Die leidenschaftliche Heimatsuche der alpinen Welt ist in Wahrheit ein unlösbarer Widerspruch: auf der einen Seite entgrenzte die Moderne die mehr oder minder kontinuierlichen bäuerlichen und urbanen Lebenswelten.[3347] Alle Prozesse des säkularen Wandels hatten ihren Anteil an der Schwächung der inneren sozialen und kulturellen Bindungen ehedem „geschlossener“ Lebenswelten, ob es sich um die Eingliederung in größere Wirtschaftsverflechtungen, um räumliche Mobilität, neue Formen der sozialen Vergesellschaftung oder kulturelle Anleihen handelte. Dieser Wandlungsprozess war unausweichlich und unumkehrbar, niemand konnte sich ihm entziehen, keine soziale Gruppe blieb ausgespart. Dennoch widersetzte sich auf der anderen Seite diesem so mächtigen Wandlungsimpuls die mentale Reserve der Heimatbindung, als Suche nach einer räumlich-sozial abgegrenzten, überschaubaren Primärwelt, wo die Menschen Sicherheit in vertrauter Umgebung finden, ihre authentische Identität entfalten. Heimat wurde zum Anliegen ganzer Generationen und Epochen; Kunst und Wissenschaft, Politik und Wirtschaft wurden ihr verpflichtet, alle Medien waren damit beschäftigt, Heimat zu definieren, das kulturell Eigene gegen das Andere und Fremde abzugrenzen und diese Grenzziehung zu popularisieren. Ein ähnlicher Definitionsprozess vollzog sich auf der höheren nationalen Organisationsebene.
So gesehen war das in Technik, Sozialleben und Wirtschaftsentwicklung so mobile 19. Jahrhundert auch auf dem Sektor kultureller Gruppenbildung ungemein produktiv. Doch im Gegensatz zu Wirtschaft und Staat beanspruchte die kulturelle Gemeinschaftsbildung trotz aller Innovation doch die Dignität der Tradition, die Fiktion von Gewachsenem. Heimat wurde im Selbstverständnis des Jahrhunderts nicht erfunden, sondern entdeckt – Nation nicht geschaffen, sondern revitalisiert. Diese Aura des Tradierten, diese Illusion von Erbschaft bewirkten vor allem die kulturellen Botschaften und Zeichensetzungen. Heimatbildung – um nur von ihr zu reden – war ein ungemein schöpferischer kultureller Gestaltungsprozess. Aus Bruchstücken von Überlieferung, aus Versatzstücken der Tradition formte sie einen neuen, stimmigen Kulturkontext, in Aussage und Form plausibel für die Zeit und die Rezipienten.
Viele kulturelle Elemente dienten zur Konstruktion des Eigenen. Es gab alle denkbaren Rückprojektionen und Fantasien über Zusammengehörigkeit und gemeinsame Bestimmung. Die ganze geschichtliche Erinnerung wurde zur Gestaltung des Eigenen durchforstet. Das 19. Jahrhundert war nicht eben zimperlich in der Rezeption und Adaption zum Zweck der „Gemeinschaftsbildung“. Da liefen viele Erinnerungs-, Wahrnehmungs- und Gestaltungsstränge nebeneinander und ineinander, ehe sie sich zu stimmigen Texten verdichteten. In Romantik und Historismus herrschte ein frischer Eklektizismus – man nahm, was im Augenblick zur Definition der eigenen Position im Geschichtsablauf und im Sozialgefüge nützlich schien. Das bürgerliche Publikum hatte eine dreifache Reise angetreten: in die geografische Dimension von Heimat und Ferne, in die zeitliche Dimension von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und in die psychische Tiefe von Individuum und Kollektiv, und diese Horizonterweiterung wurde zur kulturellen Ausgestaltung von abgesonderten Erlebniswelten genützt. Schon im frühen 19. Jahrhundert experimentierten bürgerliche Zirkel mit den künstlichen Szenen der Tischrunden, Jugendbünde und Geheimgesellschaften. Das seiner staatlichen Unabhängigkeit beraubte und seiner Residenzfunktion entblößte Salzburg verzeichnete nur wenige solche kulturell-politischen Kleinwelten. In den Bereich des Politischen reichte die „Kassuppengesellschaft“ mit ihrer leidenschaftlichen Betonung gesamtdeutscher Zusammengehörigkeit. Diese nicht genau datierte, um 1820 bestehende Gesellschaft traf sich in geschlossenem Kreis mit Gitarre und Bierkrug. Eine volkstümliche Note ist in Haltung und Kleidung nicht erkennbar.[3348] Ausgestattet mit speziellen Stöcken, sogenannten „Ziegenhainern“, kultivierten sodann einige Studenten des Lyceums ihre systemkritische Haltung und gesamtdeutschen Illusionen.
Schon im Vormärz machte sich der Wunsch nach kultureller Abgrenzung des selbst gestalteten intimen Kleinraumes bemerkbar. Für die kurze Zeit des Beisammenseins galten besondere Gruß- und Umgangsformen und im Metternichschen Polizeistaat vor allem Rituale der Geheimhaltung. Stark ausgeprägt war der Wunsch zum Besonderen, zum Exotischen jenseits des Alltags. Normgebend für diese bürgerliche Fernsehnsucht war die Haupt- und Residenzstadt Wien, und von hier strahlte die Bewegung bis nach Linz aus; dort gab es in der zeitlichen Abfolge einen „Literarischen Verein“, eine „Frühaufsteher-Gesellschaft“ und einen „Eos-Kreis“.[3349] Man kennt die literarisch und musikgeschichtlich bedeutenden Vorbilder von Franz Grillparzers „Ludlamiten“ und Franz Schuberts Lichtenthaler respektive Atzenbrugger Freundes- und Freundinnenrunde.[3350] In Salzburg ist eine solche Gruppierung mit exotischem oder gar geheimbündischem Flair bisher nicht bekannt geworden. Erst die Sing-Akademie „Flögelwarte“, benannt nach ihrem Begründer, dem Arzt Karl Flögel, bildete seit 1848 eine Salzburger Spätform einer solchen kunstbeflissenen Runde.[3351] Spezielle kulturelle Orte formierte das Biedermeier sodann in Sonderzeiten, etwa die Weihnachtsfeier um den jetzt eingebürgerten Christbaum, die Namens- und Geburtstage sowie die Hochzeitsfeiern.[3352] Umgrenzt waren die bürgerlichen Kulträume durch Familie sowie Alterskohorten von Jugendfreundschaften und Geschmacksrichtungen. Der Gestaltungswille hatte sich ins Intime und Halbprivate zurückgezogen, die Öffentlichkeit war ihm untersagt. Nur die Naturbegeisterung durfte sich ins Freie und sogar bis hinein in die blauen Berge wagen. In dieser Aneignung durch Postkutsche und auf der Fußreise gelangte das Alpine in den bürgerlichen Gesichtskreis und Stimmungsvorrat.
Schon die Barockzeit rezipierte die antike Bukolik als literarische Gattung. Der Mythos von der erhabenen Bergwelt ist den Glaubensvorstellungen britischer Reisender auf der Grande Tour nach Italien entlehnt, Nützlichkeit und Schönheit hat die Aufklärung im Alpenbild vereint, der glückliche Wilde in seiner naturhaften Demokratie entstammt der Gesellschaftsphilosophie Jean-Jacques Rousseaus.[3353] Der aufgeklärte Visualisierungsschub näherte sich endlich dem Volk selbst und bewunderte seine wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, einer feindlichen Alpenwelt seine Lebenswelt abzutrotzen und seine kulturelle Ausdrucksform in Tracht, Brauch und Sinnkonvention. Ein glücklicher Zufall hat uns das zeitgenössische Salzburger Kaleidoskop von Volkstypen in ihrer speziellen Kleidung überliefert, und so wissen wir ziemlich gut Bescheid über Alltags- und Festtagskleider des 18. Jahrhunderts, oft sogar schon in mehreren Zeitschnitten nach abgekommenen und zeitgenössischen Brauchformen. So entdeckte bereits die sammelfreudige Aufklärung die bunte Vielfalt der ständisch, generationsmäßig und regional differenzierten Kleidung sowie der Volkssitten.[3354]
Die Romantik verlieh sodann den Überlieferungen von Tracht, Liedgut, Brauch, Sitte und Bauweise die Aura des Gewachsenen und Autochthonen. Zaghaft begann das Bemühen, das Land in seinen Volksüberlieferungen zu präsentieren. So wurden 1837 dem in Wildbad Gastein kurenden Erzherzog Ferdinand Karl mitten im Hochsommer die Pinzgauer Perchten vorgeführt.[3355] Vor allem die bildende Kunst definierte das alpine Eigene. Salzburg als Motiv und Künstlerkolonie hat trotz seiner enormen Bedeutung für die romantische Malerei zur alpinen Bildgestaltung keinen wichtigen Beitrag geleistet. Salzburg war vor allem die „schöne Stadt“ als Sinnbild mittelalterlicher sozialer Harmonie und des gelebten katholischen Glaubens.[3356] In dieser formvollendeten urbanen Romantik hatte das Alpine in Wahrheit keine zentrale programmatische Aussagekraft. „Salzburgs Umgebungen“ waren ein von Menschenhand geformter Garten, keine Naturlandschaft. In einfache wallende Gewänder ist die Heilige Familie bei Ferdinand Olivier 1823 gekleidet. Nur am „Wiesenplan bei Aigen“ und vor der „Bergveste Salzburg“ präsentieren sich Bauern und ein Jäger in regionaler ländlicher Kleidung.[3357] Eine bürgerliche urbane Familie bildet die Staffage für Wilhelm Friedrich Schlotterbecks Salzburg-Ansicht von 1805. Das Alpenländische wurde lediglich als zusätzliche Zuschreibung zum Urbanen akzeptiert. Die 1848 beim Salzburger G. Baldi als Stahlstich Johann Fischbachs herausgebrachte Silhouette „Salzburg von Mülln“ zeigt aus dieser halb ländlichen Perspektive drei Frauen, eine junge Bürgerin in Linzer Goldhaube[3358] – sie war eben mit der Angliederung an das Kronland „Oberösterreich und Salzburg“ wieder in Mode gekommen –, eine ältere Frau in Witwentracht und eine Wäscherin mit Schaff auf dem Haupt, dazu einen Hüterbuben mit Geißen und Schafen.[3359] Typen mit breitkrempigen Hüten bevölkern die Steingasse im „Blick auf die Stadt Salzburg mit Festung Hohensalzburg“ 1829 bei Thomas Ender. Vertreter der vier Stände – ein Bürger, Bauer und Bischof samt Klerus, abseits ein Bettler – sind mehr oder weniger andächtig bei Ludwig Petzolt im eben restaurierten Salzburg Dom 1859 vereint.[3360]
Die künstlerische alpine Deutung Salzburgs wurde erst mit Johann Fischbach, Sebastian Stief und Josef Mayburger zum Programm.[3361] Fischbach hat in vielen Detailstudien sein Interesse an der lokalen Kleidung bekundet und großformatige Bilder mit alpenländischen Szenen gestaltet. Die 1852 errichtete Aigener Villa des Malers war im „Schweizerstil“ gehalten – so prägend war noch diese frühe Stilisierung. Stief entwickelte eine nazarenische Variante der Historienmalerei mit Salzburger Motiven. Verkaufsausstellungen brachten die alpinen Bilder ins Publikum.[3362] Das war nun die ins bürgerliche Wohnzimmer gehängte, je nachdem erhabene, pittoreske oder gar schaurige Bilderwelt.[3363] Sonst war das Alpine oft nicht ausgeprägt regionsspezifisch, sondern eher typisch für einzelne Malerschulen- und Kunststile. Am ehesten wurde noch der Pinzgau als Nachbarvariante des Tirolischen von der viele Jahre in Krimml gastierenden Münchner Malerschule akzeptiert. Selbst in der Traumwelt Franz Kafkas begegnet uns ein „Pinzgauer“. Kafka kannte das Land nicht, wer weiß, wie er den Salzburger Volkstyp ins böhmische Dorf verirrte.[3364] Eine eigenwillige historistische Frühform entwickelte schließlich Johann Rüssemeyer, der Ziehvater und erste Lehrer Hans Makarts. Ihm wurde das Alpine zum Zierrat mit Alpenrosen.
