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Über viele Jahrtausende erstreckt sich die Geschichte der Verbindung zwischen Mensch und Tier. Anfangs stand das schiere Überleben, das Fleisch, Felle, Knochen, Zähne und viele weitere Produkte aus erjagten Tieren ermöglichten. Mit der Sesshaftwerdung des Menschen begann jedoch eine in der Natur andernorts beispiellose Verflechtung des Lebens der Menschen mit dem der im Laufe der Zeit sich entwickelnden Nutz- und Haustiere. Diese Vorgänge sind weltweit vorzufinden und durch zahlreiche archäologische Funde illustriert.
Im Alpenraum gehören in die Gruppe der Nutztiere traditionell vor allem Rinder, Schafe, Ziegen, Pferde, Schweine und Geflügel, in den letzten Jahren vermehrt auch exotischere Vertreter wie der Vogel Strauß. Unter den anderen Haustieren, die dem Menschen meist weniger materiellen Nutzen bringen, ihn vielmehr durch ihre Schönheit, Exotik oder Anhänglichkeit faszinieren, finden sich Katzen und Hunde, Vögel und Nager, Fische und Echsen.
Unter all diesen Beziehungen nimmt die Verbindung des Menschen zum Hund eine Sonderstellung ein. Viel wurde über diese faszinierende und zwiespältige Partnerschaft geforscht und geschrieben. Was ist das Fesselnde am Hund? Ganz einfach: Kaum ein anderes Tier hat sich nachhaltiger dem Menschen angeschlossen, fordert so sehr seine menschlichen Eigenschaften wie der Hund. Kaum eine Verbindung spiegelt den Zustand einer Gesellschaft so sehr wider wie die mit dem Hund. Diese Verbindung Mensch/Hund ist auch in Salzburg ein Teil unserer Kultur.
Bereits für die Zeit vor etwa 14.000 Jahren ist das Zusammenleben des Hundes mit altsteinzeitlichen Jägern für Mitteleuropa nachgewiesen. Vielleicht von steinzeitlichen Abfallhaufen angezogen oder als Welpen als Spielkameraden für Kinder ließen sich Wölfe als soziale Tiere nach und nach in das menschliche Umfeld integrieren. Mensch und Wolf profitieren bis heute von den Fähigkeiten des jeweils anderen.
Hunde dienten anfangs noch zeitweilig als Nahrungsquelle, zu Ende der Jungsteinzeit wurden sie bereits als Wächter eingesetzt und später in vielen Regionen religiös verehrt. Die wahrscheinlich älteste Hunderasse war der jungsteinzeitliche Torfhund. Am Übergang zur Bronzezeit (1800–800 v. Chr.) entstanden bereits etwa Schäferhunde, Pudel, Windhunde oder Möpse. Aus römischer Zeit existieren in Salzburg einige Skelette kleiner römischer Haushunde. Mittelalterliche Funde sind jedoch rar, der Umgang mit Hunden wird für diese Zeit als rau beschrieben. Lange war Hundebesitz Vorrecht des Adels. Die „Hunde des gemeinen Mannes“ mussten angekettet oder mit durchschnittenen Beinsehnen ihr Dasein fristen. Streuner vertilgten den Unrat der Städte, in Gerbereien fraßen Hunde die Abfälle.
Die Beziehung des Menschen zum Hund ist bis heute einem ständigen Wandel unterworfen. Für vereinsamte Menschen des konsumorientierten „Westens“ wird der Hund immer mehr zum Ersatz für menschliche Bindungen, gleichzeitig bleibt etwa in vielen Städten Asiens das Bild des in belebten Gassen verwesenden Straßenköters Alltag. Gleich jedoch wie die Beziehung zum Hund aussehen mag, sie fehlt nur in wenigen Gegenden der Welt.
Aufgrund ihres Riechvermögens eignen sich Hunde aller Rassen – mit Rücksicht auf ihren Körperbau – hervorragend zum Rettungshund. Die oft extremen Einsatzumstände erfordern schonende Vorbereitung während der Ausbildung und bedingungsloses Vertrauen zwischen Hundeführer und Hund. In einer österreichweiten Ausbildung werden die Teams in drei Kursen auf die Aufgaben vorbereitet, die unter anderem auch den Hundeführer mit Sitten und Gebräuchen im Einsatzland vertraut machen. Alle drei Jahre werden in einem simulierten Vorfall Leistung und Belastbarkeit der Teams überprüft.
