erwähnt, dass die große Freitreppe, die vom Schloß zum Platz herunterführte, jeder Feierlichkeit die dekorativste Wirkung verlieh. [...] im Laufe der Jahre ward aber der König selbst, sowie Graf Lehndorf, Manteuffel, Bismarck, alljährliche Gäste, ohne die man sich eine Saison nicht denken konnte. Später einmal versammelten sich in unserem Salon in Erwartung des Kaisers, sämtliche Heldenführer des 70er Feldzuges, [Anm.: Deutsch-Französischer Krieg 1870/71] alle überragend. Moltke, Roon, Manteuffel, Lehndorf, jeder der Einzige auf seinem Platz, wie die Personifikation seines speziellen Amtes, umgänglich, heiter, wie eben nur Menschen sein können, die das Gefühl haben, ihre Pflicht zu erfüllen, nicht mehr und nicht weniger. Unter den vielen wechselnden Nachbarn im ersten Stock zeigte sich Kaiser Wilhelm als der Rücksichtsvollste und menschlich Zugänglichste. Er ließ in seinem Arbeitszimmer das über dem meiner Mutter lag, Teppiche legen, damit sie sein gewohntes Auf- und Abgehen nicht störe – erkundigte sich immer um ihr Befinden und besuchte sie regelmäßig.“ (Lebenserinnerungen S. 20)

Ilse von Arlt merkte für die Herausgabe dieses Berichtes im „Badgasteiner Badeblatt“ an, dass diese Episode aus dem Bericht ihrer Mutter von Theodor Fontane in den Roman „Der Stechlin“ übernommen worden ist.

Von Zimburg erfahren wir, dass Generalfeldmarschall Manteuffel, als früher Kurgast Hönigsbergs, diesen fragte, ob sich das Bad für den preußischen König eigenen würde. Daraus entspann sich ein Briefwechsel zwischen Hönigsberg und dem Leibarzt des Königs, Dr. Lauer, der schließlich 1863 den König erstmalig nach Gastein brauchte – damals noch inkognito, als „Graf Zollern“.[4498]

Kaiser Wilhelm I. kam in den Jahren 1863, 1864, 1865 und von 1871–1887 jährlich zur Kur nach Gastein, soweit die Gasteiner Darstellungen. Nach Maries Bericht, wie folgt, war er 1867 in Gastein anwesend; wenn dem so ist, dann wohl nicht als offizieller Gast im und nach dem Kriege. Zu seiner Begrüßung reiste Kaiser Franz Joseph I. in den Jahren 1864, 1865 sowie 1879, 1881, 1885, 1886 und 1887 nach Gastein. Deutlich sichtbar an diesen Jahrzahlen ist eine (zumindest offizielle) Unterbrechung der Reisen nach der/dem „Gasteiner Konvention/Vertrag“ (unterzeichnet von Bismarck und Bloome für Franz Joseph I. und Wilhelm I., unterzeichnet am 14. August 1865) die/der aber den Ausbruch des Krieges am 19. Juni 1866 nicht verhindern konnte. Der Preußisch-Österreichische Krieg – um die Vorherrschaft im Deutschen Bund – endete mit dem Frieden von Prag 23. August 1866 und der Auflösung des Deutschen Bundes.[4499]

„1866. Die Wolken, die nach dem sonnenhellen Kaisertag [Anm.: Gasteiner Vertrag] aufgestiegen waren, hatten sich am politischen Horizont zusammengeballt. [...] Auf beiden Seiten hatten wir geliebte, verehrte Freunde. Was es im Jahre 1866 sorgenvoll und ruhig in unserer Idylle zugegangen, so war doch 1867 der Friedensschluß [Anm.: Friede von Prag am 23. August 1866!] gekommen. Dr. Lauer, der Leibarzt König Wilhelms, hatte bei meinem Vater privat angefragt, wie die Stimmung in Gastein sei. Seine Majestät wolle die gewohnten Bäder nehmen. Es verlief auch dieser Sommer in gewohnter Weise, unter den Patienten waren manche verwundete Offiziere zur Nachkur und im Vorzimmer unserer Wohnung saß der österreichische Detektiv, der aber nie in Aktion zu treten brauchte. Wahre Kriegsbilder brachten erst die Jahre 1870/71 [Der Krieg mit Frankreich]. Die Botschaften vom Kriegsschauplatz wurden illustriert durch viele, zur Kur eingetroffene Verwundete, gar manche Familie kam in Trauerkleidung.“ (Jugenderinnerungen, S. 15/S. 21)

Gäste in Gastein

Der Gast war auch in jener Zeit König in Gastein: „Die Zahl der Wohnungen stand so außer Verhältnis zu der der Heilung Suchenden, daß die verwöhntesten Menschen oft mit Mansarden vorlieb nehmen mussten. Das einzige Vorrecht der Fürsten vor übrigen Sterblichen bestand in der Sicherheit, überhaupt eine Wohnung zu finden, da die Räume des Badeschlosses für sie bestimmt waren [...] Die Gasteiner Hausherren, die alten Kurgäste und die Ärzte brachten jedes Opfer, um hervorragende Kurgäste nicht abweisen zu müssen.“ (Jugenderinnerungen, S. 15) So stellte notfalls auch der Badearzt einem bedeutenden Gast, z. B. dem griechischen Gesandten in Wien, die Empfangsräume seiner Dienstwohnung zur Verfügung.

Die in den „Jugenderinnerungen“ erwähnten Gäste ergeben ein buntes Bild an Herrschern, Adeligen, Künstlern, Wissenschaftlern, Salzburger Kaufleuten und Freunden. Darunter u. a. der Maler Grahl aus Dresden, Schwiegersohn des Bankiers Oppenheim, dessen Frau in Dresden einen bekannten Salon führte. Im 17. und 18. Jahrhundert hatte die Familie Hönig auch Kontakte zu Oppenheimer, denn auch Samuel Oppenheim(er) gehörte in den 1680ern zu den 12 privilegierten Hofjuden in Wien. Seine Nachfahren stiegen zu international angesehenen Bankiers auf.

Unter den „illustren Häuptern“, die nicht bereits aus Hönigsbergs Ordensliste hervorgehen, finden sich in den „Jugenderinnerungen“ u. a. erwähnt: König Otto von Griechenland und der griechische Gesandte in Wien Baron Sina, der Bruder des Königs von Portugal, die Fürsten Rohan, Karolath-Beutthen, Santis und Windischgrätz, Graf Calice, der österreichische Botschafter in Konstantinopel, der Erbprinz von Anhalt-Dessau. (Jugenderinnerungen, S. 16).

Im Zuge der Regenten kamen auch viele, die sich im Glanz der Prominenz sonnten, die sich an deren Bekanntheit selbst messen lassen wollten, die Kontakte in anderen Gesellschaftsschichten suchten.

„Den meisten anderen Republikanern gleich umgaben sie sich aber gern mit betitelten Personen. [...] [Der Reeder] Donner aus Altona, war der eigentliche Gasteiner Patient. Sie entfalteten auch im Badeort einen gewissen Pomp, den sie gewohnt waren [...] Denselben Zug fanden sie bei freien Amerikanern die, selbst Herrenmenschen, groß, schön, begabt, durch die Annäherung eines vierten Sohnes aus einer Fürstenfamilie, oder eines in Italien neugeschaffenen Herzogs, ihr besseres Selbst aufgaben. Andere [...] zeigten mehr Bürgerstolz.“ (Jugenderinnerungen, S. 15)

Neben den musikalischen Abenden und intellektuellen Gesprächen fanden sich auch Gäste anderer Interessen. Die Tochter Hönigsbergs, ganz im Sinne bürgerlicher Werte zwischen Humanität, Kultur- und Bildungsstreben erzogen, kann sich dabei einer gewissen Süffisanz nicht enthalten:

„Im übrigen schienen die Interessen des Magens über denen des Geistes zu stehen, – richtige Welthandelsleute, die ihre Tatkraft [...] dem Gelderwerb widmen und dann mit ihren Nachkommen den Wohlstand in körperlichem Sinne genossen. Auch der Typus des Faubourg St. Germain war durch Abkömmlinge ausgewanderter Adelsfamilien vertreten [...] freidenkend und modern [...]“ (Lebenserinnerungen S. 10)

„Ein eigenartiger Menschentypus war damals auch repräsentiert: Die Salzburger Patrizierfamilien. Waren sie auch einfach die Firmen von Salzburg: Schnittwaren- und Kolonialwaren-, Buchhändler, so waren doch alle ansäßig, vermögend, ihre Frauen sehr gebildet und strebsam und erinnerten an venetianische Kaufherrenfrauen (Triendl, Gschnitzer etc., Zeller) [...]“ (Lebenserinnerungen S. 10)

Sicher nicht nur aus der Perspektive des Kindes erscheint die Badearztfamilie hier nicht als eigentlicher, gleichwertiger gesellschaftlicher Partner, sondern als zur Unterhaltung der Gäste verpflichteter und doch untergeordneter Part dieser Kommunikation. Tatsächliche gesellschaftliche und freundschaftliche Kontakte haben sich sichtlich nur auf der Ebene der Bürger und Wissenschaftler ergeben. Vielfach war die Familie des Badearztes die „Notlösung“, die andere Kontakte ersetzen und die Langeweile im Bad vertreiben sollte, wie das weiter unten angeführte Beispiel der Dreikönigs-Verkleidung zeigt.

Jüdische Badeärzte in Gastein

Die gesamten Gasteiner Badeärzte stellen sich als tüchtige Menschen niederer Herkunft dar. Auch einer der Nachfolger von Benedikt Hönigsberg weist eine vergleichbare Herkunft und Karriere auf: Dr. E. Bunzel hatte ebenfalls in Prag und Wien studiert, war Sekundararzt des Allgemeinen Wiener Krankenhauses.

Ob es damals Spannungen zwischen der Ortsbevölkerung und den „Wiener Juden“ gab, ist nicht vollkommen nachweisbar. Die „Spitzen“ der örtlichen Gesellschaft, der Pfarrer und der Hotelier und Postmeister Straubinger, schienen mit ihm, wie die Schilderungen von Hönigsbergs Tochter zeigen, in bestem Einvernehmen gewesen zu sein; ganz allgemein schildert diese ja die Atmosphäre der „Gleichheit“ in der Mitte des 19. Jahrhunderts, die aber offenbar nur von der 1848er-Revolution bis zum Staatsgrundgesetz von 1867 währte. Eine gewisse Distanz war wohl immer spürbar. Die Öffnung brachte auch Ängste verschiedener Bevölkerungsteile auf, die wiederum zu neuen Ausgrenzungen und abwertenden Klischeebildungen führten. Zur Mitte und in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren jedenfalls diese Badeärzte Garantie für den Aufschwung von Gastein, gesellschaftlich notwendig und akzeptiert. Erst mit dem aufflammenden Nationalismus ab der Mitte des 19. Jahrhunderts und speziell zu Beginn des 20. Jahrhunderts dürfte sich die Einschätzung und Bewertung geändert haben. Der Antisemitismus dürfte erst in späteren Jahren in Gastein Einzug gehalten haben.

Karl Müller stellt den Umgang mit jüdischen Identitäten und jüdischer Kultur für die Literaturwissenschaft der Zweiten Republik dar und hat sich etwa mit Karl Heinrich Waggerls tendenziösen Schilderungen „der jüdischen Bad Gasteiner Bade- und zugleich Armenarzt-Familie Dr. Anton Wassing“ (aus dem Erleben um 1929 und der Schilderung von 1948) befasst:

„Die kulturelle Distanz zwischen bäuerlich-handwerklicher und bildungsbürgerlicher Welt wird in vielen Details faßbar, auch wenn Waggerl im Jahre 1948 über das Judentum des wahrscheinlich assimilierten Dr. Wassing nur in äußerster Zurückhaltung schreibt: ‚Der Doktor fühlte sich dort [in der katholischen Kirche, wo seine Frau bei der Messe sang] sehr unbehaglich. Weil er keine Nachbarn hatte, an die er sich halten konnte, wenn es galt, ein Kreuz zu schlagen oder an die Brust zu klopfen, stellte er mich vor sich hin, und indem er mein Beispiel auf das getreueste nachahmte, benahm auch er sich wie ein vorbildlicher Christenmensch.‘ (FA, 357) Die Erinnerungen thematisieren insbesondere den hygienischen und sprachlichen Abstand zur Welt Waggerls, aber auch die Unterschiede in den Eßsitten, bei den Kulturaktivitäten der Kinder (Klavierspielen) und in den ihm bis dahin unbekannten persönlichen Umgangsformen. [...] Dr. Wassing, dieser ‚sonderbare Mann‘ (FA, 357), wie ihn Waggerl 1948 nennt, wird als ein von seinem ärztlichen Ethos durchdrungener und sozial engagierter Mann geschildert; alte Badgasteiner Bürger erinnern sich an Dr. Wassings ‚Hilfsbereitschaft, welche bei den armen Leuten immer unentgeltlich erfolgte.‘“

„Außerordentlich bedenkenswert bleibt, daß in die späten Erinnerungen auch Elemente eingeflossen sind, die, gerade weil sie das wahre spätere Schicksal der jüdischen Familie Dr. Wassing entstellen, nicht nur die fiktiven Anteile der Erzählung gerade an einer Stelle, in der es um Juden geht aufdecken, sondern auch im Hinblick auf den historischen Kontext der Judenverfolgung einen wohl unbeabsichtigten Zynismus bekommen. [...] [Anm.: Dr. Wassing starb 1941 in Wien an Lungenentzündung und Herzschwäche, während Waggerl daraus ein antisemitisches Beispiel konstruiert] [...] ‚Aber so umständlich verfuhr der Tod gar nicht. Etliche Jahre später stach er ihn auf der Kegelbahn nur ein wenig mit einem Nagel in der Hand und daran starb der Doktor, weil er Angst vor dem Schneiden hatte und sich lieber mit Salben heilen wollte.‘“ (FA, 359)

„Über das Schicksal der beiden Söhne nach 1933 konnte nur eruiert werden, daß sie ins Exil flüchten konnten. Dr. Wassings Villa in Badgastein wurde 1939 ‚arisiert‘. Paula Wassing wurde 1942 in das KZ Theresienstadt deportiert. Über ihr weiteres Schicksal konnte nichts eruiert werden. [...] In die Darstellung Waggerls sind auch Elemente eingegangen, die in der Tradition des Diskurses insbesondere über assimilierende Juden jedenfalls einen festen Platz haben unabhängig vom historischen Wirklichkeitsgehalt. [...] Waggerls Resümee aus den im Hause Dr. Wassing angestellten Versuchen, dem Unterschicht-Buben notwendige zivilisierte Tischmanieren beizubringen, sozusagen dem armen Bad Gasteiner Jugendlichen Verhaltensstandards anzuerziehen, wie sie für die assimilierte jüdische Familie notwendig waren, lautet schließlich: ‚Heule nicht, sagte er [der Arzt] wohl, du mußt das lernen, so sicher wie das Einmaleins. Die Leute nehmen es genau damit, solang du sonst nichts kannst [...]‘ [...] Hier werden frühe Prägungen für Waggerls späteren Antijudaismus faßbar, der während der Zeit in der Lehrerbildungsanstalt in Salzburg [...] Kontur bekam. [...]“[4500]

Dr. Anton Wassing war von 1885–1937 Gemeindearzt in Gastein, Arzt des Goldbergbaus und in der ersten Zeit des Tunnelbaus auch Bahnarzt in Böckstein. Die Tatsache, dass er viele private prominente Patienten hatte und dass ihn alle anderen Gasteiner Ärzte als Hausarzt konsultierten, sowie seine zahlreichen Ehrungen und Auszeichnungen sprechen für seine Fähigkeiten und Verdienste. Der Geist Waggerls hatte viel dazu beigetragen, die jüdischen Badeärzte in Gastein teils zu verunglimpfen (wie Wassing) und teils deren Spuren zu löschen.[4501]

Diese Darstellung Wassings und der Vergleich zu Hönigsberg – assimilierter Jude, katholische Ehefrau, bildungsbürgerliches Verhalten und Interessen – verschärft Waggerls Verzeichnung des Dr. Wassing und verschränkt sich mit den Jugenderinnerungen der Tochter Hönigsbergs, die in den Jahren 1905–1910 ebenfalls den neu aufkommenden Antisemitismus erwähnt. Waggerls Verzeichnung des Dr. Wassing wird im Vergleich zu Hönigsberg noch drastischer, in ihrem Bestreben, den kultivierten und sozial engagierten Arzt zum negativen, antisemitischen Klischeebild „des Juden“ zu verzerren. Auch für Hönigsberg gilt, dass die einheimische Bevölkerung den Wiener Arzt als „ganz anders“ erlebt haben muss, dass sie gleichzeitig aber durch sein bescheidenes und karitatives Wirken sowie durch seine Tätigkeit als Armenarzt wohl im Einvernehmen mit ihm war – so lange als sich keine Verhetzungen ereigneten.

