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Rituale in Recht, Kult und Brauch (Gerlinde Katzinger) – Langtext

Unser gesamtes Leben ist durch Rituale geprägt. Sowohl die großen Ereignisse in unserem Lebenslauf – Geburt, Hochzeiten und Todesfälle – als auch der Alltag sind von Ritualen begleitet: Begrüßung und Abschied, Mahlzeiten, Beginn und Ende des Tages, ...

Rituale können Sicherheit geben und Hilfen zu einem achtsamen und bewussten Leben bieten. Richtig gelebt können Rituale ein Weg zu einem geordneten und gesunden Leben werden. In den letzten Jahren wurden Rituale und ihre heilende Wirkung verstärkt von der Psychologie wieder entdeckt. Vor allem persönliche Rituale, die jeder für sich finden und gestalten muss, können helfen, das Leben zu strukturieren und ihm eine Form zu geben. Eine solche heilende Wirkung können auch die verschiedenen kirchlichen Rituale und Riten haben, die im Laufe des persönlichen Lebens und innerhalb des Kirchenjahres gefeiert werden.

Vor allem im religiösen und kirchlichen Bereich wird häufig von Ritualen gesprochen. Rituale sind Ausdrucksformen, die charakteristisch für den religiös-kirchlichen bzw. sakralen Bereich sind. Sie sind Lebensäußerungen und Lebensvollzüge der Kirche als Gemeinschaft und weisen einen engen Bezug zum Jahreslauf auf. Landläufig wird mit dem Begriff Ritual ein religiöser Brauch bzw. eine religiöse Zeremonie bezeichnet. Bevor die kirchlichen Rituale im Einzelnen dargestellt werden, soll der Begriff des Rituals einer Begriffsbestimmung unterzogen werden.

Terminologie

Der Begriff „Ritual“ wird in den unterschiedlichsten Zusammenhängen verwendet. Die Bandbreite seiner Bedeutungen reicht von religiösem bis zu zwanghaftem Verhalten; ja sogar tierisches Signalverhalten wird mit dem Begriff des Rituals bezeichnet. Im religiösen Kontext gehört dieser Ausdruck zu einer Begriffsfamilie und weist enge Verbindungen zu den Begriffen Ritus, Kult, Zeremonie und Zeremoniell auf.[1299]

Der Begriff „Ritus“ kommt etymologisch von der indogermanischen Wurzel „ar“, was soviel wie fügen heißt bzw. vom altindischen „rtáh“, was angemessen bzw. recht bedeutet und bezeichnet allgemein eine stereotypisierte Handlung und speziell im religiösen Kontext eine wiederholbare Art und Weise des Kultvollzuges in Wort und Zeichen. In der Kirche und der Theologie wird dieser Terminus seit dem Mittelalter für die Gesamtheit der gottesdienstlichen Formen angewendet. Mit Ritus wird auch das gesamte Traditionsgefüge einer Kirche bezeichnet.[1300] Eine geordnete, feierliche Handlung wird Ritus genannt – „ritualis“ bzw. rituell bedeutet in diesem Zusammenhang „den religiösen Brauch betreffend“.

„Ritual“ ist im Unterschied zum theologisch geprägten „Ritus“ weiter gefasst. „Ritual“ bezeichnet über liturgische bzw. kirchliche Ordnungen hinaus alle Akte eines formalisierten symbolischen Ausdruckshandelns von Einzelnen oder Gruppen.[1301] Seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert werden im Deutschen die beiden Begriffe synonym verwendet.[1302]

Die „Zeremonie“, die ebenfalls zu dieser Begriffsfamilie gehört, bezeichnet die äußeren Formen des liturgischen Handelns, der Körperhaltung, der Bewegung und der Gesten. Durch festgelegte Zeremonien soll die Feierlichkeit und die ästhetische Form einer Handlung erhöht werden. Die Zeremonie ist ein zentraler Begriff der römischen Religion, später wird er auf andere römische und besonders ausländische Kultgebräuche ausgedehnt. Im christlichen Kontext wird „Zeremonie“ im gleichen Sinn gebraucht wie Ritus. Die Zeremonie bezeichnet all das, was sich auf äußere Ausübung der Religion bezieht oder einzelne rituelle Handlungen, die exakt vorgeschrieben und bis ins Detail zu beachten sind.[1303] Im Unterschied dazu hat das Zeremoniell, das stark von Wiederholungen geprägt wird, seinen Platz im säkularen Bereich.

„Kult“ bzw. „Kultus“ ist ein Oberbegriff und bezeichnet den gesamten Bereich des Umgangs des Menschen und seiner religiösen Gemeinschaft mit höheren Mächten, Gottheiten oder Gott. Kult und Ritus hängen eng zusammen. Zum Kult gehören alle Verhaltensweisen, in denen die Menschen ihrem Verhältnis zu den verehrten Mächten oder Gottheiten oder zum verehrten Gott sichtbaren und mit den Sinnen wahrnehmbaren Ausdruck verleihen. Im Kult gewinnt die Religion ihren konkreten und ganzheitlichen Ausdruck. Wirksam wird der Kult durch seinen Vollzug. Durch den Dienst am Heiligen gilt der Kult selbst als heilig. Zum Kult gehören die zu seiner Verrichtung bestimmten Zeiten und Orte. Die Zugehörigkeit zu einer Religion oder einer weltanschaulichen Richtung zeigt sich in der Teilnahme am jeweiligen Kult.[1304]

Bedeutung und Funktionen von Ritualen

Rituale schaffen Ordnung

Rituale geben dem Tag, der Woche, dem Jahr eine Struktur und schaffen eine wohltuende Ordnung. Die äußerliche Ordnung der Rituale gibt einen festen Halt und vermittelt Sicherheit. Durch Rituale werden Handlungsmuster vorgegeben und der Ablauf von vielen Situationen geregelt. So müssen nicht jeden Tag und in jeder Situation neue Handlungsabläufe festgelegt werden.

Rituale nehmen Angst

Rituale werden als Weg angesehen, die Hilflosigkeit und Angst, die Menschen gegenüber unbewussten Mächten empfinden, zu bewältigen. Beispiele für Rituale zur Angstbewältigung zeigen sich in verschiedenen Bereichen. Ein Beispiel dafür sind Spitzensportler vor einem Wettkampf: Sie essen genau die gleichen Speisen, ziehen die gleichen Kleider an und machen vor dem Wettkampf immer die gleichen Bewegungen. Auch wenn bewusst ist, dass davon der Sieg nicht abhängt, helfen diese Rituale die Angst, die vor einem Leistungswettbewerb aufkommt, zu besiegen. Auch zur Bewältigung von Prüfungssituationen werden eigene Rituale entwickelt: Manche Kandidaten verwenden immer den gleichen Kugelschreiber, andere nehmen einen Schutzengel, ein Plüschtier oder sonst einen Gegenstand zur Prüfung mit.

Besonders deutlich wird die beruhigende Wirkung von Ritualen bei Kindern. Sie spüren, dass sich wiederholende Handlungsabläufe helfen können, die Angst zu vertreiben. Viele Kinder brauchen z. B. Einschlafrituale: eine Geschichte zum Einschlafen, das gemeinsame Gebet oder die Nähe von Vater oder Mutter, bis das Kind eingeschlafen ist.

Beruhigend und heilend können aber Rituale nur dann wirken, wenn sie bewusst vollzogen werden. Wird ein Ritual nur aus unbewusster Angstabwehr gepflegt und von Zwang und Leistung dominiert, kann es für den Menschen gefährlich werden. Wenn Rituale das ganze Leben kontrollieren, führt dies zu zwanghaftem Verhalten.[1305]

Rituale stiften Sinn

Der Mensch braucht, um gesund und glücklich leben zu können, etwas, das größer ist als er selbst. Rituale können den göttlichen Wert unseres Lebens erfahrbar machen und zeigen, dass unser Leben von Gott berührt ist und nicht nur in Arbeit und Pflichterfüllung besteht. So schaffen Rituale Nischen und bringen Freiräume in den Alltag. In bewusst gestalteten und praktizierten Ritualen kann die Persönlichkeit, Fantasie und Kreativität des Einzelnen zum Ausdruck gebracht werden. Gemeinsam gepflegte Rituale können – wenn sie von allen positiv empfunden und gemeinsam getragen werden – ein intensives Gemeinschafts- und Zusammengehörigkeitsgefühl wachsen lassen. Es genügt aber nicht, überlieferte Riten einfach nur zu wiederholen. Damit sie ihre sinnstiftende Wirkung entfalten können, müssen sie immer wieder erneuert werden. Es geht nicht darum, immer neue Rituale zu entwickeln, sondern die bekannten Rituale müssen so gefeiert werden, dass sie die Menschen heute auch erreichen können. Dazu braucht es Fantasie.[1306]

Rituale helfen, Übergänge zu bewältigen

Rituale haben ihren besonderen Platz an den Übergängen bzw. „Knotenpunkten“ des Lebens. Typische Beispiele für solche Übergänge sind z. B. Geburt, Taufe, Eintritt ins Erwachsenenalter, Eheschließung und Tod.[1307] Übergangsriten sind der „Weg“, auf dem das menschliche Dasein den riskanten Übergang von einem „Zustand“ zum nächsten beschreitet.[1308] Jede Religion kennt Rituale für diese Situationen. Arnold van Gennep[1309] zeigt in seinem Werk, dass in den Momenten des Übergangs, wo die soziale Struktur am schwächsten und der Mensch besonders verwundbar ist, Rituale besonders wichtig sind.