Lawinen- und Trümmersuchhunde müssen unbeeindruckt von Scheinwerferlicht und lauten, plötzlichen Geräuschen selbstständig ihre Arbeit verrichten. Sie müssen am Seil eines Hubschraubers hängend mitfliegen können, während Nachbeben weitersuchen, finstere Räume zwischen Trümmern und Höhlen im Schnee betreten. Der optimalen Suchdauer von etwa 15 Minuten muss eine Erholungspause folgen. Die Suche erfolgt immer als „Spiel“ mit Belohnung bei Erfolg.
In der „Salzburger Arbeitsgemeinschaft Rettungshunde“ sind die Rettungshundestaffeln des Roten Kreuzes, des Bergrettungsdienstes und die Vermissten- und Suchhundestaffel zusammengefasst. Seit einigen Jahren sind Salzburger Rettungshundeteams auch im Ausland im Einsatz, wobei die Erdbeben in Armenien, in der Türkei (zweimal im Jahr 1999) und die Erdbeben in Algerien und im Iran (2003) zu nennen sind.
Ursprünglich aus der Schweiz stammend, entwickelt sich das Blindenhundewesen mittlerweile weltweit. Nur völlig aggressionsfreie, außergewöhnlich folgsame und gelehrige Hunde eignen sich zum Blindenhund. Nach der umfangreichen Ausbildung beherrscht der Hund zuverlässig etwa dreihundert (!) Befehle, die er nach Einschulung mit dem Besitzer in dessen Lebensumwelt völlig selbstständig auf täglichen Wegen einsetzt. Dabei muss er in seine Entscheidungen in jedem Fall die Eigenschaften des Menschen, zum Beispiel dessen Größe, einbeziehen. In ähnlicher Weise werden Gehörlosenhunde dazu ausgebildet, ihre hörbehinderten Besitzer auf verschiedenste Geräusche aufmerksam zu machen.
Für einen Blinden ist es enorm wichtig, dass sein Hund während seiner Arbeit – erkennbar am Tragen eines starren Führgeschirres, das die Aktionen des Hundes an seinen Besitzer überträgt – niemals abgelenkt wird. Daher nicht streicheln und nicht füttern, eigene Hunde sollen bei Begegnung unbedingt an die Leine genommen werden. Wenn der Führhund selbst frei läuft, hat er dienstfrei – unerlässlicher Ausgleich zu seiner anspruchsvollen Tätigkeit.
Einige europäische Länder sichern blinden Menschen das Recht auf einen Führhund gesetzlich zu. In Österreich kann der Staat zu den Gesamtkosten von etwa 25.000,- Euro einen Beitrag leisten. Im Bundesland Salzburg gibt es derzeit sieben Blindenhunde. Wer als Gastfamilie einen zukünftigen Blindenhund durch sein erstes Lebensjahr begleiten möchte, kann sich direkt an eine der Führhundeschulen wenden.[214]
Menschen und Hunde brauchen einander im wahrsten Sinne des Wortes, wenn sie sich in den Dienst hilfsbedürftiger, einsamer, körperlich oder geistig behinderter Menschen stellen. Die nachweislich positive Wirkung des Kontakts mit Tieren wie Pferden und Hunden nimmt mit großem Erfolg die Angst vor Hilflosigkeit oder dem Alleinsein.
Der Verein „Partner-Hunde“, 1993 ins Leben gerufen, widmet sich in der Station in Weitwörth nahe Oberndorf ganz den „Helfenden Hunden“ mit ihren menschlichen Schützlingen.[215] Ausgebildete Partnerhunde erhöhen die Mobilität und damit Lebensqualität des Besitzers um ein Vielfaches.
Heute befinden sich etwa 500 Hunde im Dienst der österreichischen Polizei und Gendarmerie. Je nach Veranlagung werden die Tiere etwa zum Schutz- und Stöberhund, Fährtenhund, Spürhund (Sucht- oder Brandmittel, Sprengstoff, Leichen, Blut) oder Lawinenverschüttetensuchhund ausgebildet. Diese Hunde absolvieren nach der Grundausbildung eine weiterführende Schulung zum Schutzhund, wonach im Jahresabstand die Nachprüfung des Leistungsstandes vorgeschrieben ist. In der Einsatzstatistik für 2001 scheinen unter etwa 12.000 Einsätzen, die sich hauptsächlich aus Überwachungen und präventiven Streifengängen zusammensetzen, auch 222 Suchen nach abgängigen Personen, 146 Streitschlichtungen, 60 Suchtgift- und 22 Sprengstoffeinsätze auf.