Nach der Eröffnung der Eisenbahn, zwischen 1905 und 1910, sah Marie von Hönigsberg Gastein wieder – als „modernen, großen, städtischen Badeort, in welchem ein Gast den anderen nicht kennt, wo 17 Ärzte praktizierten [...]“, aber gleichzeitig weist sie auf das Aufkommen einer „neuen Zeit“ hin, die für Menschen jüdischer Herkunft wieder bedrohlich werden sollte:

„Wenn ich diese Zeit aus der Vogelperspektive des Alters betrachte, so finde ich, dass die damalige Generation ganz unter dem Banne des Jahres 1848, dieser Schreckens- und Jubelzeit stand. Damals lag etwas einsichtig Versöhnliches im Verkehr der verschiedenen Völker und Klassen. Es lag ein Zueinanderstreben in den Menschen, das Gefühl eines Fortschrittes – bis wieder in den 60er Jahren der Kampf in anderer Gruppierung, nämlich der Nationalitäten, begann. Das eigenartige unserer sozialen Stellung müsste Unglauben hervorrufen, wollte man jene Zeit mit modernem Maßstab messen. Meine Eltern waren wirklich ‚freie Menschen‘, ein Typus, der in anderer Weise als in der vormärzlichen Zeit, heute unterdrückt wird. Leute, die nie geherrscht, aber auch nie gedient hatten, die sich innerlich zu vervollkommnen bestrebt und stets wohlwollend sind, kurz, die nach Idealen leben – für diese ist kaum mehr ein Plätzchen in der Welt zu finden. Eine gute Kinderstube, eine gewisse seelische Bildung, galten als vollwert und in diesem Sinne konnte die Devise ‚Freiheit und Gleichheit‘ sieghaft werden. Was nachmals daraus geworden, wissen wir, doch befinden wir uns hier eben in der Mitte des 19. Jahrhunderts, als das gärende Schäumen Schlacken, aber auch Edelsteine ausgeworfen.“ (Lebenserinnerungen S. 10–13)

Die Gedankengänge der Marie erinnern an ein Zitat, das Hilde Spiel aus dem „Merkbuch“ der Bankiersgattin und Salondame Fanny von Arnstein (1758–1818, geb. Itzig, Bankierstochter aus Berlin; ihr Salon war vorrangig zur Zeit des Wiener Kongresses) zitiert: „Gleichheit aller Religionen, die Menschenliebe als Ersatz für jede Religion, die freie Stellung des Menschen“.[4502] Diese Sätze scheinen, im Gefolge des Staatsgrundgesetzes von 1867, Credo der bürgerlichen, assimilierten jüdischen Gesellschaft gewesen zu sein.

Der letzte Satz der alten Marie Arlt mag auch ihre eigenen familiären Verhältnisse streifen, denn, zwei ihrer Kinder hatten Schwierigkeiten durch die Nationalsozialisten, die beide Male zu Berufsverbot und Enteignung, Bedrohung und einmal schließlich zur Emigration führten. Eines ihrer Kinder sympathisierte anfänglich und ging schließlich – durch das Pensionsalter begünstig – in die innere Emigration, ein anderes sympathisierte und kollaborierte mit den Nationalsozialisten. Für jedes der Kinder war bereits vor dem Ausbruch des Nationalsozialismus in Österreich das Leben schwieriger geworden, denn aus „durchschnittlichen Bürgern“ wurden „Mischlinge zweiten Grades“. Die zwei fassbaren Enkelinnen der Marie erlitten unterschiedliche Schicksale. Eine emigrierte 1941 in die USA, die andere verstarb 1940 an Krebs, ihr Ehemann war Repressalien ausgesetzt und entzog sich diesen durch eine freiwillige Meldung als Soldat im Frontdienst.[4503]

Die Tochter Maria Elisabeth Amalia

Benedikts Tochter, Maria(e) Elisabeth Amalia(e) (27. März 1849 Wien–17. Dezember 1923 Wien)[4504], genannt Marie, wuchs zwischen zwei Welten auf und verbrachte den Sommer in Wildbad Gastein und den Winter in Wien. In Gastein, in erster Linie mit der Straubinger-Tochter[4505] befreundet, deren Vater und Großvater zu den frühen Mitgliedern der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde zählten, lebte sie offenbar sehr ländlich. Auf ihr freieres Leben und die damit verbundene mangelhafte gesellschaftliche Erziehung wies sie in ihren Lebenserinnerungen hin.

„[...] die Kinder [...] waren aber eben zum dicken, in Schlappschuhen daherschlürfenden, freundlichen Bademeister Straubinger entschlüpft, an dessen Gnade uns viel gelegen war, da er unser Bad mit Blumenschiffchen schmückte (durchlöcherte Brettchen mit Blumen besteckt). So ein Kinderglück bleibt einem das ganze Leben hindurch erinnerlich. [...]“ (Jugenderinnerungen S. 3)

„[...] Es war die Annahme verbreitet, daß es im Mai noch schneie und der September schon winterlich sei. So drängten sich die Fremden Juli und August zusammen, wenn die Reize der Sommerlandschaft zur Neige gingen. Der Mai, der auf den Wiesen Teppiche von Stiefmütterchen stickte, der die noch mit Schnee bedeckten Höhen goldig überglänzte, der die reine Alpenluft mit Nadelholz- und Blütenduft erfüllte, er blieb uns ungeschmälert. [...] befreundete einzelne Gäste [...] Da konnte man einander genießen und hielt auch durch die derzeitige Langeweile des Badeortes zusammen [...]“ (Jugenderinnerungen S. 2–3)

Daneben hatten die Kinder auch Kontakt zu den illustren Gästen und wurden von diesen teils mit erzogen, teils zur Vertreibung der Langeweile benutzt. So sollten die Kinder u. a. einen gehbehinderten russischen Fürsten und Kosakenobersten unterhalten: „[...] Mutter [...] kleidete uns einmal mit einer kleinen Russin zusammen als Heilige Drei Könige. Der arme Oberst wollte sich halbtot lachen, als mein Brüderchen als Mohrenkönig die Schokoladeschminke um den Mund herum ableckte.“ (Jugenderinnerungen, S. 2–3)

Der Besuch von Kaiser Franz Joseph I. im Jahre 1863 steht als Beispiel dafür, daß auch die Kinder in die Repräsentationsaufgaben einbezogen wurden. Gleichzeitig zeigt er die Selbstverständlichkeit im Umgang mit den prominenten Gästen, die das 14-jährige Mädchen dabei an den Tag legte:

„[...] daß Therese Straubinger und ich unseren Kaiser mit Blumen und Gedichten empfangen sollten. Etwas abweichend vom Schema der weißgekleideten Mädchen, sollte sie als Alpenrose gekleidet Alpenrosen, ich als Edelweiß einen Kranz Edelweiß überreichen. Ebenfalls nicht ganz konventionell war es, daß ich, als Seine Majestät, im Glauben, 2 Kränze und ein Gedicht seien vorbereitet, meinen Kranz fassend, vorübergehen wollte, ich ihn festhielt. Dazu aber war die Deklamation nicht zwei Tage lang Ziel und Inhalt meines Lebens gewesen – mit Schulmädchenernst hielt ich den Kranz fest, der Monarch blieb lächelnd stehen, ließ lächelnd alle Verse über sich ergehen und belohnte den Eigensinn mit einigen schmunzelnden Fragen. Hinterdrein erschrak ich doch über meine Frechheit [...]“ (Jugenderinnerungen, S. 2–3)

In Wien soll Marie bei Hans Makart (Historienmaler und Dekorateur, 1840 Salzburg–1884 Wien) Malunterricht genossen haben (Rosenstillleben sind erhalten), wie Doris Baumgartner erwähnt und ihm auch, zumindest für die Entwürfe für den Kaiserjubiläumsfestzug von 1879, Modell gestanden haben. Mit dem Malen von Bildern und Handarbeiten verdiente sie später ein Zubrot zu ihrem Haushalt. Die Stellung zwischen den Welten erwähnt sie selbst in ihren Lebenserinnerungen und auch ihre Verheiratung spricht dafür.

Als Benedikt Hönigsberg einen Assistenten suchte, machte er die Verheiratung mit seiner Tochter zur Verpflichtung, wie wir aus den Lebenserinnerungen des Arztes Hans Adler, der sich als Jugendfreund von Ferdinand Johann Nepomuk von Arlt und Schüler des berühmten Augenarztes Carl Ferdinand Ritter von Arlt bezeichnet, erfahren. Diese Erinnerungen sind insgesamt allen Fachkollegen gegenüber äußerst missgünstig abgehalten und enthalten auch starke antijüdische und nationale Tendenzen, die in der Beurteilung von Ferdinand, von Hönigsberg sowie der anderen jüdischen oder böhmischen Kollegen zum Tragen kommen.[4506] Dennoch scheint die Aussage wahrscheinlich, war doch die Verheiratung von Töchtern mit Schülern oder Assistenten zu jener Zeit vielfach üblich und findet sich innerhalb der Wiener Medizinischen Schule häufig.[4507] Auch Maries ältester Sohn Ferdinand Wilhelm (1873–1946) verheiratete sich schließlich 1907 mit der Enkelin von Univ.-Prof. Dr. Eduard Jäger von Jaxt(t)hal (1818–1884; Augenhintergrundatlas, Sehtafeln/Schriftskalen, Pathologie des Auges u. v. a. m.), die gleichzeitig die Urenkelin von Friedrich Jäger von Jaxtthal (1784–1871, Arzt und Freund Metternichs) und Ururenkelin von Georg Josef Beer (1765–1821, Begründer der ersten Wiener Universitätsaugenklinik und des Faches als Lehrfach 1812) war – alle drei bedeutende Männer der Wiener Augenheilkunde. Sowohl der ältere Jäger (Therese Beer) als auch Carl Ferdinand Arlt[4508] (1812–1887, Heirat mit Marie Dittrich 1841, der Tochter des Kreisarztes in Teplice) heirateten die Töchter ihrer Lehrer. Alle diese Männer waren ebenfalls Aufsteiger, die als Auszeichnung für ihre Verdienste geadelt worden waren.[4509] In Ferdinand wie auch Benedikts zusätzlichem Vornamen Johann kommt die Identifikation der Familien mit Böhmen über einen der böhmischen Landesheiligen, den Heiligen Johann von Nepomuk, zum Ausdruck.

Was Adler aber außer Acht lässt oder auch gar nicht wusste, da er bereits als junger Mann seine Freundschaft zu Ferdinand abbrach ist, dass Dr. Ignaz Gulz (8. Jänner 1814–2. Oktober 1874; Universitätsprofessor für Augenheilkunde in Wien und Leipzig)[4510], Arlt d. Ä. und Hönigsberg ja Studienkollegen waren und ein Leben lang Freunde blieben. Sie gehörten auch alle zum „Skoda-Club“, dem Freundeskreis um den Internisten Univ.-Prof. Dr. Josef Skoda (1805–1881), der sich wöchentlich traf – zum „Skoda-Club“ gehörte auch der Leibarzt des russischen Zaren, der gern gesehener Gast Benedikts in Gastein war.[4511] So scheint sich die Ehe über Gulz angebahnt zu haben, denn schon Gulz Ehefrau Elise/Elisabeth (geb. Francesconi, Heirat 1846 in Wien) war 1849 die Taufpatin von Marie gewesen. Dr. Gulz selbst wurde 1872 Trauzeuge von Dr. Ferdinand Johann Nep. Arlt (28. Februar 1842 Prag–23. Februar 1917 Wien), der Bruder Benedikts, Dr. Heinrich von Hönigsberg, Trauzeuge der Braut. Die Hochzeit fand am 1. April 1872 in der Augustinerkirche in Wien statt, der Bräutigam wohnte damals im 19. Wiener Bezirk, Alserstraße 4, die Braut im 1., Giselastraße 7.[4512] Das Heiratsdatum war wohl nicht dafür verantwortlich, dass diese Ehe für Marie schwierig wurde, denn der Ehemann war ein lebenslustiger Mensch, der dem Schlittschuhlaufen beim Schloss Belvedere, dem Scheibenschießen im Prater, der Jagd, dem Rudern und Segeln oft mehr zugetan war als seiner Karriere. Dazu erlebte Marie die wirtschaftlichen Krisenjahre vor und nach dem Ersten Weltkrieg. Ferdinand d. J. war damit das Gegenteil seines Vaters, der pflichtbewusst, ernst, großzügig und karitativ war. So errichtete Carl Ferdinand von Arlt[4513] ab 1856, seinem ersten Wiener Jahr, in der Florianigasse 2 „Wochenabonnements“ um 3 Gulden für die Armen, besonders für die arme jüdische Bevölkerung in der Josefstadt, während sonst eine Ordination oder Staroperation bei ihm 100 Gulden kostete.[4514] Ferdinand II starb 1917, Marie 1923.

Durch solche Heiraten war gewährleistet, dass es keine moralisch-rechtlichen Bedenken von Kirche und Staat geben könnte, wenn der Assistent im Hause seines Lehrers wohnte. Eine Weitergabe des Wissens und der Beziehungen innerhalb der Familie war möglich. Des Weiteren war die Tochter mit einem ranggleichen Manne verheiratet.

Ferdinand II war von mindestens 1872 bis 1882/3 Assistent seines Vaters am Allgemeinen Wiener Krankenhaus und der Universitätsaugenklinik, 1883 folgte Ernst Fuchs (1851–1915) auf ihn.[4515] Ferdinand und Marie wohnten von 1872–1892 in Wien im Hause des (Schwieger)Vaters in der Stadtwohnung in der Bellariastraße 3 wie auch im Sommerhaus in Dornbach. Bis 1876 verbrachte er die Sommer in Gastein, davon zeugt auch eine Fotografie als „Alpentourist“.[4516] 1892 wurde er Professor für Augenheilkunde in Graz und ging im Alter (um 1902, bereits taub) als privat niedergelassener Arzt wieder nach Wien zurück. Wegen der Verschlechterung der wirtschaftlichen Verhältnisse zog er in die äußeren Bezirke Wiens (14., Strauchgasse; dann 7., Mariahilferstraße 33).

Ferdinand Arlt und Marie hatten vier Kinder: HR Dr. Ferdinand (der 3. dieses Namens), Chemiker und Patentanwalt (1873–1946); Dr. Benno, Chirurg in Klagenfurt; Ilse (1876–1960, Ehrengrab 82B-18-43 am Wiener Zentralfriedhof), „die vergessene Gründerin der Sozialarbeiterinnen-Ausbildung“[4517] und Begründerin der Vereinigten Fachkurse für Volkspflege, Pionierin professioneller Sozialarbeit in Österreich, Sozialpädagogin[4518] Sozialarbeitswissenschafterin, Forscherin der Sozialen Arbeit und „Sozialpolitische Schriftstellerin“; Walter (1878 Wien–1950 Chicago), Bankbeamter.

Marie erscheint auf zwei erhaltenen Fotografien als schöne Frau, mit üppiger (nach Adler: roter) Lockenpracht. Sie wäre also mit einem damals für Frauen so bedeutsamen Kapital, mit Schönheit, ausgestattet gewesen. Welche gesellschaftlichen Kontakte Benedikt in Wien pflegte, ist nicht bekannt, seine Familie war damals – in Wien wie in Prag – bereits gespalten in Juden unterschiedlicher Geisteshaltung wie in assimilierte und konvertierte Katholiken sowie in unterschiedliche politische Präferenzen. Darin zeigt sich ein großes Selbstbewusstsein und der Drang, die Gesellschaft mitzugestalten. Doris Baumgartner hat auf die vielen Impulsgeber dieser Familie hingewiesen. Offensichtlich waren die Kontakte der Familie des Benedikt aber nicht ausreichend, um der Tochter einen Wunschpartner als Ehemann zu ermöglichen oder sie in gesicherte finanzielle Verhältnisse zu verheiraten. Auch ihr Schwiegervater Univ.-Prof. Dr. Ferdinand Ritter von Arlt war als einfacher Mann „wie ein Dorfschullehrer“ beschrieben worden. Er war ein großer Wohltäter in seiner Heimatgemeinde Obergraupen im Erzgebirge wie unter seinen Wiener Studenten, er liebte die Gesellschaft seiner Fachkollegen und Studenten, nicht aber das gesellschaftliche Parkett. Möglicherweise waren auch die Sommer in Gastein ein Grund für die Heirat mit Arlt, da sich dort keine Kontakte zu potenziellen Heiratspartnern ergaben.[4519]

Ihre „Jugenderinnerungen einer alten Gasteinerin“ stellen Marie als eine sehr praktische Frau und gute Beobachterin dar, die nichts von nervöser Sentimentalität oder intellektualisierender Überspanntheit an sich hatte. Sie zeigen sie als eine gebildete und selbstbewusste Frau, die ihr Umfeld reflektierend aufnahm und in ihrer Generation und besonders in Gastein nicht zum Durchschnitt gehörte. Sie wusste ihre und ihres Vaters gesellschaftliche Lage und Pflichten einzuschätzen – und das durchaus mit Selbstironie, wie die Bezeichnung des Vaters als „viertes Kind einer jüdischen Familie“, die Schilderung seiner Rolle in der Gasteiner Fronleichnamsprozession oder der Kommentar zum Mangel an allem bürgerlichen Komfort in Gastein zeigen. Von Kind an in die Erfordernisse ihrer Gesellschaftsschicht hineindiszipliniert, geübt in den Rollen der guten aufopferungsbereiten Frau und Mutter, der aufmerksamen Beobachterin und gebildeten Gesellschafterin, der handwerklich und künstlerisch für die Bewältigung des Alltags Begabten. Auch wenn wir wenig wissen über Marie von Arlt, geb. Edle von Hönigsberg, so wissen wir dennoch, dass es ihr – wie den meisten Frauen ihrer Zeit – nicht vergönnt war, eigene Interessen und Vorlieben zu verwirklichen. Die in den USA erhaltenen handschriftlichen Manuskripte der Jugend- und Lebenserinnerungen lassen – wie der hier mehrfach zitierte Artikel über Gastein – vermuten, dass diese Notizen in Zeitungen veröffentlicht wurden.

