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Es spannt sich ein weiter Bogen vom früher verfemten, verachteten, geächteten, bestenfalls geduldeten und vor allem rechtlosen bis zum heute im Trend liegenden ledigen Kind. Und das Gleiche gilt für die ledigen Mütter. Ein Stadt-Land-Vergleich fördert keinen wesentlichen Unterschied zutage. Städtisches Verhalten drängt auf das Land, wo Lebensgemeinschaften auch in den Dörfern zunehmen und Scheidungen häufiger werden. Vielfach denken heutige Liebespaare kaum mehr an eine lebenszeitliche Absicherung durch eine Ehe, das augenblickliche Gemeinschafts- und Glücksgefühl wird zum Lebensmotto.
Die Aufwertung und sogar besondere Wertschätzung des ledigen Kindes ist ein Ergebnis des gesellschaftlichen und kulturellen Wandels des letzten Vierteljahrhunderts. Vorher waren die so genannten „Muss-Ehen“[17] noch gang und gäbe. Die soziale Beurteilung und die gesellschaftliche Stellung lediger Mütter und lediger Kinder waren regional unterschiedlich. In Gebieten, wo es viele ledige Kinder gab, hatte Unehelichkeit eine andere Bedeutung als in Regionen, die arm an unehelich Geborenen waren.
Das ledige Kind wird heute zum Leistungsnachweis der jung gebliebenen Karrieremutter über 40, zum Zeichen der ihr Leben voll im Griff habenden emanzipierten Frau, die alles erreicht hat, aber auch zum Ergebnis der freien Entscheidung einer selbstbewussten Frau, in deren Lebensentwurf wohl das Kind, nicht aber der Kindesvater Platz hat. Die heutige ledige Mutter bezeichnet sich selbstbewusst als „Alleinerziehende“. Der Begriff wird auch von geschiedenen wie verwitweten Müttern in Anspruch genommen und soll auf die erschwerten Lebensumstände (Frau mit Kindern ohne Mann) verweisen.