So blickte das Alpine schon zur Jahrhundertmitte 1850 auf eine lange Bildgestaltung zurück. Es verfügte über eine ungemein suggestive Aussagekraft, es evozierte Vertrautheit und Exotik in einem. Alpin war das Fremde vor den Toren der urbanen Heimat. Zugleich eignete sich das Alpine als politische Aussage im Sinne der Hinwendung zum Volk, als Gegensatz zu Hof und aristokratischer Kultur. Diese Zuschreibung dachte Rousseau zu Ende, indem er das Natürliche-Alpenländische gesellschaftspolitisch konnotierte. Wilhelm Tell und der Schweizer Ursprungsmythos vollzogen erstmals diese Symbiose – daraus resultierte die hohe Deutungskraft der Schweizer Motive im ganzen 19. und 20. Jahrhundert. Der Andreas Hofer-Mythos und der Tiroler Freiheitskampf – mit seinen Vorarlberger und Salzburger Ausläufern – wiederholten sie im Ostalpenraum. „Alpenbund“ hieß die von Joseph Freiherr von Hormayr unter Mitwisserschaft Erzherzog Johanns 1809 zur Vorbereitung des Tirolischen Volksaufstandes gegen die verhasste bayerische Fremdherrschaft und gegen Napoleon gebildete Geheimgesellschaft – Hilfe erhoffte man sich zugleich von den „illyrischen“ slawischen Ostalpen.[3365] Der aus Tirol exilierte Erzherzog Johann gab mit einem ambitionierten wirtschaftlich-kulturellem Aufbauwerk dem Alpinen eine steirisch-krainische Variante. Die nächste Bedeutungszuschreibung ergänzte das Antihöfische durch das Nationale. Die Wahl des habsburgischen Erzherzog Johann zum Deutschen Reichsverweser bildete 1848 eine ideelle Brücke zwischen beiden Orientierungen. Der „steirische Prinz“ und habsburgische Verweigerer hatte durch seine Heirat mit einer Landbürgerlichen, der Tochter eines Postwirts, den Weg zum Volk gefunden, und das prädestinierte ihn für diese Vermittlerrolle. Auf den Bergen wohnt die Freiheit und sie kleidet sich in alpine Tracht – die „Kleidung eines steyrischen Landmannes“ trug Erzherzog Johann auch bei seinen alljährlichen Bad Gasteiner Kuraufenthalten.[3366] Seinem Sohn weist der Erzherzog über die Bergspitzen hinaus den Weg in die Welt.
Das Revolutionsbiennium 1848/49 bediente sich in seiner Zeichensprache jedoch nur vereinzelt alpiner Elemente, weil sie wegen ihrer regionalen Zuschreibung das gesamtdeutsche politische Programm nicht ausreichend repräsentierten. Salzburgs Nationalgarde defilierte martialisch uniformiert in voralpiner Umgebung – unter Verzicht auf die Berge.[3367] Ein Mönchsbergfest der „Salzburger Liedertafel“ war ausschließlich von bürgerlichem Publikum in Krinoline und Gehrock bevölkert.[3368] Die „Bundeslade“ der Salzburger Liedertafel von 1848 zur Verwahrung von Statuten, Ausschussprotokollen, Gästebüchern und Noten zeigt alle denkbaren landespatriotischen, kaisertreuen Embleme in eigentümlicher Mischung mit dem revolutionären Rutenbündel, doch es fehlt jede alpine Konnotation.[3369] Das 1852 neu adaptierte Vereinslokal der Salzburger Liedertafel schwelgte in „spätgotischen Ornamenten“ auf grünem Feld samt Sängersprüchen, Statuetten und Wappen.[3370] Im ganzen umfangreichen Vereinsschatz der Liedertafel mit Trinkhörnern, Pokalen und Trinkschuh ist nichts Alpines zu finden.
Einen zaghaften Rekurs auf alpenländische Motive wagte die von der Salzburger Landwirtschaftsgesellschaft 1851 anlässlich der XIV. Versammlung deutscher Land- und Forstwirte herausgebrachte Festschrift. Da begrüßen immerhin eine Sennerin und ein Jäger die deutschen Gäste.[3371] Das am 5. September 1862 in Salzburg abgehaltene „Siebte deutsche Künstlerfest“ präsentierte sich erneut mit regional unspezifischen Typen aus der deutschen Vergangenheit. Endlich entfaltete das gleichzeitig abgehaltene „Volksfest in Salzburg“ ein ganzes Panorama alpiner ländlicher Typen. Da werden mit schweren Fuhrwerken ländliche Szenen auf den Mönchsberg gefahren: eine Almhütte mit Butter rührender Sennerin und tanzenden Paaren, eine rauchende Schmiede, dreschende Bauernknechte, ein ausgehöhlter Schober, drinnen heuende Bauern.[3372] Der Stiltrend war vorgezeichnet, jetzt konnten alpine Motive an Aussagekraft gewinnen. Schon die Mitgliedsurkunden des Salzburger Turnvereines von 1865 zeigen im Hintergrund den „sagenhaften“ Untersberg. Gleichzeitig erforschte die „Landes- und Volkskunde“ die Salzburger Sagenwelt und das historische Volksliedgut. Hauptsächlich an sprachlichen Denkmälern war diese frühe „Volkskunde“ interessiert, weniger an materieller Hinterlassenschaft. So leistete auch die regionale liberale Kulturforschung ihren Beitrag zur Konstruktion einer deutschen Kulturnation aus vermeintlich unverfälschten Quellen. Diese fruchtbare ethnografische Phase harrt übrigens noch der wissenschaftlichen Aufarbeitung.
Das Populare war aber nicht eindeutig politisch konnotiert. Das Revolutionsjahr ermöglichte neben der liberal-deutschen Deutung eine zweite Verbindungslinie zwischen dem kaisertreuen ländlichen Volk und der Brauchtumspflege, und so übernahm der habsburgische Hof endlich die alpine Begeisterung der bayerischen Wittelsbacher – dort hatten die alpinen Kulte eine lange bis 1804 zurückreichende Geschichte.[3373] Die Könige Ludwig I. und Maximilan II. gefielen sich in solchen volksnahen Gesten, um „die revolutionäre Gefahr durch ein Bündnis mit dem Volk zu unterlaufen“.[3374] In diesem Ambiente wurde das Münchner Oktoberfest zur inoffiziellen Staatsfeier. Diesen Gestus übernahmen nun nach 1848 die Habsburger. In alpiner Kleidung präsentierten zahlreiche Bilder den jungen Kaiser Franz Joseph und seine Wittelsbacher-Braut Elisabeth. Die kaiserliche Villegiatura verortete jetzt die habsburgische Alpenbegeisterung in Bad Ischl. Die höfische und aristokratische Trachtenpflege wurde nicht zuletzt über die Jagdleidenschaft hergestellt. Jedes Schulkind kannte von zahllosen Fotos seinen Kaiser als obersten Jagdherrn in kniefreier Lederhose und Lodenjanker. Der jagdbegeisterte Erzherzog Franz Ferdinand hingegen war sich seiner alpinen Selbstverortung nicht ganz sicher. Das barocke Jagdschlössl im Salzburger Blühnbachtal verwandelte er in ein eklektisches Museum, die Jagdhütten protzten gar durch bunte karpatische Formen als Anleihe bei fernen Jagdrevieren. Der sonst für historische Bauten und überlieferte Ensembles engagierte Erzherzog Franz Ferdinand engagierte sich nicht für Brauchformen und Tracht – er war weder volksnah noch beliebt und stand in ständigem Konflikt mit den Alpenvereinen wegen der Aussperrung der Touristen aus dem Blühnbachtal.[3375]
In liberaler Zeit leistete die Musikpflege den wichtigsten Beitrag zur alpinen Stilgesinnung. Sie wurde zur dominanten kulturellen Vermittlungsform anstelle der bildenden Kunst. Ihren Stellenwert erlangte die Musikpflege wegen ihrer partizipatorischen Möglichkeiten im Vereinswesen. Zählte im Biedermeier die Kunsterziehung zu den häuslichen Bildungsidealen für junge Mädchen, so wurde nun im Liberalismus die gemeinschaftliche Musikpflege zum männlichen Bekenntnis im öffentlichen Raum. Die Organisationsform des bürgerlichen Zeitalters war der Verein; er assoziierte die Interessenten zum freiwilligen, gleichberechtigten und kontinuierlichen Wirken für praktische und ideale Anliegen.[3376] Genossenschaftliches Zusammenwirken in geselliger Atmosphäre verwirklichte die zeitgemäßen sozialen und kulturellen Zwecke, doch nicht in ernster und verbissener Strenge, sondern in angenehmen Formen, in schön ausgestattetem Ambiente, durch gepflegte Sitten. Kein idealer Vereinszweck, welcher nicht zugleich die geselligen Beziehungen seiner Mitglieder untereinander förderte, aber auch keine Geselligkeit ohne begleitenden nützlichen Zweck.
Frohsinn und Geselligkeit galten als Voraussetzung von nutzbringendem Engagement. „Der finstere Geist mußte einer heiteren Geselligkeit weichen, die lähmende, alle Erfolge vernichtende Gleichgültigkeit verschwand, und [...] jeder begrüßte den Geist des Gemeinsinns“, der nun die Sänger beflügelte, so resümierte ein Gründungsmitglied der Salzburger Liedertafel die Zeitstimmung am Vorabend der Revolution in einem Vortrag vom 29. Dezember 1847.[3377] „Begeisterung – Freies Wort – Einklang – Frohsinn“ lauten die auf der Bundeslade der Salzburger Liedertafel angebrachten Mottos. Sogar das individuelle Glück stand zwangsfrei im Einklang mit den gesellschaftlichen Bindungen, das garantierten die Regeln von Freiwilligkeit und Demokratie. In der vereinsmäßig organisierten Kunstausübung verflossen zuletzt die Kategorien intim und öffentlich; dem Liebeslied folgte das öffentliche politische Bekenntnis. So dienten die freigesetzten Kräfte in letzter Folge dem politischen Engagement. Im Bekenntnis zur Nation fand die Musikpflege ihren höchsten Ausdruck. „Lied und Wort eint Süd und Nord“, programmierten die Sängerbundtreffen der 1860er-Jahre. Das Volkslied schöpfte angeblich aus dem primären Kulturreservoir des Volkes, und so konnte jede Region ihren Beitrag zum Liedgut beisteuern. Auf diese Weise gelang der Musikpflege die Verbindung von alpin und national, so wurden die „deutschen Alpen“ in den Gefühlshaushalt der Nation integriert. Heimat und Nation lagen auf gleicher Ebene. Dem deutschen nationalen Ausdrucksensemble ergänzten die Alpen die Themen Frieden, Naturaneignung und Bergfreiheit. Das Alpine verfügte über eine breite Ausdruckspalette, und es deckte zugleich das Intime und Kleine wie das Große und Heroische. Die Zuschreibung alpin konnte sich in weiterer Folge sogar global für hochgebirgig durchsetzen.
Das alpenländische Repertoire der Liedertafeln und Gesangsvereine erfasste das ganze Spektrum an Kunst- und Volksliedern. Die volkstümlichen Kunstgattungen des „Kärntner“ und des „Tiroler Liedes“ hielten einige Zeit eine Art Monopol unter den alpinen Gesangsstilen. „Kärntner Lieder“ finden sich schon 1875 im Repertoire der „Halleiner Liedertafel“.[3378] Noch 1907 erfreute das „Alpinia-Quartett“ der „Tiroler Nationalliedersängerinnen“ ein Salzburger Publikum. Anton Bruckner hat dieses zeitgenössische Liedgut durch passende Kreationen erweitert. Man hat in seinem Werk geradezu einen Liedertafelstil erkannt, mit den Untergruppen Vaterlandslieder, Naturlieder, Liebeslieder und Trinklieder.[3379] Der Komponist hatte übrigens enge Beziehungen zu Salzburg. Für das „I. Oberösterreichisch-salzburgische Sängerfest“ im Juni 1865 in Linz komponierte Bruckner 1863 den Chor „Germanenzug“ nach einem Text von August Silberstein. Diesem Repertoire blieb dann der zweite Stadt-Salzburger Musikverein, die 1889 gegründete „Harmonie“, so ziemlich treu.[3380] Die „Harmonie“ war sozial im unteren Mittelstand angesiedelt, vorwiegend junge Männer zählten zu den Vereinsinitiatoren, unter ihnen auffallend viele Lehrer – zwanzig Jahre gehobene Lehrerausbildung trugen ihre Früchte. Der Verein erfreute mit dem jährlichen Stiftungsfest und öffentlichen Konzerten das am klassischen Geschmack und nationalem Pathos geschulte Publikum. Die Unterhaltungsabende und Familienfeiern erlaubten zusätzlich Opernarien und Operetteneinlagen, darunter auch die beliebten Italiener und Franzosen. Auf den Festveranstaltungen der Alpenvereine präsentierte die „Harmonie“ jedoch vorrangig die Palette an Volksliedern. Politisch hielt die „Harmonie“ eine gewagte Balance zwischen allen Fraktionen, sie bediente alle „deutschen“ Strömungen und sie erhielt dennoch wegen ihrer Kunstfertigkeit Lob und Anerkennung des katholischen Lagers. Die reinen Volksliedervereine folgten erst zur Jahrhundertwende.