Ein Rückblick in die Geschichte der Familie Hönig

Florian Bernd konnte die Familiengeschichte der Hönigs bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts verfolgen. Er führte damit die genealogische Arbeit von Hanns Jäger-Sunstenau von 1950 am Beispiel einer Großfamilie weiter und zeigte eine Fülle von Personenstandsakten auf.[4520] Diese beiden Arbeiten waren wesentliche Quellen für den vorliegenden Beitrag. Dazu kamen die Diplomarbeit und Hausarbeit von Doris Baumgartner, die sich dem Thema über Ilse von Arlt angenähert hatte und neue, bisher unbekannte Privatarchive auffinden konnte. Ihre Aspekte sind jene der jüdischen Identität sowie der Bewertung und Ausbildung von Frauen in einer jüdischen Familie.[4521]

Ein kleiner Auszug aus der Geschichte der Familie Hönig zeigt den steten Aufstieg, aber auch die vielen Repressalien, die diese jüdische Händlerfamilie (beispielhaft für viele) erlebt hatte. Sie kam ursprünglich aus der Gegend von Fürth in Bayern nach Wien und von dort nach Böhmen. 1542 wurde die Familie – im Zuge einer der vielen Judenvertreibungen – aus Wien vertrieben. 1670 wurden alle 4.000 Juden wieder aus Wien ausgewiesen, doch 1672 gehörte der Familie Hönig ein Haus in Wien. Das lässt darauf schließen, dass sich die Familie im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) bereits Sonderrechte erworben haben musste, da der Hausbesitz in Wien von der Judenvertreibung nicht betroffen war. Die Familie Hönig hatte sich im Krieg als Heereslieferant nützlich erwiesen. Die Privilegierten hatten das Recht, Personen ihrer Familie mit in ihr Haus aufzunehmen, mussten aber wöchentlich die Personenanzahl melden und die Aufenthaltsgenehmigungen mit hohen Kopfsteuern bezahlen. Von dieser Zeit an siedelte die Familie dauerhaft auch in der Region um Pilsen.[4522]

Die Region Pilsen war 1633/34 von Albrecht von Wallenstein durchzogen worden und zwischen 1635 und 1680 mehreren Pestepidemien ausgeliefert gewesen. Sie lag danieder und nahm erst ab 1681 wieder einen Aufschwung.[4523] Die gesamte Geschichte jüdischer Ansiedlungen und Betriebsgründungen ist, wie Florian Bernd und Ingrid Mittenzwei aufzeigen, auch eine Geschichte des Wiederaufbaues niedergegangener Gebiete und Handelszweige.[4524] Das heißt, Rechte an Juden wurden immer dann vergeben, wenn man sie wirtschaftlich benötigte. 1656 tauchte ein Jakob Hönig (neben anderen Mitgliedern dieser Familie) als Hausbesitzer in der Stadt Plan (Westböhmen, damals Vikariat von Kuttenplan) in Böhmen auf, wo er 1661 das Privileg erhielt, mit Wolle und Stoffen zu handeln. 1680 zog ein Josef Hönig nach Kuttenplan und schließlich wurden 1687 alle Juden gezwungen, von Plan nach der Stadt Kuttenplan/Chodova Plana (im Pilsner Kreis) zu übersiedeln. Von dieser Zeit an finden sich viele Hönigs in Kuttenplan als Hausbesitzer und Händler mit Stoffen, Wolle, Schwertern, Nahrungsmitteln und täglichen Gütern.[4525]

In Zedlers Universallexikon von 1709 ist über Kuttenplan zu lesen: „Kuttenplan, ein Marckt-Flecken im Pilßner Kreiße in Böhmen gegen die Pfalz, wo starcker Korn-Handel getrieben wird, hat nach Matthesio ein Bergwerk“.[4526]

Florian Bernd ging in seiner genealogischen Diplomarbeit über die Familien Hönig auch der Frage von deren Assimilation und Vergesellschaftung nach. Er stellte fest, dass sich die Handels- und Heiratskontakte mit wenigen Ausnahmen im Bereich der 12 tolerierten Hofjuden bewegten und diesen Kreis nicht verließen. Eine entscheidende Wende nahm der Aufstieg der Familie mit der Annahme staatlicher Beamtenposten. Der Urgroßvater des Badearztes, nämlich der 1789 geadelte Tabakpächter und erste „Tabak-Bankal-und Sigel-Gefällendirektor“ Israel Hönig von Hönigsberg (30. Oktober 1724 Kuttenplan in Böhmen–19. Jänner 1808 Wien)[4527], hatte sich für eine staatliche Karriere entschieden, der viele unter seinen Brüdern, Kindern und Enkeln folgten.[4528] Darin sieht Florian Bernd den Verlust aller Möglichkeiten zu einem weiteren wirtschaftlichen Aufstieg, einen Schwund des Vermögens und damit auch den Verlust entsprechender Heiratsmöglichkeiten[4529], die aus dem gewohnten Kreis hätten hinausführen können; so heirateten die Hönigs im Wesentlichen Bürgerliche aus ihren alten verwandtschaftlichen Beziehungen und vereinzelt Personen des neuen Briefadels. Der vor seinem Bruder –, allerdings als Konvertit 1781 geadelte jüngste Bruder Israels – Adam Albert Hönig (1745 Kuttenplan–1811 Wien, 1784 Adelstitel von Hönigstein, 1807 Erhebung in den Ritterstand und Änderung des Beinamens in „von Henikstein“), wurde zwar ebenfalls „Regierungsrat und galizischer Salzdirektor“[4530], er übergab aber sein Großhandelsimperium an nur zwei seiner acht Kinder und konnte es dadurch erhalten sowie durch seinen Reichtum einflussreichere Heiraten stiften als seine Brüder. Heniksteins Wohnsitze in der Wiener Kärntnerstraße 1001 (1788 – sein Sohn Josef ist dort noch 1832 nachweisbar: Josef, 1768–1838, Direktor der Österreichischen Nationalbank) und im „Maria-Theresien-Stöckl“ beim Augarten zählten zu den literarischen und musikalischen Salons Wiens, die gemeinsam mit seiner Bibliothek sogar Eingang in die Reiseberichte jener Zeit gefunden hatten. Seine Töchter Josefa (1769–1848, verehelichte Freiin Erggelet) und Karoline (1767–1838, verehelichte Baronin Körber) spielten bei Mozart Klavier und sangen dazu. Die Brüder Hönig zählten zu den Subskribenten der Mozartkonzerte im Trattnerhof von 1783 und sangen für ihre Gäste die neuesten Mozartstücke a cappella vor. Musische Talente, bildnerische wie musikalische, lassen sich in der gesamten Familie aufzeigen.[4531]

Seit Maria Theresia mussten Juden „amtliche“ Namen für Geschäftsangelegenheiten führen, neben denen die privaten hebräischen gebraucht wurden. Unter Joseph II. wurden ihnen Familiennamen verpflichtend vorgeschrieben, die u. a. auf Vornamen zurückgehen. In der Familie Hönig wiederholen sich viele Vornamen (Löbel, Enoch, Aron, Amalia). Der Name Honig/Hönig ist mit Enoch in der Bedeutung ident.[4532] Die Namensgebung der Personen – von der Generation des Urgroßvaters bis zum Vater des Badearztes – zeigt eine gleitende Assimilierung. Kurz vor der Mitte des 18. Jahrhunderts begann eine Namengebung mit jüdischen sowie gleichzeitig nichtjüdischen Namen. Die Geschwister des Badearztes, obwohl jüdisch erzogen, tragen keine „typisch“ jüdischen Namen mehr.

Löwel Jehuda Hönig Kuttenplaner, der Sohn des Hennoch

1720 war Hennoch (auch Ennoch und Enoch) Hönig Rabbiner in Kuttenplan, er ist der Großvater von Israel Hönig – weitere Daten sind über ihn nicht bekannt.

Sein Sohn Löwel Jehuda Hönig (auch Löw und Löbel, gest. zwischen 1768 und 1773) heiratete die Pessl Lazar (gest. am 4. Juni 1794), sie hatten fünf Söhne und drei Töchter.[4533] Löwel besuchte zwischen 1728 und 1731 regelmäßig die Leipziger und Frankfurter Messen, das heißt, er betrieb Fern- und Verlagshandel. Über Leipzig und die Leipziger Messe berichtet Johann Heinrich Zedler 1709: „weltberühmte Stadt [...] Das Gewand-Haus [...] Auf diesem haben zu messzeiten [Zeiten der Handelsmessen] die fremden Tuchmacher und Leinwand-Händler zu verkaufen [...] Dass sich auch wegen derer drey jährlichen Messen viele Gasthöfe in- und ausser der Stadt befinden, kann man sich leicht einbilden.“[4534] Seit der Judenvertreibung von 1430 erhielten Juden in Leipzig (Marktprivileg von 1165) eine Aufenthaltsgenehmigung für die Messetage.[4535] Der Pilsner Kreis und die Stadt Pilsen selbst waren eine wichtige Handelsroute nach Nürnberg, Regensburg und Leipzig.

Löwel unterhielt verwandtschaftliche, freundschaftliche und Handelsbeziehungen zu den Familien Frankl, Baruch[4536] Perutz und Popper.[4537] Diese Beziehungen sind auch bei den Nachfahren noch nach 1800 feststellbar[4538] Johann Baruch (Güterdirektor, konvertiert 1847) war für Dr. Benedikt von Hönigsberg 1848 Taufpate bei dessen Konvertierung und dann Trauzeuge.[4539]

1740/41 wurde Löwel Heeresfuragier und kam daher bereits in enge Beziehung zur Regierung. 1756–1759 erbaute er als Gemeindevorsteher den jüdischen Tempel in Kuttenplan gemeinsam mit dem Judenrichter Berl Löbel. Löwel stiftete dazu ein Rabbinatslegat zur Bezahlung des Rabbiners und 400 Gulden zur Bausumme. Das alles weist auf gute Verdienste während des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) hin. In der Zeit des Siebenjährigen Krieges begann auch der Handel Löwels mit Tabak.[4540]

Löwel und seine Söhne: die Tabakpächter

Von 1752–1762 pachteten Löwel und seine Söhne, Israel (1724–1808) und Aron Moi(y)ses (1730–1787) die Tabakplantagen der Stadt Prag für 10 Jahre. Der jährliche Pachtzins dafür betrug zwischen 16.000 im ersten und 18.600 Gulden im zehnten Jahr. Die Felder wurden damals an jüdische Pächter vergeben, da der Tabakanbau und -handel in diesen Jahren in einer Krise steckte. Im Siebenjährigen Krieg waren die Brüder Hönig Armeelieferanten für Lebensmittel und Tabak. Dafür erhielten sie 1761 das vererbbare Privileg, Häuser in allen Städten Böhmens, Mährens und Schlesiens für sich und ihre Nachkommen taxfrei zu kaufen. 1773 erhielten sie das alleinige Tabakhandelsprivileg für das Heer.[4541]

Im Jahre 1764 wurden die – ebenfalls unwirtschaftlich gewordenen – Pachtungen des Tabakmonopols in Österreich, Böhmen und Mähren an ein zehngliedriges Konsortium durchwegs untereinander verwandter Juden vergeben.[4542] Von 1765–1784 übernahm der damals noch als „Handels- und Trödeljude“ bezeichnete Löwel Hönig (1770 ist er noch unterzeichnet, 1773 nicht mehr) die Tabakpacht mit seinen Söhnen Israel und Aron Moises als Hauptpächter (er nahm 20 Subpächter auf) und führte den Tabakbau wieder zu wirtschaftlicher Blüte. Die jährliche Pachtsumme betrug 900.000 Gulden, eine Kaution von 100.060 Gulden musste dafür erlegt werden, weiters mussten vom Ertrag 300 Dukaten für mittellose Kinder jährlich gestiftet werden. Nach den ersten vier Pachtjahren waren zusätzlich 25 Prozent des Gewinnes an den Staat abzuliefern. Die Familie Hönig kämpfte gegen den Schwarzhandel an und reformierte das Tabakverschleißsystem. Nach Ablauf des ersten, zehnjährigen Kontraktes wandten sich fünf der sehr reich gewordenen Teilhaber, die Brüder Hönig aus Kuttenplan, nach Wien und gründeten dort Handelsfirmen.

Vier Söhne Löwels wurden Großhändler in Wien: Leopold (1751–1783) und Adam Albert (1745–1811) wurden beide 1781 katholisch, um die damals für Juden noch nicht erreichbare Großhandelsgenehmigung zu erhalten. Der jüdisch verbliebene Israel erlangte in Folge des Toleranzpatentes 1782 die Großhandelsgenehmigung (er besaß ab 1773 das Stadt-Fischerhaus in der Breunerstraße) und Aron Moises (1730–1787), der Großhändler, Wachsfabrikant (seit 1776) und Zollgefälleregisseur war. Für die Erlangung der Großhandelsfreiheit war nicht nur eine spezielle Genehmigung notwendig, sondern auch der Erlag einer Kaution, die in diesen Jahren zwischen 30.000 und 40.000 Gulden betrug. Adam Albert – der sich 1761/62 im Siebenjährigen Krieg als Armeelieferant durch besondere Tapferkeit ausgezeichnet hatte – erhöhte freiwillig diese Einlage für sich und seinen Bruder Leopold. Alle Söhne Löwels wurden, wie in ihren Kreisen üblich, bereits sehr jung (um das 14. Lebensjahr) und meist mit Teilverantwortlichkeiten in die Geschäfte einbezogen.[4543]

Drei der Brüder Hönig (Leopold, Adam Albert und Aron Moises) ließen sich katholisch taufen[4544], drei erlangten Adelstitel: 1784/1807 Adam Albert Hönig Ritter von Henikstein, Aron Moises Hönig erlebte das von ihm angesuchte und 1791 an seinen Sohn verliehene Adelsprädikat „von Hönigshof“ nicht mehr, Israel Hönig (1724–1808) wurde 1789 als erster Jude in Österreich vererbbar geadelt als „Edler von Hönigsberg“.[4545]

Die Brüder Israel und Adam Albert übernahmen auch Teilpachtungen des Tabakmonopols und waren am Salzmonopol beteiligt. Als 1783 die Tabakeinnahmen beträchtlich gestiegen waren, wollte der Kaiser vor Ablauf des Vertrages den Tabakanbau und -handel völlig verstaatlichen. Israel erhielt den Auftrag, die Mit- und Subpächter zum Ausstieg aus dem Vertrag zu bewegen, was am 9. Dezember 1783 erfolgte. Israel und Aron Moises wurden für ihre Verdienste um die Errichtung der Tabakregie zum „k.k. N.Ö. Regierungsrath Banco Tabak und Si(e)gel Gefällen Direktor“ ernannt und mit 4.000 Gulden Jahresgehalt ab 24. November 1783 abgefunden – und damit des von ihnen errichteten Großunternehmens entledigt; im Grunde kam das einer Enteignung auf rechtlicher Basis gleich.

In den Adelsakten von Israel wird darauf Bezug genommen: „Im Jahre 1783 bemühte er sich die Gemüther seiner Mitkontrahenten dergestalt zu vereinigen, dass sie sich entschlossen, die Tabakpachtung noch vor Verlaufe der kontraktmäßigen Zeitfrist Unserer höchsten Gesinnung gemäß abzutreten, den ihnen zugestandenen weiteren namhaften Gewinn zu entsagen, und solchen Unserem Aerarium zu überlassen; seitdem wird auch die Gefällemanipulation nach dem von ihm entworfenen, und vorgelegten Plan mit gedeihlicher Wirkung fortgeführt; bei aller vorbesagten Handlungen aber hat er Israel Hönig in unversehrter Treue, unlangbarer Uneigennützigkeit und unbegrenzter Dienstbeflissenheit dergestalt sich ausgezeichnet, dass [...]“.[4546]

Israel erlangte auch besondere Verdienste, als er mit dem Regierungsbeamten Baron Schosulan die Reichsgrenze bereiste und das Konzept für die, das Tabakmonopol betreffende Grenzkontrolle und die Steuereinhebung entwarf.[4547]

Diese Entwicklung war im einstigen Museum der Österreichischen Tabakregie, dessen Überreste 2002 in das private Tabakmuseum Oberzeiring übergingen, in einer Art und Weise dargestellt worden, dass die Sammlung nicht nur Dokument der Österreichischen Tabakregie, sondern auch Dokument des österreichischen Antisemitismus des frühen 20. Jahrhunderts war. Trotz der Arbeiten von Hanns Jäger-Sunstenau, Ingrid Mittenzwei und Florian Bernd fand diese Methode des Vergessens auch in neuere Publikationen Eingang.[4548]

Der Urgroßvater des Badearztes: Israel Hönig Edler von Hönigsberg (1724–1808)

Israel Hönig, der Urgroßvater des Badearztes, wurde am 30. Oktober 1724 in Kuttenplan in Böhmen (Chodovo Plana) als Sohn von Löwel Hönig und der Pessl, geb. Lazar, geboren. Von 1737 an studierte er in Prag zwei Jahre an der bekannten Hohen Talmudschule und kam dann 16-jährig (um 1739/40) nach Kuttenplan zurück. In dieser Zeit besuchte er mit seinen Brüdern auf Handelsreisen die großen Messen in Franken und Bayern (wie bereits der Vater) und studierte dabei den Tabakanbau in der Gegend von Fürth in Bayern. Das heißt, auch er wurde bereits als 16-Jähriger mit wesentlichen Aufgaben des Handels betraut.