Rituale schützen einen Menschen in den Phasen des Übergangs. Sie geben ihm einen Platz in der Gesellschaft und stellen ihn in die Tradition der Menschen, die dieselbe Situation erlebt und bewältigt haben. Mit Ritualen können Lebenswenden auch individuell bewältigt werden. Symbole helfen, den Gefühlen und Gedanken, die die Menschen zu solchen Zeiten bewegen, Ausdruck zu verleihen. Rituale schaffen Erinnerung und sichern so dem erlebten Übergang einen Platz in der persönlichen Biografie.[1310]

Kirchliche Rituale

Die Sakramente

Es ist schwierig, für den Begriff „Sakrament“[1311] eine zufriedenstellende Definition zu finden, weil es kein Sakrament im Allgemeinen, sondern nur konkrete Einzelsakramente gibt. Auch das Neue Testament kennt diesen Begriff nicht. Es gibt aber in den, im Neuen Testament bezeugten Gemeinden Zeugnisse für eine lebendige liturgische und rituelle Praxis. Vorrangig sind Taufe[1312] und Eucharistie[1313] im Blickfeld; Buße[1314], Handauflegung[1315] und Salbung[1316] kommen aber ebenfalls vor. Das Neue Testament kennt für diese unterschiedlichen Vollzüge allerdings keinen Sammelbegriff.[1317]

Seit es eine sakramententheologische Reflexion gibt, werden Sakramente als Zeichen definiert und verstanden. Da diese Definition zu allgemein und ungenau ist, wurde der Begriff „Zeichen“ von „Symbol“ abgelöst. Das griechische Wort „Symbol“ leitet sich her von „symballein“ – zusammenwerfen und meint ursprünglich das Zusammenbringen zweier Teile, die ursprünglich zusammengehörten, mit dem Ziel etwas zu erkennen. Symbole sind also Erkennungszeichen.

Sakramente sind Symbolhandlungen, bei denen Menschen als Glaubende und symbolisch Handelnde tätig sind.[1318] Zwischen Ritualen und Sakramenten besteht eine Spannung. Sakramente sind rituelle Handlungen, die aber eng an einen personalen Glauben in christlicher Gestalt gebunden sind. Es kann daher festgestellt werden: Sakramente sind Rituale, Rituale sind aber nicht in jedem Fall Sakramente. In dieser Spannung stehen auch diejenigen, die im Namen der Kirche die Sakramente spenden. Einerseits müssen sie ihrer Verantwortung, die Sakramente als Sakramente des christlichen Glaubens zu spenden, gerecht werden. Andererseits werden sie oft von Menschen, denen mehr am Segen eines Rituals als am christlichen Sakrament liegt, um die Spendung der Sakramente gebeten.[1319]

Viele Menschen klagen heute darüber, dass die Feier der Sakramente erstarrt sei und sie nichts mehr damit anfangen könnten. Es kommt daher für alle Beteiligten darauf an, diese Rituale immer wieder neu zu bedenken und mit Fantasie zu gestalten, um so der Gefahr zu entgehen, dass sie gedankenlos heruntergespult werden.

Die Taufe[1320]

Die Geburt eines Kindes ist ein großer Einschnitt im Leben der Eltern. Ein ebenso großes Ereignis ist es, wenn sich ein Erwachsener in der Taufe für ein Leben im Glauben entscheidet.[1321] Die Taufe mit ihren Ritualen ist eine Hilfe, diese Übergänge zu vollziehen. In der Taufe wird das Kind erneut aus dem Wasser geboren. Die Eltern übergeben das Kind Gott, was eine Entlastung bedeutet. Durch die Taufe wird das Kind auch einer Gemeinschaft, der Kirche, anvertraut. Die Eltern sollen das Gefühl bekommen, dass sie auf die Kirche zurückgreifen können, wenn sie sie brauchen.[1322]

Kreuzzeichen

Die Riten der Taufe zeigen, dass das Kind nicht nur Kind dieser Eltern, sondern ein Kind Gottes ist und eine göttliche Würde hat. In der Taufe wird spürbar, dass das Kind teilhat am göttlichen Leben, das auch durch den Tod nicht zerstört werden kann. Ein wichtiges Ritual in einer Tauffeier ist die Bezeichnung des Täuflings mit dem Kreuzzeichen. Das Kreuzzeichen, mit dem das Kind bezeichnet wird, hat nicht nur segnenden und schützenden Charakter, sondern macht auch die Zugehörigkeit zu Jesus Christus sichtbar. Das Kind soll unter den Schutz Gottes gestellt werden. Die Bezeichnung mit dem Kreuz ist ein alter und weit verbreiteter christlicher Brauch. In vielen Familien segnen die Eltern ihre Kinder am Abend vor dem Schlafengehen und in der Früh, bevor die Kinder aus dem Haus gehen.

Übergießen mit Wasser

Besonders deutlich wird die Teilhabe am göttlichen Leben im eigentlichen Taufritus, dem dreimaligen Übergießen oder Eintauchen des Täuflings, wobei der Taufspender spricht: „N(ame des Kindes), ich taufe dich im Namen des Vater, des Sohnes und des Heiligen Geistes.“

Wasser ist ein Ursymbol des Lebens und symbolisiert, dass der Tod keine Macht mehr über den Täufling hat; es ist Symbol für das neue Leben, das in der Taufe eröffnet wird.[1323] Dass gerade dem Wasser Leben spendende Bedeutung zugesprochen wird, kommt nicht von ungefähr. Ohne Wasser gibt es kein Leben und Überleben auf der Erde. Ein Teil der Wissenschaftler geht auch davon aus, dass der Ursprung des Lebens in den Urozeanen der Erde lag, dass das Leben „aus dem Wasser“ kommt. Auch wird in unserer Zeit die Kostbarkeit des Elementes Wasser immer stärker spürbar. So kann das Eintauchen oder Übergießen mit dem Taufwasser ein Symbol für das Leben gebende und Leben verwandelnde Wirken des Gottesgeistes sein.[1324]

Salbung mit Chrisam

Nach dem Übergießen mit Wasser wird der Täufling mit Chrisam gesalbt. Die Salbung mit Chrisam[1325] ist ein Zeichen der Königswürde und bedeutet zugleich die Salbung zum Priester und Propheten. Bis zum heutigen Tag werden in manchen Ländern der Welt die Könige gesalbt. Jeder Christ bekommt in der Taufe Anteil am königlichen, priesterlichen und prophetischen Amt Christi.[1326] Deutlich wird dies auch in dem Gebet, dass der Taufspender vor der Chrisamsalbung spricht: „... Du wirst nun mit dem heiligen Chrisam gesalbt; denn du bist Glied des Volkes Gottes und gehörst für immer Christus an, der gesalbt ist zum Priester, König und Propheten in Ewigkeit.“[1327]

Überreichen des Taufkleides

Ursprünglich kommt das Anlegen des weißen Kleides aus der Taufliturgie für Erwachsene. In der Kirche der antiken Zeit wurden zumeist Erwachsene getauft. Die Neugetauften legten zum Zeichen des „Neugeschaffen-Seins“ in Christus weiße Kleider[1328] an und trugen diese acht Tage lang. Das weiße Kleid war ein Zeichen für die neue Würde, die der Mensch von Christus her empfangen hatte. Diese Bedeutung wurde durch das weiße Kleid, das sich damals nur Reiche leisten konnten, adäquat zum Ausdruck gebracht.[1329] Die Taufkleider wurden eine volle Woche getragen. Der Sonntag nach Ostern, der Weiße Sonntag, hat seinen Namen daher, weil an diesem Tag die weißen Taufkleider wieder ausgezogen wurden.

