Mein krauses haar
ist die kresse ist die krause kresse
in ihrem beet der beine –
er wird sie mir wässern
und den dubdub
den vogel der aus der furche der
erde mit dem schnabel schaut
ihn wird er mir streicheln.
(Enheduanna, 24. Jh. v. Chr.)
Beladen mit ihren Komplexen, Sexualnöten und Liebeswirren sahen viele Bildungsbürger im 19. Jahrhundert mit etwas Neid und viel Angst auf die scheinbar einfache, rohe Liebespraxis des Volkes. Stimmt das aber? War das Liebesglück und Liebesleid einer Bauernmagd weniger authentisch und komplex, nur weil sie es nicht im Tagebuch festhielt, als die erotischen Erlebnisse einer Bürgerstochter? Für den Historiker besteht tatsächlich das Problem, an die Quellen heranzukommen. Doch es gibt sie. Eine aufregende Quelle fand in den 1930er-Jahren der Lehrer und Heimatforscher Karl Fiala im Großarltal: den Liebesbrief eines illiteraten Knechtes aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, verfasst in der alpinen Bilderschrift, die bei Arbeits- und Hausgeräten üblich war. Fiala entzifferte das ländliche Piktogramm so: „Herzliebste Sennerin! Am Sonntag zur Kirchzeit schicke den Hüterbuben auf die Bergweide, denn ich, der Rossknecht, komme zu Dir auf die Alm. Ist noch wer in der Hütte, so warte ich im Wald bis die Luft rein ist. Ich will bei Dir sein, oder ich möchte einen Hirsch jagen.“ Die letzten beiden Zeichen – das Hirschgeweih und das Symbol für den aufgerichteten Penis – interpretierte Fiala mit der Zurückhaltung des Heimatforschers. In Wahrheit hieß die Botschaft: Ich bin geil wie ein brunftiger Hirsch und möchte mit Dir schlafen.[4119]
Nehmen wir die Tradition des Volksliedes als anderes Beispiel.[4120] Auf dieser Diskursebene werden viele Elemente der Liebe und Sexualität durchprobiert: die „himmlische“ und die „irdische“ Liebe, Liebeserfüllung und Liebesverrat, sublimierte und direkte Sexualität, Sehnsucht und Enttäuschung. Im Selbstbild war es der „frische Bursche“, der als Akteur auftrat, das Jagdgewehr auf dem Rücken, den Gamsbart am Hut, das Mädchen im Herzen, jederzeit bereit zum Raufen – und selbstverständlich Geld in der Tasche.[4121] Am Samstag dann, der Weg zum Mädchen, die wartet bereits und hat den väterlichen Wachhund vorsichtig eingesperrt.[4122] Der Weg zu ihr kann lang sein, aber auch ein zweistündiger Fußmarsch ist im Gebirge nicht weit, wenn die Freuden der Liebe locken, jenes zauberhafte Mädchen mit Wangen wie Milch und Blut.[4123] Mag der Segen der Kirche auch noch fehlen, der himmlische Vater blickt wohlwollend auf so viel Glück.[4124] Die Liebschaft ist kurz auf dem Lande, sagt ein anderes Lied, bald folgt die Hochzeit.[4125] Die vorsichtige „Mirzl“, in einer steirischen Volksweise, fordert allerdings vorher den Gang zum Pfarrer, bevor sie dem „Bua“ auf die Alm folgt.[4126] Gelingt die Ehe, wird das Hochzeitsgewand nach vielen Jahren auch das Totenkleid. Sind auch Sommer und Winter über das Haus und die Herzen gekommen, dieses „hohe Paar“ hat sich bewährt und sie lassen die Hände auch auf dem Totenbett nicht los, beim letzten Winter des Lebens.[4127] Für die himmlische Liebe sind die Augen das Signal der Ewigkeit: „Und i håb dir in die Äuglan g’schaut“; diese Liebe hält fest wie der Himmel die Sterne;[4128] diese enthusiastische Liebe holt der Geliebten vom Himmel jeden Stern.
Doch die Liebe kann auch nur ein Traum sein, der vergeht wie der Tau am Morgen.[4129] Da existiert der soziale Unterschied, „i bin a årmer Bua, drum kriag i’s nit“.[4130] Da gibt es die Möglichkeit der „heimlichen Liebe“, die heißer als Feuer und Kohle brennt.[4131] Da ist der Liebesverrat, der mit dem Tode gerächt wird. „Er stach es dem Mägdlein ins Herze, das rote Blut gegen ihn spritzt“.[4132] Die moralische Lehre, die dieses Lied zieht, gilt nur für die Frau: „So geht’s, wenn ein Mädel zwei Knaben tut lieben, das tut dir gar selten gut“.[4133] Oder die Aggression richtet sich gegen sich selbst: „Wenn i di nit krieg’, gang i fort in Krieg; wenn i di net hab’, ist mir d’Welt a Grab!“[4134] Oder in einer anderen Version, als die Treue gebrochen wurde, das Ringlein entzwei sprang, heißt es: „Ich möchte als Reiter fliegen wohl in die blut’ge Schlacht ...“[4135] Doch zumeist bleibt nur die steinerweichende Klage: „Verlåssen, verlåssen, verlåssen bin i, wia a Stan auf der Stråßen ...“[4136]
Dieses Panorama der Liebe im Volkslied, ins Sentimentale und Klischeehafte reichend, war nicht frei von sexuellen Anspielungen, repräsentierte jedoch zumeist die „anständige“ Version des Folklorismus, wie sie von den Volksschullehrern gesammelt wurde. Für die Projektionen der Gefühle erwies sich die wissenschaftliche Unterscheidung zwischen dem Volkslied und dem volkstümlichen Lied als unwichtig[4137]; jeder Schmachtfetzen konnte durchaus starke Gefühle wecken, transportieren, imaginieren. Häufig, vor allem in Kärnten, entwarfen Männer die Liebes- und Mädchenbilder, daher finden sich mehrfach Klagelieder, die die Männer als Opfer der verratenen Liebe besingen.
Das erotischere Volkslied konstruierte gern die Konstellation Wildschütz/Sennerin.[4138] Die Burschen erscheinen als „Hirschböcke“. Der Volksliedforscher Josef Pommer beschrieb sie ausschmückend: „Wie Hirsche stehen sie da, stramm das Haupt erhoben, den Nebenbuhler zum Kampfe herausfordernd“.[4139] Die Sennerin umgibt ein Hauch von Promiskuität, sie kann daher eine aktive Rolle übernehmen: „Sie winkt mir mit den Äugelein und stoßt mi mit den Fuß“.[4140] Dann kocht sie einen fetten Sterz. Zum Liebesspiel gehört das Essen, „dan hama uns an weni ins Bett gelegt und haben a weni gscherzt“.[4141] Dieses „Scherzen“ konnte zur Schwangerschaft führen, wie es die letzte Zeile des Liedes unverblümt anspricht. Ein Gstanzl zog die Lebenslinie weiter und entwarf die Zukunft aus der Perspektive der Frau: „a Stubn volla Kinda, / an bsuffana Månn“.[4142] In einem assoziativen Strophenlied werden die Männer in ihren erotischen Fähigkeiten von den Frauen kritisch durchgehechelt: Die Männer sind nichts wert, haben keine „Schneid“ mehr, der eine ist sexuell inaktiv, der andere ungeschickt, der eine kann nicht mehr, der andere hat einen zu kleinen Penis. Erst das letzte Mädchen singt das Loblied auf ihren braven Burschen: „Mein Bue hat Geld und Schneid, wipt mi, es ist a Freid“.[4143] Das ist die Dreieinigkeit des ländlichen Burschenideals: Mut, Geld, Potenz.