1742/43 verheiratete er sich mit Catharina Wehle (1721 Wollin–1801 Wien), der Tochter von Nathan Wehle und arbeitete im Handelshaus seines Schwiegervaters in Wollin in Böhmen mit. Dort wurde er mit 18 Jahren von der Grundherrschaft zum Vorsteher der jüdischen Gemeinde ernannt, weil er intelligent und ein erfahrener Händler war.

Israel starb in Wien, in der Weihburggasse Nr. 980, am 19. Jänner 1808, 84 Jahre alt.[4549] Er wurde auf dem Währinger jüdischen Friedhof begraben ebenso wie seine Frau Catharina, die am 13. Februar 1801 im Stadt-Fischerhaus in der Unteren Breunerstraße, damals Wien Innere Stadt Nr. 1191, starb, das ebenfalls ihrem Mann gehörte.

Israel wohnte bereits vor dem Toleranzpatent in der Breunerstraße, der „Inneren Stadt“, einem größtenteils bürgerlichen Wohngebiet, in dem aber immer mehr auch die zweite Gesellschaft ihren Platz fand. Obwohl die Hausbesitzfähigkeit eigentlich an das katholische Religionsbekenntnis gebunden war, scheinen einige Mitglieder der Familie Hönigs in den Hausbesitzlisten auf, was auf die Sonderrechte aus dem Siebenjährigen Krieg – wie oben erwähnt – zurückzuführen ist.[4550]

Israel und Catharina hatten sieben Söhne und eine Tochter: Eduard Enoch (1744 Wollin–1815 Prag), Aron Beer (1749 Prag–1816 Wien, Tabak- und Siegelgefällendirektor), Maximilian Mayer (1754 Kuttenplan–1832 Wien, Großhändler, 1789 einer der Mitbetreiber der jüdischen Gemeinde und des Tempels in der Seitenstettenstraße in Wien), Anna Hanna (1754/55–1816, verehelichte Leibesdorfer), Carl Lazar Israel (1756 Prag–1790 Wien, verheiratet mit Merle Leibesdorfer), Joachim Georg Chajim (1760 Prag–1831 Wien, Großhändler), Ludwig Wolf (1762 Prag–1832 Wien) und Georg Adam Enfel (1766 Prag–1846 Baden, Arzt im Wiener Bürgerspital).[4551] Wie in der Generation seines Vaters beträgt der Abstand zwischen dem ältesten und jüngsten Kind durchschnittlich zwanzig Jahre. Die Geburtsorte der Kinder zeigen, dass Israel spätestens ab 1749 in Prag ansässig war und von dort aus die Tabakplantagen verwaltete.

Nach Jäger-Sunstenau erweiterte sich 1764 Israels berufliche Laufbahn zum Bankteilhaber in Brünn und 1776 gründete er eine Wachskerzenfabrik in Wien und war dabei vom Nachweis einer Lehre (nach der Begründung der Realhandlungs-Akademie in Wien 1770 obligatorisch) ausgenommen (ebenso wie u. a. der spätere Bankier Arnstein(er), ebenfalls einer der 12 Privilegierten), da er bereits in seiner Heimat erfolgreich Großhandel betrieben hatte.[4552] 1782 – im Jahr des Toleranzpatentes für die Juden (13. Oktober 1781: Toleranzpatent für Protestanten und Griechisch-Orthodoxe; 2. Jänner 1782: Toleranzpatent für die Wiener Juden, das auch die Leibmaut und Sondersteuern aufhob[4553]) – erwarb er die Großhandelsfreiheit in Wien.[4554] Diese musste er allerdings bereits ein Jahr später auf seine Söhne übertragen, um „k.k. N.Ö. Regierungsrath Banco Tabak und Sigel Gefällen Direktor“ zu werden, was man heute Vorstand der Tabaksteuerbehörde oder einer Finanzdirektion für diese Wirtschaftssparte nennen könnte. In den Adelsakten wird er sodann ab 1783 als Direktor der „nunmehrigen staatlichen Tabakgefälle-Administration“ (Tabaksteuerverwaltung) und ab 1784 zudem als „Bancalgefälledirector“ (Finanzkammerdirektor) geführt.[4555] Israel ist daher für Mittenzwei der erste jüdische Beamte unter Maria Theresia, da in der Liste der tolerierten Wiener jüdischen Familien aus dem Jahre 1785 noch kein weiterer Beamter aufscheint.[4556]

Nach seiner Erhebung in den Beamtenstand 1785 musste Israel jedoch seinen Großhandel an seine Söhne Joachim und Maximilian übergeben, da sich die Tätigkeiten gesetzlich ausschlossen. Maximilian und Joachim verlegten „600 hiesige Firmen“.[4557]

Israel muss von der Idee der Gleichheit und Gerechtigkeit regelrecht getrieben gewesen sein, sieht man sein weiteres Vorgehen an. Er stellte – mit Hinweis auf das Toleranzpatent – ein Ansuchen um Erhebung in den Adelsstand[4558] und wurde am 2. September 1789 unter Joseph II. als erster nachgewiesener Jude geadelt.[4559] Jäger-Sunstenau schreibt dazu: „Israel Hönig (1724–1808) wurde als der erste ungetaufte Jude in Österreich 1789 mit dem Adel und dem Prädikat ‚Hönigsberg‘ begnadet.“[4560]

Vorausgegangen war diesem Schritt sein Wunsch nach Erwerb der Herrschaft Gut und Schloss Velm unter dem Manhardtsberg[4561](Velm bei Gänserndorf), die mit der Würde eines Sitzes in den Niederösterreichischen Landständen verbunden war. Mit seiner Bitte um „gleichförmige“ Behandlung gelang dieser Schritt, der ihn zum ersten jüdischen Mitglied eines österreichischen Landtages machte. Die Gutsübergabe erfolgte am 19. September 1793; am 24. Jänner 1794 wurde Israel – auf Befehl des Kaisers – tatsächlich in das Gültbuch der Niederösterreichischen Landtafel intabuliert, denn die Landstände (durchwegs alter Erbadel) wollten dem Juden die Aufnahme zuerst verweigern, nur der oberste Kanzler Graf Kolowrat unterstützte ihn dabei.

Das Schloss und Gut Velm war noch bis 1835 in Familienbesitz, dann stand es leer und wurde schließlich 1858 als desolat abgerissen. Ruinenteile des Schlosses sind heute am Ortsrand von Velm in eine Kellergasse integriert. Schloss und Herrschaft müssen wohl zum Zeitpunkt des Verkaufes bereits so heruntergekommen gewesen sein, dass eine Sanierung nicht mehr sinnvoll war, denn Israels hinterlassenes Vermögen zeigt, dass er dazu in der Lage gewesen wäre. Dafür spricht auch, dass das Gut von Israel bei einer Versteigerung erworben worden war. Außerdem wurde beim Kauf kein Fideikommiss vereinbart, so dass das Gut nicht ungeteilt vererbt werden konnte.[4562] Umso mehr steht dieser Schlosskauf und die Eintragung in die Landtafel als Hinweis auf den unbeugsamen Willen Israels, als in jeder Hinsicht gleichwertiger Staatsbürger behandelt zu werden. So forderte er die Erhebung in den Adelsstand für seine Verdienste um den Staat und die Rechte, die auf Grund des Vermögens und des Adelstitels jedem katholischen Bürger selbstverständlich zugestanden wären.

Mit der Nobilitierung verbunden war auch die Verleihung des Adelsprädikates „Edler von Hönigsberg“ und eines Wappens an Israel und seine Nachfahren. Zwischen 1746 und 1918 wurden insgesamt 412 Personen jüdischer Herkunft geadelt.[4563]

Das Wappen zeigt einen viergeteilten Schild, darüber ein silberner Helm, dessen Helmzier ein aufrecht stehender, nach rechts gewandter, goldener Löwe ist, der ein Tabakblatt in der Pranke trägt. Die Felder des Schildes sind jeweils in der Diagonale wiederholt, so dass rechts oben und links unten auf blauem Feld jeweils ein braun-weißer Bär liegt, über welchem sieben bzw. acht goldene Bienen schwirren. Das blaue Feld mit den goldenen Bienen erinnert an das niederösterreichische Wappen mit den fünf goldenen Adlern in blauem Grund. Links oben und rechts unten ist ein diagonal angelegter, rot-weiß-roter Bindenschild zu sehen, in dessen silberweißem Streifen vier grüne Tabakblätter stehen.

Es handelt sich dabei um ein „sprechendes Wappen“, das einerseits auf den Namen Löwel Hönig, den Vater des Adelswerbers, hinweist (wie Doris Baumgartner interpretiert), vielmehr aber auf den Löwen im Wappen Böhmens (stehender, gekrönter, silberner Löwe, nach rechts gewandt, in rotem Grund; Böhmen gehörte seit 1627 zur Donaumonarchie) deutet und damit auf dessen Wirken in und für Böhmen und Niederösterreich (blau-gelbe Wappenviertel), weiters auf seine Treue zu Österreich (Bindenschild). Die vier Tabakblätter beziehen sich auf die „Tabakgefälle des Königreiches Böhmen, Egerland, Mähren, Schlesien und Ob und Unter der Enns“, die Israel mit seinem Vater und seinen Brüdern ab 1765 übernommen hatte. Die Aussage des Wappens ist eindeutig: „Tabak für Österreich durch die Familie Hönig aus Böhmen und Niederösterreich“.

Als Israel 1808 starb, hinterließ er ein riesiges Vermögen, welches er unter seinen – damals noch sieben lebenden – Kindern aufteilte und mit 12.000 Gulden (drei Jahresgehälter als Bancal- und Tabak-Siegel-Gefällendirektor; 1803 etwa betrug der Aufwand für „eine Standesperson“ inklusive Kleidung, Tisch und Equipagen jährlich 464 Gulden[4564]) einen Investmentfonds auf Schloss Velm als „Familien-Armen-Stiftung“ gründete, aus dem an Bedürftige unter seinen Nachkommen zweimal jährlich die vier Prozent Verzinsung ausgeschüttet werden sollten. In der kaiserlichen Anweisung und Beglaubigung für die Niederösterreichische Landesregierung ist zu lesen:

„[...] es habe der verstorbene Israel Edler v[on]. Hönigsberg n[ieder] ö[sterreichische] Regierungsrath, in seinem am 21.ten März 1806 errichtheten, und am 20.ten Jänner 1808 kundgemachten Testamente folgende Anordnung hinterlassen [...]“, dass „zweymahl in jedem Jahre von meinen Erben nach Stimmenmehrheit, nämlich in den Monaten März und September, wo die Feyertäge des neuen Jahres und der Ostern nach dem hebräischen Kalender einzufallen pflegen [...]“, „[...] ohne Unterschied der Religion, und des Geschlechtes nicht zu gleichen Theilen, sondern nach Maßgabe der näheren Verwandtschaft, größeren Dürftigkeit und Würdigkeit von oben benannten Erben, und so fort von deren Nachfolgern und Stimmenmehrheit der einzelnen Stämmen verteilt werden; [...]“[4565]

Diese Textstelle zeigt eine weitgehende Gleichstellung der Geschlechter, der Religionsbekenntnisse und der Altersklassen. Der Verwandtschaftsgrad als Voraussetzung für einen abgestuften Anspruch auf Erbbeteiligung zeigt die Wichtigkeit der Familie im jüdischen System und deren zentrale Positionierung. Familie und familiäre Beziehungen waren – besonders in Zeiten der Unterdrückung – wesentliche Mittel gewesen, um zu leben, um zu überleben und um persönliche und wirtschaftliche Kontakte zu knüpfen. Vor der Folie der Franzosenkriege und der Tatsache, dass die Familie mit der Verstaatlichung des Tabakmonopols ihr Wirtschaftsimperium verloren hatte, wird die Stiftung verständlich, denn dadurch ließ sich der wirtschaftliche Aufstieg aus dem 18. Jahrhundert nicht ins 19. Jahrhundert weiterentwickeln.

Für diese Armenstiftung wurden auch die Verzinsungshöhe und Art der Kapitalausschüttung festgelegt, wonach Bedürftige: „[...] alljährlich durch eine im Monat Dezember den Wiener und Prager Zeitungsblättern auf Kosten der Stiftung einzureichende Kundmachung aufgefordert werden sollen sich bis 1. Feber des folgenden Jahres hinsichtlich der zweymahligen Vertheilung der Stiftungsinteressen mittels mit Verwandtschaft und Armutszeugnissen gehörig belegten Gesuchen [...] sich anzumelden, widrigens sie von der zweymahligen Vertheilung ausgeschloszen davon würden [...]“[4566]

Trotz dieser Stiftung wandte sich 1822 ein Enkel von Israel, Nathan Enoch (1769–1829, Post-Brief-Collecteur in Prag), der zweite Sohn von Eduard Enoch, um finanzielle Unterstützung an seinen Cousin, den Großhändler und Bankier Josef Hönig von Henikstein in Wien. Josef reagierte verneinend mit dem Verweis auf Nathans engere, reiche Familie Hönigsberg. Aus dieser Antwort grundsätzlich ein unfreundliches Verhältnis zwischen den Cousins zu vermuten, wäre falsch, denn damals mussten noch viele Familienangehörige mitversorgt werden. Darin zeigt sich auch das Weiterwirken der Gesetzeslage unter Maria Theresia, unter welcher jeder tolerierte Jude in seinem Hause und für sein Unternehmen Verwandte bei sich beherbergen durfte, die damit ebenfalls Aufenthaltsrecht in der Stadt Wien hatten.[4567]

Der Großvater des Badearztes: Eduard Enoch (1744–1815)

Der älteste Sohn von Israel und Großvater des Badearztes, Eduard Enoch Hönig Edler von Hönigsberg (im weiteren Enoch genannt), war „k.k. Tabak-Siegel-Gefällen-Districtsverleger“ in Böhmisch Leipa und damit ebenfalls kaiserlicher Beamter, der für den staatlichen Tabakhandel und die Steueraufkommen daraus verantwortlich war. Er wurde 1744 in Wollin geboren und starb in Prag am 15. April 1815. Mit seiner Frau, Resel Elbogen (um 1749–22. April 1813 Prag, Tochter des Zewi Hirsch und der Chajerle, geb. Elbogen), hatte er sechs Kinder.

Enoch ist nur ein Jahr jünger als der jüngste Bruder seines Vaters, Adam Albert. Er muss seinen Großvater, Löwel Hönig, auch noch als Erwachsener erlebt haben, da dieser zwischen 1770 und 1773 starb.

Wenn man bedenkt, dass in jüdischen Handelsfamilien Söhne mit dem 14. Lebensjahr ins Geschäft einstiegen und spätestens mit dem 18. Lebensjahr eigenständig unternehmerisch tätig wurden, fällt Enochs Berufskarriere in die jungen Jahre seines Vaters, sie begann um 1760, also noch gut zwanzig Jahre vor dem Toleranzpatent. Enochs Berufschancen waren daher schlechter als jene der jüngeren Brüder, deren beste Berufsjahre mit dem Aufschwung durch das Toleranzpatent zusammenfallen. Enoch muss seinen Vater als Vorsteher der jüdischen Gemeinde und Gründer des Tempels in Wollin erlebt haben und wurde wohl auch dadurch in der mosaischen Religion verankert. Das heißt, Enoch wurde zu einem Zeitpunkt erwachsen, als sein Vater noch jung war und gerade die Tabakpachtungen (1764) übernahm. Er war 32 Jahre, als sein Vater 1776 eine Wachskerzenfabrik in Wien gründete und bereits 37 Jahre alt, als sein Vater 1781 die Großhandelsfreiheit in Wien erlangte. Enochs Titel zeigt, dass er seine Berufskarriere in der Frühzeit der Tabakpachtungen begann und somit offenbar auch von 1783 an in deren beamteten Verwaltungsapparat aufgenommen worden war. Aus heutiger Sicht war er ein Bezirksverleger und Bezirkssteuereinnehmer für das staatliche Tabakmonopol. Damit waren keine Reichtümer zu erzielen und daraus mussten sechs Kinder versorgt werden. Weil Enoch – offenbar ab 1783 – bereits Beamter war, übergab sein Vater auch an die jüngeren Söhne Joachim und Maximilian den Großhandel in Wien.

Der Wohnort Enochs ist aus der Handelsgeschichte der Familie erklärbar, Böhmisch Leipa/Ceska Lipa, eine Bezirksstadt in Nordböhmen, war eine Stadt mit vielen Betriebsansiedlungen und Schwerpunkt des Stoff- und Tabakhandels.

Enoch wurde im Alter zu einem Rabbi und bedeutenden jüdischen Gelehrten an der Talmudschule in Prag. In diesem Sinne führte er die Jugendbestrebungen seines Vaters Israel fort, der Talmudschüler in Prag und dann Vorsteher der jüdischen Gemeinde in Wollin war, wo er auch den Tempel erbaute.