Die Jagd als ursprünglichste Arbeitsgemeinschaft zwischen Mensch und Hund integriert die intellektuellen und handwerklichen Fähigkeiten des Menschen mit dem Spürsinn, der Kommunikationsfähigkeit und der Wendigkeit des Hundes. Jagdhunde folgen hauptsächlich ihrem Instinkt, daher eignen sich im Prinzip alle Hunde zur Jagd. Die einzelnen Rassen sind jedoch für die unterschiedlichen Aufgabenstellungen nicht gleichermaßen geeignet. Als Stöberhunde werden zum Beispiel Wachtelhunde eingesetzt. Ausschlaggebend ist in jedem Fall, dass der Gehorsamstrieb des Hundes zu allen Zeiten dem Jagdtrieb überwiegt.
Als „Pferd des armen Mannes“ erleichterte bis in die 1950er-Jahre der Hund Transportaufgaben, meist beim Ziehen von Milchwägen. Bis heute werden in Salzburg Hunde auch zum Treiben und Hüten von Schafen (Austrian Sheepdog Society) und Kühen (Pinzgauer „Spezhund“) eingesetzt, die „Fern-Steuerung“ der Hunde erfolgt durch kombinierte Hand- und Pfiffsignale.
Im 16. und 17. Jahrhundert war der unabhängige gesellschaftliche Stand der Ärzte noch nicht gefestigt. Die Bedrohung, die beim Tabubruch der ritualisierten Öffnung menschlicher Körper empfunden wurde (Zerstörung des Leibes, nicht nur des Körpers!), wurde gebannt, indem sie quasi auf im Rang niedrigere Menschen und Tiere übertragen wurde. Zu diesem Zweck waren im „anatomischen Theater“ häufig Hunde anwesend. Erst mit der sozialen Anerkennung des Ärztestandes im 18. Jahrhundert konnte die Rolle der Hunde als Empfänger irrationaler Ängste entfallen.[216]
In künstlerischen Darstellungen findet sich der Hund oft in Erfüllung einer Aufgabe als Begleiter des Menschen, als Beiwerk zur Erläuterung des sozialen Ranges der dargestellten Person oder als Objekt religiöser Verehrung – mit zahlreichen Beispielen auch aus dem Bundesland Salzburg:
Aus einer römischen Villa im Saalfeldner Ortsteil Wiesersberg freigelegte Wand- und Deckenmalereien sind bis Mai 2005 im Salzburger Museum Carolino Augusteum (SMCA) zu sehen.[217] Der Hund ist hier unter anderem als Begleiter des sterbenden Heros Aktaion dargestellt. Das SMCA beherbergt weiters römische Reliefs und Friese sowie Tonstatuetten zum Thema. Im Halleiner Keltenmuseum befindet sich eine Schale aus Bronzeblech mit Jagdfries (4. Jahrhundert v. Chr.), die einen von einem Hund begleiteten Jäger zeigt. Eine Anzahl verschiedener Hundeskulpturen bietet auch der Schlosspark Hellbrunn mit den Wasserspielen.
Die Sonderschau „Auf den Hund gekommen?“ im „Haus der Natur“ beschäftigte sich 2002/2004 mit der Natur- und Kulturgeschichte des Hundes. Hier wurde auch auf den Übergang zwischen Kunst und Kitsch sowie den Einsatz des Vierbeiners in der Werbung eingegangen.
Wölfe gehören in der Ordnung der Raubtiere (Carnivora) zur Familie der Hundeartigen (Canidae). Auch Füchse, Marderhunde, Mähnenwölfe und Schakale sind in dieser Gruppe zu finden, sind jedoch mit dem Wolf[218], Canis lupus, nicht näher verwandt. Nur der Wolf ist der Urahn unserer Haushunde, und zwar aller Rassen, egal welchen Körperbaus oder welcher Farbe.
Wölfe sind sehr anpassungsfähige Tiere, die mit Ausnahme Afrikas den größten Teil der nördlichen Hemisphäre besiedeln konnten. Sie wurden jedoch als Beutekonkurrenten des Menschen, im Mittelalter auch als Verbündete des Bösen, über Jahrhunderte gnadenlos verfolgt und auch in Salzburg schließlich ausgerottet. Wölfe sind in Salzburg noch nicht wieder heimisch. Obwohl immer wieder Einzeltiere in die Steiermark einwandern, konnte sich ein Rudel bislang nicht etablieren. Wölfe sind ganzjährig geschützt. Wildernden Hunden nicht ganz unähnlich, werden Wölfe aber immer wieder Opfer von Verwechslungen.