Taufkerze

Dem Licht in seiner Symbolik kommt allen Weltreligionen eine große Bedeutung zu. Im Johannesevangelium findet sich das Jesuswort: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern das Licht des Lebens haben.“[1330] Schon der Kirchenvater Ambrosius berichtet, dass die Neugetauften mit brennenden Kerzen in die Versammlung der Gemeinde einziehen, um die österliche Eucharistie zu feiern.[1331] Nach dem Ritus der Kindertaufe ist es Aufgabe des Vaters oder des Paten, die Taufkerze an der Osterkerze zu entzünden.[1332] Dieses Ritual wird mit dem folgenden Text begleitet: „Liebe Eltern und Paten! Ihnen wird dieses Licht anvertraut. Christus, das Licht der Welt hat Ihr Kind erleuchtet. Es soll als Kind des Lichtes leben, sich im Glauben bewähren und dem Herrn und allen Heiligen entgegengehen, wenn er kommt in Herrlichkeit.“[1333]

Effata-Ritus

Dieser Ritus geht auf die Heilung eines Taubstummen zurück, von der das Markusevangelium erzählt.[1334] Jesus wurde gebeten, einem Taubstummen die Hand aufzulegen. Daraufhin nahm er ihn aus der Menge heraus, legte die Finger in seine Ohren, berührte seine Zunge mit Speichel und sprach zu ihm: „Effata“, d. h. Öffne dich, tu dich auf. In diesem Sinn ist auch der Effata-Ritus bei der Taufe zu verstehen. Seine Botschaft ist es, die Sinne auf das Leben hin auszurichten und sich dem Wort Gottes zu öffnen.

In der Tauffeier spricht der Taufspender: „Wir wollen den Herrn bitten, dass der diesem Kind helfe, seine Botschaft zu hören und zu bekennen. Der Herr lasse dich heranwachsen und wie er mit dem Ruf ‚Effata’ dem Taubstummen die Ohren und den Mund geöffnet hat, öffne er auch dir Ohren und Mund, dass du sein Wort vernimmst und den Glauben bekennst zum Heil der Menschen und zum Lobe Gottes.“[1335]

Die Firmung

Die Firmung wird in der klassischen Reihenfolge der Sakramente als das zweite Sakrament der Eingliederung in den christlichen Glauben genannt. Der Begriff „Firmung“ kommt vom lateinischen „confirmatio“ und bedeutet Stärkung.

Die Firmung steht von Anfang an in engstem Zusammenhang mit der Taufe. Man nimmt an, dass es im Rahmen der Tauffeier schon früh eine Handauflegung gegeben hat.[1336] Die Handauflegung durch den Bischof und die Salbung sind, gemeinsam mit dem Gebet der Gemeinde, ein sichtbares und wirksames Zeichen dafür, dass der Getaufte in der Kraft des Heiligen Geistes ein vollberechtigtes Mitglied der Kirche geworden ist. Diesen Gedanken hat auch das Zweite Vatikanische Konzil aufgenommen, das in seiner Konzilskonstitution Lumen Gentium schreibt: „Durch das Sakrament der Firmung werden sie vollkommener der Kirche verbunden und mit einer besonderen Kraft des Heiligen Geistes ausgestattet. So sind sie in strengerer Weise verpflichtet, den Glauben als wahre Zeugen Christi in Wort und Tat zugleich zu verbreiten und zu verteidigen.“[1337]

Die Feier der Firmung weist folgende rituelle Elemente auf: Nach dem Evangelium werden die Firmkandidaten vorgestellt[1338] und der Firmspender hält eine kurze Predigt. Anschließend erneuern die Firmlinge das Taufversprechen und der Firmspender spricht mit ausgebreiteten Händen ein Gebet über die Firmlinge. Zur Handauflegung und Chrisamsalbung wird der Firmling vom Paten begleitet. Das Ritual der Handauflegung macht deutlich, dass der Firmling mit dem Geist Gottes begabt wird, der ihm hilft, seine Fähigkeiten und Möglichkeiten zu entdecken. Die Salbung mit Chrisam ist ein unauslöschliches Zeichen, die Besiegelung mit dem Heiligen Geist.[1339] Die Handauflegung und Salbung wird von folgenden Worten begleitet: „N(ame des Firmlings), sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist.“ Nach der Firmung erfolgt der Friedensgruß.[1340]

Die Eucharistiefeier

Die Eucharistiefeier ist das kirchliche Ritual, das am häufigsten gefeiert wird und nimmt unter den sieben Sakramenten den höchsten Rang ein. Mit dem Wort „Eucharistie“, das Danksagung bedeutet, wird jenes Sakrament bezeichnet, das in der katholischen Überlieferung Messe[1341] genannt wird.

Das Neue Testament berichtet vom Sakrament der Eucharistie als einem Vermächtnis Jesu Christi.[1342] Als Urtext des so genannten Einsetzungsberichtes[1343] nehmen Liturgiewissenschaftler folgenden Text an: „Und er nahm das Brot, sprach den Segen darüber, brach es und gab es ihnen. Und er sagte: ‚Das ist mein Leib, der für die Vielen hingegeben wird.’ Desgleichen auch den Kelch nach dem Mahl mit den Worten: ‚Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut.’“[1344]

Die Eucharistiefeier (im engeren Sinn) wird mit der „Zurüstung“ des Altares vorbereitet: Das Messbuch wird auf den Altar gelegt, ein viereckiges Leinentuch, das Korporale, in der Mitte ausgebreitet, der Kelch wird auf das Korporale gestellt und das Kelchtüchlein daneben gelegt. Auf die Zurüstung des Altares folgt die Gabenbereitung, in der die eucharistischen Gaben Brot und Wein zum Altar gebracht werden.[1345] Vom liturgischen Standpunkt erscheint es sinnvoll, wenn die Gläubigen selbst Brot und Wein zum Altar bringen, um die spirituelle Dimension von Wein und Brot als Gaben der Gemeinde zum Ausdruck zu bringen. Brot und Wein sind der Inbegriff für Speise und Trank und somit ein Symbol für die Lebensgrundlage der Menschen. Wer nichts zu essen und zu trinken hat, stirbt. So sind Brot und Wein für den religiösen Menschen Gaben des Schöpfers, der nicht nur Schöpfer und Quelle des Lebens, sondern auch sein Erhalter ist.

Mahl halten hat immer eine religiöse Dimension. So soll auch beim Ritus der Eucharistie eine Beziehung zu den alltäglichen Mahlzeiten sichtbar werden. In der Eucharistie wird feierlich zum Ausdruck gebracht, dass es Gottes Gaben sind, die wir in Dankbarkeit genießen dürfen.

Bevor der Priester den Kelch erhebt, mischt er den Wein mit Wasser. Dieses Ritual wird in mehrfacher Weise gedeutet: Einmal wird darin der Hinweis auf Blut und Wasser gesehen, die beim Lanzenstich aus der Seite Christi flossen. Nach einer anderen Deutung wird in diesem Ritus sowohl die enge Verbindung von göttlicher und menschlicher Natur in Christus als auch die enge Verbindung, die uns mit Christus geschenkt wird, dargestellt.

Der folgende Ritus der Händewaschung ist schon seit dem 4. Jahrhundert bekannt und ist ein Symbol des Verlangens nach Reinheit. Den Abschluss der Gabenbereitung bildet das Gabengebet.[1346] Auf das Gabengebet folgt ein Block von Gebeten und Riten, der als Hochgebet oder eucharistisches Gebet bezeichnet wird. Das Hochgebet ist das Lobgebet, mit dem die Eucharistie begangen, Brot und Wein konsekriert und des Opfers Christi gedacht wird. Das Hochgebet ist zugleich Lobpreis, Tischsegen und Opfergebet.[1347]

Vor dem Empfang der heiligsten Eucharistie bildeten sich schon früh vorbereitende Riten aus. Zu nennen sind hier das Vaterunser und der Friedensgruß. Die Gesten, mit denen sich die Gläubigen gegenseitig den Frieden wünschen, hängen von den Bräuchen und Sitten des jeweiligen Volkes ab. Vom Händedruck über die Verneigung bis zum Kuss ist hier jedes Ritual möglich.