Die Kinder Enochs waren Löw (gest. 1828 Prag, verheiratet mit seiner Cousine Amalie Wehle), Nathan (1769–1829 Prag, verheiratet mit Franziska Liboschitz, Post-Brief-Collector), Moses Moritz (1786–1875 Wien), der Vater des Badearztes), Lazar (Post-Brief-Collecteur in Prag; verheiratet mit Anna Neustadtl, einer Schwester seiner Schwägerin), Maximilian (1788 Prag–1790 Wien) und die Tochter Rosine (geb. 1789 Prag, gest. ledig in Wien).[4568] Diese wenigen und lückenhaft bekannten Lebensdaten der Kinder sind einerseits interessant, weil sich in ihnen Heirats- und Vergesellschaftungsverhalten zeigt. Aus ihnen geht etwa hervor, dass Geschwister immer wieder Geschwister heirateten, dass die Ehepartner immer wieder aus denselben Großfamilien kamen, dass früh geheiratet wurde und Kinder, deren Mütter Ende der 30 oder auch weit über die 40 Jahre alt waren, keine Seltenheit darstellten. Weiters wird daraus ersichtlich, dass Enoch, offenbar im Rang aufgestiegen, die Jahre 1788/89 in Prag verbrachte und schließlich 1789/90, am Höhepunkt der Karriere seines Vaters Israel, nach Wien übersiedelte. Vermutlich wurde er dort, 46-jährig, in den Betrieben der Familie tätig oder übernahm in der Tabak-Verwaltung eine höhere Stelle. Über ihn und seine Kinder sind bisher nur die wenigen, hier angeführten Daten bekannt.

Der Vater des Badearztes: Moses Moritz (1786–1875)

Moses Moritz Hönig Edler von Hönigsberg wurde um 1786 als drittes Kind des Eduard Enoch geboren. Seine Mutter war die geborene Katharina Neustadtl (verst. 24. Juli 1865 Prag; dagegen spricht, dass Katharina im Heiratsbuch der Pfarre Maria Treu 1848 als „begraben all dahier“ geführt wird), aus Neustadtl/Stráz (Bezirk Tachau, Westböhmen), einer Tochter des Salomon Neustadtl und der Marie, geb. Freu(n)d.

Über ihn wissen wir nur, dass er nicht sehr begütert war und zumindest zwischen 1833 und 1848 an der Adresse Prag 55, also in einer Dienstwohnung, wohnte. Er war „Kassakontrollor bzw. Kassaoffizier der k.k. böhmischen jüdischen Steuergefällendirektion in Prag“, also Steuereinnehmer für die jüdische Bevölkerung in Böhmen. Er folgte daher den Spuren seines Vaters und wurde Beamter. Dazu hat er vermutlich bereits eine österreichische Beamtenausbildung erfahren; die dafür vorgesehenen Beamten-Hauptschulen vermittelten im Wesentlichen Ausbildung für den Kanzleidienst.[4569] Moritz verstarb am 21. Februar 1875 in Wien, Schottensteig 1, also auch er zog in der Pension dem Familienzentrum nach.[4570]

Die Mitglieder der Familie Hönig waren sichtlich im Beamtenstab der Tabakregie gut verankert und sie waren offenbar auch weiterhin als loyale, vertrauenswürdige und erfahrene Verbindungsglieder zwischen dem Staat und der jüdischen Bevölkerung, den jüdischen Tabakpächtern und Händlern angesehen, allerdings fand nach Israel ein steter Abstieg in den Funktionen statt.

Moses Moritz hatte zwei Söhne, die beide in Prag studierten: Ludwig Benedikt Johann (1813–1877, Arzt) und Heinrich (1815 Prag–1880 Baden bei Wien, Notar in Prag). Die zwei Töchter verheirateten sich mit Wiener Geschäftsleuten, den aus Mähren stammenden Brüdern Tauber. Marie (1818 Prag–1888 Wien), die Frau von Alfred Tauber, war Kuratorin des Blindeninstitutes – Das Blindeninstitut auf der Hohen Warte wurde von ihrem Onkel, Dr. med. Ludwig August Frä(a)nkel (geb. 1810) zwischen 1842 und 1848 errichtet; Frankel war auch Herausgeber der „Sonntagsblätter“ der ersten österreichischen Kunstzeitschrift.[4571] – und Vorstandsmitglied des Israelitischen Frauenvereins in Wien und Louise (1823 Prag–1894 Gmunden) war die Frau von Josef Salomon Tauber. Soweit heute bekannt ist, hinterließ nur Benedikt Nachkommen.[4572]



[4439] Taufschein-Abschrift aus dem Taufbuch der Pfarre St. Josef zu Margareten, Wien 55, Gau Wien, Kreis 3, Zahl 2228, nach dem Taufbuch von 1848, Folio 26, vom ersten Juni 1813. Taufe anlässlich seiner Konvertierung vom mosaischen zum katholischen Glauben. Privatbesitz U. – Florian Bernd (Die Familien Hönig, Henikstein, Hönigsberg, Hönigshof, „v.“ Bienenfeld, Bienenfeld und Cappe in genealogischer und historischer Betrachtungsweise. Diplomarbeit. Universität Wien 2002, S. 66) nennt den 3. Juni 1813 als Geburtsdatum, mit Bezug auf eine Mitteilung der Israelitischen Kultusgemeinde in Prag im Wiener Stadtarchiv, Karton 6, Mappe Hönig, Nachlass Leon Ruzicka; das Datum ist aber falsch, wie Taufschein und Trauschein zeigen.

[4440] Kaiser Franz Joseph I., österreichischer Kaiser von 1848–1916. Kaiser Wilhelm I., König von Preußen 1861–1888, deutscher Kaiser von 1871–1888. Sie schlossen am 14. August 1865 die „Gasteiner Konvention“, die aber den Ausbruch des Krieges am 19. Juni 1866 nicht verhindern konnte. Der Preußisch-Österreichische Krieg – um die Vorherrschaft im Deutschen Bund – endete mit dem Frieden von Prag (23.8.1866) und der Auflösung des Deutschen Bundes. Helmuth Graf von Moltke (1800–1891) war preußischer Generalfeldmarschall (1871–1891), Otto Graf von Bismarck (1815–1898) deutscher Ministerpräsident und Reichskanzler (1871–1890), Albrecht Graf von Roon (1803–1879) deutscher Kriegs- (1859–1873) und Marineminister (1861–71) und preußischer Generalfeldmarschall (1873), Edwin Freiherr von Manteuffel (1809–1885) war preußischer Generalfeldmarschall (seit 1873) sowie Statthalter in Elsass-Lothringen (1879–1885).

[4441] Durchschlag eines maschinschriftlichen Briefes von Dr. Ferdinand von Arlt „An die Ministerkanzlei des Herrn Reichsministers Rudolf Hess in Berlin“, ohne Datum, zwischen 1939 und März 1940. 6 Seiten, unvollständig erhalten. Privatbesitz A. – Arlt begann, mit den Dokumentkopien, die sein Bruder Benno zwischen 1831 und 1841 recherchierte und sammelte – eine erste Familiengeschichte der Hönig-Familie. Der Brief zeigt an mehreren Stellen, dass Arlt sowie sein Schwiegersohn von den Nazis attackiert wurden und Arlt anfänglich wohl eine Anpassung an das Regime versucht hatte.

[4442] Doch erst die Entdeckung der Radioaktivität durch Marie Curie (1898) kam dem Grund der Heilwirkung des radonhältigen Wassers auf die Spur. Erst 1936 wurde ein Forschungsinstitut in Gastein begründet, das die „näheren Zusammenhänge physikalisch-chemischer Naturkräfte“ erforschen sollte. – o. A.: Eine Stätte wissenschaftlicher Forschung in Badgastein. In: Badgasteiner Badeblatt. Nr. 15. 27. Juni 1936, S. 27.

[4443] Folgende Arbeiten liegen diesem Beitrag zugrunde, soweit nicht anders angegeben: Jäger-Sunstenau, Hanns: Die geadelten Judenfamilien im vormärzlichen Wien. Phil.-Diss. Universität Wien 1950, S. 20, S. 38, S. 46, S. 48, S. 71, S. 88, S. 97, S. 100f., S. 136, S. 190f., hier S. 38 und S. 136. – Vgl. Gold, Hugo: Geschichte der Juden in Wien. Ein Gedenkbuch. Tel Aviv 1966, S. 30–32 und S. 26f. – Bernd, Florian: Die Familien Hönig, Henikstein, Hönigsberg, Hönigshof, „v.“ Bienenfeld, Bienenfeld und Cappe in genealogischer und historischer Betrachtungsweise. Diplomarbeit. Universität Wien 2002. – Baumgartner, Doris: Auf den Spuren der fast vergessenen Familien Hönigsberg und Arlt. Hausarbeit an der Universität Linz 2002.

[4444] Herzlich zu danken für die Recherche in den nicht öffentlich zugänglichen Beständen des Badgasteiner Museums ist Herrn Dr. Laurenz Krisch und für die Durchsicht der Bestände des Archivs Bad Hofgastein Herrn Horst Wierer.

[4445] Marie von Arlt, geb. von Hönigsberg: Jugenderinnerungen einer alten Gasteinerin. Teil 1 und 2. Wiederabdruck. In: Badgasteiner Badeblatt. Juni 1955; Der Text stammt vermutlich aus der Zeit zwischen 1905 und 1910. Eine Seitenzählung ist nur schwer möglich, da mir eine Ausschnittsammlung von aneinander geklebten Zeitungsrubriken zur Verfügung steht, die mir Herr Horst Wierer, Archiv Bad Hofgastein, freundlich überlassen hat. Auch Herrn Alfred Höck ist für die Hilfe bei der Literatursuche herzlich zu danken.

[4446] Bernd, Florian: Die Familien Hönig, Henikstein, Hönigsberg, Hönigshof, „v.“ Bienenfeld, Bienenfeld und Cappe in genealogischer und historischer Betrachtungsweise. Diplomarbeit. Universität Wien 2002, S. 66: laut Mitteilung der Israelitischen Kultusgemeinde in Prag vom 13. Februar 1927 an Margarethe Tauber im Wiener Stadtarchiv und Karton 6 Mappe Hönig im Nachlass Leon Ruzicka. – Vgl.: Abschrift von 1941 aus dem Taufbuch der Pfarre St. Josef zu Margareten, Wien 55, Gau Wien, Kreis 3, Zahl 2228, nach dem Taufbuch von 1848, Folio 26, vom ersten Juni 1813. Privatbesitz U. (der 3. Juni 1813, bei Bernd angeführt, ist offenbar ein Abschriftfehler!).

[4447] Bernd, Florian: Die Familien Hönig, Henikstein, Hönigsberg, Hönigshof, „v.“ Bienenfeld, Bienenfeld und Cappe in genealogischer und historischer Betrachtungsweise. Diplomarbeit. Universität Wien 2002, S. 85.

[4448] Margarete Hönigsberg (1871–1942), verheiratete Hilfinger, promovierte am 24. Dezember 1903 in Wien.

[4449] Zitiert nach Baumgartner, Doris: Auf den Spuren der fast vergessenen Familien Hönigsberg und Arlt. Hausarbeit an der Universität Linz 2002, S. 13f.: dort zitiert: Gold, Hugo: Geschichte der Juden in Wien. Ein Gedenkbuch. Tel Aviv 1966, S. 26. und Heindl, Waltraud; Martina Tichy: „Durch Erkenntnis zu Freiheit und Glück ...“. Frauen an der Universität Wien (ab 1897). 1. Aufl. Wien 1990, S. 10.

[4450] Matriken der Karls-Universität Prag, verzeichnet sind in diesen Journalen die „Namen der Akademiker“, Herkunft, „Namen und Stand der Eltern“, Studienfächer und Noten, Art der Aufnahme: „Stipendist, Stiftling, Befreyter, Zahlender“. Frau Mag. Doris Baumgartner ist für die große Unterstützung herzlich zu danken, ihre Arbeit hat diesen Beitrag ganz wesentlich inspiriert, sie hat durch ihre Recherchen viele bisher unbekannte Quellenbereiche gefunden und mir freundlich zur Verfügung gestellt.

[4451] Baumgartner, Doris: Auf den Spuren der fast vergessenen Familien Hönigsberg und Arlt. Hausarbeit an der Universität Linz 2002.

[4452] Wyklicky, Helmut: Das Josephinum. Biographie eines Hauses. Die medicinisch-chirurgische Josephs-Akademie seit 1785. Das Institut für Geschichte der Medizin seit 1920. Wien–München: Brandstätter 1985, S. 106.

[4453] Matriken der Karls-Universität Prag.

[4454] Ferdinand von Arlt: Meine Erlebnisse. Wiesbaden 1887, S. 25–26: zitiert nach Krogmann, Franz: Ignaz Gulz. Doktor der Medizin und Chirurgie. Magister der Augenheilkunde. Thüngersheim: Eigenverlag des Autors 1996, S. 31. – Die Original-Handschrift befindet sich am Institut für Geschichte der Medizin in Wien; das Manuskript zu dieser „Meine Erlebnisse. Begonnen am 26. März 1870. Für meine Kinder“ Handschrift privat Francis Kay Mills, USA. Mrs. Francis Mills, eine Urenkelin des Badearztes, hat aufs Großzügigste diese Arbeit mit Materialien aus ihrer reichhaltigen Privatsammlung unterstützt. Dafür ist ihr herzlichst zu danken!

[4455] Matriken der Karls-Universität Prag. Nach den vorliegenden Kopien der alphabetisch geführten Seiten zu den genannten Personen war ein Großteil der Studierenden von den Studiengebühren befreit. – Diese Matriken hat Doris Baumgartner an der Universität Prag besorgt und mir zur Verfügung gestellt.

[4456] Bernd, Florian: Die Familien Hönig, Henikstein, Hönigsberg, Hönigshof, „v.“ Bienenfeld, Bienenfeld und Cappe in genealogischer und historischer Betrachtungsweise. Diplomarbeit. Universität Wien 2002, S. 39f: Bernd nennt eine Promotion in Wien 1841, das wurde von Doris Baumgartner widerlegt, die die Dissertation von 1841 in Prag auffand.

[4457] Krogmann, Franz: Ignaz Gulz. Doktor der Medizin und Chirurgie. Magister der Augenheilkunde. Thüngersheim: Eigenverlag des Autors 1996, S. 94. – Benedikts Tochter Marie heiratete den Sohn des Dr. Ferdinand von Arlt, dem Entdecker u. a. der Kurzsichtigkeit und erbitterten Rivalen Eduard Jägers von Jaxthal (Sohn des Friedrich). Der Enkel Benedikts, Ferdinand von Arlt, verheiratete sich mit der Enkelin dieses Dr. Friedrich Jäger von Jaxthal und damit Urenkelin von Georg Josef Beer, dem Begründer des Faches Ophthalmologie sowie der Ersten Wiener Universitätsaugenklinik im Jahre 1812. Ferdinand von Arlt und Friedrich Jäger waren Schüler Beers.

[4458] Bernd, Florian: Die Familien Hönig, Henikstein, Hönigsberg, Hönigshof, „v.“ Bienenfeld, Bienenfeld und Cappe in genealogischer und historischer Betrachtungsweise. Diplomarbeit. Universität Wien 2002, S. 66: Trauungsbuch Wien-Piaristen „Maria Treu“ Tom. vom Juni 1840–Dezember 1848, fol. 196. – 1848: Taufschein von Benedikt Hönig: Abschrift aus dem Taufbuch der Pfarre St. Josef zu Margareten, Wien 55, Gau Wien, Kreis 3, Zahl 2228, nach dem Taufbuch von 1848, Folio 26, vom ersten Juni 1813. beide Privatbesitz U.

[4459] Kopie aus dem Taufbuch der Pfarre Margarethen vom 6. Juni 1941, Buch 1848, Folio 26, Nr. 129, vom 17. Februar 1848. Privatbesitz U.

[4460] U. a. Israels Neffe, Leonhard Hönig von Hönigshof, Sohn des Aron Moises, heiratete Antonia Baruch von Bartenstein; Israels zweitältester Sohn Aron Beer (1749–1816) heiratete Ernestine Esther Baruch, später Bartenstein; deren Tochter Clara Anna verheiratete sich 1801 mit Dr. Salomon Liboschitz, dem Leibarzt der russischen Gesandtschaft, was auf Benedikts russische Patienten Einluss gehabt haben könnte; zitiert nach Bernd, Florian: Die Familien Hönig, Henikstein, Hönigsberg, Hönigshof, „v.“ Bienenfeld, Bienenfeld und Cappe in genealogischer und historischer Betrachtungsweise. Diplomarbeit. Universität Wien 2002, Genealogische Tafeln im Anhang sowie S. 70. – Mit Baruch war Benedikts Großonkel Josef Hönig von Henikstein zu Ende des 18. Jahrhunderts in derselben Freimaurerloge zur „Gekrönten Hoffnung“.

[4461] Gold, Hugo: Geschichte der Juden in Wien. Ein Gedenkbuch. Tel Aviv 1966, S. 35.

[4462] Die Trauzeugen Benedikts waren: Dr. Josef Alt, Spitalsdirektor, Wieden 371 und Johann Baruch, Bezirksdirektor des Wiedner Krankenhauses, Stadt Nr. 1045. Kopie aus dem Trauungsbuch der Pfarre Maria Treu, vom 3. Juni 1848, ausgestellt am 19. Juni 1848. – vgl. Bernd, Florian: Die Familien Hönig, Henikstein, Hönigsberg, Hönigshof, „v.“ Bienenfeld, Bienenfeld und Cappe in genealogischer und historischer Betrachtungsweise. Diplomarbeit. Universität Wien 2002, S. 66: Trauungsbuch Wien-Piaristen „Maria Treu“ Tom. Vom Juni 1840–Dezember 1848, fol. 196.