1906 publizierte der Kulturhistoriker Emil Karl Blümml „Erotische Volkslieder“, gedeckt als Privatdruck nur für Gelehrte.[4144] Das war nun ungeschminkte Volkspornografie, noch aus der „karnevalistischen Lachkultur“ der widerspenstigen ordinären Volkskultur stammend: humoristisch, ironisch aus dem bäuerlichen Milieu, lasziv, direkt, auch Geschlechtskrankheiten und Ausscheidungen nicht umgehend, aus dem urbanen Milieu. Männliche Gewalt wie männliche Impotenz werden direkt ausgesprochen. Die Blasphemie gehört ebenso dazu wie der Antisemitismus und lokale Feind- und Konkurrenzbilder. Das männliche Imponiergehabe drückt sich im sexuellen Leistungsprinzip aus: „Fünf Nummern hat sie mir herausgekitzelt“.[4145] Sicherlich ist es nicht die Liebe in der Ehe, welche die erotische Fantasie dieser Lieder in Gang setzte. Und wenn, dann ist es die negative Erotik des Paares alter Mann/junges Mädchen. „Ich lieg’ im Bett und schwitze, / Mein Mann, der ist kalt, / Er hat ja keine Hitze, / Zum lieben ist er z’alt“.[4146] Bevorzugt wird die illegitime Konstellation: sehr häufig Pfarrer/Köchin, dann Wilderer/Sennerin, Geselle/Meistertochter, Wanderhändler/Bäuerin, Bauer/Magd, Soldat/Hure. Die Metaphorik des Penis ist ungemein vielfältig, sie stammt meist aus der direkten Erfahrung der Arbeitswelt. Aggressiv: Pfeil, Taschenmesser, Speer, Nagel; brutal: Hammer, Stock, Wetzstein, Schlegel, Besen, Knüttel, Kerze, Kukuruz, nur selten gibt es das „Szepter der Liebe“. Die Sexualität, wie in der Pornografie üblich, verläuft fast ohne Tragik.[4147] Der Vierzeiler Nummer 146 bildet dann die Ausnahme:
„Wånn’s Dirndl schwånga is
D’Schuld håt da Bua,
’S Dirndl muaß leid’n
Und da Bua låcht eahm gnua“.[4148]
Die Sexualität wird als natürlich abgehandelt. Eine erotische Ballade spielt geschickt mit der Natur der Landschaft, des Waldes und mit der Natur der Sexualität. Ein Bursche geht mit einem Mädchen spazieren, die Gegend ist schön, sie kommen in den Wald und das Mädchen sagt: „Mein Bua, da setz ma uns niedr und betrachtn die Natur“.[4149] Sie trinken Bier, küssen sich: „Ei, da gibts halt nix Schöners als die liabi Natur“.[4150] Das Liebesspiel geht weiter, ziemlich direkt beschrieben. Sie wehrt sich ein wenig und schreit: „Ich bin halt sou kitzli, mir kimmt glei d’Natur“.[4151] Schließlich kommt es dazu, wohin das Liebesspiel tendiert. Der letzte Satz endet mit dem Ausruf des Mädchens: „Es kommt schon, es spritzt schon, die liabi Natur“.[4152] Die Sexualität der Frau mag eine Streitfrage für die Gelehrten gewesen sein, für die erotische Volksfantasie war sie selbstverständlich.[4153]
Die Hölle: Das Blut siedet und kocht in
den Adern, das Hirn ist im Schädel
am Kochen, das Herz in der Brust
am Glühen und Zerspringen, die
Eingeweide eine rotglühende Masse
brennenden Breis, die zarten Augen
flammen wie geschmolzene Kugeln.
(James Joyce: Ein Porträt des Künstlers als junger Mann)
Im bäuerlichen Milieu überschnitten sich zwei Normensysteme. Das eine war das kulturell bedingt kirchliche System – rigide, streng, durch und durch asexuell, und das auf die Natur rekurrierende jugendlich bäuerliche System – biologisch, ökonomisch ausgerichtet. Die kirchliche Norm verkündete seit der Gegenreformation der „Große Katechismus“: „Die Keuschheit ist eine Tugend, welche man durch die Enthaltung von aller unerlaubten fleischlichen Wollust in Gedanken, Worten und Werken ausübt“.[4154] Die Normverletzung, die Sünde der Unkeuschheit benennt das Dritte Hauptstück bei den Fragen nach dem sechsten Gebot: „Durch das sechste Gebot werden verboten: alle Arten der unkeuschen Werke, Geberden, Worte, das freiwillige Wohlgefallen und Einwilligen bei unreinen Gedanken und Begierden, und alles, was zur Unkeuschheit verleitet“.[4155] Was kann zur Unkeuschheit verleiten? Unzüchtige Kleidung (die Frau als Verführerin), Müßiggang, unmäßiges Essen und Trinken, lockerer Umgang mit dem anderen Geschlecht, lüsterne Blicke und Lesen unzüchtiger Bücher. Was sind die bösen Folgen? Religiös: der Unkeusche vergisst auf Gott und kann vom Glauben abfallen; weltlich: der Verstand wird blind, der Wille verstockt, vor allem aber: der Leib wird durch schändliche Krankheiten bestraft. Als letzte, gefährlichste Drohung nennt der Katechismus: den Untergang ganzer Länder, Städte und Völker mit Sodom und Gomorrha als großem Beispiel.[4156] Am Ende des 19. Jahrhunderts wird diese Drohung naturalisiert und als „Degeneration“ und „Entartung“ gefasst.
Keuschheit muss bei den Kindern und Jugendlichen eingeübt werden. Aber da stand die katholische Katechese vor einem Dilemma: Wie viel durfte man sagen, ohne durch die negative Erzählung erst recht die bösen Lüste zu wecken? Die Erklärung des österreichischen Gesamtepiskopates zum Kleinen Katechismus der katholischen Religion wählte für dieses Dilemma die Formel: „Nicht nichts und nicht alles darf vorgetragen werden“; vor allem muss es „edel“ vorgebracht und metaphorisch umspielt werden.[4157] Ort der Sünde ist der Körper, jenes Meisterwerk Gottes, der wird befleckt, wird unrein. Was man in dieser Welt vielleicht noch verbergen kann, wird beim Jüngsten Tag sichtbar. Vor allen Augen steht dann der befleckte, hässlich gewordene Körper in der Öffentlichkeit. Denn die Wollust lauert leider in allen Zonen des Körpers, im Schlaf und im Wachen, in den Blicken, in den Worten (Lieder!), in der Haut und in der zentralen Zone der Sünde: im Genitalbereich. Was hilft dagegen? Beten, zählen, weglaufen, Sport. Die Kirche nützte das universelle Inzestverbot und übertrug die Figur der unbefleckten Mutter Gottes als Ebenbild der eigenen Mutter allgemein auf die Frau. So soll eine sexuelle Sperre errichtet werden, mit der Folge der Aufspaltung des Frauenbildes in Mutter und Hure – mit allen psychischen Folgen. Vor allem soll man den Kontakt mit dem anderen Geschlecht vermeiden. „Auf dem Wege, bei der Unterhaltung, beim Spielen, auf dem Spazierwege, auf dem Wege zur Schule und nach Hause, da gehen Knaben mit Knaben und Mädchen mit Mädchen – so ist es anständig“.[4158] Eine latente Homosexualität kann dabei in Kauf genommen werden. Die Trennung der Geschlechter manifestierte sich auch in der symbolischen Ordnung im Raume der Kirche. Die linke, nördliche Seite, Finsternis und Tod, war für die Frauen reserviert – die rechte, südliche Seite, Licht und Leben, besetzten die Männer.[4159] Wo sind nun die Orte der Gefahr? Bäder, Tanzstunden, Heimgärten, Nachtschwärmerei, Theater, Kino. Was entsteht aus dieser Sünde? Der Mensch sinkt durch die Unkeuschheit auf die Ebene der Tiere herab, er kränkt seinen Schutzengel, er beleidigt Gott, er muss mit dem ewigen heißen Feuer der Hölle rechnen.[4160]
Dieses Panorama des Schreckens nährte ein Gedankenfeuer. Die Lust, jede Lust ist böse. Warum? Weil sie von Gott ablenkt. Und die Lust aller Lüste war die Sexualität, die so im Kern bereits vergiftet und schmutzig erschien. In der Lebenspraxis freilich musste man Kompromisse eingehen, weil das Gesetz des Lebens übermächtige Energien ausstrahlte.[4161] Im agrarischen Milieu stritt das archaische Bild des „schneidigen Burschen“ gegen das Bild des kirchlich propagierten keuschen „Aloisyusjüngling“, der ständig in Gefahr stand, als unmännlich verlacht zu werden.[4162] Im Dorf musste der Pfarrer diese Kompromisse vermitteln, sei es in der milden oder in der harten Form.[4163] Wählte er allzu große Härte, entfernte er sich von der ländlichen Lebenswelt und geriet in die Isolation. In dieser pianischen Epoche am Ende des 19. Jahrhunderts erlebte der Katholizismus wieder eine Phase der Verdüsterung der Sinne. Jacques Le Goff hatte diese katholische Verengung, diesen katholischen Masochismus, am Beispiel seiner Mutter analysiert: „Ein zerstörtes Leben, ständige Selbstbestrafung, Ablehnung des Glücks, Angst vor der Sünde und Kult der Reue, bis zur Neige ausgekostete Selbstbezichtigung“.[4164]