Auch der Ritus des Kommunionempfangs war im Laufe der Geschichte starken Veränderungen unterworfen. Die ursprüngliche Haltung beim Kommunionempfang war das Stehen, was besonders im Hinblick auf die Kelchkommunion notwendig erschien. Der kniende Kommunionempfang wurde erst im Laufe des 12. Jahrhunderts üblich. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil kam es wieder zu einer weiten Verbreitung des stehenden Kommunionempfangs. Im deutschen Sprachgebiet ist es den Gläubigen seit dem Jahre 1969 freigestellt, zwischen der Hand-[1348] oder der Mundkommunion zu wählen. Die Kelchkommunion der Gläubigen war ebenfalls bis ins hohe Mittelalter üblich. Seit dem 13. Jahrhundert kam es zu einem langsamen Verschwinden der Kelchkommunion. Grund dafür dürfte die Sorge gewesen sein, dass durch ein Verschütten des Blutes Christi dem Sakrament und damit Christus selbst großes Unrecht zugefügt werden könnte. Der Widerstand gegen die Reformatoren führte dann sogar zu einem weitgehenden Verbot der Kelchkommunion.[1349] Eine Annäherung an den ursprünglich gepflegten Brauch der Kelchkommunion brachte erst das Zweite Vatikanische Konzil.

Obwohl die Eucharistie das kirchliche Ritual ist, das am häufigsten gefeiert wird, haben viele das Gefühl, dass dieses Ritual an ihnen vorbei geht und im Alltag kaum nachwirkt. Es ist daher eine besondere Aufgabe all derer, die in der Verkündigung der Kirche tätig sind, den Menschen zu vermitteln, dass in der Eucharistie Christus selbst gegenwärtig ist, dass er die Menschen in der Kommunion berührt und heilt und ihnen die Kraft gibt, ihren Weg im Alltag weiter zu gehen. So kann die Eucharistie zu einem Ort werden, wo spürbar wird, dass wir Menschen nicht nur zur Erde, sondern auch zum Himmel hin ausgerichtet sind. Nur auf diesem Hintergrund wird auch der Sinn der Riten, die sich in der Feier der Eucharistie entwickelt haben, wieder verständlich.

Die Ehe

Die Hochzeit wird zu den Übergangsriten, den „rites de passage“ gezählt; sie markiert den Abschied von der Ledigenphase. Im allgemeinen gesellschaftlichen Empfinden ist die Ehe sowohl für die beiden Partner als auch für die ganze Gesellschaft ein höchst bedeutendes Ereignis, eben eine „Hochzeit“. So erklären sich auch die reichhaltigen Bräuche, die sich in den meisten Kulturen rund um die Eheschließung entwickelt haben. Viele Hochzeitsbräuche lassen sich vom alten Sippenrecht her deuten. Zu nennen ist hier das Lärmen, Peitschenknallen und Zerschlagen von Töpfen am Vorabend der Hochzeit, das sich heute zum Polterabend entwickelt hat. Der Handschlag als alte Bekräftigungsform hat sich im Reichen der Hände nach dem Eheversprechen bewahrt. Durch Jahrhunderte hindurch waren Ehepfennige und Ehetaler als Hand- und Treugeld auf ein Verlöbnisversprechen üblich. Diese Bedeutung hat der Ehering übernommen, der schon bei den Westgoten und Langobarden bekannt war und wahrscheinlich aus dem römischen Vermählungsritual kommt. Andere Bräuche bezeichnen Riten der Trennung, des Übergangs und der Aufnahme in den neuen Lebensstand: Das feierliche Fortführen der Braut aus dem Elternhaus, das Brautstehlen während der Hochzeitsfeier und das Abnehmen des Schleiers durch die Brautmutter am Ende der Feier symbolisieren den Abschied vom Ledigenstand. Die Überreichung von Brot und Salz und das Tragen der Braut über die Türschwelle sind Rituale, die die Aufnahme in einen neuen Lebensstand kennzeichnen.[1350]

Die Riten und die liturgische Gestaltung, die mit einer christlichen Eheschließung verbunden sind, haben sich erst langsam entwickelt. Ursprünglich gab es keine spezielle christliche Eheschließungsform. Das konstitutive Element für das Zustandekommen der Ehe ist der Ehewille, d.vh. nicht die Kirche oder der Trauungspriester spenden das Sakrament, sondern die Brautleute. Seit dem Konzil von Trient müssen sich die Ehepartner ihr Jawort allerdings in einer kirchlich anerkannten Form geben. Das kirchliche Recht verlangt seither[1351] dass alle Ehen, bei denen wenigstens ein Ehepartner katholisch ist, vor dem zuständigen katholischen Geistlichen und zwei Zeugen geschlossen werden müssen.[1352]

Die Trauungsriten, die in der liturgischen Feier der Eheschließung vollzogen werden, haben die Aufgabe, das Wesen der christlichen Ehe zu verdeutlichen, die beiden Partner und ihren Bund unter das Wort Gottes zu stellen und ihren Glauben zu stärken. Von Anfang an wurde der Ritus der Eheschließung von gesellschaftlichen Überlieferungen und Bräuchen geprägt. Der Trauungsritus, der für den deutschen Sprachraum approbiert ist, stammt aus dem Jahr 1974.[1353] In der Regel soll die Eheschließung katholischer Brautleute innerhalb der Eucharistiefeier stattfinden.[1354] Wenn dies nicht geboten erscheint, spenden die Brautleute das Sakrament der Ehe einander innerhalb eines Wortgottesdienstes.

Der Trauungsritus sieht folgende Elemente vor: Das Brautpaar wird vom assistierenden Priester am Kirchenportal empfangen und zieht gemeinsam mit ihm und der feiernden Gemeinde in die Kirche ein. Nach der Predigt fragt der Trauungspriester die Brautleute, ob sie bereit sind, eine christliche Ehe einzugehen. Die Fragen betreffen die Freiheit der Eheschließung, die Bereitschaft zur ehelichen Treue und den Willen, Kinder anzunehmen. Diese Fragen werden an jeden Partner einzeln gerichtet. Die vierte Frage betrifft Aufgaben, die christlichen Eheleuten in Familie, Beruf und Welt gestellt werden und wird an das Brautpaar gemeinsam gerichtet.[1355] Anschließend segnet der Zelebrant die Ringe und Braut und Bräutigam erklären ihren Ehewillen durch den Vermählungsspruch oder durch ihr Jawort. Das gegenseitige Anstecken der Ringe als Zeichen der Verpflichtung zur ehelichen Treue und das Reichen der Hände, die der Priester zum Zeichen der Bindung mit der Stola umwickelt, gehören zwar nicht notwendig zum Wesen der Eheschließung, haben aber große symbolische Bedeutung. Anschließend segnet der Priester die Neuvermählten.[1356] Auf das Segensgebet folgen die Fürbitten der Gemeinde und die Eucharistiefeier. Vor dem Schlussritus der Messfeier sollen die Trauungsurkunden unterzeichnet werden und – wenn es üblich ist – Brot, Salz und Wein gesegnet werden. Die Feier der Trauung schließt mit dem feierlichen Schlusssegen.[1357]

Da die Feier der Trauung von ihrer gesellschaftlichen und kirchlichen Geschichte her mit zahlreichen Sonderbräuchen und Gewohnheiten verbunden ist, wurde gesamtkirchlich schon seit dem Konzil von Trient darauf Wert gelegt, dass die Vielfalt der Trauungsriten in der Weltkirche erhalten bleiben soll. Jede Bischofskonferenz hat daher das Recht, einen eigenen Trauungsritus zu erarbeiten, der den Bräuchen der verschiedenen Völker und Gebiete gerecht wird. Solche Riten müssen aber vom Apostolischen Stuhl bestätigt werden.

Das Sakrament der Weihe

Das Sakrament der Weihe gehört ebenfalls zu den rites de passage und ist ausschließlich Männern vorbehalten. In der Katholischen Kirche ist dieses Sakrament dreifach abgestuft und umfasst die Bischofs-, Priester- und Diakonenweihe. Der wesentliche Ritus bei allen drei Weihestufen ist die Handauflegung und das Weihegebet.[1358]

Die Bischofsweihe verkörpert die höchste Stufe des Weihesakraments. Die Weihe beginnt im Gottesdienst nach dem Evangelium und geschieht durch mindestens drei Bischöfe durch Handauflegung und Gebet. Der Weiheritus sieht folgende Gliederung vor:[1359]

  • Hymnus, Vorstellung des Weihekandidaten (dieser wird in den offiziellen Texten als electus = Erwählter bezeichnet)

  • Ansprache des Hauptkonsekrators

  • Befragung und Gelöbnis des Weihekandidaten

  • Gebet der Gemeinde (Allerheiligenlitanei)

  • Handauflegung, Weihegebet und Auflegung des Evangeliars. Das Auflegen des Evangeliars ist schon seit dem vierten Jahrhundert bekannt. Im ursprünglichen Verständnis sollte damit die Herabkunft des Heiligen Geistes als Gabe des im Evangeliar gegenwärtigen Herrn Jesus Christus symbolisiert werden. Das Ritual der Handauflegung wird schon im neuen Testament bezeugt und symbolisiert das Überströmen von Kraft, Vollmacht, Gnade, Geist, Hilfe, Heilung und Vergebung.