[4463] 1812, Trauungsschein des Pfarramtes Unsere Liebe Frau bei den Schotten, Trauungsbuch Tom 41, Fol. 188 vom 20. August 1812. Abschrift vom 10. Februar 1941. – 1813, Taufschein der Amalia Karolina Schmallwasser, Pfarre St. Stefan Wien, Tom 106, Fol. 58, Abschrift vom 29. März 1938. Privatbesitz U. – Das bei Florian Bernd (Die Familien Hönig, Henikstein, Hönigsberg, Hönigshof, „v.“ Bienenfeld, Bienenfeld und Cappe in genealogischer und historischer Betrachtungsweise. Diplomarbeit. Universität Wien 2002, S. 66) angegebene Geburtsdatum 15. Mai 1811 ist nicht richtig!

[4464] Trauungsbuch Wien-Piaristen „Maria Treu“ Tom. vom Juni 1840–Dezember 1848, fol. 196. – Abschrift des Geburts- und Taufscheines der Pfarre St. Stefan in Wien, Zahl 539 vom 27.3.1938: aus Taufbuch Tomus 115, Folio 132 vom 28. März 1849. Privatbesitz U.

[4465] Der Kaufmann Ludwig Zeller (Firma Zeller und Kremplin) lebte von 1867–72; seine Ausbildung absolvierte er in Leipzig in Bank- und Handelshäusern; Vater des Salzburger Bürgermeisters Gustav Zeller (1850 Judengasse 5–1902). (Nachruf auf Gustav Zeller, 1850–1902. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. Bd. 42. 1902, S. 202–207.) – Anton Triendl: 20. April 1820 Salzburg – 13. August 1882 Salzburg; Sohn des Anton Triendl, Handelsmann. Ausbildung als Kaufmann in Verona und Wien. Führte bis zum 26. Oktober 1872 (Firmenlöschung) das Großhandelshaus Sigmund Haffner in Salzburg. (In: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. Bd. 22. 1882, S. 44 und S. 256: Liste der verstorbenen Mitglieder.) – Karl Straubinger war kaiserlicher Rat und Bürgermeister von Badgastein, er starb 1924, 70 Jahre alt. Mitglied der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde (MGSLK) seit 1888. („Mit der Geschichte der Entwicklung Badgasteins zu einem modernen Kurort bleibt sein Name stets verbunden (1888).“ In: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. Bd. 65. 1925, S. 220: Liste der verstorbenen Mitglieder.)

[4466] Geburts- und Taufschein der Ilse von Arlt, Kopie: Kronland Niederösterreich, Pfarramt Pötzleinsdorf, vom 7. Juni 1876, Tomus II, Folio 172. Privatbesitz U.

[4467] Sterbe- oder Gedenkbild in Privatbesitz von Francis Kay Mills, USA. Es ist Ersatz für nicht erreichbare, weil nicht mehr um den Friedhof angesiedelte Gräber, die Abbildung des Grabes darauf ist vermutlich fiktiv.

[4468] Bernd, Florian: Die Familien Hönig, Henikstein, Hönigsberg, Hönigshof, „v.“ Bienenfeld, Bienenfeld und Cappe in genealogischer und historischer Betrachtungsweise. Diplomarbeit. Universität Wien 2002.

[4469] Adler, Hans: Professor Ferdinand Ritter von Arlt. Ein Erinnerungsblatt. 1887 Ergänzung (1914), S. 21 [teilweise]–S. 24 [teilweise]: Abschrift daraus für Doris Baumgartner 2003 angefertigt vom Besitzer: Frank Kogelmann, Kirchgasse 6, D-97291 Thüngersheim. Der Schreiber der Zeilen war Jugendfreund und Fachkollege von Ferdinand von Arlt, wohnte zu Jugendzeiten in Neustift am Walde-Neuwaldegg.

[4470] Doctoren-Collegium der Wiener medizinischen Fakultät (Hg.): Verzeichnis des sämtlichen zur Ausübung seiner Kunst in Wien berechtigten Sanität-Personals. Wien: k.k. Hof- und Staatsdruckerei 1850, S. 134. (Privatbesitz Francis Kay Mills, USA): mit der Adresse Weihburggasse 925, an der er auch 1877 verstarb. (Sein Urgroßvater verstarb 1808 in der Weihburggasse 980, sein Enkel starb 1946 in der Weihburggasse 15; Einantwortungsurkunde zum Nachlass, Bezirksgericht Wien I., vom 26. Juli 1947, Privatbesitz U.).

[4471] Parte vom 10. Dezember 1877. Privatbesitz Francis Kay Mills, USA.

[4472] Ing. Fritz Hönig-Hönigsberg: „Untersuchungen der Beanspruchungsverhältnisse von den Bändern der Rollenbandführung ‚System Pirkl‘ im Dauerbetrieb“. Diss. Leoben 1930, Inv.-Nr. 6480. – ders.: Grundgesetze der Zerkleinerung. Habilitationsschrift. Graz und Leoben 1936. – Er erhielt am 24. Jänner 1964 als pensionierter, langjähriger Forschungsleiter der „Veitscher Magnesitwerke-Actiengesellschaft“ das Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. – Hochschul- und Personalnachrichten. In: Berg- und Hüttenmännische Monatshefte 1. 1964, S. 60; Frau Hofrätin Dr. Lieselotte Jontes ist herzlich für die Recherche zu danken. – Erich Hönigsberg: In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950. Bd. 2. Lfg. 9, S. 362.

[4473] Marie von Arlt, geb. von Hönigsberg: Jugenderinnerungen einer alten Gasteinerin. Teil 1 und 2. Wiederabdruck. In: Badgasteiner Badeblatt. Juni 1955, S. 6.

[4474] Ludwig Benedikt Johann Nepomuk, geb. 1813; Heinrich (1815–(???) in Baden bei Wien, begraben am Wiener Zentralfriedhof, ledig) war Notar in Prag; die Schwestern waren mit Brüdern verheiratet: Marie heiratete 1844 (1818 Prag–1888 Wien, begraben am Döblinger Friedhof, Kuratorin des Blindeninstitutes und des Israelitischen Frauenvereins) Alfred Tauber und Louise war ab 1849 (1823 Prag–1894 Gmunden) „israelitisch verheiratet“ mit Josef Salomon Tauber. Marie lebte mit ihrem Mann 1879 in Wien 1, Bäckerstraße 1 oder 4. In: Bernd, Florian: Die Familien Hönig, Henikstein, Hönigsberg, Hönigshof, „v.“ Bienenfeld, Bienenfeld und Cappe in genealogischer und historischer Betrachtungsweise. Diplomarbeit. Universität Wien 2002, S. 70: Totenbeschauprotokoll der Stadt Wien des Josef Salomon Tauber vom 9. Jänner 1879.

[4475] Marie v. Arlt: Die Makartzeit in Wien. (Eine Erinnerung). Zwischen 1906 und 1912 geschrieben. Verfasserin: Frau Marie v. Arlt, Wien VI., Mariahilferstraße 33. Manuskript, 5 Seiten. Privatbesitz Francis Kay Mills, USA.

[4476] Hinterlassene Manuskripte der Marie von Arlt, geb. Hönigsberg. Privatbesitz Francis Kay Mills, USA.

[4478] Pater Tassilo Lehner: Badereise von Kremsmünster nach Wildbad Gastein im 17. Jahrhunderte. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. XXXVII/II. 1897, S. 1–21.

[4479] Marie von Arlt, geb. von Hönigsberg: Jugenderinnerungen einer alten Gasteinerin. Teil 1 und 2. Wiederabdruck. In: Badgasteiner Badeblatt. Juni 1955: Der Text stammt vermutlich aus der Zeit zwischen 1905 und 1910. Eine Seitenzählung ist nur schwer möglich, da mir eine Ausschnittsammlung von aneinander geklebten Zeitungsrubriken zur Verfügung steht, die mir Herr Horst Wierer, Archiv Bad Hofgastein, freundlich überlassen hat. Auch Herrn Alfred Höck ist für die Hilfe bei der Literatursuche herzlich zu danken.

[4480] In: Zimburg, Heinrich von: Kaiser Franzens Reisen nach Gastein. In Bad Gasteiner Badeblatt, 1. Teil Nr. 9, 1. 6. 1955, S. 85–88, 2. Teil, Nr. 10, 5.6.1955, S. 88–97.

[4481] Zimburg, Heinrich: Vom Heimatmuseum in Badgastein. Sonderabdruck aus: Badgasteiner Badeblatt. Nr. 29 und 30. 1970, S. 16f.

[4482] Zimburg, Heinrich: Ein halbes Jahrtausend Kurort Badgastein. In: Badgasteiner Badeblatt mit amtlicher Kurliste u. dem Musikprogramm der Kurzkonzerte. 1436–1936. Festnummer anlässlich der 500-Jahrfeier Badgasteins. Nr. 15, Sonntag 27. Juni 1936, S. 72f. – Lux, Joseph August: Grillparzers Abschied von Gastein. In: Badgasteiner Badeblatt mit amtlicher Kurliste u. dem Musikprogramm der Kurzkonzerte. 1436–1936. Festnummer anlässlich der 500-Jahrfeier Badgasteins. Nr. 15, Sonntag 27. Juni 1936, S. 73f. – Die Festfolge nennt die Eröffnung des neu gegründeten Forschungsinstitutes.

[4483] Mikoletzky, Juliane: Zur Sozialgeschichte des österreichischen Kurorts im 19. Jahrhundert. Kurlisten und Kurtaxordnungen als sozialhistorische Quelle. In: MIOG 99. Wien 1991, S. 393–433. – Zimburg, Heinrich von: 475 Jahre Badehospiz Badgastein. Sonderdruck aus: Badgasteiner Badeblatt. Nr. 8–11 als Sonderband von 1964.

[4484] Zimburg, Heinrich von: Gasteins Badeärzte in früher Zeit (bis 1918). In: Bad Gasteiner Badeblatt, Teil 1, Nr. 12, 12. Juni 1955, S. 119–123, Teil 2, Nr. 13, 15. Juni 1955, S. 134–136, Teil 3, Nr. 14, 19. Juni 1955, S. 145–149; besonders S. 122f und 153f.

[4485] Neben medizinischen Arbeiten über Typhus und Cholera erschien von Benedikt Hönig: „Über den inneren Gebrauch der Gasteiner Thermen“. 2. Aufl. 1872. Weitere Aufl. 1884. o. O. o. J. – Sowie mehrere Bücher über Gastein u. a.: „Führer von Bad Gastein, für Kurgäste ein wertvoller Behelf“. Salzburg zw. 1856 und 1873 mehrfach aufgelegt. – Jährlich erschien von ihm ein in Buchform über Gastein verfasster Badebericht an das Ministerium, erhalten ist jener von 1856: Wildbad Gastein im Jahre 1856. Wien: Gerold 1857; z. B. 1863 an Kaiser Franz Joseph I. überreicht, wofür ihm Franz Joseph eine Brillantnadel schenkte.

[4486] Dr. B. von Hönigsberg, kaiserl. Rath: Gastein. Ein Führer für Curgäste und Reisende. Nebst einer Uebersichts- und Reisekarte von Gastein und Umgebung von Fr. Keil Salzburg 1864. Mayrische Buchhandlung, Vorsatzblatt. 3. Auflage, bearbeitet von Eduard Schider. Salzburg 1878. – Darin auch ein Verweis auf eine weitere Veröffentlichung: „Für Curgäste von Gastein von Dr. B. v. Hönigsberg“. Mayrische Buchhandlung. 8. Auflage, gebunden um 80 Normalkreuzer, zuvor: ders.: Für Curgäste von Gastein. Wien: Schweiger 1862.

[4487] Dr. B. von Hönigsberg, kaiserl. Rath: Gastein. Ein Führer für Curgäste und Reisende. Nebst einer Uebersichts- und Reisekarte von Gastein und Umgebung von Fr. Keil Salzburg 1864. Mayrische Buchhandlung, Vorsatzblatt. 3. Auflage, bearbeitet von Eduard Schider. Salzburg 1878, S. 4–5 und S. 10–12.

[4488] Dr. E. Bunzel, Badearzt: Wildbad Gastein. Nach den neuesten Hilfsquellen bearbeitet. 7. verbesserte und vermehrte Aufl. Wien und Leipzig: Wilhelm Braumüller 1894, S. 37ff. und S. 78ff. – vgl.: Zimburg, Heinrich: Das Badeschloß in Badgastein. Sonderabdruck aus: Badgasteiner Badeblatt. Nr. 20–22. St. Johann 1962, S. 1–34, bes. S. 15–19. – Vgl. Dr. A. Wassing: Wildbad Gastein und sein Badeschloß. Gastein 1894.

[4489] Mittenzwei, Ingrid. Zwischen Gestern und Morgen. Wiens frühe Bourgeoisie an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Wien–Köln–Weimar 1998. – Rossbacher, Karlheinz: Literatur und Bürgertum. Fünf Wiener jüdische Familien von der liberalen Ära zum Fin de Siècle. Wien 2003.

[4490] Vgl. Jäger-Sunstenau, Hanns. Die geadelten Judenfamilien im vormärzlichen Wien. Diss. Wien 1950. – Bernd, Florian: Die Familien Hönig, Henikstein, Hönigsberg, Hönigshof, „v.“ Bienenfeld, Bienenfeld und Cappe in genealogischer und historischer Betrachtungsweise. Diplomarbeit. Universität Wien 2002. Adam Albert Hönig von Heniksteins (1845–1818) ältester Sohn Josef (1768–1838) wurde Direktor der Nationalbank, dessen Sohn Wilhelm (1800–1876) Direktor der Donauversicherung, dessen Sohn Alfred (1810–1882) Generalstabschef Benedeks bei Königgrätz. Siehe: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben in 56 Bänden von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. München 1976–1971, Band 8, S. 524 .

[4491] Hochwarter, Franz: Die Tauernbahn. St. Johann 2003: www.hochwarter.at [Anm. der Redaktion: Die Adresse ist nicht mehr erreichbar, Stand: 2019]

[4492] Durchschlag eines maschinschriftlichen Briefes von Dr. Ferdinand von Arlt „An die Ministerkanzlei des Herrn Reichsministers Rudolf Hess in Berlin“, ohne Datum, zwischen 1939 und März 1940. 6 Seiten, unvollständig erhalten. Privatbesitz A.

[4493] Pater Tassilo Lehner: Badereise von Kremsmünster nach Wildbad Gastein im 17. Jahrhunderte. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. XXXVII/II. 1897, S. 1–21, spez. S. 12f.

[4494] Pater Tassilo Lehner: Badereise von Kremsmünster nach Wildbad Gastein im 17. Jahrhunderte. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. XXXVII/II. 1897, S. 1–21, spez. S. 12f.

[4495] Kriechbaum, Robert: Suppenwürfel, Silberspiegel, Kunstdünger. Zum 200. Geburtstag des Chemikers Justus von Liebig (1803–1873). In: „Salzburger Nachrichten“, Beilage Lebens-Art: Porträt, Samstag 17. Mai 2003, S. II. – Heilenz, Siegfried: „Das Liebig-Museum in Gießen – Führer durch das Museum und ein Liebig-Porträt, aktuell kommentiert“. Verlag der Ferber’schen Universitätsbuchhandlung Gießen. 2. Aufl. 1988. Vgl.: www.liebig-museum.de – Deutsche Biographie. Bayerische Staatsbibliothek. Digitales Register: https://www.deutsche-biographie.de/

[4496] Abschriften im Heimatmuseum Badgastein. Herrn Dr. Laurenz Krisch, Heimatmuseum Badgastein, ist für seine freundliche Recherche und Unterstützung herzlich zu danken. – Die im Brief 3 angesprochenen „Bilderbögen“ könnten „Liebig’s Bilderbögen“ sein, die stückweise den „Liebig’s Fleischextrakt“-Packungen beilagen; ein Bilderbogen zur Zauberflöte ist in der Musikaliensammlung im Museum Mannheim erhalten.

[4497] Dass Hönigsberg im Jahre 1856 in Wien einen Christbaum besaß, ist keine Seltenheit, denn der Christbaum hat in den 1830er-Jahren das gesamte Bürgertum Wiens erobert. Für Gastein ist diese Nachricht nicht von Bedeutung, da die Bevölkerung davon ja keine Kenntnis erhielt. – Die offiziellen Saisonberichte an das Ministerium, deren Inhalte bereits auf die Gasteinführer Hönigsbergs vorausweisen, erschienen ab 1857. Hönigsbergs Charakter kommt u. a. im Hinweis zum Tragen, dass er die Einnahmen aus seinen Veröffentlichungen dem Krankenhaus zur Verfügung stellen wolle.

[4498] Zimburg, Heinrich von: Gasteins Badeärzte in früher Zeit (bis 1918). In: Bad Gasteiner Badeblatt, Teil 2, Nr. 13, 15. Juni 1955, S. 134–136, bes. S. 135f. – Vgl. Bernd, Florian: Die Familien Hönig, Henikstein, Hönigsberg, Hönigshof, „v.“ Bienenfeld, Bienenfeld und Cappe in genealogischer und historischer Betrachtungsweise. Diplomarbeit. Universität Wien 2002, S. 39f.

[4499] Dr. E. Bunzel, Badearzt: Wildbad Gastein. Nach den neuesten Hilfsquellen bearbeitet. 7. verbesserte und vermehrte Aufl. Wien und Leipzig: Wilhelm Braumüller 1894, S. 78–79.

[4500] Müller, Karl: Literatur und Kultur des Judentums in der Literaturwissenschaft der Zweiten Republik. Manuskript. Salzburg 2002, ohne S. – vgl. dazu: ders.: Zäsuren ohne Folgen. Das lange Leben der literarischen Antimoderne Österreichs seit den 30er Jahren. Salzburg 1997. – ders.: Karl Heinrich Waggerl. Eine Biographie. Salzburg 1997.

