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Der Beruf der Sauschneider ist eng mit der Geschichte des Lungaus verbunden. Die Arbeit bestand im Kastrieren von Pferden, Rindern und Schweinen. Die sogenannten Sauschneider hatten also das Gewerbe für sämtliche Haustiere beiderlei Geschlechts. Aus diesem Grund wurde der Berufsstand, der erstmals im 3. Jahrhundert vor Christus in Vorderasien bezeugt ist, meist „Viehkastrierer“ genannt. Schweinschneider waren nicht als Zunft organisiert, trotzdem unterlag die Berufsausbildung festen Regeln. In der Rangordnung gab es Meister, Knechte und Gehilfen.
Das Entfernen der Keimdrüsen brachte wirtschaftliche Vorteile: Haustiere verhielten sich ruhiger und fügsamer; auch nahm die Mastfähigkeit zu – Tiere setzten leichter Fett an und lieferten wohlschmeckenderes Fleisch. Züchterisch war von Vorteil, dass durch das Kastrieren unerwünschte Paarungen verhütet werden konnten.
Maria Theresia (1775) und Joseph II. (1781) stellten die Viehschneider in die Reihe der ehrbaren Berufe. Unehrliche Berufe deuteten nicht auf sittliche Mängel, sondern standen für das Fehlen bürgerlicher Rechte und Freiheiten. Ein 1775 durch Maria Theresia erlassenes Patent beschäftigte sich mit der „Verbreitung und Belohnung der Viehschneidekunst“ im Herzogtum Steiermark, um „Geldausschleppung“ von „ausländischen Viehschneidern“ zu unterbinden.
Das Gäu, Gay oder Gei war jener Distrikt, in dem der Sauschneider berechtigt war, seine Arbeit auszuüben. Der Schweinschneider bereiste alljährlich das Gäu im Frühjahr (manchmal zusätzlich im Sommer/Herbst). Dieses konnte im In-, aber auch im Ausland liegen. Das mitunter mehrere Städte, Märkte, Dörfer umfassende Gebiet war in Gerichtsbüchern niedergeschrieben. Das Gäu konnte vererbt, verkauft, verpachtet oder mit einem anderen getauscht oder geteilt werden.
Ihre Ankunft gaben die Schweinschneider entweder durch „Kirchplatzstehen“ (nach dem sonntäglichen Gottesdienstbesuch wurden die Aufträge der Bauern notiert), „Durchschreien“ (Rufe der Sauschneider-Knechte: „Sau-, Sau-, Sauschneider san da!“), „Von-Haus-zu-Haus-Gehen“ (bei der Erkundigung bei den Bauern waren die Fähigkeiten der Sauschneider-Knechte besonders gefragt) oder „Austrommeln“ (im Burgenland, durch den Gemeindediener) bzw. Telefonieren an.
Die Lungauer bewältigten im 18. Jahrhundert ihre Arbeitswege ausschließlich zu Fuß. Dabei hatten sie oft mehrere 100 Kilometer zu bewältigen. Der Sauschneider-Meister Johann Resch legte im Jahr 1901 vom 27. März bis Anfang Mai 250 Kilometer zurück. Eine derartige Route wählte er jedoch nicht jedes Jahr. Der Ausbau der Eisenbahnen brachte Erleichterungen. In den letzten Jahren benutzten die Schweinschneider Motorräder und Personenkraftwägen.
Der Wiener Komödiant und Theaterdirektor Josef Anton Stranitzky (1676–1726) hat die komische Figur des Hanswursts geschaffen. Das Gewand des Hanswursts ist der Kleidung der Lungauer Sauschneider nachempfunden. Diese Figur hatte im Altwiener Volkstheater die Aufgabe, das Publikum zum Lachen zu bringen. Der Hanswurst tritt heute bei Theaterspielen und Festumzügen im Lungau auf. Die Stachelschützen Bundschuh haben als Zielerfigur den Hans Springgingerl. In der Stadt Salzburg wurde der Hanswurst 1976 zum Symbol des Rupertikirtags gewählt.
Joseph Haydn (1732–1809) hat den Sauschneidern ein Denkmal in Noten gesetzt (Klavierstück Capriccio in G-Dur „Acht Sauschneider müssen seyn“). Haydn schrieb dieses Stück 1765 nach einem weitverbreiteten Ständelied der Sauschneider.
Als Erkennungszeichen trugen die Sauschneider einen weißen Flaum oder eine weiße Feder am Hut. Dieses traditionelle Standesabzeichen hat im Gemeindewappen von Zederhaus einen bleibenden Platz gefunden. Im Lungau hat derzeit ein Viehkastrierer das Gewerbe eingetragen.[19] Und auch in überlieferten Geschichten und Gegenständen leben die Sauschneider weiter.