Wölfe lassen sich in Tiergärten leicht halten und zur Nachzucht bewegen. Auch im Zoo Salzburg lebt ein Rudel Wölfe mit derzeit (November 2004) neun Individuen in einem naturnah gestalteten Großgehege,[219] das mit speziell angebotener Wolfsführung und etwas Glück Einblicke in das faszinierende Wesen des Wolfes ermöglicht.
Gemessen an der Größe und Dicke der Riechschleimhaut sowie der Zahl der Riechzellen besitzen Wolf und Hund einen 40-fach besseren Geruchssinn als der Mensch. Unterstützt durch ein extrem leistungsfähiges Erinnerungsvermögen erhält der Hund ein umfangreiches Bild seiner Umgebung. Die Hörleistung des Hundes ist bis in große Tonhöhen ausgezeichnet (Hundepfeife!) und kann durch Ausrichtung des Außenohrs, Schiefhaltung und Drehen des Kopfes verstärkt werden. Das Sehen der Hunde entspricht dem farbenblinder Menschen bei Reduktion (Herabsetzung) des räumlichen Sehens und der Nachrangigkeit unbewegter Objekte, die auch in relativ geringen Entfernungen unentdeckt bleiben.
Hundeartige verfügen über reiche Muster der innerartlichen Kommunikation, wie sie für soziale Lebewesen unerlässlich sind. Wolf und Hund unterscheiden sich hier nur in Details. Wölfe bellen selten, heulen aber zur Fernverständigung innerhalb des Rudels. Zur Zucht wählte der Mensch bevorzugt bellfreudige Tiere, so dass beim Hund das Heulen als Ausdrucksmittel an Bedeutung verloren hat.
Für Menschen ist es im Umgang mit Hunden äußerst wichtig, die Signale richtig als Entspannung, Aggression oder Freundlichkeit/Unterwürfigkeit zu interpretieren. Fehlgedeutet werden häufig die Bedeutung der Gesichtsmimik, des Schwanzwedelns oder der Signale von Hunden mit kupiertem Schwanz oder Schlappohren.[221]
Die hinsichtlich ihrer körperlichen Eigenschaften enorm variablen Wölfe vereinen in sich bereits alle Merkmale heutiger Hunde. Steinzeitliche Mütter ließen sich möglicherweise anfangs bei der Auswahl der Welpen mehr durch ihren Pflegeinstinkt leiten – kleine Wölfe entsprechen dem für Menschen sehr anziehenden Kindchenschema. Mit dem Erkennen des Potenzials des Wolfes für Jagd-, Hüte-, Wach- oder Schutzaufgaben jedoch konzentrierte man sich bis ins 19. Jahrhundert hinein auf die Nutzbarmachung dieser Eigenschaften.
Erst spät begann parallel dazu die moderne, streng geregelte Zucht einer stetig steigenden Zahl nicht primär nutzbringender Rassen mit auffälligen Körpermerkmalen. Auch heutige Zuchtmaßnahmen wählen aus dem vorhandenen Spektrum lediglich für den Menschen attraktive Eigenschaften aus, um sie zu verstärken. Die wahrscheinlichen Eigenschaften der nächsten Generation lassen sich auch mit modernen Techniken nur durch eine größere Zahl an Nachkommen präzisieren.
Nebenwirkungen des Erfolges sind häufig rassespezifische Erkrankungen wie chronisches Asthma, Zahnfehlstellungen oder Hüftgelenkdysplasie.[222] Auch ist das Gehirn eines Hundes etwa ein Drittel kleiner als das eines ähnlich großen Wolfs. Dennoch sind Hunde enorm intelligent und lernfähig, was die Leistungen verschiedenster Formen von Gebrauchshunden eindrucksvoll bestätigen. Trotz lenkender Maßnahmen bleibt weiterhin die Zucht „schärferer“ Hunde problematisch, die mangelhaft ausgebildete Besitzer schnell überfordern.
Im Lauf der Jahrtausende entstand eine große Zahl an Hunderassen, die in ihren Eigenschaften den Lebensumständen und -gewohnheiten der Menschen der jeweiligen Zeit entsprachen. Mit der Änderung der Bedingungen verloren viele Rassen wieder an Bedeutung und wurden durch neue Züchtungen ersetzt.