Oswalt Sint (geb. 1900), ein Osttiroler Bauer, einer der „Frommen“ im Dorf, nannte dieses Sündenbewusstsein in einer kritischen Autobiografie seine „krankhafte Skrupelhaftigkeit“.[4165] Er lieferte die Urszene dafür in seiner Lebenserzählung gleich mit. Im Vorschulalter spielten die Kinder „Vater und Mutter“. Die fromme Mutter schritt ein: „Buibm und Gitschn beinåndo is ka Zoig“, das klang wie ein Echo aus dem Katechismus.[4166] Die Mutter zeigte ihm Bilder. Das eine gute Herz trug Jesus, Maria und Josef in sich, der Kopf der Menschen strahlte eine reine, schöne, unschuldige Miene aus. Das andere Bild war ein wildes, abscheuliches Gemälde. Das Gesicht des Menschen hässlich, von den Leidenschaften entstellt, im Herzen wohnten fratzenhafte Teufeln. Dieses Bild jagte dem Knaben den großen Schrecken vor dem Bösen, vor der Unkeuschheit ein[4167] Die Nacht vor der Ersten Kommunion wurde zur Angstnacht. Trotz guter Beichte verspätete er sich beim Heimkommen. Die Mutter schlug ihn mit der Rute, den abendlichen Rosenkranz musste er auf einem Holzscheit kniend mitbeten. Die seelischen Qualen aber waren größer: Hatte er durch sein Zu-spät-Kommen eine Todsünde begangen?[4168] 19 Jahre alt, verliebte er sich in eine 17-jährige Bauerntochter. Sechs Jahre trug er diese Liebe in sich, ohne sie zu zeigen. Die Fantasie wagte sich nur bis zum Kuss des „reinen Mundes“ von Liebchen vor.[4169] Schließlich brauchte der Hof eine gute Hausfrau und daher begab er sich bereits 29 Jahre alt auf Brautschau. (Ende der 1920er-Jahre, in Berlin tobten die Roaring Twenties!). Die Erwählte war nicht besonders schön, nicht besonders reich, nicht besonders angesehen, aber sie war – was am Bauernhof zählte – kräftig, arbeitsam, freundlich, friedsam und fromm. Der Konsens beider Familien wurde hergestellt. Die beiden wurden „kopuliert“. Am Hochzeitstag ging das nicht mehr so junge Paar bereits um 11 Uhr am Abend in das Ehezimmer. „Bevor wir uns entkleideten, küßten wir uns liebevoll. Das waren die ersten Küsse, die meine Maria einem jungen Mann gegeben hatte und ich einem jungen Mädchen“.[4170] Im Bett lagen sie nebeneinander – und wussten nicht so recht, was sie anfangen sollten. Spielerisch wurde eine „Josefsehe“ erwogen. Aber der Hof brauchte einen Erben. „Bevor wir uns in dieser Nacht dem sehr notwendigen Schlaf hingaben, vereinigten wir uns liebend, aber auch mit Schüchternheit und Schamhaftigkeit“.[4171] Diese Welt der Frommen ist uns inzwischen sehr fremd geworden. Aber es gab sie, und sie verdient die Aufmerksamkeit des Historikers.
In einem harten Schnitt dazu steht eine andere ländliche Szene um die gleiche Zeit. Ein vorpubertäres Ziehkind, Richard J. Pucher, wurde von der betrunkenen, hässlichen Kuhdirn im Stadl schlichtweg vergewaltigt. Die Magd kam ihm mit aufgeknöpftem Oberteil entgegen. Der Anblick des weißen Busens benebelte ihn. Die Magd warf den ängstlichen Knaben ins Stroh, öffnete seine Hose, „und ich begann meine Männlichkeit zu spüren“.[4172] Die Frau setzte sich auf ihn, schreiend vor Lust. „Was wußte ich schon von der Ekstase einer reifen Frau“.[4173]
Die sexuelle Ordnung der Kirche, an die legitime Ehe gebunden, rieb sich an der ökonomischen Ordnung der ländlichen Welt. Das Ostalpengebiet eröffnete im 19. Jahrhundert einen demografischen Sonderweg: Späte Heirat, hoher Ledigenanteil (von den 25- bis 29-jährigen Männern waren 75–90 Prozent noch ledig), hoher Gesindeanteil wegen der Viehwirtschaft und als Folge: eine extreme hohe Illegitimitätsquote.[4174] Karl Heinrich Waggerl sprach in seinem Roman „Das Jahr des Herrn“ von dem „unsterblichen Geschlecht der Magdkinder“. „In der Armut werden sie geboren, die Schande steht ihnen Gevatter, und schon das Stroh, auf dem die Mutter blutet, ist ein Almosen“.[4175] In der Sprache der Psychoanalyse gesagt: das „Es“ ließ sich nie vollständig vom „Über-Ich“ bändigen. Die Lust der Liebe war eines der wenigen Vergnügen, das den Armen blieb. Die kirchliche Kontrolle wirkte regional unterschiedlich: Streng und unnachsichtig, mit vielen Priestern als Kontrolleuren, im „heiligen Land“ Tirol – hier betrug der Anteil der unehelichen Kinder im Jahre 1900 nur 7 Prozent, locker und resignierend im antiklerikalen Kärnten – hier stieg der Anteil auf 47 Prozent.[4176] Trotz aller Niederlagen führte die Kirche den Kampf gegen die Wollust bis in die 1960er-Jahre mit nie erlahmender Energie weiter. Dann erlebte sie jene epochale Niederlage durch die „sexuelle Revolution“, die bis heute anhält.
Das Gegenstück zum amateurhaften Volkslied auf dem Lande war in Wien das professionelle Lied der Volkssänger und Volkssängerinnen, voller Anspielungen und sexueller Signale: Edmund Guschelbauer, der „Fürst der tierischen Gemeinheit“; Emilie Tureczek, genannt die „Fiaker-Milli“, figurbetont gekleidet im Jockey-Dress mit Reitgerte und Stiefeln; Hugo von Hofmannsthal hob sie in „Arabella“ in die Höhe der Oper – sie krönte, mit einem frechen übermütigen Jodler, Arabella zur Festkönigin. Antonie Mansfeld, von der Friedrich Schlögl schrieb, dass sie die „Zote in der unzweideutigsten Textierung“, dass sie den „impertinentesten Gassenhauer“, dass sie die „Usancen der Straßendirne“ sang.[4177]
Für den gehobenen Geschmack erfüllte die Wiener Operette eine ähnliche Funktion. Wien repräsentierte in diesem Genre die Welthauptstadt der Erotik. Gegen die „stille Häuslichkeit“ der Viktorianischen Periode setzte die „Lustige Witwe“ von Franz Lehár (1905), das Erfolgsstück zur Jahrhundertwende, die freieren moderneren Beziehungen der Geschlechter. Die „anständige Frau“ konnte nur mehr ironisch zweideutig gezeichnet werden.[4178] In der „geschiedenen Frau“ von Leo Fall (1908) heißt es programmatisch: „Jede Ehe ist ein Zwang, Liebe, sie ist frei! Ehen dauern niemals lang, ist die Lieb vorbei! Hält die Liebe aber an, braucht’s die Ehe nicht, frei sei Weib und frei sei Mann, Liebe sei nicht Pflicht! Freie Liebe, freie Liebe, du mein einziges Prinzip!“[4179]
Auch das neue Medium des 20. Jahrhunderts, der Film, bemächtigte sich sofort der Erotik; es war an und für sich voyeuristisch ausgerichtet. Zunächst war ja der Jahrmarkt der soziale Ort des Kinos – ein Zelt, einige Holzbänke reichten aus. Das Wanderkino führte bald den „pikanten“ Film für den Herrenabend ein. Das Pikante schrie nach Abwechslung. So entstanden den Marktgesetzen folgend bald Leihanstalten für „hochpikante Herren-Filme“. Auch die später errichteten Kinotheater mit einem festen Standort führten solche Filme vor. Zunächst wurden französische Filme gezeigt. 1906 etablierte sich der gelernte Fotograf Johann Schwarzer als „Film-Fabricant“ und produzierte in Wien erotische Filme im Zeichen des Saturn. Der Staat und seine Zensur reagierten verzögert. Zwar agierte der Kinobesitzer immer am Rande des Verbotes und des Gefängnisses. Dann aber häuften sich die Beschwerden. Schul- und Frauenvereine sorgten sich um die Unsittlichkeit. Priester protestierten. Deutschnationale Zeitungen vermuteten sofort ein „gemeines, jüdisches, unsittliches Treiben“.[4180] Aber erst als der „Wiener Saturn-Film“ ein internationales Echo fand und der Minister des Äußeren, seine Exzellenz der hochwohlgeborene Herr Aloys Lexa von Aehrenthal, eingeschaltet wurde, beendete 1911 ein Prozess die Tätigkeit der Firma.[4181]
Die Saturn-Filme waren um einiges pikanter als die französischen Filme. Man sah tatsächlich nackte, wohlbeleibte Frauen, die sich umständlich aus den vielen Schichten der Unterwäsche herausschälten; von den älteren, kahlköpfigen Männern sah der Zuschauer meist nur die lange Unterhose. Neu war beim Saturn-Film auch der Drehort im Freien, Badszenen mit humoristischen Einlagen waren besonders beliebt. Das Militär wurde bei einer weiblichen Assentierung (Musterung) verspottet; die moderne Ehe, „wo die Frau dieselben Rechte wie der Mann beansprucht“ – so die Anpreisung im Katalog, wurde als Seitensprünge beider Ehegatten vorgeführt[4182]; der Arzt erschien als Objekt der Begierde der Frau. Das alles fand in einer ziemlich schwülstigen Atmosphäre statt, dem Code der bürgerlichen Erotik vor dem Ersten Weltkrieg. Verglichen mit der Pornografie am Ende des Jahrhunderts war es ein eher harmloses Vergnügen.
