Die Möglichkeiten zur Partnersuche, dazu, Bekanntschaften zwischen den Geschlechtern zu schließen, waren im historischen Verlauf großen Veränderungen unterworfen und haben sich auch zwischen ländlichen Gebieten und der Stadt noch bis vor wenigen Jahrzehnten stark unterschieden. Eine Konstante ist jedoch festzustellen: der aktive Part bei der Anknüpfung von Beziehungen lag stets auf der Seite der jungen Männer.
In ländlichen Gebieten spielten bis ins frühe 20. Jahrhundert Wallfahrten und die Kirtage eine wichtige Rolle bei der Partnersuche. Obwohl die im Anschluss stattfindenden Tanzveranstaltungen von der kirchlichen Obrigkeit durch Verordnungen eingeschränkt wurden, nützten viele junge Männer die Gelegenheit, sich eine ihnen genehme Partnerin auszuwählen.
Das „Fensterln“ – auch Gasslgehen genannt – stellte ebenfalls eine historisch wichtige Variante der Partnerinsuche dar. Dabei zogen die jungen Männer meist in einer Gruppe durch das Dorf, um unter den Fenstern der Mägdekammer Verse oder Lieder an die Mädchen zu rufen oder zu singen. Stieß die Annäherung auf Sympathie, kamen die Mädchen ans Fenster und das Spiel der individuellen Werbung konnte beginnen.
In der bürgerlichen städtischen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts lief das Schließen von Bekanntschaften nach folgenden Regeln ab: Junge Mädchen, die das heiratsfähige Alter erreicht hatten, wurden offiziell in die Gesellschaft eingeführt.
Das bedeutete, dass sie – meist unter der Ägide (Obhut) ihrer Mutter oder einer Anstandsdame – das Theater besuchten und an Bällen teilnahmen und Menschen außerhalb ihres engeren Umfelds kennen lernen konnten. Hatte ein junger Mann Interesse an einer näheren Bekanntschaft, so musste er zunächst bei den Eltern des Mädchens um Erlaubnis fragen.
Diese konservativen Strukturen änderten sich am Beginn des 20. Jahrhunderts, als der Erste Weltkrieg das bestehende soziale Gefüge zerbrach, viele Frauen beruflich tätig wurden und tätig sein mussten und die Möglichkeiten der Partnersuche wesentlich breiter waren als zuvor. Das Bild der Frau als nicht berufstätige Ehefrau und Mutter blieb jedoch das vorherrschende Rollenmuster, das an junge Mädchen weitergegeben wurde.
Viele der nach dem Ersten Weltkrieg entstehenden Tanzschulen – wie etwa die von dem ehemaligen k.u.k. Offizier Willy Elmayer 1919 in Wien gegründete – machten sich die Vermittlung konservativer Rollenmuster zu einer bleibenden Aufgabe.
So änderte sich an dem Ritual, mit dem vorgeblichen Eintritt ins heiratsfähige Alter Gesellschaftstanz zu lernen, um dann auf Bällen oder in Tanzkränzchen den Partner fürs Leben zu finden bis in die 1960er-Jahre wenig, auch wenn das soziale Leben durch den Zweiten Weltkrieg erneut eine schwere Zäsur erfuhr und durch die zunehmende Berufstätigkeit der Frau die Partnersuche immer häufiger jenseits der traditionellen bürgerlichen Strukturen stattfand.
Die politischen Reformen der 1970er-Jahre und die verpflichtende Einführung der Koedukation, der gemeinsamen Erziehung von Knaben und Mädchen, im Jahr 1976 führte zu einem wesentlich natürlicheren Umgang der Geschlechter miteinander, in den häufig auch die ersten Partnerbeziehungen eingebunden sind. Discos und seit den 90er-Jahren Clubs bieten weitere Möglichkeiten einer formloseren Kommunikation jenseits konservativer Tanzschulrituale.