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Handelsplätze und Treffpunkte (Ewald Hiebl)

Historische Märkte in Salzburg – Der erste städtische Marktplatz

Der Markt war das Zentrum antiker und mittelalterlicher Siedlungen. Er war Treffpunkt für Gespräche, Gerüchte und Geschäfte; hier wurden Waren aller Art gehandelt. Einem italienischen Sprichwort zufolge sind Freunde auf dem Marktplatz mehr wert als Geld in der Tasche.

Der Markt stellte den Mittelpunkt des öffentlichen Raumes dar. Die Bedeutung der Märkte als wichtigste Einrichtung des Güteraustausches ließ ihnen stets die Aufmerksamkeit der Obrigkeit zuteil werden. So war für die Durchführung von Märkten eine Genehmigung, das so genannte Marktrecht, erforderlich.

Am 28. Mai 996 verlieh Kaiser Otto III. dem Salzburger Erzbischof Hartwig das Recht, einen täglichen Markt abzuhalten. Dreimal in der Woche war in der Folge Markttag. Das war meist auch genug, um die Produktion der Umgegend zu verkaufen. Der Markt diente vor allem der Versorgung des erzbischöflichen Hofes und der Stadtbevölkerung. Überregionale Bedeutung gewann der Salzburger Markt zu dieser Zeit nicht. Der erste städtische Marktplatz wird vor dem Haupttor der Bischofsburg am heutigen Waagplatz angenommen.

Städtische Märkte im Mittelalter

Der Waagplatz war auch im späten Mittelalter wichtigster städtischer Marktplatz und damit das Zentrum des mittelalterlichen Salzburg. Am Nordende des Platzes war ab dem ausgehenden 15. Jahrhundert die Stadtwaage situiert, wodurch der Platz auch seinen Namen erhielt.

Im 13. Jahrhundert wurde neben der alten Stadtbrücke, die etwas oberhalb der heutigen Staatsbrücke lag, ein neuer großzügiger Marktplatz errichtet, der heutige Alte Markt. An diesem Platz siedelten sich Großhändler und Kaufleute an. Bis 1857 wurde der „Gemeine Markt“, also der Wochenmarkt, auf diesem Platz abgehalten.

In der Mitte des 14. Jahrhunderts ist auch in der Rechtsstadt ein Markt belegt, und zwar auf dem Gebiet des heutigen Platzl rund um den Brunnen vor der ehemaligen Andräkirche.

Die Salzburger Märkte in der Neuzeit

Am 13. April 1857 wurde der Wochenmarkt vom Alten Markt auf den heutigen Universitätsplatz (damals Kollegienplatz) und die Wiener-Philharmoniker-Gasse (damals Modegasse) verlegt. Der tägliche Markt war nur an drei hohen Feiertagen geschlossen. Seit 1984 wird der Grünmarkt am Universitätsplatz als Ganztagsmarkt geführt. Von 1953 an gab es am Kajetanerplatz kurzfristig einen Grünmarkt. Bis 1973 fand der Markt für Obst- und Gemüsegroßhändler am Kapitelplatz statt. Dann übersiedelte er auf den Max-Reinhardt-Platz.

In der Neustadt versorgte noch im 19. Jahrhundert ein Markt auf dem Platzl die Bürger mit Waren. 1884 genehmigte der Gemeinderat einen täglichen Grünzeug- und Fleischmarkt, der zunächst auf dem Makartplatz, später in der Franz-Josef-Straße stattfand. Nach der Jahrhundertwende entstand auch vor der städtischen Schranne ein Lebensmittelmarkt, der 1906 offiziell zum Wochenmarkt für Landesprodukte bestimmt wurde.

Die zunehmende Spezialisierung im ökonomischen Bereich sorgte für das Ansteigen der Spezialmärkte, die es Produzenten ermöglichten, ein oft eng begrenztes Warensortiment an die Frau und den Mann zu bringen.

Spezialmärkte für Getreide, Milch- und Gemüseprodukte

Neben den Hauptmärkten versorgten zahlreiche Spezialmärkte die Salzburger Bevölkerung mit Gebrauchswaren. So befand sich vor 1327 in der Brodgasse ein Brotmarkt, der dann auf den neuen Marktplatz am heutigen Alten Markt übersiedelte und im 15. Jahrhundert in der alten Schranne am Waagplatz sein neues Zuhause fand. 1643 übersiedelte er in das Rathaus und an die Stadtbrücke; im 18. Jahrhundert entstand außerhalb des Ritzerbogens der dreimal wöchentlich abgehaltene „Neue Brotmarkt“. Getreide wurde bis ins ausgehende 17. Jahrhundert auf verschiedenen Märkten angeboten, bis die Stadt auf erzbischöflichem Befehl am Mirabellplatz eine städtische Schranne errichtete.

Topfen, Käse, Butter, Schmalz und Kräuter wurden auf Märkten im Bereich des heutigen Toskanatraktes und im nördlichen Bereich der Sigmund-Haffner-Gasse feilgeboten, ab 1556 auch in der Brodgasse und in der Milchgasse zwischen dem Alten Markt und der Goldgasse.

Der Gemüse- und Eiermarkt befand sich um 1500 am heutigen Kranzlmarkt. Weiters wurde Gemüse im 19. Jahrhundert – ebenso wie Obst – am Kollegienplatz[28] und im beginnenden 20. Jahrhundert am Sigmundsplatz verkauft. Ein Obstmarkt befand sich auch am Platzl.