Heute sind zwischen 300 und 400 Rassen weltweit anerkannt. Davon werden mit wechselnder Beliebtheit etwa 200 im deutschsprachigen Raum gehalten. Die gewünschten körperlichen Eigenschaften sind für jede einzelne Rasse genau beschrieben. Darauf ist bei der Zucht entsprechend einzugehen.
Als in Österreich entstandene Rassen werden sowohl die österreichische Bracke als auch der selten gewordene österreichische Kurzhaarpinscher geführt. Während letzterer als Hofhund des Barock bekannt wurde, kommen Bracken wie die Brandlbracke (Vieräugl) als Schweißhunde bevorzugt auf der Hasenjagd zum Einsatz. Tiroler Bracken (Österreichische Glatthaarbracken) und Alpenländische Dachsbracken werden seit dem Mittelalter gezüchtet. Ende des 19. Jahrhunderts entstand die Steirische Rauhaarige Hochgebirgsbracke (Peintinger Bracke).
Hundewelpen werden blind und taub geboren, ab der dritten Lebenswoche beginnt die Kontaktaufnahme zur Umwelt. In der Prägungsphase zwischen vierter und siebter Lebenswoche lernt der Welpe den Einsatz seiner Sinne und die arttypische Körpersprache. Er darf daher erst in der Sozialisationsphase zwischen achter und zwölfter Lebenswoche aus dem Wurf entnommen werden, um ihn in eine Menschenfamilie zu integrieren. Bei konsequenter Ausbildung fügt sich ein junger Hund bis zum sechsten Lebensmonat natürlicherweise in die Rangordnung des „Rudels“ ein. Zwischen siebtem und zwölftem Lebensmonat erfolgt das Erwachsenwerden.
In Junghundekursen zwischen dem dritten und neunten Lebensmonat erlernen Welpen und Besitzer gegenseitiges Verstehen und Vertrauen. Danach werden im Begleithundekurs unter anderem Leinenführigkeit, das Warten-Können, Hoch- und Weitsprung trainiert. In vielfältigen Fortgeschrittenenkursen können Hunde bei entsprechender Begabung in bis zu drei Jahre dauernden Lehrgängen für sehr anspruchsvolle Spezialaufgaben ausgebildet werden. Der „Österreichische Kynologenverband“ (ÖKV) hält Informationen zu Vereinen, Abrichteplätzen und Kursen bereit.
Gerade für Kinder sind Kenntnisse zur Körpersprache der Hunde lebenswichtig. Die Broschüre „Kind und Hund. Sicherheitsregeln für Kinder einem fremden Hund gegenüber“, des Polizeisportvereins Schwarz Weiß Salzburg, Sektion Hundesport, erteilt Ratschläge dazu.
Auch für den Hund gilt: „Er ist, was er (fr)isst“. Neben Fleisch nehmen Wolf wie Hund den pflanzlichen Mageninhalt von Beutetieren, Früchte und Gras auf.[223] Entsprechend muss ein Drittel der Futtermenge als Beifutter pflanzlichen Ursprungs gegeben werden (Hundeflocken). Bei Zusammensetzung und Menge des Futters muss auf das Alter, den Gesundheitszustand und die körperliche Aktivität des Hundes Rücksicht genommen werden, wobei handelsübliches Fertigfutter eine ausreichende und gleich bleibende Versorgung mit allen Nährstoffen gewährleistet. Niemals sollen ungekochte tierische Nahrungsmittel, süße oder scharf gewürzte Speisen oder Knochen aus Speiseabfällen gefüttert werden. Sowohl kühlschrankkaltes Futter als auch Milch werden meist sehr schlecht vertragen.
Hunde sind sozial lebende Tiere. Bei Einzelhaltung muss der Mensch daher selbst für ein großes Maß an Zuwendung sorgen. Zur Gesunderhaltung des Hundes muss seinem Bewegungsdrang unbedingt regelmäßig und ausreichend Folge geleistet werden.
Die Gesundheitsvorsorge mit Impfungen und Entwurmung ist im Großraum Salzburg derzeit vorbildlich, die Ansteckungsgefahr durch kotübertragene Parasiten für Hund und Mensch entsprechend gering. Aufholbedarf besteht noch außerhalb der Ballungsräume und bei Entwurmungen für den Zeitraum nach der Rückkehr aus Urlaubsländern.