Einen neuen Schritt der Aneignung des Alpinen bewältigten die Alpenvereine. Freilich beschränkte sich das Industriezeitalter nicht mehr mit Wissen und Betrachtung. Die Alpenvereine vermittelten nicht bloß Bilder und Vorstellungswelten, sondern sie brachten das bürgerliche Publikum selbst in die Berge. Der Bildvermittlung folgte die Begegnung. Das war nun eine ganz neue Diskursform des Alpinen, eine förmliche Ausgestaltung von Lebenswelt, eine Interpretation durch Aneignung. Die Briten begannen mit der alpinen Vereinsbildung. Es folgte 1862 der „Österreichische Alpenverein“, der sich allerdings mehr oder weniger auf eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Alpen konzentrierte. Die Ernte seiner zehnjährigen Arbeit waren dickleibige Jahresberichte mit gelehrten Erörterungen aus den aktuellen Bereichen von Geologie, Botanik, Wirtschaft und Klima. Eine praktische Ausrichtung hingegen verfolgte der 1870 gegründete „Deutsche Alpenverein“. Jetzt ging es darum, die Alpen für ein breiteres Publikum zu beschreiben und zu erschließen. Prag, München und Salzburg bildeten frühe Brennpunkte seiner Tätigkeit. Der Prager Stüdl hat sich um den Großglockner ungemein verdient gemacht – seinen Namen trägt bis heute ein Gebirgsgrat.
1874 fusionierten die beiden Vereine zum „Deutschen und Österreichischen Alpenverein“, und jetzt begann ein eifriges Penetrationswerk mit Straßen, Wegen, Markierungen, Hütten und begleitenden Kartenwerken. Kein schöner Berg sollte unbestiegen, kein lohnendes Ziel ungenützt bleiben. Bis in die innersten Täler und bis auf höchste Höhen reichte nun die zivilisatorische Durchdringung der Alpenwelt. Die Finanzmittel dieses Eroberungszuges sammelte der Alpenverein durch ein engmaschiges Sektionsnetz über ganz Österreich und Deutschland. Das Geld wurde auf die Gebirgssektionen aufgeteilt, denn sie hatten die Hauptlast der Erschließung zu tragen. Viele Hütten führen bis heute den Namen der einstigen Financiers und Eigentümer. So erzog der Alpenverein, seinem Selbstverständnis gemäß ein „Bildungsverein“, das breite Publikum zu opferwilligen Spendern und zu geübten Bergsteigern. Den Berg zu bezwingen, das war die Logik des Vereins – das Praktische stand im Vordergrund, und was an Emotionen noch verfügbar war, das wurde jetzt auf dem nationalen Konto verbucht: denn die Eroberung der Alpen galt als „gesamtdeutsche“ Aufgabe. Das Alpine war unvermeidlich national deutsch geworden. Es war nicht bloß Ausdrucksmittel der deutschen Sehnsucht, sondern ein gemeinsames Betätigungsfeld trotz staatlicher Trennung durch den „deutschen Bruderkrieg“ von 1866 und trotz Gründung des Deutschen Reiches 1871.
Der „Deutsche und Österreichische Alpenverein“ beherrschte aber nicht unangefochten das alpine Vereinsfeld. Auch lokale Initiativen sind zu verzeichnen. Schon 1876 fanden sich „Männer aus dem Kleingewerbe und der arbeitenden Klasse“ zu einer „Tischgesellschaft“ im Franziskischlössl auf dem Salzburger Kapuzinerberg ein, um dem Salzburger Karneval „etwas Neues“ zu bieten – ein „alpines Kränzchen“. Diese anfangs als „Bergsteiger-Club“ geführte „Privat-Gesellschaft“ überreichte dem Alpenverein den Reinertrag seiner Kränzchen, entwickelte dann aber selbst bergsteigerische Ambitionen und etablierte sich 1879 mit seinen 17 Mitgliedern auf Vereinsbasis als „Alpen-Club Salzburg“.[3381] Die touristischen Aktivitäten hielten sich aber in den engeren Grenzen des Salzburger Flachgaues. Die einzige Hochgebirgsunternehmung war der Thörl-Steig am Untersberg. Es folgte die Gangbarmachung der Elsbethener Trockenen Klammen und die Wegmarkierung zur Schwarzenbergalpe. Sein „wertvollstes Objekt“ aber war der Aussichtsturm auf der Großgmainer Plainburg. Geselligkeit spielte von jeher eine wichtige Rolle im Verein, und das unterschied ihn von der Bildungseuphorie des Alpenvereins, die vor allem in der repräsentativen „Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpenvereines“, 1 (1874) ff., zum Tragen kam.
Der „Österreichische Touristen-Club“ (ÖTC) hat erst 1882 seine Salzburger Sektion gegründet, weitere Sektionen entstanden bis 1907 in Lofer, Alm, Bischofshofen, Bruck-Fusch, Werfen und Taxenbach.[3382] Seine bergsteigerischen Unternehmungen konzentrierten sich im Gebirge auf wenige Hüttenbauten. Er hat das Kaiser-Franz-Joseph-Jubiläumshaus auf dem Hochkönig und die Salzburgerhütte am Kitzsteinhorn errichtet. Sonst widmete sich der Verein vorrangig der Erschließung des Alpenvorlandes, beispielsweise mit einer Aussichtswarte auf dem Tannberg bei Köstendorf. Im Gegensatz zum Alpenverein war der Touristen-Club patriotisch-habsburgisch orientiert, vom Antisemitismus hielt er sich ganz fern, und so zählte die Crème de la Crème der Salzburger jüdischen Gemeinschaft zu seinen Mitgliedern. Vereinsgründer und erster Vorstand war Landeshauptmann Hugo Graf Lamberg. Seine Person repräsentierte die innere Aussöhnung zwischen Kaiser und Konstitutionalismus. Als Vertreter des „verfassungstreuen Großgrundbesitzes“ stand er den Liberalen nahe, ohne ihre deutschen Untertöne und den gröbsten Antiklerikalismus mitzumachen. In gewisser Weise entsprach der Steirer Graf Lamberg dem Vorbild Erzherzog Johann. In seiner Person kombinierte er die adelige Jagdleidenschaft mit der bürgerlichen Bergsteigerei. Er war zugleich „Tourist und Jäger“.[3383] Als „Dialektdichter“ kopierte er alpine freiheitsliebende Anspielungen der Spätromantik. „Wo d’ Welt am schönsten is“, auf den Bergen, dort fühlte er sich frei. Seine kulturelle Biografie prädestinierte Lamberg förmlich zum Traditionsvermittler. Auf seine Anregung begrüßte Salzburg 1881 mit alpinen Tänzen die Braut des Thronfolgers Rudolf, die belgische Prinzessin Stephanie.[3384]
Als Lebensstil zählte der Alpinismus zu den Freizeitkulturen, und dazu gehörte neben der Einübung aller bergsteigerischen Fähigkeiten und Kenntnisse die Ausrüstung, Hilfsmittel und Kleidung. Der Alpinist wurde zur Volkstype, in seinem wetterfesten Lodenanzug, mit Bergstock, Steigeisen, Pickel, Vereinsabzeichen. Ein bisschen Jäger, ein bisschen Hirte, ein Anflug vom Wilderer, so war dieser neue Typus konzipiert – ländlich und doch zivilisiert, naturfrisch und doch gebildet, alpin und doch urban, maskulin und doch nicht verwegen. Ein Accessoire dieser Stilisierung, der Lamberghut hat die volkskundliche Legende dem Grafen Lamberg zugeschrieben – eine eindrucksvolle Erfindung von Echtheit.[3385] Die Kostümierungen und Inszenierungen gehörten zur zeitgenössischen historistischen Schaukultur. Kein Fest ohne lebende Bilder und aussagestarke Arrangements. Der Redakteur Rudolf von Freisauff, selbst ein identitätssuchender Zugereister, widmete dem kronprinzlichen Paar ein ganzes Festspiel, da stimmt sogar Kaiser Karl im Untersberg und seine Gefolgschaft in den Jubel über das Brautpaar ein.[3386] Eine liberale religionspolitische Note verlieh der Maler Friedrich Martersteig (1814–1899) der Traditionspflege, wenn er eine in Tracht gekleidete Gruppe an der Einweihung der Evangelischen Kirche Salzburgs 1867 teilnehmen ließ – eine Erinnerung an die einst aus dem Gebirge vertriebenen evangelischen Landbewohner.[3387] Die schon 1848 einsetzende Veteranenbewegung integrierte gleichfalls Elemente überlieferter Traditionen in ihren neuen patriotischen Identifikationstext.
Das Alpine war freilich nur eine unter vielen zeitgenössischen Exotismen zur Definition von räumlicher und zeitlicher Nähe respektive Distanz. Das 19. Jahrhundert hat die Welt nicht nur entdeckt, sondern neu durch Bilder präsentiert – Welt und Vorstellungswelt, Anleihe und Rückleihe in enger Verkoppelung. Reisebeschreibungen und Abenteuerberichte vermittelten dem Publikum die von Abenteurern entdeckte Welt. Das ganze „Universum“ erhielt man in gefälligen Kupferstichserien im Abonnement. Sogar das sonntägliche Porzellan war mit Bildern naher und ferner Welten geschmückt. Einen weiteren Vermittlungsschub brachte der Holzstich. Die Illustrierten „Über Land und Meer“ sowie die „Gartenlaube“ formulierten schon im Titel programmatisch die Aneignung der großen Welt aus der Perspektive des bürgerlichen Intimraumes. Im ausgehenden Jahrhundert ergänzten fiktive Geschichten solcher fremden Welten „ins wilde Kurdistan“ die Angebotspalette. „Anthropologische Spektakel“ präsentierten ganze Völker dem europäischen urbanen Massenpublikum.[3388]
Sehr ausgeprägt war die spielerische Aneignung des Neuen, Fremden und Fernen durch Inszenierungen. Die Gründerzeit begrüßte man durch den Rekurs auf römisch-griechische Symbolsysteme, die sich sehr wohl mit den Artefakten der Industriekultur vertrugen. Der in Salzburg beinahe paukenschlagartig 1880 entstandene Historismus ergänzte diese Angebotspalette durch ein „altdeutsches“ Ambiente – ein bisschen Gotik, eher aber Renaissance. Man hatte jetzt die Wahl zwischen einer Zeitreise im historischen Kostüm oder einer Fernreise in exotischer Kleidung. Die geografische Horizonterweiterung wurde spielerisch in die eigene Welt hereingenommen, und so kam auch Salzburg zu seiner „großen Nordpolfahrt am Faschingssonntag“ 1874.[3389] Beliebt waren auch synkretistische Formen, welche ganz ungezwungen Technik, Natur und Sagenwelt vermischten. Seinen Festsaal schmückte der Salzburger „Technische Club“, ein angesehener Verein der Ingenieure und Fachschullehrer, im Jahre 1884 „mit Eisenbahn-Emblemen, Fahnen, Wappen und duftenden Tannenbäumchen“. Sogar eine Lokomotive stand da, „in ihrem Kessel“ Pilsener, das eilfertig ein „Untersbergmännlein“ in Majolikakrügen herbeischleppte.[3390]
Die Breitenwirksamkeit der urbanen Lese- und Schaukultur jenseits des bürgerlichen Publikums sollte man nicht überschätzen. Der weitaus überwiegende Teil der Bevölkerung kam mit dem gedruckten Wort nur gelegentlich in Berührung. Bilder hatten noch Seltenheitswert, und nur auf Wallfahrten, durch die Schule oder die Haus-zu-Haus-Kolportage erreichten sie ein breiteres Publikum. Doch eine geschäftstüchtige kleine Unternehmerschaft wusste diese ländliche Sucht nach Berichten von der Außenwelt zu bedienen. Seitenweise füllen die Ansuchen um „Produktionsgenehmigungen“ die Akten der zuständigen Landesregierung. Immer neue Formen kamen in Übung, die Panoramen und Kosmoramen, die Wachsfigurenkabinette, die „Affentheater“, „Marionettentheater“, eine „Riesendame (Fräulein Germania, der weibliche Goliath)“, die „Ventriloquenz“ – sprich das Bauchreden, die gelebten Bilder und die zugleich gefürchteten wie geliebten bosnischen Bären. Die Firma Baldi und Würthle betrieb schon 1874 ambulant das Gewerbe der Fotografie.[3391] Jahraus, jahrein zogen die böhmischen Musikanten durch Salzburgs Gaue. Immer noch beherrschten geistliche Themen das Repertoire der ambulanten Händler, gegen die Jahrhundertwende schon das „Wunder von Lourdes“.[3392] Dazu kamen allmählich weltliche Botschaften, allen voran der Landesväter, aber auch Städtebilder.