  • Ausdeutende Riten: Salbung des Hauptes mit Chrisam, Übergabe des Evangeliars, des Ringes, der Mitra und des Hirtenstabes, Geleit zur bischöflichen Cathedra, Friedenskuss. Die eigentliche Weihe ist bereits mit der Handauflegung und dem Weihegebet vollzogen. Die genannten Riten dienen daher zur Verdeutlichung des Weihegeschehens. So ist die Salbung mit Chrisam ein Ausdruck für die Teilhabe des Neugeweihten am Priestertum Christi. Die Übergabe des Bischofsrings symbolisiert die Treueverpflichtung des Bischofs gegenüber der Kirche. Der Hirtenstab gilt als Zeichen des Hirtenamtes.

  • Schlussritus am Ende der Eucharistiefeier: Der neu geweihte Bischof wird nach dem Schlussgebet durch die Kirche geleitet und erteilt den Gläubigen seinen ersten Bischofssegen.

Der neue Ritus der Priesterweihe ist ähnlich strukturiert wie die Bischofs- oder Diakonenweihe und hat folgende Gliederung:[1360]

  • Namentliche Vorstellung der Kandidaten

  • Ansprache des Bischofs

  • Gelöbnis der Weihekandidaten: Die Weihekandidaten bezeugen ihre Bereitschaft, die Pflichten des Hirten-, Priester- und Verkündigungsamtes zu übernehmen. Anschließend kniet jeder Einzelne vor dem Bischof, legt seine gefalteten Hände in die des Bischofs und verspricht ihm und seinen Nachfolgern Ehrfurcht und Gehorsam.[1361]

  • Gebet der Gemeinde. Dazu legen sich die Weihekandidaten mit der Gebärde der „prostratio“[1362] auf den Boden, während die Gemeinde die Allerheiligenlitanei betet.[1363] Bestimmte Heilige – wie Orts-, Kirchen- und Namenspatrone – sollen in das Gebet eingefügt werden.

  • Handauflegung und Weihegebet. Dies ist der eigentliche Ritus der Priesterweihe. In der schweigenden Handauflegung durch den Bischof und alle anwesenden Priester wird der Heilige Geist auf die Weihekandidaten herabgefleht.

  • Ausdeutende Riten: Zum Zeichen des empfangenen priesterlichen Dienstes werden die neugeweihten Priester mit der Priesterstola und der Kasel bekleidet. Dann salbt der Bischof die Innenseite der Hände mit Chrisam, dabei betet er, dass Christus, den der Vater mit dem Heiligen Geist und mit Kraft gesalbt hat, die Neugeweihten in ihrer priesterlichen Aufgabe stärken und behüten möge. Schließlich übergibt der Bischof jedem Neugeweihten die Opfergaben Brot und Wein für die anschließende Eucharistiefeier und spricht dabei: „Nimm hin die Gaben des Volkes für die Feier des Opfers. Bedenke, was du tust, ahme nach, was du vollziehst, und stelle dein Leben unter das Geheimnis des Kreuzes.“

  • Mit dem Friedenskuss des Bischofs und der anwesenden Priester wird die Weihehandlung abgeschlossen.

Das Amt der Diakone wird schon im Neuen Testament erwähnt.[1364] In der westlichen Kirche entwickelte sich der Diakonat seit dem Frühmittelalter vom lebenslänglichen Dienstamt zu einem Durchgangsstadium auf dem Weg zum Priesteramt. Erst auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurde das Amt des Diakons als eine eigene Weihestufe mit dauerhaftem Charakter wieder hergestellt.[1365] Aufgabe der Diakone ist es, feierlich die Taufe zu spenden, der Eheschließung zu assistieren, den Sterbenden die Wegzehrung zu überbringen, den Gläubigen das Evangelium zu verkünden, Sakramentalien zu feiern und den Beerdigungsritus zu leiten.[1366]

Der Weiheritus gleicht im Wesentlichen dem der Priesterweihe:[1367]

  • Vorstellung der Kandidaten

  • Ansprache des Bischofs

  • Gelöbnis der Kandidaten und Handlegung

  • Allerheiligenlitanei

  • Handauflegung und Weihegebet

  • Ausdeutende Riten: Anlegen der Diakonsstola und Dalmatik, Überreichen des Evangeliars mit den Worten: „Nimm hin das Evangelium Christi, zu dessen Verkündigung du bestellt bist. Was du liest, ergreife im Glauben, was du glaubst, das verkünde, und was du verkündest, erfülle mit Leben.“

  • Friedenskuss

Die Riten für die drei Weihestufen machen in eindringlicher Weise deutlich, wie stark Berufung und Beruf miteinander verbunden sind. In ihnen ist eine starke Motivation, ein übernommenes Amt und die damit verbundene Verantwortung ernst zu nehmen. Der schlichte Ritus, der ohne große Worte vollzogen wird, kann eine Anregung sein, auch für andere Amtsübernahmen oder für den Einstieg in den Beruf Rituale zu entwickeln, damit die Betreffenden ihren Beruf wirklich als Berufung ausüben können.[1368]

Das Sakrament der Buße

Im Umgang mit Menschen, die gegen die Gebote Gottes und der Kirche verstoßen hatten[1369], entwickelte die Kirche im Laufe der Geschichte verschiedenartige Bußverfahren. Bereits in der Urgemeinde war die Praxis bekannt, schwere Sünder für eine bestimmte Zeit aus der Gemeinde auszuschließen, um sie zur Umkehr zu bewegen.[1370] Die Vergebung der alltäglichen Fehler und Vergehen erhoffte man sich durch Gebet, Fasten, milde Gaben und andere gute Werke. Das öffentliche Bußverfahren, das sich in der Folge entwickelte, war nur für so genannte Kapitalsünden – wie Glaubensabfall, Mord oder Ehebruch – vorgesehen und umfasste folgende Elemente: geheimes Bekenntnis vor dem Bischof oder seinem Stellvertreter, Aufnahme in den Büßerstand und Festsetzung der Bußverpflichtung und Bußzeit[1371] und Ausschluss von der Eucharistiefeier und vom Kommunionempfang. Die Wiederaufnahme in die Kirche geschah meistens am Gründonnerstag. Der Bischof vollzog dabei das Ritual der Handauflegung.

Die Beichte, wie sie heute bekannt ist, entwickelte sich erst seit dem 6. Jahrhundert unter dem Einfluss der iroschottischen Mönche. Es wurde üblich, seine Sünden einem Priester zu bekennen, dieser gab eine bestimmte Buße auf und gewährte nach der Ableistung, später auch sofort, die Absolution. Seit dem 16. Jahrhundert wurde die Beichte in den Beichtstuhl verlegt. Dies führte dazu, dass wegen des trennenden Gitters das Ritual der Handauflegung nicht mehr möglich war und zur Handerhebung reduziert wurde.[1372]

Das Sakrament der Buße ist – wie kein anderes – in den letzten Jahrzehnten in eine schwere Krise geraten. Ein Grund dafür ist sicher darin zu suchen, dass die ursprünglich als heilend empfundenen Rituale so sehr formalisiert wurden, dass ihre eigentliche Aussagekraft nicht mehr sichtbar ist.[1373] Hier ist die Kirche gefordert, das Ritual der Beichte neu zu überdenken und neue Versöhnungs- und Vergebungsrituale zu entwickeln, um den befreienden Charakter des Bußsakraments wieder neu zu verdeutlichen. Viele Möglichkeiten bieten hier die Bußgottesdienste, wie sie in zahlreichen Pfarren schon üblich geworden sind. Hier ist Raum, um neue Rituale der Versöhnung zu versuchen.