Die klassische Palette der Hundesportarten umfasst vor allem Obedience (sportliches Üben von Teamarbeit und Gehorsam), Agility (Geschicklichkeits- und Ausdauertraining von Hund und Besitzer) und den Breiten- oder Turnierhundesport („Leichtathletik der Hunde“). Zughundesport ist in Österreich weit verbreitet, Schlittenhunderennen werden auch in unseren Breiten immer öfter durchgeführt. So fand die Schlittenhunde-WM 2003 in Werfenweng statt. In letzter Zeit wird das Angebot ständig erweitert.
Für Hunde mit stark ausgeprägtem Beute-, Spiel- und Bringtrieb wurde Flyball entwickelt oder das Frisbeespiel abgewandelt. Beim TEAM-Dance werden Übungen der Unterordnungssportarten (Obedience, Schutzhunde) zu musikalischer Begleitung gezeigt.
Eine neue Variante der Ausübung von Sport gemeinsam mit dem Hund nennt sich „Dogging“: Jogging, Walken und Nordic Walking eignen sich im Prinzip – mit Rücksicht auf Alter, Körpergewicht und Kondition – zur Begleitung durch alle Hunde. Konditionell starke Hunde können auch mit Inlineskatern oder beim „Nordic Bladen“ mithalten.[224]
Zwei Reizworte zum Thema Hundehaltung kehren anlassbedingt mit Regelmäßigkeit wieder. Die Diskussion zu Hundekot auf öffentlichen Flächen, insbesondere Kinderspielplätzen, wurde in einigen Gemeinden inzwischen mit gesetzlichen Bestimmungen bewältigt. Deren Einhaltung lässt häufig jedoch zu wünschen übrig.
Unvergleichlich weit reichendere Folgen können die gefürchteten Beißattacken von Hunden haben. Kinder sind bevorzugte Opfer, da Hunde mit mangelnder Sozialerziehung im Jugendalter diese nicht als ranghöher erkennen. Auch – verbotenerweise – in Isolation aufgewachsene Hunde (Tierschutz-Verordnung – TSCHV, zum Salzburger Tierschutzgesetz 1999) reagieren oft mit übersteigertem Angriffs- und Abwehrverhalten.
Die Gefährlichkeit eines Hundes ergibt sich rasseunabhängig hauptsächlich aus prägenden Ereignissen während der Entwicklung und dem sozialen Umfeld zum Zeitpunkt des Übergriffs. So können auch gut erzogene Hunde in den falschen Händen zur unberechenbaren Gefahr werden. Ein Risiko besteht zusätzlich durch Größe und Sozialverhalten des Hundes. Abhilfe erhofft man sich durch die Einführung des verpflichtenden „Hundeführscheines“ (siehe das Oberösterreichische Hundehaltegesetz 2002) und die „Entkriminalisierung“ bestimmter als besonders gefährlich geltender Hunderassen. Letzteres reduziert die Attraktivität für bestimmte Käuferkreise, bewahrt aber auch unauffällige Individuen dieser Rassen vor der Abschiebung ins Tierheim.
[214] Interessenten, die sich als Gastfamilien zur Verfügung stellen möchten, können mit dem Salzburger Blindenverband (Tel.: 0662/43 16 63-0) oder unter anderen mit folgenden Führhundeschulen Kontakt aufnehmen: Reha-Hunde-Schule, Maria Gerstmann, Neudorfberg 78, A-8211 Ilztal, Tel.: +43 676 530 76 78 / E-Mail: office@reha-hunde.at / https://www.reha-hunde.at/. Österreichische Schule für Blindenführhunde, Josef Bürger, Rastal 17, A-8611 Tragöß-St. Katharein, Tel.: +43 3869 2517, Fax: +43 3869 / 2517-7, Mobil: +49 172 9635719, E-Mail: josefbuerger@aon.at, www.blindenfuerhundeschule-buerger.de [Anm. der Redaktion: Die Website ist mit Stand Mai 2019 nicht mehr erreichbar.]
[216] [Kathan 1999].
[217] [Tober 2003].
[218] Zum Thema Wölfe siehe z. B. [Freund 1999] – [Mowat 1997] – [Zimen 1993].
[220] Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Landesbildstelle Westfalen: Museumspädagogisches Programm zur Ausstellung „Auf den Hund gekommen? – Natur- und Kulturgeschichte des Hundes“. Westfälisches Museum für Naturkunde. Siehe dazu: [Knoche 2001]
[221] [Morris 2000].
[222] Siehe dazu http://www.tier-magazin.de/049.htm
[224] Zum Thema Hundesport siehe z. B.: [Edelbacher 2003].