[4501] Zimburg, Heinrich von: Gasteins Badeärzte in früher Zeit (bis 1918). In: Bad Gasteiner Badeblatt, Teil 3, Nr. 14, 19. Juni 1955, S. 145–149; S. 146f.

[4502] Spiel, Hilde: Fanny von Arnstein oder die Emanzipation. Frankfurt 1962, S. 179: zitiert nach: Rossbacher, Karlheinz: Literatur und Bürgertum. Fünf Wiener jüdische Familien von der liberalen Ära zum Fin de Siècle. Wien 2003, S. 100.

[4503] Marie von Arlt, geb. von Hönigsberg: Jugenderinnerungen einer alten Gasteinerin. Teil 1 und 2. Wiederabdruck. In: Badgasteiner Badeblatt. Juni 1955, S. 21 und S. 10.

[4504] Abschrift des Geburts- und Taufscheines der Pfarre St. Stefan in Wien, Zahl 539 vom 27. März 1938: aus Taufbuch Tomus 115, Folio 132 vom 28. März 1849, Privatbesitz U.: sie wurde in der Weihburggasse 923 geboren. Begraben am Wiener Zentralfriedhof im Familiengrab. Zur Zeit ihres Todes wohnte sie in der Mariahilferstraße 33. – Bernd, Florian: Die Familien Hönig, Henikstein, Hönigsberg, Hönigshof, „v.“ Bienenfeld, Bienenfeld und Cappe in genealogischer und historischer Betrachtungsweise. Diplomarbeit. Universität Wien 2002, S. 68: Taufbuch St. Stefan, fol.132/1849; S. 68: Original Parte Sammlung „Adler“, „Marie Arlt geb. v. Hönigsberg“; S. 69: Brünner Genealogisches Taschenbuch. Jg. 18. Brünn 1893, S. 14f.; S. 69: Österr. Ritterstand in Wien am 27. Oktober 1870 für Dr. med. et chir. Ferdinand 1, o. Professor für Augenheilkunde an der Univ. Wien, als Ritter der Eisernen Krone Orden 3. Klasse.

[4505] Karl Straubinger war kaiserlicher Rat und Bürgermeister von Badgastein, er starb 1924, 70 Jahre alt. Mitglied der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde (MGSLK) seit 1888. „Mit der Geschichte der Entwicklung Badgasteins zu einem modernen Kurort bleibt sein Name stets verbunden. (1888)“ In: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. Bd. 65. 1925, S. 220: Liste der verstorbenen Mitglieder.

[4506] Adler, Hans: Professor Ferdinand Ritter von Arlt. Ein Erinnerungsblatt gewidmet von Hans Adler. Wien 1887. Ergänzung (1914), S. 21 [teilweise]–S. 24 [teilweise]: Abschrift daraus für Doris Baumgartner 2003 angefertigt vom Besitzer: Frank Kogelmann, Kirchgasse 6, D-97291 Thüngersheim.

[4507] Univ.-Prof. Dr. Ferdinand Ritter von Arlt (1. des Namens: 1812 Obergraupen–1887 Wien) heiratete die Tochter Marie seines Förderers, des Leitmeritzer Kreisarztes Dr. Dittrich; Univ.-Prof. Dr. Friedrich Jäger von Jaxthal (1784 Kirchberg an der Jagst–1871 Wien) heiratete die Tochter Therese seines Lehrers, Georg Friedrich Beer (1765–1821), Begründer der ersten Wiener Augenpolyklinik und Universitätsklinik; auch der Salzburger Arzt Zillner verheiratete sich in Wien mit der Tochter seines Lehrers. – Vgl.: Wyklicky, Helmut: Das Josephinum. Biographie eines Hauses. Die medicinisch-chirurgische Josephs-Akademie seit 1785. Das Institut für Geschichte der Medizin seit 1920. Wien–München 1985, S. 116: Arlt, Ferdinand 1; S. 105: Beer, Georg Joseph; S. 99, S. 102–105, S. 110, S. 116: Jaeger von Jaxtthal, Friedrich.

[4508] Arlt stand der I. Universitätsaugenklinik von 1856–1883 vor, fand die Ursache der Kurzsichtigkeit an den Augen der Frau seines Lehrers des Augenarztes Johann Nep. Fischer, 1777–1847, Prag; Fischer war auch Taufpate von Arlts Sohn Ferdinand Johann Nep.; Arlt begründete die plastische Lidchirurgie und die Pathologische Histologie des Auges. Arlt wurde als Mittelschüler von Dittrich unterstützt.

[4509] Arlt-Wappen, verliehen am 9. Mai 1870, zeigt im viergeteilten Schild links oben ein Auge auf Gold, rechts unten ein silbernes Buch auf Silber, die beiden anderen Viertel zeigen silberne Werkzeuge auf Schwarz: rechts oben zwei gekreuzte Okuliermesser, links unten ‚Schlägel und Eisen‘, das Bergmannszeichen; Friedrich Jäger 2. Dezember 1859, sein Wappen wurde als Allianzwappen mit dem Namen seiner Frau gestaltet: die Helmzier besteht aus einem Bären rechts) sowie einem wilden Mann mit Keule (links) vor blauen Helmdecken, darunter das Wappen gebildet aus gekreuztem goldenen Bogen und Pfeilen, davor in einem Köcher Pfeile auf Blau. Privat T. T. – Vgl. Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Jg. 14. Brünn 1888 und 1889, S. 217 und S. 315: Jäger sowie S. 1f. und S. 12f.: Arlt.

[4510] Dr. Ignaz Gulz war der Trauzeuge von Ferdinand II, seine Frau war Taufpatin von Marie; Elise Gulz ist die Ehefrau (Heirat 1846 in Wien) von Dr. Ignaz Gulz (8. Jänner 1814 Dornsdorf Nr. 52, Pfarre Gurschdorf im Troppauer Kreis, Böhmisch-Schlesien – 2. Oktober 1874 Wien). Elise/Elisabeth Gulz war die Tochter des Generaldirektors für die Österreichischen Staatsbahnen, Hermenegild von Francesconi. Gulz war ein „eleganter Mann“, „er hatte die Hofkreise für sich“ und betrieb neben Friedrich Jäger von Jaxthal „die größte Augenpraxis in Wien“. Auch Gulz begann am Allgemeinen Wiener Krankenhaus und wurde schließlich Dozent der Universität Wien und schließlich Professor für Augenheilkunde in Leipzig: zitiert nach Krogmann, Franz: Krogmann, Franz: Ignaz Gulz. Doktor der Medizin und Chirurgie. Magister der Augenheilkunde. Thüngersheim: Eigenverlag des Autors 1996, S. 22 und S. 31–35 und S. 94.

[4511] Krogmann, Franz: Ignaz Gulz. Doktor der Medizin und Chirurgie. Magister der Augenheilkunde. Thüngersheim: Eigenverlag des Autors 1996, S. 166–168.

[4512] Offizielle Abschrift des Trauungsscheines vom 9. Jänner 1911: Trauungsbuch der Pfarre St. Augustin, Wien 1, Trauungsbuch Tomus 13, Folio 134, vom 1. April 1872. – Offizielle Abschrift des Taufscheines der Maria Amalia Elisabeth vom 27.3.1938: Pfarre St. Stefan, Wien 1, Taufbuch Tomus 115, Folio 132, vom 28.3.1849. – Trauungsschein von Ferdinand und Marie Hönigsberg: 1872 Trauungsbuch der Pfarre St. Augustin in Wien, Tom XIII, Fol. 134, Abschrift daraus durch die k.k. Hof- und Stadtpfarre St. Augustin Wien, Kronland NÖ, Polit. Bezirk Wien, Zahl 25, vom 9. Jänner 1911.– Abschrift des Trauungsscheines vom 1. April 1872 in St. Augustin. alle Privatbesitz U.

[4513] Carl Ferdinand von Arlt war Präsident der Wiener Ärztegesellschaft . Seiner Heimat Obergraupen erbaute er eine Schule und behandelte dort die Bevölkerung in den Sommerferien kostenlos. Seit 2000 wird sein Gedenkraum im Museum der Stadt Teplice wieder hergestellt, eine neue Büste wurde am 9. Juli 1996 geschaffen. Vgl. https://web.archive.org/web/20040124042552/www.muzeum-teplice.cz/historie/ema0402.htm Am 7. März 1887 wurde ihm ein Bronzedenkmal im Atrium der Universität Wien von Hans Bitterlich errichtet.

[4514] Lesky, Erna: Die Okulisten. In: Erna Lesky (Hg.): Meilensteine der Wiener Medizin. Wien 1981, S. 178f. – ebenso verbrachte Arlt d.Ä. die Universitätsferien in seiner Heimat Obergraupen wo er eine Schule erbaute und kostenlos ordinierte.

[4515] Fuchs, Ernst: Wie ein Augenarzt die Welt sah. Selbstbiographie und Tagebuchblätter. Herausgegeben von Adalbert Fuchs. Wien 1946, S. 41, S. 47, vgl. S. 342 über den älteren Arlt, dessen Assistent und Nachfolger Fuchs war.

[4516] 1876 kam ein Neffe Arlt d. Ä., der Agraringenieur Wilhelm Ferdinand Ritter von Arlt (geb. 1853 Prag), ins Salzburger Land. Arlt brachte 1885 aus Schweden die Kenntnis des „Schigehens“ mit – und ließ sich in Rauris Schi herstellen – ebenso wie ein selbst erfundenes Holzfahrrad, den „Holzläufer“, und eine Rennrodel. Zwei Erstbesteigungen des Sonnblicks sind ihm zu verdanken: 1887 allein, 1894 mit seinen Schibrettern auf einer anderen Route und 1911 mit dem Bergführer B. Zembacher, als er mit Ignaz Rojacher nach einer Verbesserung der Telefonleitung suchte. – vgl. Scherer, Erika: Auf dem Weg zum hohen Sonnblick. Schwarzach: Rupertusverlag 2000, S. 105–109.

[4517] Vgl. Jäger-Sunstenau, Hanns. Die geadelten Judenfamilien im vormärzlichen Wien. Diss. Wien 1950, S. 23f.: Mit dem Staatsgesetz vom 3. April 1919, Staatsgesetzblatt Nr. 211/1919, und seiner Vollzugsanweisung vom 18. April 1919, Staatsgesetzblatt Nr. 237/1919, wurde österreichischen Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern das Führen von Adelstiteln und Wappen verboten.

[4518] Baumgartner, Doris: Auf den Spuren der fast vergessenen Familien Hönigsberg und Arlt. Hausarbeit an der Akademie für Sozialarbeit. Linz 2003, dort: Strauß, Uta: Ilse von Arlt. Eine vergessene Pädagogin. Mag.-Arb. Freiberg 1998. – Die Diskussionen zu den Begrifflichkeiten Sozialpädagogik (Deutschland) versus Sozialarbeit (Österreich) soll hier nicht näher erörtert werden.

[4519] Adler, Hans: Professor Ferdinand Ritter von Arlt. Ein Erinnerungsblatt. 1887 Ergänzung (1914), S. 21 [teilweise]–S. 24 [teilweise]: Abschrift daraus für Doris Baumgartner 2003 angefertigt vom Besitzer: Frank Kogelmann, Kirchgasse 6, D-97291 Thüngersheim. – Fuchs, Erna: Wie ein Augenarzt die Welt sah. Selbstbiographie und Tagebuchblätter. Herausgegeben von Adalbert Fuchs. Wien 1946.

[4520] Bernd, Florian: Die Familien Hönig, Henikstein, Hönigsberg, Hönigshof, „v.“ Bienenfeld, Bienenfeld und Cappe in genealogischer und historischer Betrachtungsweise. Diplomarbeit. Wien 2002. – Jäger-Sunstenau, Hanns: Aus den Geschäftspapieren eines jüdischen Großhandlungshauses in Wien. In: Monatsblatt des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 20. Wien 1938. – Jäger-Sunstenau, Hanns: Die geadelten Judenfamilien im vormärzlichen Wien. Diss. Wien 1950. – vgl. Komanovits, Renate: Der Wirtschaftsadel unter Kaiser Franz II. (I.) in der Zeit von 1792–1815. Diss. Wien 1974.

[4521] Baumgartner, Doris: Auf den Spuren der fast vergessenen Familien Hönigsberg und Arlt. Als eine Suche nach der Geschichte der Ilse (von) Arlt (1876–1960). Hausarbeit in Frauenforschung an der Universität Linz. Linz 2002. – dies.: Ein soziales Frauenleben – Ilse Arlt (1876–1960) mit einem Blick auf die Familiengeschichte. Diplomarbeit Linz 2003.

[4522] Bernd, Florian: Die Familien Hönig, Henikstein, Hönigsberg, Hönigshof, „v.“ Bienenfeld, Bienenfeld und Cappe in genealogischer und historischer Betrachtungsweise. Diplomarbeit. Wien 2002, S. 46f.

[4524] Bernd, Florian: Die Familien Hönig, Henikstein, Hönigsberg, Hönigshof, „v.“ Bienenfeld, Bienenfeld und Cappe in genealogischer und historischer Betrachtungsweise. Diplomarbeit. Wien 2002. – Mittenzwei, Ingrid: Zwischen Gestern und Morgen. Wiens frühe Bourgeoisie an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Wien, Köln und Weimar 1998.

[4525] Bernd, Florian: Die Familien Hönig, Henikstein, Hönigsberg, Hönigshof, „v.“ Bienenfeld, Bienenfeld und Cappe in genealogischer und historischer Betrachtungsweise. Diplomarbeit. Wien 2002, S. 1–22.

[4527] Bernd, Florian: Die Familien Hönig, Henikstein, Hönigsberg, Hönigshof, „v.“ Bienenfeld, Bienenfeld und Cappe in genealogischer und historischer Betrachtungsweise. Diplomarbeit. Wien 2002, S. 63: Totenbeschauprotokoll der Stadt Wien.

[4528] Die Lebensdaten und Namen der Familienmitglieder finden sich in den verschiedenen Arbeiten vielfach unterschiedlich zitiert. Daher werden im Wesentlichen die bei Florian Bernd genannten Daten angeführt, die nach Originaldokumenten zitiert sind. Wichtige Vorarbeiten leisteten vor allem Hanns Jäger-Sunstenau und Hugo Gold. – Die Einordnung der Familiengeschichte lieferte Ingrid Mittenzwei (Zwischen Gestern und Morgen. Wiens frühe Bourgeoisie an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Wien, Köln und Weimar 1998). – Doris Baumgartner gelang es, noch lebende Nachfahren in Österreich und Amerika zu finden und die Daten durch Familienpapiere zu ergänzen; für die Einsicht in ihre Unterlagen ist ihr herzlich zu danken. – Gold, Hugo: Geschichte der Juden in Wien. Ein Gedenkbuch. Tel Aviv. 1966, S. 27. – Jäger-Sunstenau, Hanns: Die geadelten Judenfamilien im vormärzlichen Wien. Diss. Wien 1950, S. 101f., S. 95. – Baumgartner, Doris: Auf den Spuren der fast vergessenen Familien Hönigsberg und Arlt. Als eine Suche nach der Geschichte der Ilse (von) Arlt (1876–1960). Hausarbeit in Frauenforschung an der Universität Linz. Linz 2002.

[4529] Bernd, Florian: Die Familien Hönig, Henikstein, Hönigsberg, Hönigshof, „v.“ Bienenfeld, Bienenfeld und Cappe in genealogischer und historischer Betrachtungsweise. Diplomarbeit. Wien 2002, S. 129 und S. 131: Israels Nachfahren versippten sich mit Baruch (1776) und den verwandten Familien Hönigsberg (1824), Hönighof (1786, 1811) und Bienenfeld, weiters mit Leibesdorfer (1777, 1789), Schönfeld (1788), Tauber (1844, 1849), Busch (1815) und mit Arlt, als 1872 Ferdinand Ritter von Arlt und Maria Amalia Hönig Edle von Hönigsberg heirateten.

[4530] Jäger-Sunstenau, Hanns: Die geadelten Judenfamilien im vormärzlichen Wien. Diss. Wien 1950, S. 136 und S. 38. – vgl. Rossbacher, Karlheinz: Literatur und Bürgertum. Fünf Wiener jüdische Familien von der liberalen Ära zum Fin de Siècle. Wien 2003, S. 100: der dort die literarischen Salons der reichen jüdischen Familien schildert.

[4531] Kretschmer, Helmut: Mozarts Spuren in Wien. Wien 1990, S. 63–66, bes. S. 66 und S. 78: dort zitiert: Deutsch, Otto Erich: Mozart. Die Dokumentation seines Lebens. Kassel 1961.

[4532] Jäger-Sunstenau, Hanns: Die geadelten Judenfamilien im vormärzlichen Wien. Diss. Wien 1950, S. 47f.

[4533] Bernd, Florian: Die Familien Hönig, Henikstein, Hönigsberg, Hönigshof, „v.“ Bienenfeld, Bienenfeld und Cappe in genealogischer und historischer Betrachtungsweise. Diplomarbeit. Wien 2002, S. 13 und S. 59–62; ihr Grabstein war in Kuttenplan bis 1934 erhalten, seither fehlt jede Spur davon.

[4534] Zedlers Universallexikon. Leipzig 1709, digitale Erfassung durch die Bayerischen Staatsbibliotheken.