Das Sakrament der Krankensalbung

Bereits im Altertum wurde der Ölsalbung heilende Wirkung zugeschrieben. Auch Jesus gab seinen Jüngern die Vollmacht, Kranken die Hände aufzulegen und sie mit Öl zu salben.[1374] Diese Praxis wurde in den Apostolischen Gemeinden weitergeführt. Als wichtigste biblische Belegstelle ist hier der Jakobusbrief zu nennen, wo die Presbyter beauftragt werden, über dem Kranken zu beten und ihn mit Öl zu salben.[1375] Ursprünglich hatte die Ölsalbung allein die körperliche und seelische Auferbauung und das Wiedererlangen der vollen Gesundheit im Sinn und hatte nichts mit dem Sterbesakrament zu tun. Erst seit der Karolingerzeit wurde die Krankensalbung unter dem Gedanken der Buße gesehen und wegen der auferlegten schweren Bußwerke möglichst nahe an die Sterbestunde gelegt. Auch der im 12. Jahrhundert aufkommende Begriff „Letzte Ölung“ machte die Krankensalbung zu einem Sterbesakrament. Erst im 20. Jahrhundert wurde wieder stärker betont, das die Krankensalbung der leiblichen und psychischen Stärkung dient und nicht eine Todesvorbereitung ist. Das eigentliche Sakrament für die Sterbenden ist das „viaticum“,[1376] die Eucharistie als Wegzehrung. Dieser Verständniswandel führte dazu, dass dieses Sakrament wieder von „Letzte Ölung“ in „Krankensalbung“ umbenannt wurde.[1377]

Das neue Rituale für die Feier der Krankensakramente erschien am 7. Dezember 1972[1378] und enthält folgende rituelle Elemente:[1379] Zu Beginn der Feier begrüßt der Priester den Kranken und alle Anwesenden und besprengt ihn mit Weihwasser. Der Ritus des Besprengens mit Wasser findet sich in vielen Religionen. Zentral ist hier die reinigende, erfrischende und belebende Wirkung des Wassers. Christen werden durch dieses Ritual an die Taufe erinnert. Nach einer kurzen Einführung durch den Priester sieht der Ritus nun entweder die sakramentale Beichte oder eine andere Form des Schuldbekenntnisses vor.[1380] An die Eröffnungsriten schließt sich der Wortgottesdienst an. Zu den eigentlichen Kernriten der Krankensalbung, die im Anschluss an den Wortgottesdienst gespendet wird, zählt die Handauflegung, die der Priester schweigend vollzieht. Diese Heilungsgeste geht schon auf Jesus und die Apostel zurück. Die psychologische Bedeutung der Handauflegung liegt in ihrem unmittelbaren Ausdruck der Zusammengehörigkeit, des Angenommen- und Geborgenseins. Wenn der Priester kein vom Bischof geweihtes Krankenöl bei sich hat, erfolgt nun die Weihe des Öles.[1381] Der Kranke wird an Stirn und Händen gesalbt, wobei der Priester folgende Worte spricht: „Durch diese heilige Salbung helfe dir der Herr in seinem reichen Erbarmen, er stehe dir bei mit der Kraft des Heiligen Geistes.“ (bei der Salbung auf der Stirn) und: „Der Herr, der dich von Sünden befreit hat, rette dich, in seiner Gnade richte er dich auf.“ (bei der Salbung der Hände). Die beiden Salbstellen symbolisieren den Menschen in seiner Ganzheit als denkende und handelnde Person.[1382] Abgeschlossen wird der Ritus der Krankensalbung mit einem Gebet des Priesters, dem Vaterunser und dem Segen.[1383]

Im Ritual der Krankensalbung werden zwei Dimensionen des Sakraments zum Ausdruck gebracht: Einerseits ist die Krankensalbung ein intensives Gebet um Heilung der körperlichen und seelischen Krankheiten. Das Sakrament will aber auch dazu führen, eine Krankheit anzunehmen als Weg der Verwandlung und als Einübung in das Sterben. Das Ritual fördert die Bereitschaft, sich mit seiner Krankheit auszusöhnen und kann auch Kräfte des Glaubens aktivieren, die eine Heilung fördern können.[1384]

Sterbe- und Trauerrituale in der katholischen Kirche

Die Traditionen im Umgang mit Tod und Sterben gestalten sich je nach Volk und Kultur unterschiedlich. Es gibt aber bei allen Völkern der Welt Rituale und Zeremonien, die den Tod als Abschied markieren. Nirgendwo werden Tote ohne Rituale in die Erde gelegt. Totenbräuche sind zeit- und kulturgebunden und von der Weltanschauung, der Lebensweise und dem Menschenbild eines Volkes abhängig. Für Völker mit ausgeprägten Jenseitsvorstellungen zählen die Sterberituale zu den wichtigsten rites de passage.[1385] Diese Riten sollen bezeugen, dass der Tod nicht eine absolute Grenze, sondern der Übergang in ein neues Leben ist.

Bei den Sterbe- und Trauerritualen wird vielleicht am deutlichsten spürbar, welche heilende Bedeutung Riten in Krisensituation zukommt. Die Rituale, die sich rund um Tod und Sterben entwickelt haben, machen es möglich, sowohl der Trauer um den Verstorbenen als auch der Hoffnung auf ein Wiedersehen im Himmel Ausdruck zu geben.

Vor allem in ländlichen Gegenden haben sich zahlreiche Rituale und Bräuche rund um das Sterben gebildet und teilweise auch noch erhalten. Heute, wo das Sterben überwiegend ins Krankenhaus verlegt wurde und kaum noch jemand zuhause, in der gewohnten Umgebung stirbt, haben sich in vielen Fällen die Sterberituale auf das kirchliche Begräbnis reduziert.

Es war z. B. üblich, den Toten selber zu waschen und ihn anzukleiden. Heute übernehmen diese Aufgabe überwiegend die Angestellten des Bestattungsunternehmens. Auch die Aufbahrung erfolgte im Sterbehaus und nicht in einer Aufbahrungshalle. Die Verständigung der Verwandten und Freunde erfolgt durch eine Todesanzeige, die in Österreich „Parte“ genannt wird.[1386] Zur Totenwache kamen die Familie, die Freunde und Nachbarn des Verstorbenen im Sterbehaus zusammen. In vielen Gegenden war und ist es üblich, sich zweimal zum Rosenkranzgebet zu treffen. Heute findet die Totenwache meist nicht mehr zuhause, sondern in der Kirche statt. Wo der Verstorbene in ein tragfähiges soziales Netz eingebunden ist, erklären sich oft Freunde oder Vereinskameraden bereit, den Sarg in die Kirche und zum Friedhof zu tragen.

Nach dem kirchlichen Begräbnis ist es in vielen Orten üblich, zum Totenmahl, das in vielen Gebieten Österreichs „Zehrung“ genannt wird, zusammenzukommen. Der Ursprung dieses Begriffs liegt im mittelhochdeutschen „zern“ bzw. „zerunge“, was soviel heißt wie sich nähren, für Essen und Trinken aufwenden. Für die Zehrung haben bestimmte Speisen Tradition. Als Beispiele seien hier nur die Leichensemmeln oder das Rindfleisch mit Semmelkren genannt. Der Brauch des Totenmahls ist bereits aus vorchristlicher Zeit überliefert und soll das Begräbnis durch die Mahlgemeinschaft der Überlebenden abschließen.[1387]

Die Einstellung zu Sterben und Tod hat sich durch den medizinischen Fortschritt und durch die Veränderungen in der Gesellschaft stark verändert und viele Rituale verdrängt. Der Tod wird häufig verdrängt und findet fast nur noch im Krankenhaus statt. Diese Faktoren ziehen starke Veränderungen in der christlich-kirchlichen Begräbniskultur nach sich.

Das kirchliche Begräbnis[1388]

Eine besondere Bedeutung kommt der Totenmesse zu. In vielen ländlichen Gegenden besteht noch der Brauch, diese unmittelbar vor der Beisetzung zu feiern, wobei der Sarg mit dem Verstorbenen sich ebenfalls in der Kirche befindet. Es setzt sich aber auch immer mehr die Sitte durch, dass zuerst der Leichnam beigesetzt wird und sich die Trauergemeinde erst im Anschluss an die Bestattung zur Eucharistiefeier versammelt.

Das kirchliche Begräbnis ist wie kaum eine andere liturgische Feier von örtlichen Bräuchen geprägt. Daher kennt das Rituale auch keinen Einheitsritus, sondern schlägt verschiedene Varianten der Feier des kirchlichen Begräbnisses vor, die auch Gestaltungsmöglichkeiten offenlassen. Das kirchliche Begräbnis leitet in der Regel ein Priester oder Diakon. In besonderen Fällen können auch Laien damit beauftragt werden. Die pastoralen Einführungen zum kirchlichen Begräbnis legen in Artikel 33[1389] ausdrücklich fest, dass die kirchliche Liturgie des Begräbnisses kein Ansehen der Person kennt. Dies ist eine eindeutige Absage an das bis vor kurzen noch weit verbreitete Klassensystem bei Beerdigungen. Der Ritus legt Wert darauf, dass wertvolle Lokaltraditionen beibehalten werden.[1390]

Hier sollen vor allem die Riten am Grab beschrieben werden:[1391] Nachdem sich die Trauergemeinde um das Grab versammelt hat, leitet der Zelebrant die Beisetzung mit einem Gebet oder einem persönlichen Wort ein. Unmittelbar vor oder während der Einsenkung des Sarges wird ein kurzes Bibelwort gesprochen und beigefügt: „Wir übergeben den Leib der Erde. Christus, der von den Toten auferstanden ist, wird auch unseren Bruder/unsere Schwester zum Leben erwecken.“ Anschließend besprengt der Zelebrant den Sarg mit Weihwasser und wirft etwas Erde darauf. Er bezeichnet das Grab mit dem Kreuz und spricht dazu: „Das Kreuz als Zeichen der Hoffnung sei aufgesteckt über deinem Grab. Der Friede sei mit dir“ oder: „Im Kreuz unseres Herrn Jesus Christus ist Auferstehung und Heil. Der Friede sei mit dir.“ Die Begräbnisliturgie wird mit den Fürbitten, dem Vaterunser, einem Schlussgebet und dem abschließenden Segen beendet.