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In der Wiener Komödie gab es stets lustige Figuren, ob sie nun als Hanswurst, Bernardon, Thaddädl, Staberl oder Kasperl auftraten. Mit scheinbarer Naivität entlarven diese Figuren Geschwätz, stellen die Helden (bzw. die Gesellschaft) infrage. Diese Aufmüpfigkeit sollte durch Theaterpolizei und Zensur unterbunden werden. Insbesondere die Hanswurst-Figur Bernardon von Joseph Felix Kurz (1715/17–1784) erntete um 1752 großen Widerspruch.
Die Darstellung der Wiener Hanswurst-Figur wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts durch Josef Anton Stranitzky (1676–1726) geprägt. Nach dem Tod Stranitzkys löste Gottfried Prehauser (1699–1769) den Hanswurst aus dem Bauernstand und versetzte den „Sau- und Krautschneider aus Salzburg“ in die Großstadt, wo er verschiedene Berufe ausübte.
Auch der Papageno aus Mozarts „Zauberflöte“ ist einer der Verwandten dieser Hanswurst-Figuren. Mozart selbst gestattete sich den einen oder anderen Jux mit der lustigen Figur des Papageno. Papagenos Lieder wie „Der Vogelfänger bin ich ja“ und „Ein Mädchen oder Weibchen“ sind zu Volksliedern geworden. Zum Volksstück wurde die Zauberflöte nicht allein durch den Hanswurst-Nachfahren Papageno oder den Aufführungsort (Freihaus auf der Wieden), sondern vor allem durch die Volkstheatertradition, in welcher der Text steht.
„Die Zauberflöte“, von Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791) als eine „Teutsche Oper in 2 Aufzügen“ bezeichnet, wurde in einem der Wiener Volkstheater (1791, Freihaus auf der Wieden), weit weg vom Regeldrama und dem sogenannten hohen Stil, uraufgeführt. Entstanden war das Werk auf einer Textvorlage Emanuel Schikaneders (1751–1812), der mit der Aufführung die Situation seines Theaters bessern wollte, was ihm auch gelang.
Im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts hat es in Wien – abseits des k.k. Hof- und Nationaltheaters – rund 80 Theater gegeben. Zu den Besuchern zählten neben Arbeitern und Angestellten auch Bürgertum und Adel. Im Publikum wie auf der Bühne waren alle Stände vertreten.
Die Theaterabende waren nicht nur reine Unterhaltung, die dargebotenen Parodien verlangten Kenntnisse der Mythen des klassischen Altertums und aktueller Theater- und Romanerfolge. Die Zauberflöte selbst ist keine Parodie, Mozart verwendete aber wesentliche Elemente der damaligen Leseereignisse. Fabel und Musik waren dem Publikum auf unterschiedlichste Art und Weise bekannt – dies machte die „Zauberflöte“ (neben dem Hanswurst-Nachfahren Papageno und dem Aufführungsort) zum Volksstück.
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Alle Welt kennt die Figur des „Wiener Hanswursts“. Die „teutschen Komödianten“ hatten zu Beginn des 18. Jahrhunderts den Arlecchino eingedeutscht und ihm alpenländische Züge verliehen. Was aber hat Hanswurst mit dem Lungau zu tun? Der Schöpfer des Hanswursts, Josef Anton Stranitzky (1676–1726), legte ihm in einem Auftrittslied die Worte in den Mund: „Dös Sauschneid’n und Krautschneid’n hab i nit dalernt, / dös is’ von mein’ Genius viel z’weit entfernt, / d’rum geh’ i aufs Theata und spiel die Beata, / hipsdi hidi heidiho ...“
Weiters gab Stranitzky in seinen Stücken stets die Anweisung „Hanswurst tritt auf in der Tracht eines Salzburger Bauern“. Damit entstand in einer Gruppe Lungauer Kulturinteressierter die Idee, den Hans Wurst in den Lungau auf die Bühne zu holen. 1993 schlug die Geburtsstunde der Lungauer Hans Wurst-Spiele und seither finden die Spiele allsommerlich mit beachtlichem Erfolg und künstlerischem Ehrgeiz statt. Neben Stücken von Josef Anton Stranitzky, Gottfried Prehauser, Hans Sachs, Johann Nepomuk Nestroy, Peter Turrini werden Auftragswerke vergeben (Walter Müller, Eberhard Gappmayr und Herwig Hutegger). Durchschnittlich werden die Aufführungen (Spielorte: Burg Mauterndorf, St. Margarethen, Tamsweg, St. Michael) von 100 Zuschauerinnen und Zuschauern besucht. Die Hälfte der Besucher/innen kommt aus dem Lungau, viele Urlauber/innen kommen zu den Hans Wurst-Spielen. Zum Erfolgskonzept gehören Laienschauspieler/innen mit Spielfreude, ein Profi als Hans Wurst und ein Regisseur mit Erfahrung. Wert gelegt wird auf den musikalischen Rahmen und die Bühnenkulisse.