Mitten in diese Bilder fremder Welten mischten sich in den 1870er-Jahren schon die alpinen Konstruktionen, die Kärntner-Sänger und die Tiroler Genres, der Wildschütz, Alm, ein „Hirsch am Abend“, ein „Tanz auf der Alpe“, eine „Hochzeitsfahrt“, die traute Wirtsstube und Trachten.[3393] Schon 1874 war das Bild „Zell am See“ im Kolportageweg zu beziehen.[3394] Auf der höheren Ebene widmete sich das „Kronprinzenwerk“ dieser inneren Ethnografie und alpinen Identitätszuschreibung, und es findet sich prompt in den Abonnementangeboten. Es ist wichtig, die Gleichzeitigkeit dieser Horizonterweiterung in die alpine und die globale Ferne zu bedenken, und wieder daran zu erinnern, dass die neu stilisierte alpine Heimat im mentalen Modernisierungsimpuls und im visuellen Aneignungsschub des 19. Jahrhunderts zu verorten ist. Kulturelle Innovation war beides wegen der Präsentationsform und der Verdichtung zum Ensemble, zur Gesamtaussage. In dieser Form hatte man das Ferne noch nicht gesehen, das Nahe noch nicht erlebt.[3395] Alle diese Bilder und Vierfarbendrucke waren Rückentlehnungen aus der Stadt in die Alpenwelt, Heimat wird zur gestalteten Erinnerung, zur gelebten Innovation.
Aus dieser historistischen und ethnografischen Vielfalt haben die alpinen Gesellschaften der 1880er-Jahre neue alpenländische Kulturtexte herausgelöst – und blieben doch selbst einem folkloristischen Synkretismus treu. Die „alpinen Gesellschaften“ entsprachen einem geänderten urban-bürgerlichen Assoziationstyp. Die Wirtschaftskrise von 1873 beendete den Traum eines linearen Fortschritts, die sozialen und politischen Gegensätze verschärften sich. Während früher das liberale Vereinswesen die bürgerliche Gesellschaft durch Bildung integrieren wollte, begann nun eine Auffächerung der Vereinslandschaft nach sozialen Interessen, Anliegen und weltanschaulichen Orientierungen. Diese Differenzierung vollzog sich in einem urbanen Ambiente, welches zunehmend an Attraktivität und Lebensqualität verlor. Vielen Neubürgern blieb die Stadt als kultureller Ort fremd und unverständlich. Zuletzt ist die schärfere Trennung von Arbeits- und Freizeit durch Entflechtung von Wohn- und Arbeitsplatz sowie durch die Abschwächung korporativer Identitätsbindungen zu betonen.
Alle diese Elemente der Isolation kompensierte der neue Typus des Geselligkeitsvereins, der programmatisch die seinerzeit gültige liberale Konzeption der Zweckbindung von Geselligkeit verließ. Der Geselligkeitsverein bildete jetzt eine Rückzugszone in unüberschaubare, nicht mehr ganzheitlich erlebbare urbane Umwelt, er schloss sich gegen außen zum Lebensbund ab. Inszenierte private Gemütlichkeit beherrschte sein Innenleben, nicht mehr die liberale Geselligkeit als Voraussetzung für Bildungseifer. Eine Unzahl von Geselligkeitsfacetten stand als Identifikationsangebot zur Verfügung, ob Rauchen, Schach, Mandoline, Zither oder Gesang. Beinahe keine Berufsgruppe blieb ohne ihren Geselligkeitsverein, ob Finanz-Konzepts-Beamte, Militär-Zertifikatisten, Lokführer, Staatsbeamte. Alle modischen Sportarten und Körperkulte organisierten sich auf Vereinsbasis. Jetzt entstanden auch in den einzelnen Stadtvierteln und Vororten „Musik-, Gesangs- und Geselligkeitsvereine“; im Jahre 1913 findet man alleine in der Stadt Salzburg 33 solcher Vereine aufgelistet. Die Musikpflege zeugt von einer Verfeinerung der Kulturkenntnisse und der Sitten im Zeichen der allgemeinen Schulbildung. Stilistisch konzentrierten sich die ländlichen Gesangsvereine, beispielsweise der 1910 gegründete Saalfeldener „Volksgesangsverein Alpenrose“, jetzt häufig auf die reine Volksliedpflege.[3396]
Zur Jahrhundertwende erreichte die Vereinswelle die ländlichen Zentralorte und den großen, damals noch nicht eingemeindeten Vorort Maxglan mit seiner Mischung aus Bauern, Handwerkern und Arbeitern. So entstanden in Maxglan 1891 ein „Männergesangsverein“ zur Pflege von Gesang und „Förderung der Geselligkeit“ und 1911 der „Touristen Klub Almfrieden“. Als seine Aufgabe definierte er, „die heranwachsende Jugend anzuspornen, das Sonntagsvergnügen auf den Bergen zu suchen, als sich in Gasthäusern oft einer ungesunden Politik hinzugeben“.[3397] Die landsmannschaftliche Herkunft als Oberösterreicher, Steirer oder Kärntner ließ sich ebenso gesellig vereinigen wie die diversen alternativen Kulturinteressen der Naturheilkunde oder der „deutschen“ Alternativreligionen.[3398] Die Vereinsziele konnten sich auch ganz locker um Geselligkeit, Gemütlichkeit und Wissensbereitschaft gruppieren. Neun Interessenten aus der Linzer Gasse, unter ihnen ein Sollizitator und ein Schildermaler, gründeten 1906 den „Geselligkeits-Verein Olympia“ zur „Pflege echter deutscher Gemütlichkeit, [...] harmloser fröhlicher Geselligkeit, Förderung des Interesses an den Errungenschaften modernen Geisteslebens und Ausschluß von Politik und Religion“.[3399] Der „I. Itzlinger Gemüthlichkeits-Club in der Gemeinde Gnigl“ konstituierte sich unter der Bezeichnung „Die alten Brüder“, Proponent war der Gastwirt zum Auerhahn in Itzling.[3400] Ganz vorzüglich war die Brauchtumspflege zur Ausstattung der neuen Vereinsheimat mit kulturellen Zeichen und Komments geeignet. Jetzt diente sie als Antithese zur Stadt und der Schaffung temporärer Sozialwelten.
Schrittweise vollzog sich die Separierung des Alpenländischen aus dem historischen Spielmaterial. Als Erstes isolierten sich bloß die einzelnen großen Gruppen des ideell Zusammengehörigen, beispielsweise das Ritterlich-Mittelalterliche, das Mediterran-Antikisierende, das Exotisch-Fremde, das Asiatische. Besonders farbenprächtig gaben sich die Ritterbünde mit ihrer Liebe zu erfundenen Titeln und Wappen und ihren fantasievollen Umgangsformen im internen Vereinsleben. Eine solche Salzburger Tafelrunde, die „Möger vom Stain“, vereinte ein Leben lang eine Alterskohorte von seinerzeitigen Studenten der 1870er-Jahre, jetzt „würdige Akademiker und Kaufherren“. Sie trafen sich regelmäßig im historistisch adaptierten „Rupertistüberl“ oder „Wappenstüberl“ des Gasthofes Gablerbräu, das einem Vereinsmitglied gehörte.[3401] Seit 1878 gab es ferner die „Ritter der Nacht“ als eine typische humanitär-gesellige Runde und später zur Jahrhundertwende „Jung Kuttenberg auf Hohen-Salzburg“ (1905), die „Tafelrunde der Karlsritter zu Salisburgense“ (1912), den „Bund der Rupertusritter zu Juvavia“ (1912).
Durch diese Auslese entstand eine vorläufig recht breite alpine Zuschreibungsvariante, folkloristischer Wildwuchs im besten Wortsinn. Die akzeptierte Palette zum „Zweiten Salzburgischen Volkstrachtenfest“ der „Alpinia“, am 13. Februar 1897, war ziemlich breit. Wörtlich hieß es in der Einladung:
„Im Interesse des Festes erlauben wir uns die Bitte zu stellen, in den echt nationalen Costümen aus dem Lande Salzburg, Flachgau, Pongau, Pinzgau, Lungau/ eventuell in den Costümen der ehemals salzburgisch gewesenen Gaue und Bezirke/ Chiemgau, Zillerthal, Brixenthal, Innviertl, Berchtesgadnerland/ oder als echt alpine oder nationale Charactertypen, als Jäger, Wildschützen, Holzknecht, Sender und Senderin, Knappen, Wurzelgräber, Bürgergarden etc. erscheinen zu wollen. Echt nationale Costüme aus den übrigen angrenzenden Alpenländern sind ebenfalls herzlich willkommen. Hingegen wollen alle nicht in den Rahmen des Festes passende Fantasie Costüme gefälligst vermieden werden.“[3402]
Immerhin wurden bei dieser Gelegenheit bestehende Stilelemente gebündelt und zwar solche, die schon diskursiv durch soziale Praxis geformt waren. Ergänzen muss man die Tiroler und Kärntner-Sänger, die auf eine lange Stilentwicklung seit dem frühen 19. Jahrhundert zurückblickten. In diesem Falle handelt es sich um Kunstgattungen, die durch vazierende Darsteller popularisiert worden waren. Schon 1836 finden sich Tiroler Musikanten in Salzburg.[3403] Bis ins ausgehende 19. Jahrhundert „produzierten sie sich“ vor einem interessierten Publikum landauf, landab – die Produktionsgenehmigungen beweisen es. Salzburg war an diesem ersten alpinistischen Diskurs nicht originär-schöpferisch beteiligt. Es gab keine Salzburger Tradition von Wanderhandel und Wandergewerbe und vazierender Kunstausübung, eben keine Parallele zu den Zillertalern – die schon längst unter dem Markenzeichen Tirol liefen – und zu den steirischen Tänzen. Bekanntlich wurde auch das „Stille Nacht, heilige Nacht-Lied“ durch Tiroler Vermittlung in die Welt verbreitet. Sonst rezipierte Salzburg das Folkloristische aus den benachbarten Regionen und Geschmacksrichtungen, und zwar mit der korrekten landschaftlichen Herkunftsbezeichnung. Nur die „böhmische“ Herkunft der Blasmusik ist in der Tradierung verloren gegangen.
Die Herauslösung eines folkloristischen Strangs aus dem Ensemble des historistischen Kulturangebots vollzog sich vor allem über die Trachten- und Brauchtumsbewegung. Auch da gab es Vorbilder und Parallelentwicklungen. Die oberbayerische Trachtenbewegung nahm ihren Ausgang vom 1883 gegründeten und 1884 behördlich genehmigten „Bayrischzeller Trachtenerhaltungsverein“.[3404] Diese Miesbacher Formen waren anfangs vorbildlich für Oberbayern, ehe regionale Sonderformen kreiert wurden. Salzburg war von der oberbayerischen Entwicklung nur am Rande berührt. Jetzt war die regionale Szene schon breit genug für einen eigenen Diskurs, der sich hauptsächlich auf Vereinsbasis entfaltete. So konnte sich allmählich ein eigener Salzburger Traditionsstrang entwickeln.