Was die Metropole von der Provinz unterschied, waren die vielen Formen der Erotik, von der Monogamie der Mehrheit bis zu den fantastischen Gärten der Lüste der Minderheiten.[4183] Auch in Wien treffen wir den Typus des Frommen, beispielsweise Josef Leb, der Sohn eines Tuchhändlers. 1874 geboren, weihte ihn sein Vater, der dreißig katholischen Vereinen angehörte, am Tag seiner Geburt der „lieben Mutter Gottes“. Von einem festen katholischen Milieu umgeben, übte der Hausvater noch eine religiöse Funktion aus: Es gab einen Hausaltar, geschmückt im Rhythmus des liturgischen Jahres, das Hausgebet strukturierte den Tag. In diesem Milieu war kein Raum für sexuelle Eskapaden.[4184]
Doch der Einfluss des katholischen Normensystems reichte weiter. In einer kurzen Geschichte mit dem Titel „Mannwerden“ entwarf Richard von Schaukal das Modell der männlichen Initiation in der Stadt.[4185] Zwei Freunde, der Dichter Heinrich und der Student Alfred, sprachen über ihre Jugend, über das „erste Mal“. Alfred, „der die Weiber behandelt wie die Hunde, roh und launisch, mit Fußtritten und mit der Reitpeitsche, dann wieder die Schultern zerbeißt in seiner Wildheit“[4186], Alfred lieferte in der Erzählung des „ersten Mals“ den Schlüssel für diese Frauenverachtung. Dieses „erste Mal“ war das lockende und drohende Geheimnis. Der Jüngling hatte, wie viele, Angst davor: das mag ein Überbleibsel der Religion oder ein bürgerlicher Erziehungsrückstand gewesen sein. Er dachte die Sexualität als „eine Art Verbrechen“ und ihn beherrschte eine kindliche Angst, sich zu blamieren. Doch lüstern lief er den Schauspielerinnen nach, den „Models“ der lockeren und lockenden Weiblichkeit, interessierte sich für die Damenabteilungen der Schwimmanstalten mit den berühmten Astlöchern; das alles konnte er in der Beichte mit dem Stehsatz „Unkeusch in Worten und Begierden“ abtun. Er schäkerte, in Begleitung der Freunde, mit den „süßen Mädeln“. Aber „gefallen“ ist er allein, am ersten Tag seines Studiums in Wien – mit einer Prostituierten. Der Akt selbst bleibt in der Erzählung ausgespart. Breit hingegen werden die Folgen geschildert. Nachher nämlich weinte und betete er, von der Reue geplagt, er fühlte sich namenlos tief gefallen. „Ich hatte einen unendlichen Ekel vor mir, meinen Händen, die dieses gemeine Geschöpf berührt, meinen Lippen, die sie geküßt hatten“.[4187] In dieser Nacht begrub er seine Kindheit. Er war zum Mann geworden – und trug eine Lebenswunde davon. Denn die Frau stand nun nicht mehr im „hellen Glanz einer berückenden Erscheinung“, bei der er die Erlösung seiner Sinne gefunden hätte, sondern die Frau nahm nun unweigerlich das Gesicht einer „schmutzigen Dirne“ an. Dementsprechend behandelte er alle Frauen. Die zwei strahlenden Helden des Anfangs der Erzählung verwandelten sich am Schluss in zwei müde, mürrische Trinker, vom Gespenst ihrer Jugend verfolgt. Die moralische Lehre des konservativen Autors ist eindeutig: Wirf deine Jugend nicht an eine Dirne weg! 75 Prozent der jungen Ärzte nannten 1912 eine Prostituierte als erste Koituspartnerin, 17 Prozent ein Dienstmädchen.[4188]
Karl Röck, der Innsbrucker Freund Georg Trakls, hinterließ ein Tagebuch, das exemplarisch sein intellektuelles und sexuelles Erwachsenwerden rekonstruierbar macht.[4189] Der Sohn des Direktors der Lehrerbildungsanstalt wuchs in einer geistigen Atmosphäre auf, die ausnehmend anregend und vielfältig war. Zunächst ziemlich deutschnational und antiklerikal eingestellt – die Buben schworen bei Donar und Frigga – näherte er sich später dem tirolerischen Katholizismus an. Rundherum wurde gedichtet, philosophiert, diskutiert. Bergwandern, Radfahren, Schwimmen schufen einen körperlichen Ausgleich. Der Sommer 1893 brachte für den 10-Jährigen die sexuelle Erweckung. Mit den älteren Brüdern ging Karl Röck baden, unterwegs stahlen sie Türkenkolben und brieten diese am offenen Feuer. „Hernach legten wir uns in einen Heustadel, wo Hermann Josef und mir das ‚Melken‘ [= Onanieren] zeigte“.[4190] Einige Jahre später fand er ein Heft über die schwere Schädlichkeit der Onanie; diese Warnung verstärkte das schlechte Gewissen, verstärkte aber gleichzeitig den „masochistisch-sadistischen Zwang“ dazu.[4191]
Das erste Objekt der sexuellen Begierde wurde klarerweise das Dienstmädchen. Im Keller half er ihr beim Holzaufschichten, die Hand glitt bis zum Busen, der erste Busen. Als er in der Nacht in ihr Zimmer eindringen wollte, sperrte sie ab.[4192] Das Drama der Pubertät verlief in der Spannung zwischen intensiver Onanie und herrischer Strenge gegen sich selbst, von der Nietzsche-Lektüre angeregt. „Ich fand herrliche Lust an allen Überwindungen, am Gefühl, den Körper zu tummeln wie einen geschmeidigen, an allen Muskeln elastischen Leoparden“.[4193] In dieser Phase löste der Gedanke an Prostituierte Ekel aus.[4194] Als Student erhielt er von einem Freund sein erstes Präservativ. Die Angst vor Geschlechtskrankheiten war bei seiner „Vielteiligkeit der Herzensverhältnisse“ durchaus real. Am 8. März 1913 ging Röck zum Arzt, er befürchtete, einen Tripper erwischt zu haben.[4195] Seine psychische Beschaffenheit beschrieb er als halb mönchisch, halb wüstlingsmäßig.[4196] Die mönchische Rolle wählte er nicht immer freiwillig. Die Tagebucheintragungen im Jahre des Kriegsausbruches geben von beiden Merkmalen einen lebhaften Eindruck: „24. Februar 1914: nachts zu Emma; 28. Februar 1914: abends bei Luise bis 4 Uhr; 1. März 1914: mit Luise; zu ihr bis 3; 3. März 1914: abends bei Emma um 6 Uhr nachhause; 10. März 1914: dann zu Emma; impotent, nach 6 Uhr heim; Amseln; 5. April 1914: fahre dann zu Emma; impotent“.[4197] Neben seiner reichhaltigen intellektuellen Tätigkeit im Brenner-Kreis, neben dem Bergwandern, den Café- und Wirtshausbesuchen, übte er den Beruf eines Landesbeamten aus, nachdem er sein Studium abgebrochen hatte. Seine soziale Stellung war etwas diffus. Er wusste, dass er den kategorischen Imperativ des Bürgertums, das Leistungsprinzip, verletzt, dass er den Ritterschlag zum Akademiker verweigert hatte, dass ihm die Zugehörigkeit zum inneren Kreis verwehrt blieb; dafür hatte er das freie Leben und Denken der Bohème gefunden. Aber ein Stachel blieb haften. Dass er keinen dekorativen Doktortitel besaß, war ein Hindernis gegenüber den Frauen, die gern „Frau Doktor“ wären; schlimmer aber traf ihn, dass er jenes „philosophische Werk“ außerhalb der Universität nicht geschafft hatte, nach dem er sich so sehr sehnte; dass er ständig etwas anfing und es bald wieder aufgab: in der Liebe wie in der Arbeit.[4198]