Liturgie bei der Feuerbestattung

Die Feuerbestattung kam vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf. Weil damals die Werbung für die Einäscherung oft mit antikirchlichen Argumenten verbunden wurde, erließ die Kirche für ihre Glieder ein Verbot der Feuerbestattung[1392] und lehnte auch jede liturgische Teilnahme bei der Beisetzung der Urne ab. Dieses Verbot wurde 1964 abgemildert und die kirchliche Einsegnung der Leiche und Beisetzung der Urne gestattet, wenn der Entschluss zur Einäscherung keinen kirchenfeindlichen Hintergrund hat. Nach geltendem Recht ist das kirchliche Begräbnis zu verweigern, wenn sie aus Gründen gewählt wurde, die dem christlichen Glauben widersprechen.[1393]

Das neue Begräbnisritual sieht vor, dass eine kirchliche Feier entweder bei der Einäscherung oder bei der Beisetzung der Urne stattfinden kann.

Rituale in der Familie

Das gemeinsame Leben in der Familie wird von verschiedensten Ritualen geprägt. Rituale wirken gemeinschaftsbildend und schaffen Klarheit im Umgang miteinander. Beispiele für solche Rituale sind die unterschiedlichsten Formen der Begrüßung und des Abschieds, Morgen- und Abendrituale mit Kindern, Rituale rund um die Mahlzeiten sowie die Feier von Geburtstagen und anderen Jubiläen. An den Lebenswenden Geburt, Heirat und Tod[1394] treffen familiäre und kirchliche Rituale zusammen und ergänzen sich.

Tischgebet

Das Tischgebet hat seine Wurzeln im Judentum. Das unmittelbare Vorbild ist Jesus, der nach dem Bericht der Evangelien[1395] vor und nach dem Essen gebetet hat. Texte und Riten des Tischgebetes werden auch bei verschiedenen antiken Autoren, so z. B. bei Johannes Chrysostomus belegt. Die ursprüngliche Intention des Tischgebetes war der Lobpreis Gottes für die Gaben; im Mittelalter trat dann verstärkt der Gedanke der Bitte um das tägliche Brot hinzu.

Neben der religiösen Reflexion des Essens und Trinkens kommt dem Ritual des Tischgebetes eine wichtige Funktion als Signal für Anfang und Ende des Essens zu. Beim Tischgebet geht es nicht allein um Frömmigkeit, es ist auch eine Frage der Kultur des Essens und des Miteinanders und bildet eine Brücke von der Liturgie der Kirche in den Alltag.[1396]

In vielen Familien ist auch üblich, das Brot vor dem Anschneiden mit dem Kreuz zu bezeichnen oder beim selbstgebackenen Brot ein Kreuz in den Brotteig zu ritzen. Dieses Ritual ist schon seit dem ersten nachchristlichen Jahrhundert bekannt.[1397] Durch solche Rituale wird deutlich, dass es nicht selbstverständlich ist, jeden Tag genug zu Essen zu haben und dass alle Gaben, die von Gott gegeben sind, im Zeichen des Kreuzes geheiligt sind.

Das Kirchenjahr in der Familie

Das Kirchenjahr mit seinen geprägten Zeiten bietet viele Möglichkeiten zu gemeinsamen Ritualen innerhalb der Familie. Ein Schwerpunkt liegt in den meisten Familien sicherlich in der Gestaltung der Adventzeit. Zu nennen ist hier das Ritual des Adventkalenders, an dem jeden Tag ein Fenster geöffnet wird, der Adventkranz, um den sich die Familie versammelt, der gemeinsame Besuch der Rorate-Messen[1398], die Barbarazweige oder das Fest des Heiligen Nikolaus. Auch der Heilige Abend und die Weihnachtszeit sind in jeder Familie von eigenen Ritualen geprägt. In vielen Familien wird jedes Jahr am Heiligen Abend das gleiche Essen zubereitet[1399], vor dem Christbaum gemeinsam gesungen und das Weihnachtsevangelium vorgelesen. Weit verbreitet ist auch das „Rauchen-Gehen“ und um das Fest Epiphanie der Besuch der Sternsinger. Um Silvester und Neujahr haben sich wenig kirchliche Rituale gebildet.

Die Fastenzeit wird üblicherweise mit weniger Ritualen begangen als der Advent. In manchen Familien gibt es das Ritual, dass alle Süßigkeiten gesammelt und erst zu Ostern verzehrt werden. Stärker ritualisiert ist die Karwoche. Weit verbreitet sind die Palmbuschen, die oft in der Familie nach überlieferten Bräuchen gebunden und im Gottesdienst am Palmsonntag gesegnet werden. Nach dem Gottesdienst gibt es das Ritual, dass das jüngste Familienmitglied dreimal mit dem gesegneten Palmbuschen um das Haus läuft. Anschließend wird der Palmbuschen im Haus, Stall oder auf dem Feld aufgesteckt und soll dem Haus und der Familie Segen bringen. Als weitere Rituale in der Karwoche können noch das gemeinsame Eierfärben und Zubereiten von Ostergebäck und der Besuch der Ministranten mit den Osterratschen genannt werden. Große volkstümliche Bedeutung hat die Segnung der Speisen zu Ostern. In vielen Familien ist es Brauch, im Anschluss an den Ostergottesdienst ein feierliches Frühstück mit den gesegneten Speisen zu halten.

Diese Rituale geben dem Jahr eine eigene Form und jeder Jahreszeit eine besondere Bedeutung. Durch die Ausübung und Feier dieser Rituale kann das Leben neuen Sinn und ein Gefühl von Würde und göttlichem Wert bekommen.

Literatur:

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[Wißmann 1998] Wißmann, Hans: Bestattung. Religionsgeschichtlich. In: Theologische Realenzyklopädie (TRE). Bd. 5, S. 730–733.

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[Zulehner 2000] Zulehner, Paul M.: Rituale und Sakramente, in: Zulehner, Paul M.; Auf der Maur, Hansjörg; Weismayer, Josef (Hg.): Zeichen des Lebens. Sakramente im Leben der Kirchen – Rituale im Leben der Menschen. Ostfildern 2000, S. 13–22.

[Zulehner 1976] Zulehner, Paul M.: Heirat – Geburt – Tod. Eine Pastoral zu den Lebenswenden. Wien 1976.



[1299] [Uhl 2000]. – Vgl. auch [Uhl 1999].

[1305] [Grün 1997], S. 23–31.

[1306] Vgl. [Grün 1997], S. 34–40.

[1307] Als Grundlagenliteratur ist hier [Genepp 1986] zu nennen.

[1308] [Uhl 2000], Heft 1, S. 4-8.

[1309] [Genepp 1986].

[1311] Vgl. [Paus 1993/2001]. – [Gnilka 1993/2001]. – [Vorgrimler 1993/2001]. – [Spangenberger-Riedel 1993/2001]. – [Emais 1993/2001] – Zum kirchlichen Sakramentenrecht vgl. [Listl/Schmitz 1999].

[1312] Vgl. Mk 1,1–9/Mt 3,1–17/Mt 28,19–20/Lk 3,21–22.

[1313] Vgl. Mt 26,20–29/Mk 14/12–25/Lk 22,7–20.

[1314] Vgl. z. B. Mt 3,2.

[1315] Vgl. Apg 13,3/1 Tim 4,14.

[1316] Vgl. Jak 5,14.

[1321] Die Feier der Eingliederung Erwachsener in die Kirche. Herausgegeben im Auftrag der Bischofskonferenzen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz und des Bischofs von Luxemburg, Freiburg im Breisgau 1975.

[1322] Vgl. [Bundschuh-Schramm 1998], S. 33–41. – Anzeiger für die Seelsorge. Zeitschrift für Pastoral und Gemeindepraxis 4/2003.