Als erster alpiner Verein widmete sich der „Alpen-Club“ der alpinen Geselligkeit. Schon in den Siebzigerjahren bereicherte er die städtische Geselligkeit durch alpine Kränzchen.[3405] Näher zu durchleuchten wäre noch die „Untersberger Gesellschaft“.[3406] Die Wende in der Trachtenbewegung kam jedoch auch mit dem Historismus. Stilbildend war der 1881 aus einer Tischgesellschaft „Almbuam“ heraus gegründete „Geselligkeitsklub Edelweiß“.[3407] Hier erfüllten zwei Dutzend Jugendliche ihr Bedürfnis nach Geborgenheit in einer fantasiereich ausgestatteten Scheinwelt. Die kulturelle Identifikationskraft urbaner Zeichen war verblasst, Identität vermittelte jetzt die spielerische Anleihe aus einem ländlichen Formenrepertoire. Die Edelweißer bildeten untereinander eine „Gmoa“ gleichberechtigter Bauern, „lauter Freund zuanand“, in der „Edelweißer Montur – a Huat mit oaner Feder, an Lodnrock und a greans Leibl, und bei oaner bsondern Gelegenheit dö kurz’ Hosn“. 75-mal jährlich traf man einander im Vereinslokal oder an freien Tagen beim Bergsteigen. Das Vereinslokal wurde zur Heimat, „a Platzl [...] wie wenig Gesellschaftn in da Stadt“ hatten, mit ausgestopften Vögeln, Geweihen und Krickeln.[3408] Rasch entwickelten sie spezifische Kultuformen. Seit 1887 vergaben die Edelweißer ihren Mitgliedern Bauernlehen in Fels und Firn. Steirertänze, Schuhplattln und Schifferreigen wurden eingeübt. Im Fasching gab es eine Bauernhochzeit, ein Fest der Bergleut, ein Jager- und Sennerfest, einen Holzknechtball und ein Schifferfest. Kurz gesagt, „dö altn Bräuch und Sittn“ (der Alpenwelt) wurden „in d’Stadt verpflanzt“.[3409]
In den 1890er-Jahren verschob sich der Schwerpunkt der Vereinstätigkeit der Edelweißer auf das Bergsteigen. Ihre Rolle als Vorreiter übernahm nun der 1891 gegründete „Touristen-Geselligkeits-Club Alpinia“.[3410] Die „Alpinia“ ist von Mitgliedern des Alpen-Clubs und der Edelweißer gegründet wurden – wieder von jungen Leuten auf der Suche nach Geborgenheit in städtischer Fremde. Die kulturelle Abwendung vom urbanen Ambiente wurde erneut gesteigert. Die „Alpinia“ gliederte ihr Vereinsjahr nach dem ländlichen Rhythmus von Almauftrieb, Sonnenwende und Almabtrieb. Im Weichbild der Stadt, auf dem Mönchsberg, errichtete sie eine Almhütte als Vereinslokal. Eine Schnapsbude „Zur übergossenen Alm“ lockte 1907 im Salzburger Kurhaus anlässlich des Alpinia-Festes die Gäste. „Wöchentlich dreimal“ hatte statutengemäß „eine gemüthliche Zusammenkunft [...] ohne jedes geschäftliche Programm“ stattzufinden. Dazu kam die Monatsversammlung als „gemüthlicher Familienabend“. Faschingskränzchen, „Vergnügungsabende“ und Silvesterfeiern standen auch Vereinsfremden offen. Der Verein wurde zum Lebensbündnis. Seine Mitglieder durften „keinem ähnliche Zwecke verfolgenden Club oder Verein/ Deutsch-österreichischer Alpenverein und Österreichischen Touristen-Club ausgenommen/ als Mitglieder angehören“.[3411]
Die Suche nach Heimat hatte ihren sozialen Ort gefunden. Es war eine erstaunliche Innovationsleistung. An die Stelle der verloren gegangenen oder verloren geglaubten alten Bindungen trat ein neuer, nun jedoch freiwilliger sozialer Zusammenhalt unter Gleichgesinnten. Kulturelle Praxis, kulturelles Wollen ersetzten Tradition und wurden durch Einübung selbst traditionsbildend. Dem lebensbündischen Konzept folgten die vielen weiteren „Brauchtumsvereine“ (der Begriff wurde in der damaligen Zeit noch nicht benutzt). Auch der Gebirgstrachten-Verein „Dö Griabinga“ verlangte die Einmitgliedschaft. „Ein Mitglied, welches bei einem hiesigen Bruderverein Mitglied ist, kann bei uns erst als Mitglied aufgenommen werden, wenn dasselbe bei dem anderen Verein den Austritt erklärt hat und dies schriftlich vorzeigt. Ebenso kann auch ein Mitglied, welches bei unserem Verein ist, bei einem Alpenklub nicht beitreten, ohne Genehmigung des Ausschusses.“[3412] Jeden Samstagabend hatte man in der empfohlenen Vereinstracht zum Tanz zu erscheinen, brav die sonntägliche Monatsversammlung und die Generalversammlung zu besuchen. Die Aufnahme steuerten die Geselligkeitsvereine durchwegs durch Empfehlungen und Vorstandsbeschluss, gelegentlich auch durch Wartezeiten.
Im kulturell innovativen Historismus wurde auf dem Umwege über die Regimentsmusik und durch die Vorbildwirkung der vielen in Salzburg gastierenden böhmischen Musikkapellen auch die Blasmusik der Landestradition einverleibt. Sie schaffte es in wenigen Jahrzehnten zum Markenzeichen des autochthonen Alpinen. Die Blasmusik kann mittlerweile stolz ihr hundertjähriges Bestehen feiern.[3413]
Der unbekümmerten eklektizistischen Aneignung des Alpinen folgte sodann die ernste wissenschaftliche Arbeit, die sich um die überlieferten regionalen Popularformen von Kleidung, Festtagskultur und kulturelle Strategien der Lebensbewältigung bemühte. In versteckten Gebirgstälern und auf Dachböden entdeckte man die kürzlich abgelegte alpenländische Kleidung, ältere Gewährspersonen erzählten gerne über Sitten und Volksüberlieferungen. Die tradierte vormoderne Sonntagskleidung überliefern weiters die Votivbilder der Wallfahrtsorte. Oft mitten unter der Arbeit und in Alltagskleidern ereilt sie das unerwartete Unglück. In ihrem besten Sonntagsgewand danken sie für die erwiesene Hilfe.[3414] Eine erste Bilanz über Salzburgs Traditionen zog der Landeskundler Franz V. Zillner 1889 im „Kronprinzenwerk“.[3415] Zur Jahrhundertwende nahm sodann die volkskundliche Forschung einen bedeutenden Aufschwung. Einzelne Überlieferungen wie die Bemalung der Totenschädel in den Beinhäusern fanden allgemeine Beachtung.[3416] Der Fachlehrer Karl Adrian hat sozial- und kulturgeschichtlich mustergültige Spezialstudien hinterlassen. Aus der großen Fülle erwähne ich nur die Arbeit über den „Salzburger Boten“ in den Flachgau.[3417] Adrian hat vor allem auch die katholische Frömmigkeitskomponente ausreichend gewürdigt und die deutschvölkischen Sekundärerklärungen kurz gehalten. Endlich wurden auch die Artefakte der Popularkultur museal. „Basierend auf den Vorarbeiten der beiden Bürgerschullehrer Karl Adrian und Sebastian Greiderer konnte das SMCA im Jahre 1904 eine eigene volkskundliche Abteilung eröffnen.“[3418]
Von der wissenschaftlichen Sortierung und Klassifizierung war es nur noch ein Schritt zur Konstruktion regional verbindlicher Formen von Tracht, Brauch und Hausformen. Die „Alpinia“ öffnete sich dem jüngsten Trend der strengen Formen. Schon 1900 änderte sie den Vereinsnamen in „1. Salzburger Gebirgs-Verein Alpinia“. Dem neuen Vereinszweck fiel die statutarische „Geselligkeit“ zum Opfer. Weil Brauchtumspflege jetzt offenbar Männersache wurde, war den Frauen künftig die reguläre Vereinsmitgliedschaft verwehrt.[3419] Auf Antrag August Neubauers wurde am 1. August 1900 der einstimmige Beschluss gefasst, dass künftig als Vereinstracht „Herren die Oberbairische und Damen die Salzburgertracht als Costüm wählen sollen“.[3420] Doch dann wurde die Tracht des Vereins „Alpinia“ mit der Jägertracht zur „allgemeinen Salzburger Tracht“ verschmolzen, es entwickelte sich aus dem privaten „Henndorfer Festzug von 1910“ die Flachgauer Tracht.[3421] Streng achteten die Volkskundler auf die Einhaltung der dekretierten originalen Formen für die einzelnen Gaue und die Schützen, strikter wurden fremde Bräuche, etwa das Schuhplatteln, abgelehnt. Zuletzt übernahm die Politik die vereinsmäßig aufbereitete Pflege der Bräuche als Element der Identitätsstiftung. Eine Landeskommission „betreffend Förderung und Hebung der Salzburger Eigenart in Tracht, Sitten und Gebräuchen“ bemühte sich seit 1911 um diese „Folklorisierung des Landes“.[3422] Der 1909 gegründete und 1911 durch eine Statutenänderung erneuerte „Verein für Heimatschutz“ setzte sich gleichfalls für „die natürlichen Eigenarten des Landes ein“, denen er das „Landschaftsbild“ ebenso zurechnete wie „aus früherer Zeit überkommene Bauwerke, [...] Trachten und Sitten, insoferne dieselben Kulturwerte beinhalten“. In gleicher Weise engagierte sich der Heimatschutz für überlieferte und fortsetzungswürdige Kunstfertigkeiten sowie für eine „harmonische Weiterentwicklung der Ortsbilder“.[3423] Auch dieser Impuls förderte nachhaltig die regionaltypische Standardisierung.
Das war freilich nicht das letzte Wort in der Trachtendebatte. Der folkloristische Erfindungsreichtum behielt seine Attraktivität. Die Vereine übten weiterhin das Schuhplatteln mit ungebrochener Leidenschaft. Eine frische Unbefangenheit legte etwa der „Salzburger Gebirgstrachten- und Schuhplattler-Verein ‚Dö Griabinga‘“ schon in seiner Bezeichnung an den Tag.[3424] Die ganze Zwischenkriegszeit gelang es der strengen Salzburger Brauchtumspflege (damals durch den Gebirgstrachtenverein und den Landestrachtenverband vertreten)[3425] nicht, den Tanzgruppen das beliebte Schuhplatteln auszureden. Andererseits deutete das Publikum des großen Salzburger Trachtenumzuges vom 4. und 5. August 1923 die Schönperchten der Alpinia als „Indianer“ – die ethnische Salzburger Zuschreibung war noch nicht verinnerlicht.[3426] Die Standardisierung ließ weiter auf sich warten. Bis weit in die 1930er-Jahre dauerten die Bemühungen um normierte Formen, die halbwegs an gewisse Überlieferungen anknüpften, als praktisch akzeptiert wurden und ausreichend das Eigene vom Benachbarten abgrenzten. Die Trachtenmappen von 1935 und 1943 haben dieser Normierung den Weg gewiesen, und der kommerzielle Erfolg des „Salzburger Heimatwerkes“ ihren Durchbruch gesichert.[3427] Zur Zwischenkriegszeit avancierte die Trachtenmode sogar zum Markenzeichen von Luxus und zur Haute Couture im Schatten der Salzburger Festspiele.[3428] Die nationalsozialistischen Ära schließlich missbrauchte die alpine Kennzeichnung zur Segregation der jüdischen Mitbürger. Unsere ganze Kulturgeschichte ist von solchen schrecklichen Verwerfungen beherrscht, selbst die folkloristische Freude diente dem Unrecht. Doch auch diese Verirrung hat ihre Vorgeschichte.
Das Alpine reichte schon um die Jahrhundertwende in die politischen Bewegungen hinein, doch wegen der Unsicherheit in der Zuschreibung musste es dort mit spezifischen lager- und richtungstypischen Zeichensystemen kombiniert werden. So wollte der „Verein Südmark“ seine Sonnwendfeier mit dem „Bismarcklied“ und der „Wacht am Rhein“ gesamtdeutsch umdeuten, was jedoch die Behörde als politische Demonstration prompt untersagte. Die Sonnwendfeiern wurden zum umstrittenen politischen Terrain. Wegen der allseitigen Inanspruchnahme „besteht zwischen den politischen Parteien der Kampf wegen der Sonnwendfeiern“, argumentierte die zuständige Bezirkshauptmannschaft, daher das Verbot.[3429] Nirgends könnte man besser die Interferenz zwischen tradierter und innovierter Popularkultur besser zeigen als am Beispiel der Sonnwendfeiern. Wer Anleihen aus dem Volkstümlichen nimmt, wird in den lokalen Kontext integriert; darauf war die Tamsweger Südmarkgruppe nicht vorbereitet, und sie musste tatenlos zusehen, wie „der vorbereitete Holzstoß von böswilliger Hand ungefähr zwei Stunden vor Beginn der Feier angezündet wurde“.[3430] Immense Breitenwirksamkeit erreichte schließlich der Verein Südmark mit seinen oft künstlerisch hoch stehenden, jedenfalls gefälligen Kunstkarten, die gerne alpine, auch Salzburger Motive verwendeten.[3431]
Auch das erneuerte Rittertum war politisch verwertbar. Als „Ritter Georg“ stilisierte die alldeutsche Bewegung ihren Heros, den Abgeordneten Georg Ritter von Schönerer. Zeitungen und Flugblätter zeigten Schönerer zu Pferd, mit Helm und Lanze. Als Schönerer 1893 nach Absitzung einer Kerkerstrafe und einer Ausschließungsfrist wieder in seine politischen Rechte eintreten konnte, loderten Höhenfeuer am Untersberg. Einer der Aktivisten, der Schallmoser Hafner und Krämer Josef Wimmer, ist bei dieser Gelegenheit tödlich verunglückt. Bei der Leiche fand man neben Uhr und Schwefelhölzchen eine Rechnung von Josef Huttegger, Kunstdrucker in Mülln, über 200 Stück gelieferte Einladungskarten für die Gesellschaft „Ritter der Nacht“.[3432]
Im Allgemeinen bemühten sich die honetten Trachtenvereine um politische Neutralität. Ein gewisses Naheverhältnis zum facettenreichen Deutschnationalismus ist für die „Alpinia“ aber wohl anzunehmen. Vorstand des Volkstrachtenerhaltungsverein Alpinia war 1897 der stramme Deutschnationale Josef Langer, Kanzlist beim Advokaten Dr. Kilcher.[3433] Zum Ausgleich standen außerdem die Veteranen eher der konservativ-katholischen bzw. christlichsozialen Bewegung nahe. Bekennende Sozialdemokraten fanden zu den bürgerlichen Kulturvereinen kaum Zugang, so gründeten sie ihre eigenen Vereine. Zweck des 1910 genehmigten Stuhlfeldener Vereines „Arbeiter Gesangssektion“ war „die Förderung von Gesang und Geselligkeit, insbesondere der Arbeiter- und Volkslieder“.[3434] Die sozialdemokratisch orientierten Gesangsvereine ergänzten das Gesangsrepertoire an Volksliedern durch Arbeiterlieder. Der „Arbeiter-Gebirgstrachten-Erhaltungs- und Schuhplattler-Verein“ pflegte das zeittypische eklektizistische Repertoire.[3435] Auch der lagerspezifische katholische Sängerbund „Juvavia“ profilierte sich mit Koschats „Leibliadle“ und mit Weinwurms „Alpenstimmen aus Österreich“.[3436]
Entstanden sind die alpinen Zuschreibungen in definitionsmächtigen kulturellen Milieus; popularisiert wurden sie von den Vereinswelten. Zur Jahrhundertwende schließlich avancierte das Alpine zum gemeinschaftsstiftenden Bezugspunkt eines vorgeblichen Ganzen über soziale Differenz und Interessen hinweg. In den großen Festen des neuen Jahrhunderts gaben sich die städtischen Gemeinwesen Salzburg und Hallein einem neuen „Gemeinschaftsrituale“ hin. Träger der neuen Festkultur waren zwar immer noch einzelne renommierte Vereine, vor allem die „Alpinia“, doch anders als das seinerzeitige liberale Vereinswesen präsentierten sie nicht bloß ihre eigenen Anliegen der Öffentlichkeit, sondern sie interpretierten nunmehr das Gemeinsame, Verbindliche, Allgemeine. Die Brauchtumspflege erreichte eine beachtliche Integrationsfunktion. Das sonst in gesellschaftliche Fraktionen zerfranste und in politische Gruppierungen verfeindete Bürgertum fand in der alpinen Bezugswelt einen ausdrucksstarken gemeinsamen Nenner. Die vom Land entlehnte, in Wahrheit in der Stadt erneuerte Volkskultur wurde zur städtischen Bezugsgröße.