Das katholische Normensystem wirkte über die bürgerlichen Schichten hinaus, übte einen Einfluss auch im Arbeitermilieu aus, wie die klassische Arbeiter(innen)erinnerung von Adelheid Popp deutlich macht.[4199] Diese Lebenserzählung ist als typische sozialdemokratische Aufstiegsgeschichte konzipiert, aus dem Elend in den Parteivorstand der SDAP.[4200] 1869 geboren, musste sie mit acht Jahren die Erwerbsarbeit aufnehmen. Doch ihr Weltbild wurde von der katholischen Erziehung der Mutter und der Lektüre der Trivialliteratur geformt – von den Erzählungen, in denen arme Mädchen nach vielen Schwierigkeiten zu Gräfinnen aufstiegen, Lohn der Tugend. Als Kontrast zum unsagbar harten Leben floh sie ins Imaginäre. Die Projektionen galten dem Traummann, der sie aus dem Elend befreit. Die Männerbilder der Arbeitertochter waren nicht sehr weit weg von den Männerbildern der Bürgertochter Rosa Mayreder. Die Selbstbeherrschung der Sinne gehörte bei beiden zur „höchsten Auszeichnung der Männlichkeit“.[4201] Im Alter von 15 Jahren arbeitete Adelheid Popp in einer Glas- und Schmirgelpapierfabrik. Der Reisende der Firma war der Schwarm der Arbeiterinnen. Alleine im Kontor mit ihm, küsste er sie. Sie erschrak, hielt den Kuss, trotz der Versprechungen des Reisenden, ihr einen besseren Lohn zu verschaffen, für etwas Schimpfliches. Die Kolleginnen waren eifersüchtig und spotteten, und der Kuss verletzte das moralische Prinzip, das sie von der Mutter gelernt hatte: Küssen dürfe eine Frau nur den Mann, der sie heiraten wird.[4202] Aber der windige Vertreter war alles andere als der erträumte Prinz. Einerseits hatte sie Angst vor der Verführung und dem Los der gefallenen Tugend, andererseits hoffte sie auf die Allmacht Gottes, betete in der Kirche um Hilfe, wartete auf das Wunder der belohnten Tugend, etwa eine Geldbörse auf der Straße zu finden.[4203]
Die Projektionen des Mannes aus der pubertierenden weiblichen Perspektive spiegelten sich genau in den Projektionen der Frau aus der pubertierenden männlichen Perspektive im gleichen Unterschichtmilieu. Alfons Petzold berichtete: Als Kellnerbub war er in einem Wirtshaus tätig, wo eine Volkssängertruppe mit der Feuertänzerin Miß Lola Anderson auftrat, eine „weiße duftige Wolke“, die über der schwitzenden Menschenmenge schwebte. Er, ein armer Kellnerbub, schmutzig und noch dazu verwachsen: „doch liebe ich dich, die Glänzende, die Blühende, die über alle Begriffe Reiche und Gesegnete [...] Ich möchte dich aus wirklichem Feuer erretten, aus stürzenden Fluten, aus irgendeiner furchtbaren Gefahr […]“[4204] Der Mann als Held, als Retter, aus dem ökonomischen und sozialen Elend oder aus einer Naturkatastrophe – zumindest in der Fantasie. Dieses Imaginäre bestimmte dann die Werbephase, um später meist abrupt zu enden. Aber die kluge Adelheid Popp ließ sich nicht so leicht täuschen. Im Alter von 17 Jahren erhielt sie den Liebesbrief eines Maurergesellen, „Stern meines Lebens, Angebetete [...] ich liebe Dich wie noch kein Mädchen geliebt wurde usw.“[4205] Ein Maurergeselle entsprach ganz und gar nicht ihren Träumen und sozialen Ansprüchen; obendrein merkte sie, dass der gestelzte Liebesbrief keineswegs der Arbeitersprache glich, also aus einem Briefsteller stammen musste, dem Hilfsmittel in die gehobene Sprache hinein. Langsam und schmerzlich löste sich Adelheid Popp aus dem Einflussbereich der katholischen Kirche und fand in der Sozialdemokratie ein neues Wertesystem. Als bereits prominente Arbeiterinnenführerin heiratete sie 1893 einen um zwanzig Jahre älteren Arbeiterfunktionär, wahrlich auch keinen Märchenprinzen, aber einen Mann, der ihr teilweise die Hausarbeit und die Kindererziehung abnahm, und der nach seinem frühen Tod das uneingeschränkte Loblied der Witwe fand.[4206]
Adelheid Popp erlebte das Glück einer gelungenen Biografie (zumindest bis 1934). Ihre Imaginationen verwandelten sich, hielten aber am Idealen, dem Puritanisch-Reinem fest, vorher katholisch, dann sozialdemokratisch gewoben. Näher an die Realität der sexuellen Sphäre im Unterschichtmilieu führte eine andere Erzählfrequenz von Alfons Petzold.[4207] Samstag, Tanzabend in einem Praterlokal, Arbeiter, Soldaten, Dienstmädchen, Fabrikarbeiterinnen. Die steifen, ehrbaren Dienstmädchen stachen deutlich von den Vorstadtdirnen mit ihrer verwahrlosten Eleganz ab, die Fabriksarbeiterinnen wiederum strahlten vor Lustigkeit und Tanzwut, so als wollten sie die sechs grauen Wochentage plötzlich auslöschen. Die Köchinnen, die viel Liebe brauchten, traktierten ihre Verehrer mit den Herrlichkeiten der Speisekarte und wurden dafür mit „derben Zärtlichkeiten“ belohnt. Die Kellner behandelten sie mit Hochmut. Sie, die sonst die Schmutzarbeit für die Herrschaften leisteten, wollten „wenigstens ein paar Stunden auch Stiefel sein und treten“.[4208] Spät dann, „der Alkohol, der Geruch der Weiber, die Nacht machte die Menschen gegen Mitternacht halb toll. Die Frauen fingen an zu weinen, die Männer stachen mit ihren Messern herum und schlugen mit Gläsern und Stühlen drauflos“.[4209]
Petzold sprach mit diesen Sätzen ein allgemeines Verhalten an: Die Frauen zeigten ihre Gefühle durch Tränen, die Männer, unfähig Gefühle zu verbalisieren, benutzten die Gewalt als Sprache. Ein Vorstadtcasanova versuchte eine 15-jährige Kleinbürgertochter, die in tristen Familienverhältnissen lebte, zu verführen – eine „Frischgefangte“, ein Fräulein Mizi. Doch der reine Alfons Petzold verhinderte es. „Das Mädchen sollte, falls es keine andere Obdach habe, bei uns schlafen, wir aber wollen ihr zeigen, daß es noch Männer gibt, die in einem Mädchen auch manchmal mehr sehen als einen käuflichen Gegenstand, wir wollten sie nicht berühren“.[4210] So geschah es. Aber nach drei Tagen brach das gerettete „Lämmchen“ aus und ließ sich von dem Vorstadtcasanova in ein billiges Stundenhotel führen.
Die Sexualität der Arbeiter unterschied sich von der Sexualität der Bürger durch ihre größere Unbefangenheit, die Schamgrenze lag tiefer.[4211] Die überbevölkerten Wohnungen erlaubten wenig Intimität, die harte Körperarbeit provozierte auch den ordinären, zotigen Ton; wo Männer und Frauen zusammenarbeiteten, mag es immer wieder zu sexuellen Belästigungen der Frauen gekommen sein, dabei ging es auch um bessere Positionierungen am Arbeitsplatz, aber in dieser rauen Umgebung mussten auch die Frauen sich anpassen, da blieb wenig von den bürgerlichen Geschlechtercharakteren übrig. Ein eindrucksvolles Beispiel der sexuellen Egalisierung der Geschlechter lieferte Wenzel Holek in seinen Erinnerungen. Auf der Abraumhalde in Dux, im Staub, Qualm und Schmutz, arbeitete Rosa, eine 40-jährige Frau. Ein „Abraumbruder“ mit zerrissenem Hemd, ein alter Sack diente als eine Art Schürze vor der löchrigen Hose, kam vorbei. „Da nun sprang Rosa vor ihrer Karre weg, zu dem mit der Schürze hin und rief: ‚Johann, es muß bald Mittag sein, ich möchte Mittag läuten‘. Damit schob sie die vordere Schürze schnell auf die Seite und erfaßte ihn bei seinem Glied. ‚Bim, baum, bim baum, bim baum‘, rief sie immer dazu. Alles blieb stehen, denn niemand konnte vor Lachen weiterfahren“.[4212] Doch auch in diesem düsteren Bereich der Arbeit und des Elends existierte die „romantische Liebe“, die sich allerdings weniger durch Worte als durch Gesten, etwa durch Spendierfreudigkeit, artikulieren konnte. Der Besuch bei Prostituierten hingegen minderte das Ansehen des Mannes, weil er für etwas bezahlen musste, was er durch erotische Attraktivität sonst wohl nicht erreichen konnte.