[4536] Der Tabakpächter Löwel Baruch aus Königswart in Böhmen kam gleichzeitig mit Hönig nach Wien. Vier seiner fünf Söhne (Joachim, Wolf, Gabriel und Moses) eröffneten in Wien 1789 einen Wechsel- und Warenhandel mit Großhandelsfreiheit, drei davon wurden dafür katholisch. Löwels Bruder, Joel, ebenfalls Tabakpächter und Großhändler, ist der Großvater von Theresia, die sich mit Isaak Löw Hoffmann, später Edler von Hoffmannsthal, verheiratete. – siehe: Mittenzwei, Ingrid: Zwischen Gestern und Morgen. Wiens frühe Bourgeoisie an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Wien, Köln und Weimar 1998, S. 71 und S. 80.

[4537] Bernd, Florian: Die Familien Hönig, Henikstein, Hönigsberg, Hönigshof, „v.“ Bienenfeld, Bienenfeld und Cappe in genealogischer und historischer Betrachtungsweise. Diplomarbeit. Wien 2002, S. 1–22.

[4538] Mittenzwei, Ingrid: Zwischen Gestern und Morgen. Wiens frühe Bourgeoisie an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Wien, Köln und Weimar 1998, S. 304–307.

[4539] Trauzeuge: Johann Baruch, „Bezirksdirektor des Wiedener Krankenhauses“, Stadt Nr. 1045. Kopie aus dem Trauungsbuch der Pfarre Maria Treu, vom 3. Juni 1848, ausgestellt am 19. Juni 1848. – Taufpate: Johann Baruch, „Güterdirektor“, wohnhaft Innere Stadt Nr. 1045, der seinerseits 1847 getauft worden war. Kopie aus dem Taufbuch der Pfarre Margarethen vom 6. Juni 1941, Buch 1848, Folio 26, Nr. 129, vom 17. Februar 1848. – Detail am Rande: Die Urenkelin Benedikts heiratete einen Mann, dessen Großmutter die Enkelin einer Antonia Baruch aus Schlan bei Pisek war.

[4540] Bernd, Florian: Die Familien Hönig, Henikstein, Hönigsberg, Hönigshof, „v.“ Bienenfeld, Bienenfeld und Cappe in genealogischer und historischer Betrachtungsweise. Diplomarbeit. Wien 2002, S. 14.

[4541] Bernd, Florian: Die Familien Hönig, Henikstein, Hönigsberg, Hönigshof, „v.“ Bienenfeld, Bienenfeld und Cappe in genealogischer und historischer Betrachtungsweise. Diplomarbeit. Wien 2002, S. 14f. und S. 18f.

[4542] Adelsarchiv, Reichsakt Arnstein: zit. nach: Jäger-Sunstenau, Hanns: Die geadelten Judenfamilien im vormärzlichen Wien. Diss. Wien 1950, S. 38.

[4543] Mittenzwei, Ingrid: Zwischen Gestern und Morgen. Wiens frühe Bourgeoisie an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Wien, Köln und Weimar 1998, S. 71f., S. 79 und S. 252. – vgl. Lichtenberger, Elisabeth: Die Wiener Altstadt. Von der mittelalterlichen Bürgerstadt zur City. Wien 1977, S. 137 und S. 156f. – Jäger-Sunstenau, Hanns: Die geadelten Judenfamilien im vormärzlichen Wien. Diss. Wien 1950, S. 49: In der Zeit zwischen 1667 und 1825 wanderten 58 jüdische Familien nach Wien zu. – Bernd, Florian: Die Familien Hönig, Henikstein, Hönigsberg, Hönigshof, „v.“ Bienenfeld, Bienenfeld und Cappe in genealogischer und historischer Betrachtungsweise. Diplomarbeit. Wien 2002, S. 90.

[4544] Jäger-Sunstenau, Hanns: Die geadelten Judenfamilien im vormärzlichen Wien. Diss. Wien 1950, S. 136: Taufen von Mitgliedern der Familie in den Jahren 1802, 1808, 1822 und 1844. – Bernd, Florian: Die Familien Hönig, Henikstein, Hönigsberg, Hönigshof, „v.“ Bienenfeld, Bienenfeld und Cappe in genealogischer und historischer Betrachtungsweise. Diplomarbeit. Wien 2002, S. 60f.

[4545] Jäger-Sunstenau, Hanns: Die geadelten Judenfamilien im vormärzlichen Wien. Diss. Wien 1950, S. 38. – Gold, Hugo: Geschichte der Juden in Wien. Ein Gedenkbuch. Tel Aviv 1966, Abb. S. 26: leider keine Abbildungs-Herkunft vermerkt. – Bernd, Florian: Die Familien Hönig, Henikstein, Hönigsberg, Hönigshof, „v.“ Bienenfeld, Bienenfeld und Cappe in genealogischer und historischer Betrachtungsweise. Diplomarbeit. Wien 2002, S. 87 und 90: Bernd konnte die Daten von Aron Moises korrigieren.

[4546] Privat A.: Abschrift im Brief von F. Arlt, S. 4. – Kopie des Adelspatentes in Privatbesitz Francis Kay Mills, USA. – Israel Hönig. In: Bayerische Akademie der Wissenschaften (Hg.): Allgemeine Deutsche Bibliographie in 56 Bänden. München 1967–1971. Band 5, S. 351 sowie Band 14, S. 136. – Adam Albert Henikstein und seine Nachfahren. In: Bayerische Akademie der Wissenschaften (Hg.): Allgemeine Deutsche Bibliographie in 56 Bänden. München 1967–1971. Band 7, S. 593 sowie Band 8, S. 524.

[4547] Bernd, Florian: Die Familien Hönig, Henikstein, Hönigsberg, Hönigshof, „v.“ Bienenfeld, Bienenfeld und Cappe in genealogischer und historischer Betrachtungsweise. Diplomarbeit. Wien 2002, S. 21. – vgl. Jäger-Sunstenau, Hanns: Die geadelten Judenfamilien im vormärzlichen Wien. Diss. Wien 1950, S. 19: die vielfachen Enteignungen der Familie Opp(ff)enheimer.

[4548] evt. Trost, Ernst: Rauchen für Österreich. Zur allgemeinen Erleichterung … Eine Kultur- und Wirtschaftsgeschichte des Tabaks in Österreich. Hrsg. v. Mauhart, Beppo. Wien 2003.– Ein großer Teil der Sammlung wurde an Private verkauft und ist heute leider nicht mehr zugänglich. – vgl. Benesch, Friedrich: 150 Jahre Österreichische Tabakregie 1784–1934. Wien 1934. Wiederauflage 1959. – siehe auch Tabakmuseum Oberzeiring

[4549] Bernd, Florian: Die Familien Hönig, Henikstein, Hönigsberg, Hönigshof, „v.“ Bienenfeld, Bienenfeld und Cappe in genealogischer und historischer Betrachtungsweise. Diplomarbeit. Wien 2002, S. 63.

[4550] vgl. Jäger-Sunstenau, Hanns: Die geadelten Judenfamilien im vormärzlichen Wien. Diss. Wien 1950, S. 96ff.: Josef von Henikstein (Stadt 863, 943), Joachim Hönigsberg (Stadt 1000), Sophie Hönigshof (Stadt 900); 1849: Brüder Henikstein (Stadt 863, 943); häufige Umzüge waren damals ebenfalls üblich.

[4551] Bernd, Florian: Die Familien Hönig, Henikstein, Hönigsberg, Hönigshof, „v.“ Bienenfeld, Bienenfeld und Cappe in genealogischer und historischer Betrachtungsweise. Diplomarbeit. Wien 2002, Genealogie: S. 63–86 und S. 34. – Mittenzwei, Ingrid: Zwischen Gestern und Morgen. Wiens frühe Bourgeoisie an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Wien, Köln und Weimar 1998, S. 92.

[4552] Jäger-Sunstenau, Hanns: Die geadelten Judenfamilien im vormärzlichen Wien. Diss. Wien 1950, S. 136. – Mittenzwei, Ingrid: Zwischen Gestern und Morgen. Wiens frühe Bourgeoisie an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Wien, Köln und Weimar 1998, S. 107.

[4553] https://www.aeiou.at siehe Toleranzpatent; in dessen Folge wurde 1824 in Wien der jüdische Stadttempel eingeweiht.

[4554] Stadt- und Landesarchiv Wien. Merkantil- und Wechselgericht. Fasz. 3. H 34 und H 54: zitiert nach: Mittenzwei, Ingrid: Zwischen Gestern und Morgen. Wiens frühe Bourgeoisie an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Wien, Köln und Weimar 1998, S. 72f., S. 38: Der Semigotha datiert hierfür falsch. – vgl. Wurzbachs Biographisches Lexikon der Monarchie. Band 9, S. 124.

[4555] Mittenzwei, Ingrid: Zwischen Gestern und Morgen. Wiens frühe Bourgeoisie an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Wien, Köln und Weimar 1998, S. 38. – Israels Söhne, Joachim und Maximilian, übernahmen die Betriebe des Vaters und seine Stelle in der Mährischen Lehensbank in Brünn und eröffneten 1791 in Wien eine Großhandlung: siehe Baumgartner, Doris: Auf den Spuren der fast vergessenen Familien Hönigsberg und Arlt. Als eine Suche nach der Geschichte der Ilse (von) Arlt (1876–1960). Hausarbeit in Frauenforschung an der Universität Linz. Linz 2002, S. 4/5.

[4556] Mittenzwei, Ingrid: Zwischen Gestern und Morgen. Wiens frühe Bourgeoisie an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Wien, Köln und Weimar 1998, S. 77.

[4557] Mittenzwei, Ingrid: Zwischen Gestern und Morgen. Wiens frühe Bourgeoisie an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Wien, Köln und Weimar 1998, S. 73 und S. 78: nach Stadt- und Landesarchiv Wien, Merkantil- und Wechselgericht, Faszikel 3, H. 75.

[4558] Jäger-Sunstenau, Hanns: Die geadelten Judenfamilien im vormärzlichen Wien. Diss. Wien 1950, S. 23, S. 87: (unterscheidet hohen Fürsten, Grafen, Freiherren und niederen Adel, zu dem der Ritterstand gehört. Es konnte ererbter Geburtsstand oder verliehener Briefadel sein, zu dem Juden gehörten), S. 88: zwischen 1746–1918 kam es zu 12.400 Standeserhöhungen bzw. Neuverleihungen (ohne Ungarn), wobei 10 Prozent auf Juden entfielen; unter diesen machten die Händler und Bankiers 69 Prozent aus.

[4559] Jäger-Sunstenau, Hanns: Die geadelten Judenfamilien im vormärzlichen Wien. Diss. Wien 1950, S. 33: erwähnt Jakob Bassevi, einen aus Italien stammenden Juden, der 1599 einen kaiserlichen Schutzbrief erhielt, Hofjude war und 1622 (unter Kaiser Ferdinand I.) Wappen und Adelsprädikat bekam, was einer Quasi-Adelserhebung entspricht; aber nicht als solche in den Urkunden angeführt wird.

[4560] Jäger-Sunstenau, Hanns: Die geadelten Judenfamilien im vormärzlichen Wien. Diss. Wien 1950, S. 38. – vgl. Mittenzwei, Ingrid: Zwischen Gestern und Morgen. Wiens frühe Bourgeoisie an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Wien, Köln und Weimar 1998: frühe Adelungen Konvertierter u. a.: Trattner 1764, Franckl 1773, Puthon 1777, Arnsteiner 1783, Weigl 1785, Wertheimer 1791, Herz 1797.

[4561] Jäger-Sunstenau, Hanns: Die geadelten Judenfamilien im vormärzlichen Wien. Diss. Wien 1950, S. 38. – Der Dehio (Dehio Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Niederösterreich nördlich der Donau. Wien 1990, S. 1214f.) nennt „im Süden des Ortes die Reste der ehemaligen Schlossanlage, Grundstück Winterzeile Nr. 18, in neuere Gebäude einbezogen oder als freistehende Mauern. Bis 1837 bewohnt; 1858 abgetragen." – vgl. Baumgartner, Doris: Auf den Spuren der fast vergessenen Familien Hönigsberg und Arlt. Als eine Suche nach der Geschichte der Ilse (von) Arlt (1876–1960). Hausarbeit in Frauenforschung an der Universität Linz. Linz 2002, S. 53ff.

[4562] Bernd, Florian: Die Familien Hönig, Henikstein, Hönigsberg, Hönigshof, „v.“ Bienenfeld, Bienenfeld und Cappe in genealogischer und historischer Betrachtungsweise. Diplomarbeit. Wien 2002, S. 21–23 und S. 133. – vgl. Mittenzwei, Ingrid: Zwischen Gestern und Morgen. Wiens frühe Bourgeoisie an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Wien, Köln und Weimar 1998, S. 93f: Am 2. Oktober 1789 war das Recht, Staatsgüter bei Versteigerungen zu erwerben, den Juden genehmigt worden, nachdem es Israel Hönig am 4. August beim Kaiser beantragt hatte.

[4563] Jäger-Sunstenau, Hanns: Die geadelten Judenfamilien im vormärzlichen Wien. Diss. Wien 1950, S. 88 und S. 91f: Jeder Adelsbrief enthielt eine Wappenverleihung oder -bestätigung, dabei wurden oft „redende“ Wappen gewählt, die mit dem Familiennamen oder den Verdiensten in Einklang standen. – Eine Kopie des Familienwappens, wie man sie für die jüngeren Söhne im Biedermeier anfertigen ließ, befindet sich noch im Privatbesitz einer Nachkommin in den USA, wie Doris Baumgartner herausfand. Es ist datiert mit 25. September 1789.

[4564] Mittenzwei, Ingrid: Zwischen Gestern und Morgen. Wiens frühe Bourgeoisie an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Wien, Köln und Weimar 1998, S. 274: nach Pezzls Skizze von Wien von 1803.

[4565] Privat S.: Kaiserliche Durchführungsanweisung an die Niederösterreichische Landesregierung und Garantie, dass das Kapital auch bei weiteren eventuellen Besteuerungen unvermindert weiter bestehen würde, vom 12. April 1814. Beglaubigte, amtliche Abschrift für die Erben vom 26. Juli 1814. – Dieser Bestätigung war ein Ansuchen der Erbengemeinschaft vom 9. Dezember 1813 vorausgegangen, dass eine Sicherung des Kapitalfonds vom Kaiser verlangte, da dieser durch die Sondersteuern vom 20. Februar 1811 auf 8.053 Gulden 42 Kreuzer Wiener Währung vermindert worden war. Die Interessensausschüttung betrug 1814 322 Gulden, immerhin ein Drittel eines guten Beamtenjahresgehaltes! – vgl. Bernd, Florian: Die Familien Hönig, Henikstein, Hönigsberg, Hönigshof, „v.“ Bienenfeld, Bienenfeld und Cappe in genealogischer und historischer Betrachtungsweise. Diplomarbeit. Wien 2002, S. 134f.

[4566] Baumgartner, Doris: Auf den Spuren der fast vergessenen Familien Hönigsberg und Arlt. Als eine Suche nach der Geschichte der Ilse (von) Arlt (1876–1960). Hausarbeit in Frauenforschung an der Universität Linz. Linz 2002, S. 51ff.

[4567] Mittenzwei, Ingrid: Zwischen Gestern und Morgen. Wiens frühe Bourgeoisie an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Wien, Köln und Weimar 1998, S. 130, S. 18 und S. 136.

[4568] Bernd, Florian: Die Familien Hönig, Henikstein, Hönigsberg, Hönigshof, „v.“ Bienenfeld, Bienenfeld und Cappe in genealogischer und historischer Betrachtungsweise. Diplomarbeit. Wien 2002, S. 59–70. – Prag hatte zu dieser Zeit die größte jüdische Gemeinde Europas: siehe Mittenzwei, Ingrid: Zwischen Gestern und Morgen. Wiens frühe Bourgeoisie an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Wien, Köln und Weimar 1998, S. 89f.

[4569] vgl. das Zeugnis der „k.k. Hauptschule zu Freystadt“ (OÖ) von Friedrich Hann, Schüler der 3. Klasse, vom 17. September 1839. Privat U. – Die Gegenstände waren: Religion; „das Lesen des Deutschgedruckten und Deutschgeschriebenen, des Lateinischgedruckten und Lateinischgeschriebenen; Das Rechnen in Brüchen wie in der Regel Detri; das Schönschreiben Deutsch-Current, Deutsch-Kanzelley, Lateinisch; das Recht- und Dictando-Schreiben im Deutschen; die deutsche Sprachlehre; Die Aussprache; Die Anleitung zu schriftlichen Aufsätzen; Das Lesen und Dictando-Schreiben lateinischer Wörter“.

[4570] Bernd, Florian: Die Familien Hönig, Henikstein, Hönigsberg, Hönigshof, „v.“ Bienenfeld, Bienenfeld und Cappe in genealogischer und historischer Betrachtungsweise. Diplomarbeit. Wien 2002, S. 65: „Neue Freie Presse“, vom 23. Februar 1875, Todesanzeige für Moritz. – vgl. Trauungsbuch der Pfarre Maria Treu, Eintrag vom 3. Juni 1848, Heirat des Benedikt.

[4571] Zitiert nach Jäger-Sunstenau, Hanns: Die geadelten Judenfamilien im vormärzlichen Wien. Diss. Wien 1950, S. 71.

[4572] Bernd, Florian: Die Familien Hönig, Henikstein, Hönigsberg, Hönigshof, „v.“ Bienenfeld, Bienenfeld und Cappe in genealogischer und historischer Betrachtungsweise. Diplomarbeit. Wien 2002, S. 70: Totenbeschauprotokoll der Stadt Wien von Josef Salomon Tauber vom 9. Jänner 1879.

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