In Hallein konnte die öffentliche Traditionspflege auf die ständischen Überlieferungen der Bergmannskultur zurückgreifen, vor allem auf den Dürrnberger Schwerttanz, der präzise zwanzig Jahre nach seiner letzten Aufführung als „Überbleibsel aus längst vergangenen Tagen“ im Jahre 1893 wieder belebt wurde.[3437] Fünf Jahre später ehrte die Stadt mit dem Schwerttanz den fernen Kaiser Franz Joseph zum Regierungsjubiläum. In einer dreitägigen Jubelfeier wurde im Jahre 1900 das 600-jährige Bestehen der Halleiner Bürgergarde begangen, ein „noch nie dagewesenes Schauspiel“, dem die ganze Palette an Traditionsträgern in ihren nachgeschneiderten historischen Uniformen – die Bergknappen, Salzträger und Salzschiffer sowie Bürgergarde, Schützengesellschaften samt weiteren Korporationen und Vereinen – assistierten. Diese „Kulisse der Heimatlichkeit“ beschwichtigte die realen Existenzängste einer im Strukturbruch befindlichen Region angesichts des Bedeutungsverlustes von Bergbau und Saline, und sie suggerierte bürgerliche Einheit angesichts der Aufgliederung der lokalpolitischen Szenerie in Deutschnationale, Christlichsoziale und Sozialdemokraten.[3438] Gegen die Suggestivkraft dieses inszenierten Einheitsgestus setzte sich die Sozialdemokratie schließlich nach der Jahrhundertwende durch, so entfaltete sich auch in Hallein ein breites Spektrum an sozialdemokratischer Arbeiterkultur – inbegriffen eine eigene alpine Pflege der Bräuche.
Parallel zu den Städten entdeckte auch das Land den aussagekräftigen Zeichencharakter des Alpinen. Bräuche und Trachtenpflege wurden nunmehr zum landespatriotischen Anliegen. Einen ersten Impuls erfuhr die Trachtenbewegung durch landespatriotische Zeitmarkierungen, beispielsweise durch die Erinnerung an das Jahr 1805 mit den Feiern zum 100-jährigen Jubiläum der Landesverteidigung. Im Loferer Hochtal wurde 1905 ein regelrechtes „Kriegsfestspiel“ unter der Beteiligung heimischer Darsteller geboten.[3439] Die „mit goldenen Lettern in der Festgeschichte des Landes“ verzeichnete Fahnenweihe der Alpinia im Jahre 1906 vereinte, was Rang und Namen hatte in Kirche, Staat und Bürgertum. Die Weihe nahm Weihbischof Kaltner vor, das Protektorat hatte Landespräsident Graf Julien-Wallsee. Als Gäste im schier endlosen Zug sah man Landeshauptmann Albert Schumacher, den deutschnationalen Abgeordneten Arthur Stölzel, den Bankier Rudolf Spängler, den Redakteur Freisauff vom „Salzburger Volksblatt“ und den Cafetier Tomaselli. „Damen der Aristokratie“ verkauften Blumengebinde. Wieder sieht man das Ineinanderwirken von Assoziationswesen, Staat und Kirche für das gemeinsame Anliegen.
Einen Höhepunkt der neu entstehenden und noch nicht so bezeichneten Brauchtumsbewegung bildete sodann 1912 das „Gau- und Volkstrachtenfest“ im Salzburger Franz-Josephs-Park mit 2.000 Teilnehmern und 20.000 Besuchern. Im nächsten Schritt kehrte die Trachtenpflege wieder aufs Land zurück, und zwar nach dem allgemeinen Trend der Vereinsausbreitung zuerst in die Zentralorte und dann erst in die ländliche Peripherie. Verschönerungs- respektive Fremdenverkehrsvereine gab es nach der Jahrhundertwende in allen touristisch interessanten Gebirgsorten, auch sie warben gerne mit alpinen Zuschreibungen.[3440] In den 1910er-Jahren folgten die vielen örtlichen Wintersportvereinigungen, etwa in Saalbach, Zell am See oder in Radstadt, hier wörtlich „zur Pflege aller Wintersporte, wie Schilaufen, Rodeln, Schlittschuhlaufen und Eisschießen“.[3441]
Jetzt hatte auch Gnigl seine „Nockstoana“ und Bischofshofen seine „Hochgründecker“. Eifrig erlernten die Unkener wieder den Tresterertanz. Immer wichtiger wurde der wirtschaftliche Nutzen des autochthonen Flairs als Markenzeichen für den Fremdenverkehr und den Tagungstourismus. Schon zur Jahrhundertwende begann die regelrechte kommerzielle Vermarktung der Bräuche. Eine Ankündigung im „Salzburger Volksblatt“: „Die Pinzgauer Perchten erlauben dem P. T. Publikum anzuzeigen, dass sie am Sonntag, den 13. April 1902 in Hallein erscheinen und in Mayrs Saallokalitäten ihre originellen Perchten-Tänze zur Aufführung gelangen. Anfang 3 Uhr nachmittags, Eintritt 40 Heller.“[3442] 1904 führte die Alpinia die sommerlichen „alpinen Abende“ im Kurhaus ein, „eine schöne Bereicherung des sonst so armseligen Vergnügungsprogrammes, das die Salzburger den Fremden“ bieten. Steyrisch-Tanzen und Schuhplatteln, Tradition hin oder her, durfte bei einer solchen Attraktion nicht fehlen.[3443]
Die Attraktivität des Alpin-Agrarischen profitierte von dieser engen Verbindung mit dem Tourismus als neuem, wirtschaftlichen Hoffnungsträger eines vom Modernisierungsprozess sonst spät erfassten Landes. Der Landesverband für den Fremdenverkehr lobte 1910 die Bedeutung der Alpinia als Markenträger: „daß der Salzburgerverein ‚Alpinia‘ durch die öffentliche Aufführung von Gebirgstänzen in unverfälschten Trachten auf das Fremdenpublikum in Salzburg und Umgebung eine große Anziehungskraft ausübt.“[3444] Freilich kultivierte zeitgenössisch nicht einmal der „Landesverband für Fremdenverkehr in Salzburg“, wahrlich ein Nutznießer der Trachtenbewegung, die Hoffnung auf einen nachhaltigen Erfolg der Trachtenvereine. „Die (lobenswerten) Bestrebungen, Volkstrachten und Volksbräuche zu erhalten, sind von keinem großen Erfolg begleitet“, schreibt er 1910 auf eine Anfrage der Landesregierung, „weil die alten Trachten nicht bloß meistens recht unbequem, sondern auch viel teuerer sind, als die Kleidungen, welche die Bevölkerung gerade braucht und im fertigen Zustande überall bekommt. Der Gang in der Entwicklung des Trachtenwesens ist aus wirtschaftlichen Gründen unaufhaltsam und die Bestrebungen der einzelnen Vereine, mögen sie ideal noch so hoch stehen, werden kaum eine Änderung in dieser Hinsicht hervorzubringen im Stande sein“, resignierte er schlussendlich.[3445]
Die stilisierte Volkskultur war gut und nützlich für die touristische Vermarktung in Prospekt und Bild sowie zur Unterhaltung der Gäste, vor allem an regnerischen Tagen und den langen Abenden. Die wirklich popularen Kulturpraktiken der „herumziehenden Seiltänzer, Marionettentheater, kleinen Cirkusse, Drehorgelmänner, Schiffschaukeln, Caroussele, Harfenisten etc., welche besonders gerne den von Fremden besuchten Orten zuziehen und diese in jeder Weise behelligen“, waren in den Fremdenorten nicht mehr gefragt, und so wie sie zur Sommersaison in Zell am See und in Gastein nicht mehr geduldet wurden, so wollte sie auch das aufstrebende St. Gilgen fern halten.[3446]
Die von oben mit wissenschaftlichem Ernst im Dienst von Landespatriotismus und Tourismus kultivierte Trachtenerneuerung fand eine nicht minder engagierte Parallele in der Trachtenpflege der jugendlichen Basisbewegung „Wandervogel“. Der knapp vor dem Ersten Weltkrieg auch in Österreich organisierte Wandervogel prägte einen neuen Lebensstil. Gemeinsam wollten die jugendlichen Burschen und Mädchen die Natur in ruhigem und schauendem Wandern erfahren, dem Zwang des Elternhauses und den bürgerlichen Konventionen entfliehen, bei den Bauern autochthone Lebensformen kennen lernen, die Romantik von Lagerfeuer und selbst gekochtem Essen auskosten, in Heuschobern übernachten. Zum neuen Lebensstil gehörte eine freie, ungezwungene Kleidung – statt Anzug und Vatermörder und statt Schnürleibchen trugen die Burschen anfangs Lederhose und die Mädchen Fahrtenkittel respektive „Reform-Hängekleider“. Dieser ungezwungene Kleidungsstil war auffallend genug in einer auf strenge Etikette bedachten Umgebung und doppelt auffällig bei der mit Lied und Gesang ritualisierten abendlichen Rückkehr der Wandergruppen in die Stadt.
Bald jedoch fand auch der Wandervogel Gefallen an der alpinen Tracht, nicht weiter erstaunlich bei einer am Volkstümlichen orientierten Bewegung. Noch im letzten Friedensjahr kleidete sich der Wandervogel in „gute bodenständige Formen“: Die Burschen trugen Lederhose, weiße, graue oder grüne Stutzen, einen grünen „Raß“-Janker oder blaue gewalkte Janker, Leinenhemd, Haferlschule, Lamberghut; bei Regen oder Kälte ein Überwurf aus Loden. Die gewalkten Janker produzierte ein Grödiger Tuchwalker für seine bäuerliche Kundschaft. Dieses frühe, kleinindustriell hergestellte Produkt erhielt taxfrei die Würde gewachsener volkstümlicher Kleidung. Die Mädchen wiederum lernten das aus diversen Überlieferungselementen komponierte Henndorfer Dirndl bei Besuchen am Wallersee schätzen und lieben – „ein durchschlagender Erfolg“ war ihm beschieden. Angeblich hat der Trachtenausschuss der Salzburger Landesregierung diese ihm präsentierte Wandervogel-Tracht ziemlich detailgetreu übernommen. Nur eine kurze Zeitspanne war dem jugendlichen Wandervogel-Traum vom selbst bestimmten Leben gegönnt. Mitten hinein in den Salzburger Bundestag Ende Juli 1914 platzte die Meldung vom Kriegsausbruch. Das Fest musste abgebrochen werden, die Gastgeber fanden nicht mehr Zeit und Gelegenheit, den Freunden „unsere alpenländischen Volkstänze, Schuhplattler und Steierertanz“ vorzuführen.[3447] Jetzt erfasste der Krieg der Erwachsenen die Jugend mit seiner lebensvernichtenden Grausamkeit.