In der Phase der Hochindustrialisierung im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts erforderte die Großindustrie den qualifizierten und disziplinierten Arbeiter. Das stabilisierte auch die Arbeiterfamilie, brachte den respektablen Arbeitertypus hervor. Die Arbeiter gründeten frühzeitig eine Familie.[4213] Die Sozialdemokratie wiederum propagandierte den nüchternen, gesunden, durch Selbstkontrolle aktiven Arbeiter, der auch seine Sexualität disziplinierte. Wie das Bürgertum im 18. Jahrhundert den Klassenkampf in der Sex-Front gegen den sittenlosen Adel führte, griff am Ende des 19. Jahrhunderts die Sozialdemokratie das Bürgertum wegen seiner sexuellen Entartung an. Karl Kraus höhnte über die prüde Sozialdemokratie, deren Etymologie des Wortes „Genosse“ nicht von „genießen“ herstammt.[4214]
Neben der „sozialen Frage“ entstand eine „sexuelle Frage“. Die Wissenschaft griff zu und begann den dunklen Kontinent der Sexualität zu vermessen, zu systematisieren, begann zu unterscheiden – zwischen „normal“ und „pervers“. In den Fallbeispielen, wo es zum Konkreten kam in lateinischer Sprache, wurde eine Welt ins Licht des Bewusstseins gehoben, die ebenso Lust wie Angst weckte. An der Spitze der Sexualwissenschaft stand der österreichische Professor Richard von Krafft-Ebing mit seiner in vielen Auflagen erschienenen „Psychopathia sexualis“.[4215] Im Gegensatz zur lustfeindlichen katholischen Kirche akzeptierte die Wissenschaft den „wollüstigen Drang“, der den Menschen auf die gleiche Stufe mit dem Tier stellt, betonte jedoch gleichzeitig, dass es nur dem Menschen gegeben sei, sich in die „Welt des Schönen, Erhabenen, Sittlichen“ zu erheben.[4216] Aber auch der Kulturmensch stehe jederzeit in der Gefahr, „von der lichten Höhe reiner und keuscher Liebe in den Sumpf gemeiner Wollust herabzusinken“[4217], das bedrohe die Gesellschaft, den Staat. Und es war die Großstadt, wo sich die Brutstätte der Nervosität und der sexuellen Exzesse ausbildete. Vor allem dort war auch das Selbstgefühl des Mannes gefährdet, durch nervenschwächendes Onanieren und durch Impotenz.[4218] Für die Frau galt – davon war Krafft-Ebing überzeugt – dieses Angstszenario weniger, weil ihr sinnliches Verlangen weit geringer war. „Schild und Zierde des Weibes ist die Schamhaftigkeit“.[4219] Was die Frau beim Manne anzog, war ihr Gegensatz: Körperkraft, Mut, Edelsinn, Ritterlichkeit, Selbstvertrauen, die Rolle des Starken und Herrschenden.[4220] Aber dieser Herrscher musste seine Triebe zügeln können – der „sexuelle Übermensch“, der beim Beischlaf tierisch schnaubte, wild am ganzen Körper zitterte, überschritt bereits die Grenze des Normalen.[4221] In der Ausgabe von 1924 musste das Standardwerk den sexuellen Wandel akzeptieren: die „Umwandlung der Frauenseele“ nach dem Großen Krieg. Die Jungfräulichkeit beispielsweise galt nun nicht mehr als „höchstes Gut“ für ein junges Mädchen.[4222] Die Veränderungen begannen eher bei den Frauen, die Männer hielten an den alten Geschlechterrollen fest. Das „große Tier“ (Simone Weil), die männlichen Machtpositionen, ließ sich nicht so einfach vertreiben.
Die Sexualwissenschaft dieser Zeit bevorzugte das Energiemodell, die „Heizkesseltheorie“: Der Triebstau muss in der naturalistischen Version ausgelebt, in der kulturalistischen Version sublimiert, gezähmt werden.[4223] Jedenfalls wurde in der wilden Sexualität eine ständige Bedrohung der Gesellschaft gesehen. Die feministisch beeinflusste Theorie der 1970er-Jahre lehnte den „Trieb“ generell ab und sah in der Sexualität lediglich ein „Ensemble sozialer Beziehungen und Interaktionen“, letztlich ein „sozialer Konstrukt“.[4224] Beide Modelle unterschätzten die historische Plastizität der Sexualität. Weder ist der Mensch der Diktatur der Hormone ausgeliefert, noch kann er ohne Hormone leben.[4225] Die Krisen der Pubertät etwa belegen deutlich, wie Hormone und Kultur oft schmerzhaft interagieren.
Der Pluralität der Wiener Moderne entsprach, dass verschiedene Diskurse über die Sexualität wirksam waren. Die Angstdiskurse, die um Onanie, Prostitution, Geschlechtskrankheiten kreisten, die, wissenschaftlich aufgeladen, dann die Entartung, die Degeneration des Volkes als Vision der Zukunft ausmalten und die mit der „Eugenik“ eine Regeneration des Volkskörpers anstrebten: zur Unterscheidung „normal“ und „pervers“ kam nun die Differenz zwischen „lebenswert“ und „lebensunwert“ hinzu[4226]; der feministische Diskurs, der zwischen Angst und Hoffnung schwebte[4227]; der pornografische Diskurs, der das befreite Reich der Sinne feierte. Der Schriftsteller und Kulturhistoriker Egon Friedell sagte über Wien vor dem Ersten Weltkrieg: Es gebe nur zwei populäre Texte, die „Kaiserhymne“ und die „Josefine Mutzenbacher“ (1906), das kirchlich-staatliche Normensystem und das untergründige Normensystem der endlosen Sex-Spiele.[4228] Die historische Praxis lag irgendwo dazwischen. Wir wissen viel über den sexuellen Diskurs, wir wissen sehr wenig über den sexuellen Alltag der Menschen. Doch selbst die grandiose Feier der Erotik, jener einzige pornografische Roman eines deutschsprachigen Autors, den man zur Weltliteratur rechnen muss, Felix Saltens „Josefine Mutzenbacher“ endet im tiefen Pessimismus. Aus der Perspektive der Frau, aber von einem Mann geschrieben, heißt es: „Das Weib gleicht so einer alten Rohrpfeife, die auch nur ein paar Löcher hat und auf der man eben auch nur ein paar Töne spielen kann. Die Männer tun alle dasselbe. Sie liegen oben, wir liegen unten. Sie stoßen und wir werden gestoßen. Das ist der ganze Unterschied“.[4229]
[4118] Erstveröffentlicht in: Hanisch, Ernst: Männlichkeiten. Eine andere Geschichte des 20. Jahrhunderts. Wien 2005.
[4119] Mooslechner, Walter: Großarler Liebesbrief in alpiner Bilderschrift. In: Salzburger Volkskultur. Jg. 18, November 1994, S. 107–109.
[4120] Deutsch, Walter u. a.: Das Volkslied in Österreich. Ein gattungsgeschichtliches Handbuch. Wien 1993. – Streng, Petra; Gunter Bakay: Bauernerotik in den Alpen. Das Liebesleben der Tiroler vom Mittelalter bis ins zwanzigste Jahrhundert. Innsbruck 1997.
[4121] Pommer, Josef (Hg.): Liederbuch für die Deutschen in Österreich. Wien 1905, S. 317.
[4122] Pommer, Josef (Hg.): Liederbuch für die Deutschen in Österreich. Wien 1905, S. 189.
[4123] Pommer, Josef (Hg.): Liederbuch für die Deutschen in Österreich. Wien 1905, S. 259. – Die schönsten Kärntner Lieder. Klagenfurt 1997, S. 114.
[4124] Pommer, Josef (Hg.): Liederbuch für die Deutschen in Österreich. Wien 1905, S. 255.
[4125] Pommer, Josef (Hg.): Liederbuch für die Deutschen in Österreich. Wien 1905, S. 248.
[4126] Pommer, Josef (Hg.): Liederbuch für die Deutschen in Österreich. Wien 1905, S. 260.
[4127] Die schönsten Kärntner Lieder. Klagenfurt 1997, S. 104.
[4128] Die schönsten Kärntner Lieder. Klagenfurt 1997, S. 58.
[4129] Die schönsten Kärntner Lieder. Klagenfurt 1997, S. 88.
[4130] Die schönsten Kärntner Lieder. Klagenfurt 1997, S. 49.
[4131] Pommer, Josef (Hg.): Liederbuch für die Deutschen in Österreich. Wien 1905, S. 245.
[4132] Pommer, Josef (Hg.): Liederbuch für die Deutschen in Österreich. Wien 1905, S. 100.
[4133] Pommer, Josef (Hg.): Liederbuch für die Deutschen in Österreich. Wien 1905, S. 100.
[4134] Pommer, Josef (Hg.): Liederbuch für die Deutschen in Österreich. Wien 1905, S. 253.
[4135] Pommer, Josef (Hg.): Liederbuch für die Deutschen in Österreich. Wien 1905, S. 226.