[1323] Um die Symbolkraft des Wassers als Zeichen des Lebens zu verstärken, wird empfohlen, den Taufbrunnen so einzurichten, dass das Wasser in das Becken ein- und abfließen kann. – Vgl. [Kindertaufe 1971], S. 21.

[1324] Vgl. [Biemer 1999], S. 119–135.

[1325] Chrisam ist eine Mischung aus Pflanzenöl und Duftstoffen, die vom Bischof in der so genannten Missa chrismatis, die kurz vor Ostern gefeiert wird, geweiht wird. Die Salbung mit Chrisam ist ein Element bei der Taufe, der Firmung, der Priester- und Bischofsweihe sowie bei der Kirch- und Altarweihe. – [Maier 1993/2001].

[1326] Vgl. 1 Petr 2,9: „Ihr seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk, das sein besonderes Eigentum wurde, damit ihr die großen Taten dessen verkündet, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat.“

[1328] Vgl. Gal 3,27: „Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen.“

[1330] Joh 8,12.

[1331] Vgl. [BergerR 1999], S. 503.

[1334] Mk 7,31–37.

[1336] Bestätigt wird dies durch frühe Berichte der Kirchenväter. Von Tertullian und Hippolyt von Rom gibt es Berichte über die Initiation. Beide kennen nach der Taufe eine bischöfliche Handauflegung zur Vermittlung des Heiligen Geistes und die Bezeichnung der Stirn. Hippolyt spricht zusätzlich noch von der Salbung des Hauptes. – [BergerR 1999], S. 145. – [Adam 1998], S. 127ff.

[1337] Lumen Gentium 11.

[1338] Die Art und Weise der Vorstellung richtet sich nach den örtlichen Verhältnissen und der Zahl der Firmbewerber. Bei einer kleinen Anzahl von Firmlingen empfiehlt sich die einzelne und namentliche Vorstellung. Bei einer größeren Anzahl wird man auf die namentliche Nennung der Firmlinge verzichten müssen und die Firmkandidaten dem Bischof in allgemeiner Form vorstellen. – Vgl. [Firmung 1971], S. 30.

[1339] Vgl. [BergerR 1999], S. 147. – [Grün 1997], S. 131–132.

[1340] Zusätzlich zum Friedensgruß gab es im früheren Ritus den Backenstreich. Dieses Ritual wurde sehr unterschiedlich gedeutet. Manche meinten, der Backenstreich habe die Aufgabe, dem Firmling die empfangene Firmung besser einzuprägen, also eine Art „Denkzettel“ zu sein. Andere Deutungen vergleichen den Backenstreich mit dem Ritterschlag oder sehen in ihm ein Zeichen dafür, dass der Gefirmte bereit sein muss, für Christus zu leiden. Weil keine dieser Deutungen wirklich befriedigte, wurde der Backenstreich im neuen Firmungsritus von 1971 ersatzlos gestrichen. – [BergerR 1999], S. 46.

[1341] Dieser Begriff bezeichnet den aus Wortgottesdienst und Eucharistiefeier bestehenden Gottesdienst der Gemeinde. – Vgl. [BergerR 1999], S. 341f.

[1342] Mk 14, 22–25/Mt 26,26–29/Lk 22,15–20/1 Kor 11,23–25.

[1343] Verkündigung von der Stiftung der Eucharistie beim Letzten Abendmahl. – [BergerR 1999], S. 114.

[1344] [Adam 1998], S. 132.

[1345] Früher brachten die Gläubigen mit den eucharistischen Gaben auch ihre Gaben für den Unterhalt des Klerus und der Kirche und für die Unterstützung der Armen dar. Es wurden nicht nur Brot und Wein, sondern auch andere Naturalien und später auch Geld und Wertgegenstände gespendet. Heute erinnert an diesen Brauch des „Opfergangs“ die Kollekte. – [Adam 1998], S. 145.

[1346] [Adam 1998], S. 147f.

[1347] Ausführliche Informationen zum Hochgebet vgl. [Adam 1998], S. 148ff. – [BergerR 1999], S. 201ff.

[1348] Der Empfang des eucharistischen Brotes auf die kreuzweise übereinander gelegten Hände war bis zum 8./9. Jahrhundert allgemein üblich. Gründe für den Übergang zur Mundkommunion waren vor allem die Sorge um herabfallende Hostienpartikel und die Angst vor einem abergläubischen Missbrauch der Hostie. – [Meyer 1993/2001].

[1349] [Adam 1998], S. 156.

[1351] Sessio 24, De reformatione matrimonii, caput 1: Wer die Ehe anders als in Gegenwart des Pfarrers oder zweier oder dreier Zeugen eingeht, handelt nichtig. – [Smets 1854], S. 140.

[1352] c. 1108 § 1: „Nur jene Ehen sind gültig, die geschlossen werden unter Assistenz des Ortsordinarius oder des Ortspfarrers oder eines von einem der beiden delegierten Priesters oder Diakons sowie vor zwei Zeugen, ...“

[1354] Pastorale Einführung zum Trauungsritus, Nr. 11.

[1355] Pastorale Einführung zum Trauungsritus, Nr. 14.

[1356] Zum Ehesegen vgl. [Kleinheyer 1984], S. 108ff.

[1357] Pastorale Einführung zum Trauungsritus, Nr. 22.

[1358] Pius XII. in der Apostolischen Konstitution „Sacramentum ordinis“ vom 30. November 1947.

[1359] [Adam 1998], S. 195.

[1360] [Adam 1998], S. 199.

[1361] Dieser Ritus hat seinen Ursprung in der altgermanischen Sitte, dass bei einer Lehensübertragung der Vasall seine gefalteten Hände in die des Königs legte und diesem Ergebenheit und Gefolgschaftstreue gelobte.

[1362] Mit Prostration wird in der lateinischen Kirche eine Haltung demütiger Bitte bezeichnet. Der Weihekandidat liegt dazu ausgestreckt auf dem Boden. Die Prostration kommt vom orientalischen Herrscherkult und war dort ein Symbol totaler Unterwerfung. Im Christentum kann die Prostration als Ausdruck völliger Unterwerfung allein Gott gelten. – [Kunzler 1993/2001].

[1363] Vgl. [Grün 1997], S. 134.

[1364] Als Belegstellen sind hier Phil 1,1 und 1 Tim 3,8 zu nennen. Als Vorläufer können jene sieben Männer betrachtet werden, die von der Urgemeinde in Jerusalem ausgewählt und von den Aposteln unter Gebet und Handauflegung zu Helfern bestellt wurden. – [Adam 1998], S. 201.

[1365] Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen Gentium, Art. 29.

[1367] [Adam 1998], S. 202.

[1368] Vgl. [Grün 1997], S. 133f.

[1370] Vgl. 1 Kor 5, 1–13.

[1371] Diese konnte mehrere Jahre dauern, in schweren Fällen sogar bis zum Sterbebett.

[1373] Vgl. [Grün 1997], S. 123f.

[1374] Vgl. Mk 6,13/Mk 16,18.

[1375] Jak 5,14.

[1379] [Adam 1998], S. 185f.

[1382] In Notfällen genügt eine einzige Salbung bzw. ist die Salbung an einer anderen Stelle des Körpers möglich (z. B. bei Verbänden).

[1383] [Adam 1998], S. 188.

[1386] In der Heimatgemeinde der Autorin (Pfarre Rohrbach in Oberösterreich) ist es noch Brauch, dass der Mesner den Namen und Wohnort eines Verstorbenen vom Kirchturm aus in alle vier Himmelsrichtungen verkündet.

[1387] Vgl. [HuberH 1981], S. 137f.

[1388] Vgl. [Begräbnisfeier 1972]. – [Adam 1998], S. 232f.

[1390] [Begräbnisfeier 1972], S. 19. – Als Beispiele werden das Läuten der Sterbeglocke, das Beten des Glaubensbekenntnisses am Grab und der abschließende Mariengruß genannt.

[1392] Vgl. c. 1203 § 1 CIC 1917.

[1393] C. 1184 § 1 n. 2 CIC 1983. – [Güthoff 1993/2001] – Vgl. auch [Sekretariat der deutschen Bischofskonferenz 1994].

[1395] Mt 14,19/Lk 24,30.

[1397] Vgl. [Grün 1997], S. 72f.

[1398] So werden die Messen, die zu Ehren der Gottesmutter im Advent gefeiert werden, bezeichnet. Der Name kommt vom lateinischen Anfangswort des Eröffnungsverses „Tauet, ihr Himmel von oben.“ – [BergerR 1999], S. 452.

[1399] Zu nennen sind hier z.B. die Würstelsuppe, der Karpfen oder Bratwürstel.

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