[3347] Haas, Hanns: Städtische Dorfbilder. Vom Scheitern agrarromantischen Wunschdenkens. In: Dachs, Herbert (Hg.): Das gefährdete Dorf. Grundsätzliches zur Dorferneuerung. Erfahrungen am Beispiel Salzburg. Salzburg 1992, S. 9–19. – Ders.: Zu den Anfängen der Salzburger Brauchtumspflege. Ländliches Brauchtum aus der Stadt. In: Salzburger Landesfest 1990. 100 Jahre Brauchtumspflege. (= Schriftenreihe des Landespressebüros und der Salzburger Heimatpflege). Salzburg 1990, S. 9–25.
[3348] Hoffmann, Robert: Bürgerliche Musikkultur im 19. Jahrhundert in Salzburg. Redaktion Rudolf Angermüller. Salzburg 1981, S. 9–30, hier S. 22f. – Haas, Hanns: Bilder vom Heimatland Salzburg. In: Kriechbaumer, Robert (Hg.): Liebe auf den zweiten Blick. Landes- und Österreichbewußtsein nach 1945. (= Geschichte der österreichischen Bundesländer seit 1945, Bd. 6). Wien, Köln, Weimar 1998, S. 149–201.
[3349] Gruber, Karin: Das Vereinswesen im Linzer Vormärz. Geisteswiss. Diplomarbeit. Salzburg 1996, S. 72–81.
[3350] Castelli, Ignaz Franz: Memoiren meines Lebens. Gefundenes und Empfundenes. Erlebtes und Erstrebtes. Hrsg. v. Josef Bindtner. Bd. 2. (= Denkwürdigkeiten aus Alt-Österreich, Bd. 10). München 1913, S. 8–60.
[3351] Mitgliederliste im Archiv der Salzburger Liedertafel, Schachtel 9.
[3352] Kammerhofer-Aggermann, Ulrike: Die Entwicklung des Christbaums. In: Luidold, Lucia; Ulrike Kammerhofer-Aggermann (Hg.): Bräuche im Salzburger Land. Zeitgeist, Lebenskonzepte, Rituale, Trends, Alternativen. CD-ROM 1: Im Winter und zur Weihnachtszeit. (= Salzburger Beiträge zur Volkskunde, Bd. 13). Salzburg 2002.– Christbaum-Fest der Klein-Kinder-Bewahr-Anstalt zu Salzburg im Jahre 1853. In: Caroline Aguste (1792–1873) Namenspatronin des Salzburger Museums. Kaiserliche Wohltäterin Salzburg. Salzburg 1993, S. 117.
[3353] Groh, Ruth; Dieter Groh: Weltbild und Naturaneignung. Zur Kulturgeschichte der Natur. Frankfurt a. M. 1991.
[3354] Prodinger, Friederike; Reinhard Heinisch: Gwand und Stand. Kostüm- und Trachtenbilder der Kuenburg-Sammlung. Salzburg, Wien 1983.
[3355] Zimburg, Heinrich von: Der Perchtenlauf in der Gastein. Wien 1947, S. 41.
[3356] Hoffmann, Robert: Mythos Salzburg. Bilder einer Stadt. Salzburg 2002, S. 10–24. – Die folgenden Bilder sind, wenn nicht anders angegeben, bei Hoffmann abgedruckt.
[3357] Fuhrmann, Franz: Salzburg in alten Ansichten. Die Stadt. 3. Aufl. (= Österreich in alten Ansichten, Bd. 1). Salzburg, Wien 1981, Tafel 74 und 75. – Ders.: Salzburg in alten Ansichten. Das Land. (= Österreich in alten Ansichten, Bd. 8). Salzburg, Wien 1980, Tafel 6.
[3358] Prodinger, Friederike: Die Entwicklung der historischen bäuerlichen und bürgerlichen Kleidung in Salzburg ab dem 18. Jahrhundert. In: Brandner, Susanne: Tracht. Überliefert – getragen – modernisiert. Eine Bibliographie zu Salzburger Kleid und Tracht. Festschrift für Friederike Prodinger zum 75. Geburtstag. (= Salzburger Beiträge zur Volkskunde, Bd. 3). Salzburg 1988, S. 48–69, hier S. 56.
[3359] Stahlstich in: Das Kronland Salzburg vom geschichtlichen, topographisch-statistischen und landwirthschaftlichen Standpunkte dargestellt, zur Feier der XIV. Versammlung deutscher Land- und Forstwirte. Salzburg 1851.
[3360] Kolorierter Stich im SMCA (Salzburger Museum Carolino Augusteum) und Sammlung Haas.
[3361] Schaffer, Nikolaus: Johann Fischbach 1797–1871. Salzburg 1989.
[3362] Bericht des Ausschusses der Section Salzburg des Deutschen & Oest. Alpen-Vereines über die Vereinsthätigkeit im Vereinsjahre 1876. Salzburg 1876, S. 9.
[3363] Haas, Hanns: Städtische Dorfbilder. Vom Scheitern agrarromantischen Wunschdenkens. In: Dachs, Herbert (Hg.): Das gefährdete Dorf. Grundsätzliches zur Dorferneuerung. Erfahrungen am Beispiel Salzburg. Salzburg 1992, S. 9–19.
[3364] Kafka, Franz: Das Schloß. Roman. New York 1951, S. 322.
[3365] Köfler, Werner: Erzherzog Johann und Tirol. In: Erzherzog Johann von Österreich. Bd 2: Beiträge zur Geschichte seiner Zeit. Graz 1982, S. 63–72.
[3366] Zimburg, Heinrich von: Erzherzog Johann in Gastein. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde (MGSLK) 100. 1960, S. 273–290, hier S. 364.
[3367] Hoffmann, Robert: Bürgerliche Musikkultur im 19. Jahrhundert in Salzburg. Redaktion Rudolf Angermüller. Salzburg 1981, S. 24 und S. 29.
[3368] Abbildung „Fest am Mönchsberg“ bei Haas, Hanns: Salzburger Vereinskultur im Hochliberalismus (1860–1870). In: Vom Stadtrecht zur Bürgerbeteiligung, Festschrift 700 Jahre Stadtrecht von Salzburg. Salzburg 1987, S. 174–198, hier S. 184. – Zwei solche Feste, ein Gesangsfest der Salzburger Liedertafel am 28. Mai 1849 und ein Mönchsbergfest vom 1. August 1852, sind überliefert.
[3369] Abbildung bei Haas, Hanns: Salzburger Vereinskultur im Hochliberalismus (1860–1870). In: Vom Stadtrecht zur Bürgerbeteiligung, Festschrift 700 Jahre Stadtrecht von Salzburg. Salzburg 1987, S. 192. – dazu Haas, Hanns: Die Liberale Vorherrschaft. In: Wilflinger, Rainer; Peter Michael Lipburger (Red.): Vom Stadtrecht zur Bürgerbeteiligung. Ausstellungskatalog 700 Jahre Stadtrecht von Salzburg. Salzburg 1987, S. 126–167, hier S.142.
[3370] Aquarell von Franz Widmann, abgedruckt bei Haas, Hanns: Salzburg in der Habsburgermonarchie. In: Dopsch, Heinz; Hans Spatzenegger (Hg.): Geschichte Salzburg. Stadt und Land. Bd. II, Teil 2. Salzburg 1988, S. 661–1022, hier S. 692.
[3371] Das Kronland Salzburg vom geschichtlichen, topographisch-statistischen und landwirthschaftlichen Standpunkte dargestellt, zur Feier der XIV. Versammlung deutscher Land- und Forstwirte. Salzburg 1851.
[3372] Abbildung bei Haas, Hanns: Salzburg in der Habsburgermonarchie. In: Dopsch, Heinz; Hans Spatzenegger (Hg.): Geschichte Salzburg. Stadt und Land. Bd. II, Teil 2. Salzburg 1988, S. 781.
[3373] Haas, Hanns: Berchtesgaden im Königreich Bayern (1810–1918). In: Brugger, Walter; Heinz Dopsch; Peter F. Kramml (Hg.): Geschichte von Berchtesgaden. Stift – Markt – Land. Bd. 3, Teil 2. Berchtesgaden 2002, S. 679–914, hier S. 844–846.
[3374] Gollwitzer, Heinz: Fürst und Volk. Betrachtungen zur Selbstbehauptung des bayerischen Herrscherhauses im 19. und 20. Jahrhundert. In: Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte 50 (1987), S. 724.
[3375] Hoffmann, Robert: Erzherzog Franz Ferdinand und der Fortschritt. Altstadterhaltung und bürgerlicher Modernisierungswille in Salzburg. Wien, Köln, Weimar 1994, hier S. 27–30.
[3376] Haas, Hanns: Salzburger Vereinskultur im Hochliberalismus (1860–1870). In: Vom Stadtrecht zur Bürgerbeteiligung, Festschrift 700 Jahre Stadtrecht von Salzburg. Salzburg 1987, S. 174–198.
[3377] Archiv der Salzburger Liedertafel, Schachtel 12.
[3378] Schumacher, Albert von: Chronik der Familie Schumacher. Salzburg 1911, S. 44.
[3379] Harrant, Andrea: Bruckner und die Chormusik seiner Zeit. In: Oberösterreichische Heimatblätter 51 (1997), S. 184–195.
[3380] Jahresberichte der Harmonie. Bände 1–4 (1889–1892).
[3381] Statuten genehmigt am 23. August 1879. Landesarchiv Salzburg, Landesregierungsakten (Lds.Reg) VI D, Zl. 1879–4003. – Landesarchiv Salzburg, Landesregierungsakten VI D 1907–10234. – Denkschrift zum 30jährigen Gründungsfest des Alpenclub Salzburg. Salzburg 1905.
[3382] Statuten der Section Salzburg des Oesterreichischen Touristen-Club für das I. Sectionsjahr 1883. Salzburg 1884. – Jahres-Bericht der Section Salzburg des Oesterreichischen Touristen-Club Salzburg für das I. (ff.) Sectionsjahr 1884 (ff.). – Freisauff, Rudolf von: Die Sektion „Salzburg“ des Österreichischen-Touristen-Club. 1882–1907. Salzburg 1907. – Zur Feier der Enthüllung des vom Oesterreichischen Touristen-Club gewidmeten Denkmals für Hugo Grafen Lamberg, k.k. Kämmerer, gewesener Landeshauptmann von Salzburg, Vorstand des Touristen-Club und Dialektdichter. Am 6. Juni 1886 (Universitätsbibliothek Salzburg).
[3383] Zur Feier der Enthüllung des vom Touristen-Club gewidmeten Denkmals für Hugo Grafen Lamberg, k.k. Kämmerer, gewesener Landeshauptmann von Salzburg, Vorstand des Touristen-Club und Dialektdichter. Am 6. Juni 1886 (Universitätsbibliothek Salzburg).
[3384] Watteck, Nora: Episoden aus Salzburg. Salzburg 1982, S. 62–63.
[3385] Kammerhofer-Aggermann, Ulrike: Der Lamberghut oder die Schaffung von Tradition und „Echtheit“. In: Kammerhofer-Aggermann, Ulrike; Alma Scope; Walburga Hass (Hg.): Trachten nicht für jedermann? Heimatideologie und Festspieltourismus dargestellt am Kleidungsverhalten in Salzburg zwischen 1920 und 1938. (= Salzburger Beiträge zur Volkskunde, Bd. 6). Salzburg 1993, S. 51–82.
[3386] Fest-Akademie des Beamten-Geselligkeits-Clubs. „Salzburger Zeitung“, 8. Mai 1881.
[3387] Haas, Hanns: Salzburg in der Habsburgermonarchie. In: Dopsch, Heinz; Hans Spatzenegger (Hg.): Geschichte Salzburg. Stadt und Land. Bd. II, Teil 2. Salzburg 1988, S. 814.
[3388] Schwarz, Werner Michael: Anthropologische Spektakel. Zurschaustellung „exotischer Menschen“. Wien 1870–1910. Wien 2001.
[3389] Scheibl, Eligius: Altsalzburgische Betrachtungen. Sonderdruck SMCA (Salzburger Museum Carolino Augusteum), S. 103.
[3390] XVII. Jahres-Bericht des technischen Club (!) in Salzburg für das Vereinsjahr 1884, S. 2f.
[3391] SLA (Landesarchiv Salzburg), Zl. 1003/1875.
[3392] SLA (Landesarchiv Salzburg), Zl. 528/1903 (Ansuchen 1899).
[3393] Produktionsgenehmigungen 1874 bis 1879, SLA (Landesarchiv Salzburg), Lds.Präs. Kartons 42–44.
[3394] SLA (Landesarchiv Salzburg), Zl. 265/1874.