[4136] Pommer, Josef (Hg.): Liederbuch für die Deutschen in Österreich. Wien 1905, S. 233.
[4137] Deutsch, Walter u. a.: Das Volkslied in Österreich. Ein gattungsgeschichtliches Handbuch. Wien 1993, S. 2.
[4138] Steirisches Volksliedwerk (Hg.): Weiblichkeit und Erotik in der Volksmusik. Gnas 1997, S. 7–21.
[4139] Steirisches Volksliedwerk (Hg.): Weiblichkeit und Erotik in der Volksmusik. Gnas 1997, S. 46.
[4140] Steirisches Volksliedwerk (Hg.): Weiblichkeit und Erotik in der Volksmusik. Gnas 1997, S. 60.
[4141] Steirisches Volksliedwerk (Hg.): Weiblichkeit und Erotik in der Volksmusik. Gnas 1997, S. 60.
[4142] Deutsch, Walter u. a.: Das Volkslied in Österreich. Ein gattungsgeschichtliches Handbuch. Wien 1993, S. 24.
[4143] Steirisches Volksliedwerk (Hg.): Weiblichkeit und Erotik in der Volksmusik. Gnas 1997, S. 63f.
[4144] Blümml, Emil Karl: Erotische Volkslieder. Neudruck, Wien 1993.
[4145] Blümml, Emil Karl: Erotische Volkslieder. Neudruck, Wien 1993, S. 15.
[4146] Blümml, Emil Karl: Erotische Volkslieder. Neudruck, Wien 1993, S. 14.
[4147] Hunt, Lynn (Hg.): Die Erfindung der Pornographie. Obszönität und die Ursprünge der Moderne. Frankfurt/Main 1994. – Darnton, Robert: Denkende Wollust oder Die sexuelle Aufklärung der Aufklärung. Frankfurt 1996.
[4148] Blümml, Emil Karl: Erotische Volkslieder. Neudruck, Wien 1993, S. 72.
[4149] Steirisches Volksliedwerk (Hg.): Weiblichkeit und Erotik in der Volksmusik. Gnas 1997, S. 65.
[4150] Steirisches Volksliedwerk (Hg.): Weiblichkeit und Erotik in der Volksmusik. Gnas 1997, S. 65.
[4151] Steirisches Volksliedwerk (Hg.): Weiblichkeit und Erotik in der Volksmusik. Gnas 1997, S. 65.
[4152] Steirisches Volksliedwerk (Hg.): Weiblichkeit und Erotik in der Volksmusik. Gnas 1997, S. 65.
[4153] Gay, Peter: Erziehung der Sinne. Sexualität im bürgerlichen Zeitalter. München 1986.
[4154] Großer Katechismus. Wien 1891, S. 197.
[4155] Großer Katechismus. Wien 1891, S. 94.
[4156] Großer Katechismus. Wien 1891, S. 95.
[4157] Wiedemayr, Leonhard (Hg.): Erklärung des vom österreichischen Gesamtepiskopates approbierten Kleinen Katechismus der katholischen Religion. Innsbruck 1900, S. 296.
[4158] Wiedemayr, Leonhard (Hg.): Erklärung des vom österreichischen Gesamtepiskopates approbierten Kleinen Katechismus der katholischen Religion. Innsbruck 1900, S. 316.
[4159] Saurer, Edith (Hg.): Die Religion der Geschlechter. Historische Aspekte religiöser Mentalitäten. Wien 1995, S. 9.
[4160] Wiedemayr, Leonhard (Hg.): Erklärung des vom österreichischen Gesamtepiskopates approbierten Kleinen Katechismus der katholischen Religion. Innsbruck 1900, S. 296–322.
[4161] Flandrin, Jean-Louis: Das Geschlechtsleben der Eheleute in der alten Gesellschaft: Von der kirchlichen Lehre zum realen Verhalten. In: Ariès, Philppe (Hg.): Die Masken des Begehrens und die Metamorphosen der Sinnlichkeit. Zur Geschichte der Sexualität im Abendland. Frankfurt/Main 1986, S. 147–164.
[4162] Exemplarisch zum „keuschen Alosius“: Wiedemayr, Leonhard (Hg.): Erklärung des vom österreichischen Gesamtepiskopates approbierten Kleinen Katechismus der katholischen Religion. Innsbruck 1900, S. 321f.
[4163] Beck, Rainer: Spuren der Emotion? Eheliche Unordnung im frühneuzeitlichen Bayern. In: Ehmer, Josef (Hg.): Historische Familienforschung. Ergebnisse und Kontroversen. Frankfurt/Main 1997, S. 195.
[4164] Le Goff, Jacques: Der Appetit auf Geschichte. In: Nora, Pierre (Hg.): Leben mit der Geschichte. Vier Selbstbeschreibungen. Frankfurt/Main 1989, S. 110.
[4165] Sint, Oswalt: „Buibm und Gitschn beinåndo is ka Zoig!“ Jugend im Osttirol 1900–1930. Wien 1986, S. 29.
[4166] Sint, Oswalt: „Buibm und Gitschn beinåndo is ka Zoig!“ Jugend im Osttirol 1900–1930. Wien 1986, S. 26.
[4167] Sint, Oswalt: „Buibm und Gitschn beinåndo is ka Zoig!“ Jugend im Osttirol 1900–1930. Wien 1986, S. 27f.
[4169] Sint, Oswalt: „Buibm und Gitschn beinåndo is ka Zoig!“ Jugend im Osttirol 1900–1930. Wien 1986, S. 282–285.
[4170] Sint, Oswalt: „Buibm und Gitschn beinåndo is ka Zoig!“ Jugend im Osttirol 1900–1930. Wien 1986, S. 311.
[4171] Sint, Oswalt: „Buibm und Gitschn beinåndo is ka Zoig!“ Jugend im Osttirol 1900–1930. Wien 1986, S. 312.
[4172] Ortmayr, Norbert (Hg.): Knechte. Autobiographische Dokumente und sozialhistorische Skizzen. Wien 1992, S. 111.
[4173] Ortmayr, Norbert (Hg.): Knechte. Autobiographische Dokumente und sozialhistorische Skizzen. Wien 1992, S. 111. – vgl. auch Eder, Franz X.: „Sex-Appeal“ versus „Gemüth und Lieb“. Zur Entstehung der sexuellen Begierde in der bäuerlichen Kultur des 17.–19. Jahrhunderts. In: Wiener Wege der Sozialgeschichte Themen – Perspektiven – Vermittlungen. Wien 1997, S. 277–298.
[4174] Mitterauer, Michael: Ledige Mütter. Zur Geschichte unehelicher Geburten in Europa. München 1983. – Ortmayr, Norbert: Späte Heirat. Ursachen und Folgen der alpinen Heiratsmuster. In: Zeitgeschichte 16 (1989), S. 119–134.
[4175] Waggerl, Karl Heinrich: Sämtliche Werke. Bd. 1. Salzburg 1997, S. 425–427.
[4176] Mitterauer, Michael: Historisch-anthropologische Familienforschung. Fragestellungen und Zugangsweisen. Wien 1990, S. 279, S. 249.
[4177] Aufmüpfig und Angepaßt. Frauenleben in Österreich. Niederösterreichische Landesausstellung 1998. Wien 1998, S. 320. – Schoeller, Bernd (Hg.): Hugo von Hofmannsthal, Gesammelte Werke. Dramen V. Frankfurt/Main 1979, S. 548.
[4178] Csáky, Moritz: Ideologie der Operette und Wiener Moderne. Ein kulturhistorischer Essay zur österreichischen Identität. Wien 1996, S. 150–157. – zur Häuslichkeit: Tosh, John: A Man’s Place. Masculinity and the Middle-Class Home in Victorian England. New Haven 1999.
[4179] Zit. in: Csáky, Moritz: Ideologie der Operette und Wiener Moderne. Ein kulturhistorischer Essay zur österreichischen Identität. Wien 1996, S. 156.
[4180] Aschenbach, Michael: Projektionen der Sehnsucht. Saturn. Die erotischen Anfänge der österreichischen Kinematografie. Wien 1999, S. 48.
[4181] Aschenbach, Michael: Projektionen der Sehnsucht. Saturn. Die erotischen Anfänge der österreichischen Kinematografie. Wien 1999, S. 83–85.
[4182] Aschenbach, Michael: Projektionen der Sehnsucht. Saturn. Die erotischen Anfänge der österreichischen Kinematografie. Wien 1999, S. 52. – Vgl. Videoband. Film Archiv Austria Edition Film und Text 1.