Spezialmärkte für Fleisch und Fisch

An einem besonders spektakulären Standort befand sich der Fleischmarkt. Um die bei der Fleischproduktion anfallenden Abfälle direkt entsorgen zu können, befanden sich die Fleischbänke ab dem 14. Jahrhundert auf der Stadtbrücke. Nach dem Neubau der Brücke wurden sie an den Gries verlegt. Dort wurde Fleisch und Wildbret auch feilgeboten. Stech- und Schlagvieh wurde in ganzen Stücken oder Teilen ab 1893 am Fleischmarkt in der städtischen Bauhofkaserne an der Linzer Gasse verkauft.

Viehmärkte befanden sich im Mittelalter auf der Stadtbrücke und am Alten Markt. Jahresviehmärkte – vor allem für Rinder, Pferde und Kleinvieh – fanden zudem vor dem Mirabelltor, im Nonntal, in der Riedenburg, ab 1874 vor dem städtischen Schlachthof im Stadtteil Froschheim und von 1913 bis 1975 in Schallmoos an der Vogelweiderstraße statt.

Ein Fischmarkt befand sich um 1500 am heutigen Rathausplatz, am Platzl, vor dem Gablerbräu und am Brotmarkt. Dann übersiedelte der Fischmarkt auf den Hagenauerplatz und den Griesplatz sowie im 19. Jahrhundert auf den späteren Max-Reinhardt-Platz vor der Felsenreitschule. Nach dem Bau des Festspielhauses ersetzte eine Fischverkaufshütte in der Griesgasse am Salzachkai den Fischmarkt.

Spezialmärkte für Gebrauchsartikel

Vor Entstehung der kleinen Gemischtwarenhandlungen und großen Warenhäuser wurden auch viele Gebrauchsartikel auf den städtischen Märkten gehandelt. Ein Salzmarkt befand sich seit dem frühen 16. Jahrhundert zwischen der Churfürststraße und dem Alten Markt. Später wurde auch bei der Rathausstiege Salz verkauft. Ein Markt für Hafnerware existierte um 1500 am oberen Marktplatz. Später verkauften die Hafner ihre Ware im Rathaus.

Brennholz, Schindeln und Zaunholz wurden im ausgehenden Mittelalter im Bereich zwischen dem obersten Marktplatz und dem Residenzplatz verkauft. Im 19. Jahrhundert übersiedelte der Holzmarkt in die Modegasse. In der Rechtsstadt wechselte der Holzmarkt im 19. Jahrhundert zwischen Standorten vor dem Gablerbräu, dem heutigen Makartplatz, der Bergstraße und dem Mirabellplatz.

Der Heumarkt befand sich im 15. Jahrhundert zwischen dem Höllbräu und dem Waagplatz, wurde in der Folge am obersten Marktplatz abgehalten. Im ausgehenden 18. Jahrhundert fand er auf dem „Heumarkt“, dem heutigen Herbert-von-Karajan-Platz, seinen Standort, 1903 wechselte er auf den Platz vor der städtischen Schranne in die Neustadt.

Jahrmärkte

Jahrmärkte boten sowohl den einheimischen Geschäftsleuten als auch auswärtigen Händlern die Möglichkeit, ihre Produkte anzubieten. Damit wurde die Stadt mit Importwaren, die im Sortiment der ansässigen Händler meist nicht geführt wurden, versorgt. Zwei traditionelle Jahrmärkte boten sich dafür an: ein bereits im 14. Jahrhundert belegter Fastenmarkt während der Fastenzeit und die bereits 1331 bezeugte „tuld“ um das Fest des Heiligen Rupert. Die traditionelle Dult wurde 1896 zwar aufgehoben, 1924 jedoch wieder eingeführt.

Dieser Jahrmarkt erstreckte sich um den Dombereich und auf dem (alten) Marktplatz. Zeitweilig wurde sogar der Kollegienplatz (heute: Universitätsplatz) zum Marktbereich. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Jahrmarkt in die Neustadt verlegt, ehe er im 20. Jahrhundert wieder rund um den Dom zurückfand.

Weitere saisonal bezogene Jahrmärkte waren der Pfingstmarkt und der Nikolaimarkt, die beide unter den Dombögen beheimatet waren, sowie Weihnachtsmärkte im Kurpark, am Mirabellplatz und rund um den Dom.

Verwendete Literatur

[Kramml 1999]] Kramml, Peter F:. Handel, Gewerbe und Verkehr. Die Salzburger Märkte. In: Historischer Atlas der Stadt Salzburg, Salzburg 1999.

[Besl 1999] Besl, Friedrich R.: Märkte in Salzburg. In: Salzburger Volkskultur 23 (1999), S. 16–26.

[Braudel 1990] Braudel, Fernand: Sozialgeschichte des 15.–18. Jahrhunderts. Der Handel, München 1990.

[Dopsch 1983] Dopsch, Heinz: Die wirtschaftliche Entwicklung. In: ders.; Hans Spatzenegger (Hg.): Geschichte Salzburgs. Stadt und Land, Band I/2, Salzburg 1983, S. 757–835.



[28] = der heutige Universitätsplatz.

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