[3395] Haas, Hanns: Salzburg in der Habsburgermonarchie. In: Dopsch, Heinz; Hans Spatzenegger (Hg.): Geschichte Salzburg. Stadt und Land. Bd. II, Teil 2. Salzburg 1988, S. 796.
[3396] SLA (Landesarchiv Salzburg), Lds.Reg. (Landesregierungsakten) Zl. VI D 5100/1910.
[3397] SLA (Landesarchiv Salzburg), Lds.Reg. (Landesregierungsakten) Zl. VI D 9297/1891. – liegt bei Lds.Reg. (Landesregierungsakten) Zl. VI D 19664–1910. – SLA, Lds.Reg. VD D 3728–1911. – dazu Freinbichler, Regina: Der Einfluss der Vereine auf die Entwicklung Maxglans vom Dorf zum Stadtviertel. Diplomarbeit. Salzburg 2004.
[3398] Z. B. ein „Geselligkeits-Verein der Steiermärker in Salzburg“, SLA (Landesarchiv Salzburg), Lds.Reg (Landesregierungsakten) Zl. VI D 22025/1910.
[3399] SLA (Landesarchiv Salzburg), Lds.Präs. Zl. 3795/1906.
[3400] SLA (Landesarchiv Salzburg), Lds.Reg. (Landesregierungsakten) Zl. VI D 843/1912.
[3401] Weiss, Hedwig: Das „Rupertistüberl“ oder „Wappenstüberl“ im Gablerbräu. In: Salzburg Archiv 20 (1995), S. 233–268.
[3402] SMCA (Salzburger Museum Carolino Augusteum), Vereine, Touristen Geselligkeits Club „Alpinia“.
[3403] Gierse, Ludwig: Das Salzburger Tagebuch des Malers Baudri aus dem Jahre 1836. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde (MGSLK) 117 (1977), S. 269–370, hier S. 318.
[3404] Grieshofer, Franz J.: Die Lederhose. Kleine Kulturgeschichte des alpenländischen Beinkleids. Wien, München, Zürich 1978, S. 9.
[3405] Der von Vereinsmitgliedern eingelernte „Spezial-Steyrer mit Schuhplattler“ fand 1891 allgemeine Anerkennung. Seine Tanzgruppe wurde 1891 vom Deutschen und Österreichischen Alpenverein sowie 1893 vom „Deutschen Schulverein“ für ein Kinderfest in der Salzburger Brodhäuslau engagiert. Die gesellige Note wurde schließlich auch durch die Statutenerweiterung von 1907 durch die Aufgabe, die „alpinen Gebirgstänze seinen Mitgliedern zu lehren“ ergänzt.
[3406] Bericht des Ausschusses der Section Salzburg des Deutschen & Ost. Alpen-Vereines 1891. Salzburg 1892 über die Schlussfeier des Bergsteiger-Curses unter Beteiligung der „Untersberger Gesellschaft“.
[3407] 100 Jahr-Festschrift des Edelweiß-Clubs Salzburg. Salzburg 1983.
[3408] 100 Jahr-Festschrift des Edelweiß-Clubs Salzburg. Salzburg 1983, S. 78.
[3409] Ansprache 1887. In: 100 Jahr-Festschrift des Edelweiß-Clubs Salzburg. Salzburg 1983, S. 7.
[3410] Jahres-Bericht des Touristen-Gesellschaftsclub Alpinia, Erstattet in der Generalversammlung am 4. März 1897. Salzburg 1897. – Weitere gedruckte Jahresberichte bisher unauffindbar. – Protokollbuch 1901–1905 liegt im Vereinsarchiv; Sepp Radhammer: 35 Jahre Alpinia. Salzburg 1926. – I. Gebirgstrachten-Verein „Alpinia“ anläßlich des 60jährigen Bestandsjubiläums. Salzburg 1951.
[3411] SLA (Landesarchiv Salzburg), Lds.Reg. (Landesregierungsakten) Zl. VI D 1891–5520, liegt bei VI D–1921.
[3412] Statuten Lds.reg. (Landesregierung) VI D 1908–147; liegt bei 1931–18G 11162.
[3413] König, Manfred: Die Blasmusik im Lande Salzburg. In: Salzburger Landesfest 1990. 100 Jahre Brauchtumspflege. (= Schriftenreihe des Landespressebüros und der Salzburger Heimatpflege). Salzburg 1990, S. 59–63. – Birsak, Kurt; Manfred König: Das große Salzburger Blasmusikbuch. Wien 1983.
[3414] Loimer-Rumersdorfer, Ingrid; Margareta Efferdinger; Fritz Efferdinger; Helmut Adler; Hermann Hinterstoisser: Votivbilder von Maria Kirchenthal. (= Kniepaß-Schriften, NF 25). Unken 2001.
[3415] Zillner, Franz V.: Volkscharakter, Trachten, Bräuche, Sitten und Sagen. In: Die österreichische Monarchie in Wort und Bild. Oberösterreich und Salzburg. Wien 1889, S. 425–460.
[3416] Andree-Eysn, Marie: Volkskundliches aus den bayerisch-österreichischen Alpen. Braunschweig 1910, S. 175.
[3417] Adrian, Karl: Der Salzburger Bote. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde (MGSLK) 58 (1918), S. 199 ff.
[3418] Hutter, Ernestine: 100 Jahre Volkskundesammlung am SMCA (Salzburger Museum Carolino Augusteum). Vortrag in: Gesellschaft für Salzburger Landeskunde (G.f.S.LK) 24. März 2004. Vortragsbericht in Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. INFO. Nr.1/2004.
[3419] Protokollbuch der Alpinia.
[3420] Protokoll, SLA (Landesarchiv Salzburg), Lds.Reg. (Landesregierungsakten) Zl. VI D 12957/1901, liegt bei Landesregierung, Polizeiverwaltung 1920–1922.
[3421] Scope, Alma: Das Henndorfer Dirndl. Zur Entstehung eines Mythos. In: Kammerhofer-Aggermann, Ulrike; Alma Scope; Walburga Hass (Hg.): Trachten nicht für jedermann? Heimatideologie und Festspieltourismus dargestellt am Kleidungsverhalten in Salzburg zwischen 1920 und 1938. (= Salzburger Beiträge zur Volkskunde, Bd. 6). Salzburg 1993, S. 83–132.
[3422] Kammerhofer-Aggermann, Ulrike: Die Salzburger Landeskommission „betreffend Förderung und Hebung der Salzburger Eigenart in Tracht, Sitten und Gebräuchen“ und der Salzburger Landesanzug. In: Kammerhofer-Aggermann, Ulrike; Alma Scope; Walburga Hass (Hg.): Trachten nicht für jedermann? Heimatideologie und Festspieltourismus dargestellt am Kleidungsverhalten in Salzburg zwischen 1920 und 1938. (= Salzburger Beiträge zur Volkskunde, Bd. 6). Salzburg 1993, S. 25–49, hier S. 30.
[3423] SLA (Landesarchiv Salzburg), Lds.Reg. (Landesregierungsakten) Zl. VI D 3068/1911.
[3424] Statuten Lds.reg. (Landesregierung) VI D 147/1908; liegt bei 1931–18G 11162.
[3425] Kammerhofer-Aggermann, Ulrike: Die Anfänge der Salzburger Heimatwerks- und Heimatpflegeidee. In: Haas, Walburga (Hg.): Volkskunde und Brauchtumspflege im Nationalsozialismus in Salzburg. Referate, Diskussionen, Archivmaterial. Bericht zur Tagung am 18. und 19. November 1994 in der Salzburger Residenz. (= Salzburger Beiträge zur Volkskunde, Bd. 8). Salzburg 1995/96, S. 81–119.
[3426] Bericht der Polizeidirektion Salzburg vom 17. August 1923. SLA (Landesarchiv Salzburg), Lds.Reg. (Landesregierungsakten) Zl. VI D 19204–1923; liegt bei Lds.reg. Polizeiverwaltung 1920–1922.
[3427] Prodinger, Friederike: Die Entwicklung der historischen bäuerlichen und bürgerlichen Kleidung in Salzburg ab dem 18. Jahrhundert. In: Brandner, Susanne: Tracht. Überliefert – getragen – modernisiert. Eine Bibliographie zu Salzburger Kleid und Tracht. Festschrift für Friederike Prodinger zum 75. Geburtstag. (= Salzburger Beiträge zur Volkskunde, Bd. 3). Salzburg 1988, S. 59.
[3428] Kammerhofer-Aggermann, Ulrike: Vom Salzburger Flair zum Klischee. In: Kammerhofer-Aggermann, Ulrike; Alexander G. Keul (Hg.): ‚The Sound of Music‘ zwischen Mythos und Marketing. (= Salzburger Beiträge zur Volkskunde, Bd. 11). Salzburg 2000, S. 379–386, hier S. 379. – Hoffmann, Robert; Claudia Schöndorfer: Die Zelebration des Besonderen. Luxus-Event Salzburger Festspiele. In: Reith, Reinhold; Torsten Meyer (Hg.): „Luxus und Konsum“ – eine historische Annäherung. (= Cottbuser Studien zur Geschichte von Technik, Arbeit und Umwelt, Bd. 21). Münster, New York, München, Berlin 2003, S. 159–179, hier S. 166–170.
[3429] Stellungnahme vom 19. Mai 1900. Archiv der Republik Wien, Inneres, 22 Salzburg. Zl. 16094–1902.
[3430] SLA (Landesarchiv Salzburg), Lds.Präs. Zl. 1904/1901.
[3431] Jahres-Bericht der Männer-Ortsgruppe des Vereines „Südmark“ für das Jahr 1912, S. 4.
[3432] SLA (Landesarchiv Salzburg), Lds.Präs. Zl. 1865 und Zl. 1907–1893. – Beilage Bericht des Landesgendarmeriekommandos, Posten Grödig vom 20. Dezember 1893.
[3433] SLA (Landesarchiv Salzburg), Lds.Reg. (Landesregierungsakten) Zl. VI D 6310/1897.
[3434] SLA( Landesarchiv Salzburg), Lds.Reg. (Landesregierungsakten) Zl. VI D 12224/1910.
[3435] Neue Satzungen genehmigt am 15. März 1928, Lds.reg. (Landesregierung) Landes-Amtsdirektion 1928–4089.
[3436] Sängerbund Juvavia. Erster Tätigkeits-Bericht pro 1902/04, S. 9.
[3437] Hellmuth, Thomas: Salzarbeiterkultur. Die Funktion kultureller Traditionen im 19. Jahrhundert. In: Kammerhofer-Aggermann, Ulrike (Hg.): Bergbau. Alltag und Identität der Dürrnberger Bergleute und Halleiner Salinenarbeiter in Geschichte und Gegenwart. (= Salzburger Beiträge zur Volkskunde, Bd. 10). Salzburg 1998, hier S. 56.
[3438] Hiebl, Ewald: Auf halbem Weg in die Moderne. Soziale Absicherung und politische Partizipation der österreichischen Sozialarbeiterschaft zur Jahrhundertwende. In: Hellmuth, Thomas; Ewald Hiebl (Hg.): Kulturgeschichte des Salzes. 18. bis 20. Jahrhundert. Wien 2001, S. 221–240, S. 227–232.
[3439] SLA (Landesarchiv Salzburg), Lds.Präs. Zl. 2619/1904; liegt bei Zl. 445/1907.
[3440] Z. B. einen „Verschönerungs- und Fremdenverkehrs-Verein in Böckstein an der Tauernbahn“. SLA (Landesarchiv Salzburg), Lds.Reg. (Landesregierungsakten) Zl. VI D 17663/1910.
[3441] SLA (Landesarchiv Salzburg), Lds.Reg. (Landesregierungsakten) Zl. VI D 14418/1910. – SLA, Lds.Reg. Zl. VI D 305/1910.
[3442] Andree-Eysn, Marie: Volkskundliches aus dem bayerisch-österreichischen Alpengebiet. Braunschweig 1910, S. 175.
[3443] Gedicht Dezember 1904. (Universitätsbibliothek Salzburg 106.154 I).
[3444] SLA (Landesarchiv Salzburg), Lds.Reg. (Landesregierungsakten) Zl. VI D 4439/1910.
[3445] SLA (Landesarchiv Salzburg), Lds.Reg. (Landesregierungsakten) Zl. VI D 4439/1910.
[3446] SLA (Landesarchiv Salzburg), Lds.Präs. Zl. 2852/1901.
[3447] Amanshauser, Helmut: Salzburger Tracht und Wandervogel. In: Festschrift 50 Jahre Wandervogel in Salzburg. Salzburg 1963, S. 12f. – Ders.: Ein Junge erlebt die Gründung des Wandervogels. In: Festschrift 50 Jahre Wandervogel in Salzburg. Salzburg 1963, S. 5–6.