[4183] Eder, Franz X.: „Diese Theorie ist sehr delikat ...“ Zur Sexualisierung der „Wiener Moderne“. In: Nautz, Jürgen (Hg.): Die Wiener Jahrhundertwende. Wien 1993, S. 159–180. – Dressel, Gert; Werner Lausecker: Das „Gesetz der Natur“ – Die Konstruktion bürgerlicher Sexualitäten im Spannungsfeld von Körper und „Volkskörper“. In: Vavra, Elisabeth (Hg.): Familie. Ideal und Realität. Horn 1993, S. 105–121. – Pronay-Strasser, Inge: Von Orinthologen und Grashüpferinnen. Bemerkungen zur Sexualität um 1900. In: Ehalt, Hubert Ch. (Hg.): Glücklich ist, wer vergisst ...? Das andere Wien um 1900. Wien 1986, S. 113–132. – Reden, Alexander Sixtus von; Josef Schweikhardt: Eros unterm Doppeladler. Eine Sittengeschichte Altösterreichs. Wien 1993.
[4184] Leb, Josef: Das Hausgebet hatte in unserer Familie große Bedeutung. In: Schnöller, Andrea (Hg.): „Es war eine Welt der Geborgenheit ...“ Bürgerliche Kindheit in Monarchie und Republik. Wien 1987, S. 59–76.
[4185] Schaukal, Richard von: Mannwerden. In: ders.: Um die Jahrhundertwende. München o. J., S. 90–94.
[4186] Schaukal, Richard von: Mannwerden. In: ders.: Um die Jahrhundertwende. München o. J., S. 91.
[4187] Schaukal, Richard von: Mannwerden. In: ders.: Um die Jahrhundertwende. München o. J., S. 93.
[4188] Maderthaner, Wolfgang; Lutz Musner: Die Anarchie der Vorstadt. Das andere Wien um 1900. Frankfurt 1999, S. 96.
[4189] Röck, Karl: Tagebuch 1891–1946. Bd. 1. hg. von Christine Kofler. Salzburg 1976.
[4190] Röck, Karl: Tagebuch 1891–1946. Bd. 1. hg. von Christine Kofler. Salzburg 1976, S. 30.
[4191] Röck, Karl: Tagebuch 1891–1946. Bd. 1. hg. von Christine Kofler. Salzburg 1976, S. 50.
[4192] Röck, Karl: Tagebuch 1891–1946. Bd. 1. hg. von Christine Kofler. Salzburg 1976, S. 57.
[4193] Röck, Karl: Tagebuch 1891–1946. Bd. 1. hg. von Christine Kofler. Salzburg 1976, S. 85.
[4194] Röck, Karl: Tagebuch 1891–1946. Bd. 1. hg. von Christine Kofler. Salzburg 1976, S. 89.
[4195] Röck, Karl: Tagebuch 1891–1946. Bd. 1. hg. von Christine Kofler. Salzburg 1976, S. 171.
[4196] Röck, Karl: Tagebuch 1891–1946. Bd. 1. hg. von Christine Kofler. Salzburg 1976, S. 234.
[4197] Röck, Karl: Tagebuch 1891–1946. Bd. 1. hg. von Christine Kofler. Salzburg 1976, S. 180f.
[4198] Röck, Karl: Tagebuch 1891–1946. Bd. 1. hg. von Christine Kofler. Salzburg 1976.
[4199] Popp, Adelheid: Jugend einer Arbeiterin. Berlin 1977 (Erstdruck 1909).
[4200] Dazu: Hanisch, Ernst: Arbeiterkindheit in Österreich vor dem Ersten Weltkrieg. In: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur 7 (1982), S. 109–147. – Hauch, Gabriella: Bruch-Linien einer sozialdemokratischen Frauen-Karriere. In: Das alles war ich, S. 27–52.
[4201] Mayreder, Rosa: Das Haus in der Landskrongasse. Jugenderinnerungen. Wien 1998, S. 217 (Erstdruck 1948).
[4202] Popp, Adelheid: Jugend einer Arbeiterin. Berlin 1977 (Erstdruck 1909), S. 51.
[4203] Popp, Adelheid: Jugend einer Arbeiterin. Berlin 1977 (Erstdruck 1909), S. 53.
[4204] Petzold, Alfons: Das rauhe Leben. Der Roman eines Menschen. Graz 1979, S. 140 (Erstdruck 1920).
[4205] Popp, Adelheid: Jugend einer Arbeiterin. Berlin 1977 (Erstdruck 1909), S. 131.
[4206] Popp, Adelheid: Jugend einer Arbeiterin. Berlin 1977 (Erstdruck 1909), S. 90.
[4207] Petzold, Alfons: Das rauhe Leben. Der Roman eines Menschen. Graz 1979, S. 387–402 (Erstdruck 1920).
[4208] Petzold, Alfons: Das rauhe Leben. Der Roman eines Menschen. Graz 1979, S. 389 (Erstdruck 1920).
[4209] Petzold, Alfons: Das rauhe Leben. Der Roman eines Menschen. Graz 1979, S. 391 (Erstdruck 1920).
[4210] Petzold, Alfons: Das rauhe Leben. Der Roman eines Menschen. Graz 1979, S. 399 (Erstdruck 1920).
[4211] Lipp, Carola: Die Innenseite der Arbeiterkultur. Sexualität im Arbeitermilieu des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. In: Dülmen, Richard van (Hg.): Arbeit, Frömmigkeit, Eigensinn. Frankfurt/Main 1990, S. 214–259. – Ritter, Gerhard A.; Klaus Tenfelde: Arbeiter im Deutschen Kaiserreich 1871 bis 1914. Bonn 1992, S. 618–648.
[4212] Holek, Wenzel: Lebensgang eines deutsch-tschechischen Handarbeiters. Jena 1909, S. 115f.
[4213] Ehmer, Josef: Familie und Klasse. Zur Entstehung der Arbeiterfamilie in Wien. In: Mitterauer, Michael (Hg.): Historische Familienforschung. Frankfurt/Main 1982, S. 300–325.
[4214] Jušek, Karin J.: Auf der Suche nach dem Verlorenen. Die Prostitutionsdebatte im Wien der Jahrhundertwende. Wien 1994, S. 185.
[4215] Krafft-Ebing, Richard von: Psychopathia sexualis. 16. Aufl. Stuttgart 1924.
[4216] Krafft-Ebing, Richard von: Psychopathia sexualis. 16. Aufl. Stuttgart 1924, S. 1.
[4217] Krafft-Ebing, Richard von: Psychopathia sexualis. 16. Aufl. Stuttgart 1924, S. 5.
[4218] Krafft-Ebing, Richard von: Psychopathia sexualis. 16. Aufl. Stuttgart 1924, S. 14.
[4219] Krafft-Ebing, Richard von: Psychopathia sexualis. 16. Aufl. Stuttgart 1924, S. 17.
[4220] Krafft-Ebing, Richard von: Psychopathia sexualis. 16. Aufl. Stuttgart 1924, S. 25.
[4221] Krafft-Ebing, Richard von: Psychopathia sexualis. 16. Aufl. Stuttgart 1924, S. 107.
[4222] Krafft-Ebing, Richard von: Psychopathia sexualis. 16. Aufl. Stuttgart 1924, S. 111.
[4223] Eder, Franz X.: „Diese Theorie ist sehr delikat ...“ Zur Sexualisierung der „Wiener Moderne“. In: Nautz, Jürgen (Hg.): Die Wiener Jahrhundertwende. Wien 1993, S. 165.
[4224] Eder, Franz X.: „Diese Theorie ist sehr delikat ...“ Zur Sexualisierung der „Wiener Moderne“. In: Nautz, Jürgen (Hg.): Die Wiener Jahrhundertwende. Wien 1993, S. 166.
[4225] Mitterauer, Michael: Diktat der Hormone? Zu den Bedingungen geschlechtstypischen Verhaltens aus historischer Sicht. In: Zwischen Natur und Kultur. Zur Kritik biologistischer Ansätze. Wien 1985, S. 63–82. – Kanitscheider, Bernulf (Hg.): Liebe, Lust und Leidenschaft. Sexualität im Spiegel der Wissenschaft. Stuttgart 1998.
[4226] Dressel, Gert; Werner Lausecker: Das „Gesetz der Natur“ – Die Konstruktion bürgerlicher Sexualitäten im Spannungsfeld von Körper und „Volkskörper“. In: Vavra, Elisabeth (Hg.): Familie. Ideal und Realität. Horn 1993, S. 114.
[4227] Anderson, Harriet: Vision und Leidenschaft. Die Frauenbewegung im Fin de Siècle Wiens. Wien 1994.
[4228] Reden, Alexander Sixtus von; Josef Schweikhardt: Eros unterm Doppeladler. Eine Sittengeschichte Altösterreichs. Wien 1993, S.134.
[4229] Josefine Mutzenbacher. Die Lebensgeschichte einer wienerischen Dirne von ihr selbst erzählt. Reinbek 1978, S. 161.